Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Welche Schweißnaht ist einfacher zu schweißen?


von Turtle (Gast)


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Hallo zusammen,

ich konstruiere gerade einen Boiler (Edelstahl) für eine 
Espressomaschine.

Der Körper besteht aus einem Edelstahlrohr (2mm Wandstärke) und 8mm 
dicken Edelstahlendstücken. In die Endstücke kommen dann die 
Bestandteile (Thermostat, Sicherheitsventile, Zuläufe, Abläufe, 
Temperaturfühler, Heizelement etc.).

Nun muss das Rohr mit den Endstücken verbunden / verschweißt werden.
Ich würde das zwar gern selbst lernen, mir fehlt aber jegliche räumliche 
Möglichkeit zu schweißen, daher muss ich das in Auftrag geben.

Da ich keine Ahnung vom schweißen habe, habe ich mich gefragt welche der 
beiden Schweißnähte einfacher zu schweißen ist, bzw. wo ich eine bessere 
Qualität erwarten kann (siehe Anhang)?

Naht 1 oder Naht 2?
Und kann mir noch jemand sagen wie man diese Nähte nennt? Soweit ich 
weiß ist Naht 1 eine Kehlnaht. Und Naht 2?

Vielen Dank für eure Hilfe,
Turtle

von Walter T. (nicolas)


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2mm auf 8mm macht in beiden Fällen nicht besonders viel Spaß.

Wenn Naht 2 innen sauber sein muss (kein Spalt), die besonders wenig. 
Wenn ein Restspalt innen erlaubt ist, würde ich den Boden ca. 3mm 
abdrehen und beide aufeinander stecken.

Wenn der Boden innen perfekt sein muss, würde ich das Rohr zweiteilen, 
den Boden von innen nach außen schweißen und dann beide Rohrhälften 
stumpf verschweißen.

von DoS (Gast)


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Ich hab zwar nur den E1 und habe ohne Prüfung Schutzgas und Gas 
geschweisst, aber ich fand die Kehlnaht immer besonders einfach. Das 
flüssige Metall ist etwas flankiert, die Schlacke schließt zur 
Atmosphäre ab.

von heinz (Gast)


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Vom handwerklichen ist Naht 1 einfacher weil man eine Führung hat.

Der Nachteil bei der Kehlnaht ist dass der Flansch "aufsteht". Wenn der 
Plan sein muss -> Bearbeitungszugabe. Im Behälterbau wurd der Flansch 
oft angedreht und damit hat man wieder eine Stumpfnaht. Die ist auch 
leichter zu Prüfen.

von Walter T. (nicolas)


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Übrigens ist die Darstellung nicht eindeutig. Ich bin jetzt mal davon 
ausgegangen, dass der Körper von links offen wie ein Zylinderhut ist.

von Turtle (Gast)


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Hallo zusammen,

danke erstmal für eure Antworten :-)

Walter T. schrieb:
> Übrigens ist die Darstellung nicht eindeutig. Ich bin jetzt mal
> davon ausgegangen, dass der Körper von links offen wie ein Zylinderhut ist.

Also eigentlich geschlossen, als Deckel quasi. Nur einzelne Löcher sind 
drin für Heizung und co.

Walter T. schrieb:
> Wenn Naht 2 innen sauber sein muss (kein Spalt), die besonders wenig.
> Wenn ein Restspalt innen erlaubt ist, würde ich den Boden ca. 3mm
> abdrehen und beide aufeinander stecken.

Meinst du außen abdrehen 2mm? Also so, dass man den Deckel quasi 
draufsteckt und verschweißt (siehe Anhang "Schweißnaht_abgedreht.png, 
das Rohr ist transparent dargestellt)?

heinz schrieb:
> Der Nachteil bei der Kehlnaht ist dass der Flansch "aufsteht". Wenn der
> Plan sein muss -> Bearbeitungszugabe. Im Behälterbau wurd der Flansch
> oft angedreht und damit hat man wieder eine Stumpfnaht. Die ist auch
> leichter zu Prüfen.

Wenn ich es richtig verstehe, wäre es dann so wie im Anhang 
"Schweißnaht_Flansch.png"? Also innen abgedreht und in das entstehende 
"Tal" kommt dann die Schweißnaht?

Danke euch :)

von Walter T. (nicolas)


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Mit dem bündigen Deckel: Genau. Mit dem anderen Deckel: natürlich 
genauso, also mit dem Überstand innen, nicht außen.

Evtl. sind 2mm Überstand doch etwas viel. Wenn der Behälter komplett 
geschlossen ist, wird er wohl mit Formiergas gefüllt geschweißt, und 
dann hat man bei 1mm eine bessere Chance, eine saubere Wurzel auf der 
Innenseite zu bilden.

