Forum: Platinen Abstand zwischen HV- und LV-Layer auf einer Platine


von Hans (Gast)


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Hallo,

ich bin gerade dabei einen kleinen einphasigen Wechselrichter für mein 
Auto zu bauen. Die Ausgangsleistung beträgt in der ersten Version nur 20 
Watt.
Die Größe soll in etwa 70 mm x 60 mm x 40 mm (L x B x H) betragen.

Die Zwischenkreisspannung wird mit einem 
Vollbrücken-Gegentaktflusswandler erzeugt und nachher mit einer 
Halbbrücke in 230 VAC umgewandelt.

Da ich mir persönlich wünsche, dass das Teil auch noch in einer Höhe von 
4000 Meter funktioniert, habe ich mal in die IEC60664 reingeschaut und 
gesehen, dass für die Höhe ganz schöne Korrekturfaktoren für Luft- und 
Kriechstrecken von Faktor 2 vorkommen. Auch der Einfluss von den 
Frequenzen ist bei den Isolatoren anscheinend nicht zu verachten.


Bisher habe ich bei alten Projekten immer die HV-Komponenten auf der 
Oberseite positioniert und die LV-Komponenten z.B. zur Ansteuerung auf 
der Unterseite.

Dieses Mal werde ich aber aufgrund des geringen Platzes Hoch- und 
Niederspannungskomponenten auf der selben Seite platzieren müssen und 
sehr wahrscheinlich Signalleitungen einen Layer unterhalb von 
HV-Leitungen und Flächen führen müssen.

Wie viel Abstand würdet ihr zwischen HV- und LV-Lage bei FR4 lassen?
Welches Platinenmaterial würdet ihr mir empfehlen?

Viele Grüße
Hans

von Hans (Gast)


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Kleiner Nachtrag:

Ich habe vergessen zu erwähnen, dass ich pro Platine gerne 4 Lagen 
benutze.

Viele Grüße
Hans

von Bauform B. (bauformb)


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Hans schrieb:
> ...Signalleitungen einen Layer unterhalb von
> HV-Leitungen und Flächen führen...
Würde ich nicht riskieren
> Wie viel Abstand würdet ihr zwischen HV- und LV-Lage bei FR4 lassen?
weil bei 4 Lagen nur der Kern massives FR4 ist und die Isolation 
zwischen Lage 1 und 2 fast beliebig dünn und ungleichmäßig sein kann, 
angeblich bis hin zu Luftblasen.

> Welches Platinenmaterial würdet ihr mir empfehlen?

Vielleicht kein anderes Material, soo hochfrequent arbeitet das Gerät ja 
doch nicht, aber einen definierten Lagenaufbau. Ein dünnerer Kern und 
mehr Prepreg ist aber Glaubenssache. Vielleicht baut jemand 
Kupfer-Kern-Kupfer-Prepreg-Kupfer-Kern-Kupfer. Aber für Einzelstücke?

von Wühlhase (Gast)


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Bei Multi-CB habe ich mal eine Leiterkarte angefragt, mit der Bitte(!), 
einen von mir vorgegebenen Lagenaufbau einzuhalten. Die schreiben auf 
ihrer Webseite ja, welche Materialien sie verwenden.

Letztendlich habe ich natürlich keine Bestätigung dafür bekommen (war ja 
kein direkter Teil des Angebots und ich habe dafür nichts extra 
bezahlt), ob der Lagenaufbau tatsächlich gestimmt hat, aber zumindest 
die Dicke der Leiterkarte hat am Ende gepasst. Es war übrigens eine 
sechslagige Platine.

von Georg (Gast)


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Bauform B. schrieb:
> die Isolation
> zwischen Lage 1 und 2 fast beliebig dünn und ungleichmäßig sein kann,
> angeblich bis hin zu Luftblasen.

Das ist bei einem seriösen Hersteller nicht nur Unsinn, sondern ein 
bösartige Unterstellung. Schon garnicht dürfen sie beliebig dünn sein, 
das legt ja der Layouter fest und nicht der Hersteller.

