Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Videorecorder einstellen auch ohne Vectorscope?


von Olli Z. (z80freak)


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Ich habe ein Service Manual für meinen Panasonic FS200 VHS-Recorder in 
dem die Abgleichprozedur genau beschrieben ist. Das Gerät ist nun über 
25 Jahre alt und ich glaube ein Abgleich kann hier nicht schaden.

In der Anleitung wird Gebrauch von einem Vectorscope gemacht, damals 
noch alles analog versteht sich ;-)

Braucht man dieses zwingen oder geht es auch irgendwie anders mit 
gleichem Erfolg? Als Oszi habe ich nur ein altes Hameg HM203 und ein 
Rigol DS1054Z zur Verfügung. Evtl. geht es ja auch mit dem Rigol?

Auf ebay findet man Vectorscopes im Hobbybereich für 150-250€. Ich weiss 
nur nicht ob die noch was taugen... nicht das ich es damit noch 
schlimmer mache ;-)

Für ein paar Tipps von erfahrenen Radio-Fernsehtechnikern wär ich 
dankbar!
Ich will es nicht nur selbst machen, sondern vor allem auch was dabei 
lernen.

von Ralph B. (rberres)


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In der Serviceanleitung ist sicherlich eine liste der, für einen 
vollständigen Abgleich, benötigten Geräte und Hilfsmittel.

Man muss nicht zwingend genau die aufgeführten Geräte zur Verfügung 
haben, aber gleichwertige Geräte.

Abgesehen davon das man außer den notwendigen Geräte und Hilfsmitteln 
auch eine gehörige Erfahrung zum Abgleich benötigt, sollte man auch die 
Funktion der einzelnen Baugruppen und die Funktion des kompletten 
Gerätes vollständig verstanden haben.

Sonst kann man eigentlich nur mehr verschlimmbessern als verbessern.

Mit ein paar Tipps ist es hier, glaube ich, nicht getan.

Wenn du sowas noch nie gemacht hast, solltest du dir besser einen 
Fernsehtechniker suchen, der sowas hauptberuflich täglich gemacht hat.

Eine fachfremde Person ist hiermit hoffnungslos überfordert.

Ralph Berres

von Dietmar S. (Gast)


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Olli Z. schrieb:
> Ich habe ein Service Manual für meinen Panasonic FS200 VHS-Recorder in
> dem die Abgleichprozedur genau beschrieben ist. Das Gerät ist nun über
> 25 Jahre alt und ich glaube ein Abgleich kann hier nicht schaden.

Der läuft echt noch, ohne dass die Capstanwelle eiert? Ich würde da 
nichts verstellen, außer jemand hat vorher schon dran herumgedreht. Ohne 
Erfahrung machst Du es nur schlechter. Jedenfalls habe ich in meiner 
Zeit als RFT nie ein Vectorscope benötigt. Das hätte mein Chef auch nie 
bezahlt.

Wenn Du eine wirklich gute Bildqualität willst, empfehle ich einen 
Studiorecorder zu kaufen. Ich habe mir 2015 einen gebrauchten Panasonic 
AG-7700 für 170 Euro gekauft. Ob man die noch zu dem Preis oder 
überhaupt noch bekommt, weiß ich nicht. Du wirst Dich aber wundern was 
plötzlich aus einer alten Kassette herauskommt, obwohl sie vor 30 Jahren 
auf einem Homerecorder aufgenommen wurde.

von Ralph B. (rberres)


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Dietmar S. schrieb:
> Jedenfalls habe ich in meiner
> Zeit als RFT nie ein Vectorscope benötigt. Das hätte mein Chef auch nie
> bezahlt.

so ist es. Im übrigen, wenn man ein Vektorscope benutzen will, benötigt 
man auch ein Videosignal, welche genau die geforderten Farbvektoren 
bereitstellt.

im Normalfall wäre das ein Farbsignalgenerator, welches auser der 
Farbtreppe auch die R-Y , B-Y Felder bereitstellt.
Oder noch besser ein FUBK Testbildgenrator. Solche Videogeneratoren 
kosteten alleine schon neu mehrere Tausend DM.

Vektorscope wurden in erster Linie zum Abgleich von Farbkameras 
vorgeschrieben. Hierzu benötigt man aber auch ein Farbbild, welche  man 
abfotografieren konnte. Das Bild musste auch hier normgerechte Farben 
haben.

