Forum: Platinen ENIG rein für die Schönheit?


von Bauform B. (bauformb)


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Mahlzeit!

negative Schrift im Lötstopp und ENIG statt HAL gibt goldene Schrift auf 
grünem oder sogar schwarzem Grund. Frisch aus dem Ofen sieht das 
ziemlich gut aus, aber was passiert im Laufe der Jahrzehnte? Und wie 
groß könnten die Unterschiede von Hersteller zu Hersteller werden? Gold 
ist ja doch nicht gleich Gold. Ich hab' hier nur eine Platine vom Juli 
2017, da ist die Schrift etwas dunkler und matter geworden, also je nach 
Geschmack sogar schöner. Aber 4 Jahre ist ja kein Alter für eine 
Platine.

Ja, ich habe Probleme ;)

von Wolfgang (Gast)


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Bauform B. schrieb:
> Gold ist ja doch nicht gleich Gold

Doch, Gold ist Gold.
https://de.wikipedia.org/wiki/Gold

Was sich von Hersteller zu Hersteller unterscheiden kann, sind die 
Schichtdicken von Ni und Au.

von Otto F. (Gast)


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Bauform B. schrieb:
> Frisch aus dem Ofen sieht das
> ziemlich gut aus, aber was passiert im Laufe der Jahrzehnte? Und wie
> groß könnten die Unterschiede von Hersteller zu Hersteller werden? Gold
> ist ja doch nicht gleich Gold.

Nimm Zahngold, das ist das bessere Gold und sieht immer gut aus.

von Wühlhase (Gast)


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Mal ein Erfahrungsbericht aus der Praxis:

Ich habe hier ein Smartie (Nokia 8500 XM, wen es interessiert, heute 
noch als Wecker im Einsatz), da hat man das genauso gemacht: 
Auslassungen im Lötstopp, damit die goldene Oberfläche durchscheint. Der 
Umriss der SIM-Karte ist da z.B. abgebildet (die SIM befindet sich auf 
der anderen Seite, außerdem ein Schlitz, sodaß man mit dem Stift die 
SIM-Karte wieder rausschieben kann).

Wie auch immer - Beschriftungs mittels Goldoberfläche und Auslassungen 
im Lötstopp gibt es dort.

Ich habe das Telephon seit 2009, und 2016 habe ich es mal im Zuge einer 
Reparatur auseinandergeschraubt. Das, was golden sein sollte, war 
komplett schwarz.

Beitrag #6789879 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Bauform B. (bauformb)


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Wühlhase schrieb:
> Ich habe das Telephon seit 2009, und 2016 habe ich es mal im Zuge einer
> Reparatur auseinandergeschraubt. Das, was golden sein sollte, war
> komplett schwarz.

Das wollte ich eigentlich nicht lesen, aber es ist natürlich absolut 
hilfreich, dankeschön. Also gut, dann bleibt es eben beim normalen 
Bestückungsdruck. Der wird ja wohl etwas dauerhafter sein.

von Georg (Gast)


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Bauform B. schrieb:
> Das wollte ich eigentlich nicht lesen

ENIG soll die Oberfläche lötbar halten bis zur Verarbeitung, zum 
Korrosionsschutz für Jahrzehnte war es nie gedacht. Du könntest 
natürlich für die Beschriftung mehrere µ Hartgold über Nickel vorsehen, 
aber das lohnt den Aufwand schon deshalb nicht weil deine Leiterplatten 
nach Jahrzehnten so oder so nicht mehr wie neu aussehen.

Georg

von Mucky F. (Gast)


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Bauform B. schrieb:
> Frisch aus dem Ofen sieht das
> ziemlich gut aus, aber was passiert im Laufe der Jahrzehnte?

Hab hier Rückläufer von Folientastaturen, waren mehr als 20 Jahre im 
Außeneinsatz. Die Vergoldung hat den Glanz verloren und ist leicht 
gelblich. So wie nicht poliertes Gold halt aussieht.

