Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Oszillierende Spannungsstöße bei analogem Sensorsignal für Psoc5


von Dirk M. (dirk_munder)



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Ich habe einen ziemlich massiven Sensor aus zwei identischen Spulen um 
Permanentmagneten. Auf diese Weise sollen bei Überfahrt eines 
Metallstücks zwei Sinuswellen hintereinander erzeugt werden (Amplitude 
30mV bis 6V, je nach Geschwindigkeit und Metallmasse). Die Spulen möchte 
ich mit dem Analogeingang eines PSOC5 verbinden und dann mit 
Komparatoren die Sinuswelle auswerten. Dazu habe ich ein kleines 
Schnittstellenboard entwickelt, das den Spannungspegel auf ca. 0,9 V 
anhebt und die Amplituden über N4148 Dioden begrenzt.

Problem: Ich erhalte in unregelmäßigen Abständen oszillierende 
Spannungsstöße. Das passiert aber immer nur auf einer Leitung, nie auf 
der anderen. Ein Tausch des Sensors gegen ein anderes Exemplar bringt 
nichts. Die Schaltung ist absolut symmetrisch aufgebaut. Woran kann das 
liegen?

von Günni (Gast)


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Ist die Länge der Zuleitungen unterschiedlich?

Wenn man die Sensoren mitsamt ihren Zuleitungen gegeneinander 
vertauscht, wandert dann der Fehler mit dem Sensor oder ist er von Ort 
des Sensors abhängig? Es können ja im Untergrund unter der 
Sensorposition Leitungen o.ä. liegen, die die Oszillationen erzeugen.

von Klaus R. (klara)


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Dirk M. schrieb:
> Ich erhalte in unregelmäßigen Abständen oszillierende
> Spannungsstöße.

Ich würde diese Störstrahlung zunächst näher untersuchen.

Dirk M. schrieb:
> bei Überfahrt eines
> Metallstücks zwei Sinuswellen hintereinander erzeugt werden (Amplitude
> 30mV bis 6V, je nach Geschwindigkeit und Metallmasse).

Tritt diese Störstrahlung auch ohne erzeugte Sinuswellen auf?
Die Spulen könnten natürlich auch als Antennen für Störstrahlung dienen.

Dirk M. schrieb:
> Ich habe einen ziemlich massiven Sensor aus zwei identischen Spulen um
> Permanentmagneten.

Was heißt hier "massiver Sensor"? Wie sieht der Wickelkörper aus?
Jede Induktivität hat auch eine Eigenresonanz. Vielleicht liegt ja Deine 
Störstrahlung im Bereich der Eigenresonanz.

Eine weitere Möglichkeit der oszillierenden Spannungsstöße könnten die 
Dioden sein. Allerdings ist eine 1N4148 sehr schnell und und ist nicht 
so schwingungsempfindlich. In Schaltnetzgeräten schaltet man 
gelegentlich auch Löschglieder parallel zur Diode. Das ist letztlich ein 
Snubber, Kondensator & Widerstand in Reihe, abgestimmt auf die 
oszillierende Spannung.

Letztlich wäre ein Filter die Endlösung falls die anderen Massnahmen 
nicht richtig greifen. Hier kommt es wieder auf die Frequenz der 
Störungen an.

Also, wie sehen denn die Störungen im Detail aus?
mfg Klaus

von Dirk M. (dirk_munder)


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Danke für eure Antworten!

Der Sensor ist sehr massiv und hängt an der Schiene, um ein 
überfahrendes Rad zu erkennen. Die Leitungslänge beträgt ca. 50 cm.

