Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Deathmarch-Projekte und eure Erfahrungen


von gesichtdergrimmigengottheit (Gast)


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hallo Leute,

arbeite nun seit einigen Jahren nach dem Studium in einem Betrieb bzw. 
Konzern im Bereich Software für Lagerlogistiksysteme/Intralogistik 
(etwas ähnlich zu Amazon, aber anders). Das Warenwirtschaftssystem hat 
schon viele Jahre am Buckel und soll abgelöst werden. Es werden täglich 
Millionen Transaktionen eines bzw. mehreren Verteilcenters verarbeitet, 
Filialnetze von z.B. Lebensmittelketten sind angeschlossen. Damit werden 
in den Verteilzentren Transportaufträge für paketierte Lebensmittel in 
Hochregallager ausgelöst, einiges ist da im Spiel (Mechanik, SPS, 
Elektronik, Software, Datenbanken, SAP etc.)

Nun für die Ablösung des Systems wurden  einige branchenbekannte 
Software-Lieferanten ausgeschrieben und Angebote (RFPs etc.) eingeholt 
usw. Aktuell ist es so, dass sich das Management blöderweise für den 
günstigsten & am besten klingenden Software-Lieferanten entschieden hat, 
entgegen der Empfehlungen der IT !! ev. war da auch undurchsichtige 
Unternehmenspolitik und Intrigen im Spiel(?) denn uns leuchtet es nicht 
ein, wie man so doof sein kann. Überraschung, nach Bekanntwerden aller 
Anforderungen ist bereits jetzt das Projekt 2-3x teurer als geplant.

Darüber hinaus haben wir in der IT festgestellt, dass im Kern der 
Lieferantensoftware noch eine Uralt-Komponente steckt: Oracle Tuxedo 
https://en.wikipedia.org/wiki/Tuxedo_(software)
Dies ist bereits 5 Jahre alt und man benötigt Dutzende an Security 
Patches um das wieder halbwegs zu aktualisieren.

Lt. Lieferanten macht denen Tuxedo in Kombination mit ihrer Software 
selbst immer wieder Probleme und sie müssen oft  bei Oracle nachfragen. 
Das kann sehr schnell instabil werden..
Und es gibt noch viel mehr Probleme (technisch, finanziell, ressourcen), 
aber man will an dem Projekt festhalten - keiner weiss genau warum.
Wie kann es sein, dass sich ein  Unternehmen für so eine Lösung 
entscheidet?!

von Andreas B. (bitverdreher)


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Beratungsresistentes Management. Soll öfters vorkommen.
So what? Ist es Deine Firma?

: Bearbeitet durch User
von gesichtdergrimmigengottheit (Gast)


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Andreas B. schrieb:
> Beratungsresistentes Management. Soll öfters vorkommen.
> So what? Ist es Deine Firma?

Stimmt auch wieder. Nein, zum Glück nicht.

von Irgend W. (Firma: egal) (irgendwer)


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gesichtdergrimmigengottheit schrieb:
> Wie kann es sein, dass sich ein  Unternehmen für so eine Lösung
> entscheidet?!

gesichtdergrimmigengottheit schrieb:
> ... dass sich das Management ... für den
> günstigsten ... Software-Lieferanten entschieden hat

Damit hast du dir die Antwort schon selbst gegeben.

Bei einer Ausschreibung ist erstmal davon Auszugehen das alle angeboten 
Lösungen die Anforderung erfüllen und somit gleichwertig sind. Details 
wie z.B. welch Software von Drittanbietern verwendeten wird oder gar 
deren Softwareversionen gibt es in der Regel erst nach 
Vertragsabschluss. Bei der geschätzten Auftragsgröße dürfte das eine 
EU-weite Ausschreibung mit 1000enden von Auflagen gewesen sein. Da haben 
sowieso fast nur die Anwälte beider Seiten das Sagen.

von Wühlhase (Gast)


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gesichtdergrimmigengottheit schrieb:
> Andreas B. schrieb:
>> Beratungsresistentes Management. Soll öfters vorkommen.
>> So what? Ist es Deine Firma?
>
> Stimmt auch wieder. Nein, zum Glück nicht.

