Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Passive Balancing


von John D. (johnnymicha)


Lesenswert?

Moin,

angenommen ich habe 2 in Serie geschaltete Batterien und 2 Parallel. Ich 
möchte ein Passives Balancing bauen. Was für eine Größe sollten die 
Bypass Widerstände haben wenn ich 6,4 V habe und der konstante 
Entladestrom einer einzelnen Batterie 4500 mA beträgt. Ich weiss das es 
auf den zu Balancierenden Strom ankommt und auf die Maximale Spannung. 
Nach meinen Berechnungen V/A komme ich auf ein sehr niedriges Ohm was 
nicht richtig sein kann.

Danke für die Ratschläge

Vg

von Uwe S. (bullshit-bingo)


Lesenswert?

Ganz sicher liegst du erst, wenn der Balancerstrom dem Ladestrom 
entsprechen kann. In der Praxis schafft ein Balancer aber nicht selten 
nur 1/100 davon, und es klappt dennoch.

von Michael M. (Firma: Autotronic) (michael_metzer)


Lesenswert?

Es werden durch das Balancing nur die Kapazitätsunterschiede der Zellen 
ausgeglichen. Außerdem kann der Balancer auch nach dem Laden in Ruhe 
weiter arbeiten. Deshalb genügt auch nur 1/100 für den Balancerstrom.

von John D. (johnnymicha)


Lesenswert?

Wenn ich die Bypass Widerstände dann mit 1k Ohm annehme wäre es mehr als 
ausreichend, ist das richtig?

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


Lesenswert?

John D. schrieb:
> Wenn ich die Bypass Widerstände dann mit 1k Ohm annehme wäre

Zeichne bitte die gesamte Schaltung auf, oder zumindest den wesentlichen 
Kern Deines Balancers.

von Newby (Gast)


Lesenswert?

Ich glaube John will die Widerstände wie Symmetrie-Wiederstände immer am 
Akku belassen... Aber normale Balance aktivieren sie erst, wenn der Akku 
nahe der Vollgrenze ist. Nennt sich Top-Balancing. Sonst besteht auch 
die Gefahr, das die Akkus bei längerer Nichtbenutzung tief entladen 
werden.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


Lesenswert?

Wie soll Balancing funktionieren, wenn du lediglich 2 gleiche 
Widerstände parallel an die Zellen schaltest? Die Widerstände entladen 
oder laden einfach beide Zellen, gleichen aber nichts aus. Balancing 
gibts erst, wenn du eine Art von Spannungabhängigkeit da rein bringst, 
z.B. mit Z-Dioden oder Spannungsreglern.

von Thomas (kosmos)


Lesenswert?

1
- --- -Batt1+ ------ -Batt2+ -----
2
1               2                3

du musst einfach zw. 1 und 2 und zw. 3 und 1 die Spannung messen. Dann 
hast du die Spannung von Batt1 und die Spannung von Batt1+2 wenn du dann 
Batt1+2 - Batt1 rechnest hast du die Spannung von Batt2 je nachdem 
welche Zelle eine höhere Spannung hat, kannst du dieser deinen 
Verbraucher parallel klemmen am bestens mittels kleinen µC und 
Transistor.

von Eins N00B (Gast)


Lesenswert?

Matthias S. schrieb:
> Wie soll Balancing funktionieren, wenn du lediglich 2 gleiche
> Widerstände parallel an die Zellen schaltest? Die Widerstände entladen
> oder laden einfach beide Zellen, gleichen aber nichts aus. Balancing
> gibts erst, wenn du eine Art von Spannungabhängigkeit da rein bringst,
> z.B. mit Z-Dioden oder Spannungsreglern.

Doch, theoretisch geht das; weil die Zelle mit der niedrigeren Spannung 
ja langsamer über den Parallelwiderstand entladen wird, nähern sich die 
Ladungszustände an – zumindest, wenn die Spannung proportional zur 
Ladung ist. Praktisch ist das halt trotzdem nicht zu gebrauchen.

von Uwe S. (bullshit-bingo)


Lesenswert?

