Forum: PC Hard- und Software Vorabfrage: Rettung einer ueberschriebenen Partitionstabelle


von Johannes U. (kampfradler)


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Moin,

ich erhalte wahrscheinlich die Tage eine externe olle 500GB PLatte, 
welche urspruenglich wohl eine einzige NTFS-Partition beherbergte.

Der Nutzer dieser Platte hat dann wohl dummerweise die externe Platte im 
System eingehaengt gehabt, als er den Versuch unternahm, ein 
Linux-Liveimage auf einen Stick zu buegeln...und natuerlich statt dem 
Stick die Platte getroffen.

Bis jetzt sind mir leider in Erzaehlungen bestenfalls halbe 
Salamischeibchen serviert worden und ich muss mir den tatsaechlichen 
Sachverhalt irgendwie zusammenreimen :(

So weiss ich immer noch nicht, ob der Nutzer den Fehler zwischendurch 
bemerkt und die Prozedur abgebrochen hat.
Ebenfalls ist mir nicht bekannt, welches Tool er zum Buegeln des Images 
anwendete, kann unter Win genausogut wie unter Linux stattgefunden 
haben...

Da ich einen solchen Anwendungsfall selber noch nie produziert habe und 
aus diesem Grund auch nicht reparieren musste:
Ein Liveimage auf einem Stick belegt idR ja nichtmal 4GB und die Platte 
duerfte formatiert um die 465GB ausweisen.
Besteht eine Moeglichkeit mit gpart oder einem anderen Tool (vielleicht 
Testdisk) erneut eine passende Partitionstabelle auf die Platte zu 
schreiben und die verschollene NTFS-Partition so wieder sichtbar zu 
machen?
Um so an die nicht ueberschriebenen urspruenglichen Daten heranzukommen?

Datenrettung mit Testdisk/Photorec waere natuerlich eine Option, musste 
ich letztens auch erst machen, da hatte ich es allerdings relativ 
einfach, weil mpg-Dateien ein leichter Fall sind.
Die paar avi und mp4 Dateien hingegen waren - absolut verschmerzbar - 
defekt.
Auf der bald eintreffenden Platte sollen sich Photos (wahrscheinlich 
jpg) und Officedateien aufhalten.
Letzteres benutze ich aus gutem Grund ueberhaupt nicht und ich stelle 
mir vor, dass es schwer bis unmoeglich sein duerfte, zerstueckelte 
Fragmente von solchen Dateiformaten zu einem funktionierenden Ganzen
zusammenzufuegen..lieg ich mit dem Punkt richtig?

Nachtrag:
Nach bisherigen Recherchen stelle ich mir vor eine solche Vorgehensweise 
koennte Erfolg haben:
1. Kompletten Inhalt der Platte erstmal mit dd in Sicherheit bringen
2. Platte wie gewuenscht mit einer frischen Partitionstabelle 
beschreiben, die eine einzige NTFS-Partition ausweist.
3. Diese frische Partitionstabelle dann mit sfdisk auslesen und sichern.
4. Mit dd die in Schritt 1 gesicherten Daten zurueckschreiben.
5. Mit sfdisk die ausgelesene Partitionstabelle schreiben.

: Bearbeitet durch User
von Arno (Gast)


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Wenn du die Partition genau so anlegst, wie sie vorher war, kannst du 
dir die Schritte 3-5 sparen. Denn wenn eine neue Partitionstabelle 
geschrieben wird, wird auch nicht mehr als diese überschrieben.

Dann drücke ich dir die Daumen, dass vom NTFS noch genug übrig ist, um 
sortiert an die Daten zu kommen.

MfG, Arno

von Jim M. (turboj)


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Johannes U. schrieb:
> Besteht eine Moeglichkeit mit gpart oder einem anderen Tool (vielleicht
> Testdisk) erneut eine passende Partitionstabelle auf die Platte zu
> schreiben und die verschollene NTFS-Partition so wieder sichtbar zu
> machen?
> Um so an die nicht ueberschriebenen urspruenglichen Daten heranzukommen?

Ja, aber das setzt voraus das nicht alle Daten überschrieben worden 
sind. IIRC speichert auch NTFS wichtigen Verwaltung Krams am Anfang der 
Partition.

Also: Das kommt darauf an(tm).

von Peter M. (r2d3)


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Hallo Johannes U.,

Johannes U. schrieb:
> Moin,
>
> ich erhalte wahrscheinlich die Tage eine externe olle 500GB PLatte,
> welche urspruenglich wohl eine einzige NTFS-Partition beherbergte.
>
> Der Nutzer dieser Platte hat dann wohl dummerweise die externe Platte im
> System eingehaengt gehabt, als er den Versuch unternahm, ein
> Linux-Liveimage auf einen Stick zu buegeln...und natuerlich statt dem
> Stick die Platte getroffen.

Das kommt sehr häufig vor. Das ist wie mit der Fallseite der 
Marmeladenschnitte.

>
> Bis jetzt sind mir leider in Erzaehlungen bestenfalls halbe
> Salamischeibchen serviert worden und ich muss mir den tatsaechlichen
> Sachverhalt irgendwie zusammenreimen :(

Warum sollte es bei Computern anders sein als bei Elektronik? :)

> So weiss ich immer noch nicht, ob der Nutzer den Fehler zwischendurch
> bemerkt und die Prozedur abgebrochen hat.
> Ebenfalls ist mir nicht bekannt, welches Tool er zum Buegeln des Images
> anwendete, kann unter Win genausogut wie unter Linux stattgefunden
> haben...

Das ist ziemlich egal. Die Images werden linear auf das Ziel gezogen, da 
ist der Toolname nachrangig.

> Da ich einen solchen Anwendungsfall selber noch nie produziert habe und
> aus diesem Grund auch nicht reparieren musste:
> Ein Liveimage auf einem Stick belegt idR ja nichtmal 4GB und die Platte
> duerfte formatiert um die 465GB ausweisen.
> Besteht eine Moeglichkeit mit gpart oder einem anderen Tool (vielleicht
> Testdisk) erneut eine passende Partitionstabelle auf die Platte zu
> schreiben und die verschollene NTFS-Partition so wieder sichtbar zu
> machen?

