Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Detektion von 10% Kapazitätsänderung


von Sascha S. (hazeljoe86)



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Hey zusammen,

Ich hoffe, dass ich keinen Artikel überlesen habe, der mir helfen 
könnte, also wende ich mich an euch :)

Ich möchte eine Kapazitätsänderung von 10% zuverlässig und analog 
detektieren. Genau genommen geht es um MLCC mit Bariumtitanat als 
Dielektrikum, welches eine Hysterie aufweist. Folglich fallen schon mal 
Oszillator Schaltungen raus. Die bisherige Herangehensweise sieht wie 
folgt aus: Viertelbrücke, in jedem Zweig Widerstand und Kapazität in 
Reihe, von denen sich eine Kapazität im Laufe des Experiments ändert. 
Danach ein Differenzverstärker (INA121), und dann ein True-RMS-to-DC 
Wandler (AD8436). Das ganze wird in LAbview ausgewertet. Leider ist der 
AD8436 extrem langsam (~250ms Verzögerung bei Kapazitätsänderung), und 
das verwendete LAbview Program ist auch nicht das Schnellste...

Nun möchte ich die Schaltung in so fern abändern, dass sie schneller 
ist, und ich, sobald die Kapazität sich um >10% geändert hat, ein Logic 
Level von 0 auf 1 schalte (Schmitt-Trigger?).
Also dachte ich mir folgendes: Der AD8436 fliegt raus (da er sowieso 
overpowered ist, für das was ich brauche), und anstatt dessen verwende 
ich einen Präzisionsgleichrichter mit Sallen Key Filter. Das ganze habe 
ich mal in LTspice durchlaufen lassen, und sieht soweit gut aus.

Aber wie löse ich den Komperator am elegantesten? Die Referenzspannung, 
welche ich zum schalten des Komperators brauche, setzt sich im Prinzip 
aus der Differenz der Brückenspannung, wenn der zu messende Kondensator 
sich um 10% geändert hat, und der Brückenspannung, die am Anfang 
anliegt, zusammen... Um das ganze noch interessanter zu machen, soll die 
Schaltung mit Kondensatoren unterschiedlicher Kapazität laufen.

Ich hoffe, ihr könnt meine Problemstellung verstehen, und habt eine 
schöne Idee für mich :)

Im angehängten Bild könnt ihr meine Schaltung sehen, und den Vergleich 
zwischen dem AD8436 und meiner Version.

(Und steinigt mich bitte nicht, ich hab keine Ahnung wie ich die 
Kapazitätsänderung schöner hin bekomme als durch sukzessives weg 
schalten von Kapazitäten :D)

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Sascha S. schrieb:
> sobald die Kapazität sich um >10% geändert hat
Von etwa welchem Ausgangswert in etwa welcher Zeit?

> wie löse ich den Komperator am elegantesten
Du suchst am Besten erst mal nach Komp-a-rator.

: Bearbeitet durch Moderator
von Sascha S. (hazeljoe86)


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Lothar M. schrieb:
> Sascha S. schrieb:
>> sobald die Kapazität sich um >10% geändert hat
> Von etwa welchem ausgangswert in etwa welcher Zeit?

Ausgangswert ist die Kapazität des Kondensators zu Beginn des 
Experiments, und die Zeit ist nicht genau vorher zu sagen, aber im 
Bereich < 1 min.

Das Experiment ist übrigens ein Biegeversuch: MLCC ist auf einer PCB 
aufgelötet, und diese wird gebogen. Dabei verändert sich seine Kapazität 
in Abhängigkeit der Dehnung (C nimmt mit steigender Dehnung ab). Wenn 
sich die Kapazität um mehr als 10% geändert hat, ist der MLCC defekt... 
und den Moment will ich festhalten.

von Uwe B. (Firma: TU Darmstadt) (uwebonnes)


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Aufladen, von der Quelle entkoppeln und hochohmig die Spannung messen? 
Falls nicht die mechanische Biegeenergie im MLCC in elektrische Energie 
gewandelt wird, dann bleibt die Energie im Kondensator gleich und die 
Spannung aendert  sich.

von MaWin (Gast)


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Sascha S. schrieb:
> Ich möchte eine Kapazitätsänderung von 10% zuverlässig und analog
> detektieren. Genau genommen geht es um MLCC mit Bariumtitanat als
> Dielektrikum

In Betrieb in einer anderen Schaltung ?

Dann nur durch Betrachtung der Effekte.

Als Bauteil am Messgerät ? Dann nimm doch ein Kapazitätsmessgerät (mit 
USB Schnittstelle oder so).

Extra nun ein Kapazitätsmessgerät neu zu erfinden ist doch Humbug.

