Forum: Platinen verschiedene Fragen zum Design von Masseflächen


von Maxi (Gast)


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Hallo zusammen,

ich bin gerade dabei meine erste größere Platine zu designen, auf der 
ein Mikrocontroller sowohl digitale (PWM, I2C, UART) als auch analoge 
Signale (analoge Sensoren) verarbeitet.

Auf den Platinen meiner früheren Projekte wurden ausschließlich digitale 
Signale verarbeitet. Auf diesen Platinen habe ich eine durchgängige 
Massefläche auf der Unterseite erstellt. Dabei habe ich mir noch relativ 
wenig Gedanken über die Masseführung gemacht, da digitale Signale nicht 
so störanfällig sind. Nun meine ersten Fragen zu Platinen auf denen nur 
digitale Signale verarbeitet werden. Ist es richtig auf diesen Platinen 
eine durchgängige Masseflächen auszulegen? Wie legt man die GND Signale 
von der Oberseite (Bestückungs- und Routingseite) am besten auf die 
GND-Plane? Sollte man mehrere GND-Anschlüsse auf der Oberseite in einem 
Sternpunkt zusammenlegen und dann erst eine Durchkontaktierung zur 
GND-Plane machen oder jedes GND Signal einzeln zur GND-Plane 
durchkontaktieren (habe hier im Forum gelesen, dass das zu Problemen 
führen kann, weil an den verschiedenen Durchkontaktierungen 
unterschiedliche Potenziale herrschen)?

Nun zu meinem aktuellen Projekt mit analogen und digitalen Signalen. 
Macht es Sinn zwei verschiedene Masseflächen für digitale und analoge 
Signale zu machen und sie in einem Punkt zusammenzuführen? Wie ist das 
mit einem Punkt gemeint (eine dünne Leiterbahn zwischen den beiden 
Masseflächen)? Oder reicht es, wenn die analogen und digitalen Bauteile 
räumlich getrennt sind? Ich habe schon ein paar mal gelesen, dass man 
die Masseflächen am AD-Wandler zusammenführen soll. In meinem Fall ist 
der AD-Wandler im Mikrocontroller verbaut. Sollten die GND-Signale dann 
am Mikrocontroller zusammengeführt werden? Und noch eine Frage zum 
Lagenaufbau. Kann man sagen, was (EMV-technisch) tendenziell besser ist? 
4-lagig (mit zwei Routing und Bauteillagen, VCC-Lage und GND Plane) oder 
2-lagig? Wie sieht es bei 4-lagigen Platinen mit den Masseflächen aus?

Ich habe lange nach guter Literatur gesucht, bin allerdings nicht fündig 
geworden. Weiß jemand ein gutes Buch oder gute Artikel zu diesem Thema.

Es würde mich sehr freuen, wenn auch über meine Fragen hinaus Input zu 
kommen würde.

Vielen Dank schon mal und einen schönen Start ins Wochenende!

: Verschoben durch Moderator
von Welle (Gast)


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Das wurde schon einige Male diskutiert. Das wichtigste ist, dass die 
analogen und digitalen Rückströme nicht am gleichen Ort durchgehen. Das 
verursacht Störungen durch Potentialverschiebung. Das kann man erreichen 
durch:
1. getrennte Planes (in XY, nicht in Z)
2. analoge und digitale Signale räumlich trennen.
Wenn 2. umgesetzt wird, dann erübrigt sich 1.
Wenn 1. gut umgesetzt wird, dann hast du 2.

Es macht meiner Meinung nach fast nie Sinn eine getrennte Fläche 
vorzusehen, ausser du hast konkrete Gründe.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Maxi schrieb:
> Ist es richtig auf diesen Platinen
> eine durchgängige Masseflächen auszulegen?
Wenn du 4 oder 6 Lagen hast, dann hast du mit ein wenig Glück 
tatsächlich eine wirklich durchgängige Massefläche.
Sobald du 2 Lagen hast, zerschneiden Signale und Bauteile deine 
"Massefläche" und du musst dir Gedanken machen, wie du aus diesen vielen 
"Masseschnipseln" wieder 1 massive Masse machst. Blindes Fluten ist da 
nur in wenigen Fällen zielführend.

