Forum: HF, Funk und Felder NFC Reader-Antenne, richtige Vorgehensweise


von Gästchen (Gast)


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Hallo,

ich habe ein paar Threads zum Thema gelesen, jedoch sind mir die 
Schritte am Anfang nicht klar. Wenn ein Reader vorliegt (NXP P7120) und 
eine Karte mit Tag NTAG213 (nach ISO/IEC 14443-3), und die Leseentferung 
3cm ist (ich kann jetzt schlecht sehen welche Antenne in der NTAG-Karte 
drin ist bzw. wie groß diese ist). Also gehe ich so vor, dass ich eine 
Antennengröße annehme, die auf meiner PCB überhaupt machtbar ist, sagen 
wir mal 20x40mm, und diese Antenne dann mit NTAG213 ausprobiere, welche 
Entfernung machbar ist, so wie im Beitrag von Nils hier beschrieben 
wurde, mit Reduzierung der Leistung etc:
Beitrag "RFID Antennen auslegung reader"
Oder würdet ihr anders vorgehen?
Die andere Frage ist, wieviel Masse sollte man um die Antenne rum 
"freiräumen", würde 5mm ausreichen? Ich weiß dass sich diese Frage nicht 
so einfach beantworten lässt da nicht trivial, aber vielleicht hat 
jemand etwas Erfahrung aus der Praxis was machbar ist.

Für alle sachlichen Tipps wäre ich dankbar.

von Purzel H. (hacky)


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Die Reichweite ist etwa der Antennendurchmesser. 20x40mm erscheint mir 
zu klein. Ich wuerd die Kartengroesse als minimale Antennengroesse 
waehlen. Falls die Reichweite kleiner sein soll, lieber die Leistung 
reduzieren.

von HF-Werkler (Gast)


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Hallo,
du schreibst immer wieder von einer "Antenne". Da liegt das erste 
Missverständnis vor.

RFID bei 13.56MHz und passiven Tags (ohne Batterie) ist immer eine 
magnetische Koplung von zweiresonanten Spulen, keine "Antenne" im 
eigentlichen Sinn.

Daher stelle dir einfach die Magnetfelder vor, die von einer 
Stromdurchflossenen Spule erzeugt wird.

Bei den üblichen Karten wird von der Spule die grösstmögliche Fläche 
genutzt, um möglichst viel Energie zu koppeln. Über den übertrsgenen 
Strom wird ja der Tag gespiessen.

Kurzschlusswindungen nahe bei der Sendespule wird dir das mühsam 
erzeugte Feld "kurzschliessen". Daher sind GND-Flächen innerhalb oder 
nahe an der Spule zu vermeiden.

von HF-Werkler (Gast)


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Zur Kopplung der beiden Spulen:
Die Kopplung des Transformators (Lesespule und Tag-Spule)
verbessert sich durch:
- Ähnliche Grössen der Spulen
- Nähe der Spule
- Gleiche Ausrechtung der Spulen

Da es resonante Kreise sind, muss die Spule mit einem 
parallelgeschalteten Kondensator auf die Nutzfrequenz angeglichen 
werdne. Ohne VNA wird das eher nichts.

von Gästchen (Gast)


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Hallo und vielen Dank für eure Antworten und brauchbare Tipps.

Leider hat man auf der Leiterplatte nur begrenzt Platz. Ich weiß aber 
nicht ob 5mm-Abstand zu GND ausreichend ist. Wie der Titel sagt, geht es 
mir zuerst um richtige Vorgehensweise. Zusatzinfo: verwendet wird Tag 
Type 2.

Mein Kenntnisstand bis jetzt: ich habe zwei Möglichkeiten.

1. Rechenweg
Je nach Tag gibt es Formel für das benötigte "B-Field" in der ISO-Norm, 
damit der Tag anläuft. Für Tag Type 2 gibt es ISO/IEC 144443-3a, wo die 
Berechnung steht. (Für größere Karten gibt es z.B. ISO 7810 etc.) D.h. 
man muss die Norm kaufen, und aus der Berechnung werden die Parameter 
der Antenne abgeleitet, wie Anzahl der Windungen usw.

