Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Schieflast im Stromnetz


von Gustavo (Gast)


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Lange ist es her da hat man mir beigebracht das eine Schieflast nicht 
gut ist. Schon bei 15% sollen Generatoren Probleme bekommen.
Wie funktioniert also unser Stromnetz?
Ich kann jederzeit viele Kw auf einer Phase verbrauchen und niemand 
schreibt mir vor an welche Phase nun mein Herd angeschlossen wird. 
Genauso könnte ich mein gesamtes Haus auf eine Phase klemmen.
Ist es Zufall das das trotzdem funktioniert? Weil zufällig die Nachbarn 
auf den anderen Phasen sind?
Gibt es dazu eine art Regelungstechnik?

von H. H. (Gast)


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Gustavo schrieb:
> Gibt es dazu eine art Regelungstechnik?

Wer sich nicht an die Regeln hält, der wird abgeschaltet.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Da gibts Regeltechnik, lustigerweise arbeitet jede Drehstrommaschine, 
die direkt am Stromnetz hängt, als Phasenschieber. Das kann man aber 
auch mit Halbleitertechnik machen, HGÜ-Systeme können sowas 
kompensieren, PV-Parks auch wenn man sie dafür ausrüstet.

von MaWin (Gast)


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Gustavo schrieb:
> Weil zufällig die Nachbarn auf den anderen Phasen sind?

Im Großen und Ganzen, ja. Und das reicht natürlich aus, weil es dann im 
Mittel ausgeglichen ist.

von Michael M. (Firma: Autotronic) (michael_metzer)


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Je mehr Teilnehmer am Stromnetz dranhängen, um so ausgeglichener ist das 
Netz.

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Ich hab' da so ein Latrinengeruecht im Hinterkopf, dass ein Trafo 
Dreieck:Zickzack alle moeglichen Unsymmetrien symmetrieren kann.
Ist da womoeglich was dran? Bin mir da aber arg unsicher...

Gruss
WK

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Die Stern-Dreieck Unwandlung im Ortsnetz-Trafo verteilt die Leistung 
auch zum Teil neu auf die Phasen der nächsten Ebene.
Alle größeren Lasten/Erzeuger sind per Drehstrom angeschlossen.

Es scheint zu funktionieren ;-)

von H. H. (Gast)


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Dergute W. schrieb:
> Ich hab' da so ein Latrinengeruecht im Hinterkopf, dass ein Trafo
> Dreieck:Zickzack alle moeglichen Unsymmetrien symmetrieren kann.
> Ist da womoeglich was dran? Bin mir da aber arg unsicher...

Die sind aber teurer und haben mehr Verluste.

von Christian M. (christian_m280)


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Ausserdem kannst Du Dich schonmal von dem Gedanken verabschieden, dass 
L1 überall L1 ist! Da wird immer mal wieder gedreht!

Gruss Chregu

von Hermann Kokoschka (Gast)


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Christian M. schrieb:
> Da wird immer mal wieder gedreht!

Wie "immer mal wieder"?
Und plötzlich drehen Maschinen dann spontan anders herum?

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Dergute W. schrieb:
> Zickzack

Ein ZZ-Trafo hilft auch die Lasten auf die Phasen in Richtung des 
Energieversorgers zu verteilen.

von Sebastian L. (sebastian_l72)


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Gustavo schrieb:
> Ich kann jederzeit viele Kw auf einer Phase verbrauchen und niemand
> schreibt mir vor an welche Phase nun mein Herd angeschlossen wird.
Wenn das ein 22 kW Herd ist, schon. Alles was mehr als 16A auf einer 
Phase macht, ist kein moderner Haushaltsanschluss mehr.
Bitte die TAB des Netzbetreibers beachten.
Haushaltsgeräte unterliegen der CE Kennzeichnungspflicht und in den 
Normen steht genau drin wie das Ding sich Anschlussseitig zu verhalten 
hat.

> Genauso könnte ich mein gesamtes Haus auf eine Phase klemmen.
Nein. TAB sind zwingend zu beachten.
Wenn du das nicht machst, wirst du abgeklemmt. Wenn die 
Endverbraucheranschlüsse entgegen der TAB erstellst, bist du deine 
Konzession los. Dann kannst du als Elektrikker Wohnzimmerlampen 
aufhängen.

> Ist es Zufall das das trotzdem funktioniert?
Nein. Es gibt Normen es gibt Netzanschlussbedingungen (TAB).
Wenn man ausreichend viel Leistungsbedarf (z.B. eine Kupferhütte) hat, 
dann verhandelt man das.

> Weil zufällig die Nachbarn auf den anderen Phasen sind?
Nicht zufällig, sondern geplant.

