Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Vorteile/Nachteile galvanische Trennung


von Max M. (sysadmin4444)


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Hallo zusammen,

ich habe in letzter Zeit das ein oder andere Projekt mit meinem Arduino 
Mega umgesetzt, dabei hat sich mir immer die Frage gestellt, ob ich eine 
galvanische Trennung zwischen Arduino und externer Spannungsversorgung 
für Relais, Ventile etc. mittels Optokoppler vornehmen soll oder nicht. 
Meistens habe ich mich dafür entschieden, was den Aufbau dann natürlich 
entsprechend erweitert bzw. kompliziert hatte,

Was sind eure Erfahrungen zu diesem Thema? Gibt es für so etwas eine 
"Faustregel"?

Vielen Dank!

von Falk B. (falk)


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Max M. schrieb:
> ich habe in letzter Zeit das ein oder andere Projekt mit meinem Arduino
> Mega umgesetzt, dabei hat sich mir immer die Frage gestellt, ob ich eine
> galvanische Trennung zwischen Arduino und externer Spannungsversorgung
> für Relais, Ventile etc. mittels Optokoppler vornehmen soll oder nicht.

Das braucht man zu 99% nicht.

> Meistens habe ich mich dafür entschieden,

Warum?

> was den Aufbau dann natürlich
> entsprechend erweitert bzw. kompliziert hatte,

> Was sind eure Erfahrungen zu diesem Thema? Gibt es für so etwas eine
> "Faustregel"?

Ja, nennt sich Grundlagen der E-Technik. Was soll denn deine 
Galvanische Trennung bei der Ansteuerung von Relais und Ventilen 
bewirken?

von Patrick L. (Firma: S-C-I DATA GbR) (pali64)


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Falk B. schrieb:
> Ja, nennt sich Grundlagen der E-Technik. Was soll denn deine
> Galvanische Trennung bei der Ansteuerung von Relais und Ventilen
> bewirken?

Wie der Poster richtig sagt, ist eine Galvanische Trennung dann sinnvoll 
wen das zu steuernde ein anderes Potential hat z.B. du steuerst ein 
Triac an,
oder du Steuerst ein Magnetventil mit externer 24V Speisung an.
Aber ein Relais ist eine galvanische Trennung, und wenn dieses nicht 
fremdgespiesen ist, erübrigt sich die Trennung.

Ausnahme kann aber auch da eine Trennung sinvoll machen wen Fremd 
Eingespiesen wird, als Beispiel 24V Relais mit fremd Speisung, 230V 
Relais usw.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Max M. schrieb:
> ob ich eine
> galvanische Trennung zwischen Arduino und externer Spannungsversorgung
> für Relais, Ventile etc. mittels Optokoppler vornehmen soll oder nicht.
Eine galvanische Trennung brauchst du dann, wenn du die 
Bezugspotentiale (z.B. Masse) zweier Schaltungsteile nicht verbinden 
darfst oder nicht verbinden kannst.
Und nur dann, wenn man eine galvanische Trennung tatsächlich braucht, 
dann macht man auch eine rein. Denn sonst hast du in deiner Schaltung 
unnötige Bauteile, die auch noch kaputt gehen können und im Falle von 
Optokopplern sogar verschleißen.

Patrick L. schrieb:
> oder du Steuerst ein Magnetventil mit externer 24V Speisung an
... und du darfst (z.B. wegen potentieller EMV-Probleme oder 
Potentialverschiebungen samt Ausgleichströmen aufgrund langer Leitungen) 
diese externe 24V-Versorgung nicht auf dein Potential legen.

: Bearbeitet durch Moderator
von Udo S. (urschmitt)


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Max M. schrieb:
> Was sind eure Erfahrungen zu diesem Thema? Gibt es für so etwas eine
> "Faustregel"?

Sogenannte "Faustregeln" passen halt oft genug wie die Faust aufs Auge.

Das bedeutet, wenn man weiss was man tut und in der Lage ist das 
richtige Design zu wählen oder die richtigen Werte zu berechnen, dann 
kann man (meistens) auch abschätzen ob man sich den Aufwand einer 
genauen Analyse/Berechnung sparen kann und statt dessen ein einfaches 
Verfahren (Faustregel) benutzen kann.

Aber Faustregeln ersparen es nicht sich das notwendige Wissen 
anzueignen.

Wie sehr das ins Auge gehen kann sieht man an der immer wieder genannten 
Faustregel für Glättungselkos in Trafonetzteilen: "1000 µF pro Ampere" 
die zur Zeit von 100-200V Netzteilen für Röhrengeräte völlig ok war, 
aber in Zeiten von 3,3, 5 oder 12V Netzteilen absoluter Blödsinn ist.

von Stefan F. (Gast)


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Ein Relais/Motortreiber mit Optokoppler-Eingang hat den Vorteil, dass er 
nicht so empfindlich auf "falsche" Spannung reagiert, wie ein 
ungeschütztes IC.

