Forum: Markt Ali-Versand aus China - wie funktioniert das eigentlich aktuell?


von Alex F. (test432)


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Hallo,

ich hoffe mal, das hier passt eher in "Markt" als in "Offtopic":

Mich würde mal interessieren, wie der aktuelle Vorgang beim 
"Standardversand" bei Aliexpress ist.

Früher wurden die Sendungen ja direkt aus China (mint Absender in CN) 
nach Deutschland geflogen und dann per Post weitergesendet.

In letzter Zeit haben mich die Sendungen (wohlgemerkt aus CN, kein dt. 
Warenlager o.Ä. ) immer mit einer dt. Absendeadresse (eintweder von 
"Prepaid Germany" aus Niederaula oder "Sinotrans Air" aus Frankfurt 
erreicht). In erstem Fall per "Einschreiben Einwurf", im zweiten Fall 
als Hermes-Päckchen. Die Aufkleber von den Hermes-Päckchen wurden dabei 
(dem Datum nach) schon in CN aufgeklebt. Alle Sendungen kamen auch recht 
flott (ca. 2 Wochen) an.

Deshalb war meine Vermutung bisher, dass die Chinesen:
1. Die Sendungen für innerdt. Versand vorfrankieren
2. Einen riesen Posten per Luftfracht rüberfliegen
3. Die Zollabwicklung seber machen (Ali kennt ja den Warenwert und 
Inhalt, das dürfte das Ganze stark vereinfachen)
4. Die Päckchen dann bei den nationalen Versandunternehmen abgeben.

Nun hat mich aber vor kurzem ein "Einschreiben Einwurf" (ebenfalls von 
"Prepaid Germany") erreicht, das vom Format her deutlich über den in DE 
zulässigen Maßen ist. Mich wundert daher, wie das mit oben genannter 
Konstellation möglich wäre.

Weiß da Jemand genaueres?

Interessieren tut mich die Sache auch im Hinblick auf die Verringerung 
der EUst-Freigrenze ab dem 1.7. , da es interessant ist, ob man dann der 
Post 6€ "Bearbeitungsgebühr" für Sendungen über 5 € Wert schuldet, oder 
halt nicht, weil Ali die Verzollung faktisch selbst übernimmt.

VG

von Peter S. (peter_sch)


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Gerade gefunden: 
https://service.aliexpress.com/page/knowledge?pageId=37&category=1000021915&knowledge=1060863305&language=en

Wie es aussieht, wird Ali die 19% Steuer also vorab kassieren, sonst 
bleibt alles beim Alten. Vielleicht sollte man mit der nächsten 
Bestellung noch warten und sehen, wie es in der Praxis läuft.

von Thomas H. (thomash2)


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Es wird sogar noch besser da das bis 150 EUR gilt gehen die Sendungen 
dann ohne Probleme durch den Zoll. Nennt sich übrigens Import One Stop 
Shop.

von Armin X. (werweiswas)


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Die 150€ Zollfreigrenze existierten doch auch schon immer neben der 
Umsatzsteuerfreigrenze von 22€.
Letztere ist eben nun weggefallen und wird von Ali in vereinfachter Form 
abgeführt.
Wenn ich mir das so überlege fällt manche Bestellung über 22€ Warenwert 
nun einfacher weil es eh nix zu sparen gibt...

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Reicht dieser Thread mit über 300 Beiträgen nicht? 
https://www.mikrocontroller.net/topic/519025

von (prx) A. K. (prx)


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Das ist wie im Finale in der 89. Minute bei einem Tor Rückstand. Die 
Spannung steigt, je näher der Termin rückt. Da werden manche erkennbar 
unruhig. ;-)

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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(prx) A. K. schrieb:
> Das ist wie im Finale in der 89. Minute bei einem Tor Rückstand. Die
> Spannung steigt, je näher der Termin rückt. Da werden manche erkennbar
> unruhig. ;-)

Nur ist es nicht vor dem Abpfiff, sondern vor dem Anpfiff. Ein Monat 
oder vielleicht auch ein halbes Jahr zuschauen und man wird sehen wie 
das Spiel läuft.

von No Y. (noy)


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Ja bin auch sehr gespannt...
Bin momentan am überlegen sicherheitshalber schonmal mich als 
Selbstverzoller zu registrieren.. Aber dann landet ja immer alles beim 
Zoll...