Und wenn du die Kapazitatsabweichung über eine angelegte Gleichspannung 
haben willst, trenne das Messgerät über einen zweiten grösseren 
Kondensator gleichspannungsmässig vom Probanden und lege die 
Gleichspannung über einen hochohmigen Widerstand an.

von Peter D. (peda)


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Sascha S. schrieb:
> Ausgangswert ist die Kapazität des Kondensators zu Beginn des
> Experiments

Wow, echt jetzt?
Gefragt war, wieviel pF in etwa.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Es gibt eine sehr einfache alte Schaltung zur Auswertung eines 
Feuchtesensors
https://web.archive.org/web/20060618143150/http://docs.poulter.de/Elektronik/Sensoren/Luftfeuchtesensor%20VALVO.pdf
da werden zwei Oszillatoren gegeneinander verglichen, das erhöht die 
Auflösung.

von Udo S. (urschmitt)


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Sascha S. schrieb:
> welches eine Hysterie aufweist
https://de.wikipedia.org/wiki/Hysterie

meinst du Hysterese?

SCNR

von MaWin (Gast)


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Christoph db1uq K. schrieb:
> Es gibt eine sehr einfache

Die gibt es immer.

'Lösungen' die einfach und billig erscheinen, aber nichts taugen

Die Mischung verstarkt auch Effekte durch Betriebsspannung und 
Temperaturänderungen, damit ist das Ergebnis kein Messergebnis der 
Kapazität, sondern wie beim Giess-o-mat von Spannung x Temperatur x 
Kapazität.

Wer da nicht Spannung und Temperatur immer sehr konstant halten kann, 
hat verloren.

von Sascha S. (mescalin86)


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Udo S. schrieb:
> Sascha S. schrieb:
>
>> welches eine Hysterie aufweist
>
> https://de.wikipedia.org/wiki/Hysterie
> meinst du Hysterese?
> SCNR

Oh man, drei mal Korrektur gelesen und das übersehen. Ja, Hysterese 
meine ich natürlich.

Peter D. schrieb:
> Sascha S. schrieb:
>
>> Ausgangswert ist die Kapazität des Kondensators zu Beginn des
>> Experiments
>
> Wow, echt jetzt?
> Gefragt war, wieviel pF in etwa.

Tja, das ist ja das schöne und spassige daran. Die Schaltung soll für 
jede Kapazität gehen. Entsprechend wird der Brückenteil der Schaltung 
Extern gemacht, so dass dieser entsprechend für jede Kapazität 
dimensioniert werden kann. Momentan messen testen wir 100nF 
Kondensatoren, aber das bleibt entsprechend nicht nur bei diesen.

MaWin schrieb:
> Als Bauteil am Messgerät ? Dann nimm doch ein Kapazitätsmessgerät (mit
> USB Schnittstelle oder so).

Haben wir schon durch. Sind leider alle, zumindest wenn ich sie im 
aktuellen Labview Programm benutze, viel zu langsam. Deswegen möchten 
wir eine externe Schaltung, die unabhängig vom PC läuft…

von Henrik V. (henrik_v)


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Hier eine Schaltungsidee
https://aip.scitation.org/doi/pdf/10.1063/1.1685975
Der praktische Test mit Sinalgenerator und Scope und 4 Dioden ist 
schnell gemacht...

: Bearbeitet durch User
von MaWin (Gast)


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Sascha S. schrieb:
> Haben wir schon durch. Sind leider alle, zumindest wenn ich sie im
> aktuellen Labview Programm benutze, viel zu langsam.

3ms Messzeit sind dir zu langsam ?

Es wird Zeit, deine ganze Weihnachtswunschliste offen zu legen.

https://www.keysight.com/de/de/product/E4981A/capacitance-meter.html

von Gassot (Gast)


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> Die Schaltung soll für jede Kapazität gehen.

So einen Unfug liest man hier nicht jeden Tag.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Genau den Vorteil hätte mein Vorschlag, da nur Kapazitätsunterschiede 
gemessen werden. Damit wird es jedenfalls etwas unabhängiger vom 
Absolutwert. Natürlich werden so auch Dreckeffekte verstärkt.
Die Hysterese wird immer in der Messung auftauchen, egal welches 
Messverfahren.

von Sascha S. (mescalin86)


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Gassot schrieb:
> So einen Unfug liest man hier nicht jeden Tag.

Was bitte ist daran Unsinn, wenn ich für jede Kapazität, die ich 
verwende, eine Brücke entsprechend dimensioniere?

MaWin schrieb:
> Sascha S. schrieb:
>> Haben wir schon durch. Sind leider alle, zumindest wenn ich sie im
>> aktuellen Labview Programm benutze, viel zu langsam.
>
> 3ms Messzeit sind dir zu langsam ?
>
> Es wird Zeit, deine ganze Weihnachtswunschliste offen zu legen.
>
> https://www.keysight.com/de/de/product/E4981A/capacitance-meter.html

Das haben wir zur Zeit sogar im Einsatz. Das Problem ist immer noch das 
Programm, dem bringen die 3ms nichts, wenn es selbst 100ms Taktzeit hat. 
Und wir wollen in Zukunft auch mehrere MLCC gleichzeitig testen und mit 
entsprechend vielen Schaltungen überwachen. Da werden entsprechend viele 
Keysight teuer. Und wenn die Multiplexer Karte von Keysight braucht dann 
auch entsprechend lang, bis es eine gewisse Anzahl an MLCC 
durchgeswitched hat.

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