Forum: HF, Funk und Felder SMD Induktivität Gewickelt / Ferrit Bead


von Max Pellhammer (Gast)


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Hallo,
ich habe aus China ein Sortiment mit SMD Induktivtäten gekauft.
Bauform 0805. Der Bereich des Sortiments reicht von 1nH bis 10µH.

Jetzt angekommen sehe ich, das sind keine gewickelten Induktivitäten 
sondern Ferrit Beads. Beim Nachmessen stellte ich fest, das es sehr 
große Abweichungen bei der Induktivität gibt.

Vergleichsmessung mit gewickelten Induktivitäten die ich noch habe.
Ich habe auch noch SMD Induktivitäten die Lasergeschnitten sind, wo so 
ein Meander eingeschnitten ist, selbst die sind vom Wert her genauer aus 
die Ferrite.

Ich wollte damit einen Tief und Hochpass aufbauen, Frequenz 50 und 
200MHz.
Sind solche Bauteile dafür eigentlich geeignet?

Kann es sein, dass es sich auch um einen Messfehler handelt, da sich 
Gewickelte Induktivitäten anders verhalten als Ferrite.

Messgerät ist ein 30 Jahre altes HP LCR Meter, das wie gesagt bei 
gewickelten Bauteilen Werte liefert die innerhalb der Toleranz liegen.

von Jens G. (jensig)


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Max Pellhammer schrieb:

> Jetzt angekommen sehe ich, das sind keine gewickelten Induktivitäten
> sondern Ferrit Beads. Beim Nachmessen stellte ich fest, das es sehr

Tja, sowas guckt man sich vorher an ...

> große Abweichungen bei der Induktivität gibt.

Was heist groß?

> Vergleichsmessung mit gewickelten Induktivitäten die ich noch habe.
> Ich habe auch noch SMD Induktivitäten die Lasergeschnitten sind, wo so
> ein Meander eingeschnitten ist, selbst die sind vom Wert her genauer aus
> die Ferrite.
>
> Ich wollte damit einen Tief und Hochpass aufbauen, Frequenz 50 und
> 200MHz.
> Sind solche Bauteile dafür eigentlich geeignet?

Meistens sind das wohl eher Dinger zum entstören. Aber gehen tun die 
wohl auch als Filter, wenn die Toleranz reicht, und die sonstigen 
Eigenschaften unwichtig sind.

> Kann es sein, dass es sich auch um einen Messfehler handelt, da sich
> Gewickelte Induktivitäten anders verhalten als Ferrite.

Ja, die Meßwerte hängen schon von den Meßbedingungen ab, wie eben die 
Frequenz.

> Messgerät ist ein 30 Jahre altes HP LCR Meter, das wie gesagt bei
> gewickelten Bauteilen Werte liefert die innerhalb der Toleranz liegen.

Also nochmal kaufen, und zwar definierten Kram, und nicht einfach das 
billigste.

von Schaltplanleser (Gast)


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Max Pellhammer schrieb:
> Sind solche Bauteile dafür eigentlich geeignet?

Nein. Denn Ferrite Beads sind Induktivitäten die bewusst stark
verlustbehaftet sind um gut zu dämpfen. Deswegen gibt es auch
keine bzw sehr geringe Ansprüche an die Genauigkeit.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Also, man sollte sich ein paar Gedanken machen, was man wie baut. 1mm 
Draht ist um die 1nH. Bauform 0805 hat vielleicht 3mm umfang. Macht um 
die 3nH. Bei Spulen geht's mit der Windungszahl im Quadrat. Dafuer wird 
der Draht, welcher eh schon duenn ist, schnell immer duenner. Mit Guete 
schaut's dann schlcht aus. Das Ferritmaterial wirkt als Multiplikator, 
um erhoehte Werte zu erreichen. Dabei ist zu beachten, dass die 
Eigenresonanz ein rechtes Stueck hoeher ist. Die Exemplarstreuung.. 
naja. ist spezifiziert. Ich haette erwartet, dass groessere Bauformen, 
zB 1206, oder groesser, bessere Gueten errecichen. Ohne Guete kannst du 
gleich ein RC nehmen.

Ja, wir haben fuer zB um 100Mhz auch Ferrit Spulen verwendet. Die waren 
in Topfkernausfuehrung, mit einschraubbarem Kern zum Abstimmen, Etwas 
7mm, im Kubik. Das hat dann gepasst fuer Filter auch 7. Ordnung. Die 
Topfkern Ausfuhrung hat dann auch nirgendwo hin gekoppelt, waehrend die 
0805 je nach Layout mit den Nachbarelementen koppeln.

von Josef Baumann (Gast)


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Jens G. schrieb:
> Also nochmal kaufen, und zwar definierten Kram, und nicht einfach das
> billigste.

Da hilft nur eins, dort kaufen wo es auch ein Datenblatt gibt, da steht 
dann nicht nur die Bauform und Induktivität drin, auch DC R, Resonanz 
Frequenz, Güte usw.

