Forum: Haus & Smart Home LiFePO4 oder Blei?


von Mike (Gast)


Lesenswert?

Die Solar-Inselanlage in meiner Garage benutzt zwei 12V-136Ah 
AGM-Bleiakkus als Energiespeicher. Nach 9 Jahre kommen die Batterien 
allmählich ans Ende ihrer Lebensdauer, was sich durch einen Anstieg des 
Innenwiderstands andeutet. Da LiFePO4 inzwischen nicht mehr wesentlich 
mehr kostet, erwäge ich den Umstieg vom Schwer- aufs Alkalimetall. In 
Frage kämen folgende Zellen:
https://www.faktor.de/batterien/einzelzellen/lifepo4-spezial-zellen/elerix-lifepo4-akkuzelle-prismatisch-3-2v100ah.html
Die 100Ah bei 70% Entladetiefe entsprechen den 136Ah bei den für Blei 
empfohlenen 50%. Nun soll LiFePO4 aber auch Nachteile haben. Ich weiß 
nicht, inwieweit es sich dabei um Vorurteile handelt:

1. Die Batterien werden nur gelegentlich genutzt, sind also die meiste 
Zeit voll geladen. Dies soll für Lithiumzellen nicht der optimale 
Zustand sein. Ich könnte allerdings die Ladespannung soweit begrenzen, 
dass nur maximal bis auf ca. 90% der Maximalkapazität geladen wird.
2. LiFePO4 darf bei T<0°C nicht mehr geladen werden. In der Garage kann 
die Temperatur an kalten Wintertagen bis auf ca. -5°C sinken. Laut 
Literatur soll aber eine Ladung bei Minustemperaturen mit I <0.05C 
unschädlich sein. Dieser Wert wird im Winter wegen des Sonnenwinkels 
nicht erreicht.
3. LiFePO4 - Zellen erfordern zusätzlich einen Balancer, dieser kostet 
aber nicht viel.

Hat jemand Langzeiterfahrung mit LiFePO4-Zellen?

von Wolfgang (Gast)


Lesenswert?

Mike schrieb:
> 2. LiFePO4 darf bei T<0°C nicht mehr geladen werden. In der Garage kann
> die Temperatur an kalten Wintertagen bis auf ca. -5°C sinken.

Isoliere die Batterien anständig und baue eine Elektroheizung innen 
rein.

von Andras H. (kyrk)


Lesenswert?

"Da LiFePO4 inzwischen nicht mehr wesentlich mehr kostet"
Immerhin scheint wohl der LiFePO4 noch mehr zu kosten. Für mich ist das 
eher Neutral als Positiv. Gibt es andere Vorteile was du dir erhoffst? 
Zum Beispiel, kleinere Batterie dadurch mehr Platz? Braucht du denn 
überhaupt Platz? Wie ist es mit Risiken? Blei hat schon 9 Jahre lang 
funktioniert. LiFePO4 wirst du in 9 Jahren wissen ob der funktioniert 
hat. LiFePo4 soll nicht abrennen. Ist immerhin ein Risiko, denn: "In 
general, lithium iron phosphate batteries do not explode or ignite." 
Hier würde ich den In General betonen. Also wenn es nicht der In general 
Fall ist dann vielleicht doch? Bleiakkus brennen nicht.

Ich würde dir raten nichts zu ändern. Nimm das was es schon 9 Jahre lang 
getan hat außer du brauchst echt den Platz. Dann nimm den LiFePO4.

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

Mike schrieb:
> LiFePO4 inzwischen nicht mehr wesentlich mehr kostet,

Hmm,

https://www.batterie-industrie-germany.de/big-agm-100ah-c100-versorgungsbatterie

gegen

4 x 61,00 €

macht aber schon den Strom mehr als doppelt so teuer, und ob die LiFePo4 
ebenfalls 9 Jahre halten, steht in den Sternen.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Andras H. schrieb:
> Bleiakkus brennen nicht.

Auch die können explodieren, wenn man sie unsachgemäß behandelt, bspw. 
einen Schraubenschlüssel auf die Kontakte schmeißt. Aber "in general" 
passiert denen auch nichts. :-) Das ist dann wohl eher nicht das 
Kriterium. ("In general" passiert auch mit anderen Li-Ionen-Akkus 
nichts, wenn man sie ordentlich behandelt, spielt aber hier noch weniger 
eine Rolle.)