2. Ausprobieren
Den Evalboard mit dem Reader NXP P7120 anschaffen mit verschiedenen 
Spulengrößen (Antennengrößen), und die Reichweite testen. Ich weiß nicht 
ob hier Matching für jede Antenne notwendig ist, ich hoffe nicht. So 
habe ich schon mal theoretisch machbare Reichweite, nat. ohne Nachteile 
wie Metallteile in der Näche usw. Hier habe ich den Vorteil, dass ich 
auch den Abstand zu GND "live" vorab testen kann.

Soweit der Plan.

von HF-Werkler (Gast)


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Nochmal: Schreib bitte nicht "Antenne", das sind einfache Spulen, die 
Zusammen einen reonanten gekoppelten Übertrager (vgl. Trafo) bilden.

Jede Spule hat eine andere Induktivität und dementsprechend muss der 
parallelgeschaltete Kondensator immer angepasst werden, damit das 
Gesamtgebilde wieder bei in etwa 13,56 MHz resonant wird. Ohne diese 
Anpassung wird die Reichweite gering sein.

Mach die Spulen (Tag und Spule) möglichst gleich gross, die Windungszahl 
bewegt sich üblicherweise zwischen 3 und 6, je nach Durchmesser

von HF-Werkler (Gast)


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Was willst du für einer Reichweite schaffen?
Hast du das Datenblatt zum Reader-Chip gelesen (und verstanden)?
Gibt es App-Notes zum Chip?

von Gästchen (Gast)


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Hallo,

der Unterschied zur "Antenne" ist mir schon klar, habe deshalb auch das 
Wort Antenne eingeklammert. Die Reader-Spule wird übrigens auch in 
Application Notes als Antenne bezeichnet, so illegal ist das auch nicht.

Zwei gleiche Spulen sind in meinem Fall eh nicht möglich, da Tag Type 2 
sehr klein ist, in etwas so klein wie eine SIM-Karte. D.h. die 
Reader-Spule wird auf jeden Fall deutlich größer.

von Gästchen (Gast)


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Reichweite steht in meinem Beitrag: 3cm. Ich würde hier keinen Beitrag 
schreiben ohne das Datenblatt gelesen zu haben. Ja, es gibt eine 
App-Note zum Reader.

von HF-Werkler (Gast)


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Gästchen schrieb:
> Zwei gleiche Spulen sind in meinem Fall eh nicht möglich, da Tag Type 2
> sehr klein ist, in etwas so klein wie eine SIM-Karte. D.h. die
> Reader-Spule wird auf jeden Fall deutlich größer.
Hast du dazu eine nähere Information?

Nach meinem Wissen sagt der Tag Type nicht viel über die physikalische 
Grösse aus.

von Purzel H. (hacky)


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Bei einer Sim grossen Kartenantenne genuegen 20x40mm fuer eine 
Sendeantenne. Die Reichweite is auch noch abhaenig von der Feldstaerke. 
Du benoetigst eine minimale Feldstaerke, um die Karte laufen zu lassen. 
Und ja die Antennen sind beide resonant, sonst wird das nichts, auch 
wenn die Gute tief ist, wird die Feldstaerke um Wurzel der Guete 
erhoeht.
Ohne VNA wird es auch nichts.

von HF-Werkler (Gast)


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Oder meinst du mit Tag Type 2 ev. nur den Chip? Dann fehlt da definitiv 
noch die externe Tag-Spule, damit das was wird...

von Gästchen (Gast)


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Interessant dass 20x40mm Antenne theoretisch ausreicht. Da führt wohl 
kein Weg vorbei ums Ausprobieren.

Die NTAG-Cards sind in der Regel fertig, und normalerweise 
standartisiert. Z.B. die Größe 85.6 x 54 x 0.76 in der ISO7810 
beschrieben, dort ist auch die Formel drin, welche Spannung kann man mit 
der Spule induzieren mit welchem B-Feld. Aus dem Chip-Datenblatt kann 
man dann ableiten, wann der Tag anläuft.

In meinem Fall sind das fertige Tags als "Tag Type 2", daher weiß ich 
Abmessungen. Die muss ich aber noch besorgen ist ein industrielles 
Projekt). VNA kann mich mir besorgen, kein Problem.

Jetzt die Frage: wie habt ihr das gemacht? Habt ihr einfach irgendeine 
brauchbare Spulengröße (Fertigantenne) angenommen, und dann die 
Reichweite ausprobiert? Oder alles ausgerechnet (u.a. mit Hilfe von 
ISO/IEC), und in die Leiterplatte "gegossen"?

von Volker M. (Gast)


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Gästchen schrieb:
> Ich weiß aber
> nicht ob 5mm-Abstand zu GND ausreichend ist.

