Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Welches Harz zum Vergießen von Luftspulen?


von Patrick S. (patrick_s882)


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Guten Morgen.

Ich werde demnächst ein paar Luftspulen ohne Wickelkörper für eine 
Frequenzweiche wickeln (Die üblichen verdächtigen sind mir bei passendem 
RDC zu groß und Kerne dürften bei der maximalen Belastbarkeit auch groß 
und teuer werden.
Damit der Draht nicht so in der Luft herum flattert, wollte ich sie 
vergießen.
Ich finde leider keine Angaben über die beim Aushärten erreichte 
Temperatur der einzelnen Harze.

Welches Harz härtet idR. denn am kühlsten aus? Epoxy, PU, UP?
Bzw. welcher Hersteller macht genauere Angaben über die "Heizleistung" 
seines Produktes?


Ich danke schonmal im Vorraus für Antworten.:-)

Patrick

von Max M. (jens2001)


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Patrick S. schrieb:
> keine Angaben über die beim Aushärten erreichte
> Temperatur

Lass dir mal die Unterschiede zwischen
1. Energie
2. Leistung
3. Temperatur
erklären.

von Dussel (Gast)


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Meines Wissens bleibt es kühler, wenn es langsamer reagiert. Also wäre 
ein Harz mit langer Aushärtezeit wohl besser.
Aber geht die Temperatur da wirklich so hoch? Der Draht bei Reichelt zum 
Beispiel ist bis 155 °C wärmebeständig.

von Dussel (Gast)


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PS. Hier gibt es einen Versuch dazu: 
https://drsvanhay.de/epoxid-erhitzt-sich-218-c/
Es ist doch mehr, als ich gedacht habe.

von Stefan M. (derwisch)


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Frequenzweichen für Audio (Lautsprecher) oder HF (Funk)?
Was ist Deine Befürchtung bezüglich der Reaktionstemperatur?
Das etwas durch die Wärme Schaden nimmt?

Gennerell nimmt man langsam härtende Vergußmasse (kein Epoxi).
Wenn es trotzdem Epoxi sein muss, dann gibt es auch da langsam härtende 
Ausführungen.
Bei zuviel Volumen wird schnell härtendes Epoxi überkochen (schon selbst 
erlebt).

Da aber auch überkochndes Epoxi weit unter Löttemperatur bleibt, würde 
ich mir über eine Schädigung der elektrischen Bauteile (Spule) keine 
Sorgen machen.
Eher über die Schweinerei, wenn´s überkocht.

von J. S. (pbr85)


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Dussel schrieb:
> PS. Hier gibt es einen Versuch dazu:
> https://drsvanhay.de/epoxid-erhitzt-sich-218-c/
> Es ist doch mehr, als ich gedacht habe.

Das sind aber auch ordentliche Mengen, selbst 14g sind hier schon sehr 
viel Harz, zweitens noch ein extrem schnelles Harz. Was also in anderen 
Worten heißt, dass dort pro Zeit sehr viel reagiert und dementsprechend 
Wärme erzeugt.

Hier braucht man aber nicht so viel Harz, nicht so schnell reagierendes 
und dazu würde die Spulen über die Platine auch einen Teil der Wärme 
wegleiten.

Richtig große Spulen muss man auch nicht vollständig vergießen, 
ordentlich beträufeln damit es durch die Kapillarwirkung zwischen die 
Drähte u. Platine einzieht, reicht.

von Blockwart (Gast)


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Nimm PU, das wird bei Aushärtung etwa handwarm. Allerdings dauert das 
auch 8-48 Stunden.

Sollten es Luftspulen für HF-Anwendungen sein, solltest du allerdings 
mal ermitteln, wie das verwendete Harz die Werte der Spule, insbesondere 
die Induktivität verschiebt. Das dürfte viel interessanter sein als die 
Frage, ob der Draht beim Aushärten ein paar Grad wärm er wird.

von Percy N. (vox_bovi)


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Patrick S. schrieb:
> Die üblichen verdächtigen sind mir bei passendem RDC zu groß und Kerne
> dürften bei der maximalen Belastbarkeit auch groß und teuer werden.
Also ziemliche Kaventsmänner.
> Damit der Draht nicht so in der Luft herum flattert, wollte ich sie
> vergießen.
Was soll denn bei so einem Trumm flattern?

von Martin L. (makersting)


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Beim Ausschlachten von Radios fand ich oft in Kerzenwachs vergossene 
HF-Spulen.

von Mööööp (Gast)


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Eine vergossene Luftspule ist keine Luftspule mehr!

von ??? (Gast)


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Widerspruch! Luftspule ungleich Harzspule

von Patrick (Gast)


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Danke für die Antworten. :-)

Es wird dann wohl PU.

