Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik BLDC Anlaufstrom: Was bedeutet das für den Motorinverter


von BLDC (Gast)


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Hallo Leute,

ich plane einen 48Vdc 420W Maxon BLDC Motor (633919) zu benutzen.
Das Datenblatt hierzu ist dies: 
https://www.maxongroup.ch/medias/sys_master/root/8838789988382/DE-271.pdf

Er hat einen Nennstrom von knapp unter 10A. - Soweit so gut.
Aber den Anlaufstrom wird mit 171A(!) angegeben. Wie stark muss ich denn 
da den Motorinverter / Motorregler aussuchen?
Wenn der Inverter eine Stromregelung von z.B. max. 25A hat und da nicht 
drüber kommt, bekomme ich dann damit den Motor überhaupt zum laufen?

Motorinverter knapp unter 200A sind mal einfach viel zu groß für meine 
Anwendung...

von Kevin M. (arduinolover)


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Der Inverter gibt den Strom vor, da idr. eine kaskadierte Regelung 
vorgenommen wird jenachdem ob man Position, Drehzahl oder Drehmoment 
regeln möchte. In jedem Fall ist der unterste Regler ein Stromregler. 
Wenn dieser auf 10A begrenzt ist gibt er auch nicht mehr aus. Der Motor 
läuft dann mehr oder weniger schnell an jenachdem wie hoch der Strom und 
das Lastmoment ist. Solange er mit dem Strom ein Moment erzeugen kann, 
das größer als das Lastmoment ist hast du also keine Probleme.

PS: Der Anlaufstrom ist quasi der Strom der fließt wenn die Drehzahl 0 
ist (also keine Gegenspannung erzeugt wird). Der Strom wird hier nur 
durch den Wicklungswiderstand begrenzt. Aber wie gesagt kümmert sich der 
Stromregler darum, da der Inverter als Schaltwandler arbeitet und so den 
Strom durch die Indultivität regeln kann.

: Bearbeitet durch User
von Stefan F. (Gast)


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Bei meinem Modellauto lag die durchschnittliche Stromaufnahme des BLDC 
Motors um 7 Ampere. Der Regler war für (kurzzeitige) 70 Ampere 
ausgelegt, und das muss auch so sein, sonst wäre der Wagen kaum vom 
Fleck gekommen bzw. die lahme Kiste hätte keinen Spaß gemacht.

von BLDC (Gast)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> Bei meinem Modellauto lag die durchschnittliche Stromaufnahme des
> BLDC
> Motors um 7 Ampere. Der Regler war für (kurzzeitige) 70 Ampere
> ausgelegt, und das muss auch so sein, sonst wäre der Wagen kaum vom
> Fleck gekommen bzw. die lahme Kiste hätte keinen Spaß gemacht.

Ich bin jetzt etwas verunsichert!
Zu spät (also nachdem ich den Thread gestartet habe) habe ich gesehen, 
das Maxon drei seiner eigenen Kontroller für diese Motoren vorschlägt. 
Allerdings können sie nur 10-15A Dauerstrom und 30Amax für <60s.

Das würde sich mit deinen Aussagen etwas beißen, denn nach deinen 
Aussagen würde ich einen Kontroller benötigen, der deutlich höhere 
Ströme um einige Größenordnungen mehr können müsste.

von Purzel H. (hacky)


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Ein Motor zieht soviel Strom wie man ihm gibt. Ist nur eine Frage wie 
schnell er die Nenndrehzahl erreichen soll. Das Drehmoment ist 
proportional zum Strom. Die Motorinverter koennen das. Es gibt 
Anwendungen wo der Motor mit vollem Drehmoment anlaufen muss, das waere 
dann eben Nennstrom. zB Kompressoren.
Allerdings sind Motorinverter auch fuer temporaere Ueberlast fuer kurze 
Zeit spezifiziert. Das Datenblatt gibt Auskunft

von BLDC (Gast)


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Purzel H. schrieb:
> Allerdings sind Motorinverter auch fuer temporaere Ueberlast fuer kurze
> Zeit spezifiziert. Das Datenblatt gibt Auskunft

ich denke, das sind die 30A, welche die Regler für <60s abgeben können. 
- Also etwa 2-3x den Nennstrom (je nach Maxon Inverter 10-15A dauer) des 
Inverters. Wenn Maxon diese Regler empfiehlt, kann ich diese Werte ja 
als Anhaltspunkt nehmen ;)

von Xerxes (Gast)


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Hi.
Die 171A sind die 48V geteilt durch die 0,28Ohm Spulenwiderstand.
Also der Fall das du die Windung ohne PWM oder Sanftanlauf direkt an die 
48V anschließt.
Das macht kein Inverter.

von HK (Gast)


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Purzel H. schrieb:
> Ein Motor zieht soviel Strom wie man ihm gibt. Ist nur eine Frage wie
> schnell er die Nenndrehzahl erreichen soll. Das Drehmoment ist
> proportional zum Strom. Die Motorinverter koennen das. Es gibt
> Anwendungen wo der Motor mit vollem Drehmoment anlaufen muss, das waere
> dann eben Nennstrom ... zB Kompressoren.

Gerade beschriebst Du zwar einen "Nennwert" aber genau nicht den sog. 
Nennstrom - sondern den ebfs. DaBla-spezifizierten Anlaufstrom ...