Die Zahl alleine sagt wenig. Wie HF-Werkler bereits schrieb ist es 
wichtig, dass du auf dem PCB keine geschlossene Leiterschleife (!!!) 
hast die mit der Spule koppelt. Also keinerlei geschlossene Schleife um 
die Spule herum, egal auf welchem Layer, auch nicht mit grösseren 
Abständen.

von HF-Werkler (Gast)


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Mir ist dein Aufbau nicht klar. Mal schreibst du von Karte 
(Scheckkartengrösse?), mal von "kleiner SIM".

Bitte beschreibe die mechanisch Grösse der möglichen Spulen von Tag und 
Reader nochmals genauer. Füge die Grösse von leitenden Flächen und deren 
Anordnung/Grösse nahe der Spule (alles bis Spulendurchmesser) hinzu.

von HF-Werkler (Gast)


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Ups hat sich überschnitten

von HF-Werkler (Gast)


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Wenn es eine industrielle Anwendung ist, musst du sicher auch die 
EMV-Vorschriften und Grenzwerte beachten. Die Reichweite ergibt sich aus 
der Geometrie mit allen metallischen Objekten nahe der Spule. Das kannst 
du so einfach nicht berechnen (ohne 3D-Simulation). In der Regel ist - 
je nach Qualität der Komponenten - ca. halber bis einfacher 
Spulendurchmesser bei iodealer Ausrichtung der Spulen und keinen 
störenden Metallobjekten machbar.

Zum Beschreiben des Tags kann das ev. weniger werden.

von Gästchen (Gast)


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Volker M. schrieb:
> Die Zahl alleine sagt wenig. Wie HF-Werkler bereits schrieb ist es
> wichtig, dass du auf dem PCB keine geschlossene Leiterschleife (!!!)
> hast die mit der Spule koppelt. Also keinerlei geschlossene Schleife um
> die Spule herum, egal auf welchem Layer, auch nicht mit grösseren
> Abständen.

OK, das heißt ich soll GND-Layer um die Spule rum nicht "fluten", 
sondern wie einen offenen Kreis ausführen? Wäre das korrekt?

von Gästchen (Gast)


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Zum Aufbau kann ich folgendes Schreiben:
Es ist eine Leiterplatte, mit der Reader-Spule irgendwo in der Mitte. 
Darunter in ca. 3cm. Abstand sitzt der Tag. Das ist alles. Es gibt keine 
metallischen Objekte in der Nähe außer vielleicht ein paar Schrauben, 
aber die sind eh weiter weg, außer das was auf der Leiterplatte ist, das 
ist natürlich reichlich an Komponenten vorhanden. Die maximal mögliche 
Größe der Spule bestimmt der freie Platz, schätzungsweise würde 
50x30mm-Platz noch gehen, je nachdem wieviel Abstand zu dieser notwendig 
ist.
Die Abmessungen der fertigen Tags weiß ich nicht nicht, diese habe ich 
nur auf einem Bild gesehen, und kann nur schätzen, wie groß diese 
ungefähr sind (SIM-Karte). Aber diese bekomme ich noch.

von HF-Werkler (Gast)


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Die kleinere Spule dominiert den möglichen Abstand. Wenn das wirklich 
SIM-Grösse ist, wird es mit 3cm nach meiner Einschätzung schwierig.

von Gästchen (Gast)


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HF-Werkler schrieb:
> Mir ist dein Aufbau nicht klar. Mal schreibst du von Karte
> (Scheckkartengrösse?), mal von "kleiner SIM".

Die Scheckkartengrösse habe ich als Beispiel für die Standartisierung 
aufgeführt, und dazu "z.B." geschrieben. Das war ein Beispiel bezogen 
auf ISO Norm 7810. Hier kann man es bildlich sehen, oben rechts.
https://de.wikipedia.org/wiki/ISO/IEC_7810
SIM-Kartengröße ist das, was ich habe. Das habe ich auch so geschrieben.

von HF-Werkler (Gast)


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Ok, bei einem SIM-kleinen Tag, wird nur wenig Feld von der Sendespule 
aufgenommen. Die Flächen der Spulen überlappen sich ja kaum und viel 
Feld geht am Tag vorbei (wirkungslos). Entsprechend den geometrischen 
Verhältnisse der Spulenflächen ist die Kopplung der Spulen niedriger. 
Eine niedrige Kopplung wird sich in einer geringeren Reichweite zeigen.