Georg

von Christian B. (luckyfu)


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Bauform B. schrieb:
> weil bei 4 Lagen nur der Kern massives FR4 ist und die Isolation
> zwischen Lage 1 und 2 fast beliebig dünn und ungleichmäßig sein kann,
> angeblich bis hin zu Luftblasen.

Da steckt schon viel wahres drin. Prinzipiell ist bei dem ganz normalen 
4-Lagen ML ein Laminatkern, d.h. eine fertige, nur dünnere, FR4 Platine, 
die Schon strukturiert ist, darauf kommen mindestens 2 Lagen Prepreg 
(Nach IPC Norm) Prepreg ist eine Glasfasermatte, gewebt, aus Kett- und 
Schussfäden) welches mit einem Epoxydharz getränkt ist. Dieses Harz ist 
getrocknet, aber noch nicht ausgehärtet. So, da das ein Gewebe ist, kann 
sich da natürlich auch mal was verschieben, ab und an kommt es auch vor, 
dass es Einschlüsse gibt (Insekten z.B.) an solchen Stellen hast du dann 
natürlich nicht die Datenblattlich zugesicherten Eigenschaften. Um das 
etwas zu kompensieren fordert die IPC, dass mindestens 2 Prepreg Lagen 
zwischen 2 Kupferlagen sind. Man geht einfach davon aus, dass sich 2 
Fehlstellen nicht an einer Stelle bündeln. bzw. ist die 
Wahrscheinlichkeit dafür doch so gering, dass es akzeptabel wird. Man 
kann natürlich, um Sicher zu gehen, auch 3 Prepreg Lagen nehmen, je 
dicker, desto besser.
Aber: das alles ist in der Theorie gut, und wird normalerweise auch 
funktionieren. Wenn du das für dich selbst baust, ist das auch gar kein 
Problem. Schwieriger wird es, wenn du das auch verkaufen willst. Ich 
kenne mich mit der Hausgerätenorm nicht gut genug aus, aber die EN60601 
für Medizingeräte verlangt einen durchgehenden Graben. Da darf kein 
Kupferfitzelchen drin sein. Auch nicht auf Innenlagen. jedenfalls nicht 
bei Sicherheitsrelevanten Isolationsstrecken.

Du musst ja auch den Fall bedenken, dass etwas schief geht. Wenn z.B. 
ein, aus welchen Gründen auch immer, sehr viel höherer Strom fließt als 
eigentlich geplant wird das deine Leiterbahn sehr deutlich erwärmen. 
Irgendwann Carboniert dabei dann das Epoxydharz. In dem Moment hast du 
sofort eine massive Verringerung deiner Abstände, da dann nämlich das 
FR4 Elektrisch leitfähig wird. Das senkt dann zwar die Temperatur des 
Leiterzuges, aber ein isolationsabstand ist dann nicht mehr gegeben, im 
schlimmsten Fall. Man muss also bei solchen Betrachtungen auch und immer 
den Fehlerfall mit berücksichtigen. Nun kannst du sagen: ok, für die 30W 
lege ich meine Leiterbahn so aus, dass ich bei 1A Stromfluss maximal auf 
20°C Temperaturerhöhung komme und schütze den Leiterzug mit einer 0.5A 
mt Sicherung. Damit sollte das beschriebene Szenario nicht mehr 
eintreten können. Je nachdem, was in der zuständigen Norm steht, kann es 
aber dennoch nicht erlaubt sein. Klar, du kannst natürlich auch von der 
Norm abweichen, ist ja kein Gesetz. Allerdings musst du dann zumindest 
nachweisen, dass du dir ausreichend Gedanken gemacht hast, das Risiko 
für den Anwender dennoch so gering wie möglich zu halten.

von Prokrastinator (Gast)


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Georg schrieb:
> das legt ja der Layouter fest und nicht der Hersteller.
Hängt davon ab was Du bereit bist zu bezahlen.
Ich bin immer gut damit gefahren genau den Lagenaufbau zu verwenden den 
der Hersteller vorgibt und mit dem er sich auskennt.
Bei Pool Lieferanten hat man eh nicht die Wahl.

Bauform B. schrieb:
> Würde ich nicht riskieren
Es dürfte schwer sein einen festen Isolator zu finden der weniger als 
1KV isolieren kann. Also ja, ich würde das jederzeit so machen.