Pandur S. schrieb:
> was man wie baut. 1mm
> Draht ist um die 1nH. Bauform 0805 hat vielleicht 3mm umfang.

Bei den Teilen unter 10nH sind das meist keine Drahtgewickelten Teile 
sondern das was der TE schon beschrieben hat. Lasergeschnittene 
Leiterschicht.
Das taugt aber auch nicht wirklich was.

Im Bereich bis ca. 300nH sieht man auch oft Luftspulen, gewickelt aus 
Kupferlackdraht, was deutlich besser ist als so eine SMD Spule.
Wobei solche Luftspulen auch in SMD Technik zu sehen sind.

von Josef L. (Gast)


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zB hier
https://www.mouser.de/new/coilcraft/coilcraft-RF-magnetics/

insbesondere Luftspulen
https://www.mouser.de/Search/Refine?Ntk=P_MarCom&Ntt=184431910

Wobei man bei Preisen von 1-2€/Stück schon überlegen könnte, das selbst 
zu wickeln, wenn es ein Bastelprojekt und keine Serienfertigung ist. Und 
selbst für einen Prototypen wäre eine selbstgewickelte Spule fürst erste 
geeignet, wenn man danach eine fertige mit denselben Eigenschaften 
findet.

Für die Coilcraft-Spulen gibt es beim Hersteller auch SPICE-Modelldaten.

von Mohandes H. (Firma: مهندس) (mohandes)


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Max Pellhammer schrieb:
> Ich wollte damit einen Tief und Hochpass aufbauen, Frequenz 50 und
> 200MHz.
> Sind solche Bauteile dafür eigentlich geeignet?

Nein, für Filter brauchst Du Induktivitäten mit hoher Güte! Erst Recht 
bei so hohen Frequenzen.

Josef L. schrieb:
> Wobei man bei Preisen von 1-2€/Stück schon überlegen könnte, das selbst
> zu wickeln, wenn es ein Bastelprojekt und keine Serienfertigung ist.

Luftspulen im Bereich ab 1 µH (auch kleiner) lassen sich gut selber 
wickeln, Spulenkörper irgendein Kunststoff-Röhrchen. Ich nehme gerne 
Installationsrohre aus dem Baumarkt mit 0,5-5cm Durchmesser. Gibt auch 
extra Spulenkörper, sind aber inzwischen schwerer beschaffbar.

Kupferlackdraht, möglichst großer Durchmesser (Skineffekt) bei hohen 
Frequenzen. Oder, noch besser, silberbeschichteten Cu-Draht. Wenn die 
Güte besonders hoch sein soll: Windungsabstand = Drahtdurchmesser.

Die Induktivität einer einlagigen Luftspule läßt sich mit einiger 
Genauigkeit (< 5%) nach Wheeler berechnen:

L = N² r² / (9r + 10L) µH

mit:
- N = Anzahl Windungen
- r = Radius der Spule [inch]
- L = Länge der Spule [inch]

Alles in inch (= 25,4mm) eingeben - ich habe die Formel in meinen 
Taschenrechner einprogrammiert um in mm eingeben zu können und weil ich 
öfter Spulen wickele.

Gibt eine äquivalente Formel auch in mm, habe ich nicht im Kopf. Und es 
gibt auch empirische Formeln für mehrlagige Spulen und andere Bauformen.

Mit der Zeit bekommt man Übung und Du hast ja ein gutes LCR-Meter.

: Bearbeitet durch User
von Josef L. (Gast)


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Mohandes H. schrieb:
> Gibt eine äquivalente Formel auch in mm

ich hab sie in cm :-)

N = Windungszahl
D = Spulendurchmesser in cm
l = Spulenlänge in cm;  K = D/l (dimensionslos!)

dann ist L = N² * π²  D  K / (1 + 0.45K - 0.003K²) [nH]

wobei π² ≈ 9.87 und Gültigkeitsbereich 0 < K < 30
und vor/nach D auch ein * drin sein sollte - den entfernt die 
Formatierung!

Für den ins Auge gefassten Frequenzbereich 50...200 MHz liegen die 
Induktivitätswerte für Spulenfilter mit 50Ω-Anschluss bei 25...300nH

und nach Umformung der Formel (Vorsicht: l=kleines L, 1=eins)

N = (1/πD) * √(l*L*(1 + 0.45K - 0.003K²))

Mit l=0.5cm, D=0.5cm bekommt man N = 0.6366 * √(0.7235*L) und damit 
Windungszahlen zwischen knapp 3 und gut 9, also nur wenige cm Draht.

Wie schon geschrieben wurde, kann man mit 1nH/mm Leiterlänge rechnen, so 
dass man beim Ausmessen immer die Anschlussinduktivitäten mit 
berücksichtigen muss bzw. besser gleich die Spule in der fertigen 
Schaltung durch "Zurechtbiegen" auf den richtigen Wert bringen sollte.

von Felix Linner (Gast)


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Mohandes H. schrieb:
> Gibt eine äquivalente Formel auch in mm, habe ich nicht im Kopf. Und es
> gibt auch empirische Formeln für mehrlagige Spulen und andere Bauformen.