Es ist aber sein Brötchengeber. Wenn es dem Brötchengeber schlecht geht, 
ist das für den Knecht definitiv nicht von Vorteil.


Irgend W. schrieb:
> Bei einer Ausschreibung ist erstmal davon Auszugehen das alle angeboten
> Lösungen die Anforderung erfüllen und somit gleichwertig sind.

Naja...aus Laiensicht mag das schon so aussehen. Der Staat mag sich das 
leisten können, der treibt notfalls einfach mehr Steuern ein, für Firmen 
ist dieser Ansatz verheerend wenn er blind durchgezogen wird. Die Firma 
des TS ist - jedenfalls nach dem TS - auf dem besten Wege, eine bisher 
(anscheinend) funktionierende Lösung durch kontinuierliche Flickerei zu 
ersetzen.

Ich hab mal für eine Firma gearbeitet, wo wir auch mit sehr viel Aufwand 
nur eine Handvoll Angebote für den Kunden geprüft haben - geradezu 
grauslig, vor was wir den Kunden da teilweise bewahren mußten. Und gar 
nicht so einfach zu argumentieren.

von Johannes S. (Gast)


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gesichtdergrimmigengottheit schrieb:
> Dies ist bereits 5 Jahre alt

was eigentlich schon recht jung ist für ERP, CRM oder sonstiger 
Betriebssoftware, die möchte man doch nicht jährlich wie ein Smartphone 
OS wechseln. Üblich sind Wartungsverträge und nicht komplette Wechsel. 
Kompliziert wird es bei Modulen die speziell für einen Betrieb 
entwickelt wurden, das mal eben auf ein anderes System zu bringen wird 
teuer.

von Clemens S. (zoggl)


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Wir haben hier uralte Software (Dokumentenmanagement und Unterschriften 
SW mit Berechtigungsverwaltung) die umständlich zu bedienen und 
fehleranfällig ist.

Jetzt soll alles in die Cloud wandern.

In der Ausschreibung wurde gefordert dass die neue Software genauso 
umständlich zu bedienen und fehleranfällig ist, wie die alte.

Die Umsetzung dauert jetzt schon ein Jahr länger und das Budget ist 
gesprengt.

Ich betreue hier nur eine kleine Schnittstelle zum System.

Aber mir tut das Umsetzungsteam und der Cloud Anbieter leid. Das muss 
vor die Hunde gehen.

Aber es war nicht möglich da Einfluss zu nehmen das unheilvolle Trio aus 
"haben wir schon immer so gemach" "haben wir noch nie so gemacht" und 
"funktioniert ja eh" waren einfach zu stark.

Sg

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Clemens S. schrieb:
> In der Ausschreibung wurde gefordert dass die neue Software genauso
> umständlich zu bedienen und fehleranfällig ist, wie die alte.

Bei einem Unternehmen wurde eine neue Software für die Kernaufgaben 
eingeführt, die eine sehr betagte, aber stabile Lösung auf Basis eines 
Siemens/Fujisu-Großrechners ablösen sollte. Als jedoch die neue Lösung 
eingeführt war, behauptete der Betriebsrat, nicht hinreichend in den 
Entscheidungsprozess eingebunden worden zu sein. Er reklamierte, dass 
die Bedienphilosophie ganz anders wäre als bei der alten Lösung mit 
blockbasierten Terminals. Das ganze ging vor Gericht, wobei tatsächlich 
festgestellt wurde, dass solch eine Änderung zustimmungspflichtig 
gewesen wäre. Daraufhin musste das Unternehmen viel Geld in die Hand 
nehmen, damit der Hersteller die moderne GUI durch eine 1:1-Nachbildung 
des alten Systems ersetzt. Das ging natürlich völlig in die Hose, da die 
Bedienphilosophien natürlich komplett anders waren. Diese Krückenlösung 
war komplett unbrauchbar, so dass irgendwann der alte Großrechner als 
Übergangslösung wieder reaktiviert wurde. Anschließend wurde unter 
strikter Einbindung des Betriebsrats eine neue Software ausgesucht und 
eingeführt. Das ganze zog sich rund 2-3 Jahre hin und kostete viele 
Millionen Euro. Auf Grund der o.a. instabilen Krückenlösung brach ca. 
alle 2-3 Wochen das ganze System zusammen, so dass dann sogar alles 
händisch in Nachtschichten erledigt werden musste. Teilweise gab es auch 
Produktionsausfälle, die dem Unternehmen fast das Genick brachen. Aber 
Hauptsache, der Betriebsrat hat sich, wohlgemerkt gegen den Widerstand 
der eigenen Mitarbeiter, durchgesetzt.