Man sagt: "Mehr kann der Motor nicht ziehen." Oft gebraucht, dieser
Begriff "ziehen" - obwohl falsch, denn genaugenommen "treibt" (also
"schiebt") die Spannung - lediglich der entgegengesetzte Widerstand
verändert sich bei einem Motor je nach Betriebspunkt.


Xerxes schrieb:
> Hi.
> Die 171A sind die 48V geteilt durch die 0,28Ohm Spulenwiderstand.
> Also der Fall das du die Windung ohne PWM oder Sanftanlauf direkt an die
> 48V anschließt.

Genau.

Anlaufstrom ist also gleich Blockierstrom ist gleich Maximalstrom.

> Das macht kein Inverter.

Ein Inverter/BLDC Controller begrenzt den Strom auf für seine Mosfets
ungefährliche Werte (zumindest sollte er das).


Deswegen können die bei Maxxon auch Inverter mit viel niedrigerem
Dauerstrom empfehlen... je nach Anwendung paßt dieser ja auch...


Nennwerte werden ja "an harter Spannung (Strom fast unbegrenzt)"
ermittelt - Inverter (BLDCs an "BLDC-Controllern", ASMs an FUs, ...)
aber werden genutzt, um genau das zu ändern.


Man könnte jetzt eine Abhandlung über Inverter und FUs verfassen -
wie damit je nach Anwendung die Motoren genutzt werden.

Diese aber wäre viel zu umfangreich.


Was hier primär zählt, ist:

Kevin M. schrieb:
> Der Motor
> läuft dann mehr oder weniger schnell an jenachdem wie hoch der Strom und
> das Lastmoment ist. Solange er mit dem Strom ein Moment erzeugen kann,
> das größer als das Lastmoment ist hast du also keine Probleme.

Das war zugleich Hinweis (falls Du nur diesen "Anstoß" brauchtest,
um es schlußendlich verstehen und anwenden zu können)

als auch Frage (nach den genauen Betriebsbedingungen oder gleich:
der genauen Anwendung).


Anwendung ---> Betriebsbedingungen (nötiges Anlaufmoment --> Strom)

Danach richtet sich, welchen Strom der Inverter/Controller "können"
muß, nicht nach "Empfehlung: Diese da funktionieren damit und damit."

Denn das kann also je nach Anwendung (/für Dich also) stimmen... oder
eben auch nicht (I_max und damit Anlaufmoment zu gering "für Dich"),

egal ob "Maxxon selbst den/die Inverter/Controller für just diesen
BLDC empfahl (die Deine Umstände ja nicht kennen - und das übrigens

genausowenig wie wir, Du nanntest sie ja nicht...)


Ok? ;)

von Purzel H. (hacky)


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Weshalb muss man sich wiederholen...
Der Anlaufstrom ist bei stehenden Motor und Nennspannung. Nun muss ich 
aber keine Nennspannung anlegen. sondern kann bei 10% beginnen, resp so 
viel wie der Strom so hoch ist wie ich will. Wenn ich nicht mehr wie 
(Dauer-)Nennstrom haben will, geht das.
Die EMK ist uebrigens proportional zur Drehzahl.

: Bearbeitet durch User
von HK (Gast)


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Purzel H. schrieb:
> Weshalb muss man sich wiederholen...

Mußt Du ja nicht. Ich habe diesem Teil nicht widersprochen, nur
eine versehentlich falsche Darstellung Deinerseits korrigiert:

Purzel H. schrieb:
> Es gibt Anwendungen wo der Motor mit vollem Drehmoment
> anlaufen ​muss, das waere dann eben Nennstrom.


Purzel H. schrieb:
> Nun muss ich
> aber keine Nennspannung anlegen. sondern kann bei 10% beginnen, resp so
> viel wie der Strom so hoch ist wie ich will. Wenn ich nicht mehr wie
> (Dauer-)Nennstrom haben will, geht das.

Wie ich schon sagte: Evtl. ja ...

- bei szsg. "völlig freiem" Anlauf kann man via Sanfanlauf (aka
Tastgrad langsam hochfahren, festeingestellte Rampe) den I_max
bei Anlauf stark reduzieren oder

- unter Nutzung entspr. tief (in Deinem Beispiel bis auf I_nenn)
eingestellter Stromregelung "Maximalstrom = I_nenn machen".

(Wie und was genau möglich ist, ist eine Frage des Controllers.)


Wie ich ebfs. schon sagte: Evtl. aber auch nicht ...

Kein BLDC-Controller kann den I_max ganz unabhängig von mögl. 
"Schweranlauf" Konditionen beliebig tief stellen, es gibt immer
das beschriebene nötige (applikationsabhängige) Optimum.

Sonst läuft der Motor gar nicht...

(Wie Du selbst am Beispiel "Kompressor" deutlich machen hattest
wollen - nur stand das Beispiel anbei der falschen Darstellung,
und war daher nutzlos.

Weitere Wiederholungen der stimmigen Anteile jenes Posts sind
unnötig - lies ihn Dir lieber noch mal durch, um den Fehler zu
erkennen.)

...oder auch schlicht "für die Anwendung zu langsam" an.

Stefan ⛄ F. schrieb:
> Der Regler war für (kurzzeitige) 70 Ampere
> ausgelegt, und das muss auch so sein, sonst wäre der Wagen kaum vom
> Fleck gekommen bzw. die lahme Kiste hätte keinen Spaß gemacht.


Genau deswegen bat ich den TO ja auch um Infos zur Anwendung.
Danach richtet sich der nötige Controller-(Kurzzeit-) I_max.

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