Forum: HF, Funk und Felder Doppelsuper mit gemeinsamen ZF Verstärker


von Wonderboy (Gast)


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Hi, mir ist so eine etwas abwegige Idee gekommen: Wenn man einen 
Doppelsuper neu konstruieren würde könnte man ja so wie es früher 
gemacht wurde für beide ZF einen gemeinsamen ZF Verstärker vorsehen. 
Früher wurde ja für AM auf 455kHz und FM auf 10,7MHz ein gemeinsamer ZF 
Verstärker genommen. (Ausnahme: 
Beitrag "Loewe Opta R150 22008 Service Manual") Natürlich waren nicht 
beide Frequenzen gleichzeitig im Spiel. Nun kam mir so die blöde Idee, 
ob es bei einem Doppelsuper  vielleicht möglich gewesen wäre: Nach dem 1 
Mischer ist die ZF 10,7MHz. Hier findet zwar noch keine besonders 
schmalbandige Selektion statt, aber durch die relativ hohe ZF ist die 
Spiegelfestigkeit schon ganz gut. Nach dem Durchlaufen der ZF Stufen 
werden die 10,7MHz in einem 2ten Mischer auf 455kHz herunter gemischt 
und können den ZF Verstärker noch einmal passieren. Gibt es da wirklich 
gravierende Nachteile oder wurde so etwas in einem kostengünstigen 
Entwurf schon einmal gemacht?

73 und allzeit dicke Eier

von Berater (Gast)


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VW hat sowas ähnliches (auch aus Kostengründen) mal beim VW Käfer 
gemacht:
Das Reserverad wurde auch doppelt benutzt. Als Reseverad und als 
Druckluftspeicher, um die Scheibenwaschanlage zu bedienen.

So Murks kann man also machen. Will man aber nicht.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Wonderboy schrieb:
> auf 455kHz herunter gemischt
> und können den ZF Verstärker noch einmal passieren.

Führt zu Rückkopplungsschwingungen, weil die Trennschärfen nicht ideal 
sind.
Es gibt beim Geradeausempfänger die Methode mitkopplend zurückzukoppeln 
für mehr Verstärkung.

von Marek N. (Gast)


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Beim Audion hieß das Reflexschaltung.
Da wurde die demodulierte NF noch mal durch die selbe Audion-Röhre 
geschickt, um sie auf Lautsprecher-Pegel zu verstärken.

von Michael U. (amiga)


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Hallo,

ich habe einen Blaupunkt-Super M51W von 1951. Sehr bunte Bestückung:
ECH42 EF80 EBF15 EF15 EM11 EAA11 EL11 AZ11
Die EF80 dabei 3-fach Reflex: UKW Vorstufe, 10,7MHz ZF-Stufe und 
NF-Vorstufen.
Den muß ich unbedingt mal wieder vorsichtig anwerfen, ist ja immerhin 
genauso alt wie ich...

Gruß aus Berlin
Michael

von Wonderboy (Gast)


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Michael U. schrieb:
> ich habe einen Blaupunkt-Super M51W von 1951.

Finde ich sehr interessant. Leider finde ich keinen lesbaren Schaltplan. 
Wenn du einen hast und den hier posten magst, täte ich mich freuen.

von Nichtverzweifelter (Gast)


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Nun ja, rein akademisch...

Betrachte mal die unterschiedlichen Bandbreiten der AM-ZF und FM-ZF.
Über den jeweils gesamten ZF-Verstärker betrachtet liegt die bei knappen 
5kHz für AM und rund 180kHz für FM.

Ein Mittelwellen-Sendersignal, das bereits den AM-ZF-Zweig durchlaufen 
hat, erfährt nach Umsetzung auf 10,7MHz keine weitere 
Bandbreitenbeschneidung, nur weil es den ganzen ZF-Zug durchläuft. Die 
Trennschärfe des AM-Empfängers würde dadurch keinen Deut besser. Mehr 
Stufen heisst aber auch "etwas" mehr Klirrfaktor, also Ausbildung von 
unerwünschten Mischprodukten, "Pfeifstellen", "Nebenempfangsstellen". 
Die viel zu grosse Bandbreite des eigentlich für FM vorgesehenen 
FM-ZF-Zweiges sorgt natürlich auch für einen entsprechend breitbandigen 
Anteil an Verstärkungsrauschen, der Hauptanteil der Gesamtverstärkung 
eines Empfängers sitzt ja in der ZF.

Umgekehrter Fall: Das breitbandigere FM-ZF-Signal durchläuft nun noch 
den AM-ZF-Filterzweig mit seiner viel zu kleinen Bandbreite, es bleibt 
nur ein kleiner spektraler Anteil um die ZF-Mittenfrequenz herum übrig. 
Also "nix".

