Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik SMD Kondensator verhällt sich anders als THT Kondensator


von Timo M. (timoxd7)


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Hallo,

ich habe eine Schaltung mit einem NE555 aufgebaut. Diese soll mir einen 
Takt von etwa 2,5 Hz erzeugen. Der Kondensator hat 10uF, der Widerstand 
R1 ist 10kOhm, R2 ist 22kOhm (siehe nur ohne Diode: 
https://www.elektronik-kompendium.de/sites/slt/0310131.htm)

Nun ist es jedoch ein Unterschied, ob ich den SMD Kondensator nutze, den 
ich vom PCB Bestücker meines Vertrauens verbaut lassen habe, oder ob ich 
einen Elko in THT bauform verbaue.

Ich betreibe die Schaltung mit 12V, wobei der SMD Kondensator ein Rating 
von 16V hat und somit ja seine 10uF geben sollte.

Jedoch taktet die Schaltung nur mit dem Elko (auf 100V ausgelegt) bei 
2.5 Hz, mit dem SMD Keramik Kondensator aber mit etwa 6 Hz.

Habe den SMD Keramik Kondensator auch schon mit anderen ausgetauscht, 
aber immer das gleiche.

Kann mir da jemand weiter helfen? :)

von Fruchtgurke (Gast)


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Timo M. schrieb:
> Ich betreibe die Schaltung mit 12V, wobei der SMD Kondensator ein Rating
> von 16V hat und somit ja seine 10uF geben sollte.

Nein. Google Mal bitte nach "MLCC Derating".

von Walter T. (nicolas)


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Timo M. schrieb:
> Kann mir da jemand weiter helfen? :)

Ja. Dein Kapazitätsmessgerät oder -Schätzeisen. Welche Technik hast Du 
denn verbaut? Tantal TAJ hat z.B. Toleranz 20% in beide Richtungen.

von Fruchtgurke (Gast)


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In der Abbildung 2 findest du dafür Beispiele für 16V Kondensatoren:

https://www.maximintegrated.com/en/design/technical-documents/tutorials/5/5527.html

von Fruchtgurke (Gast)


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Walter T. schrieb:
> Welche Technik hast Du denn verbaut? Tantal TAJ hat z.B. Toleranz 20% in
> beide Richtungen.
Der TO schreibt: "Habe den SMD Keramik Kondensator auch schon mit 
anderen ausgetauscht, aber immer das gleiche."

von Thomas (kosmos)


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von Wolfgang (Gast)


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Fruchtgurke schrieb:
> Der TO schreibt: "Habe den SMD Keramik Kondensator auch schon mit
> anderen ausgetauscht, aber immer das gleiche."

Andere Exemplare, andere Keramik, anderer Typ?

Who knows ...

von MaWin (Gast)


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Timo M. schrieb:
> mit dem SMD Keramik Kondensator aber mit etwa 6 Hz.

Na, wie kommt man auf die skurrile Idee, einen Abblockkondensator dort 
einzubauen, wo man einen Timingkondensator braucht ?

Der Keramik hat bei mittleren 6V keine 10uF mehr.

https://www.maximintegrated.com/en/design/technical-documents/tutorials/5/5527.html

Nimm den Elko oder gleich einen Folienkondensator.

Merke: es hat seinen Grund, warum Keramik so billig ist.

von Kevin M. (arduinolover)


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MaWin schrieb:
> Nimm den Elko oder gleich einen Folienkondensator.

oder einen passend ausgewählten Kerko.....

von MaWin (Gast)


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Kevin M. schrieb:
> oder einen passend ausgewählten Kerko....

NP0 ? Heftig.

Oder 47u in der Hoffnung das 10u übrig bleiben ? Gewagt, Keramik ist 
nicht nur spannungsabhängig, sondern temperaturabhängig und altern wie 
Sau.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Siehe Beitrag "MLCC-Deratierung – spannungsabhängiger Kapazitätsverlust, gemessen"

Also einfach mal einen Tantal anstelle des Kerkos einsetzen. Die gibt's 
oft in einer ähnlichen Bauform, die auf die vorhandenen Pads passt.

: Bearbeitet durch Moderator
von Walter T. (nicolas)


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Fruchtgurke schrieb:
> Der TO schreibt: "Habe den SMD Keramik Kondensator auch schon mit
> anderen ausgetauscht, aber immer das gleiche."