Aber wenn Ali das nun so löst dann macht es weniger Sinn sich als 
selbstverzoller zu registrieren weil ja eh für alles die 19% schon 
eingepreist / abgeführt wird. Und somit die 6€ Post nie anfallen 
dürften..

von Oliver S. (phetty)


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Hannes J. schrieb:
> Nur ist es nicht vor dem Abpfiff, sondern vor dem Anpfiff. Ein Monat

Hauptsache kein Dünnpfiff.

von (prx) A. K. (prx)


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Oliver S. schrieb:
> Hauptsache kein Dünnpfiff.

Den haben hier einige bereits, seit die Sache vor Jahren angekündigt 
wurde. Ich hatte freilich damals schon angenommen, dass Ali das 
übernehmen wird.

: Bearbeitet durch User
von Bart V. (bartv)


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Und auch hier tritt die Marktwirkung ein.
Ist bis diese Woche hier in NL bei der Post 13! Euro fällig wenn Uwst 
gezahlt werden muss (und wenn Mann es nicht elektronisch überwiesen tut, 
aber am Schalter zahlen mochte, dann hat’s einfach eine Woche langer 
gedauert)
Ab der 1. Juli wird es (nur) noch 4 Euro sein…
....

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Peter S. schrieb:
> Gerade gefunden:
> 
https://service.aliexpress.com/page/knowledge?pageId=37&category=1000021915&knowledge=1060863305&language=en
>
> Wie es aussieht, wird Ali die 19% Steuer also vorab kassieren, sonst
> bleibt alles beim Alten. Vielleicht sollte man mit der nächsten
> Bestellung noch warten und sehen, wie es in der Praxis läuft.

Das wird schon funktionieren, da AliExpress offenbar sich registriert 
hat und damit die Händler von der Pflicht entbindet. Die müssen nur die 
Zolltarifnummern angeben, den Rest macht dann das System je nach Ware 
und Zielort. Gleichzeitig gibt es eine Rechnung inkl. USt. von denen wir 
(als Unternehmen) uns einfach die Vorsteuer zurückholen können. Sehr 
gute Lösung!

Thomas H. schrieb:
> Es wird sogar noch besser da das bis 150 EUR gilt gehen die Sendungen
> dann ohne Probleme durch den Zoll. Nennt sich übrigens Import One Stop
> Shop.

Genau so ist es. Kein "Ob es wohl durchgeht?" mehr, keine langen 
Wartezeiten.
Das neue Verfahren hat sehr viele Vorteile.

Hannes J. schrieb:
> Reicht dieser Thread mit über 300 Beiträgen nicht?
> https://www.mikrocontroller.net/topic/519025

Von denen gefühlte 250 darüber jammern, wie furchtbar doch alles würde?

Nein, dann doch lieber diese paar Beiträge hier, die zeigen, dass am 
1.Juli nicht die Welt für Elektronikbastler untergeht - im Gegenteil :-)

: Bearbeitet durch Moderator
von (prx) A. K. (prx)


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Chris D. schrieb:
> Die müssen nur die Zolltarifnummern angeben

Ein sinnvolles Verfahren setzt voraus, dass eine Sendungen eindeutig 
einer einzelnen Anmeldung im IOSS zugeordnet werden kann. Das geben 
Zolltarifnummern nicht her. Es wird also m.E. eine eindeutige Nummer 
angegeben, die vom IOSS für exakt einen Vorgang vergeben wird.

Auf dem Förderband der Importabwicklung wird dann einfach nur diese 
Nummer gescannt, beim IOSS abgehakt, und die Sendung kann ungebremst 
durchlaufen.

: Bearbeitet durch User
von Manfred P. (pruckelfred)


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Chris D. schrieb:
> Das wird schon funktionieren, da AliExpress offenbar sich registriert
> hat und damit die Händler von der Pflicht entbindet. Die müssen nur die
> Zolltarifnummern angeben,

(prx) A. K. schrieb:
> Ein sinnvolles Verfahren setzt voraus, dass eine Sendungen eindeutig
> einer einzelnen Anmeldung im IOSS zugeordnet werden kann. Das geben
> Zolltarifnummern nicht her.

Für was wollt Ihr die Zolltarifnummern? Die Beschreibung bei Ali sagt 
eindeutig "Sendungen bis zu 150 Euro", da fällt kein Zoll an:

"Parcels with goods valued no more than EUR 150 can also enjoy customs 
duty exemption. Parcels with goods valued more than EUR 150 will be 
subject to VAT and customs duties as appropriate upon importation."

