Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Silizium-Die (Fotodiodendie) provisorisch kontaktieren. Idee?


von Björn O. (bjo2021)


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Hallo,

Ich habe eine Frage und hoffe das jemand eine Idee hat. Denn dieses 
Thema bringt mich zum verzweifeln:
Im Rahmen einer Projektarbeit im Studium bekam ich die Aufgabe einen 
Silizium-Die provisorisch zu kontaktieren. Der Die hat die Außenmaße 1,5 
cm x 1,5 cm und hat an den Ecken kleine Kontaktpunkte (unter einem 
Millimeter. Um diese Punkte sehen zu können benötige ich eine Lupe und 
ich habe keine Brille…). Diese waren eigentlich dazu da mithilfe einer 
Bondtechnik mit einem Gehäuse verbunden zu werden. Das Problem ist, der 
Die ist in vier getrennte Felder unterteilt und jeder Eckpunkt ist dem 
entsprechenden Sensorfeld zugeordnet. Die Rückseite ist metallisiert und 
dient als Masse für die vier Fotodiodenflächen. Ein einfaches 
Metallband, um den Rand dürfte wahrscheinlich zu ungewollten 
Verbindungen zwischen den physikalisch getrennten Messflächen führen.

Leider hat mein Vorgesetzter nicht bedacht, dass man dafür eine Maschine 
bräuchte die das kann und ich nicht Mikroelektronik studiere, sondern 
Chemieingenieurwesen. Mein Vorgesetzter war Chemiker. Ich denke es kann 
sich jeder vorstellen, wie das ablief…
Naja das Ende vom Lied ist, ich war halt gerade da, habe Elektroniker 
für Betriebstechnik vorher gelernt (Ich weiß nicht was mein Vorgesetzter 
da gedacht hat, was meine Ausbildungsinhalte in der Vergangenheit waren, 
aber Chipbonden zählten nicht dazu…) und deswegen soll ich das irgendwie 
provisorisch kontaktieren, weil erste Messergebnisse mit der Si-Die (ist 
eine Fotodiode) bis Ende September vorhanden sein müssen und gerade die 
Termine zum Bonden in der näheren Umgebung bei Firmen Mangelware sind. 
Ich habe es mit selbstklebender Kupferfolie probiert, aber es hat mehr 
schlecht als recht funktioniert. War irgendwo abzusehen, aber mir gehen 
langsam die Ideen aus…

Hat jemand eine Idee für einen verzweifelten Studierenden, wie man 
diesen Chipdie provisorisch kontaktieren kann, so dass man diesen Die 
für Messzwecke nutzen kann?

Vielen vielen Dank für Eure Hilfe!

Viele Grüße

bjo2021

: Bearbeitet durch User
von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Nimm Federstifte (aka Pogo Pins) aus der Prüftechnik und druck dir einen 
Halter mit dem 3D Drucker.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Omas Nähkiste plündern...

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Oder nimm als Halter solche frei positionierbare Messuhrenhalter mit 
Zentralklemmung. Die gibt's bei Ebay ab 10€ oder als Oszitastkopfhalter 
für 100€... 😉

: Bearbeitet durch Moderator
von Skyper (Gast)


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Schau Dich doch mal an der Uni / Hochschule um. Wenn der FB Physik evtl. 
was im Bereich Halbleiter macht, dann steht da bestimmt auch ein Bonder 
herrum... Kleine Trägerplatine Designen, wo das Die drauf kommt 
(kleben), dann die Kontakte bonden (lassen) und fertig...