Testdisk kann das unter Auswertung des Backup-Boot-Sektors der 
NTFS-Partition. Die Sichtbarmachung der Partition heißt aber leider noch 
lange nicht, dass diese auch lesbar ist.

> Um so an die nicht ueberschriebenen urspruenglichen Daten heranzukommen?
>
> Datenrettung mit Testdisk/Photorec waere natuerlich eine Option, musste
> ich letztens auch erst machen, da hatte ich es allerdings relativ
> einfach, weil mpg-Dateien ein leichter Fall sind.
> Die paar avi und mp4 Dateien hingegen waren - absolut verschmerzbar -
> defekt.
> Auf der bald eintreffenden Platte sollen sich Photos (wahrscheinlich
> jpg) und Officedateien aufhalten.
> Letzteres benutze ich aus gutem Grund ueberhaupt nicht und ich stelle
> mir vor, dass es schwer bis unmoeglich sein duerfte, zerstueckelte
> Fragmente von solchen Dateiformaten zu einem funktionierenden Ganzen
> zusammenzufuegen..lieg ich mit dem Punkt richtig?

Ja. Der Erfolg von Photorec hängt immer von der Fragmentierung der 
Festplatte ab.

> Nachtrag:
> Nach bisherigen Recherchen stelle ich mir vor eine solche Vorgehensweise
> koennte Erfolg haben:
> 1. Kompletten Inhalt der Platte erstmal mit dd in Sicherheit bringen

Gut. ddrescue wäre besser, falls sich bei der Aktionen defekte Sektoren 
zeigen.

> 2. Platte wie gewuenscht mit einer frischen Partitionstabelle
> beschreiben, die eine einzige NTFS-Partition ausweist.
> 3. Diese frische Partitionstabelle dann mit sfdisk auslesen und sichern.
> 4. Mit dd die in Schritt 1 gesicherten Daten zurueckschreiben.
> 5. Mit sfdisk die ausgelesene Partitionstabelle schreiben.

Die Schritte 2 bis 5 verstehe ich nicht.
Testdisk suchen lassen. Nur wenn die gefundene Partition mit Hilfe der 
"p"-Taste ("list files") die erwarteten Inhalte zeigt, ist es überhaupt 
sinnvoll, das Image zu manipulieren.

Ansonsten hilft Photorec oder eine Drittanbietersoftware. Photorec macht 
ja nur Fingerprinting, andere Produkte werten auch die Überreste von 
eventuell vorhandenen Metadaten (Master-File-Table) aus bzw. kombinieren 
die Suchansätze vielleicht.

: Bearbeitet durch User
von Thomas S. (Gast)


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Arno schrieb:
> Wenn du die Partition genau so anlegst, wie sie vorher war, kannst du
> dir die Schritte 3-5 sparen. Denn wenn eine neue Partitionstabelle
> geschrieben wird, wird auch nicht mehr als diese überschrieben.

Auch wenn Du die Partition nach besten Infos wieder so herstellen 
wilsst, klappt es nicht.
Einzige Möglichkeit, du versuchst mit R-Studio. Hab ich hier, und finde 
alles wieder, sofern der Datensektor nicht überschrieben wurde.

Testdisk ect. kenn ich zwar, mache aber alles meist mit meinem Tool.
Erfolgsquote bei hardwareintakten HDD > 80-90 %.

Gerne kann ich mich dazu einschalten.

von Johannes U. (kampfradler)


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Arno schrieb:
> Wenn du die Partition genau so anlegst, wie sie vorher war, kannst du
> dir die Schritte 3-5 sparen. Denn wenn eine neue Partitionstabelle
> geschrieben wird, wird auch nicht mehr als diese überschrieben.

Der Punkt wird gegebenenfalls schwierig.
Wie gesagt: Nicht meine Platte und der Nutzer ist wirklich nur ein 
einfacher Nutzer und achtet nach meinen Erfahrungen nicht so wirklich 
darauf, was er wie macht...;)
Dementsprechend sind Fragen nach Details bei jenen Malen, wo ich ihm 
vorher bereits geholfen habe, sehr gerne mit: 'Weiss nicht' beantwortet 
worden, oder auch garnicht...:(
Die Platte ist nun ziemlich betagt und ich weiss, dass der Mensch 
frueher nur mit Win unterwegs war.
Ich habe eine aehnliche Platte, nur mit 250GB halb so gross, die bekam 
ich 2006 neu vom Discounter.
Die Platte, um die es geht stammt nun vomselben Discounter.
Damit schlussfolgere ich, dass die auch so um 2006/2007 in Dienst 
gegangen sein duerfte.
Sollte sie nicht zwischenzeitlich neu formatiert worden sein, dann wurde 
die zu reparierende Partition hoechstwahrscheinlich mit den 
Standardeinstellungen des standardmaessigen Tools der damals aktuellen 
Winversion erzeugt.
Das muesste ich dann reproduzieren..

> Dann drücke ich dir die Daumen, dass vom NTFS noch genug übrig ist, um
> sortiert an die Daten zu kommen.
>
> MfG, Arno
stammt
Jo, Thx!
Bin froh, dass es nicht die Meine ist ;)

von Johannes U. (kampfradler)


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Thomas S. schrieb:

> Gerne kann ich mich dazu einschalten.

Vielen Dank fuer das Angebot!

Noch habe ich die Platte nicht in Haenden.
Die kommt erst die Tage, morgen sehe ich den Besitzer aber und werde 
versuchen weitere Informationen aus ihm herauszubekommen ;)

Wenn ich die Platte dann wirklich habe, werde ich berichten.

Vorab nochmal: Danke!

von Thomas S. (Gast)


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Wenn Du retten willst, dann darf auf die Platte nur 'nicht schreibend' 
zugegriffen werden.

von Johannes U. (kampfradler)


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Thomas S. schrieb:
> Wenn Du retten willst, dann darf auf die Platte nur 'nicht schreibend'
> zugegriffen werden.

Ist mir 150% klar!

Wenn ich die habe, dann erstmal ddrescue, dann per testdisk/photorec 
analysieren, dabei in getrennten Vorgaengen versuchen, die begehrten 
Dateitypen herauszufischen.
Je nach Erfolg dabei dann weitersehen.
Nur schreiben werd' ich sicher auf die Platte erstmal nix.