G*-Translate macht daraus: "Auch Pakete mit einem Warenwert von 
höchstens 150 Euro können zollfrei sein. Pakete mit einem Warenwert von 
mehr als EUR 150 werden bei der Einfuhr umsatzsteuer- und 
zollgebührenpflichtig."

[Verschwörung] Da die Verhinderung privater Importe nicht so richtig gut 
klappt, kann Berlin die EU anstiften, auch noch die Zollfreigrenze zu 
kappen.[\Verschwörung]

von Manfred P. (pruckelfred)


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(prx) A. K. schrieb:
> Ich hatte freilich damals schon angenommen, dass Ali das
> übernehmen wird.

Das habe ich schon vor Wochen oder Monaten geschrieben, wenn Ali keinen 
Weg findet, ist deren EU-Markt faktisch tot. Das widerspricht seinem 
Ziel, in Europa zu expandieren.

Ärgerlich ist es trotzdem, den Staat mit weiteren Geldern füttern zu 
müssen, die dann unsinnig wieder ausgegeben werden - die Rechnungshöfe 
und der Bund der Steuerzahler haben Beispiele im Hunderterpack.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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(prx) A. K. schrieb:
> Chris D. schrieb:
>> Die müssen nur die Zolltarifnummern angeben
>
> Ein sinnvolles Verfahren setzt voraus, dass eine Sendungen eindeutig
> einer einzelnen Anmeldung im IOSS zugeordnet werden kann. Das geben
> Zolltarifnummern nicht her.

Mir ging es nicht um IOSS, sondern um die USt.-Sätze. Um die zu 
errechnen, benötigt AliExpress die TARIC-Nummern der versendeten 
Artikel.

von Soul E. (Gast)


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Chris D. schrieb:

> Mir ging es nicht um IOSS, sondern um die USt.-Sätze. Um die zu
> errechnen, benötigt AliExpress die TARIC-Nummern der versendeten
> Artikel.

Reicht da nicht die grobe Kategorie? Bücher und Lebensmittel 7%, alles 
andere 19%?

von Thomas H. (thomash2)


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(prx) A. K. schrieb:
> Chris D. schrieb:
>> Die müssen nur die Zolltarifnummern angeben
>
> Ein sinnvolles Verfahren setzt voraus, dass eine Sendungen eindeutig
> einer einzelnen Anmeldung im IOSS zugeordnet werden kann. Das geben
> Zolltarifnummern nicht her. Es wird also m.E. eine eindeutige Nummer
> angegeben, die vom IOSS für exakt einen Vorgang vergeben wird.
>
> Auf dem Förderband der Importabwicklung wird dann einfach nur diese
> Nummer gescannt, beim IOSS abgehakt, und die Sendung kann ungebremst
> durchlaufen.

So ist es, früher gab's das nicht. Zwischen 22-150 EUR wurde man vom 
Zoll angehalten (oder musste halt Glück haben, was bei falsch 
deklarierten Paketen natürlich oft durchging, aber bei 150 EUR Produkten 
fällt's dem Zoll aber einfacher auf) und musste zusätzlich zahlen.

Nun wurde hier eine Möglichkeit geschaffen die Dinge schnell durch den 
Zoll zu bringen.
Die IOSS Nummer ist einzigartig und muss auf der Sendung aufgebracht 
werden.

Es gibt auch eine Umsatzsteuer Identifikationsnummer die natürlich fix 
ist, die IOSS Nummer ist aber eine einzigartige Nummer.

Ob man jetzt ein paar EUR mehr für die Umsatzsteuer zahlt ist doch auch 
egal, es geht dafür schneller und ohne Unsicherheitsfaktor durch den 
Zoll.
Und ich wette bei einigen Sendungen über 150 EUR wird dann halt einfach 
gesplittet.

IOSS benötigt einen Repräsentanten in Europa, aber da gibt's auch einige 
Möglichkeiten. Die großen wie Ali können es ja direkt machen da sie 
einfach Niederlassungen haben.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Soul E. schrieb:
> Chris D. schrieb:
>
>> Mir ging es nicht um IOSS, sondern um die USt.-Sätze. Um die zu
>> errechnen, benötigt AliExpress die TARIC-Nummern der versendeten
>> Artikel.
>
> Reicht da nicht die grobe Kategorie? Bücher und Lebensmittel 7%, alles
> andere 19%?

Selbst in DE wäre das zu ungenau.

Und da bleibt noch der Rest der EU.
Andere EU-Länder haben bis zu vier verschiedene Sätze.

