Forum: PC Hard- und Software IPv6-Adresstypen


von Torben S. (Firma: privat) (torben_25)


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Hallo,

ich habe Schwierigkeiten damit, die im Internet aufgelisteten 
IPv6-Adresstypen zu unterscheiden mangels praktischen Bezug.

Es geht um folgende Adresstypen:

Link-Local-Unicast
Unique-Local Unicast
Global Unicast

Ich nehme an, dass meine Fritzbox zuhause eine Global Unicast Adresse 
vom ISP (z. B. Telekom) zugewiesen bekommt. Ausgehend von dieser Adresse 
könnte ich jetzt mein Heimnetzwerk weiter segmentieren und jedem 
Teilnehmer ebenfalls eine weltweit eindeutige IPv6 Adresse zuweisen? Das 
würde ja bedeuten, dass meine Server von außen erreichbar wären.

Unique-Local-Unicast-Adressen bilden meiner Auffassung nach das Prinzip 
der privaten IP-Adressen ab. Hier wäre NAT erforderlich.

Mit Link-Local-Unicast-Adressen kann ich nichts anfangen. Sie sollen zur 
Autokonfiguration dienen, wenn das Gerät an keine Adresse gebunden ist. 
Die Adressen werden auf der Basis der MAC-Adresse gebildet (Stichwort 
EUI-64). Wann und wozu braucht man das?

Danke!

von LOL (Gast)


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Bei mir ist das so:

Meine Box bekommt ein Globales /56 Subnetz zugewiesen.
Das teilt sie in mindestens 2 /64 Netze:
- Internes LAN
- Gäste-WLAN
und vergibt je 1 IP an die Geräte, die eine anfordern.
Routing findet über die GUA der Box statt (nicht über Link-Lokale, wie 
das oft gehandhabt wird).

Link-Lokale Adressen (FE80::) gibt es bei jedem Gerät immer, unabhängig 
von allem anderen, weil die Geräte diese selber Konfigurieren.

ULA-Adressen verteilt die Box nur, wenn man das will, z.B. weil man in 
seinem Heimnetz gern statische IPs verwenden würde.
Die GUA-Adressen sind ja, da sich das Prefix ändert, bei jeder Einwahl 
anders.

von LOL (Gast)


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LL Adressen können für viele Dinge verwendet werden:

1.)
Es besteht auf dem Link eine IPv6 Verbindung mit allen anderen Geräten 
an diesem Link, ohne irgendwelche Konfiguration.

2.) Man damit
- Autokonfiguration von GUA und ULA
- Routing
machen., z.B. ist fe80::1 ein gutes Standardgateway, wenn man an diesem 
die LLA passend konfiguriert.

Hauptsächlicher Nachteil ist, dass LLA halt nur für diesen Link 
gelten, d.h. im Extremfall kann die WLAN-Karte die selbe LLA haben wie 
die Ethernet-Karte und jeder Router/Gateway schmeißt die Pakete weg, 
wenn sie über Link-Grenzen hinaus transportiert werden sollen. Damit 
gehen auch so Dinge wie DNS nicht, d.h. mein-nas.fritz.box darf nicht 
auf eine LLA zeigen..


ULAs sind meist weitestgehend sinnfrei. Sie dienen dazu, dass man 
statische IP-Adressen/Netze konfigurieren kann, die nicht ins Internet 
geroutet werden (Verwaltungsnetze, interene Netze) wenn man keine 
statischen Globalen Adressen hat.
Der Internet-Router/Gateway schmeißt die ebenfalls weg, interne Router 
normalerweise nicht. Internes DNS ist machbar.