Stefan M. schrieb:
> Frequenzweichen für Audio (Lautsprecher) oder HF (Funk)?
> Was ist Deine Befürchtung bezüglich der Reaktionstemperatur?
> Das etwas durch die Wärme Schaden nimmt?

Lautsprecher.

Jipp. Tatsächlich. Hab mir schon böse die Finger an Epoxid verbrannt.

Percy N. schrieb:
> Was soll denn bei so einem Trumm flattern?

Mehrlagige Spule im mobilen Lautsprecher (auf Rollen. Er wird etwas 
größer und mit ~80V maximaler Batteriespannung betrieben. Bei 
4Ohm-Chassis ist somit auch eine Menge Leistung im Spiel.  Sie wird also 
durchaus mechanisch und elektrisch beansprucht. Das ist auch einer der 
Gründe, mir die Spule(n) für den Subsonic-Filter selbst zu wickeln, sie 
mit Dübeln eingießen und in die Gehäuseecke zu kleben.

mfG

Patrick

von Patrick (Gast)


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Mööööp schrieb:
> Eine vergossene Luftspule ist keine Luftspule mehr!

Das habe ich tatsächlich nicht bedacht. Eine Rolle Lackdraht reicht 
allerdings für ein paar Fehlversuche aus. Sooooooooo gravierend dürfte 
der Unterschied doch eigentlich nicht bemerkbar machen? 🤷 Beide 
Materialien sind doch quasi nichtleitend und nicht Magnetisch. Ich sehe 
eher Vorteile bezüglich der Toleranz (Luftfeuchtigkeit).

mfG

Patrick

von Mani W. (e-doc)


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Wozu eine Luftspule vergießen wollen?

Patrick S. schrieb:
> Ich werde demnächst ein paar Luftspulen ohne Wickelkörper für eine
> Frequenzweiche wickeln

So speziell werden die nicht sein, dass Du diese nicht
mit Iso-Band fixieren kannst...

Nimm Nagellack, den kannst Du in allen Farben bekommen, ein eventueller
kleiner Anteil an Metallen wird sich bei Deinem Projekt nicht bemerkbar
machen...

Ansonsten war, wie schon erwähnt wurde, immer wieder Kerzenwachs zu
finden...

: Bearbeitet durch User
von Hermann S. (diphtong)


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Servus,

du kannst den CuL eng um einen Wickelkörper wickeln und außen einmal mit 
Kapton Klebeband umwickeln, den Wickelkörper danach wieder entfernen. 
Hält recht gut, hab so schon mehrere stabile Luftspule so aufgebaut.
Hält bestimmt genauso gut wie Wachs und schmilzt nicht weg.

Stefan M. schrieb:
> Gennerell nimmt man langsam härtende Vergußmasse (kein Epoxi).
> Wenn es trotzdem Epoxi sein muss, dann gibt es auch da langsam härtende
> Ausführungen.

Epoxid gibts doch mit verschiedenen Topfzeiten, wie du schon angemerkt 
hast. Epoxid löst auch keine Kunststoffe auf, so wie PU. Übrigens kocht 
PU auch über, wenn zu viel Härter hinzugegeben wird.

Komisch dass hier von Epoxid abgeraten wird, hier sind die Elektronik 
Vergussmassen fast ausschließlich aus Epoxid:
https://www.panacol.de/kleber-anwendungen/elektronik/vergussmasse-fuer-elektronikkomponenten#

Auch die Schrumpfung beim Aushärten ist meines Wissens bei Epoxidharz am 
geringsten.

von Mani W. (e-doc)


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Mani W. schrieb:
> Wozu eine Luftspule vergießen wollen?

Eine Luftspule sollte auch so eine bleiben, darum sind diese meist auf
einem Plastikkörper gewickelt, der die Spule zusammen hält...

Der Plastikkörper hält die Luftspule dann mechanisch an einem festen
Ort, denn dort soll sie auch bleiben in einer Frequenzweiche für
LS-Boxen - sie soll auch dort noch verharren, wenn die Box etwas
unsanft abgestellt wird...

Sämtliche Materialien, welche die Spule dann umschließen (Gießharz,...)
erhöhen die Masse und viele Materialien erzeugen zusätzlich mechanische
Spannungen...

Muss ja nicht sein, oder?

von oszi40 (Gast)


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Hermann S. schrieb:
> Komisch dass hier von Epoxid abgeraten wird,

1.Es ist ein himmelweiter Unterschied bei der Dosierung ob man einen 
Würfel gießt (der Hitzerisse bekommt) oder eine Fläche benetzt wo die 
Wärme schnell verschwindet.
2.Je nach Frequenz und Wärme kann die Vergussmasse etwas Einfluss haben. 
Ein Versuch macht klug.

von Rudi Ratlos (Gast)


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Das einfachste Mittel ist    Heißkleber,
auf sämtlichen Weichen sind die 'körperfreien Spulen' einfach mit 
Heißkleber draufgepappt und noch ´n  paar Spritzer obenauf ::
verlötet und fertig.