Hoppla, sogar zweimal. Habe das übersehen. War wohl nicht mehr richtig 
wach. Also wohl MLCC.

von bitte_kein_Tantal (Gast)


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>Also einfach mal einen Tantal
bitte nicht.

von DoS (Gast)


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Walter T. schrieb:
> Timo M. schrieb:
>
>> Kann mir da jemand weiter helfen? :)
>
> Ja. Dein Kapazitätsmessgerät oder -Schätzeisen. Welche Technik hast Du
> denn verbaut? Tantal TAJ hat z.B. Toleranz 20% in beide Richtungen.

Hi hi, ich hatte einmal eine Auftragsarbeit von einer Fima in den 
Händen, da war die erste Verwunderung, dass da ein NE555 drin war, und 
die zweite, dass die Zeitkonstante auf zwei Stellen hinterm Komma 
angegeben war. Das war die schlimmste Kooperation meines Lebens.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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bitte_kein_Tantal schrieb:
>>Also einfach mal einen Tantal
> bitte nicht.
Und warum an dieser Stelle nicht?

von bitte_kein_Tantal (Gast)


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>Und warum an dieser Stelle nicht?
Weil Tantalkondensatoren eine katastophale Umweltbilanz haben.
Wenn ich einen in den Schaltplan platziere sind da immer gleich 
Stückzahlen 500.000 ... 2.000.000 dahinter.

Wenn ein Hobbybastler das macht, dann kann er auch gleich nen X7R mit 
3-facher Spannungsfestigkeit nehmen und gut ist.

Gibt keine Berechtigung mehr für diese Bauteile.

von Axel R. (axlr)


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bitte_kein_Tantal schrieb:
> Weil Tantalkondensatoren eine katastophale Umweltbilanz haben.

Dann darfst Du auch keinen anderen Bauteile mehr verwenden. Was meinst 
Du, was Halbleiter für 'ne "Umweltbilanz" haben? Oder das 
Platinenmaterial...
Ich denke, man hat seitens der Industrie aber schon gut gegengesteuert.
Wie schon gesagt wurde, gibt es genug andere Kondensatoren, die hier 
Ersatz finden könnten.
Die Spannung überm C pendelt zwischen 1/3tel und 2/3tel der 
Betriebsspannung.
Irgend ein kleiner (Festkörper)-Elektrolyt-Kondensator wird sich ja wohl 
finden.
Ein Beispiel:
10µF/20V 5mm "dick" und 5.8mm "hoch"
https://industrial.panasonic.com/cdbs/www-data/pdf/AAB8000/AAB8000C193.pdf
https://de.farnell.com/panasonic/20svp10m/kondensator-10-f-20v-20-radial/dp/2354695?st=oscon
Oder:
10µF/16V
https://industrial.panasonic.com/cdbs/www-data/pdf/AAA8000/AAA8000C62.pdf
https://de.farnell.com/panasonic/16tqc10m/kondensator-10-f-16v-20/dp/2354977?st=poscap

Wieviele 10µF Keramik musst du denn zusätzlich über den vorhandenen 
"stapeln", um auf 2.5Hz zu kommen? ich denke, es sind nun gesamt drei 
Stück als "schiefer Turm" auf der Platine. Dann bau da halt einen 
größeren ein.
kannst ja auch R1=33K und R2=68K machen. quasi verdreifachen. Das passt 
vom Impedanz-Niveau noch. bei größeren Widerstandswerten spielen sonst 
die Leckströme zu sehr rein. Oder n CMOS 555 nehmen

von Chris (Gast)


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Lothar M. schrieb:
> bitte_kein_Tantal schrieb:
>>>Also einfach mal einen Tantal
>> bitte nicht.
> Und warum an dieser Stelle nicht?

Weil das an dieser Stelle eine Kapazität ist, welche für ein Timing 
zuständig ist! Und Tantal hat immernoch ne ziemlich große Toleranz, dann 
lieber Folie!

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Timo M. schrieb:
> Ich betreibe die Schaltung mit 12V, wobei der SMD Kondensator ein
> Rating von 16V hat und somit ja seine 10uF geben sollte.

Das ist entweder ein Trollversuch oder du hast die letzen Jahre allein 
in einer Höhle verbracht.