Hab' hier zur Zeit ausreichend Platz mit einer 4TB HDD, die ich fuer die 
ersten Versuche geretteten Kram wegzusichern verwenden kann.

von Sheeva P. (sheevaplug)


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Johannes U. schrieb:
> Thomas S. schrieb:
>> Wenn Du retten willst, dann darf auf die Platte nur 'nicht schreibend'
>> zugegriffen werden.
>
> Ist mir 150% klar!
>
> Wenn ich die habe, dann erstmal ddrescue, dann per testdisk/photorec
> analysieren, dabei in getrennten Vorgaengen versuchen, die begehrten
> Dateitypen herauszufischen.

Profis fertigen ein Image an und arbeiten dann mit dem...

von Johannes U. (kampfradler)


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Sheeva P. schrieb:

> Profis fertigen ein Image an und arbeiten dann mit dem...

Da ich mich in dem Sektor nun nicht als Profi beschreiben wuerde...;)

Aber danke fuer den tipp!

von Der Oberlehrer (Gast)


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Gab es da nicht einen Befehl, der den MBR neu beschreibt und zwar aus 
einem Backaup das das System anderweitig auf die Platte schreibt? Ich 
hatte das früher öfters machen müssen, als Partitionmagic schief ging.

von Peter D. (peda)


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NTFS speichert ja eine Kopie der Verwaltungsdaten im letzten Drittel der 
Partition. Es gibt entsprechende Tools, die damit die Partition wieder 
herstellen können. Daten in den überschriebenen Sektoren bleiben aber 
zerstört.

von Le X. (lex_91)


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Ich hatte mal einen ähnlichen Fall im Bekanntenkreis.
Habe so gut wie alles retten können (zumindest wurde nichts vermisst).

Zuerst habe ich mittels ddrescue ein vollständiges Image der 
betroffenden 2Tb-Platte gezogen.
Dieses Image habe ich als loopback gemountet und anschließend testdisk 
drauf los gelassen.
dafür gibt es gute Anleitungen sowie ein Forum im Netz.
Achtung: das Scannen dauert schon mal nen halben Tag.

PhotoRec habe ich testweise auch mal eingesetzt, aber da kamen nur 
unsortierte Datei-Berge mit kaputten Namen zutage.

Nachtrag:
In meinen Notizen habe ich mir für testdisk das Vorgehen
Analyse=>Quick search=> Deep Search
notiert.

: Bearbeitet durch User
von Johannes U. (kampfradler)


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Peter D. schrieb:
> NTFS speichert ja eine Kopie der Verwaltungsdaten im letzten Drittel der
> Partition. Es gibt entsprechende Tools, die damit die Partition wieder
> herstellen können.

Ok, hatte mit NTFS sonst noch nie wirklich zu tun, benoetige selber kein 
Format zum Austausch zwischen Linux <--> Win, da ich hier 
ausschliesslich auf Linux unterwegs bin.
Werd mal nach solchen Werkzeugen suchen.
Aber eventuell hast Du ja den Namen eines solchen Prgramms parat?

> Daten in den überschriebenen Sektoren bleiben aber
> zerstört.

Schon klar, das duerfte jedoch nur rund 2GB betreffen, dann groesser ist 
so ein geschriebenes Image eigentlich nicht, der grosse Rest (465 - 2 = 
463) wurde ja soweit nicht angetastet.

von Johannes U. (kampfradler)


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Le X. schrieb:
> Ich hatte mal einen ähnlichen Fall im Bekanntenkreis.
> Habe so gut wie alles retten können (zumindest wurde nichts vermisst).
>
> Zuerst habe ich mittels ddrescue ein vollständiges Image der
> betroffenden 2Tb-Platte gezogen.
> Dieses Image habe ich als loopback gemountet und anschließend testdisk
> drauf los gelassen.
> dafür gibt es gute Anleitungen sowie ein Forum im Netz.
> Achtung: das Scannen dauert schon mal nen halben Tag.

Ich weiss, musste testdisk schonmal auf 4TB loslassen und das dauerte 
ueber 2 Tage...
Und ich hatte nicht anderweitig ausreichend Platz fuer ein Image..

> PhotoRec habe ich testweise auch mal eingesetzt, aber da kamen nur
> unsortierte Datei-Berge mit kaputten Namen zutage.

;)
Wie gesagt, da hatte ich soweit Glueck damit, dass ich selber damit nur 
mpg-streams retten musste.
Das war wohl auch eine Schweinearbeit, weil Berge von Teildateien mit 
fortlaufenden aber zusammenhanglosen Namen dabei herauskamen, und ich 
mir dann all die Stuecke ansehen musste, um sie so dem jeweiligen Film 
zuzuordnen und dann wieder mit ffmpeg zusammenzukleben ...
Ich hoffe, sowas passiert mir nicht wieder, aber fuer den Fall das doch, 
schreibe ich mir gerade ein Skript, dass mir dann in so einem Fall fuer 
jedes einzelne mpg-Fragment mittels ffmpeg-Aufruf die ProgramID (es 
handelt sich um dvb-c Aufnahmen) herausfischt und so eine grobe 
Vorsortierung
erlaubt.

> Nachtrag:
> In meinen Notizen habe ich mir für testdisk das Vorgehen
> Analyse=>Quick search=> Deep Search
> notiert.

Standardvorgehen

von c-hater (Gast)


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Peter D. schrieb:

> NTFS speichert ja eine Kopie der Verwaltungsdaten im letzten Drittel der
> Partition.

Meines Wissens nach ausschließlich eine Kopie des Bootsektors, aber 
keine Kopien von zentralen Verwaltungsstrukturen, insbesondere natürlich 
der MFT.

Liege ich hier falsch? Falls ja, wäre ich sehr daran interessiert, 
herauszufinden, wie man diese Kopien findet.

> Es gibt entsprechende Tools, die damit die Partition wieder
> herstellen können. Daten in den überschriebenen Sektoren bleiben aber
> zerstört.