Im Heim-Kontext: Mit ULAs kannst du Gerät A, z.B. einem NAS eine Adresse 
geben
(mein-nas.fritz.box), die immer gleich ist - egal was du von deinem 
Provider gerade für Subnetze bekommst.
Praktisch spielt das aber kaum eine Rolle, da die Box DNS ohnehin 
automatisch korrekt macht wenn sich mal das Prefix ändert und DNS bei 
IPv6 ohnehin das mittel der Wahl ist: Der Benutzer ist angehalten, es zu 
verwenden und nicht stupide IPv6-Adressen zu tippen.

von LOL (Gast)


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Was die "von außen erreichbar" Geschichte angeht:

1.)
Prinzipiell "ja", deine Geräte sind von außen erreichbar (mit globalen, 
routingfähigen IPv6 Adressen ausgestattet).

2.)
Das ist kein Problem.

Warum?

Was man unter "privaten Adressen" bei IPv4 versteht war nie als 
Sicherheitsfunktion gedacht und erfüllt diesen Zweck auch nicht.

Ein Router/Gateway macht genau das, was sein Name besagt: Er leitet 
Pakete weiter.
Ob das nun private Adressen sind oder nicht kann ihm prinzipiell egal 
sein, ein Router ist nur eine stupide Vermittlungsstelle.
Gute Router leiten private Adressen nicht ins Internet weiter, das ist 
aber eher eine Frage der Erziehung und nicht der Möglichkeit/Funktion.

Das Einzige was die Geräte im internen Netz vor dem bösen Internet 
schützt ist eine Firewall - das ist auch bei IPv4 schon so. Und oftmals 
sitzt die halt auf deinem Router oben drauf, z.B. bei der Fritz!Box.

Die Aufgabe der Firewall ist es, Pakete wegzuwerfen/abzuweisen, die du 
nicht willst.

Und genau das macht die Firewall auf der Box bei IPv6: Sie wirft 
standardmäßig alle Pakete weg, die für globale IPv6-Adressen hinter der 
Box gedacht sind - es sei denn du erzeugst Ausnahmen für Geräte, die aus 
dem Internet erreichbar sein sollen.

Insofern ändert sich in der Praxis nichts: Deine Geräte haben 
öffentliche Adressen, sind aber trotzdem nicht erreichbar, da durch eine 
Firewall geschützt.

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Torben S. schrieb:
> Ich nehme an, dass meine Fritzbox zuhause eine Global Unicast Adresse
> vom ISP (z. B. Telekom) zugewiesen bekommt. Ausgehend von dieser Adresse
> könnte ich jetzt mein Heimnetzwerk weiter segmentieren und jedem
> Teilnehmer ebenfalls eine weltweit eindeutige IPv6 Adresse zuweisen?

Ich selber habe keine IPv6-Provider, ich verwende IPv6 nur im Labornetz 
der Firma. Daher genieße die folgenden Informationen mit Vorsicht.

Soweit ich weiß setzt die FB auf SLAAC (Stateless Address 
Autoconfiguration). Die FB sendet Router Advertisements. Die Router 
Advertisements enthalten Prefix-Informationen. Eine oder mehrere 
Prefix-Informationen kann für Auto-Konfiguration markiert sein.

Der Rest ist dann Sache der einzelnen Hosts im LAN. Jeder Rechner 
würfelt für sich nach SLAAC, neben der Link-Local, eine Global-Adresse, 
basierend auf dem Prefix, aus.

> Das
> würde ja bedeuten, dass meine Server von außen erreichbar wären.

Ja, und an diesem Punkt kommt es auf die Firewall in deinem Router an. 
Von AVM habe ich nur spärliche Informationen gesehen was die zur IPv6 
Sicherheit machen. Es oll dafür eine Firewall in FBs geben. Für manche 
FBs findet man dazu Hinweise in der Online-Doku "IPv6-Freigabe", 
Wissensdokument #845. Bei andere, zum Beispiel 7490, steht nichts 
speziell zu IPv6.

Ich erinnere mich auch dunkel, dass es mindestens einen SOHO 
Routerhersteller (nicht AVM) gab, der klar sagte sie machen gar nichts. 
So sei eben IPv6.