@TO:
Was gefällt Dir an den unzähligen Wechselrichtern nicht die man billig 
kaufen kann?
Wenn Du Dir unsicher bist, lackiere das ganze mit Polyurethan. Dann ist 
das auch gegen Feuchtigkkeit und Schmutz ganz gut geschützt.

von Oli (Gast)


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Hallo Hans,

welche Luft- und Kriechstrecken definiert die von dir zugrunde gelegte 
EN60664?

LV und HV würde ich nicht "gegenüberliegend" routen, warum? Weil dir die 
Wechselspannung der HV mit Sicherheit "übersprechen" wird. Das könntest 
du primär nur durch eine Schirmlage in Layer 2 oder 3 zumindest 
verringern. Ich würde es versuchen zu umgehen. Egal wie rum, du koppelst 
kapazitiv ein.
Gegen FR4 spricht sicher nichts, ob ggf. High Performance Materialen 
oder gar Keramik Träger Vorteile bringen, denke ich nicht. Hier sind 
sicherlich deine erwarteten Frequenzen nicht unerheblich bei der 
Betrachtung. Was ich dir mit Sicherheit sagen kann, das die 35...50 kV 
Spannungsfestigkeit pro mm bei FR4 sehr mit Vorsicht zu genießen sind. 
Wenn du dauerhaft hohe Spannungen und Temperaturen hast, wirst du u.a. 
mindest. an Grenzflächen mit bzw. durch Potentialunterschiede(n), 
Ladungsträgerverschiebungen haben. Wenn diese dauerhaft d.h. also im 
Normalbetrieb auftreten, wird sich die Isolationseigenschaft dauerhaft 
verschlechtern. Ganz wichtig, bereits im Layout Tool solltest du deine 
Design Roules Lagenübergreifend zwecks DRC korrekt einstellen. Ein 
definierter Lagenaufbau ist ganz wichtig. Prepregs "dünn", aus Luft oder 
undefiniert gehen überhaupt nicht. Dein Roh-Lp  Hersteller benötigt 
einen definierten Lagenaufbau und dieser ist aus genannten Gründen 
wichtig. Was teilweise zwecks Kriechstreckenerhöhung in der Praxis 
gemacht wird, sind z.B. Schlitze. Bedenke auch grundsätzlich, dass 
potentialfreie jedoch Teile wie z.B. Schraube, Scheiben, Muttern, 
Frontplatten etc...als potentialführend zu betrachtet sind wenn diese 
zwischen Potentialen liegen. Diese also entsprechend ihren  Abmaßen die 
Luft-/ Kriechstrecken verringern. Das wurde und wird von selbst vielen 
sogenannten Fachkräften regelmäßig missachtet. Immer mehr Normen nehmen 
diese fachliche Unfähigkeit zwecks deren Kompensationen in ihren 
Normentext bzw. als Hinweis mit auf. Bitte nicht mit solchen Geigel: 
"Was des Entwicklers Hirn nicht ziert" wird mit Coating zugeschmiert 
anfangen. Coating ein Mittel um ggf. Verschmutzungsgrade, PD1...PDx zu 
beeinflussen.

Viel Erfolg und Grüße
Oli

von Christian B. (luckyfu)


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Oli schrieb:
> Was teilweise zwecks Kriechstreckenerhöhung in der Praxis
> gemacht wird, sind z.B. Schlitze.