> Jedoch taktet die Schaltung nur mit dem Elko (auf 100V ausgelegt) bei
> 2.5 Hz, mit dem SMD Keramik Kondensator aber mit etwa 6 Hz.

Auch Standard-Elkos haben große Toleranzen von typisch +50/-20%. 
Außerdem verdirbt der Leckstrom (Alterung, Temperatur) jegliche 
Kalkulation. Wenn du höhere Anforderungen an die zu erzeugende Frequenz 
und deren Konstanz hast, wirst du einen Folienkondensator nehmen müssen. 
Wobei 10µF da auch schon einen größeren Klotz bedeuten. Und entweder 
teuer sind oder mit ±20% Toleranz geliefert werden.

Warum machst du deine Widerstände nicht einfach Faktor 10 hochohmiger? 
Dann reicht auch ein kleinerer Kondensator. Und warum muß es eigentlich 
der asbach-alte NE555 sein? Reicht ein 7555 nicht auch? Dann können die 
Widerstände auch Faktor 100 größer sein und du kannst einen NP0 
Kondensator mit 100nF nehmen.

: Bearbeitet durch User
von Werner H. (werner45)


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Tantalelkos haben eine relativ große Toleranz, aber das ist die 
FERTIGUNGS-Toleranz (gegen zu viel Ausschuß). Alu-Elkos sind da 
schlimmer.

Tatsächlich bleibt die Kapazität überraschend konstant, weil hier ein 
Fest-Elektrolyt vorliegt. Auch noch nach Jahren. Meßt einfach mal nach.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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bitte_kein_Tantal schrieb:
> Weil Tantalkondensatoren eine katastophale Umweltbilanz haben.
Das diskutiere ich hier nicht, da kommen wir auf keinen grünen Zweig.
Die Erdölförderung hat nämlich auch keine allzugute Umweltbilanz und 
vieles andere auch nicht. Und ich verbrauche viel, viel mehr Erdöl, als 
dass ich mir um ein paar mg Tantal Gedanken machen würde.

Werner H. schrieb:
> Tantalelkos haben eine relativ große Toleranz, aber das ist die
> FERTIGUNGS-Toleranz (gegen zu viel Ausschuß).
Auch wenn +-10% Standard sind: es gibt auch Tantal mit +-5% wie z.B.
https://de.farnell.com/vishay/293d106x5016c2te3/cap-tant-10uf-16v-case-c/dp/3679815

Axel R. schrieb:
> Irgend ein kleiner (Festkörper)-Elektrolyt-Kondensator wird sich ja wohl
> finden.
Aber wie gesagt: die Chancen sind groß, dass sich eben ein Tantal 
findet, der sogar auf die bereits vorhandenen Pads des Layouts passt.

: Bearbeitet durch Moderator
von H. H. (Gast)


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Lothar M. schrieb:
> es gibt auch Tantal mit +-5%

Und genauer wäre wegen der Temperaturabhängigkeit nicht sinnvoll.

von W.S. (Gast)


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Lothar M. schrieb:
> Und warum an dieser Stelle nicht?

Lothar M. schrieb:
> Aber wie gesagt: die Chancen sind groß, dass sich eben ein Tantal
> findet, der sogar auf die bereits vorhandenen Pads des Layouts passt.

Nö. Kein Tantal C paßt wirklich auf einen ähnlich großen Keramik C 
Footprint. Aber wenn es ja nur mal so eben für's Basteln ist, geht es 
trotzdem irgendwie. Ist aber eigentlich Pfusch.

Aber Tantal sollte man heutzutage eher selten bis nicht mehr verwenden. 
Nicht nur aus Umweltgründen (die dir egal sind) sondern auch aus 
BWL-typischen Gründen.

W.S.

von Axel R. (axlr)


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Bauform "A" Tantal passt ziemlich gut auf 1206.

von Soul E. (Gast)


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Timo M. schrieb:

> Ich betreibe die Schaltung mit 12V, wobei der SMD Kondensator ein Rating
> von 16V hat und somit ja seine 10uF geben sollte.
(...)
> Habe den SMD Keramik Kondensator auch schon mit anderen ausgetauscht,
> aber immer das gleiche.

Dann tausch den mal gegen einen mit 50 V Spannungsfestigkeit.

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