Pogo Pins und ähnliches dürften für Bondkontakte evtl. ein wenig groß 
sein... bzw. solltest Du ein gutes Mikroskop haben zum positionieren.

von Jörg R. (solar77)


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Björn O. schrieb:
> Ich habe eine Frage und hoffe das jemand eine Idee hat. Denn dieses
> Thema bringt mich zum verzweifeln:
> Im Rahmen einer Projektarbeit im Studium bekam ich die Aufgabe einen
> Silizium-Die provisorisch zu kontaktieren. Der Die hat die Außenmaße 1,5
> cm x 1,5 cm und hat an den Ecken kleine Kontaktpunkte (unter einem
> Millimeter. Um diese Punkte sehen zu können benötige ich eine Lupe und
> ich habe keine Brille…).

https://sensepeek.com/

https://www.batronix.com/versand/messtechnik/platinenhalter/sensepeek/4007-PCBite-kit-L.html?gclid=EAIaIQobChMI2Jr3qZvw8gIViACLCh30HgLtEAAYASAAEgKc8vD_BwE

Die Messspitzen sind extrem fein.

von T. F. (sar)


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von Tim  . (cpldcpu)


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von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Skyper schrieb:
> Pogo Pins und ähnliches dürften für Bondkontakte evtl. ein wenig groß
> sein...
Die "P50-B1 Federprüfsonde" bei Amazon hat nur 0,68mm Durchmesser am 
Schaft.

von KaiLanzarote (Gast)


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Vielleicht hast du noch irgendwelche alten Spitzendioden über, die du 
für das Projekt "killen" kannst!?

https://de.wikipedia.org/wiki/Spitzendiode

Vorsichtig in einem Schraubstock oder so das Glas absprengen und den 
Anodendraht mit dem Spitzendraht daran zur Kontaktierung am Die 
verwenden.

von Harald W. (wilhelms)


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Björn O. schrieb:

> Der Die hat die Außenmaße 1,5 cm x 1,5 cm und hat an den Ecken
> kleine Kontaktpunkte unter einem Millimeter.

Sind diese Kontaktpunkte denn metallisiert (z.B. vergoldet)?
Sonst wirds schwierig, weil Silizium an Luft sofort oxidiert.

von Skyper (Gast)


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Lothar M. schrieb:
> Skyper schrieb:
>> Pogo Pins und ähnliches dürften für Bondkontakte evtl. ein wenig groß
>> sein...
> Die "P50-B1 Federprüfsonde" bei Amazon hat nur 0,68mm Durchmesser am
> Schaft.

Naja, das mag schon passen... aber der Rest des Pogo Pins und das drum 
herum verdeckt evtl. auch die Photo-Diode... bzw. wenn das ganze in 
einen Versuchsaufbau muss, dann düfte das ausrichten nicht einfacher 
sein.

Unsere Physiker hier am Institut bauen ihre eigen Proben aus Silizium 
und dann mit weiteren verschiedenen Materialien, Aufdampfen, Sputtern, 
ätzen usw... am Schluss baue ich eine Trägerplatine nach Anforderung und 
sie kleben das Stück zum bonden auf die PCB.

von MaWin (Gast)


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Björn O. schrieb:
> wie man diesen Chipdie provisorisch kontaktieren kann,

Als ich das musste, habe ich mehrere Stecknadeln benutzt, durch 
erkalteten Heißkleber am Rand der Cavity gestochen.

ansonsten die mal fragen: https://www.tpt.de/

von Harald W. (wilhelms)


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Skyper schrieb:

> ätzen usw...

Wobei das Aetzen mit Flusssäure nicht ganz ungefährlich ist...

von Skyper (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Wobei das Aetzen mit Flusssäure nicht ganz ungefährlich ist...

OMG, nee, das machen sie bei uns nicht, kenne aber Geschichten von 
früher (TM) an der Uni...

Mit ätzen meinte ich "Plasma-unterstütztes Ätzen" (reactive ion etching, 
RIE)... das gibt weniger Sauereien. Wobei die Gase an der RIE auch nicht 
"ohne" sind...

von Harald W. (wilhelms)


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Skyper schrieb:

> Mit ätzen meinte ich "Plasma-unterstütztes Ätzen"

Kann man damit Siliziumdioxid entfernen? "Quarzglas" ist chemisch
recht stabil. Alternativ haben wir es für Untersuchungen an Sili-
ziumproben im Vacuum verdampft.

von Björn O. (bjo2021)


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@all
Danke für Eure Antworten. Ich werde mir diese morgen an der Hochschule 
einmal alle Ideen anschauen. Oder welche Druckmöglichkeiten es gibt.