Macht dein Router nichts, dann "darfst" du jeden einzelnen Rechner im 
LAN absichern. Viel Spaß bei Dingen wie IoT-Gimmicks oder seit zehn 
Jahren nicht upgedateten Betriebssystemen.

> Unique-Local-Unicast-Adressen bilden meiner Auffassung nach das Prinzip
> der privaten IP-Adressen ab. Hier wäre NAT erforderlich.

Er hat NAT gesagt! Steinigt ihn! Im Ernst, sag das NAT-Wort nicht zu 
laut unter IPv6 Fanboys. Die drehen durch. NAT ist für IPv6-Fanboys der 
Inbegriff des Bösen. NAT ist der Sündenbock mit dem immer die 
Notwendigkeit auf IPv6 zu wechseln begründet wurde.

> Mit Link-Local-Unicast-Adressen kann ich nichts anfangen. Sie sollen zur
> Autokonfiguration dienen, wenn das Gerät an keine Adresse gebunden ist.
> Die Adressen werden auf der Basis der MAC-Adresse gebildet (Stichwort
> EUI-64). Wann und wozu braucht man das?

Damit der ganze Scheiß in Schwung kommt. Die Rechner geben sich selbst 
eine IPv6 Adresse im LAN, ohne einzeln konfiguriert werden zu müssen, 
ohne Dinge wie ein zentrales DHCP. Sogar ohne Router.

von (prx) A. K. (prx)


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Hannes J. schrieb:
> NAT ist der Sündenbock mit dem immer die
> Notwendigkeit auf IPv6 zu wechseln begründet wurde.

Die IPv4 Adressen sind auch mit NAT bereits ein wenig knapp.

von Christian H. (netzwanze) Benutzerseite


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Hannes J. schrieb:
> Er hat NAT gesagt! Steinigt ihn! Im Ernst, sag das NAT-Wort nicht zu
> laut unter IPv6 Fanboys. Die drehen durch. NAT ist für IPv6-Fanboys der
> Inbegriff des Bösen. NAT ist der Sündenbock mit dem immer die
> Notwendigkeit auf IPv6 zu wechseln begründet wurde.

NAT ist auch bei IPv6 keine Sünde. Auch dort kann man NAT machen. Es ist 
nur nicht notwendig. Einen Sicherheitsvorteil bietet NAT nicht. Weder in 
IPv4 noch in IPv6. In IPv4 ist es lediglich nicht möglich, ein 
durchgehendes Routing bis zum Endgerät zu erstellen. Der Grund ist, dass 
alle die gleichen private Adressen verwenden und die Gegenstelle diese 
nicht ansprechen kann. Daher muss man sich im IPv4 nicht darum kümmern. 
Sperrt der Router alle Verbindungen vom WAN-Interface an das LAN, ist 
das identisch mit NAT in IPv4.
Alle Router sollten das in ihrer Grundeinstellung so machen (ohne 
spezielle Regeln alles sperren). Wenn man wirklich Pakete weiterreichen 
möchte, muss das explizit so eingestellt werden.

Aus dem LAN ins WAN sieht das eventuell anders aus. In Heimgeräten wird 
normalerweise alles durchgelassen. In professionellen Geräte, wird auch 
hier alles gesperrt, was nicht explizit zugelassen ist.

Der einzige Vorteil von NAT (IPv4 und IPv6) ist, dass die Geräte hinter 
dem Gateway nicht zu unterscheiden und zu zählen sind. Alles geht mit 
der selben IP nach draußen. Das geht auch mit IPv6.

NAT macht es einem übrigens extrem schwer, wenn man Audio- oder 
Videodaten durchreichen will. Bei einer routingfähigen Adresse sind alle 
Ports des Zielsystems direkt erreichbar. Mit NAT werden dafür als Krücke 
zusätzliche Geräte im WAN benötigt, die als Relay dienen. Nicht alle 
möchten diesen Geräten ihre Sprachdaten übereignen.