Klaus R. schrieb:
> Dirk M. schrieb:
>> Ich erhalte in unregelmäßigen Abständen oszillierende
>> Spannungsstöße.
>
> Ich würde diese Störstrahlung zunächst näher untersuchen.
Was kommt als Störstrahlung in Frage? Die 10V werden über ein TPS61093 
Step-up-Wandler mit einer 10uH Spule erzeugt. Ansonsten gibt es im 
Umkreis nichts, was schwingt.
>
> Dirk M. schrieb:
>> bei Überfahrt eines
>> Metallstücks zwei Sinuswellen hintereinander erzeugt werden (Amplitude
>> 30mV bis 6V, je nach Geschwindigkeit und Metallmasse).
>
> Tritt diese Störstrahlung auch ohne erzeugte Sinuswellen auf?
> Die Spulen könnten natürlich auch als Antennen für Störstrahlung dienen.
Wie man auf dem Oszibild (Messpunkt GPIO 1/2) sehen kann, kommt die 
Störung vor der Welle, während und auch dahinter. Im Labor kann ich das 
mit den kleinen Massen nicht nachstellen. Es ist auch so, dass die 
Störung nicht zu jeder Welle kommt sondern sporadisch. Interessant ist, 
dass es immer nur ein und derselbe Kanal betroffen ist. Man würde ja 
eher vermuten, dass es beiden Kanälen auftritt, weil die Schaltung 
symmetrisch ist.
>
> Dirk M. schrieb:
>> Ich habe einen ziemlich massiven Sensor aus zwei identischen Spulen um
>> Permanentmagneten.
>
> Was heißt hier "massiver Sensor"? Wie sieht der Wickelkörper aus?
> Jede Induktivität hat auch eine Eigenresonanz. Vielleicht liegt ja Deine
> Störstrahlung im Bereich der Eigenresonanz.
Die Eigenresonanz kenne ich nicht.
>
> Eine weitere Möglichkeit der oszillierenden Spannungsstöße könnten die
> Dioden sein. Allerdings ist eine 1N4148 sehr schnell und und ist nicht
> so schwingungsempfindlich. In Schaltnetzgeräten schaltet man
> gelegentlich auch Löschglieder parallel zur Diode. Das ist letztlich ein
> Snubber, Kondensator & Widerstand in Reihe, abgestimmt auf die
> oszillierende Spannung.
>
> Letztlich wäre ein Filter die Endlösung falls die anderen Massnahmen
> nicht richtig greifen. Hier kommt es wieder auf die Frequenz der
> Störungen an.
>
> Also, wie sehen denn die Störungen im Detail aus?
Was genau müsste man dort anschauen?
> mfg Klaus

von Helge (Gast)


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Ist das sicher kein Softwareproblem? Sowas wie reinitialisieren des 
Eingangs?

von Andreas V. (blaerbi)


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Noch ein paar Fragen und Bemerkungen:

Beim testweisen Austausch des Sensors wurde nur der Sensor, aber kein 
Teil der Schutzbeschaltung mit getauscht?

Hast du die Funktion der Tiefpassfilter überprüft? (Testweise Rechteck 
anlegen...)

Die Tiefpassfilter haben eine sehr hohe Eckfrequenz im Vergleich zum 
Nutzsignal, das sollte korrigiert werden. Die Zeitkonstante darf ruhig 
mindestens hundertmal so hoch sein...

D0 und D1 zeigen die Ausgänge der Komparatoren, nehme ich an. Du 
betreibst die - wenn ich das richtig sehe - mit Hysterese, das ist schon 
mal gut ;-)

Blaerbi

von Klaus R. (klara)


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Dirk M. schrieb:
>> Also, wie sehen denn die Störungen im Detail aus?
> Was genau müsste man dort anschauen?

Du hast als Oszi einen PICO verwendet. Die bieten offensichtlich auch 
gute Geräte an. Die oszilierenden Störungen sehe ich nur als senkrechte 
Striche. Damit kan man nur sehr weinig anfangen. Versuche ein 
Wellenpaket so aufzulösen das man die Details erkennt. Es müssten 
eigentlich auch Sinusschwingungen sein. Vielleicht gibt es auch 
Überlagerungen. Jedenfalls sollte man dann die Frequenz der Schwingungen 
erkennen können. Das wäre sehr wichtig.

Was könnte die Ursache der Schwingungen sein?
Man müßte mal mit einem Mikrofon die Geräusche in der Schiene aufnehmen. 
Gegenüber Deinem Meß-Nutzsignal sind die Störungen deutlich 
hochfrequenter. Durch die Last der Räder auf der Schiene könnten sehr 
kurze Knackgeräusche ausgelöst werden. Vielleicht spielen hier auch die 
Radlager eine Rolle.

Wie kommt man weiter?
Wenn man die Ursache nicht ermitteln kann oder beseitigen kann, dann 
müssen Tiefpassfilter eingesetzt werden. Hierzu benötigt man natürlich 
die Frequenz der oszillierenden Spannungsstöße und die Frequenz des 
Nutzsignals.

Die Frequenz des Nutzsignals müßte eigentlich sehr tief sein. Sie könnte 
unter 10 Hz liegen

Ein Filter dimensionieren.
Je größer der Unterschied zwischen Störfrequenz und Nutzfrequenz desto 
einfacher wird das Filter. Du hast Angaben zur Spannung des Nutzsignals 
gemacht.

>Amplitude 30mV bis 6V, je nach Geschwindigkeit und Metallmasse

Dieser Bereich erhöht die Ansprüche an das Tiefpassfilter wieder. 6 V / 
30 mV = 200 = 46 dB.

