Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Sowjetischer Oszillograph defekt


von Jörg R. (jrg_r49)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Guten Tag
Dieser C1-64 von 1982 war ein Geschenk vor wenigen Tagen und außer dem 
Zwangslüfter funktioniert nichts.
Eine leider nur russische Bedienungsanleitung fand ich bereits bei 
elektrotanya.
Nun bitte meine Fragen;
1.Hat jemand bereits Erfahrun gen bezüglich Bedienung, so daß eventuell 
meinerseits aus Unkenntnis das gerät dunkel bleibt.?
1.1. Eine kombination Drehschalter- Poti geht extrem leicht, eine andere 
lässt sich garnicht bewegen.

2. Hat jemand schon mal repariert und kennt eventuell russische oder 
andere Ostblockseiten wo es noch Ersatzteile gibt.

Mit besten Grüßen,

Jörg

von Jörg R. (jrg_r49)


Lesenswert?

Ich bin Elektrotechniker und weiß von der möglichen Gefahr die von 
diesen Röhrengèräten ausgeht.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


Lesenswert?

Hallo,

Du könntest als erstes testen, ob das Gerät überhaupt Strom vom 
Netzanschlß aufnimmt, indem Du in Reihe eine Glühlampe, z.B. 40 Watt, 
schaltest. Der Netzschalter kann korrodiert sein, die Sicherung durch. 
Liegt am Trafo Strom an? Wie sieht es sekundär am Trafo aus? Werden die 
schönen Elkos da auf dem Foto geladen?

Kommt dahinter noch ein Wechselrichter und zweiter Ferrittrafo?

mfG

von Christian S. (roehrenvorheizer)


Lesenswert?

Jörg R. schrieb:
> Ich bin Elektrotechniker und weiß von der möglichen Gefahr die von
> diesen Röhrengèräten ausgeht.

Aerosolforscher warnen vor dem Staub und den Gerüchen in solch alten 
Geräten.

von Jörg R. (jrg_r49)


Lesenswert?

Christian,
Netz geht s.o. Lüfter läuft.

von Hp M. (nachtmix)


Lesenswert?

Jörg R. schrieb:
> Ich bin Elektrotechniker und weiß von der möglichen Gefahr die von
> diesen Röhrengèräten ausgeht.

Welche wären das denn, wenn die Kiste zu bleibt?

Jörg R. schrieb:
> 1.Hat jemand bereits Erfahrun gen bezüglich Bedienung, so daß eventuell
> meinerseits aus Unkenntnis das gerät dunkel bleibt.?

Schon möglich.
Die 4 Kippschalter in der untersten Reihe bring mal in die oberste 
Stellung und auch die oberen 3 Kippschalter im Feld "Synchronisierung".
Den darunter befindlichen Kippschalter "Betriebsart" nach links.
Darunter befindet sich ein doppelter Drehknopf, den stellst du auf "A" 
und "1".
Den darunter befindlichen Kippschalter "Betriebsart A" nach links auf 
"selbst"

Das 10-Gangpoti mit der roten Skala "Verzögerungsfaktor" ganz nach links 
bis zum Anschlag.
Alle übrigen Potis in Mittelstellung.

In der Abteilung Kanal I und Kanal II befinden sich  zwei Drehschalter, 
die du auf 1 Volt/Teilung stellst. Die kleineren Drehknöpfe in diesen 
Schalter ganz nach rechts drehen.
Zwischen diesen beiden Drehschaltern  ist ein Kleinerer, du auf 
"Abwechselnd" stellst.
Ganz rechts ist ein grosser Drehschalter für die Ablenkgeschwindigkeit. 
Den kannst du auf 5ms/Teilung stellen.

Als Eingangssignal kannst einfach zwei 50..100 cm lange Drähte in die 
beiden BNC-Buchsen von Kanal I und Kanal II stecken. Das bringt genug 
Brummspannung "aus der Luft".

Wenn du jetzt den Netzschalter einschaltest, sollte nach vllt 30 
Sekunden etwas auf dem Schirm zu sehen sein.
Falls nicht, kannst du mal die Taste "Strahlsuche" links neben dem 
Bildschirm drücken. Dadurch wird die Ablenkung soweit reduziert, dass 
der Strahl nicht ausserhalb des Fensters sein kann und ausserdem wird er 
zwangsweise auf maximale  Helligkeit gebracht.