> Gibt es dazu eine art Regelungstechnik?
Auch das. Siehe andere Beiträge.

von Sebastian L. (sebastian_l72)


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Dergute W. schrieb:
> Moin,
>
> Ich hab' da so ein Latrinengeruecht
kein Latrinengerücht, Das ist Stoff von E-Maschinen I. Normal noch bevor 
man von dem sich drehenden Transformator (aka Asynchronmotor) hört.

> dass ein Trafo
> Dreieck:Zickzack alle moeglichen Unsymmetrien symmetrieren kann.
Wenn der Trafo so gebaut ist, kann er das. Das braucht mehr Blech und 
hat höhere Verlustleitung gegenüber einfacheren Bauweisen.

von Michael M. (Firma: Autotronic) (michael_metzer)


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Hermann Kokoschka schrieb:
> Und plötzlich drehen Maschinen dann spontan anders herum?

Es werden nicht nur L2 mit L3 vertauscht, sondern alle Phasen.

von Manfred (Gast)


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Hermann Kokoschka schrieb:
>> Da wird immer mal wieder gedreht!
> Wie "immer mal wieder"?
> Und plötzlich drehen Maschinen dann spontan anders herum?

Es ist egal, ob Du die drei Klemmen der Motors auf L1-L2-L3 legst oder 
an L2-L3-L1, das Drehfeld ändert sich nicht.

Sebastian L. schrieb:
>> Genauso könnte ich mein gesamtes Haus auf eine Phase klemmen.
> Nein. TAB sind zwingend zu beachten.

Als ich mein älteres Haus gekauft habe, war das komplett mit 36 Ampere 
(8 kW) auf einer Phase, obwohl der Hausanschluß 3x63A Drehstrom kann. 
Muß vor 50+ Jahren wohl zulässig gewesen sein.

> Wenn man ausreichend viel Leistungsbedarf (z.B. eine Kupferhütte) hat,
> dann verhandelt man das.

Dann wird man auch aus einer höheren Spannungsebene beliefert und hat 
die Umspanntechnik auf dem Werksgelände.

von Sebastian L. (sebastian_l72)


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Manfred schrieb:

> Als ich mein älteres Haus gekauft habe, war das komplett mit 36 Ampere
> (8 kW) auf einer Phase, obwohl der Hausanschluß 3x63A Drehstrom kann.
> Muß vor 50+ Jahren wohl zulässig gewesen sein.

Ja, historisch war so manches anders. VDE-AR-N 4100 hat sich im Laufe 
der Jahre gewandelt. Änderungen gelten meist aber nur Neuanschlüssen. Es 
gibt Bestandsschutz.
Die jüngere Geschichte der VDE-AR-N 4101
VDE-AR-N 4101 Anwendungsregel:2019-04
VDE-AR-N 4101 Anwendungsregel:2015-09
VDE-AR-N 4102 Anwendungsregel:2012-04

Normal beginnt die Arbeit mit der Revision bei Inkrafttreten. Alle 3..5 
Jahre gibt es dann was neues.

von Karl B. (gustav)


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Gustavo schrieb:
> Gibt es dazu eine Art Regelungstechnik?

Hi,
YZ5 bei den "Zusatztrafos" Mittelspannung-Niederspannung lange Zeit gang 
und gäbe.
https://de.wikipedia.org/wiki/Schaltgruppe

Neuerdings sogar aktive Anpassung an jeweilige Situation mit 
stellmotorenbetriebener Anzapfungsauswahl.
Auf der Niederspannungsseite des Ortstrafos.

ciao
gustav

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Sebastian L. schrieb:
> kein Latrinengerücht, Das ist Stoff von E-Maschinen I. Normal noch bevor
> man von dem sich drehenden Transformator (aka Asynchronmotor) hört.

Will mal nicht ausschliessen, dass dieses Latrinengeruecht innerhalb der 
Vorlesung: "Energietechnik fuer Nachrichtentechniker" seinen Weg in 
meinen Hinterkopf gefunden hat...

Gruss
WK

von SpuKö (Gast)


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Sebastian L. schrieb:
> Dergute W. schrieb:
>> Moin,
>>
>> Ich hab' da so ein Latrinengeruecht
> kein Latrinengerücht, Das ist Stoff von E-Maschinen I. Normal noch bevor
> man von dem sich drehenden Transformator (aka Asynchronmotor) hört.

Wie kann man nur hier die Ironie nicht erkennen?

>> dass ein Trafo
>> Dreieck:Zickzack alle moeglichen Unsymmetrien symmetrieren kann.
> Wenn der Trafo so gebaut ist, kann er das. Das braucht mehr Blech und
> hat höhere Verlustleitung gegenüber einfacheren Bauweisen.

Kommt drauf an: Mit genug Blech (und Draht) geht das schon
(und jetzt komm mir bloß nicht mit den Leerlaufverlusten).

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