Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Kann man einen ausgelöteten CPLD noch mal verwenden ?


von Jürgen Stolz (Gast)


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Hallo,
ich bin relativ neu im Löten von SMD und habe mir einen Bausatz für eine 
Erweiterungskarte gekauft, wo ein CPLD die Hauptarbeit macht.

Es ist diese: 
https://www.tindie.com/products/bobsbits/flickerfixerscandoubler-pcb-for-amiga-2000/
Karte und ich habe wegen der "Schwierigkeit" mit dem CPLD angefangen.
Das Einlöten ging eigentlich recht gut und ich hatte nach rund 10 
Minuten den Chip auf der Platine ohne Brücken.

Leider habe ich dann festgestellt, dass ich den um 90° verdreht 
aufgelötet habe, weil ich eine kleine Vertiefung am Gehäuse für die 
Markierung mit dem Kringel auf der Platine gehalten habe.

Ich habe dann mal in verschiedenen Amiga-Foren gestöbert und da hat dann 
jemand (ein Engländer oder Australier) geschrieben, dass er wohl auch so 
ein ein Problem hatte und den CPLD mit einem Heißluftfön mit 400° (C? 
F?) abgelötet hat und dann einen neuen draufgelötet.

Ich habe nun das Problem, dass mein CPLD schon programmiert gewesen ist 
(So hat der Verkäufer auf eBay Kleinanzeigen zumindest geschrieben).
Ich kann keine CPLD programmieren.

Ich habe es dann mit dem Steinel Heißluftfön bei 350°C und langsam von 
Oben kreisend, bis auf ca. 5 cm über die Platine mal versucht. Den CPLD 
konnte ich dann ganz leicht zur Seite wegschieben. Es ist ein 
XC95144XL-TQ100.

Kann ich den weiterverwenden, wenn ich den nochmal richtig auflöte oder 
ist der durch das Ablöten mit Heißluft kaputtgegangen ?

von Frank K. (fchk)


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Jürgen Stolz schrieb:

> Kann ich den weiterverwenden, wenn ich den nochmal richtig auflöte oder
> ist der durch das Ablöten mit Heißluft kaputtgegangen ?

Du hast eine Wahrscheinlichkeit größer 0, dass der Chip heile geblieben 
ist. Sicher weiß man es erst nach dem korrekten Bestücken und 
Inbetriebnahme der Leiterplatte, aber einen Versuch ist es wert.

fchk

von mark space (Gast)


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Darauf wird Dir wohl hier niemand eine sichere Antwort geben können. Ich 
mach das immer mit dem Baumarkt-Heißluftgebläse von der Unterseite der 
Platine, und da ist mir noch nie was bei kaputt gegangen.
Aus dem Bauch heraus würde ich also sagen: Es besteht noch Hoffnung!

von Achim M. (minifloat)


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Jürgen Stolz schrieb:
> Ich habe es dann mit dem Steinel Heißluftfön bei 350°C und langsam von
> Oben kreisend, bis auf ca. 5 cm über die Platine mal versucht. Den CPLD
> konnte ich dann ganz leicht zur Seite wegschieben.

Super gelaufen. Wie lange hast du den heizen müssen?

mfg mf

von Karadur (Gast)


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Try and error. Welche Alternative hast du?
Ich würde mit Entlötlitze die PADs säubern und dann neu anlöten.

Falls PADs defekt sind Leerplatine bestellen und damit versuchen.

von René F. (Gast)


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Wenn er nicht schon beim einlöten den Hitzetod gestorben ist, könnte er 
noch funktionsfähig sein. Wenn dir das Missgeschick erst aufgefallen 
ist, nachdem der Chip Spannung gesehen hat, denke ich ist er hinüber.

von Olaf (Gast)


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> Kann ich den weiterverwenden, wenn ich den nochmal richtig auflöte oder
> ist der durch das Ablöten mit Heißluft kaputtgegangen ?

Es haengt ein bisschen von deinen Faehigkeiten habe. Ich bin aber
schon positiv ueberrascht das dir beim erstenmal die Platine
nicht braun geworden ist. :-)
Unter diesen Voraussetzungen wuerde ich erwarten das der CPLD
mit >90% Wahrscheinlichkeit noch funktioniert.