Wühlhase schrieb:
> Das, was golden sein sollte, war komplett schwarz.
Klingt jetzt eher nach Silber, Gold wird nicht schwarz. Oder irgendwas 
ist von der Unterseite da rein diffundiert.

von Soul E. (Gast)


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Mucky F. schrieb:

> Wühlhase schrieb:
>> Das, was golden sein sollte, war komplett schwarz.
> Klingt jetzt eher nach Silber, Gold wird nicht schwarz. Oder irgendwas
> ist von der Unterseite da rein diffundiert.

Bei chem. NiAu (ENIG) befindet sich unter den 100 nm Gold eine 5 µm 
dicke Nickelschicht. Irgendwann oxidiert die, auch durch die Reihe 
Goldatome hindurch.

Für mehr Geld gibt es auch mehr Gold. Bei 0,3 µm bleibt die Oberfläche 
auch nach zehn Jahren noch lötbar.

von Mucky F. (Gast)


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Soul E. schrieb:
> Für mehr Geld gibt es auch mehr Gold. Bei 0,3 µm bleibt die Oberfläche
> auch nach zehn Jahren noch lötbar.

Danke dann wird das wohl Hartgold sein, oder?

von Wühlhase (Gast)


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Mucky F. schrieb:
> Bauform B. schrieb:
>> Frisch aus dem Ofen sieht das
>> ziemlich gut aus, aber was passiert im Laufe der Jahrzehnte?
>
> Hab hier Rückläufer von Folientastaturen, waren mehr als 20 Jahre im
> Außeneinsatz. Die Vergoldung hat den Glanz verloren und ist leicht
> gelblich. So wie nicht poliertes Gold halt aussieht.
>
> Wühlhase schrieb:
>> Das, was golden sein sollte, war komplett schwarz.
> Klingt jetzt eher nach Silber, Gold wird nicht schwarz. Oder irgendwas
> ist von der Unterseite da rein diffundiert.

Nein, das war definitiv eine goldene Oberfläche. Wie genau das Gold wie 
dick aufgetragen wurde, weiß ich natürlich nicht. Silber war es jedoh 
auf keinen Fall.
Deine Folientastaturen hatten offensichtlich zwar eine Gold-, aber keine 
ENIG-Oberfläche.

von Soul E. (Gast)


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Mucky F. schrieb:
> Soul E. schrieb:
>> Für mehr Geld gibt es auch mehr Gold. Bei 0,3 µm bleibt die Oberfläche
>> auch nach zehn Jahren noch lötbar.
>
> Danke dann wird das wohl Hartgold sein, oder?

Hartgold (galvanisch) geht so bei 1 µm los. Für Schleifkontakte bei 
Drehschaltern dürfen es auch mal 3-4 µm sein.

ENIG bekommst Du zwischen 0,1 und 0,4 µm. Hängt halt vom Hersteller und 
vom Preis ab. 0,1 µm reicht als Rostschutz für zwei Wochen, 0,4 µm 
bleibt einige Jahre lang golden.

von Mucky F. (Gast)


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Soul E. schrieb:
> Hartgold (galvanisch) geht so bei 1 µm los. Für Schleifkontakte bei
> Drehschaltern dürfen es auch mal 3-4 µm sein.

Die Tastaturen haben Schnappscheiben, wird wohl ähnlich sein. Hab gerade 
gelesen das Hartgold nur am Plattenrand geht (z.B. Edge Connector).

Wird dann unter den Schnappscheiben vermutlich ne dickere Goldauflage 
sein.

von Christian B. (luckyfu)


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Mucky F. schrieb:
> Danke dann wird das wohl Hartgold sein, oder?

Eher nicht. Als Hartgold wird Galvanisch vergoldet bezeichnet. Die 
Schichtdicken liegen hier im Bereich von 1-3µm. Dabei gibt es aber 2 
Probleme: 1. es lässt sich sehr schlecht darauf löten und 2. jedes so 
vergoldete Pad muss während der Produktion elektrisch mit dem Nutzenrand 
verbunden sein. Normalerweise ist das kein Problem, da man dieses 
Verfahren gern für Steckkontakte verwendet die üblicherweise am Rand der 
Platine sind. Die elektrisch notwendigen Verbindungen werden dann 
einfach beim Vereinzeln weggefräst. Problematischer ist es, wenn die 
Kontakte innerhalb der Platine liegen. Da kann man dann mehrere 
Möglichkeiten nutzen: Man kann die Leitungen in Innenlagen über den 
Platinenrand führen oder man führt sie zu Sammelpunkten in der Platine, 
welche mit dem Rand verbunden sind und Bohrt diese am Ende des 
Fertigungsprozesses aus.