Matthias S. schrieb:
> Wie soll Balancing funktionieren, wenn du lediglich 2 gleiche
> Widerstände parallel an die Zellen schaltest?

Das geht schon, wenn auch unschön. Sobald ein Akku eine höhere Spannung 
als der Andere hat, entlädt sich dieser etwas stärker über den 
parallelen Widerstand. Man macht die LiXX-Akkus dabei quasi nur wieder 
schlechter, als sie eigentlich sind. Schon verhalten sie sich wie früher 
jede Reihenschaltung aus NiXX- oder Pb-Zellen. Die schlechteste Pb-Zelle 
hat einfach als erste Gas erzeugt, die schlechteste NiXX-Zelle wurde 
zuerst warm...

von John D. (johnnymicha)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Vielleicht war ich etwas ungenau ich habe schon Ic werde für das passive 
balancing Mosfets benutzen die je nach bedarf die Akku Kapazitäten 
balancieren sollen. Das heisst wenn eine Batterie voll ist wird diese am 
Widerstand entladen und die Kapazität angeglichen ich war mir nur bei 
der Auswahl der Größe des Widerstandes nicht sicher

von Framulestigo (Gast)


Lesenswert?

John D. schrieb:
> ich war mir nur bei
> der Auswahl der Größe des Widerstandes nicht sicher

Mal so als Vergleich: Im DIY-BMS des Elektroautos meines Bruders 
(16S/160Ah LiFePo mit 200A Entlade- und 40A Ladestrom) haben wir als 
Bypasswiderstände in die Balancer 2x 10Ohm/2W parallel verbaut. Bei 
3,85V Ladeschluss (Einzelzellüberwachung) sind das dann max. 770mA 
Balancerstrom, die auch erst ab einer Zellspannung von 3,5V bei Bedarf 
dazugeschaltet werden (weil die Ladekurve von LiFePo ab 3,50V anfängt, 
steiler zu steigen, sind das in der Regel nicht mehr als 15min, die die 
Balancer pro Ladezyklus aktiv sind). Das hält die Zellen jetzt seit 4 
Jahren gesund.

Ich habe für den Fall, dass das Balancieren während des Ladens nicht 
reicht, noch einen zusätzlichen Balancermodus in den Controller 
eingebaut, der sich bei Ladeschluss die x höchststehenden Zellen merkt 
und deren Balancerwiderstände für den Zeitraum y eingeschaltet lässt.
Gebraucht haben wir den Modus bislang nicht - Heute würde ich wohl eher 
einen der beiden 10R-Widerstände weglassen.

von John D. (johnnymicha)


Lesenswert?

super danke für die hilfreiche Antwort

von Eins N00B (Gast)


Lesenswert?

Soweit ich weiß, legt man erst einmal fest, wie viel Prozent 
Ladungsunterschied pro Stunde ausgeglichen werden sollen und daraus dann 
den benötigten Strom und den sich ergebenden Widerstand.

Du kannst ihn also so groß wählen, wie du warten kannst und dir somit 
die Betrachtung der Verlustleistung entspannter gestalten ;) .

Wenn ich mich recht erinnere, habe ich bei einem käuflichen BMS für 4s1p 
auch schonmal 100Ω ausgeführt als 4×100Ω für LiFePo₄ gesehen. Höhere 
Widerstände gehen da bestimmt auch noch, da der Ladestrom zum Ende ja 
ziemlich klein wird. Ich habe auch schon Balancerströme im 
Ampere-Bereich gesehen; da war der Akku aber auch entsprechend groß ^^ .
Sofern du die SW selbst schreibst, kannst du ja auch beeinflussen, wann 
der Balancer mit der Arbeit anfängt und ob er nach dem Laden noch 
weitermacht.

von Falk B. (falk)


Lesenswert?