Prinzipiell richtig, hat aber in der Praxis einen großen Pferdefuss, der 
die Anwendung auf sehr vielen Platinen, die ich schon gesehen habe, ad 
absurdum führt.
Das Problem ist nämlich, dass man Schlitze in der Regel dort hin macht, 
wo man eine sehr enge Stelle hat, die man nicht ohne weiteres 
verbreitern kann. Wo hat man sowas normalerweise? Im Regelfall z.B. 
unter einem Optokoppler für die Rückmeldung / Steuerung oder unter dem 
Trafo. So. Das Problem dabei ist: Diese Bauteile haben auch ein Gehäuse. 
Alle Abstände zwischen Pins und Gehäuse müssen mindestens 0,8mm sein. 
Sind sie kleiner kann man sie auf Null reduzieren. Wenn du dann den 
Optokoppler über solch einem Schlitz montierst hast du die Kriechstrecke 
am OK Gehäuse, dann ist der Schlitz auf der LP Vollkommen sinnlos. Das 
"lustigste" was ich in der Form mal gesehen hab war ein TO264 Gehäuse, 
dessen Pins im Wechsel gebogen waren und zwischen den Pins je eine 
kleine Ausfräsung vorhanden war. Dass man am Gehäuse nur ca. 2,5mm 
Abstand hat wurde hier komplett ignoriert. Das sind so die Momente, wo 
man sieht, dass der Layouter nicht bis 3 gezählt hat.

von Oli (Gast)


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Hallo Hans,

ich nochmal.

Bezüglich der geforderten Abstände, schaue bitte in die EN.
Üblicherweise steht in dieser oder einer verwiesenen Norm, meist in 
Tabellenform, entsprechend zur Betriebsspannung die entsprechende 
Bemessungsspannung und daraus die resultierende Luft- und 
Kriechstrecken. Meist werden hierbei noch Abhängigkeiten zur Höhe (hast 
du schon angesprochen), Verschmutzungsgrad und weiteren 
Umgebungsbedingungen eingebracht.

Zu den Schlitzen noch ein Hinweis. Die entsprechend geometrische 
Rückstellung von Innenlagen zum Schlitz nicht vergessen, da diese sonst 
im Schlitz (da offen) als Kriechstrecke (Lagenübergreifend) agieren und 
nicht mehr die Isolation des Basismaterials selbst.

Grüße
Oli

von asd (Gast)


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AFAIK: Beim PCB Aufbau kannst du einen Kern als (sicherheitsrelevante) 
Isolationsstrecke nehmen. 0,4mm reichen sogar zur Trennung von 230V und 
Schutzkleinspannung (auch AFAIK). Aber ein Prepreg, auch zwei Layer 
Prepreg, zählen gar nichts für sicherheitsrelevante Isolationsstrecken. 
Die kann man also nur als Funktions-Isolation nehmen (d.h. ein 
Durchbruch der Isolation hat nur Einfluß auf die korrekte Funktion, 
nicht auf die Sicherheit).

von Prokrastinator (Gast)


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asd schrieb:
> Funktions-Isolation

Da in diesem Fall von 12VDC auf 230VAC gewandelt wird und die 230 bei 
einer Funktionsstörung zusammenbrechen, reicht m.E. Funktionsisolierung 
aus.
Ohnehin liegt hier ein 12V Inselsystem vor, bei dem ich nicht mit 
Überspannung aus dem Netz (Schaltfehler, Blitz, etc.) rechnen muss.

Ich frage mich ob man da überhaupt die EN60664 anwendet oder den 
Wechselrichter nicht wie z.B. eine Zündspule betrachten kann.
Eine potentiel gefährliche Spannung, die nicht potentialgetrennt ist und 
mit dem Rückleiter auf Chassis Potential liegt.
Im Fall des Wechselrichters also etwas in der Art wie ein TN-C Netz.
PEN + Phase.

von Hans (Gast)


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Hallo,

schon einmal vielen Dank für die ganzen sehr hilfreichen Antworten.

Ich frage mich hauptsächlich 2 Dinge. Ich finde auch die 
Medizinzulassung ein sehr gutes Beispiel. Ich frage mich, wie genau das 
mit dem Graben gelöst wird.


1)
Wenn man den Kern als verbesserte Isolationsbarriere nimmt hat man ja 
immer noch das Problem, dass an irgendeiner Stelle z.B. bei der 
Gateansteuerung bei einer Halbbrücke nur über den Abstand und 
Lötstopplack getrennt sind. Der Abstand ist vom Bauteil vorgegeben und 
daher meistens sehr klein.
Werden die Leitungen in so einem Fall über Vias erst direkt unterhalb 
der benötigten Stelle durchgeführt, um die Fläche möglichst klein zu 
halten?