Den möglichen erhofften Gewinn an Spiegelfrequenzsicherheit hast Du 
zwar, dafür genügt aber ein einziger Transistor als 2. Mischer, einen 
"ganzen" ZF-Zug braucht es dazu nicht.

von Harald W. (wilhelms)


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Wonderboy schrieb:

> Wenn man einen
> Doppelsuper neu konstruieren würde könnte man ja so wie es früher
> gemacht wurde für beide ZF einen gemeinsamen ZF Verstärker vorsehen.

Das machte nur solange Sinn, wie die aktiven Elemente (Röhren oder
Transistoren noch 5...10€ kosteten. Das gleiche gilt für Reflex-
schaltungen.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Harald W. schrieb:
> Transistoren noch 5...10€ kosteten.

... und zwar unter Berücksichtigung der Inflation bzw. des 
Durchschnittseinkommens. Damals entsprach der Preis für ein Transistor 
oder eine einfache Elektronenröhre durchaus einem Tages- bis Wochenlohn. 
Eine Musiktruhe kostete da locker ein halbes Jahresgehalt.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Andreas S. schrieb:
> Harald W. schrieb:
>> Transistoren noch 5...10€ kosteten.
> Eine Musiktruhe kostete da locker ein halbes Jahresgehalt.

Trotzdem landeten in den 80er Jahren die "halben Jahresgehälter" 
reihenweise beim Sperrmüll. Mit oder ohne SW-Fernseher darin.

mfG

von Michael U. (amiga)


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Hallo,

Wonderboy schrieb:
> Michael U. schrieb:
>> ich habe einen Blaupunkt-Super M51W von 1951.
>
> Finde ich sehr interessant. Leider finde ich keinen lesbaren Schaltplan.
> Wenn du einen hast und den hier posten magst, täte ich mich freuen.

Du kannst ihn Dir vom Radiomuseum
https://www.radiomuseum.org/r/blaupunkt_m51w_m_51_w.html
an Deine Mailadresse schicken lassen ohne dort Mitglied zu sein.
Rechts auf den Schaltplanausschnitt klicken, dann auf den vergrößerten 
Ausschnitt klicken.

Gruß aus Berlin
Michael

von Willi (Gast)


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Wonderboy schrieb:
> könnte man ja so wie es früher
> gemacht wurde für beide ZF einen gemeinsamen ZF Verstärker vorsehen.
> Früher wurde ja für AM auf 455kHz und FM auf 10,7MHz ein gemeinsamer ZF
> Verstärker genommen. (Ausnahme:
> Beitrag "Loewe Opta R150 22008 Service Manual")

Die Umschaltung des ZF-Verstärkers für 10,7MHz und 455kHz war weit 
verbreitet, es gab aber auch einige Ausnahmen:
- alle Gerufon-Radios mit UKW
- Heli-Radios von 1954 bis 1959

von Bernd (Gast)


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Ein ZF-Verstärker ist normalerweise ein hochverstärkendes Teil, bei dem 
man bemüht ist jede Rückwirkung vom Ausgang auf den Eingang zu 
vermeiden. In dem Maße, mit dem der ZF-Verstärker verstärkt, müsste man 
die 10,7 MHz ausfiltern, bevor man das Signal ein zweites Mal dem 
ZF-Verstärereingang zuführt, sonst kommt es zu Mit- oder Gegenkopplungen 
mit den bekannten Auswirkungen. Der Aufwand dafür ist höher als ein 
zweiter ZF-Verstärker. Wie oben beschrieben machte sowas noch Sinn als 
Verstärkerbauelemente noch teuer waren.
Aus Freude am Experimentieren kann man sowas natürlich noch machen. Fang 
am besten mit einem 1-stufigen Transistorverstärker an.

Bernd

von Phasenschieber S. (Gast)


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Doppelsuper nach dem vom TO beschriebenen Prinzip gab es früher zu Hauf.

Dabei ging es nur um den AM-Empfang, hatte nichts mit UKW zu tun.

Die 455kHz-ZF wurde ja nur gewählt um eine schmale Bandbreite zu 
bekommen. Der Nachteil war, daß die Spiegelfrequenz im Abstand von der 
Empfangsfrequenz bei 910kHz lag, was bei AM-Empfängern im höheren 
KW-Bereich wegen der dort geringeren Eingangsselektion für Probleme 
sorgte.
Gute Kurzwellenempfänger waren deshalb als Doppelsuper ausgelegt.

Für Amateurfunk hat man als 1. ZF meist 9MHz genommen, aber auch 5,5MHz 
waren üblich.

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