Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Waschmaschinenmotor betreiben


von Julian (Gast)


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Hallo,
ich wollte etwas mit einem Waschmaschinenmotor rumexperimentieren.

Laut Internet soll er mit AC, sowie DC laufen. Ist ein 96er AEG Motor 
mit Kohlebürsten, Tachosignal und 4 weiteren Leitungen, mehr kann ich 
nicht mehr darauf lesen.

Lege ich 12 Volt an die Kohlen an, dreht er manchmal langsam los und 
wird schneller, manchmal baucht er einen Anschubser.

Er braucht ca. 3-4 Amper und hat ca. 3 Ohm.

Nun wollte ich ihn rückwärts drehen lassen (geht das?) und habe ihn 
umgepolt. Nun dreht er nicht mehr...
Schließe ich ihn wie vorher an, läuft er nicht los, man merkt in die 
andere Richtung aber einen Widerstand.

Der Spulenwiderstand und Strom ist nach wie vor ungefähr gleich.

Hab ich ihn kaputt gemacht? Wäre nicht schlimm, hat mich nichts 
gekostet.
Oder was habe ich sonst falsch gemacht?

Danke und liebe Grüße

von Helge (Gast)


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Der Anker braucht Feld zum drehen. Experimentiere mit den Feldspulen 
rum, schalte die in serie zum Anker.

von Günter Lenz (Gast)


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Trenne mal Erregerspulen und Läufer auf. Lege mal
an die  Erregerspulen vielleicht so 6V Gleichspannung,
mehr oder weniger, so daß die Spulen nicht zu heiß
werden. Nun kannst du an den Läufer verschiedene
Gleichspannungen anlegen und auch umpolen, er läuft
dann andersrum.

von MaWin (Gast)


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Julian schrieb:
> Nun wollte ich ihn rückwärts drehen lassen (geht das?) und habe ihn
> umgepolt. Nun dreht er nicht mehr

Julian schrieb:
> Hab ich ihn kaputt gemacht

Nein. Aufmagmetisiert.

Nimm eine höhere Spannung.

An 230V~ musst du regeln.

https://dse-faq.elektronik-kompendium.de/dse-faq.htm#F.25

von Günter Lenz (Gast)


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von Julian schrieb:
>Lege ich 12 Volt an die Kohlen an, dreht er manchmal langsam los und
>wird schneller, manchmal baucht er einen Anschubser.

Ohne Strom durch die Erregerspulen funktioniert es nicht,
oder nur ganz schwach ohne Kraft (Drehmoment) weil es
vielleicht noch ein ganz schwachen Restmagnetismus im
Eisenkern gibt.

von Julian (Gast)


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Danke schonmal :)
Ich muss mich aber ein wenig korrigieren:
Ist ein 96er AEG Motor mit Kohlebürsten, Tachosignal und 3 weiteren 
Leitungen (X,Y,Z), nicht 4.
Vermutlich: X --- Spule 1 --- Y --- Spule 2 --- Z

Eine der beiden Spulen auf 5V DC und Läufer auf 12V DC bringt ca. 500 
UpM.
Läufer auf 5V oder 3,3V resultiert natürlich in weniger UpM und viel 
weniger Drehmoment.

Genügt mir erstmal, nun muss ich gucken, ob ich damit einen 
Rolltorantrieb realisieren kann. Mit Endschaltern versteht sich. ;)

P.S. Wahnsinn, wie ruhig und leise so ein alter Motor noch läuft, keine 
Lagerschäden, etc.

P.P.S. Korrekt Günter, habe ich nun auch gemerkt, nachdem er sich ohne 
Erregerspule wieder langsam gedreht hat.
Drehmoment geht wirklich gegen Null.

von H. H. (Gast)


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Julian schrieb:
> Vermutlich: X --- Spule 1 --- Y --- Spule 2 --- Z

Ja, die beiden Teilwicklungen sind in Reihe geschaltet. Bei der WaMa 
wird durch umschalten der Drehzahlbereich des Motors angepasst, für 
waschen und schleudern.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Das Ding ist mit 99% eine Reihenschlußmaschine, das bedeutet, die 
Feldwicklung muß mit der Läuferwicklung in Reihe gelegt werden. Die 
Feldwicklung hat drei Anschlüsse, einmal den Anfang nenne ich es mal, 
dann einen Anschluß für die komplette Wicklung und noch einen für nur 
einen Teil der Wicklung. Der wird gebraucht, um den Läuferstrom im 
Schleudergang etwas anzuheben (Feldschwächebetrieb für höhere 
Drehzahlen).

Die Drehrichtung ändert man bei diesen Motoren indem die Läuferwicklung 
(an den Kohlen) relativ zur Feldwicklung umgepolt wird.

von H. H. (Gast)


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Ben B. schrieb:
> Das Ding ist mit 99% eine Reihenschlußmaschine, das bedeutet, die
> Feldwicklung muß mit der Läuferwicklung in Reihe gelegt werden.