Das ist ja klar. Blöd halt, wenn die MFT überschrieben wurde, dann ist 
der Einstieg in's Filesystem weg. Eben deswegen wäre eine auffindbare 
Kopie eine sehr interessante Sache.

von Peter M. (r2d3)


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Hallo Peter D.,

Peter D. schrieb:
> NTFS speichert ja eine Kopie der Verwaltungsdaten im letzten Drittel der
> Partition. Es gibt entsprechende Tools, die damit die Partition wieder
> herstellen können. Daten in den überschriebenen Sektoren bleiben aber
> zerstört.

nein, es sind bei NTFS nur ein paar Einträge der MFT, die gespiegelt 
werden, nicht die ganze MFT.

c-hater schrieb:
> Meines Wissens nach ausschließlich eine Kopie des Bootsektors,

Ja.
> aber
> keine Kopien von zentralen Verwaltungsstrukturen, insbesondere natürlich
> der MFT.

Nein, nur eine Kopie von ein paar wenigen MFT-Einträgen, nicht aber die 
MFT komplett.

> Liege ich hier falsch? Falls ja, wäre ich sehr daran interessiert,
> herauszufinden, wie man diese Kopien findet.

Die Kopie findest Du z.B. durch lineares Suchen der Festplatte per 
Fingerprinting. Beispielsweise AA 55 oder so ähnlich am Ende des 
Bootsektors.

von Peter D. (peda)


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von c-hater (Gast)


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Peter D. schrieb:

> MFT mirror enthält nur einen Teil der MFT.
>
> https://whereismydata.wordpress.com/2009/06/05/forensics-what-is-the-mft-mirror/

OK. Das ist leider ziemlich nutzlos, wenn die MFT überschrieben wurde. 
Man kann damit im Prinzip nur relativ sicher feststellen, dass das 
passiert ist und somit letzte Zweifel aus der Analyse des Bootsektors 
und seiner Kopie ausräumen. Der Einstieg in's Filesystem ist aber 
unwiederbringlich wech.

Sieht mir insgesamt mehr nach einem Überbleibsel vom Debugging aus als 
nach echter Redundanz.

von Johannes U. (kampfradler)


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Ich hab jetzt mal mit den entsprechenden Begriffen gesucht und dies 
hier:
>https://d.i10o.ca/writing/ntfs-mft-mftmirr/
gefunden.
Komplizierte und komplexe Prozedur, schien allerdings dort Erfolg zu 
haben.
Doch wie gesagt, ich lass mich ueberaschen, wenn die Platte zu mir kommt 
und die Arbeit ansteht.

von Christoph F. (chfrnz)


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Es ist ja schon viel geschrieben worden, was ich jetzt nicht alles bis 
ins Kleinste gelesen habe, man möge mir verzeihen, wenn ich den einen 
oder anderen Punkt wiederhole.

Als allererstes empfehle ich, zur Wiederherstellung NUR Linux 
einzusetzen, alternativ eines der besseren kommerziellen 
„Wiederherstellungswerkzeuge“ für Windows, da kann ich aber keine 
Empfehlung abgeben. Ich würde auch nur auf einer Kopie arbeiten, also 
zuallererst mit „dd“ ein Abbild der originalen Platte abspeichern und 
NUR DAS „beackern“.

Der „moderne“ Linux-Treiber NTFS-3G hat zahlreiche Optionen, darunter 
auch die, die unsichtbaren Systemdateien anzeigen zu lassen, wie $MFT. 
Vom Erhaltungszustand dieser Datei hängt fast alles ab.

„Testdisk“ wird wahrscheinlich nicht weiterhelfen, da es bekannte 
Strukturen sucht, um den Anfang der Patitionen wiederzufinden, wobei wir 
hier davon ausgehen müssen, daß an der Stelle jetzt das falsche steht, 
nämlich das Zeugs von dem „drübergebügelten“ Linux und nicht mehr der 
Anfang der NTFS-Partition. Hier hilft aber raten und da die Daten am 
Anfang ohnehin weg sein dürften, ist es womöglich nicht schlimm, da 
nicht genau zu treffen. Einfach eine neue Partition „ganze Festplatte“ 
machen und fertig.

Wenn das ein moderner Datenträger mit GPT war, besteht hingegen Anlaß 
zur Hoffnung. Dann könnte es sein, daß am Plattenanfang genügend Platz 
verschwendet worden und der Kopiervorgang vielleicht rechtzeitig 
abgebrochen worden war, so daß das NTFS komplett erhalten ist. Dann 
hilft „Testdisk“.

„Photorec“ versucht nur, ein paar „strukturell bekannte“ Dateiformate 
wiederherszustellen, jedoch ohne Namen – die kann man aber bei NTFS 
anhand der Inode-Nummern wiederfinden, das habe ich schonmal gemacht.

Mir hatte damals „INDXParse.py“ weitergeholfen:
https://github.com/williballenthin/INDXParse

Viele Grüße, Christoph

von Peter M. (r2d3)


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Hallo Christoph F.,

Christoph F. schrieb:
> „Photorec“ versucht nur,
> ein paar „strukturell bekannte“ Dateiformate
> wiederherszustellen, jedoch ohne Namen –

"Nur" "strukturelle bekannte" Dateiformate.
Ja, 300 Dateifamilien mit 480 Formaten ist auch gar nichts.
Über diese wertschätzende Aussage wird sich Christophe Grenier 
sicherlich freuen, der mit Photorec ein kostenloses, quelloffenes 
Programm geschaffen hat, das kommerzielle Fingerprinting-Wettbewerber in 
der Wiederherstellungsleistung in die Schranken weist.
Photorec ist ein Armaggedon-Werkzeug, das eine Wiederherstellungschance 
bietet, wenn die Metadaten alle futsch sind.


> die kann man aber bei NTFS
> anhand der Inode-Nummern wiederfinden,

I-Node-Nummern gibt es bei NTFS nicht, das ist Linux-Terminologie.

> das habe ich schonmal gemacht.

> Mir hatte damals „INDXParse.py“ weitergeholfen:
> https://github.com/williballenthin/INDXParse

Christoph F. schrieb:
> Wenn das ein moderner Datenträger mit GPT war, besteht hingegen Anlaß
> zur Hoffnung. Dann könnte es sein, daß am Plattenanfang genügend Platz
> verschwendet worden und der Kopiervorgang vielleicht rechtzeitig
> abgebrochen worden war, so daß das NTFS komplett erhalten ist. Dann
> hilft „Testdisk“.