Olaf

von wosnet (Gast)


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Meiner Erfahrung nach überhaupt kein Problem, den wiederzuverwenden.
Hatte da schon gelegentlich mehrere Heißluftzyklen mit QFN-Chips durch, 
bis alle Kontakte gut verbunden waren, und die Chips funktionierten 
immer ganz normal.

von HildeK (Gast)


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René F. schrieb:
> Wenn dir das Missgeschick erst aufgefallen
> ist, nachdem der Chip Spannung gesehen hat, denke ich ist er hinüber.

Ja, aber wie ich es verstehe, hat er den Chip als erstes eingelötet und 
dann ist ihm der Fehler aufgefallen. Da war vermutlich noch keine 
Stromversorgung dran.

Jürgen Stolz schrieb:
> Kann ich den weiterverwenden, wenn ich den nochmal richtig auflöte oder
> ist der durch das Ablöten mit Heißluft kaputtgegangen ?

Wenn du das einigermaßen zügig geschafft hast und vor allem die Pins 
erwärmt hast und nicht das Gehäuse an sich, dann ist die Chance gegeben.

von Jürgen Stolz (Gast)


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Also das hört sich schon mal ermutigend an.
Wie lange hat das Löten gedauert?
Weiß ich nicht wirklich. Aber ich habe da so eine gelbliche 
Flußmittelpaste aus eBay benutzt und den Chip mit einem Beinchen 
angelötet, dann haben alle anderen Beinchen gepasst und beim 
Drüberziehen mit wenig Lötzinn haben die eigentlich erstaunlich einfach 
Zinn angenommen und ich musste nur an einer Ecke mit so einem 
Lötzinnabsauggewebe 2 kleine Brücken absaugen.
Also hat das Einlöten vielleicht 4 oder 5 Minuten gedauert. Aber in der 
Zeit hatte der Lötkolben nicht immer Kontakt zu den Beinchen. Der Chip 
ist auch nicht warm geworden. Ich habe den mit rechts gelötet und mit 
links dem Zeigefinger auf die Platine gedrückt, damit alle Beinchen auch 
auf den Pads liegen.

Das Ablöten hat auch nicht lange gedauert. Natürlich habe ich dabei 
nicht auf die Uhr geschaut, aber so 30 sec. habe ich etwa eine Hand 
breit (hochkannt) in größeren Kreisen die Platine und den CPLD langsam 
aufgewärmt und dann ziemlich zügig mit kreisenden Bewegungen ohne 
stillzuhalten versucht mehr am Rand des Chips als mittendrauf den 
aufzuwärmen und immer mit der Pinzette ein wenig angestupst um den 
Moment zu finden, wenn ich den wegschieben kann.
Keine Ahnung, aber vielleicht 1 - 2 Minuten zusammen.
Kurz nach dem Runterschieben konnte ich den Chip schon wieder anfassen 
und mit anschauen ob ich Beinchen verbogen habe.
Ich habe nur 2 Beinchen verdrückt, die waren mit der Pinzette unter der 
Lupe aber schnell wieder gerade.

Was ist Entlötlitze ?
Ich habe so 10 cm Kupfergewebe in dem Teilesatz dabeigekriegt, dass ist 
für die Brücken wegzumachen, wenn man die IC mit den vielen Pins lötet.

Die Pads sind relativ sauber. Ich glaube, wenn ich da nochmal von dieser 
Flußmittelpaste draufmache und beim Anlöten mit dem Finger schön 
gleichmäßig drücke, dann sollte der CPLD sich wieder anlöten lassen.
Wollte nur sichergehen, bzw. wissen ob ich mir den Streß mit dem CPLD 
nochmal antun soll oder ob ich besser die 12 Euro für einen neuen, 
Programmierten investiere.

Spannung war noch nicht dran. Es war bisher nur diese eine Chip auf der 
Platine angelötet ... dafür aber falsch im ersten Anlauf.

von Karadur (Gast)


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Entlötlitze ist das Kupfergeflecht.