Bei den meisten IC darf z.B. nicht mehr als 0,5V angelegt werden, 
solange dessen Stromversorgung aus ist. Und man darf nicht weniger als 
-0,5V an die Eingänge anlegen, was bei schlechter Leitungsführung von 
GND in Lastkreisen schnell passieren kann.

Es gibt aber durchaus andere meist bessere passende Methoden, die 
Eingänge von IC's vor Überspannung schützen. Und eine richtige 
Leitungsführung ist ohnehin Pflicht, damit das Gerät keine störenden 
Radiowellen abstrahlt.

Fertige Bastelmodule haben oft Optokoppler, um mehr Flexibilität zu 
bieten. Man kann sie dadurch z.B. mit 3 bis 12 Volt ansteuern, sowohl 
mit Push-Pull als auch Open-Drain Ausgängen und auch die Polarität ist 
flexibel.

Optokoppler haben aber auch Nachteile. Bei PWM merkt man z.B. schnell 
die verringerte Flankensteilheit der Schaltvorgänge. Manche Leute 
monieren, dass Optokoppler im Laufe der Zeit schwächer werden und zu den 
Teilen gehören, die ab und zu spontan ausfallen.

von Patrick L. (Firma: S-C-I DATA GbR) (pali64)


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Lothar M. schrieb:
> ... und du darfst (z.B. wegen potentieller EMV-Probleme oder
> Potentialverschiebungen samt Ausgleichströmen aufgrund langer Leitungen)
> diese externe 24V-Versorgung nicht auf dein Potential legen.

Ganz richtig, es ist auch sinnvoll wenn das angesteuerte Teil AC und 
nicht DC ist (Das hat dann eben mit unterschiedlichen Potentialen zu 
tun.
Dazu WPA Beitrag:
https://de.wikipedia.org/wiki/Elektrisches_Potential
Und:
https://de.wikipedia.org/wiki/Potentialausgleich

von Falk B. (falk)


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Patrick L. schrieb:
> Falk B. schrieb:
>> Ja, nennt sich Grundlagen der E-Technik. Was soll denn deine
>> Galvanische Trennung bei der Ansteuerung von Relais und Ventilen
>> bewirken?
>
> Wie der Poster richtig sagt,

Wo sagt er das denn? Er Fragt!

> ist eine Galvanische Trennung dann sinnvoll
> wen das zu steuernde ein anderes Potential hat z.B. du steuerst ein
> Triac an,

Davon war bisher nie die Rede.

> oder du Steuerst ein Magnetventil mit externer 24V Speisung an.

Die kann man in den meisten fällen diret mit der Masse der Steuerung 
verbinden.

> Aber ein Relais ist eine galvanische Trennung, und wenn dieses nicht
> fremdgespiesen ist, erübrigt sich die Trennung.

Eben. Der Großteil der galvanischen Trennungen, die hier von den 
Bastlern und der Arduino-Fraktion eingebracht werden sind nutzlos.

von Patrick L. (Firma: S-C-I DATA GbR) (pali64)


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Falk B. schrieb:
> Patrick L. schrieb:
>> Falk B. schrieb:
>>> Ja, nennt sich Grundlagen der E-Technik. Was soll denn deine
>>> Galvanische Trennung bei der Ansteuerung von Relais und Ventilen
>>> bewirken?
>>
>> Wie der Poster richtig sagt,
>
> Wo sagt er das denn? Er Fragt!

Sorry bezogen auf Ja, nennt sich Grundlagen der E-Technik.

Habe es noch korrigieren wollen sprich das zu große Zitat Kürzen aber da 
Nachpost schon da, nicht mehr Möglich ;-)
Somit Danke [Falk B.] für deine Richtigstellung ;-)

: Bearbeitet durch User
von Peter D. (peda)


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Falk B. schrieb:
> Der Großteil der galvanischen Trennungen, die hier von den
> Bastlern und der Arduino-Fraktion eingebracht werden sind nutzlos.

Nö.

Wenn man nicht so erfahren ist, wie man GND/VCC optimal führt, kann die 
Trennung dafür sorgen, daß es überhaupt funktioniert und nichts zerstört 
wird.

Auch in Industriesteuerungen sind die Ein-/Ausgänge galvanisch von der 
Steuerungs-CPU getrennt. Nur außen am Netzteil sind dann beide GND 
miteinander verbunden. Das erhöht die Zuverlässigkeit und 
Ausfallsicherheit.

von MaWin (Gast)


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Max M. schrieb:
> Was sind eure Erfahrungen zu diesem Thema?

Galvanische Trennung ist technisch aufwändig und kostet daher mehr.

Galvanische Trennung ermöglicht Potentialunterschiede auf beiden Seiten 
(im Rahmen der Isolation).

Man baut sie also nur, wenn man sie braucht.