Die Erklärung passt meines Erachtens nicht. Meiner Meinung nach kann 
INDXParse.py nur arbeiten, wenn eine MFT vorhanden ist, denn das 
Argument "filename" beinhaltet ja einen Pfadnamen, der ausgewertet 
werden muss:

Zitat aus
https://github.com/williballenthin/INDXParse#readme

[...
The full command line help is included here:

INDX $ python INDXParse.py -h
usage: INDXParse.py [-h] [-c | -b] [-d] filename

Parse NTFS INDX files.

positional arguments:
  filename    Input INDX file path
...]

Was das Argument "am Plattenanfang genügend Platz verschwendet wird" 
angeht, so hat eine moderne Festplatte den Verschnitt, der 
typischerweise nicht mehr als die Alignment-Hausnummer von 1Mbyte? 
beträgt, in einer Hundertstelsekunde überschrieben. Die Chance besteht 
eher darin, dass die MFT beim Defragmentieren mal nach hinten verlegt 
wurde und so vor überschreiben geschützt wurde.

Der GPT-Vorteil besteht darin, dass sich ein zweites Exemplar der 
Partitionstabelle am Festplattenende befindet, das vermutlich noch nicht 
überschrieben wurde.

: Bearbeitet durch User
von Johannes U. (kampfradler)


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Christoph F. schrieb:
> Es ist ja schon viel geschrieben worden, was ich jetzt nicht alles bis
> ins Kleinste gelesen habe, man möge mir verzeihen, wenn ich den einen
> oder anderen Punkt wiederhole.
>
> Als allererstes empfehle ich, zur Wiederherstellung NUR Linux
> einzusetzen, alternativ eines der besseren kommerziellen
> „Wiederherstellungswerkzeuge“ für Windows, da kann ich aber keine
> Empfehlung abgeben. Ich würde auch nur auf einer Kopie arbeiten, also
> zuallererst mit „dd“ ein Abbild der originalen Platte abspeichern und
> NUR DAS „beackern“.

Es wird Linux only, weil ich das habe und soweit kenne.

Win hab ich wohl auch, aber nur weil jeweils beim Rechner dabeigewesen, 
diese Platten liegen und schlummern und wenn es irgend geht, bleibt das 
auch genauso.

> Der „moderne“ Linux-Treiber NTFS-3G hat zahlreiche Optionen, darunter
> auch die, die unsichtbaren Systemdateien anzeigen zu lassen, wie $MFT.
> Vom Erhaltungszustand dieser Datei hängt fast alles ab.

Jo, ntfs-3g und diese Dinge kommen auch Alle in meinem letzten Link vor.

> Wenn das ein moderner Datenträger mit GPT war, besteht hingegen Anlaß
> zur Hoffnung. Dann könnte es sein, daß am Plattenanfang genügend Platz
> verschwendet worden und der Kopiervorgang vielleicht rechtzeitig
> abgebrochen worden war, so daß das NTFS komplett erhalten ist. Dann
> hilft „Testdisk“.

Ich wuerd mal sagen: Mit Sicherheit kein GPT.
Ist eben auch kein moderner Datentraeger, wie gesagt urspruenglich 
geschaetzt von um die 2007, verbaut ist eine 640GB Seagate, kam um 2015 
gebraucht zum Nutzer und wurde dann unter Linux - wahrscheinlich mit 
gparted - eingerichtet.

> „Photorec“ versucht nur, ein paar „strukturell bekannte“ Dateiformate
> wiederherszustellen, jedoch ohne Namen – die kann man aber bei NTFS
> anhand der Inode-Nummern wiederfinden, das habe ich schonmal gemacht.
>
> Mir hatte damals „INDXParse.py“ weitergeholfen:
> https://github.com/williballenthin/INDXParse
>
> Viele Grüße, Christoph

Danke fuer Deine Tipps und Anmerkungen!

von Johannes U. (kampfradler)


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Peter M. schrieb:
> Hallo Christoph F.,
>
> Christoph F. schrieb:
>> „Photorec“ versucht nur,
>> ein paar „strukturell bekannte“ Dateiformate
>> wiederherszustellen, jedoch ohne Namen –
>
> "Nur" "strukturelle bekannte" Dateiformate.
> Ja, 300 Dateifamilien mit 480 Formaten ist auch gar nichts.
> Über diese wertschätzende Aussage wird sich Christophe Grenier
> sicherlich freuen, der mit Photorec ein kostenloses, quelloffenes
> Programm geschaffen hat, das kommerzielle Fingerprinting-Wettbewerber in
> der Wiederherstellungsleistung in die Schranken weist.
> Photorec ist ein Armaggedon-Werkzeug, das eine Wiederherstellungschance
> bietet, wenn die Metadaten alle futsch sind.

Ich fuer meinen Teil bin sehr dankbar fuer Testdisk und photorec.
Erfolgsraten von 100% hatte ich bereits damit und auch wenn mir von den 
zuletzt verlorenen mpgs wohl noch einige fehlen und ich somit da 
irgendwo bei 90% liege, haben die Werkzeuge ausgezeichnete Arbeit 
geleistet (im Gegensatz zu Scalpel, was im Vergleich bei der Aufgabe 
durchfiel).
Und die fehlenden 10% koennte ich demnaechst eventuell auch noch 
reduzieren, weil ich zunaechst zusammengesetzt habe, was aus max. 4-5 
eher grossen Fragmenten bestand.
Da ist aber noch ein Haufen kleiner Dateien auf die ich wenns fertig ist 
mein Skript loslasse um da eine Sortierung reinzubringen und 
anschliessend dann ohne gross Memory spielen zu muessen die 
Puzzlestuecke zu einem Teil der 10% zusammenzusetzen.