@ikmiller
Der 3D-Drucker an diesem Institut ist so eine Sache. Mit dem stehe ich 
auf Kriegsfuß. Der Stand 5 Jahre unbenutzt herum und wurde im Juni 2021 
wieder in Betrieb genommen und macht seit dem nur Probleme. Und das 
Resin habe ich mehrfach getauscht und mein Vorgesetzter meinte nur, vor 
5 Jahren ging er noch. Aber eine Lösung hatte er für mich auch nicht. 
Leveling habe ich gemacht, half aber nichts. Naja ich werde mal mein 
Glück morgen versuchen eine passende Halterung zu drucken.

@Skyper
Wegen einem anderen Institut und Bonden:
Ja das war auch unsere Idee, aber der Raum mit der Bondmaschine ist 
wegen Asbestsanierung gesperrt und der zuständige Professor möchte sich 
erst nächsten Monat Termine zum Bonden vergeben. Meine andere 
Vorgesetzte kümmert sich gerade um Kontakte an die umliegenden 
Hochschulen für vielleicht die Möglichkeit diese Bonden zu lassen.

@solar77, ehydra und sar
Danke für die Ideen. Ich werde morgen schauen, was sich am umsetzen 
lässt.

@KaiLanzarote
Hört sich auf jeden Fall interessant an. Ich schaue morgen mal, ob wir 
sowas herum liegen haben. Vielleicht in unserer Kruschtelkiste.

@cpldcpu
Ich hatte leider kein Mitspracherecht (ich wurde vor vollendeten 
Tatsachen gestellt) und was mein Vorgesetzter dabei dachte, wird ewig 
sein Geheimnis bleiben.

@wilhelms
Die Kontakte sind metallisiert. Die Sensorfläche mit einem vom 
Hersteller nicht näher bezeichneten Resin vor Oxidierung geschützt. 
Welches Resin genau verwendet wurde, wollte der Hersteller nicht 
preisgeben.

von Skyper (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Kann man damit Siliziumdioxid entfernen? "Quarzglas" ist chemisch
> recht stabil. Alternativ haben wir es für Untersuchungen an Sili-
> ziumproben im Vacuum verdampft.

Da bin ich raus... aber ich kann mal fragen :-).

von Tim  . (cpldcpu)


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Die Kontaktpads sind vermutlich aus Aluminium (wenn sie eine silberne 
Farbe haben). Alles andere wäre recht ungewöhnlich.

Löten kann man die bekanntermaßen nicht. Bleibt also Bonding oder ein 
Kontakt über pins. Pogopins fallen m.E. aus, da sie zu groß sind. 
Professionelle Kontaktnadeln kosten mehr als eine neue PD im Package.

Das klingt alles nach großem Murks. Bedenke, das Photoströme relativ 
klein sind. Schon ein hochohmiger Kurzschluss (z.B. 1 MOhm) beim 
Kontaktieren kann zu großen Messfehlern führen.

Sprich mit Deinem Chef und kaufe ein gepacketes Bauteil...

von Patrick L. (Firma: S-C-I DATA GbR) (pali64)