Ralph Berres

von Dietmar S. (Gast)


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Ralph B. schrieb:
> Oder noch besser ein FUBK Testbildgenrator. Solche Videogeneratoren
> kosteten alleine schon neu mehrere Tausend DM.

Vor einem Jahr lief in der Bucht eine B50cm x H30cm Kiste aus dem 
professionellen Bereich mit echtem FuBK-Testbild für 79€ ohne Gebot aus. 
Hinterher habe ich mich geärgert, dass ich nicht zugeschlagen habe. Das 
wäre ein echtes Schnäppchen gewesen.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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In all den Jahren als Videorecorder Schrauber habe ich nie ein 
Vektorskop benötigt. Zum einen bringt das Drehen nichts, zum anderen 
reicht ein  Oszilloskop und der Vergleich mit einem guten 
Farbbalkengenerator, oder eben ein FuBK Testbild mit den beiden 
Testfeldern für R-Y und B-Y.

Viel wichtiger ist die einwandfreie Mechanik des Laufwerkes.

Dietmar S. schrieb:
> Hinterher habe ich mich geärgert, dass ich nicht zugeschlagen habe.

Professionelle Videorecorder wie z.B. der Sony DVW-500P Digibeta liefern 
auf Wunsch einen Haufen an Testbildern, also nicht nur 75% und 100% 
Bars, sondern auch Bursts usw. Die Dinger gibts mittlerweile günstig. 
Ich habe bei meinem noch gar nicht alle Testbildoptionen durchprobiert.
Ausserdem hat das Ding FBAS, Component und SDI Ausgänge, so das so gut 
wie jedes Testobjekt angeschlossen werden kann.

: Bearbeitet durch User
von Robert K. (Firma: Zombieland) (rko)


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Olli Z. schrieb:
> Ich habe ein Service Manual für meinen Panasonic FS200 VHS-Recorder in
> dem die Abgleichprozedur genau beschrieben ist. Das Gerät ist nun über
> 25 Jahre alt und ich glaube ein Abgleich kann hier nicht schaden.
never change a running system - warum willst Du komplizierte 
Abgleicharbeiten ausführen, wenn das nicht notwendig ist?
Ansonsten mußt Du eben improvisieren, mit einer Testcassette bzw. 
Original-Kaufcassette abgleichen, etc.

von Olli Z. (z80freak)


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Ich vergas zu erwähnen das ich eine Original Panasonic Test-Kassette 
habe auf der auch s/w und farb Testbilder drauf sind.

von Ralph B. (rberres)


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Olli Z. schrieb:
> Ich vergas zu erwähnen das ich eine Original Panasonic Test-Kassette
> habe auf der auch s/w und farb Testbilder drauf sind.

trotzdem würde ich nicht ohne Not dran herumschrauben.

Ralph Berres

von Olli Z. (z80freak)


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Ralph B. schrieb:
> trotzdem würde ich nicht ohne Not dran herumschrauben.
Ich will ja erstmal nicht wie ein blöder daran rumdrehen, sondern in 
erster Linie mal nachmessen ob alles noch in den vorgegebenen 
Richtwerten liegt.

von Ralph B. (rberres)


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Olli Z. schrieb:
> Ich will ja erstmal nicht wie ein blöder daran rumdrehen, sondern in
> erster Linie mal nachmessen ob alles noch in den vorgegebenen
> Richtwerten liegt.

wenn du die Qualität des wiedergegebenen Videosignales ernsthaft 
vermessen willst, wirst du vom Glauben abfallen. Die ganzen Konsumgeräte 
sind mehr oder weniger auf Kante gestrickt. Da ist man froh wenn ein 
halbwegs akzeptables stabiles Bild herauskommt, was nicht zu unscharf 
ist und nicht zu sehr rauscht.

Wenn du professionelle Qualität haben willst, dann must du auch 
professionelles Gerät verwenden, wie die Rundfunkanstalten es auch tun.

Diese ganze Schrägspurkacke funktioniert doch nur beim ersten mal 
abspielen wirklich brauchbar. Je öfters man abspielt desto mehr wird das 
Band ein bischen gedehnt, und die schrägen Spuren verändern ihren 
Spurwinkel, so das sie am Anfang und Ende nicht mehr getroffen werden. 
Die Datrecorder hatten da auch so ihre Probleme.