Ohne Photorec haette ich Alles davon in den Wind schiessen muessen.

von Peter M. (r2d3)


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Hallo Johannes U.,

Johannes U. schrieb:

> Ich fuer meinen Teil bin sehr dankbar fuer Testdisk und photorec.
> Erfolgsraten von 100% hatte ich bereits damit und auch wenn mir von den
> zuletzt verlorenen mpgs wohl noch einige fehlen und ich somit da
> irgendwo bei 90% liege, haben die Werkzeuge ausgezeichnete Arbeit
> geleistet (im Gegensatz zu Scalpel, was im Vergleich bei der Aufgabe
> durchfiel).
> Und die fehlenden 10% koennte ich demnaechst eventuell auch noch
> reduzieren, weil ich zunaechst zusammengesetzt habe, was aus max. 4-5
> eher grossen Fragmenten bestand.
> Da ist aber noch ein Haufen kleiner Dateien auf die ich wenns fertig ist
> mein Skript loslasse um da eine Sortierung reinzubringen und
> anschliessend dann ohne gross Memory spielen zu muessen die
> Puzzlestuecke zu einem Teil der 10% zusammenzusetzen.
>
> Ohne Photorec haette ich Alles davon in den Wind schiessen muessen.

vielen Dank für diesen positiven Erfahrungsbericht! Christophe Grenier 
wird sich drüber freuen!

von Thomas S. (Gast)


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Johannes U. schrieb:
> Das war wohl auch eine Schweinearbeit, weil Berge von Teildateien mit
> fortlaufenden aber zusammenhanglosen Namen dabei herauskamen, und ich
> mir dann all die Stuecke ansehen musste, um sie so dem jeweiligen Film
> zuzuordnen und dann wieder mit ffmpeg zusammenzukleben ...

Das passiert mir mit R-Studio nicht.

von Peter M. (r2d3)


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Hallo Thomas S.,

Thomas S. schrieb:
> Johannes U. schrieb:
>> Das war wohl auch eine Schweinearbeit, weil Berge von Teildateien mit
>> fortlaufenden aber zusammenhanglosen Namen dabei herauskamen, und ich
>> mir dann all die Stuecke ansehen musste, um sie so dem jeweiligen Film
>> zuzuordnen und dann wieder mit ffmpeg zusammenzukleben ...
>
> Das passiert mir mit R-Studio nicht.

R-Studio ist mit Photorec nicht vergleichbar. R-Studio ist ein 
Kombiprodukt.

Jede Wiederherstellungssoftware die mehr Informationen auswertet, z.B. 
Reste von Metadaten, kann reine Fingerprintingsoftware schlagen.

Deren Erfolg ist maßgeblich von der Fragmentierung der Dateien auf dem 
Festplatten-Probanden abhängig.

von Johannes U. (kampfradler)


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Thomas S. schrieb:
> Johannes U. schrieb:
>> Das war wohl auch eine Schweinearbeit, weil Berge von Teildateien [...]

> Das passiert mir mit R-Studio nicht.

Sicherlich ein Vorteil, doch handelt es sich dabei wohl kaum um Freeware 
und damit hat eben lange nicht jeder diese Moeglichkeit..
Den Punkt sollte man meines Erachtens stets im Blick behalten.

von Peter M. (r2d3)


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Hallo Thomas S.,

Thomas S. schrieb:
> ohannes U. schrieb:
>> Das war wohl auch eine Schweinearbeit, weil Berge von Teildateien mit
>> fortlaufenden aber zusammenhanglosen Namen dabei herauskamen, und ich
>> mir dann all die Stuecke ansehen musste, um sie so dem jeweiligen Film
>> zuzuordnen und dann wieder mit ffmpeg zusammenzukleben ...
>
> Das passiert mir mit R-Studio nicht.

R-Studio fiel in einem alte c't oder Computerbildtest auf, weil es ein 
Vielfaches der eigentlich vorhandenen zu rettenden Datenmenge 
produzierte.

Vielleicht ist ja R-Studio mittlerweile vom Saulus zum Paulus gewandelt?

von Thomas S. (Gast)


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Ich arbeite gerade damit, meine 2TB zu restaurieren.
Wo natürlich JEDE Software auf der Strecke bleibt, ist, wenn die HDD 
Defekte aufweist. Dann kommt auch eine Glaskugel nicht weiter.

von michael_ (Gast)


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Johannes U. schrieb:
> ich erhalte wahrscheinlich die Tage eine externe olle 500GB PLatte,
> welche urspruenglich wohl eine einzige NTFS-Partition beherbergte.
>
> Der Nutzer dieser Platte hat dann wohl dummerweise die externe Platte im
> System eingehaengt gehabt, als er den Versuch unternahm, ein
> Linux-Liveimage auf einen Stick zu buegeln...und natuerlich statt dem
> Stick die Platte getroffen.

Das ist ein typischer Fall von "Man muß wissen, was man tut". Und die 
richtigen Werkzeuge verwenden.
Wenn man Buchstabenbandwürmer in schwarze Fenster eintippt, passiert das 
eben leicht.
Intelligente Tools bieten da nur den Stick an.
Auch bei DVD-Linux Distributionen wird da nur der Flash angeboten.
Die Bestrafung folgt auf dem Fuße.

> Bis jetzt sind mir leider in Erzaehlungen bestenfalls halbe
> Salamischeibchen serviert worden und ich muss mir den tatsaechlichen
> Sachverhalt irgendwie zusammenreimen :(
>
> So weiss ich immer noch nicht, ob der Nutzer den Fehler zwischendurch
> bemerkt und die Prozedur abgebrochen hat.
> Ebenfalls ist mir nicht bekannt, welches Tool er zum Buegeln des Images
> anwendete, kann unter Win genausogut wie unter Linux stattgefunden
> haben...

Diese Daten sind wohl das Mindeste, bevor man anfangen kann.
Wenn er nicht liefert, Finger weg!

von Christoph F. (chfrnz)


Lesenswert?

Peter M. schrieb:
> Hallo Christoph F.,
>
> Christoph F. schrieb:
>> „Photorec“ versucht nur,
>> ein paar „strukturell bekannte“ Dateiformate
>> wiederherszustellen, jedoch ohne Namen –
>
> "Nur" "strukturelle bekannte" Dateiformate.
> Ja, 300 Dateifamilien mit 480 Formaten ist auch gar nichts.
> Über diese wertschätzende Aussage wird sich Christophe Grenier
> sicherlich freuen, der mit Photorec ein kostenloses, quelloffenes
> Programm geschaffen hat, das kommerzielle Fingerprinting-Wettbewerber in
> der Wiederherstellungsleistung in die Schranken weist.
> Photorec ist ein Armaggedon-Werkzeug, das eine Wiederherstellungschance
> bietet, wenn die Metadaten alle futsch sind.