Das geht nur über die Zolltarifnummern.

von Ralf X. (ralf0815)


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Manfred P. schrieb:
> Das habe ich schon vor Wochen oder Monaten geschrieben, wenn Ali keinen
> Weg findet, ist deren EU-Markt faktisch tot. Das widerspricht seinem
> Ziel, in Europa zu expandieren.

Du bist ein wahrer Held, Nostradamus & Co waren nichts dagegen! :-)
Glaubst Du im ernst, dass Alibaba (Richtung EU) von den Privatkunden 
abhängigig wäre und es bei denen unter leicht erschwerten 
Bedingungen zu einem nennenswerten Einbruch käme, der nicht 
mittelfristig behoben wäre?
Wie naiv bist Du?

> Ärgerlich ist es trotzdem, den Staat mit weiteren Geldern füttern zu
> müssen, die dann unsinnig wieder ausgegeben werden - die Rechnungshöfe
> und der Bund der Steuerzahler haben Beispiele im Hunderterpack.

Die Einfuhrumsatzsteuer geht abzüglich nationaler Erhebungspauschalen an 
die EU und senkt die übrigen nationalen Zahlungen an die EU.
Wenn Du Kritik an der deutschen Politik üben willst, befindest Du Dich 
hier im falschen Forum.

Dennoch eine Frage:
Hast Du mal echte Verantwortung übernommen, wo so einiges, vieles oder 
ganz, ganz vieles unter Deiner Führung/Verantwortung ablief?
Und falls ja, da ist immer alles glattgegangen und Du hattest immer den 
totalen Durchblick?

Es ist total vernünftig, dass Kontrollinstanzen existieren und das 
Selbstverständlichste der Welt, dass diese auch Fehler aufdecken.
Den absoluten perfekten Ablauf gibt es nicht und wird es nach 
menschlichen Ermessen auch niemals geben.

Möchtest Du bis zur Überwindung dieser menschlichen Schwächen jede 
Abgaben einstellen, damit Du ein Cent bei einem Chinaimport sparen 
kannst, der Dir bis vor ein paar Jahren noch unmöglich war?

Kauf Dir ne einsame Insel und lass Dir Deinen Kram zollfrei einfliegen.
Vergiss aber nicht, vorher einen Flugplatz zu bauen. :-)

von Johannes W. (johannes_a_w)


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Wer es noch nicht ausprobiert hat: die Aliexpress-Preise sind jetzt 
Netto - beim Checkout wird die EUSt draufgerechnet. Dafür sollte man 
aber seine Sachen ohne lästige Verzollungsformalitäten bekommen.

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Chris D. schrieb:
> Hannes J. schrieb:
>> Reicht dieser Thread mit über 300 Beiträgen nicht?
>> https://www.mikrocontroller.net/topic/519025
>
> Von denen gefühlte 250 darüber jammern, wie furchtbar doch alles würde?

Tja, hättest da drüben natürlich auch mal moderieren können, statt dort 
die Eskalation zuzulassen.

> Nein, dann doch lieber diese paar Beiträge hier, die zeigen, dass am
> 1.Juli nicht die Welt für Elektronikbastler untergeht - im Gegenteil :-)

Ach wer weiß was für Kommentare es hier noch geben wird.

von Matthias S. (dachs)


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Manfred P. schrieb:
> Ärgerlich ist es trotzdem, den Staat mit weiteren Geldern füttern zu
> müssen, die dann unsinnig wieder ausgegeben werden - die Rechnungshöfe
> und der Bund der Steuerzahler haben Beispiele im Hunderterpack.

Diesen Unfug, z.B. einzelne Widerstände in CN zu bestellen, gibt es nur 
deswegen, weil die Versender in CN keinen realistischen Anteil an den 
Versandkosten bezahlen müssen. Die werden von den normalen Postkunden 
auf dem ganzen Rest der Welt für das Entwicklungsland CN bezahlt.

Matthias

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Also ich habe vor zwei Monaten zwei Relais über Schrottbay aus China 
bestellt, weil's die nirgendwo anders zu finden gab. Ich bin in der 
Auswahl auch nicht sonderlich flexibel, weil die in eine Leiterplatte 
reinpassen müssen, die ich nicht konstruiert habe.