Ansonsten ist es das Nickel unter dem Gold was oxidiert. Weglassen kann 
man es aber auch nicht, da sonst das Gold selbst binnen Wochen, wenn 
nicht Tagen, ins Kupfer diffundiert und dann einfach nicht mehr zur 
Passivierung der Oberfläche zur Verfügung steht.

von Georg (Gast)


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Mucky F. schrieb:
> Hab gerade
> gelesen das Hartgold nur am Plattenrand geht (z.B. Edge Connector).

Das ist Unsinn, ich habe schon Testadapter entworfen und fertigen lassen 
40 x 50 cm gross und mit Nickel/Hartgold selektiv auf der ganzen 
Oberfläche (für ca. 3000 Pogo Pins). Kostet etwas mehr und es kann nicht 
jeder Hersteller, man muss halt einen suchen (und bezahlen, eine LP kann 
leicht 1000 EUR oder mehr kosten).

Georg

von Soul E. (Gast)


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Gehen geht alles. Für galvanisch Gold musst Du halt die zu 
beschichtenden Flächen kontaktieren und auf Kathodenpotential legen 
können. Bei den Slotsteckern zieht man einfach eine durchgehende 
Leiterbahn außerhalb der Leiterplattenkontur und fräst die hinterher ab. 
Wenn Du auf der Platte verteilt Flächen vergolden willst, dann müssen 
die temporär über Leitungen verbunden werden, die man hinterher z.B. 
durch Bohren unterbricht. Wenn der Testadapter irgendwo einen Stecker 
als Ausgang hat, dann kann man den natürlich auch nutzen.

Sowas macht aber nicht der $2-Chinese.

von B. P. (pantau)


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Soul E. schrieb:
> Mucky F. schrieb:
>> Soul E. schrieb:
>>> Für mehr Geld gibt es auch mehr Gold. Bei 0,3 µm bleibt die Oberfläche
>>> auch nach zehn Jahren noch lötbar.
>>
>> Danke dann wird das wohl Hartgold sein, oder?
>
> Hartgold (galvanisch) geht so bei 1 µm los. Für Schleifkontakte bei
> Drehschaltern dürfen es auch mal 3-4 µm sein.
>
> ENIG bekommst Du zwischen 0,1 und 0,4 µm. Hängt halt vom Hersteller und
> vom Preis ab. 0,1 µm reicht als Rostschutz für zwei Wochen, 0,4 µm
> bleibt einige Jahre lang golden.

Wenn ich kurz korrigieren dürfte. Au-Schichtdicken bei 
Standard-ENIG-Beschichtungen betragen in der Regel zwischen 0,05µm und 
0,10µm.
Nennenswert dickere Schichten sind bei diesem Verfahren gar nicht 
umsetzbar, weil das Gold (Sudgold) hier als Austauschreaktion mit der 
vorher aufgebrachten Ni-Schicht abgeschieden wird. Und dieser Prozess 
verlangsamt sich exponentiell so bald eine geschlossene Au-Schicht 
vorhanden ist bzw. kommt irgendwann sogar komplett zum erliegen. Viel 
mehr als 0,1µm Au ist auf diese Art kaum zu realisieren.
Aber auch bei Schichtdicken in dieser Größenordnung sind normalerweise 
mindestens 1 Jahr Lötfähigkeit problemlos zu garantieren (Anm.: sofern 
der Hersteller weiß was er tut und bei der Prozessführung und 
-überwachung entsprechende Sorgfalt walten lässt).