Mach' mal halblang; es ging hier nicht darum, meines Namensvetters 
Leistung herabzuwürdigen, sondern darum, daß das Teil eben dafür da ist, 
aus dem „Rohtext“ auf der Platte noch was HOFFENTLICH sinnvolles 
rauszuschneiden, was es auch sehr gut macht. Dennoch bekommt man damit 
viel Datenmüll und wenig Ausbeute, weil eben auch ein umkopiertes oder 
gelöschtes Bild „nach JPEG aussieht“ und daher gefunden wird, auch wenn 
es unvollständig ist. Sofern Verwaltungsinformationen übrig geblieben 
sind, ist es besser, diese zu nutzen.

>> die kann man aber bei NTFS
>> anhand der Inode-Nummern wiederfinden,
>
> I-Node-Nummern gibt es bei NTFS nicht, das ist Linux-Terminologie.

Die Terminologie schon, es gibt bei Windows und auch sonstüberall auch 
diese „Zeiger auf die Dateien“.

>> das habe ich schonmal gemacht.
>
>> Mir hatte damals „INDXParse.py“ weitergeholfen:
>> https://github.com/williballenthin/INDXParse
>
> Christoph F. schrieb:
>> Wenn das ein moderner Datenträger mit GPT war, besteht hingegen Anlaß
>> zur Hoffnung. Dann könnte es sein, daß am Plattenanfang genügend Platz
>> verschwendet worden und der Kopiervorgang vielleicht rechtzeitig
>> abgebrochen worden war, so daß das NTFS komplett erhalten ist. Dann
>> hilft „Testdisk“.
>
> Die Erklärung passt meines Erachtens nicht. Meiner Meinung nach kann
> INDXParse.py nur arbeiten, wenn eine MFT vorhanden ist, denn das
> Argument "filename" beinhaltet ja einen Pfadnamen, der ausgewertet
> werden muss:

Da muß man was tiefer bohren, der Pfadname steht auch in den 
Indexdateien und das ist eine ganze „Programmfamilie“. Ich hatte – 
soweit ich mich erinnere – damals mit Photorec (oder noch was anderem) 
Dateien gerettet, welche ansonsten verloren gewesen wären und deren 
Meta-Daten hernach mit diesen Programmen wiederhergestellt.

> Was das Argument "am Plattenanfang genügend Platz verschwendet wird"
> angeht, so hat eine moderne Festplatte den Verschnitt, der
> typischerweise nicht mehr als die Alignment-Hausnummer von 1Mbyte?
> beträgt, in einer Hundertstelsekunde überschrieben. Die Chance besteht
> eher darin, dass die MFT beim Defragmentieren mal nach hinten verlegt
> wurde und so vor überschreiben geschützt wurde.
>
> Der GPT-Vorteil besteht darin, dass sich ein zweites Exemplar der
> Partitionstabelle am Festplattenende befindet, das vermutlich noch nicht
> überschrieben wurde.

Damit meinte ich eher diese sinnlosen EFI-Partitionen, die bei 
kommerziell vorformatierten Datenträgern oft vorkommen:

-----8<-----------------------------------------
Festplatte /dev/sdb: 1,8 TiB, 2000365289472 Bytes, 3906963456 Sektoren
Disk model: My Passport 25E1
Einheiten: Sektoren von 1 * 512 = 512 Bytes
Sektorgröße (logisch/physikalisch): 512 Bytes / 512 Bytes
E/A-Größe (minimal/optimal): 512 Bytes / 512 Bytes
Festplattenbezeichnungstyp: gpt
Festplattenbezeichner: 048D8DDC-1A03-4D0B-AB82-41B18A6CDA0C

Gerät      Anfang       Ende   Sektoren Größe Typ
/dev/sdb1      40     409639     409600  200M EFI-System
/dev/sdb2  411648 3906961407 3906549760  1,8T Microsoft Basisdaten
-----8<-----------------------------------------

Hier hat man also 200 verschwendete MB PLUS die GPT-Struktur am Anfang, 
die FAT-formatiert, unter Windows versteckt und ungenutzt sind.

Da besteht die Chance, daß (bei Abbruch nach der Schrecksekunde) das 
NTFS-Dateisystem ab Sektor 411648 noch da ist.

von Christoph F. (chfrnz)


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So, weil „hier“ immer alles gleich in eien Glaubenskrieg mündet, 
nochmals in aller Deutlichkeit die Gründe meiner 
Überlegungen/Empfehlungen:

Die Grenier-Programme kratzen den Datenträger nach magischen Zahlen ab 
und versuchen daraus bestmöglich Wiederherstellungs-Informationen zu 
gewinnen – und das so ziemlich unübertroffen gut, was ich nie in Abrede 
stellen wollte.

Sollten jedoch die Metadaten mehr oder weniger vollständig erhalten 
geblieben sein, wird es besser sein, darauf zurückzugreifen, was diese 
Programe nicht tun.

Wenn das Teil also niemals umpartitioniert wurde UND die 
Partitionsanfänge nicht überschrieben wurden, wird Testdisk die 
ursprüngliche Partitionierung fehlerlos wiederherstellen.

Das ist hier NICHT der Fall: es wurde die Struktur dieses Linux-Abbildes 
drübergeschrieben, die ERSTE(N) gefundene(n) Partition(en) dürfte(n) 
also falsch sein.

Unter Umständen kommt man durch „Raten“ besser ans Ziel: einfach mit 
Fdisk eine neue Partitionstabelle schreiben, die behauptet, der ganze 
Datenträger wäre ab Sektor 2048 NTFS (äh – Typ 0x07…)

Wenn das Laufwerk „mittelalt“ ist, sollte das Ergebnis stimmen.

Wenn es zusätzlich MFT-Reste gibt, sollte man die hernehmen, statt nur 
Photorec. Photorec wird beispielsweise auch Bruchstücke gelöschter 
Dateien finden.

Das von mir genannte Programmpaket ist dafür gedacht, ZUSÄTZLICH die 
Index-Dateien auszuwerten. Wahrscheinlich muß man da ein Skript 
drumrumschreiben, damit einem das was nützt.

Ich hatte damals damit offensichtlich schwachsinnige Zeitstempel 
korrigieren können.

Die gute Nachricht ist hier: gerade NTFS hat vergleichsweise viele 
Metadaten, die ausgenutzt werden können. (Leider weiß kaum jemand so 
genau wie – einschließlich MS selber, denen wahrscheinlich das meiste 
Wissen über ihr eigenes Dateisystem selber abhandengekommen ist.)