@TO:
Dir kann es egal sein, welche IPs Deine Geräte bekommen.
Wenn Du segmentieren willst, kannst Du es machen. Du kannst den Geräten 
beliebig viele IPs zuweisen.

Geräte im LAN sollten auch bei IPv6 standardmäßig von Außen nicht 
erreichbar sein. Lediglich wenn vom LAN ins WAN eine Verbindung 
aufgebaut wird, könnte das Gateway hier eine Ausnahme machen. Dann aber 
nur für Verbindungen, die von der Gegenstelle kommen. Ob das bei Deinem 
Router so ist, musst Du selber herausfinden.

Global = die Rechner können direkt von Außen erreichbar gemacht werden.
Local = die Rechner bekommen (bzw würfelt sich selber einen aus) einen 
privaten Präfix und können nicht von Außen erreichbar gemacht werden 
(außer Du machst NAT).
Link-Local = im Prinzip eine erweiterte MAC-Adresse die sich wie eine 
lokale IP auswirkt (auch hier kann NAT gemacht werden).

Wenn Du feste IPs brauchst, verwendest Du die Link-Local-Adressen. Die 
ändern sich nur, wenn sich die MAC ändert. Oder Du vergibst zusätzlich 
eine lokale IP mittels DHCP. Der globale Präfix wird im Privatbereich 
bei jedem Neuaufbau der DSL-Verbindung neu vergeben. Hiermit kannst Du 
keine feste IP hinbekommen.

von Marc (gierig) Benutzerseite


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Christian H. schrieb:
> Der einzige Vorteil von NAT (IPv4 und IPv6) ist, dass die Geräte hinter
> dem Gateway nicht zu unterscheiden und zu zählen sind

Recht dünner Boden aus dem die Aussage gestellt ist.
Nimmst Du ein wenig Timestamp, aus dem IP Header
die IPID (ggf mit den Fragment Flags und Fragment Offset)
aus dem TCP den Quell Port und die Sequenzenummer.
ggf noch SYN/ACK Flags/Bestätigungen

ab in die Tabelle ein wenig sortieren und schon
weis die P**no Seite das in der WG nur Drei PC sind
die 12 Streams gleichzeitig abnuddeln... Oder Google,
oder eine andere für böse befundene Entität..

von Torben S. (Firma: privat) (torben_25)


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Hallo,

meine Frage hatte ich zwar schon vor ein paar Monaten gestellt, 
allerdings bin ich erst jetzt dazu gekommen, mir alles gründlich 
durchzulesen. Danke an dieser Stelle für eure Hilfe.

Link-Local-Adressen können nicht im Internet geroutet werden. Möchte der 
Host ins Internet, muss er sich mittels SLAAC eine Global Unicast 
Adresse erzeugen.

Wenn SLAAC keine Option ist, besteht nur die Möglichkeit mittels NAT 
eine Verbindung ins Internet aufzubauen, richtig?

von Hans (Gast)


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Torben S. schrieb:
> Wenn SLAAC keine Option ist, besteht nur die Möglichkeit mittels NAT
> eine Verbindung ins Internet aufzubauen, richtig?

Nein. SLAAC und NAT haben erstmal nichts miteinander zu tun. SLAAC dient 
nur der Adressvergabe und dem Bereitstellen von Routing- und DNS 
Informationen. So wie man es bei IPv4 mit DHCP macht. Du kannst übrigens 
auch bei v6 noch DHCP machen. Ist allerdings eher unüblich.

Du kannst die IP Adressen, Router und DNS Server auch manuell 
konfigurieren. Dann brauchst du kein SLAAC.

Verabschiede dich am besten erstmal von dem NAT Gedanken. Es gibt zwar 
Dinge wie NPT und die können in bestimmten Situationen auch notwendig 
sein. Allerdings werden sie für dich erstmal eher Probleme schaffen.

von Torben S. (Firma: privat) (torben_25)


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Misst, ich habe die Frage falsch gestellt.