2)
Wenn man sich die vielen z.B. Hochspannungstransistoren anschaut, findet 
man immer wieder Gehäuseformen mit einem Pinabstand der deutlich 
geringer ist als der eigentlich laut Norm vorgeschriebene Wert.

Wie kann man den Einsatz von sowas bei größeren Höhen dann 
rechtfertigen?
Ein gutes Beispiel sind die DFN8-Gehäuse von Infineon, EPC-GaNs oder 
SiC-MOSFETs im TO263-7 Gehäuse.


Werden dort wirklich Teile aus der Platine ausgefräst, um den 
Kriechabstand zu erhöhen?
Vergießen hilft ja meines Erachtens nur gegen die Luftstrecke?


Viele Grüße
Hans

von Georg (Gast)


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Wenn hier ernsthaft damit gerechnet wird dass in den 
Multilayer-Innenlagen Insekten verpresst werden frage ich mich schon wo 
so etwas gefertigt wird. Da hätte ich auf keinen Fall genug Zutrauen für 
LP die in 4000m Höhe zuverlässig isolieren sollen.

Ich bin mir sehr sicher dass das bei unseren ML-Fertigungen nie 
vorgekommen ist. Es ist auch nach Jahrzehnten das erste mal dass ich von 
so etwas höre.

Georg

von asd (Gast)


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von asd (Gast)


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> Pinabstand der deutlich
> geringer ist als der eigentlich laut Norm vorgeschriebene Wert.

Bei den Transistoren braucht man ja nur den Abstand der als 
Funktionsisolierung in der Norm steht. Das ist sehr viel weniger als für 
sicherheitsrelevate Isolationsstrecke (measure of protection)
Ja, und bei einigen TO-220 Gehäusen frage ich mich wie sich das der 
Hersteller mit den Kriechstrecken vorstellt...

von asd (Gast)


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> Da in diesem Fall von 12VDC auf 230VAC gewandelt wird und die 230 bei
> einer Funktionsstörung zusammenbrechen, reicht m.E. Funktionsisolierung
> aus.
> Ohnehin liegt hier ein 12V Inselsystem vor, bei dem ich nicht mit
> Überspannung aus dem Netz

In dieser Situation kannst du folgendermaßen Denken:
Innerhalb des Bereichs mit den 230V brauchst du nur Funktionsisolierung, 
denn es kann dem Anwender nichts passieren wenn so eine Isolierung 
zusammenbricht (außer dass das Gerät dann nicht mehr geht)
Zwischen den 230V und den 12V brauchst du Schutzisolierung (MOP = 
measure of protection) weil der 12V Teil und alles was vorne dran hängt 
(Batterie, etc) vermutlich nicht durchgehend gegen Berühren geschützt 
ist (und du das auch nicht machen willst weil das aufwändig ist). 
Deswegen wäre es ein Sicherheitsrisiko für den Anwender wenn so eine 
Isolierstrecke durchbricht. In der Praxis sind bei einer Isolierstrecke 
die eine "MOP" sein muss bei gleicher Spannungsfestigkeit die Luft- und 
Kriechstrecken höher und bei der Platine zählt ein Prepreg nicht als 
MOP-Isolierung, nur ein Kern zählt (aber 0,4mm reichen schon).

> Wenn man den Kern als verbesserte Isolationsbarriere nimmt hat man ja
> immer noch das Problem, dass an irgendeiner Stelle z.B. bei der
> Gateansteuerung bei einer Halbbrücke nur über den Abstand und
> Lötstopplack getrennt sind. Der Abstand ist vom Bauteil vorgegeben und
> daher meistens sehr klein.

Die Isolation vom Gate zum Drain ist sowieso immer nur eine 
Funktionsisolierung. Wenn du eine Schutzisolierung (MOP) brauchst (weil 
der Eingang 12V hat und an der 12V-Verdrahtung nicht gegen Berühren 
geschützt ist), dann muss das der Gate-Treiber übernehmen. Es gibt 
genügend mit 5kV Isolierspannung und 4-6mm Kriechstrecke.

von Georg (Gast)


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asd schrieb:
> Es kann sein dass das Problem heutzutage weniger Auftritt.