Wenn du dann immer noch nichts siehst, ist wohl etwas zu reparieren. Das 
solltest du aber nicht auf eigene Faust versuchen, denn die Bildröhre 
wird mit gefährlich hohe Spannugen bis zu einigen tausend Volt 
betrieben.
Es  ist nicht lustig da anzupacken und auch die üblichen Meßgeräte 
halten das nicht aus.

Ausserdem sind Repararaturversuche ohne den Schaltplan wenig 
erfogversprechend.

von oerks (Gast)


Lesenswert?

Ah, ein Oszi mit einem Tunneldiodentrigger.
Das erfordert immer ein gewisses Feingefuehl im Umgang mit
dem Geraet, insbesondere dem Trigger.

Den grossen Zeitbasisknopf kann man uebrigens herausziehen,
wenn man die 2. Zeitbasis einstellen will.
Ein gut verborgenes Feature.

In so einem Ding habe ich mal die Sicherung der 12 V-Schiene
gesucht. Die sich dann als Bauform "Widerstand mit Fahnen"
entpuppt hat. Da hatte ich "viel" Freude beim Suchen.
Und die wirst du dann wohl auch haben.
Von diesen Sicherungen gibt es noch mehr in diesem Oszi.
Und Elkos die jahrelang keine Spannung gesehen haben,
werden die wohl alle ausloesen.

Aber wozu eine Bedienungsanleitung? Das Ding ist ja sogar
in deutsch beschriftet.

von Andreas M. (elektronenbremser)


Lesenswert?

Christian S. schrieb:
> Liegt am Trafo Strom an?

Aha

von Uli S. (uli12us)


Lesenswert?

Es gibt da einiges, radiohata.ru , radiofiles.ru , radio-files.ru
Vor allem solltest du nach ner russischen Zeitung remont e servis 
suchen.
Ремонт и сервис auf russisch. Da gehts genau darum, russische 
elektronische Geräte reparieren. In dem Fall sind natürlich eher die 
älteren Ausgaben interessant. Du wirst halt noch ein 
Übersetzungsprogramm brauchen.

von Wolfgang (Gast)


Lesenswert?

"Sowjetischer Oszillograph" und Beschriftung in lateinischen Buchstaben?

Der kommt aus der Ukraine und als Hersteller wird Zapadpribor angegeben.

https://zapadpribor.com/en/

Über dem Netzkabeleinlass müsste ein Schild mit Baujahr und Seriennr. 
sitzen.
Der Wahlschalter für die Betriebsspannung ist auf 220V eingestellt?

von Jörg R. (jrg_r49)


Lesenswert?

Wolfgang
Ja das waren Exportgeräte in die BRD .
Ja ich schrieb s.o. 1982

von c-hater (Gast)


Lesenswert?

Uli S. schrieb:

> Vor allem solltest du nach ner russischen Zeitung remont e servis
> suchen.
> Ремонт и сервис auf russisch.

и = i, nicht e.

> Du wirst halt noch ein
> Übersetzungsprogramm brauchen.

Eigentlich braucht man nur den passenden Schaltplan und die Kompetenz 
eines Elektronikers. Normalerweise steht alles wirklich Wichtige nämlich 
im Schaltplan. Damals(tm) war das noch so.

OK, bei einem Oszi trifft das nicht ganz zu. Da gab es normalerweise 
noch eine recht längliche Kalibrieranleitung dazu.

Also: um das Teil überhaupt erstmal wieder zum Laufen zu bekommen, 
sollte der Schaltplan reichen. Um es aber wieder als ernsthaft 
brauchbares Messgerät verwenden zu können, braucht man dann doch auch 
die Anleitung.

von Wolfgang (Gast)


Lesenswert?

Jörg R. schrieb:
> Ja ich schrieb s.o. 1982

Sorry, deinem ersten Satz konnte ich aus grammatikalischen Gründen 
keinen rechten Sinn entnehmen.

von Uli S. (uli12us)


Lesenswert?

Es ist schon hilfreich, wenn man die Reparaturhinweise lesen kann. 
Selbst wenn man nen Schaltplan hat. Ich bin da auch auf solche Programme 
angewiesen.
Leider kann man bei vielen PDF das nicht einfach markieren, bei 
Webseiten selber gehts natürlich problemlos.

von Jörg R. (jrg_r49)


Lesenswert?

Wolfgang
Du schriebst bezüglich Bj. Und Nr.
Das erste hatte ich ganz oben bereits erwähnt gehabt.

von Bürovorsteher (Gast)


Lesenswert?