https://ep.umicore.com/de/produkte/produktfinder/enig-process/

Wer tatsächlich dickere Goldschichten benötigt, kommt wie hier schon 
erwähnt um galvanische Au-Abscheidung nicht herum. Die Lötbarkeit 
verbessert man dadurch aber keineswegs, im Gegenteil. Stabile 
Lötverbindungen bilden sich nämlich zwischen dem Lot und Nickel. Die 
hauchdünne "Immersion Gold" Schicht, deren einzige Funktion der 
Korrosionsschutz der darunter liegenden Ni-Schicht ist, geht dabei in 
Lösung.
Demzufolge ist eine mehrere µm dicke Au-Schicht löttechnisch eher 
kontraproduktiv.

von Bauform B. (bauformb)


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Vorhin fragte ich, ob Gold == Gold ist, das scheint mir jetzt klar zu 
sein. Aber es kommt schlimmer: Distanzbolzen z.B. werden zwecks 
Korrosionsschutz vernickelt, auf Platinen muss die Nickelschicht selbst 
vor Korrosion geschützt werden. Was ist das wieder für eine Magie?

von Soul E. (Gast)


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B. P. schrieb:

> Wenn ich kurz korrigieren dürfte. Au-Schichtdicken bei
> Standard-ENIG-Beschichtungen betragen in der Regel zwischen 0,05µm und
> 0,10µm.

Der Blick in unsere Einkaufsbedingungen verrät mir dass Du Recht hast. 
Akzeptiert (und im Leiterplattenlabor nachgemessen) wird 0,06 µm 
aufwärts. Es scheint aber durchaus Hersteller zu geben, die dickere 
Schichten machen. Das war mein erster Treffer: 
http://www.q-print.de/deutsch/technik/technologie/oberflaeche-chem.-gold/index.html

Am Prinzip meiner Aussage ändert das aber nichts: stark kostenoptimierte 
Lieferanten legen ihre Golddicke regelmäßig auf die untere 
Spezifikationsgrenze (oder darunter), was zu reduzierter Lagerfähigkeit 
führt.


Bauform B. schrieb:

> Vorhin fragte ich, ob Gold == Gold ist, das scheint mir jetzt klar zu
> sein. Aber es kommt schlimmer: Distanzbolzen z.B. werden zwecks
> Korrosionsschutz vernickelt, auf Platinen muss die Nickelschicht selbst
> vor Korrosion geschützt werden. Was ist das wieder für eine Magie?

Deren Oberfläche ist passiviert. 
https://www.wotech-technical-media.de/womag/ausgabe/2017/11/18_sengl_zink-nickel_11j2017/18_sengl_zink-nickel_11j2017.php
Bei Leiterplatten ginge das auch und würde sicherlich schön aussehen, 
die Lötbarkeit wäre dann aber dahin. Zumindest mit 
Elektronik-Flussmitteln.

von B. P. (pantau)


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Soul E. schrieb:
> B. P. schrieb:
>
>> Wenn ich kurz korrigieren dürfte. Au-Schichtdicken bei
>> Standard-ENIG-Beschichtungen betragen in der Regel zwischen 0,05µm und
>> 0,10µm.
>
> Der Blick in unsere Einkaufsbedingungen verrät mir dass Du Recht hast.
> Akzeptiert (und im Leiterplattenlabor nachgemessen) wird 0,06 µm
> aufwärts. Es scheint aber durchaus Hersteller zu geben, die dickere
> Schichten machen. Das war mein erster Treffer:
> 
http://www.q-print.de/deutsch/technik/technologie/oberflaeche-chem.-gold/index.html
>
> Am Prinzip meiner Aussage ändert das aber nichts: stark kostenoptimierte
> Lieferanten legen ihre Golddicke regelmäßig auf die untere
> Spezifikationsgrenze (oder darunter), was zu reduzierter Lagerfähigkeit
> führt.
>

0,1 - 0,3 µm halte ich aus den oben genannten Gründen für eine 
ambitionierte und löttechnisch auch nicht unbedingt hilfreiche Vorgabe. 
Aber wenn man die Option eines Druckfehlers mal außen vor lässt werden 
die Autoren dieser Homepage schon wissen was sie da publiziert haben.