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Wen wir Die Testen, haben wir spezielle Kontakt-Feder-Pins (Hier auch 
gerne "Pogo Pins" genannt ABER aufgepasst der Federdruck sollte nicht 
höher als 0,1g sein weil senst die Aufgedampfte Alu- oder Gold-Schicht 
verkratzt wird. Auch dürfen sie nicht Scharfkantig sein!
Kleine flach aufgelötete Federdrähte (Wie sei beispielsweise als 
Orgelkontakte verwendet werden) leicht gebogen mit 0,5mm Durchmesser 
stellen da auch eine sehr gute Kontakt variante dar.
Dazu eine Lochraster nehmen die Drähte um 90° Biegen und den 5,2mm 
Langen Horizontal liegenden Draht teil, mit einem Leichten Bogen(so dass 
das der Bogen Außenrand von der Platine wegzeigt) versehen.
Dann im Lochraster Verlöten.
So dass sie mit leichtem druck an dem Ort wo du den Die aufbringen 
willst genau auf den Punkten enden.
Danach kannst du den Die auf das Lochraster Legen und die so 
entstandenen 4 Federn auf den Die "Legen" die Federkrafft hält dir den 
Die und macht dann auch grad Kontakt.
Wen du in den Löchern wo du die Federn Verlötet hast, grad noch 
Steckerpins mit Verlötest, ist das Kontaktieren nachher einfacher.
Vergiss aber den GND im Zentrum-Loch nicht auch rauszuführen, das mache 
ich mit aufklebbaren Kupferfolie. ;-)

Als Tipp:
Habe solche Notbehelfsadapter auch schon mit Wirewrap oder Silberdrath 
(Beim "C" erhältlich) gemacht um mal eben schnell ein Die zu testen.

: Bearbeitet durch User
von malsehen (Gast)


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Abdul K. schrieb:
> Omas Nähkiste plündern...

YMMD

von Markus E. (markus_e176)


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Du könntest feine Drähte (wire-wrap/Fädeldraht) ankleben.

Genau dafür (Kleben statt Bonden) wurde dieser Kleber hier gemacht:
https://www.henkel-adhesives.com/de/de/produkt/electrically-conductive-adhesives/loctite_ablestik84-1lmi.html

Übergangswiderstand und Festigkeit wie gebondet.
Brauchst nur eine ausreichend feine Dosierspitze.
Der Vorteil ist, dass du den ganzen Aufbau dann auch bewegen kannst im 
Gegensatz zu der (ebenfalls guten) Idee mit Nadel+provisorische 
Halterung.

von Prokrastinator (Gast)


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von Tester (Gast)


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Bin kein Chemiker. Vielleicht geht auch Leitsilber. Entweder einen 
Bonddraht fixieren. oder den Kontakt mit Leitsilber herausführen. Wird 
sicher nicht einfach und braucht sicherlich einiges an Übung.

von Björn O. (bjo2021)


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@all
Danke für die hilfreichen Informationen. Ich habe mit meinen 
Vorgesetzten geredet und nach Rücksprache mit einem anderen Professor, 
der für das Bonden zuständig ist, wird das Ding endgültig gebondet und 
damit das Problem gelöst.

von Harald W. (wilhelms)


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Björn O. schrieb:

> wird das Ding endgültig gebondet und
> damit das Problem gelöst.

Ja, James Bond findet immer eine Lösung. :-)

von Stefan F. (Gast)


Angehängte Dateien:

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KaiLanzarote schrieb:
> Vielleicht hast du noch irgendwelche alten Spitzendioden über, die du
> für das Projekt "killen" kannst!?

Diese Variante viel mich auch spontan ein - aber nicht ernsthaft. 
Erinnert mich an den Kristall-Detektor aus meiner Kindheit.

von Skyper (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Kann man damit Siliziumdioxid entfernen? "Quarzglas" ist chemisch
> recht stabil. Alternativ haben wir es für Untersuchungen an Sili-
> ziumproben im Vacuum verdampft.

So, nachgefragt... Siliziumdioxid damit zu entfernen geht, gibt bessere 
Ergebnisse als beim puren nasschemisch ätzen - wenig bis keine 
Unterätzung an den Seiten.

von Harald W. (wilhelms)


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Skyper schrieb:

> "Plasma-unterstütztes Ätzen"

>> Kann man damit Siliziumdioxid entfernen? "Quarzglas" ist chemisch
>> recht stabil.

> So, nachgefragt... Siliziumdioxid damit zu entfernen geht, gibt bessere
> Ergebnisse als beim puren nasschemisch ätzen - wenig bis keine
> Unterätzung an den Seiten.

Danke

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