Was soll das mit dem primitivsten, passiven Ausgleich wenn aktive 
Balancer für wenig Geld und mit deutlich besseren Werten verfügbar sind? 
Man kann den Balancer auch ins Ladegerät packen, man braucht nur die 
Anzapfung der Zellen an den Ladestecker führen.

von Eins N00B (Gast)


Lesenswert?

Er ist einfach und benötigt deutlich weniger Bauteile. MOSFET (ggf sogar 
integriert)+Widerstand ist halt schwer zu schlagen.

Und wenn er ausreicht, warum nicht?

Wenn er ihn fertig kauft (wovon ich bisher nicht ausgegangen bin), wäre 
es eine Überlegung wert. Aber bei zwei Zellen?

von Framulestigo (Gast)


Lesenswert?

Falk B. schrieb:
> Was soll das mit dem primitivsten, passiven Ausgleich wenn aktive
> Balancer für wenig Geld und mit deutlich besseren Werten verfügbar sind?
Das mit den "besseren Werten" reibt sich bei mir etwas.
Besser bezüglich was?

von Falk B. (falk)


Lesenswert?

Framulestigo schrieb:
> Das mit den "besseren Werten" reibt sich bei mir etwas.
> Besser bezüglich was?

Allem? Ein Balancer zieht im inaktiven Zustand nur ein paar Dutzend uA, 
also minimale Selbstentladung. Im aktiven Zustand kann er je nach 
Auslegung hunderte mA ableiten.

von Framulestigo (Gast)


Lesenswert?

Falk B. schrieb:
> Allem? Ein Balancer zieht im inaktiven Zustand nur ein paar Dutzend uA,
> also minimale Selbstentladung. Im aktiven Zustand kann er je nach
> Auslegung hunderte mA ableiten.
Hmm, nach Wikipedia ist der Unterschied aktives/passives Balancing 
"umladen" oder "verbrennen" (https://de.wikipedia.org/wiki/Balancer).

OK, verbrennen ist nicht wirklich schick und produziert Wärme (die muss 
man erst mal loswerden).
Andererseits: Ein Akkupack, dass man nicht just durch die Messmimik 
dauerhaft aus dem Tritt bringt, balanciert in den Zellen über den 
gesamten Lebenszyklus vielleicht 1..2 Vollladungen. Also wirklich 
Energie sparen tut man durchs aktive Balancing meines Wissens nicht.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


Lesenswert?

Aktives Balancing entlastet allerdings im Vergleich zum passiven 
Balancing ein klein wenig die schwächste Zelle.

Wenn die Zellen nur ein paar mal im Jahr geladen werden müssen, wird 
meist passives Balancing verwendet. Werden wöchentlich mehrere Zyklen 
gefahren, dann wäre aktives Balancing auf Dauer zielführender. Es kommt 
wie immer darauf an. Der TO hat aber nicht genannt, wie viele mAh die 
Gesamtkapazität sein wird, d.h. 2s1p oder eher 2s10p.

von Falk B. (falk)


Lesenswert?

Framulestigo schrieb:
> Falk B. schrieb:
>> Allem? Ein Balancer zieht im inaktiven Zustand nur ein paar Dutzend uA,
>> also minimale Selbstentladung. Im aktiven Zustand kann er je nach
>> Auslegung hunderte mA ableiten.
> Hmm, nach Wikipedia ist der Unterschied aktives/passives Balancing
> "umladen" oder "verbrennen" (https://de.wikipedia.org/wiki/Balancer).

Hmm, irgendwie hab ich da wohl was falsch verstanden. Der Op will schon 
einen "intelligenten" Balancer mit Logik, der sich präzise nur dann 
zuschaltet, wenn er gebraucht wird. Sprich, eine Präzisions-Z-Diode, nur 
daß dort ein MOSFET einen Widerstand parallel schaltet. Der verheizt den 
Strom, aber das ist OK. Ich hatte es so verstanden, daß er nur einfache 
Widerstände IMMER parallel schalten will, was natürlich sehr primitiv 
und schlecht ist.  Mein Fehler.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.