Clients, die ausschließlich über eine Link-Local-Adresse verfügen, 
können grundsätzlich keine Verbindung zum WAN aufbauen, da die 
Link-Local-Adressen schlicht nicht geroutet werden.

Wenn Sie aber doch Zugriff auf Ressourcen im WAN haben möchten, kann man 
das z. B. mit NAT realisieren.

Andere Option wäre SLAAC, bei dem die Clients eine 
Global-Unicast-Adresse bekommen.

Geht das als korrekt durch?

von (prx) A. K. (prx)


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Hans schrieb:
> Du kannst übrigens
> auch bei v6 noch DHCP machen. Ist allerdings eher unüblich.

DHCPv6 ist beispielsweise von Bedeutung, wenn man ins Heimnetz einen 
weiteren Router stellt, der darüber automatisch vom Access-Router aus 
dem zugewiesenen /56 Adressraum einen /62 Adressraum erhält.

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Torben S. schrieb:
> Clients, die ausschließlich über eine Link-Local-Adresse verfügen,
> können grundsätzlich keine Verbindung zum WAN aufbauen, da die
> Link-Local-Adressen schlicht nicht geroutet werden.

Richtig.

> Wenn Sie aber doch Zugriff auf Ressourcen im WAN haben möchten, kann man
> das z. B. mit NAT realisieren.

Oder per Proxy. Ist aber beides dafür ungebräuchlich...

> Andere Option wäre SLAAC, bei dem die Clients eine
> Global-Unicast-Adresse bekommen.

...während üblicherweise hier angesetzt wird. Dafür ist das da.

von (prx) A. K. (prx)


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Bei der Beobachtung existierender IPv6 Netze wird dir vielleicht 
auffallen, dass Geräte optional mehrere globale IPv6 Adressen aus dem 
gleichen Netz verwenden können.

Eine davon ändert sich im Betrieb nicht und ist dafür vorgesehen, ggf 
von anderen Geräten als Service angesprochen zu werden, lokal oder per 
WAN.

Eine andere ebenfalls globale Adresse ändert sich in regelmässigen 
Abständen, um die Verwendung als eindeutiges Identifizierungsmerkmal von 
Clients zu behindern. Übergangsweise kann es auch mehrere gleichzeitig 
geben, die aktuelle Adresse und vorherige. Diese Adresse wird für 
ausgehenden Traffic genutzt. Privacy Extensions.

von (prx) A. K. (prx)


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Christian H. schrieb:
> Der globale Präfix wird im Privatbereich
> bei jedem Neuaufbau der DSL-Verbindung neu vergeben. Hiermit kannst Du
> keine feste IP hinbekommen.

Bei Anbindung per TV-Kabel war schon in reinen IPv4 Zeiten keine 
tägliche Neuvergabe üblich, und auch der IPv6 Präfix ändert sich 
erfahrungsgemäss erst bei signifikanten Änderungen der Netzstruktur des 
Providers oder bei Neueinrichtung des Routers.

von (prx) A. K. (prx)


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Torben S. schrieb:
> Wenn SLAAC keine Option ist, besteht nur die Möglichkeit mittels NAT
> eine Verbindung ins Internet aufzubauen, richtig?

NAT ist in IPv6 zwar möglich, ist aber normalerweise nicht notwendig, 
und daher üblicherweise nicht genutzt.

: Bearbeitet durch User
von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Torben S. schrieb:
> Wenn Sie aber doch Zugriff auf Ressourcen im WAN haben möchten, kann man
> das z. B. mit NAT realisieren.

Praktisch nein. NAT für IPv6 gilt als des Teufels und wird daher 
vermieden. IPv6 Gurus bekommen einen Herzinfarkt wenn du die drei 
Buchstaben erwähnst.

> Andere Option wäre SLAAC, bei dem die Clients eine
> Global-Unicast-Adresse bekommen.