Ja und wie hat's funktioniert? Gar nicht, sind jetzt einen Monat über 
Termin und das Geld habe ich mir vor ein paar Tagen auch zurückgeholt. 
Mal sehen was ich stattdessen da reinfrickle, form follows function.

von Michael W. (Gast)


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Chris D. schrieb:
> Nein, dann doch lieber diese paar Beiträge hier, die zeigen, dass am
> 1.Juli nicht die Welt für Elektronikbastler untergeht - im Gegenteil :-)

Für den Bastler, der immer schön sein 19,95 bestellt hat, gibt es keine 
Vorteile, weil er nun nicht nur Zoll und UST draufzahlen muss, sondern 
auch die 6,- der Post an der Backe hat, denn außer ALI machen das nur 
wenige, wie es aussieht.

Damit sind die Kleinbestellungen dahin!

Für uns Geschäftstätigen war und ist es ohnehin Wurscht, weil wir den 
Zoll und sonstige Abwicklungskosten von der Steuer absetzen und die UST 
komplett zurückgekommen.

Da die Geschäftlichen aber den Löwenanteil der Summe ausmachen, dürfte 
unser geschätzter Herr Finanzminister soviele Mehreinnahmen nicht haben. 
Es unterbleiben einfach die Bestellungen, weil sich Vieles einfach nicht 
lohnt.

Das, was die Lageristen, die den China-Handel hierzulande abwickeln, so 
draufhauen (müssen) weil sie Kosten fürs handling haben, sprengt 
vollständig den Rahmen.

Beispiele:

E-Modul RC-Control: 7,50 inkl. Versand beim Chinesen, hier 16,99
Power-Meter IUP :   4,20     , hier beim Importeur dasselbe Teil für 
11,90

Als Bastler für Nebenher kannst du kein UST ziehen oder sonst was.

Ich bekomme das Power-Meter und ziehe es noch als Materielkosten ab, 
zahle also keine EKST oder sonst etwas. Damit kostet es effektiv 2,50 - 
also ein Fünftel dessen, was der Bastler zahlen muss.

Jetzt baue dir ein Geräte wo 10 solche Chinateile reinkommen, die einen 
Hobbybauer allesamt für sich einzelen an die 10,- teuer kommen.

Das ist schon herb.

Aber wie gesagt, für uns geschäftlich Aktive ist das prima. Päckle in 
den Briefkasten mit fertiger Rechnung ohne Mehrkosten.

von Michael W. (Gast)


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Ben B. schrieb:
> ich habe vor zwei Monaten zwei Relais über Schrottbay aus China
> bestellt, weil's die nirgendwo anders zu finden gab.
das ist bei vielen Bauteilen so. Frag mal nach mechanischen 
Ersatzteilen, wo der halbe Motor aus CN kommt.

> Ja und wie hat's funktioniert? Gar nicht, sind jetzt einen Monat über
> Termin und das Geld habe ich mir vor ein paar Tagen auch zurückgeholt.
Ich habe noch Anfang Juni Sachen bestellt, unter der magischen Grenze 
und sie alle Ende Juni noch rechtzeitig bekommen. Ohne irgendwas.

Gerade die beiden letzten, von denen ich erwartet hätte, dass sie über 
den 1.Juli gehen, kamen verdächtig schnell an.

Auf dem einen Paket war ein Aufkleber aus Tschechien, auf dem anderen 
einer aus den Niederlanden. Beide waren überklebt und es war ein 
chinesischer Kleber darunter.

Der schlaue Chinese hat offenbar vorgebaut und sich seine europäischen 
Lager gefüllt.

von Ralf X. (ralf0815)


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Matthias S. schrieb:
> Manfred P. schrieb:
>> Ärgerlich ist es trotzdem, den Staat mit weiteren Geldern füttern zu
>> müssen, die dann unsinnig wieder ausgegeben werden - die Rechnungshöfe
>> und der Bund der Steuerzahler haben Beispiele im Hunderterpack.
>
> Diesen Unfug, z.B. einzelne Widerstände in CN zu bestellen, gibt es nur
> deswegen, weil die Versender in CN keinen realistischen Anteil an den
> Versandkosten bezahlen müssen. Die werden von den normalen Postkunden
> auf dem ganzen Rest der Welt für das Entwicklungsland CN bezahlt.

+1
Die meisten Hobbybastler, etc., die Dich hier negativ bewerten, scheinen 
Deine Aussage gar nicht zu begreifen (zu blöd?) oder so asozial zu sein 
wie "Manfred P.", der überhaupt keine Steuern zahlen möchte, aber 
liebend gerne vom dem von anderen Menschen subventionierte Porto für 
seine (bisher) steuerfreien Sendungen aus China profitiert.

von Ralf X. (ralf0815)


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Ben B. schrieb:
> Also ich habe vor zwei Monaten zwei Relais über Schrottbay aus China
> bestellt, weil's die nirgendwo anders zu finden gab. Ich bin in der
> Auswahl auch nicht sonderlich flexibel, weil die in eine Leiterplatte
> reinpassen müssen, die ich nicht konstruiert habe.