Mit den richtigen Spannungen kann man die auch als Nebenschlussmaschine 
betreiben.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Kann man, aber macht bei diesen Motoren wenig Sinn, schon gar nicht bei 
geringer Läuferspannung. Außerdem hat die Feldwicklung im DC-Betrieb 
keinen Blindwiderstand, 5..12Vdc werden da bereits zu einer 
beträchtlichen Erwärmung führen.

von H. H. (Gast)


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Ben B. schrieb:
> macht bei diesen Motoren wenig Sinn,

Wenn es nur eine Bastelei ist...

von MaWin (Gast)


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Julian schrieb:
> ob ich damit einen Rolltorantrieb realisieren ka

Mit grossem Getriebe geht das schon.

von Günter Lenz (Gast)


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von Ben B. schrieb:
>das bedeutet, die
>Feldwicklung muß mit der Läuferwicklung in Reihe gelegt werden.

Nein, muß nicht unbedigt. Der Motor hat je nach dem
unterschiedliche Eigenschaften. Bei Reihenschaltung
hat er keine stabile Drehzahl, ohne Last steigt sie
dann extrem hoch an. Bei Trennung (und Parallel) ist
die Drehzahl sehr stabil, daß finde ich für Bastelzwecke
von Vorteil. Also eine feste kleine Gleichspannung an die
Erregerwicklung und eine variable Gleichspannung
am Läufer, 12v 24V oder auch 100V.
Man kann die Drehzahl auch bei Reihenschaltung
stabilisieren, man braucht dann aber eine Regelschaltung.

von Julian schrieb:
>Eine der beiden Spulen auf 5V DC

Beide Erregerspulen benutzen, dann ist der Wirkungsgrad
besser.

von Günter Lenz (Gast)


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Übrigens, die ganzen Tips die hier gegeben wurden,
gelten zum Beispiel genauso auch für Staubsaugermotore.

von Julian (Gast)


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Ich habe noch ein wenig experimentiert.
Wenn ich die beide Feldwicklungen bestrome, habe ich ca. + 5% UpM + 10% 
Drehmoment und + 40% Stromaufnahme.

Schließe ich Läufer in Reihe einer Feldwicklung an, steigt die Drehzahl 
stark an, aber Drehmoment sinkt extrem.
Also für ein Torantriebprojekt ungeeignet.
Wie  Günter schon schrieb.
Zur Stabilisierung in Reihe wird dann wohl das Tachosignal gebraucht, 
richtig?

Werte: Läufer: 3,1 Ohm
Feldwicklung 1: 0,9 Ohm
Feldwicklung 2: 2,3 Ohm
Zusammen mess ich 2,9 Ohm

Warm wird bisher übrigens nichts, aber die Feldspule ist auch sehr dick 
dimensioniert.

Zum Torgetriebe: Ich werde mal gucken, aber das kann dauern. :)

von H. H. (Gast)


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Julian schrieb:
> Zur Stabilisierung in Reihe wird dann wohl das Tachosignal gebraucht,
> richtig?

Damit gehts am besten, aber es gibt auch die Regelung über die EMK.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Tja da ist das Problem, diese Motoren brauchen eine recht hohe 
Läuferspannung, denn im Gegensatz zur Feldwicklung entsteht in ihr 
durchaus ein induktiver Blindwiderstand, der den Läuferstrom absinken 
lässt. Das Drehmoment ist direkt abhängig vom Läuferstrom.

Allerdings hast Du beim Reihenschlussbetrieb irgendwas verkehrt gemacht, 
denn Reihenschlussmaschinen erzeugen aus dem Stand heraus ein extrem 
hohes Drehmoment. Deswegen waren sie lange Zeit als 
Bahn-Traktionsantrieb so beliebt. So beliebt, daß man die Bahnen extra 
mit Gleichstrom betrieb (bzw. historisch gewachsen heute noch betreibt) 
und bei Vollbahnen mit ihren 15kV die Frequenz auf 16 2/3 Hz (heute 
16,7Hz) absenkte. Große Reihenschlussmotoren mit hoher Leistung mögen 
die 50Hz nicht besonders, das führt zu stärkerem Bürstenfeuer (was man 
nur noch schlecht mit Kompensationswicklungen in den Griff kriegt) und 
damit zu höherer Erwärmung und stärkerem Verschleiß. Heutigen 
Triebfahrzeugen mit Drehstromantrieb über 4Q-Umrichter ist das egal, die 
fressen bei entsprechender Konfiguration alles von 1,5kV DC bis 25kV 
50Hz.

Für einen Torantrieb ist das der falsche Motor. Besorg Dir sowas hier:

https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s-anzeige/getriebemotor/1863633615-84-4083

Sowas läuft mit 400V Drehstrom oder bei Bedarf mit 230V über 
Frequenzumrichter geregelt und in beide Richtungen.

Gibts auch für Kleinspannung wenn Dir das lieber ist:

https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s-anzeige/bosch-getriebemotor-24v-antrieb-motor-elektromotor-elektronik/1864499135-168-15852

Oder wenns etwas mehr Bumms sein soll:

https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s-anzeige/drehstrom-getriebemotor-bauer-7-5kw/1815897202-87-797

Damit geht das Tor auch dann noch zuverlässig zu, wenn mal zufällig ein 
LKW drinsteckt.

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