> Geht das als korrekt durch?

Du vereinfachst zu stark. SLAAC ist die von den IPv6-Mächtigen als 
bevorzugt bestimmte Methode wie ein Host zu einer globale IP-Adresse 
kommen kann. Es ist aber nicht die einzige. Als anderes Beispiel wurde 
ja breites DHCPv6 genannt.

Auch bekommt bei SLAAC der Host nicht die globale Adresse. Er bastelt 
sie sich selber.

Er merkt sich den globalen Prefix aus einem Router-Advertisement vom 
Router oder fragt den Router nach dem globalen Prefix (fragt nach einem 
Router-Advertisement). Damit würfelt sich der Host selber eine globale 
Adresse mittels vorgegebener Algorithmen aus. Z.B., wenn die Privacy 
Extensions aus sind, indem er den Prefix mit seiner MAC-Adresse 
verknüpft.

Der Host testet dann noch, ob die von ihm ausgewürfelte globale Adresse 
bereist benutzt wird. Wenn ja dann ist Kacke.

von Torben S. (Firma: privat) (torben_25)


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Wenn ich euch richtig verstanden habe, dann liegt der Frage, wie ein 
Client mit  Link-Local-Adresse Zugriff auf Ressourcen bekommt, die sich 
im WAN befinden, ein falscher Grundgedanke zugrunde, weil 
Link-Local-Adressen wie obn schon gesagt, nicht geroutet werden können.

Sie dienen dann zwar der Autokonfiguration, aber welchen Zweck hat sonst 
eine solche Adresse?

von (prx) A. K. (prx)


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Torben S. schrieb:
> Sie dienen dann zwar der Autokonfiguration, aber welchen Zweck hat sonst
> eine solche Adresse?

Das alleine reicht doch schon.

Allgemein kann man damit rein netzinterne Verwaltungskommunikation von 
vorneherein in Layer 3 (IP) ausdrücken.

: Bearbeitet durch User
von Torben S. (Firma: privat) (torben_25)


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(prx) A. K. schrieb:
> Torben S. schrieb:
>> Sie dienen dann zwar der Autokonfiguration, aber welchen Zweck hat sonst
>> eine solche Adresse?
>
> Das alleine reicht doch schon.
>
 ja, durchaus.

Was NAT betrifft: Ist es nicht so, dass DSL-Router von normalen 
Endverbrauchern für gewöhnlich NAT-Router sind, egal ob ich vom ISP eine 
IPv4 oder IPv6-Adresse vom ISP zugeweisen bekommen habe?

von (prx) A. K. (prx)


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Torben S. schrieb:
> Was NAT betrifft: Ist es nicht so, dass DSL-Router von normalen
> Endverbrauchern für gewöhnlich NAT-Router sind, egal ob ich vom ISP eine
> IPv4 oder IPv6-Adresse vom ISP zugeweisen bekommen habe?

Beitrag "Re: IPv6-Adresstypen"

Nur für IPv4 wird NAT genutzt. Für IPv6 wird dem Access-Router vom 
Provider ein global gültiger /56 Adressraum für lokale Nutzung 
zugewiesen.

Daraus sucht sich mein Kabel-Router fürs direkt angeschlossene Netz ein 
/64 Netz aus (und ggf ein zweites als Gastnetz) und vergibt den Rest bei 
Bedarf per DHCPv6 an lokal angeschlossene weitere Router.

Dadurch kommt auch ein komplexes lokales Netz mit etlichen Routern in 
IPv6 völlig ohne NAT aus, während man in bei einem IPv4 Heimnetz mit 
zweitem lokalem Router gleich doppeltes NAT fährt: einmal im lokalen 
Router und nochmal im Access-Router.