Kannst ja auch auf so ein Elektroverlegerohr draufwickeln, in Karton ein 
Loch - draufstecken und festpappen. Oder auf Platine löten, und ein 
Rohr-Stück als Schutz drüber- oder in Plastik-verpackungen/-dosen 
rein-pappen - Deckel drauf und fertig .

Wenn etwas 1,- kostet, versuche es immer durch 10cent zu substituieren !

von Rudi Ratlos (Gast)


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Hab ich grade entdeckt, falls es hilft :
-- Bei 200°C Verbackbarer Lackdraht :
https://www.amazon.de/dp/B07SGW2TGK
ab 25,-/kg  div.Dicken

Der Backlackdraht Typ 210 wird in Elektromotoren mit und ohne 
Phasenisolation, Polwicklungen, Magnetspulen (Bremsen etc.) und 
Schwingspulen verwendet. Besonders gute Verarbeitbarkeit bei 
gleichzeitig ausgezeichneten thermischen und elektrischen Eigenschaften. 
Geeignet für Modellbau, Spulen, Kleinmotoren, Transformatoren, Relais 
und Magnetspulen, Basteldraht, uvm. Beschreibung: Der Backlackdraht Typ 
210 ist ein Wickeldraht aus einem Kupferrundleiter gemäß EN13601 Cu-ETP 
mit einer 3-Schicht-Lackisolation aufgebaut aus Theic-modifizierten 
Polyesterimid, plus Polyamidimid und darüber einer 
Polyamid-Backlacklackierung. Eigenschaften: Der Backlackdraht Typ 210 
ist ein hochwärmebeständiger, unter Wärme verbackbarer Kupferlackdraht 
der Wärmeklasse 200 °C. Der Draht vereint die hervorragenden 
Beständigkeits- und Isolationseigenschaften des zugrundeliegenden 
Kupferlackdrahtes Typ W 210 mit den speziellen Anwendungsmöglichkeiten 
des thermisch verbackbaren zusätzlichen Backlackes auf Basis 
modifiziertem aromatischem Polyamid. Mit dem Backlackdraht Typ 210 
können thermisch hoch beanspruchte Wicklungen selbsttragend und dadurch 
Platz sparend, automatengerecht, rationell und kostengünstig hergestellt 
werden. Die Verbackung ist anstelle einer Imprägnierung schnell und 
umweltfreundlich zu realisieren. Die verbackenen Wicklungen zeichnen 
sich durch hohe thermische und mechanische Stabilität aus. Modernste 
Verfahrenstechniken, Prozessregelungen und -kontrollen sichern ein 
gleichbleibend hohes Qualitätsniveau.


Weiß immer noch nicht, ob sich das Selberwickeln wirklich auszahlt. 
Selberdrehen zahlt sich jedenfalls rauchtechnisch aus .

von Hermann S. (diphtong)


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oszi40 schrieb:
> Hermann S. schrieb:
>> Komisch dass hier von Epoxid abgeraten wird,
>
> 1.Es ist ein himmelweiter Unterschied bei der Dosierung ob man einen
> Würfel gießt (der Hitzerisse bekommt) oder eine Fläche benetzt wo die
> Wärme schnell verschwindet.

Welche Dosierung? Harz-Härter? Oder die Dosierung des Harzes auf der 
Spule?
Ich versteh Deinen Einwand nicht so ganz.
Das ist bei PU und Acrylharzen auch nicht anders. Maximale Schichtdicke 
ist meist bei den Harzen angegeben (meist nur bei Giessharzen, bei 
Laminierharzen eher nicht). Einen Würfel in "Schichten" zu giessen 
verhindert dann die Hitzerisse. Das steht in jeder Anleitung.

von 2aggressive (Gast)


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Patrick schrieb:
> Percy N. schrieb:
>> Was soll denn bei so einem Trumm flattern?
>
> Mehrlagige Spule im mobilen Lautsprecher (auf Rollen. Er wird etwas
> größer und mit ~80V maximaler Batteriespannung betrieben. Bei
> 4Ohm-Chassis ist somit auch eine Menge Leistung im Spiel. Sie wird also
> durchaus mechanisch und elektrisch beansprucht. Das ist auch einer der
> Gründe, mir die Spule(n) für den Subsonic-Filter selbst zu wickeln...
Holzweg: Subsonic in der Weiche hinter der Endstufe, und dann auch noch 
Kernlos :D

Ein Subsonic-Filter gehört im Signalweg vor die Endstufe, und sowas 
baut man auch nicht mit Spulen, sondern mit RC-Gliedern.

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