Ich sehe den wesentlichen Vorteil bei LiFePO4 gegenüber Blei in der 
höheren Energiedichte (sowohl bezogen auf Masse als auch Volumen), und 
damit insbesondere im Bereich tragbarer Energiequellen. Wenn man das 
nicht braucht, bliebe als Restvorteil noch, dass die Entladekurve bei 
gleicher Stromentnahme etwas flacher ist, aber das dürfte hier auch 
keine Rolle spielen, weil danach sowieso ein Spannungswandler sitzt, der 
das (hoffentlich) ausgleichen kann.

Damit bleibt eigentlich kein relevanter Vorteil gegenüber dem Nachteil 
des höheren Preises.

von Irgend W. (Firma: egal) (irgendwer)


Lesenswert?

Mike schrieb:
> Ich könnte allerdings die Ladespannung soweit begrenzen,
> dass nur maximal bis auf ca. 90% der Maximalkapazität geladen wird.

Nicht nur begrenzen, du must die auch so Regeln das der Ladestrom so 
lange es geht konstant bleibt und erst dann dich der maximalen 
Ladespannung annähern. Einfach mal volle Ladespannung von Anfang an 
kannst du bei einer Bleikiste machen, aber nicht bei dem Li zeugs 
(vorallem wenn es auch einige Jahre durchhalten soll). Ergibt sich also 
die Frage ob deinen ganze Lademimik drum herum damit überhaupt umgehen 
kann.
Stichwort dazu: "CCCV"

von Thomas (kosmos)


Lesenswert?

schau dir mal die technischen Daten von LTO Zellen an, die Zellspannung 
ist zwar etwas geringer aber 20.000 Zyklen ist schon ein Wort mit 0,5C 
sollen sogar 50.000 Zyklen drin sein. Aber Sie vertragen auch recht hohe 
Lade-/Entladeströme. Die Dinger kannst du in 10 Min voll machen und 10C 
Entladung ist auch drin.

Die Chinesen haben das seit Jahren in ihren E-Bussen.

von Jobst Q. (joquis)


Lesenswert?

Mike schrieb:
> 1. Die Batterien werden nur gelegentlich genutzt, sind also die meiste
> Zeit voll geladen. Dies soll für Lithiumzellen nicht der optimale
> Zustand sein. Ich könnte allerdings die Ladespannung soweit begrenzen,
> dass nur maximal bis auf ca. 90% der Maximalkapazität geladen wird.

Um das zu testen, habe ich eine LiFePo4-Zelle (A123 Nennkapazität 
1100mAh) seit ca 1,5 Jahren dauerhaft an einer Spannung von 3,4V. 
Gegenüber einer Ladung auf 3,6V beträgt die Kapazität noch etwa 95%. Bis 
jetzt ist noch kein merklicher Kapazitätsverlust festzustellen.

von Jobst Q. (joquis)


Lesenswert?

Irgend W. schrieb:
> Mike schrieb:
>> Ich könnte allerdings die Ladespannung soweit begrenzen,
>> dass nur maximal bis auf ca. 90% der Maximalkapazität geladen wird.
>
> Nicht nur begrenzen, du must die auch so Regeln das der Ladestrom so
> lange es geht konstant bleibt und erst dann dich der maximalen
> Ladespannung annähern. Einfach mal volle Ladespannung von Anfang an
> kannst du bei einer Bleikiste machen, aber nicht bei dem Li zeugs
> (vorallem wenn es auch einige Jahre durchhalten soll). Ergibt sich also
> die Frage ob deinen ganze Lademimik drum herum damit überhaupt umgehen
> kann.
> Stichwort dazu: "CCCV"

Der Ladestrom muss nicht konstant sein, sondern nur unterhalb des 
maximal zulässigen Ladestroms. Der ist bei 100Ah Zellen so hoch, dass er 
von angemessenen Solarmodulen nie erreicht wird. Solarzellen sind 
Stromquellen, keine Spannungsquellen. Die Spannungsbegrenzung kann man 
mit Shuntreglern erreichen, die eine andere Last parallell schalten.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.