Forum: HF, Funk und Felder Adapter Removal


von MatthiasB (Gast)


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Hallo,

ich möchte ein Meßobjekt mit unterschiedlichen Anschlußbuchsen (N und 
SMA) messen und zur Kalibrierung 'Adapter Removal' benutzen.

Mittels eines Adapters würde ich hierzu zuerst eine 2-Tor-Kalibrierung 
auf SMA vornehmen (siehe Bild 2) und anschließend eine zweite 
2-Tor-Kalibrierung auf N durchführen (Bild 3).
Abschließend sollte das ganze auf den N- bzw. SMA-Stecker kalibriert 
sein (Bild 4).

Wie führe ich bei den beiden 2-Tor-Kalibrierungen die 
Through-Kalibrierung durch? Verbinde ich einfach den Adapter mit dem 
jeweiligen Stecker wie in Bild 5 gezeigt (quasi ein Flush-Thru oder 
Zero-length Thru) oder füge ich einen Through-Kalibrierstandard ein 
(Bild 6)? Falls letzteres: Was ist das für ein 
Through-Kalibrierstandard, der müßte ja an einem Ende einen männlichen, 
am anderen Ende einen weiblichen Anschluß haben? Gibt es soetwas 
überhaupt? Ich habe hier nur einen male-male bzw. 
female-female-Standard.

von Bernd (Gast)


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Welcher Frequenzbereich ist denn von Interesse?
Welche Kalibrierkits stehen zur Verfügung?
Welche S-Parameter sollen erfasst werden?

Hier ist eine Übersicht über die Kalibriermethoden, die ein ZNA 
beherrscht und wo man sie sinnvollerweise anwendet:
https://www.rohde-schwarz.com/webhelp/ZNA_HTML_UserManual_en/Content/2ccd082823874e0c.htm

Es bietet sich eine UOSM-Kalibrierung an, mit dem N-zu-SMA-Adapter als 
'Unknown through', wobei z.B. der erwähnte ZNA Adaper removal direkt 
unterstützt.

von MatthiasB (Gast)


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Ja, heutzutage würde man anstelle Adapter Removal bevorzugt Unknown 
Through verwenden. Ich würde trotzdem gerne verstehen, wie das 
prinzipielle Vorgehen bei Adapter Removal aussieht.
Wir benutzen einen 4-Tor-VNA ENA5071C von Keysight sowie einen 
16-Tor-VNA ZNBT8 von R&S, jeweils mit fmax=8 GHz und verwenden manuelle 
(N) wie elektronische Cal-Kits (SMA).

von Bernd (Gast)


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MatthiasB schrieb:
> Ich würde trotzdem gerne verstehen, wie das
> prinzipielle Vorgehen bei Adapter Removal aussieht.
Wenn ich das richtig verstehe, macht man erstmal OSM am jeweiligen Port, 
dann U mit dem Adapter und dann kommen noch zwei reflection-Messungen 
mit dem Adapter dazu:
1
Adapter Removal is an extension of the 2-port UOSM calibration.
2
It requires two additional reflection OSM calibrations with the 
3
adapter successively connected to port 1 and port 2.

D.h. eigentlich braucht man die Kalibrierstandards nochmal in mit 
umgekehrten Geschlecht (oder man lebt mit einem weiteren m-m bzw. f-f 
Adapter) .

von Mario H. (rf-messkopf) Benutzerseite


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MatthiasB schrieb:
> ich möchte ein Meßobjekt mit unterschiedlichen Anschlußbuchsen (N und
> SMA) messen und zur Kalibrierung 'Adapter Removal' benutzen.

Wie schon von Bernd gesagt, bietet sich UOSM an, wenn der VNA das 
hergibt; das benötigt allerdings einen vierkanaligen VNA.

Wenn der nicht zur Verfügung steht, läuft das Problem darauf hinaus, die 
S-Matrix des Adapters zu bestimmen. Dann kann er auf die übliche Weise 
de-embedded werden.

Dazu gibt es im Prinzip zwei Möglichkeiten, für die ein dreikanaliger 
VNA reicht, und die mehr oder weniger verwandt sind. Beide benötigen die 
Annahme, dass der Adapter reziprok ist (benötigt UOSM übrigens auch).

Bei der ersten Methode wird zunächst ein Port kalibriert. An den kommt 
dann eine Seite des Adapters. Auf die andere Seite kommen drei bekannte 
Impedanzen (d.h. deren Reflexionsfaktor muss bei der jeweiligen Frequenz 
bekannt sein), und die bei jeder zu messenden Frequenz in der 
Reflexionsfaktorebene möglichst weit auseinander liegen; Open Short und 
Load aus einem Cal Kit bieten sich an. Für diese drei Impedanzen wird 
das jeweilige S_11 gemessen. Aus dem sich ergebenden Gleichungssystem 
können dann
des Adapters bestimmt werden. Mit der Reziprozität findet man dann S_12 
= S_21. Durch die komplexe Wurzel ergibt sich eine Mehrdeutigkeit der 
Phase, die man anderweitig festlegen muss (z.B. durch Betrachtung des 
DC-Verhaltens).

Eine Variante von Methode 1 ist, zuerst mit dem Adapter zu kalibrieren, 
ihn zu entfernen, und dann die drei bekannten Impedanzen zu messen.

Bei der zweiten Methode wird der Adapter mit der Seite 1 an Port 1 
angeschlossen, und es wird auf der Seite 2 des Adapters mittels OSM 
kalibriert. Dann wird der Adapter mit Seite 2 an Port 2 angeschlossen, 
und auf der Seite 1 mittels OSM kalibriert. Aus den Fehlertermen der 
beiden OSM-Kalibrierungen und der Annahme der Reziprozität bekommt man 
die S-Matrix des Adapters durch Lösen eines Gleichungssystems. Es gibt 
auch wieder eine mehrdeutigkeit bei der Phase. (Diese Methode 
funktioniert im Prinzip auch, genau wie die erste Methode, mit nur einem 
Port.)

Letzteres ist oft das, was hinter "Adapter Removal" Funktionen in der 
VNA-Firmware steckt.

> Verbinde ich einfach den Adapter mit dem
> jeweiligen Stecker wie in Bild 5 gezeigt (quasi ein Flush-Thru oder
> Zero-length Thru) oder füge ich einen Through-Kalibrierstandard ein
> (Bild 6)?

Ja, das kalibriert man mit Flush Thru. Es gibt durchaus Cal Kits, die 
einen m-f-Adapter haben (ich habe hier mehrere solche). Der ist aber 
nicht charakterisiert, d.h. im Cal-Kit-File stehen dafür kein Delay und 
Loss. Das Ding ist also nur als Adapter gedacht, und nicht als 
Kalibrierstandard.

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