Grundsätzlich ist es wie übrigens bei allen kostenintensiven 
Produktionsprozessen auf diesem Planeten selbstverständlich auch hier 
der Fall, dass man als Hersteller anstrebt sich möglichst weit im 
unteren Bereich des Toleranzfensters zu bewegen. Daran kann ich aber 
nichts verwerfliches erkennen, zumindest so lange durch eine 
entsprechend genau regelbare Prozessführung dennoch die Einhaltung der 
Mindestforderung sichergestellt werden kann. Und nur um das "Rostschutz 
für 2 Wochen" Argument aufzugreifen, auch mit lediglich 0,05µm Au 
garantiert jeder seriöse Hersteller anstandslos eine Lötfähigkeit von 
mindestens 1 Jahr.

von Wühlhase (Gast)


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B. P. schrieb:
> Stabile
> Lötverbindungen bilden sich nämlich zwischen dem Lot und Nickel. Die
> hauchdünne "Immersion Gold" Schicht, deren einzige Funktion der
> Korrosionsschutz der darunter liegenden Ni-Schicht ist, geht dabei in
> Lösung.

Wenn ich korrigieren darf: ENIG-Oberflächen benutzt man eigentlich nicht 
für Korrosionsschutz auf Platinen. Da wäre ein Jahr ein lächerlicher 
Witz. Chemisch Zinn oder HAL wäre da vermutlich besser geeignet. Ich 
kenne auch Baugruppen, die werden aus Korrosionsschutzgründen nach der 
Bestückung mit einem widerlich stinkenden Lack versehen, der noch tage- 
und vermutlich wochenlang Ausdünstungen von sich gibt.

ENIG will man eigentlich bei High-Speed-Signalen gerne haben, da der 
Ladungsträgertransport bei den hohen Frequenzen nur noch auf der 
Oberfläche stattfindet.

So jedenfalls mein Kenntnisstand.

von B. P. (pantau)


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Wühlhase schrieb:

> Wenn ich korrigieren darf: ENIG-Oberflächen benutzt man eigentlich nicht
> für Korrosionsschutz auf Platinen. Da wäre ein Jahr ein lächerlicher
> Witz. Chemisch Zinn oder HAL wäre da vermutlich besser geeignet. Ich
> kenne auch Baugruppen, die werden aus Korrosionsschutzgründen nach der
> Bestückung mit einem widerlich stinkenden Lack versehen, der noch tage-
> und vermutlich wochenlang Ausdünstungen von sich gibt.
>
> ENIG will man eigentlich bei High-Speed-Signalen gerne haben, da der
> Ladungsträgertransport bei den hohen Frequenzen nur noch auf der
> Oberfläche stattfindet.
>
> So jedenfalls mein Kenntnisstand.

Da ich mich offenbar missverständlich ausgedrückt habe, noch einmal zur 
Verdeutlichung: mit "Korrosionsschutz" ist in dem Zusammenhang 
ausschließlich der "Korrosionschutz" der Nickelschicht bis zum Löten 
gemeint. Das ist nämlich bei herkömmlichen Lötanwendungen faktisch die 
einzige Funktion, die die Goldschicht erfüllen muss. Das darunter 
liegende Nickel zu schützen bzw. lötaktiv zu halten. Ohne Gold wären die 
Leiterplatten nämlich schon beim LP-Hersteller im Versand schwarz und 
der berühmt-berüchtigte "BlackPad-Effekt" ließe grüßen.

von Jochen (Gast)


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Bauform B. schrieb:
> negative Schrift im Lötstopp und ENIG statt HAL gibt goldene Schrift auf
> grünem oder sogar schwarzem Grund.

Wenn das die gewünschte Funktion ist (gut aussehen), dann nimm ENIG 
(weil die preiswerteste Option) und appliziere nach dem Bestücken und 
Löten ein "conformal coating". Das ist spezifisch für den Schutz der 
Platine vor Umwelteinflüssen gedacht und nichts anderes als ein Klarlack 
auf Polyurethanbasis.

Dann hält es auch bei leichter Verschmutzung und Feuchtigkeit viele 
Jahre durch.

