Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Spannungswandler Leistung


von Karl H. (alles_karl)


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Hallo Miteinander,

ich verstehe bei den Angaben zu Step Up bzw. Step Down Konvertern etwas 
nicht. Leider habe ich dazu auch keine Erklärung gefunden, vielleicht 
kann mir hier jemand auf die Sprünge helfen...

Bei den Konvertern ist ja immer Strom und Spannung angegeben, soweit so 
klar. Nur manchmal steht dann da auch noch die Leistung in Watt. Wie ist 
diese denn aber zu verstehen?

Mal ein Beispiel:
Ich habe eine Spannungsversorgung mit 14V und wandle diese auf 19V, wo 
der Verbraucher 30 Watt also ca. 1,58A zieht.
Der Wandler ist ein XL6009 Board (zwei Links dazu sind unten).
Wenn ich mit einer Effizienz von 90% rechne, lande ich bei einem Strom 
am Eingang von ca 2,38A. Meines Erachtens nach ist das alles innerhalb 
der Spezifikationen des XL6009 Boards. Ich habe mir dazu auch das 
Datenblatt angesehen, wo Leistung (Watt) nichts zu lesen ist.

Nun gibt es aber zwei Shops, die unterschiedliche Leistungen angeben:
20W: 
https://eckstein-shop.de/XL6009DC-DCeinstellbarerStep-UPSpannungsreglerPowerBoostModul
30W: 
https://www.konsolenersatzteile.com/elektronik-diy/xl6009e1-step-up-boost-converter.html

Wie ist denn diese Angabe der Leistung zu verstehen? Irgendwie kapiere 
ich das nicht... die passt ja nicht zu den Angaben vom Strom.

Viele Dank und viele Grüße
Karl

von Der Opa aus der Muppet Show (Gast)


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Du musst mehr Dilbert Comix lesen. Dilbert hat es aufgegeben - ein 
Techniker wird niemals verstehen, warum Verkäufer irgend welche Zahlen 
erfinden.

von Armin X. (werweiswas)


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Karl H. schrieb:
> Wenn ich mit einer Effizienz von 90% rechne, lande ich bei einem Strom
> am Eingang von ca 2,38A.

Das ist der durchschnittliche Eingangsstrom.
Mache dir mal Klar wie ein Stepup funktioniert:
Da wird im ,rudimentär gesehen, zunächst einmal die Eingangsspannung 
über die Drossel und eine Diode an einen Elko welcher die Spannung am 
Ausgang puffert durchgereicht.
Dann wird zyklisch ein Schalttransistor gegen Minus eingeschaltet 
welcher die Drossel mit einem Strom zusätzlich aufmagnetisiert. Während 
dieser Phase hält der Elko am Ausgang die(bisherige) Spannung aufrecht.
Wenn der Schalttransistor wieder öffnet will die Induktivität den 
Stromfluß aufrechterhalten und gibt ihre gespeicherte Energie zusätzlich 
zur angelegten Spannung in den Ausgangselko ab wodurch dort die Spannung 
ansteigt.
Daher hängt die Ausgangsleistung insbesondere auch davon ab wieviel 
Leistung die Drossel übertragen kann.
Diese steht dann zusätzlich zur aus Eingangsspannung mal Ausgangsstrom 
errechenbaren Leistung zur Verfügung.
Daher ist der Strom in der Drossel, bzw dem Schalter kurzzeitig deutlich 
höher als dein Eingangsstrom.

: Bearbeitet durch User
von Miss Piggy (Gast)


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Karl H. schrieb:
> Wie ist denn diese Angabe der Leistung zu verstehen? Irgendwie kapiere
> ich das nicht... die passt ja nicht zu den Angaben vom Strom.

Weil sie auch Unsinn ist (im großen und ganzen).

Der eine Shop gibt an, es sei ein "Buck/Abwärts Modul" - und so
weiter, die Angaben sind sowieso mit größter Vorsicht zu genießen.


Beim integrierten Boost-Konverter (Schalttransistor (Mosfet) ist
"on chip" so wie hier) kann und sollte der maximale Dauerstrom
eingangs bezeichnet werden - vielleicht noch mal ohne, mal mit
zusätzlichen (nicht mitgelieferten) Kühlmaßnahmen.

Der mögliche Ausgangsstrom richtet sich nach den restl. Bauteilen
und nur sofern diese mitspielen nach Übersetzung und Effizienz.

[Pauschal einen Wert dafür oder auch "die (Ausgangs-)Leistung"
festlegen zu wollen, obwohl man die Anforderungen des Käufers
bzgl. der gerade genannten Parameter gar nicht kennt, ist bei
solch einem in der Spannung einstellbaren Modul noch unsinniger
als es bei einem Festspannungsmodul mit ("nur") variabler U_ein
(gemeint ist "breiter erlaubter U_ein Bereich", was aber nahezu
auf das gleiche rausläuft) ist.]

Außerdem ist U_ein halt immer niedriger als U_aus (anders kann so
ein Step-Up nun mal nicht arbeiten). Dann die maximal mögliche
U_aus von Spule und Diode abhängig. Die prinzipiell minimal mögl.
U_ein bestimmt der Chip (unterhalb einer gewissen Mindestspannung
arbeitet er gar nicht), und auch die prinzipiell maximal mögliche
solche (über die Sperrspannung des integrierten Schalttransistors).

(Beim Buck ist vieles umgekehrt - nicht aber das mit U_ein(min)
des Chips, unterhalb welcher er nicht funktioniert.