Aber das würde ich mit dem klären, der das am Ende schweißt.

: Bearbeitet durch User
von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Welche Länge und Durchmesser hat das Teil?
Normalerweise wird sowas durch Tiefziehen aus
einem Stück gefertigt, dann hat man keine Schweißnähte.

von heinz (Gast)


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Nein - sondern auf der Planseite abgedreht sodass nich ein Rohrstüeck 
steht.
Ähnlich wie ein Vorschweissflansch

https://www.landefeld.de/shop/media/thumbnails/produkte/fl10ves_38094_4503.jpg

Aber der Absatz vielleicht 3-5 mm lang.

von 🍅🍅 🍅. (tomate)


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Mit Drehtisch geht beides gleich einfach, ohne Drehtisch ist beides 
beschissen zu schweissen, wenn man keine Übung hat.

von Max M. (jens2001)


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DoS schrieb:
> die Schlacke schließt zur
> Atmosphäre ab.
Einer der nur Ahnung vom Edelstahl-Schweißen hat.

Walter T. schrieb:
> mit Formiergas gefüllt
Einer der nicht nur Ahnung sondern auch Wissen hat.

Wenn der Innenraum nicht unbedingt Ritzenfrei sein muss, würd ich es 
noch anders machen.
Deckel mit Innendurchmesser vom Rohr. Bündig im Rohr. Schschweißnaht auf 
der Stirnfläche. Kann man ohne Zusatzdraht schweißen. Die Naht ist nicht 
auf Zug beansprucht sondrn auf Abscherung.

von Turtle (Gast)


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Hallo zusammen,

so richtig klar bin ich noch nicht, daher habe ich nochmal zwei 
Beispiele rausgesucht.
In beiden Beispielen sieht es doch so aus wie von Walter vorgeschlagen. 
Also aufstecken, Schlitz lassen und in den Schlitz die Schweißnaht 
legen.
Ist das womöglich die beste Idee?

Also 4 von 8mm abdrehen am Rand, einen Schlitz von 2mm, also 2mm Innen 
überstehend, so wie im Anhang Naht_3? Wo die rote Markierung ist, würde 
man die Schweißnaht einlegen.

Danke und viele Grüße,
Turtle

von Walter T. (nicolas)


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Der Schlitz ist nicht nötig, sondern kontraproduktiv. Vielleicht hält 
der Schweißer es für eine gute Idee, das Rohr außen etwas anzufasen, um 
eine V-Naht zu bekommen. Aber das entscheidet er, und wenn ist es auch 
schnell gemacht. (Ob es sinnvoll ist oder nicht, hängt vom Material und 
vom Schweißverfahren ab. Bei MIG wird er wohl V-Naht bevorzugen, bei WIG 
hängt es vom Material ab, ob mit oder ohne Schweißzusatz besser geht.)

: Bearbeitet durch User
von Max M. (jens2001)


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Turtle schrieb:
> Wo die rote Markierung ist, würde
> man die Schweißnaht einlegen.

Nein. Edelstahl schweißt man WIG. Stumpf zusammenschieben und OHNE 
ZUSATZDRAHT schweißen!

von Walter T. (nicolas)


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Viele Bauschlossereien braten Edelstahl mittlerweile gern in MAG 
zusammen. Aber das macht man natürlich nur, wenn man für das kleine Teil 
nicht extra Draht und Gas wechseln muss.

Ansonsten: WIG. Ob mit oder ohne Schweißzusatz würde ich sogar spontan 
entscheiden. (Reststück zusammenbraten und auseinanderbrechen)

von Turtle (Gast)


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Alles klar, vielen Dank Walter und Max für die Hilfe.

Dann nur 2mm abdrehen und keinen Schlitz an der Seite :-)

Danke, Turtle

von Patrick S. (patrick_s882)


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V2A lässt sich auch ganz gut MMA schweißen. In dem Fall wären beide 
Nähte easy zu machen (Die Kehlnaht "so wie sie ist" und die andere ca. 
1mm angefast, damit die Elektrode eine Führungsrille hat). Das kann man 
auch problemlos draußen machen, da kein Schutzgas "verwehen" kann. Das 
Platzproblem dürfte somit gelöst sein.
Auch das Schweißen unterschiedlich dicker Materialien miteinander ist 
mir mit diesem Verfahren bisher immer am leichtesten von der Hand 
gegangen (Ausnahme: Steignähte :-( ).

: Bearbeitet durch User
von Peter K. (Gast)


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ich würde einfach bei der ausführenden Firma anfragen oder im Netz 
nachlesen, was für einen Druckbehälter empfohlen oder vielleicht sogar 
vorgeschrieben ist.
So eine Firma kann dir das sicher besser und zuverlässiger sagen als die 
Leute hier

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