Die wirklich professionellen Geräte verwenden querspuraufzeichnung auf 
einen 2 Zoll Band. Das heist heute auch nicht mehr. Heute wird auf 
Festspeicher digital gespeichert.

Ralph Berres

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Ralph B. schrieb:
> Die wirklich professionellen Geräte verwenden querspuraufzeichnung auf
> einen 2 Zoll Band.

Naja, da hast du aber etwa 20 Jahre Entwicklung verschlafen. Querspur 
wurde schon Ende der 80er nicht mehr verwendet. Und mit Digital Betacam 
wurde ein System verwendet, die die Qualität der alten 2" Maschinen um 
Längen schlug - auf 1/2" Band mit Schrägspur mit 4 digitalen 
Audiokanälen.
Heute wird portabel z.B. XDCam 50GB oder SSD Array verwendet.

> trotzdem würde ich nicht ohne Not dran herumschrauben.

Ich auch nicht. Mach das Laufwerk sauber, wenn du 10 Cassetten durch 
hast,  und gut isses.

von Robert K. (Firma: Zombieland) (rko)


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Olli Z. schrieb:
> Ich will ja erstmal nicht wie ein blöder daran rumdrehen, sondern in
> erster Linie mal nachmessen ob alles noch in den vorgegebenen
> Richtwerten liegt.
Du kannst ja vorher Einstell-Markierungen machen und dann Potis,etc. 
leicht verdrehen und schauen ob sich das beim Bild/Ton bemerkbar macht 
und wenn ja wie.
Wenn Du ein Service Manual hast bist Du im Vorteil :-)

Ralph B. schrieb:
> wenn du die Qualität des wiedergegebenen Videosignales ernsthaft
> vermessen willst, wirst du vom Glauben abfallen. Die ganzen Konsumgeräte
> sind mehr oder weniger auf Kante gestrickt. Da ist man froh wenn ein
> halbwegs akzeptables stabiles Bild herauskommt, was nicht zu unscharf
> ist und nicht zu sehr rauscht.
das reicht doch völlig aus und die Qualität ist eben durch das VHS-Band 
definiert, daran kannst Du auch mit Profigeräten nichts großartig mit 
einer Standard-Cassette ändern ... es sei denn anderes Kassettenformat 
oder höhere Aufnahme/Abspielgeschwindigkeit wie bei Betacam - die 
Profigeräte sind vor allen auf 24/7 ausgelegt und deswegen robuster.
Davon abgesehen wurde im Profibereich mehr oder weniger Betacam 
verwendet.
Die Konsumer Betamax Recorder waren gegenüber VHS schon vom Bild her 
besser aber leider auch anfälliger.

von Dietmar S. (Gast)


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Robert K. schrieb:

> das reicht doch völlig aus und die Qualität ist eben durch das VHS-Band
> definiert, daran kannst Du auch mit Profigeräten nichts großartig mit
> einer Standard-Cassette ändern

Die Kassette wird sicher nicht besser, aber die Bildqualität eines 
VHS-Profigerätes ist um Welten besser, als bei einem Gerät für den 
Heimgebrauch. Selbst bei Kassetten die mit einem einfachen Homerecorder 
bespielt wurden. Ich habe mal eine VHS-Kassette vom ZDF bekommen, die 
war, ich will jetzt nicht sagen in DVD-Qualität, das wäre ja Unsinn, 
aber für VHS-Verhältnisse (nicht mal S-VHS) gestochen scharf.

von Soul E. (Gast)


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Tek 1740A oder 1750A gibt es doch immer wieder mal für 50 Euro bei Ebay. 
Wenn ich mich ernsthaft mit historischer Videotechnik beschäftigen 
würde, dann würde ich mir schon aus Prinzip so ein Ding hinstellen. Ist 
doch Hobby :-))

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Dietmar S. schrieb:
> aber die Bildqualität eines
> VHS-Profigerätes ist um Welten besser, als bei einem Gerät für den
> Heimgebrauch.

Das kann ich bestätigen. Ich hatte ein Studioplayer von JVC für 
Standard-VHS und der hat ein wunderbares Bild produziert. Leider 
wirklich nur ein SP Player ohne Hifi, so das ich ihn irgendwann zerlegt 
habe - denn das war ein 19" Trumm mit etwa 60cm Tiefe und 5 HE.

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