Und das war Deine erste Bestellung aus China?
Und Deine erste Bestellung über ebay?
Und dazu, die Geschichte so umzubauen, dass da ein "deutsches" Relais zu 
nutzen, bist Du auch nicht in der Lage?

> Ja und wie hat's funktioniert? Gar nicht, sind jetzt einen Monat über
> Termin und das Geld habe ich mir vor ein paar Tagen auch zurückgeholt.

Ich war bisher ausnahmslos überrascht, wie schnell viele Bestellungen 
aus China bei mir eingetroffen sind, insb. unter Berücksichtigung der 
jeweils angegebenen Liederfrist.
Einmal bekam ich daher auch Angst, als eine Bestellung mit 3 Monaten 
Lieferfrist weder nach einer Woche, auch nicht zwei oder drei da war, 
sondern erst nach 2,5 Monaten..
Waren 1,49 für 10 TP4056 Module, hatte nicht einmal nachgefragt, bei der 
Summe.
Aber dann kamen sie doch noch an, immer noch in der Lieferfrist.
Und dann war da noch die Schweissbrille fürn Fünfer und zwei Monaten 
Lieferzeit.
Die hatte ich nach den zwei Monaten an sich völlig abgeschrieben, aber 
dann vor Nachfrage bei Chinatracking nachgeschaut.
Die sollte danach zwei Tage später bereits in Ffm gewesen sein, aber ab 
dort ging es nicht weiter.
Also mal den VK kontaktiert, ob er mal nachfragen könnte.
Wollte er nicht, aber zwei Stunden später hatte ich das Geld zurück.
Und was das Peinlichste an sich war:
Drei Wochen später fand ich ein völlig verblasstes Chinapäckchen mit der 
Brille drei Meter neben dem Briefkasten unter dort gelagerten Dingen..

> Mal sehen was ich stattdessen da reinfrickle, form follows function.

Also schaffst Du das mit dem "Frickeln" doch, warst vorher nur zu 
bequem?
Oder ging es nur darum, ebay und china mal etwas vor den Latz zu hauen?

von Ralf X. (ralf0815)


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Markus W. schrieb:
> Ich habe noch Anfang Juni Sachen bestellt, unter der magischen Grenze
> und sie alle Ende Juni noch rechtzeitig bekommen. Ohne irgendwas.

Warum hast Du als "Gewerblicher" Sachen unter der magischen Grenze 
bestellt?

> Gerade die beiden letzten, von denen ich erwartet hätte, dass sie über
> den 1.Juli gehen, kamen verdächtig schnell an.
>
> Auf dem einen Paket war ein Aufkleber aus Tschechien, auf dem anderen
> einer aus den Niederlanden. Beide waren überklebt und es war ein
> chinesischer Kleber darunter.

Also bei mir kamen seit Urzeiten Chinalieferungen mit überklebten 
China-Sendungsettiketten aus CZ, PL, NL, UK, ES, usw. an.
Und man an eine Trackingnummer kam oder noch lesen konnte, kamen die 
alle per Flug ab China-Grossflughafen zu den Verteilungszentren an den 
europäischen Grossflughäfen.
Und ab da ging es dann irgendwie mal schnell oder langsam weiter, teils 
weiter trackbar oder auch nicht.
Nichts mit verdächtig, sondern ganz normal.

> Der schlaue Chinese hat offenbar vorgebaut und sich seine europäischen
> Lager gefüllt.

Blödsinn!
Der Chinese ist selbstverständlich schlau und daher nicht so blöd, erst 
in China (oder in einem europäischen lager?) ein Empfängerettikett an 
mich oder Dich auf das Paket zu kleben, bevor die Bestellung eingegangen 
ist und dieses dann später nochmals zu überkleben.

von Manfred P. (pruckelfred)


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Matthias S. schrieb:
> Diesen Unfug, z.B. einzelne Widerstände in CN zu bestellen, gibt es nur
> deswegen, weil die Versender in CN keinen realistischen Anteil an den
> Versandkosten bezahlen müssen.

Mein schlechtes Gewissen hält sich in deutlichen Grenzen. Die Sendung 
von vor ein paar Tagen hatte 3,96 € Versandkosten bei nur 2,22 € 
Warenwert!