Dann viel Erfolg.

von ... (Gast)


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Man haette es auch gehoert wenn er zu feucht gewesen waere
beim ausloeten. So ein feuchter Kaefer macht dann "Plopp".

von HildeK (Gast)


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Jürgen Stolz schrieb:
> Die Pads sind relativ sauber. Ich glaube, wenn ich da nochmal von dieser
> Flußmittelpaste draufmache und beim Anlöten mit dem Finger schön
> gleichmäßig drücke, dann sollte der CPLD sich wieder anlöten lassen.

Deine Beschreibung vom Entlöten hört sich durchaus gut an; das hast du 
richtig gemacht. Der Chip hat es mit hoher Wahrscheinlichkeit überlebt.
Zu den Lötresten auf den Pads:
1. sei vorsichtig, dass sich die Pads nicht lösen, wenn du sie erneut 
erwärmst. Zügig arbeiten, nicht lange braten.
2. entferne dick verbliebenes Zinn mit Flussmittel und der Entlötlitze, 
so dass der Chip danach auch einigermaßen eben und gleichmäßig aufliegt. 
Natürlich dürfen die Pads danach verzinnt aussehen! Auch hier wieder: 
nicht lange braten!
3. Chip auflegen und eine Ecke anlöten, dann ggf. etwas ausrichten und 
gegenüberliegende Seite heften. Das geht vermutlich bereits mit dem 
verbliebenen Zinn auf den Pads.

Jürgen Stolz schrieb:
> Ich habe so 10 cm Kupfergewebe in dem Teilesatz dabeigekriegt, dass ist
> für die Brücken wegzumachen, wenn man die IC mit den vielen Pins lötet.

Die Brücken verschwinden auch mit Hilfe von Flussmittel und z.B. einer 
breiten Lötkolbenspitze. Kurz heiß machen und die breite Spitze von den 
Pins zügig wegziehen. Mit der Sauglitze kann es sein, dass die Pins 
danach etwas zu wenig Zinn haben.

von Jürgen Stolz (Gast)


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Dann muss ich doch eine Misserfolgsmeldung machen.

Der CPLD ließ sich noch besser anlöten, als beim ersten mal.
Dieses goldene ENIG, so nennen die das wohl, hatte im ersten Anlauf ganz 
schön rumgemädelt. Also, CPLD auf die Platine, diese beiden RAM-Chips 
waren dann nicht mehr so entspannt, weil die Abtände etwa 1 mm zu kurz 
waren und ich da ganz schön herumfeudeln musste, bis alle Pins an den 
Teilen fest waren. Aber auch unter 5 Minuten pro Chip.

Ich habe x-Mail drübergeschaut, immer wieder auch mit einer größeren 
Lupe über alle Lötstellen und auch hier und da mal nachgelötet.

Leider habe ich irgendwo doch noch auf der Platine ein Problem.
Wenn ich an dem VGA Stecker wackel, stürzt der Amiga 2000 ab.

Auch wenn ich nur mit dem Finger einzelne Bauteile also das RAM auf 
diesem Flickerfixer oder den CPLD drücke oder darauf klopfe, stürzt der 
Amiga 2000 ab.

Ich werde dann wohl doch mal herumfragen müssen, wer ein Mikroskop hat 
und vielleicht noch einen losen Pin findet oder eine gelöste Leiterbahn.

@HildeK Auch wenn man sagt, dass auf Youtube meist nur Mist in den DIY 
Tutorials gezeigt wird ... Ich habe mir Videos von bwack, tronixfix und 
eine ganze Menge andere Videos angeschaut, die bei SMD Rework angezeigt 
wurden.

Robert Grasböck hat das Tutorial für den EasyFlash 3 Adapter in Youtube. 
Da bin ich hingeraten, weil das Easy Flash 3 zufällig den gleichen CPLD 
hat.
Die Videos von dem zeigen für meine Begriffe richtig gut und für 
Anfänger, wie man SMD lötet.