Du wirst nicht umhin kommen, die Güte und Resonanzfrequenz bei den 
Versuchen dauernd zu messen und tunen.

Bei den Demo-Boards wird die Spule meist einpaar cm abgesetzt, damit die 
gut funktioniert. Das solltestdu auch überlegen, ob es eine Option ist, 
die Spule zu separieren.

Je nachdem, was da an Elektronik auf deinem Board ist, solltest du 
darauf achten:
- Dass die Elektronik nicht zuviel Störungen bei 13MHz produziert 
(insbesondere Schaltnetzteil mit magnetischen Komponenten)
- Dass die Elektronik nicht zu sehr vom RF-ID Feld abbekommt, nicht dass 
deine Elektronik sich dadurch selbst stört.

von Gästzchen (Gast)


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Nochmals Danke für die Tipps.
Wird es etwas bringen, wenn man die Reader-Spule auch verkleinert gemäß 
der Tag-Spule? Vermutlich nicht, oder?
Abgesetze Spule war eigentlich mein erster Vorschlag, aber das wird 
erstmal nicht gewollt, nun ja, manchmal muss man zeigen dass es so nicht 
funktioniert.
Die Frage mit dem GND um die Spule: wird Ground als ein Plane gemacht? 
Ich vermute nicht, oder? Sonst schließen wir die Reader-Spule magnetisch 
kurz.

von HF-Werkler (Gast)


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Richtig, am schlechtesten ist eine geschlossene Schleife, da diese ein 
Gegenfeld erzeugt (Magnetischer Kurzschluss). Mit einem Schlitz an der 
richtigen Stelle kann man da viel verbessern. Ich würde wohl min. 10mm 
Abstand von der Spule zur Elektronik/GND halten. Das sollte in etwa 
reichen, bei weniger, musst du probieren, wie gut es wird.

Ev. kannst du ja mit Ferritmaterial die Felder etwass lenken und dadurch 
die Kopplung verbessern. Aber Vorsicht, die Resonanzfreqenz von 
Spule/Kondensator wird durch das Ferritmeterial verstimmt, da sich die 
Induktiität ändert. Also tunen, tunen, tunen.

von Volker M. (Gast)


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Gästchen schrieb:
> OK, das heißt ich soll GND-Layer um die Spule rum nicht "fluten",
> sondern wie einen offenen Kreis ausführen? Wäre das korrekt?

Korrekt

Gästchen schrieb:
> Es ist eine Leiterplatte, mit der Reader-Spule irgendwo in der Mitte.

In der Mitte ist ungünstig. Setz die Spule an den Rand, dann lassen sich 
auch ungewollte störende Leiterschleifen vermeiden die deine Spule 
beeinflussen.

von Gästchen (Gast)


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Volker M. schrieb:
> In der Mitte ist ungünstig. Setz die Spule an den Rand, dann lassen sich
> auch ungewollte störende Leiterschleifen vermeiden die deine Spule
> beeinflussen.

Hi, Danke für den Tipp.
Rein mechanisch sitzt Tag bei mir mittig unter der Leiterplatte, ich 
denke, wenn die die Lesespule oben zum Rand verschiebe, habe ich 
möglicherweise noch schlechtere Performance, als wenn der Tag genau 
mittig wäre?
Mir gefällt das generall nicht wenn die NFC-Antenne in die Leiterplatte 
gelassen wird, wo viel Zeug drauf ist, manchmal hat man leider keine 
Wahl.

von Bastler_HV (Gast)


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Gästchen schrieb:
> Rein mechanisch sitzt Tag bei mir mittig unter der Leiterplatte, ich
> denke, wenn die die Lesespule oben zum Rand verschiebe, habe ich
> möglicherweise noch schlechtere Performance, als wenn der Tag genau
> mittig wäre?

Richtig, Sendespule und Empfängerspule haben die beste Kopplung wenn sie 
genau gegenüber liegen. Der Vorschlag war sicherlich so gedacht, dass 
das Tag mitwandert.

Ist die Position des Tags genau definiert? Dann kann man versuchen mit 
einem Ferritstäbchen das Feld zu lenken. Stell Dir vor, Du willst einen 
Transformator aufbauen, bei dem die Spulen räumlich entfernt sind.

Bastler_HV

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