M.o.w. fest limitiert ist der maximale Strom ausgangs - und der
Strom eingangs richtet sich nach Teilen, und weiterhin nach der
Übersetzung und Effizienz.

...)

Gerade genanntes muß man im Grunde wissen, um überhaupt solche
Module gezielt einsetzen zu können. Dann allerdings ergibt sich
der Umstand, von "Verkäufer-Tricks" (oder "-Fehlern", ohne Absicht)
nicht mehr leicht aufs Kreuz gelegt werden zu können, gleich mit:
Man weiß worauf zu achten (und was (pre-Kauf optisch / post-Kauf
meßtechnisch) zu prüfen) ist, und die Probleme sind keine mehr.

Daher auch Opas saloppe Art, Dir Fachlektüre ans Herz zu legen...

von Miss Piggy (Gast)


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Lies Dir das hier doch mal gründlich (gern mehrfach) durch:

https://www.joretronik.de/Web_NT_Buch/Kap6/Kapitel6.html

von J. S. (pbr85)


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Karl H. schrieb:
Der XL
>
> Mal ein Beispiel:
> Ich habe eine Spannungsversorgung mit 14V und wandle diese auf 19V, wo
> der Verbraucher 30 Watt also ca. 1,58A zieht.
> Der Wandler ist ein XL6009 Board (zwei Links dazu sind unten).
> Wenn ich mit einer Effizienz von 90% rechne, lande ich bei einem Strom
> am Eingang von ca 2,38A. Meines Erachtens nach ist das alles innerhalb
> der Spezifikationen des XL6009 Boards. Ich habe mir dazu auch das
> Datenblatt angesehen, wo Leistung (Watt) nichts zu lesen ist.

Der XL6009 kann maximal 4A schalten, welche dann multipliziert mit der 
Eingangsspannung und dem Wirkungsgrad die maximale Leistung bei der 
Eingangsspannung ergeben.

Der XL6009 erzeugt aber bei >1A schon ordentlich Wärme, dazu die Spule 
und Diode. Sodass dann die Temperaturbegrenzung im Inneren anspringt.

Je nachdem welches Platinenmaterial man hat etc. kann man da 
unterschiedlich viel rausholen. Der sitzt da auf einer normalen Platine, 
besser wäre aber eine MPCB wie bei LEDs.

von Karl H. (alles_karl)


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Wow, vielen Dank für die ausführlichen Antworten!

Der Opa aus der Muppet Show schrieb:
> Du musst mehr Dilbert Comix lesen. Dilbert hat es aufgegeben - ein
> Techniker wird niemals verstehen, warum Verkäufer irgend welche Zahlen
> erfinden.

Da hast du wohl recht ... :)


Das Grundprinzip dieser Schaltungen habe ich verstanden, nur hapert es 
stellenweise noch am tiefer gehenden theoretischen Verständnis.

Miss Piggy schrieb:
> Lies Dir das hier doch mal gründlich (gern mehrfach) durch:
>
> https://www.joretronik.de/Web_NT_Buch/Kap6/Kapitel6.html

Danke für den Link, werde ich mir durchlesen. Da mich diese Wandler 
vermutlich noch öfters beschäftigen werden, möchte ich natürlich gerne 
verstehen worauf zu achten ist. Diese "fertigen" Module geben einem das 
Gefühl, dass man sie in jeder Konfiguration einfach nur noch einsetzten 
braucht. Aber klar, dass es in der Realität nicht so einfach ist ...

Das oben genannte Beispiel habe ich so umgesetzt und der Wandler ist 
sehr heiß geworden. Ich hatte den XL6009 aber auch ohne Kühlung benutzt 
und vermutlich zu nah an einer anderen Wärmequelle verbaut... naja, 
versuch macht klug... ein bisschen zumindest...

Also vielen Dank nochmal für die vielen nützlichen Antworten, so habe 
ich einen guten Ansatz, um diese Teile besser zu verstehen!

von Manfred (Gast)


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Karl H. schrieb:
> Aber klar, dass es in der Realität nicht so einfach ist ...

Suche Dir zu einem beliebigen Schaltregler-IC das Kalkulationsprogramm 
des Herstellers und variiere die Werte für Eingangsspannung, 
Ausgangsspannung und Last: Abhängig davon bekommt man unterschiedliche 
Werte für die Wandlerspule!

Die Module vom Chinamann sind in einen ziemlich breiten Arbeitsbereich 
einstellbar, mit der Folge, dass sie fast nie optimal laufen.

Wenn Du viel Zeit hast, kannst Du bei verschiedenen Spannungen und 
Lasten die Werte aufnehmen und die Verluste rechnen, nicht nur in 
Prozent, sondern auch in absoluten Watt. Da wird es einen Bereich geben, 
wo die Absoluverluste ziemlich groß sind und einen eher kleinen, wo das 
Modul sehr gut ist.

von Karl H. (alles_karl)


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Manfred schrieb:
> Wenn Du viel Zeit hast, kannst Du bei verschiedenen Spannungen und
> Lasten die Werte aufnehmen und die Verluste rechnen, nicht nur in
> Prozent, sondern auch in absoluten Watt.

Ja, das mit der Zeit ist immer so eine Sache ... :)

Manfred schrieb:
> Suche Dir zu einem beliebigen Schaltregler-IC das Kalkulationsprogramm
> des Herstellers und variiere die Werte für Eingangsspannung,
> Ausgangsspannung und Last: Abhängig davon bekommt man unterschiedliche
> Werte für die Wandlerspule!

Das klingt nach einer sehr guten Variante. Vielen Dank für den Tipp!

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