Ben B. schrieb:
> Ja und wie hat's funktioniert? Gar nicht, sind jetzt einen Monat über
> Termin und das Geld habe ich mir vor ein paar Tagen auch zurückgeholt.

Einfach nochmal anderweitig in CN bestellen. Kam bei mir auch schon vor, 
aber extrem selten - zweimal kam dann die Ware nach drei Monaten noch 
an.

Markus W. schrieb:
> Gerade die beiden letzten, von denen ich erwartet hätte, dass sie über
> den 1.Juli gehen, kamen verdächtig schnell an.

Die letzte am 3. Juli mit der Post, aber passt schon, da die bereits 
eine Woche zuvor, also noch im Juni, die EU erreicht hat.

> Auf dem einen Paket war ein Aufkleber aus Tschechien, auf dem anderen
> einer aus den Niederlanden. Beide waren überklebt und es war ein
> chinesischer Kleber darunter.
>
> Der schlaue Chinese hat offenbar vorgebaut und sich seine europäischen
> Lager gefüllt.

Das interpretierst Du falsch. Lieferungen über Belgien oder die 
Niederlande gibt es schon seit Jahren. Laut Sendungsverfolgung kommen 
die trotzdem aus China und bei vielen kann man vermuten, dass die 
gesammelt per Bahn (suche "neue Seidenstraße") kommen und in B / NL 
vereinzelt werden.

Ich habe dieses Jahr relativ wenig bestellt, im Gegensatz zu 
Corona-Beginn haben sich die Laufzeiten erheblich verbessert.

von Ralf X. (ralf0815)


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Manfred P. schrieb:
> Matthias S. schrieb:
>> Diesen Unfug, z.B. einzelne Widerstände in CN zu bestellen, gibt es nur
>> deswegen, weil die Versender in CN keinen realistischen Anteil an den
>> Versandkosten bezahlen müssen.
>
> Mein schlechtes Gewissen hält sich in deutlichen Grenzen. Die Sendung
> von vor ein paar Tagen hatte 3,96 € Versandkosten bei nur 2,22 €
> Warenwert!

Ich denke nicht, dass "Matthias S." oder auch ich Dir und anderen ein 
schlechtest Gewissen einreden will oder wollte, wenn jemand die 
günstigste (legale) Variante wählt, um an seinen Wunschartikel zu 
kommen.

Es ist (bei solchen Sendendungen) auch i.d.R. völlig unerheblich, wie 
der chinesische Händler seinen Gesamtpreis auf Ware und Versandkosten 
auf dem Papier aufteilt.
Der Händler mit dem geringen Warenpreis, aber hohen VSK schlägt die VSK 
bei 10 gleichen Artikeln dann eben auch 10mal auf die Rechnung.
Viele Alihändler nehmen bei Kleinteilen 0,98€ VSK, egal ob 1 oder 10 
gleiche Artikel.
Andere bieten das per kostenlosen Versand an.
Solche Kleinsendungen (ggf. auch mit Träcking) muss der chinesische 
Händler mit knapp 50ct bezahlen.
Und dann kann man oft feststellen, dass das Päckchen nach zwei Tagen 
mittels DHL-Flieger in Ffm oder sonstwo in Europa angekommen ist und Dir 
i.d.R. am nächsten Tag ausgeliefert wird, wenn es nicht durch den Zoll 
geschickt wurde oder durch was auch immer eine Rundreise durch Europa 
veranstalten musste.

Nur das alles muss natürlich bezahlt werden, auch wenn Versänderund 
Empfänger dafür nur Peanuts entrichten, aber dafür andere Steuerzahler 
bluten lassen.
Eine Sache, bei der es auch noch eine Weile bleiben wird.
Ist so, ok..
Und gerade die Kleinstbestellungen unter 22,-€ haben die Kosten für 
ANDERE unendlich aufgebläht!

Nicht mehr ganz nachvollziehbar ist für mich und wenigsten ein paar 
andere, dass die Profiteure auf fremde Kosten ein Megageheule anstimmen, 
wenn sie jetzt "MwSt" zahlen müssen, auch wenn sie Kleinstmengen 
bestellen, um ANDEREN die hohen Versandkosten aufzubürden.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Hannes J. schrieb:
>> Von denen gefühlte 250 darüber jammern, wie furchtbar doch alles würde?
>
> Tja, hättest da drüben natürlich auch mal moderieren können, statt dort
> die Eskalation zuzulassen.

Jammerei ist in diesem Land - und Forum - nicht verboten und weit 
verbreitet.  Wir Mods sind keine Notbetreuung für Leute, die bei jeder 
Veränderung den Untergang des Abendlandes prognostizieren.