Viele Grüße, Christoph

: Bearbeitet durch User
von Thomas S. (Gast)


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michael_ schrieb:
>> So weiss ich immer noch nicht, ob der Nutzer den Fehler zwischendurch
>> bemerkt und die Prozedur abgebrochen hat.
>> Ebenfalls ist mir nicht bekannt, welches Tool er zum Buegeln des Images
>> anwendete, kann unter Win genausogut wie unter Linux stattgefunden
>> haben...
>
> Diese Daten sind wohl das Mindeste, bevor man anfangen kann.
> Wenn er nicht liefert, Finger weg!

Ist doch völlig egal, ob du mit nem Porsche oder Benz einen Crash baust. 
Die Werkstatt (hier das entsprechende Tool) ist es, was es wieder 
richten muss.

von Peter D. (peda)


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Johannes U. schrieb:
> Noch habe ich die Platte nicht in Haenden.
> Die kommt erst die Tage, morgen sehe ich den Besitzer aber und werde
> versuchen weitere Informationen aus ihm herauszubekommen ;)

Vielleicht ein guter Zeitpunkt, ihm das Thema Backup schmackhaft zu 
machen.
Ich hatte noch nie die Notwendigkeit, einen Datenträger retten zu 
müssen.

von Peter M. (r2d3)


Lesenswert?

Hallo Christoph F.,

Christoph F. schrieb:

> Mach' mal halblang; es ging hier nicht darum, meines Namensvetters
> Leistung herabzuwürdigen, sondern darum, daß das Teil eben dafür da ist,
> aus dem „Rohtext“ auf der Platte noch was HOFFENTLICH sinnvolles
> rauszuschneiden, was es auch sehr gut macht.

Danke!

>Dennoch bekommt man damit
> viel Datenmüll und wenig Ausbeute, weil eben auch ein umkopiertes oder
> gelöschtes Bild „nach JPEG aussieht“ und daher gefunden wird, auch wenn
> es unvollständig ist. Sofern Verwaltungsinformationen übrig geblieben
> sind, ist es besser, diese zu nutzen.

Ja.

>
>>> die kann man aber bei NTFS
>>> anhand der Inode-Nummern wiederfinden,
>>
>> I-Node-Nummern gibt es bei NTFS nicht, das ist Linux-Terminologie.
>
> Die Terminologie schon, es gibt bei Windows und auch sonstüberall auch
> diese „Zeiger auf die Dateien“.

Diese Zeiger nennt Microsoft "file records".

>
>>> das habe ich schonmal gemacht.
>>
>>> Mir hatte damals „INDXParse.py“ weitergeholfen:
>>> https://github.com/williballenthin/INDXParse
>>
>> Christoph F. schrieb:
>>> Wenn das ein moderner Datenträger mit GPT war, besteht hingegen Anlaß
>>> zur Hoffnung. Dann könnte es sein, daß am Plattenanfang genügend Platz
>>> verschwendet worden und der Kopiervorgang vielleicht rechtzeitig
>>> abgebrochen worden war, so daß das NTFS komplett erhalten ist. Dann
>>> hilft „Testdisk“.
>>
>> Die Erklärung passt meines Erachtens nicht. Meiner Meinung nach kann
>> INDXParse.py nur arbeiten, wenn eine MFT vorhanden ist, denn das
>> Argument "filename" beinhaltet ja einen Pfadnamen, der ausgewertet
>> werden muss:
>
> Da muß man was tiefer bohren, der Pfadname steht auch in den
> Indexdateien

Das wäre mir neu, inhaltlich finde ich das nicht nachvollziehbar. Aus 
meiner Dokumentation zu NTFS finde ich auch nichts dazu.

> und das ist eine ganze „Programmfamilie“. Ich hatte –
> soweit ich mich erinnere – damals mit Photorec (oder noch was anderem)
> Dateien gerettet, welche ansonsten verloren gewesen wären und deren
> Meta-Daten hernach mit diesen Programmen wiederhergestellt.
>
>> Was das Argument "am Plattenanfang genügend Platz verschwendet wird"
>> angeht, so hat eine moderne Festplatte den Verschnitt, der
>> typischerweise nicht mehr als die Alignment-Hausnummer von 1Mbyte?
>> beträgt, in einer Hundertstelsekunde überschrieben. Die Chance besteht
>> eher darin, dass die MFT beim Defragmentieren mal nach hinten verlegt
>> wurde und so vor überschreiben geschützt wurde.
>>
>> Der GPT-Vorteil besteht darin, dass sich ein zweites Exemplar der
>> Partitionstabelle am Festplattenende befindet, das vermutlich noch nicht
>> überschrieben wurde.
>
> Damit meinte ich eher diese sinnlosen EFI-Partitionen, die bei
> kommerziell vorformatierten Datenträgern oft vorkommen:
>
> -----8<-----------------------------------------
> Festplatte /dev/sdb: 1,8 TiB, 2000365289472 Bytes, 3906963456 Sektoren
> Disk model: My Passport 25E1
> Einheiten: Sektoren von 1 * 512 = 512 Bytes
> Sektorgröße (logisch/physikalisch): 512 Bytes / 512 Bytes
> E/A-Größe (minimal/optimal): 512 Bytes / 512 Bytes
> Festplattenbezeichnungstyp: gpt
> Festplattenbezeichner: 048D8DDC-1A03-4D0B-AB82-41B18A6CDA0C
>
> Gerät      Anfang       Ende   Sektoren Größe Typ
> /dev/sdb1      40     409639     409600  200M EFI-System
> /dev/sdb2  411648 3906961407 3906549760  1,8T Microsoft Basisdaten
> -----8<-----------------------------------------
>
> Hier hat man also 200 verschwendete MB PLUS die GPT-Struktur am Anfang,
> die FAT-formatiert, unter Windows versteckt und ungenutzt sind.
>
> Da besteht die Chance, daß (bei Abbruch nach der Schrecksekunde) das
> NTFS-Dateisystem ab Sektor 411648 noch da ist.

Danke, jetzt habe ich es verstanden. 200 MB wären so grob zwei Sekunden 
Schreibzeit, das passt das mit der Schrecksekunde.

: Bearbeitet durch User
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