Forum: HF, Funk und Felder Isolationsmessung misst Mist


von J. V. (janvi)


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habe hier zwei neue Uni-T UT511 von Reichelt welche sich gleich 
verhalten und ich wegen dem Alter eigentlich einen Defekt ausschliessen 
möchte. Damit möchte ich den Isolationswiderstand von einem 
Koaxial-Stahldrahtseil mit einer Länge etwa zwischen 100-200m messen. 
Das ist nichts normales, Z hat etwa 35 Ohm und die Dämpfung ist so hoch 
daß eine Längenmessung ab etwa 20m mit dem TDR nicht mehr möglich ist.

Nun habe ich bei aufgewickeltem Kabel (auch neue Kabel) bereits ziemlich 
rätselhafte Ergebnisse. Dazu habe ich festgestellt, daß sich ähnlich 
schwankende Ergebnisse wie folgt reproduzieren lassen:

Plusleitung am Gerät wird nicht eingesteckt.
Minusleitung einstecken aber nicht anklemmen.
Messung starten (egal bei welcher Spannung)

Das Gerät zeigt nun für den Widerstand wie erwartet Unendlich bzw. 
1Teraohm.
Geht man nun mit dem Finger während der Messung an die GND Klemme, so 
kriegt man natürlich keinen Schlag. Wegen ausgesteckter Plusleitung ist 
die Isolation noch immer perfekt, aber das Ergebnis fängt im Bereich bis 
zu 10 Mohm - 500 Mohm heftig an zu schwanken und ist nicht mehr 
ablesbar. Ähnlich verhält es sich auch, wenn das zu messende Kabel nur 
am Schirm angeklemmt wird.

Offensichtlich ist der Eingang extrem hochohmig und es ist vielleicht so 
wie wenn man mit dem Finger an den Oszi Tastkopf fasst und dann die 50 
Hz sieht. In diesem Fall ist das aber der GND welcher bestimmungsgemäß 
am Prüfling angeklemmt ist und das macht mich ziemlich ratlos was hier 
passiert und was für vernünftige Messwerte zu tun ist.

: Bearbeitet durch User
von J. V. (janvi)


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Nachtrag: Das Isolationsmessgerät UT511  wurde mit einem Labornetzteil 
betrieben. Gut gesiebt, stabil  und galvanisch getrennt aber Kapazität 
zum Netz natürlich nicht Null. Nehme ich dafür Batterien, tritt 
obenstehender Effekt nicht mehr auf und vielleicht komme ich jetzt 
meinen Kabelwerten besser auf die Spur...

: Bearbeitet durch User
von Chris R. (rcc)


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also Betrieb entgegen der Bedienungsanleitung und dann wundert man 
sich...
"Nur  das  mitgelieferte  bzw.  optional  angebotene Netzteil 
anschließen" um mal die Anleitung zu zitieren.

von Janvi (Gast)


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tatsächlich steht das sogar in der von Reichelt eingedeutschten 
Anleitung. Aber es wird leider weder eines mitgeliefert noch als dazu 
passend angeboten weshalb ich einfach irgendeines mit 15V >600mA 
genommen habe. Immerhin gibt es eine Abbildung von einem 
Steckernetzteil. Vielleicht fragen wir mal den Produktmanager bei 
Reichelt  welches da passen soll. Der Effekt ist jedenfalls mit 
verschiedenen Netzteilen gleich (Phihong SNT Steckernetzteil und 
analoges Labornetzteil)

von Einer (Gast)


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J. V. schrieb:
> Das Isolationsmessgerät UT511  wurde mit einem Labornetzteil
> betrieben.

Naja, vermutlich bist Du zu jung. Ansonsten hättest Du in Deiner Jugend 
irgendeinen Hifi-Verstärker gehabt, bei dem Du mal an die Chinch-Buchsen 
gefasst hättest bei voll aufgedrehter Lautstärke...

Sprich: Du koppelst ganz viel Netzbrum ein. Und zwar als 
Differenzspannung zwischen Dir und dem Labornetzteil.

Da ist das UT511 völlig unschuldig dran und auch machtlos. Genau aus dem 
Grund wird es auch kein Steckernetzteil geben...

von Janvi (Gast)


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Wenn ich mich recht erinnere, brummen aber auch batteriebetriebene 
Kofferadios wenn man an den offenen Verstärkereingang ranlangt. Vor 
allem findet die Berührung ja am GND des Messgerätes statt. Auf dem GND 
bzw Chassis kann ich mich auch nicht an einen Brumm beim Anfassen 
erinnern.  Die Hochspannungs-Plusleitung zum Isolationstester ist 
vermutlich auch nicht umsonst geschirmt ausgeführt aber die ist in 
diesem Fall noch gar nicht im Einsatz.