Für Reparaturen gibt es spezielle Abbeizer für das conformal coating, 
das dann lokal entfernt und wieder aufgebracht wird.

von Bauform B. (bauformb)


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Jochen schrieb:
> Bauform B. schrieb:
>> negative Schrift im Lötstopp und ENIG statt HAL gibt goldene Schrift auf
>> grünem oder sogar schwarzem Grund.
>
> Wenn das die gewünschte Funktion ist (gut aussehen), dann nimm ENIG
> (weil die preiswerteste Option)

Ursprünglich ging es nur darum, inzwischen hat sich die Frage dank der 
vielen guten Antworten doppelt gelohnt. Auch, wenn meine Schrift am Ende 
doch nur normaler Bestückungsdruck wird.

> und appliziere nach dem Bestücken und Löten ein "conformal coating".

Ja, das würde ich gerne mit jeder Platine machen, aber wir waren doch 
gerade bei "preiswerteste Option" ;)

von Georg (Gast)


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Wühlhase schrieb:
> ENIG will man eigentlich bei High-Speed-Signalen gerne haben, da der
> Ladungsträgertransport bei den hohen Frequenzen nur noch auf der
> Oberfläche stattfindet.
>
> So jedenfalls mein Kenntnisstand.

Was den Skin-Effekt selbst betrifft ist der Kenntnisstand akzeptabel, 
aber bei ENIG ist die Goldschicht viel zu dünn um etwas zur 
Leitfähigkeit beizutragen und die Nickelschicht leitet sowieso 
schlechter als Kupfer, für HF ist ENIG also kontraprodunktiv oder 
bestenfalls wirkungslos.

Georg

von Christian B. (luckyfu)


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Wühlhase schrieb:
> ENIG will man eigentlich bei High-Speed-Signalen gerne haben, da der
> Ladungsträgertransport bei den hohen Frequenzen nur noch auf der
> Oberfläche stattfindet.

Du darfst hier 2 Dinge nicht miteinander verwursten: Hier geht es um die 
Passivierung der Lötflächen. Sprich: Normale Platine, in der Regel 
Finepitch für normales Reflow Löten mit Pastendruck. Die Leiterbahnen 
sind dabei unbeschichtetes Kupfer, welches durch den Lötstopplack vor 
Korrosion geschützt wird. Und dann gibt es die HF Anwendungen, welche 
dir vermutlich vorschweben. Diese Platinen haben allenfalls kleinste 
Lötstopplackstege um die Pins und sind ansonsten Stopplackfrei. Diese 
Platinen sind dann gern komplett chemisch vergoldet. Das liegt aber 
nicht an der besseren Leitfähigkeit von Gold (Die nämlich tatsächlich 
deutlich schlechter ist als die von Kupfer, wenns danach ginge müsste 
man Silber nutzen, was aber wieder oxidiert mit der Zeit) sondern eher 
daran, dass man überall die gleiche Impedanz haben will und der 
Stopplack diese zu sehr verändern würde wenn vollumfänglich aufgebracht.

Chemisch Zinn als Oberfläche ist nur in ganz eng betrachteten Fenstern 
sinnvoll: Es hat die gleichen guten Eigenschaften fürs fine pitch Löten 
wie Chemisch NiAu, aber ist da deutlich billiger, da man keine 
Nickelschicht braucht und Zinn auch deutlich günstiger ist als Gold. 
Warum nutzt man es dann sehr selten? Aus 2 Gründen: erstens diese 
Schicht oxidiert mit der Zeit. Die Lötbarkeit wird normalerweise nur 6 
Monate garantiert. Außerdem ist diese Schicht sehr viel 
Kratzempfindlicher als Chem NiAu und erst recht als HAL. Wenn man also 
Fine Pitch Platinen hat, die man beim Bestücker direkt verarbeiten kann 
ist Chemisch Zinn durchaus eine sinnvolle Oberfläche. Einen Weiteren 
Vorteil bietet es noch: Es kann nahezu beliebig oft abgetragen und 
erneut aufgebracht werden ohne die Kupferdicke der Leiterbahnen zu 
beeinflussen (Allerdings sind die Handlingskosten für Vereinzelte 
Platinen / Liefernutzen in dem Fall nicht zu unterschätzen)

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