Das Ding wird auch nach der Reparatur eine elende Krücke bleiben.

von Jörg R. (jrg_r49)


Lesenswert?

Wolfgang
Zu Sowjetzeiten war die Ukraine eine föderative Republik mit 
Muttersprache Ukrainisch und russischer Amtssprache. Deshalb allgemein 
als sowjetisch bezeichnet . Ich habe außerdem das C1-55 vom gleichen 
Hersteller. Auf der deutsch beschrifteten Skala hat sich allerdings auch 
gelegentlich ein kyrillischer Buchstabe gehalten. So zb das "B" gleich 
rechts hinter dem wort " Betriebsart"
Auch daş C-1 94 was in deŕ BRD verkauft wurde kam aus der SU, jedoch aus 
der damaligen föderativen Republik Belarus ( Weißrussland)

von Route_66 H. (route_66)


Lesenswert?

Jörg R. schrieb:
> Eine leider nur russische Bedienungsanleitung fand ich bereits bei
> elektrotanya.

Jede originale russische Betriebs-, Bedienungs- oder Serviceanleitung 
habe ich den schlechten deutschen Übersetzungen vorgezogen!

von Wolf Gang (Gast)


Lesenswert?

Der C1-64 war der erste "Lupenoszi" also mit einer 2. Zeitbasis die eine
Vergrößerung der Darstellung der 1. Zeitbasis ermöglicht.
Und zugleich war es einer der letzten der noch mit insgesamt 6 
Nuvistoren
(6S51N) aufgebaut war, FETs waren noch zu teuer damals. Und an 
Tunneldioden
wurde auch nicht gespart wie überhaupt an Dioden in einer Vielzahl von
Umschaltern. Wer mit russischer Schaltungstechnik nicht vertraut ist
sollte mit erheblichen Problemen rechnen so ein komplexes Gerät wieder 
zum
Laufen zu bekommen. Gut ist das keine ICs verbaut wurden. Richtig 
schlimm
wird es wenn z.B. ein Poti, Stecker oder Schalter defekt ist. Das kann 
mit
herkömmlichen Bauteilen fast nie ersetzt werden, außer mit russischen.
Und nat. ist eine gewisse Beherrschung der kyrillischen Schrift 
nützlich,
ohne kommt man ganz schnell an Grenzen in den Stromlaufplänen die nicht
immer exakt mit dem Gerät übereinstimmen. Ich schreib das nicht aus 
langer
Weile sondern weil ich 40 Jahre russische Messtechnik beruflich 
repariert
habe.

von oerks (Gast)


Lesenswert?

> so daß eventuell
> meinerseits aus Unkenntnis das gerät dunkel bleibt.?

Die Chancen stehen gut, dass es so ist.

So ein Tunneldiodentrigger muss mit dem Regler "Stabilitaet"
erst einmal gestreichelt werden und der richtige Arbeitspunkt
eingestellt. Sonst bleibt es naemlich einfach dunkel.

von oszi40 (Gast)


Lesenswert?

Jörg R. schrieb:
> Hat jemand bereits Erfahrun gen bezüglich Bedienung

Kurz: WENN alle Regler richtig stehen, sollte ein Strich sichtbar 
werden.
Ansonsten kannst Du Deine Stube mit dem Oszi heizen. Aufwand und 
Nutzen=?
Daten https://www.ostron.de/Oszilloskope/Oszillograph-S1-64-C1-64.html

von Jemand (Gast)


Lesenswert?

Wolf Gang schrieb:
> Ich schreib das nicht aus langer Weile sondern weil ich 40 Jahre russische > 
Messtechnik beruflich repariert habe.
Wann war eigentlich das letzte Jahr davon, noch im letzten Jahrtausend?
Wenn man die Bilder da oben sieht, v.a. das 2. in der Mitte, noch echte 
russ. Wertarbeit, da kommen Erinnerungen auf so um das Jahr 1985 wieder 
auf.
TF Geräte der Freunde P309, unverwüstlich nicht zerstörbar 
Atomschlagsicher gibt es heute alles viel viel kleiner, nur nicht mehr 
so robust und zuverlässig wie einfach zu reparieren ....
Für das Dingens da oben braucht man nicht nur einen Schaltplan, den 
Lageplan der Bauteile sicher auch noch...

von Hp M. (nachtmix)


Lesenswert?

Jemand schrieb:
> noch echte
> russ. Wertarbeit

Ebenso wahr, wie Spinat viel Eisen enthält.

Beitrag #6669943 wurde von einem Moderator gelöscht.
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.