Leider wird aus Kostengründen manchmal auf sie verzichtet, obwohl man 
sie brauchen könnte

Beispiele Audioanlagen, die dann per DI Box Audiotrenntrafo isoliert 
werden müssen, oder Oszilloskopeingänge, wo man dann einen Trenntrafo 
für das zu untersuchende Objekt braucht.

Aber galvanische Trennung der Ansteuerung eines Relais welches sowieso 
schon galvanisch trennt ist Humbug  aus Unkenntnis über den korrekten 
Aufbau zur Vermeidung von Störungen der das Relais schaltenden Seite 
ebenso ahnungslos im Prinzip 'Hoffnung' hinzugebastelt.

von Wühlhase (Gast)


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Peter D. schrieb:
> Falk B. schrieb:
>> Der Großteil der galvanischen Trennungen, die hier von den
>> Bastlern und der Arduino-Fraktion eingebracht werden sind nutzlos.
>
> Nö.
>
> Wenn man nicht so erfahren ist, wie man GND/VCC optimal führt, kann die
> Trennung dafür sorgen, daß es überhaupt funktioniert und nichts zerstört
> wird.

Beides, galvnische Trennung und schlechte Leitungsführung, sind 
unterschiedliche Dinge mit unterschiedlichen Auswirkungen.

Es ist vielleicht möglich das es irgendwann mal einen Fall gegeben hat, 
in dem eine galvanische Trennung bei einer miesen Leitungsführung 
irgendetwas kompensiert hat. Aber das war dann einfach nur Glück - 
absolut kein Grund, überall eine galvanische Trennung einzubauen.

von Georg (Gast)


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MaWin schrieb:
> Aber galvanische Trennung der Ansteuerung eines Relais welches sowieso
> schon galvanisch trennt ist Humbug

Klar, aber in vielen Fällen wirkt ein Optokoppler garnicht in der 
Schaltung, sondern im Kopf des Entwicklers - er erspart Nachdenken 
darüber wie man eine Relaisspule ansteuert, denn i.d.R. kann man mit 
einem Controllerausgang nicht direkt ein Relais schalten, bei 3 oder 5 V 
ist der Spulenstrom zu hoch und bei 12 V Spulen oder mehr verträgt der 
Ausgang die Spannung nicht. Daher werden Optokoppler als Levelshifter 
missbraucht, dafür sind sie sehr praktisch: die Eingangsled kann man 
gegen GND oder VCC schalten, und den Ausgangstransitor auch, irgendwie 
bekommt man das Relais immer geschaltet, während man sonst womöglich 
ganze 2 Transistoren und ein paar Widerstände braucht - absolut ruinös. 
Und bei Treiber-ICs wie ULNxxxx hat man nicht die völlige Freiheit wann 
und wie die Spule angeschlossen wird. Daher gibt es viele Schaltungen 
mit Optokopplern die garnicht galvanisch getrennt sind.

Georg

von Peter D. (peda)


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Georg schrieb:
> Daher werden Optokoppler als Levelshifter
> missbraucht, dafür sind sie sehr praktisch

Ich sehe da keinen Mißbrauch, dafür sind sie gemacht. Und praktisch sind 
sie, das stimmt.
Ich nehme z.B. einen AQY212 als High Side Treiber für ein 24V/12W 
Ventil.
Einen LED-Vorwiderstand und die Freilaufdiode dranpappen, fertig.

von Mucky F. (Gast)


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Max M. schrieb:
> zwischen Arduino und externer Spannungsversorgung
> für Relais, Ventile etc. mittels Optokoppler vornehmen soll

Den Optokoppler kannst du mit einer Spule genau so schießen wie jeden 
anderen Halbleiter. Wo ist da der Sinn?

Es gibt weniger Störungen weil zwangsweise eine getrennte 
Stromversorgung für Last- und Steuerkreise aufgebaut werden muss. Das 
geht aber auch ohne galvanische Trennung und mit kann man das auch 
falsch machen.

Optokoppler sind imo sinnvoll wenn man nicht weiß wer da was dran baut. 
Oder wie schon genannt bei hohen Potentialunterschieden.

von Stefan F. (Gast)


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Peter D. schrieb:
> Ich sehe da keinen Mißbrauch, dafür sind sie gemacht.

Sehe ich anders. Denke nur daran, wie teuer die ersten Optokoppler 
waren.

Dass sie heute als Pegelwandler praktisch sind, finde ich allerdings 
auch.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> Dass sie heute als Pegelwandler praktisch sind, finde ich allerdings auch.
Man muss allerdings immer im Kopf behalten, dass so ein Optokoppler in 
sich ein zutiefst analoges Bauteil ist, das gerne mit den korrekten 
Parametern betrieben werden will. Denn sonst quittiert er es mit 
unerwartetem Verhalten. Im schlimmsten Fall nur dann und wann...

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