> Macht es Sinn zwei verschiedene Masseflächen für digitale und analoge
> Signale zu machen und sie in einem Punkt zusammenzuführen?
Nur, wenn auch alle anderen Leitungen, die mit den beiden Massen zu tun 
haben, auch dicht an diesem Punkt vorbeigeführt werden (können).

> Kann man sagen, was (EMV-technisch) tendenziell besser ist?
> 4-lagig (mit zwei Routing und Bauteillagen, VCC-Lage und GND Plane) oder
> 2-lagig?
Du fragst das nicht im Ernst, oder?
Wenn ein zeilagiges Design besser und billiger wäre, welchen Grund 
gäbe es dann für 4 oder mehr Lagen?

> Wie sieht es bei 4-lagigen Platinen mit den Masseflächen aus?
Sieh zu, dass du da eine unzerfranste Masse in die Innenlage bekommst.

Und: genauso wie die Masse zur Versorgung gehört, gehört auch Vcc zur 
Versorgung. Deshalb sollte auch dafür eine eigene Lage vorgesehen 
werden.

von Christian M. (likeme)


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Keine großen Masselappen, bei uns ist oben und unten ein Massedeckel und 
die Signalbahnen sind in der mittleren Lage. Ringsum und flächig viele 
Durchkontaktierungen machen! Das alles wird schnell ganz schön 
aufwändig.

: Bearbeitet durch User
von MaWin (Gast)


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Maxi schrieb:
> Ich habe lange nach guter Literatur gesucht

https://incompliancemag.com/article/alternative-paths-of-the-return-current/

Beitrag "Re: GND-Flutung Ja oder Nein - eine Glaubensfrage?"

Die schlimmsten 'Masseflächen' sind die, die als Masseverbindung 
nachträglich auf eine Leiterplatte gegossen werden und von längeren 
Leiterbahnen durchschnitten werden.

Die 'geteilte' Massefläche ist noch die harmloseste Version davon, 
enthält aber auch 2 Schlitzantennen.

Bei Digitaltechnik hat man es mit erst bei hohen Fehlerpegeln störbaren 
Schaltungen zu tun, deren rapides Schalten aber extrem hohe Frequenzen 
entspricht bei teilweise hohen geschalteten Strömen. Da muss der Strom 
ruckartig fliessen, schneller als er von dem über einen halben Meter 
entfernten Netzteil nachgeliefert werden kann, also braucht man 
Abblockkondensatoren und niederinduktive (breite) Zuleitungen.

Bei Analogtechnik stören schon Millivolt, dafür sind die Frequenzen 
meist niedriger.

Gute Analogschaltungen (Verstärker, Audio) nutzen keine Massefläche 
sondern legen Masseleitungen einzeln vom Sternpunkt aus.

von Falk B. (falk)


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von Falk B. (falk)


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MaWin schrieb:
> Gute Analogschaltungen (Verstärker, Audio) nutzen keine Massefläche
> sondern legen Masseleitungen einzeln vom Sternpunkt aus.

Diese Aussage ist so allgemein falsch. Sie gilt bestenfalls für einen 
kleinen Teil von guten Analogschaltungen.

von Maxe (Gast)


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@TE: Ich machs so, dass ich die GND-Pfade und Versorgung explizit route 
und GND erst anschließend flute. Dabei achte ich auch darauf, dass sich 
durch das Fluten keine Schleifen bilden, dann lieber Bereiche ungeflutet 
lassen.
GND und Versorgung versuche ich dabei in gemeinsame Nähe zu legen.
Leistungsteile bekommen eine eigene Massefläche, die Zuleitungen (eben 
auch GND) werden getrennt von den anderen Schaltungsteilen direkt an die 
Stromversorgung geroutet. Für Analogteile in ähnlicher Weise: Eine 
Stelle, wo die Analogversorgung "abgetrennt" wird, mit Kondensatoren 
stabilisiert und abgeblockt, evtl. noch mit einer Induktivität 
geglättet. Und von dort dann einen kompakten Schaltungsteil mit eigener 
Analogmasse bilden.

Disclaimer: Bin nur Hobbyist :-)

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