>> Nein, dann doch lieber diese paar Beiträge hier, die zeigen, dass am
>> 1.Juli nicht die Welt für Elektronikbastler untergeht - im Gegenteil :-)
>
> Ach wer weiß was für Kommentare es hier noch geben wird.

Offenbar immer mehr positive, weil jetzt mit den ersten Bestellungen 
nach Armageddon klar wird, dass die Abwicklung eher einfacher (und vor 
allem schneller) ist.

Markus W. schrieb:
> Für den Bastler, der immer schön sein 19,95 bestellt hat, gibt es keine
> Vorteile, weil er nun nicht nur Zoll und UST draufzahlen muss, sondern
> auch die 6,- der Post an der Backe hat, denn außer ALI machen das nur
> wenige, wie es aussieht.

Nein, das machen schon sehr viele.

Und was hat das mit dem Zoll zu tun? Nochmal für alle, die es mehrfach 
überlesen haben: da hat sich überhaupt nichts geändert. Von zoll.de:

"Bei einem Sachwert bis 150 Euro ist die Einfuhr weiterhin zollfrei. 
Diese bisherige Wertgrenze von 150 Euro bleibt also auch nach dem 1. 
Juli 2021 bestehen. Es müssen lediglich die Einfuhrumsatzsteuer in Höhe 
von 7 Prozent (z.B. für Bücher) bzw. 19 Prozent und eventuell Zölle 
sowie Verbrauchsteuern für alkoholische Erzeugnisse, Parfüm und Eau de 
Toilette, Tabak und Tabakwaren bezahlt werden."

> Damit sind die Kleinbestellungen dahin!

Nein. Warum auch? Wegen 19% USt., also einer endlich gerechten 
Besteuerung der Importe? Die Sachen sind auch damit noch extrem 
billig/preiswert.

Und: Du kannst auch weiterhin selbst zum Zollamt gehen und verzollen, 
wenn die 6€ zu viel sind.

Oder Du bestellst bei denen, die IOSS anbieten und hast bis 150€ 
überhaupt keine Scherereien mehr.

> Für uns Geschäftstätigen war und ist es ohnehin Wurscht, weil wir den
> Zoll und sonstige Abwicklungskosten von der Steuer absetzen und die UST
> komplett zurückgekommen.

Und wir und die Privaten bekommen jetzt unsere Ware viel schneller und 
ohne banges Warten ("Wurde es beim Zoll rausgefischt?") und 
Zollformalitäten.

Natürlich werden chinesische Elektronikportale nicht zusehen, wie 
andere Dank IOSS die EU-Privatkunden zu sich ziehen und sich ebenfalls 
anmelden.

: Bearbeitet durch Moderator
von Oliver S. (phetty)


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Chris D. schrieb:
> Oder Du bestellst bei denen, die IOSS anbieten und hast bis 150€
> überhaupt keine Scherereien mehr.

Hat einer bei Ali schon die Funktion entdeckt um solche Anbieter 
bevorzugt zu finden?

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Oliver S. schrieb:
> Chris D. schrieb:
>> Oder Du bestellst bei denen, die IOSS anbieten und hast bis 150€
>> überhaupt keine Scherereien mehr.
>
> Hat einer bei Ali schon die Funktion entdeckt um solche Anbieter
> bevorzugt zu finden?

Wenn Du AliExpress meinst:

Wenn ich es auf deren Seite richtig verstanden habe, wird das 
automatisch vom Portal gemacht. AliExpress tritt quasi als ein einziger 
IOSS-Händler auf, der die Bestellungen der Shops nimmt und schaut, 
welche USt. dafür im Zielland anfallen. Dann schlägt er die 
entsprechende USt. drauf, meldet das in der EU an und führt diese dann 
direkt ab. Der Händler muss dann nur die eine IOSS-Nummer beim Versand 
angeben.

Aus dem Link, den Peter ganz oben erwähnt hat:
"For all goods shipped from outside of EU and VAT-collected by 
AliExpress, our sellers and their logistics operators will need to 
include the Import One Stop Shop (IOSS) number of AliExpress in their 
import declaration into EU, this is to ensure that the goods can then be 
released for free circulation and delivered to you without being charged 
with VAT or any additional handling fees at the customs."

Ich würde also sagen: alle Händler auf AliExpress, die in die EU 
liefern, sind erst einmal ganz automatisch dabei.

: Bearbeitet durch Moderator
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