Das mit dem Platzen und dem "Bake for 10 Min. at 85°C if color of the 
strip is (hier ein Farbfeld in Pink einblenden)" habe ich aus dem 
Beiblatt von Mouser.
Ausserdem wenn man "Heißluft" "Reflow", "SMD" mit dem Zusatz 
"site:mikrocontroller.net" in Google eingibt .... Dann ließt man zwar 
bis zu 75% wie sich die Mitglieder anmachen und beschimpfen ... aber 
dazwischen kann man richtig viel lernen. Hier scheinen ja wirklich auch 
Profis und Gewerbliche mit Jahrzehntelanger Erfahrung unterwegs zu sein.
Dann braucht es nur noch einen Samstag Nachmittag und einen 
Sonntagvormittag um das Alles zu lesen und dann mit wackeligen Knien und 
ganz vorsichtig mal auszuprobieren.

Ihr habt mir alle mit eueren Einschätzungen und den Infos drumherum 
richtig viel weiterhegoholfen.
Danke dafür.

Ich hoffe, ich werde die "kalte Lötstelle" (Nennt man das so?) auf der 
Platine finden und kann dann endlich mit dem Amiga2000 auf einem VGA 
Monitor arbeiten. Der Commodore 1084s Monitor macht mir immer mehr 
Angst, wenn der laut piepsend das Bild auf einen kleinen Punkt in der 
Mitte macht und so komisch nach verbranntem Staub riecht, bis man mit 
der flachen Hand oben drauf klopft.

von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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Jürgen Stolz schrieb:
> Der Commodore 1084s Monitor macht mir immer mehr
> Angst, wenn der laut piepsend das Bild auf einen kleinen Punkt in der
> Mitte macht und so komisch nach verbranntem Staub riecht, bis man mit
> der flachen Hand oben drauf klopft.

Ich kenne mich mit den Commodore-Sachen nicht aus und werde nicht nach 
dem Typ gurgeln, aber wenn das ein Röhren-Monitor ist, könntest Du auch 
dort nach einer schlechten (oder gar mehreren) Lötstelle(n) schauen, 
besonders im Netzteil und in den Ablenkstufen. Besonders an hoch 
belasteten Bauteilen (Lastwiderstände, Induktivitäten, 
Leistungstransistoren) schauen. Wenn der Fehler durch klopfen 
herbeigeführt und/oder beseitigt werden kann, hast Du eine gute Chance, 
den Fehler zu finden.

Viel Erfolg!

von HildeK (Gast)


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Jürgen Stolz schrieb:
> Das mit dem Platzen und dem "Bake for 10 Min. at 85°C if color of the
> strip is (hier ein Farbfeld in Pink einblenden)" habe ich aus dem
> Beiblatt von Mouser.

Wenn das Farbfeld pink ist, ist das ein Hinweis für unsachgemäß 
gelagerte Chips, die dann in den Reflow-Ofen sollen. Der Kunststoff 
zieht nämlich Feuchtigkeit aus der Luft und beim schnellen Erhitzen kann 
er deshalb platzen. Deshalb 'bäckt' man die vorher, so dass die 
eingelagerte Feuchtigkeit wieder verschwindet. Das Farbfeld ist ein 
Feuchteindikator.
Wenn du von Hand lötest, spielt das kein Rolle.
Übrigens: viele Chips sind für max. drei Reflowlötungen spezifiziert. 
Zwei davon braucht man schon, wenn der Chip auf der 1. Reflowseite 
sitzt. Die dritte ist dann die Resevere für den Garantiefall 😀.

Beim Entlöten ist es jedoch hilfreich, wenn man die Platine so auf rund 
100°C vorwärmt, dann geht es leichter und schneller.

Zu den Youtube-Videos: Mir ist kürzlich eines begegnet im Zusammenhang 
mit dem Entlöten: der hatte an seine Lötspitze mit dickem Cu-Draht eine 
passende 'Lötspitze' geformt, so dass er alle Pins gleichzeitig erwärmen 
konnte. An sich eine gute Idee, aber so lange, wie er auf den Pins 
rumgebraten hat, geht das nur, wenn man den Chip anschließend eh 
wegwerfen will, weil vorher schon defekt.

Und ja, man nennt das "kalte Lötstelle" 😀

von Karadur (Gast)


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Wenn man mit einer Stecknadel/Prüfspitze über die Pins geht kann man 
evtl sehen welcher lose ist.

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