Bei dem doch außerordentlich günstigen Preis für das gesamte Gerät muß 
ich wohl vermuten, daß irgend ein Chinese seine Hausaufgaben nicht ganz 
gemacht hat.

von Andrew T. (marsufant)


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J. V. schrieb:
> Nachtrag: Das Isolationsmessgerät UT511  wurde mit einem Labornetzteil
> betrieben. Gut gesiebt, stabil  und galvanisch getrennt aber Kapazität
> zum Netz natürlich nicht Null. Nehme ich dafür Batterien, tritt
> obenstehender Effekt nicht mehr auf und vielleicht komme ich jetzt
> meinen Kabelwerten besser auf die Spur...

Dann hast Du doch shcon den wesentlichen Hinweis uaf das "Warum" Deine 
Messung so ist: Eine (kapazitive) Kopplung des Netzgerätes zu den 
230V/50Hz "vermurksen" Deine Messung.


Also entweder Batterien verwenden (so ein LR Satz hält ca. 1 Jahr bei 
regelmäßiger Benutzung) oder ein speziell geschirmtes Netzteil aufbauen 
(doppelter Kupferschirm gegen PE und Meß-GND.

Da 8 Stück LR Zellen ca. 9 € kosten, wäre meine Entscheidung....

> Bei dem doch außerordentlich günstigen Preis für das gesamte Gerät muß
> ich wohl vermuten, daß irgend ein Chinese seine Hausaufgaben nicht ganz
> gemacht hat.

Nein, da liegt es eher an der nicht perfekten Nutzung (=LNG-Anschluß) 
durch den deutschen Benutzer :-)

: Bearbeitet durch User
von Harald W. (wilhelms)


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Andrew T. schrieb:

> Da 8 Stück LR Zellen ca. 9 € kosten, wäre meine Entscheidung....

Man könnte ja auch Akkus verwenden. Die Frage ist dann allerdings,
ob das Messgerät auch mit deren geringerer Spannung funktioniert.

von Kurt (Gast)


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J. V. schrieb:
> Nachtrag: Das Isolationsmessgerät UT511

In der Anleitung steht:

"Bei Einsatz im gewerblichen und Ausbildungs-Betrieb ist das Gerät 
jährlich einmal zu kalibrieren."

Das Gerät kann also wohl auch für offizielle Isolationsmessungen mit 
Protokoll hergenommen werden.

Wer macht die Kalibrierung und was wird die in etwa kosten?

 Kurt

von Kurt (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Andrew T. schrieb:
>
>> Da 8 Stück LR Zellen ca. 9 € kosten, wäre meine Entscheidung....
>
> Man könnte ja auch Akkus verwenden. Die Frage ist dann allerdings,
> ob das Messgerät auch mit deren geringerer Spannung funktioniert.

----------------------------- das steht in der Beschreibung -------
Batterie-Zustandsanzeige
Das Batteriesymbol oben links im Display zeigt den aktuellen 
Batteriezustand an:
Anzeige Batterie-Zustand
 ≤8,5 V, Batterie leer, sofort wechseln, keine Messungen mehr ausführen,
 die Messgenauigkeit ist nicht mehr gewährleistet

 8,6 - 9,0 V, Baterie fast leer, bald wechseln

 9,1 - 10,2 V
 ≥10,3


Quelle:
https://cdn-reichelt.de/documents/datenblatt/D100/2010-03-09_UT511.pdf

 Kurt

von Einer (Gast)


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Kurt schrieb:
> Das Gerät kann also wohl auch für offizielle Isolationsmessungen mit
> Protokoll hergenommen werden.

Oh man. Leseverständnis wird mehr und mehr zur Mangelware.

Nur weil der Hersteller fordert, dass bei bestimmten Einsatz das Gerät 
kalibriert werden müsse, impliziert das umgekehrt eben genau nicht, dass 
dieses Gerät bestimmten Normen (für Isolationsmessungen) entsprechen 
würde.

Abkürzt:

"Alle Vögel sind Tiere", bedeutet nicht "alle Tiere sind Vögel".

von Wolfgang (Gast)


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J. V. schrieb:
> Das Gerät zeigt nun für den Widerstand wie erwartet Unendlich bzw.
> 1Teraohm.

... bei welcher Luftfeuchtigkeit?

von janvi (Gast)


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zum Feststellen der Luftfeuchte ist die Luftstrecke zu groß. Bei 1000V 
mehr als 1cm

von Harald W. (wilhelms)


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Kurt schrieb:

> Wer macht die Kalibrierung und was wird die in etwa kosten?

"Offiziell" ist dafür diese Stelle:
Deutsche Akkreditierungstelle GmbH (DAkkS) https://www.dakks.de
zuständig.

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