Jetzt kommt alles auf die Frequenz der Störungen an.

Die 30 mV entstehen bei der geringsten Nutzfrequenz. Sagen wir mal, wir 
haben da 1 Hz. Oktaven sind Verdoppelungen. Die 8. Verdoppelung von 1 Hz 
ist 256. Hat die Störfrequenz 256 Hz, so hat
1
- ein Filter mit  6 dB/ Oktave =  6 dB * 8 =  48 dB Dämpfung. 1. Ordnung
2
- ein Filter mit 12 dB/ Oktave = 12 dB * 8 =  96 dB Dämpfung. 2. Ordnung
3
- ein Filter mit 18 dB/ Oktave = 18 dB * 8 = 144 dB Dämpfung. 3. Ordnung
Das sieht schon einmal recht positiv aus.

Hier mal ein Link zu aktiven Filter der ersten und zweiten Ordnung.
https://www.electronics-tutorials.ws/de/filtern/aktiver-tiefpassfilter.html

Die 6 V entstehen bei der höchsten Nutzfrequenz. Sagen wir mal, wir 
haben da 16 Hz. Hat die Störfrequenz 256 Hz so haben wir nur 4 
Verdopplungen zu 256 Hz der Störfrequenz.
1
- ein Filter mit  6 dB/ Oktave =  6 dB * 4 = 24 dB Dämpfung. 1. Ordnung
2
- ein Filter mit 12 dB/ Oktave = 12 dB * 4 = 48 dB Dämpfung. 2. Ordnung
3
- ein Filter mit 18 dB/ Oktave = 18 dB * 4 = 96 dB Dämpfung. 3. Ordnung
OK.

Jetzt brauchen wir die Spannungen der Störfrequenzen. Ich sehe im 
Diagramm nur in der Mitte der zwei Sinuswellen zwischen 915 mV und 840 
mV einen Peek, der hat dann 75 mV. Nehmen wir mal wir hätten hier den 
sehr ungünstigen Fall, Nutzfrequenz 1 Hz, Nutzspannung 30 mV.

Um von 75 mV auf 30 mV zu kommen, brauchen wir 75 mV / 30 mV = 2,5 * 8,0 
dB Dämpfung der Störfrequenz. Zum Messen planen wir einen Störabstand 
von 20 dB ein. So muss die Störfrequenz um 20 dB + 8 dB = 28 dB gedämpft 
werden.

Da wir hier bei der Nutzfrequenz von 1 Hz sind, 256 Hz Störfrequenz 
haben, genügt hier ein sogar ein Filter 1. Ordnung mit 6 dB/ Oktave und 
haben sogar 48 dB Dämpfung.

Nehmen wir mal an, wir hätten den günstigeren Fall, Nutzfrequenz 16 Hz, 
Nutzspannung 6 V, Peek der Störung 75 mV.

Wir haben hier schon ohne Filter einen Störabstand von 6 V / 75 mV = 80 
~ 38 dB. Dafür benötigen wir eigentlich keinen Filter zur Bedämpfgung 
des Störsignals.

Nur, die 6 V willst Du ja über 1N4148 Dioden begrenzen. Würden die 6 V 
auf 0,7 V abgeschnitten, so bleibt die Störung noch weiterhin auf 75 mV. 
In diesem Fall beträgt der Störabstand immer noch das ca. 10 fache, also 
20 dB.

OK. Das war nur eine Gegenrechnung die zeigt das eine hohe Nutzspannung 
günstig gegenüber Störungen ist, insofern die die Störungen konstante 
Amplituden haben.

Ein Filter 1. Ordnung wird erforderlich sein. Ich würde das GPIO - 
Signal auf einen OPV gehen lassen und dahinter das RC-Filter anordnen. 
Mit dem OPV hast Du eine definierte Eingangsimpedanz für das Filter, die 
man mit 1 Ohm annehmen an. Es ist nämlich ein beliebter Fehler den 
Innenwiderstand der Signalquelle nicht zu beachten. Wenn der PSOC5 
Analogeingang auch einen kleinen Eingangswiderstand hat, dann brauchst 
du noch einen zweiten OPV zum entkoppeln.

So, das war das wesentliche. Liefere mal die fehlenden Daten.

Oszilierende Störungen
----------------------
Spannungen, Frequenz, sind die Werte konstant oder abhängig von der 
Geschwindigkeit der Räder?

Messwerte
---------
Spannungen sind bekannt, Frequenzen fehlen noch.

mfg klaus

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