Bei Verbindungen via IPv6 erscheint also die Client-Adresse so wie sie 
ist beim Server. Die Seite https://www.whatismyip.com/de zeigt IPv4 und 
IPv6 Adressen, wie sie bei diesem Server ankommen. Die IPv4 ist bei Dual 
Stack die externe vom Access Router, bei Dual Stack lite die vom CG-NAT 
System beim Provider. Die IPv6 hingegen ist die Adresse des PCs oder 
Handys, mit dem der Webzugriff erfolgte.

: Bearbeitet durch User
von Christian H. (netzwanze) Benutzerseite


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(prx) A. K. schrieb:
> Nur für IPv4 wird NAT genutzt.

Du darfst auch in IPv6 NAT machen und alles hinter einer IP verstecken.
Kann manchmal sinnvoll sein, ist im Allgemeinen aber nicht notwendig.

von Einer (Gast)


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Wichtig ist beim Lernen von IPv6, dass man immer an eine Sache denkt:

        Bei IPv6 hat eine Netzwerkschnittstelle
        (so gut) wie immer mehrere Adressen.

Das ist ein entscheidender Unterschied zu IPv4. Dort gibt's "die eine 
IPv4-Adresse" der Netzwerkschnittstelle.

Bei IPv6 ist das anders. Dort hat man praktische immer mehrere Adressen 
pro Schnittstelle.

Ein herkömmliches, modernes Betriebssystem an einem handelsüblichen 
Endverbraucher-DSL-Router hat praktische immer drei IPv6-Adressen:

  1.) Link-Local-Unicast-Adresse, fest abgeleitet aus der MAC, nur
      für das lokale Netz, wird nicht geroutet.

  2.) Global-Unicast-Adresse, fest abgeleitet aus der MAC.

  3.) Global-Unicast-Adresse, zufällig gewürfelt, wechselt das
      Betriebssystem alle paar Stunden (Tag).

Der DSL-Router lässt natürlich, genau wie bei IPv4, keine Verbindungen 
von außen auf die Teilnehmer zu, es sei denn, man konfiguriert ihn 
entsprechend.

Würde man nun noch einen zweiten Router in das lokale Netz bringen, z.B. 
von einem zweiten Internetanschluss, würde (praktisch) jeder Teilnehmer 
5 IPv6-Adressen haben.

(...bei handelsüblichen Routern, typischen Betriebssysteme, etc. 
Natürlich kann man Teilnehmer und Router beliebig anders 
konfigurieren...)

von (prx) A. K. (prx)


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Einer schrieb:
> Würde man nun noch einen zweiten Router in das lokale Netz bringen, z.B.
> von einem zweiten Internetanschluss, würde (praktisch) jeder Teilnehmer
> 5 IPv6-Adressen haben.

Kannst das näher ausführen?

von Einer (Gast)


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Sinngemäß gilt das natürlich auch für Unique-Local-Anycast-Adressen, die 
sehr wohl sinnvoll sind.

Nämlich genau dann, wenn Du Server im Heimnetz per IPv6 betreiben 
willst, z.B. NAS, und das auch funktionieren soll, wenn dein 
Internetprovider gerade offline ist und Dir keine 
Global-Unicast-Adressen zur Verfügung stellt.

Man hat dann praktisch entweder 3 IPv6-Adressen pro Gerät (Link-Local 
und 2 ULA), wenn das Internet offline ist, und 5 IPv6-Adressen, wenn das 
Internet online ist (Link-Local, 2 ULA, und 2 GU-Adressen).

von Einer (Gast)


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(prx) A. K. schrieb:
> Kannst das näher ausführen?

Ganz einfach, der zweite Router annonciert seinen Prefix. Daraus 
generieren sich alle Teilnehmer typischerweise wieder 2 Adressen. Einmal 
eine feste aus der MAC, und einmal eine zufällige Adresse die regelmäßig 
wechselt.

Und über die Router-Announcements kann sogar die Priorität festgelegt 
werden, welche Router verwendet werden sollen. Haben beide Router die 
gleiche Priorität, wechseln die Clients automatisch, wenn einer ausfällt 
(per NDP).

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