Ich glaube nicht dass Insekten in Multilayern ein ernstes Problem sind, 
aber wer weiss, wenn wir der Evolution genügend Zeit lassen und für die 
Borkenkäfer keine Bäume mehr da sind bringt sie Käfer hervor, die ihre 
Eier auf Leiterplatten ablegen und deren Larven sich durch die 
Innenlagen fressen.

Georg

von Christian B. (luckyfu)


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Georg schrieb:
> Ich bin mir sehr sicher dass das bei unseren ML-Fertigungen nie
> vorgekommen ist. Es ist auch nach Jahrzehnten das erste mal dass ich von
> so etwas höre.

Ich hab sowas schon gesehen. Im Prepreg von Isola um genau zu sein. Die 
Platine, welche den Einschluss beinhaltete hat es natürlich nicht bis 
zum Kunden geschafft, aber geben tut es das. Ob in Fernonst auch so sehr 
aussortiert wird kann ich nicht sagen...

Hans schrieb:
> Werden dort wirklich Teile aus der Platine ausgefräst, um den
> Kriechabstand zu erhöhen?

Wie ich schon schrieb funktioniert das nicht, wenn die Fräsung von einem 
Bauteil überbrückt wird, esseidenn, dieses Bauteil ist entsprechend 
ausgerüstet. Sowas gibt es bei manchen Trafos z.B. da sind die Pins 
nochmal im Gehäuse mit entsprechenden Gräben versehen die mindestens 1mm 
breit sind.

Hans schrieb:
> Der Abstand ist vom Bauteil vorgegeben und
> daher meistens sehr klein.
> Werden die Leitungen in so einem Fall über Vias erst direkt unterhalb
> der benötigten Stelle durchgeführt, um die Fläche möglichst klein zu
> halten?
Prinzipiell werden die Leitungen halt auf den jeweiligen Inseln 
verdrahtet, da gibt es keine Einschränkungen, man darf halt nicht in den 
Graben gelangen.
Zur Platzierung selbst und der Bauteilwahl: Da gibt es nur 2 mögliche 
Strategien: 1. das einfachste ist, man greift auf Bauteile zurück, die 
den entsprechenden Abstand einhalten. Wenn das nicht funktioniert gibt 
es wiederum 2 Möglichkeiten: die einfachere: man nutzt ein Bauteil 2 mal 
hintereinander. Wenn ich z.B. einen Datenkoppler habe, der formal für 
6kV Isolationsspannung ausgelegt ist, aber nur 6mm breit, wo ich 8 
brauche laut EN60601, dann baue ich das Bauteil einfach 2 mal 
hintereinander. Die Isolationsabstände kann man nämlich normgerecht auf 
mehrere Gräben mit einer Insel dazwischen aufteilen (Hat dann aber 2 
Nachteile: erstens muss ich 2 mal die teuren Koppler einsetzen und 
brauche auch noch eine Hilfsspannung auf der Insel, was ebenfalls nur 
mit teuren DC-DC Wandlern möglich ist). Das gilt aber nicht für die 
Spannungen, ich kann so also keine 4kV Barriere sicherstellen wenn ich 2 
Bauteile nutze, die für sich genommen nur 3kV aushalten.
Sollte dies auch nicht möglich sein, geht man nochmal in die Recherche 
um 1. zu Verwirklichen oder man muss kreativ werden. Wenn das auch nicht 
gelingt muss auf die Funktion verzichtet werden. So geschehen bei uns 
lange Zeit mit dem USB Anschluss. Den haben wir erst jetzt in den 
Geräten (für Kunden zugänglich) seit es den LTM2894 gibt, der die 
benötigten Isolationsabstände mühelos einhält.

von Georg (Gast)


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Christian B. schrieb:
> Da gibt es nur 2 mögliche
> Strategien:

Die dritte Strategie: man fragt hier im Forum. Da bekommt man umgehend 
die Auskunft, dass die vorgeschriebenen Abstände nur was für Weicheier 
sind und VDE und TÜV nur kleine private Vereine von Spinnern.

Falls doch mal was passiert kann man sich ja auf die fachlichen 
Auskünfte hier berufen, am besten speichern und aufheben.

Georg

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