Es gibt auch einige Online / Offline Rechner für Spulen.
z.B. http://www.df7sx.de/luftspule/
Hier wird auch noch der Abstand zwischen den Windungen berücksichtigt.

Eine weitere Möglichkeit ist, sich die Datenblätter solcher Spulen 
anzuschauen, die Bauteile sind bemaßt, das kann auch als Vorlage nehmen.
Das hat den  Vorteil, das sind Spulen die Real vorhanden sind, diese 
Formeln und Online Rechner, die liefern nur Annäherungswerte.

Josef L. schrieb:
> so
> dass man beim Ausmessen immer die Anschlussinduktivitäten mit
> berücksichtigen muss bzw.

Ein geeignetes Messgerät hat dafür eine Kalibrierfunktion.
Am besten ist es, wenn es für das Messgerät einen Bauteiladapter gibt.
Dürfte aber für Privat von den Kosten her ausscheiden.

Josef L. schrieb:
> Und
> selbst für einen Prototypen wäre eine selbstgewickelte Spule fürst erste
> geeignet, wenn man danach eine fertige mit denselben Eigenschaften
> findet.

In der Firma habe ich es immer so gemacht, dass ich mir von den 
Lieferanten Muster für die Prototypen bestellt habe. Die waren 
Kostenlos.
Nur sind die meisten Lieferanten in den letzten Jahren mit Mustern 
geizig geworden.

Josef L. schrieb:
> besser gleich die Spule in der fertigen
> Schaltung durch "Zurechtbiegen" auf den richtigen Wert bringen sollte.

Das wurde z.B. bei Kathrein bei den Antennen Verstärkern und Antennen 
Weichen so gemacht.

von Josef L. (Gast)


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Felix Linner schrieb:
> Antennen Weichen

Ja da gibt es massig Seiten wo man sich visuelle Anregungen holen kann, 
zB
https://www.rundfunkforum.de/viewtopic.php?t=27975
oder auch hier auf µCnet mit der Suchfunktion ;-)

von GHz N. (ghz-nerd)


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Bei Hoch- und Tiefpassfiltern ist die Güte der Komponenten zwar nicht 
ganz so kritisch wie bei Bandpassfiltern, aber ferrite beads sind 
ausschliesslich zur (dissipativen) Entstörung gedacht und für 
Frequenzfilter völlig ungeeignet.
Schau dir doch mal das Datenblatt eines beliebigen ferrite beads z.B von 
Murata an, dort ist auch die Impedanz vs. Frequenz abgebildet. Ab einer 
gewissen Frequenz werden FB resistiv und haben ein mehr oder weniger 
ausgeprägtes Impedanzmaximum um 100-200 MHz. Das LCR meter wird also je 
nach Prüffrequenz etwas völlig anderes messen

von Holzfan (Gast)


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GHz N. schrieb:
> Das LCR meter wird also je
> nach Prüffrequenz etwas völlig anderes messen

Genau das ist dem TE wieder fahren.

von Mohandes H. (Firma: مهندس) (mohandes)


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Mohandes H. schrieb:
> Die Induktivität einer einlagigen Luftspule läßt sich mit einiger
> Genauigkeit (< 5%) nach Wheeler berechnen:
> L = N² r² / (9r + 10L) µH
> mit:
>
> N = Anzahl Windungen
> r = Radius der Spule [inch]
> L = Länge der Spule [inch

Gestern habe ich das noch mal von inch in cm umgerechnet, es kommt dann 
heraus:

L = N² D² / (46D + 102L) µH

mit D und L jeweils in cm. Diese Näherungsformel findet man auch in der 
Literatur, allerdings mit 45D + 100L.

Josef L. schrieb:
> ich hab sie in cm :-)
> N = Windungszahl
> D = Spulendurchmesser in cm
> l = Spulenlänge in cm;  K = D/l (dimensionslos!)
> dann ist L = N² * π²  D  K / (1 + 0.45K - 0.003K²) [nH]

Bei meiner Beispielspule mit D=5cm, L=5cm und N=20 ergibt sich mit 
'Deiner' Formel L=13,6µH, nach Wheeler L=13,5µH. Bei anderen K als 1 
werden sich natürlich größere Abweichungen ergeben. Trotzdem erstaunlich 
wie gut solche empirischen Formeln sind und man würde das ja eh noch mal 
nachmessen wenn es genau sein soll.

> ... ein * drin sein sollte - den entfernt die Formatierung!

Weil ein * die Formatierung für fett ist.

von Josef L. (Gast)


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Mohandes H. schrieb:
> allerdings mit 45D + 100L.

Die rechnen nicht mit piquadrat im Zähler sondern runden auf 10 auf:

π²/10   = 0.98696...
45/46   = 0.97826...
100/102 = 0.98039...

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