von Falk B. (falk)


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Andreas S. schrieb:
> Aber
> Hauptsache, der Betriebsrat hat sich, wohlgemerkt gegen den Widerstand
> der eigenen Mitarbeiter, durchgesetzt.

Ich glaube bei der Spezies Mensch können Soziologen und Psychiologen 
sehr interessanten Studien durchführen. Gib einem Menschen Macht, und du 
erkennst seinen Charakter.

von Mladen G. (mgira)


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Hab als SW Entwickler selber genug dieser "Death marches" mitgemacht.

Hab dann festgestellt dass es an mir lag :)

Hab mir die Firma ja selbst ausgesucht..

Wenn ich also in einem Umfeld bin in dem die Prozesse und das Management 
dysfunktional sind und gerade wieder eine bescheuerte Idee nach der 
anderen verlautet wird, "Projekte" schlecht geplant sind, mache ich mir 
keinen Stress mehr, weil "ich hab ja gleich gesagt dass das nicht geht 
und entschieden hat das sowieso wer anders"..

Schlimm ist es halt wenn man in richtige Agile Teams kommt, da muss man 
nämlich selber entscheiden und trägt dann auch die Verantwortung dafür 
wenn es nicht klappt ;)

: Bearbeitet durch User
von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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gesichtdergrimmigengottheit schrieb:
> Überraschung, nach Bekanntwerden aller
> Anforderungen ist bereits jetzt das Projekt 2-3x teurer als geplant.

Und wäre das anders bei einem Anbieter mit teurerem initialen Angebot? 
Gerade bei großen IT-Projekten zeigen sich die eigentlichen 
Anforderungen doch erst im Projektverlauf, und dann ist es doch klar, 
dass der Lieferant die Mehraufwände in Rechnung stellen muss. Wenn der 
Auftraggeber halbwegs schlau ist, jammert er zwar nach außen wegen der 
Mehrkosten herum, hat aber natürlich das entsprechende Budget längst 
eingeplant.

Ich kenne es auch von einem meiner Kunden, dass er seinen Mitarbeitern 
und uns als Zulieferern recht enge, aber noch realistische Termine 
vorgibt. Und wenn die Zeit dann knapp wird, heißt es von Seiten des 
Geschäftsführers: "Kein Problem, wir haben noch vier Wochen.". Natürlich 
würde er niemals vorher sagen, wie groß der von vornherein eingeplante 
zeitliche Puffer ist, denn dann würden alle ihn bereits einplanen. So 
verhindert er auf jeden Fall Ärger auf Seiten seiner Kunden wegen 
Lieferverzögerungen, aber auch, dass auf den letzten Drücker noch 
irgendetwas Halbgares zusammengeflickt werden muss.

von Pete K. (pete77)


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gesichtdergrimmigengottheit schrieb:
> Wie kann es sein, dass sich ein  Unternehmen für so eine Lösung
> entscheidet?!

In den Bieterkriterien zu der Ausschreibung müsste eigentlich auch 
festgehalten sein, wie die Auswahl des Anbieters erfolgt. Üblicherweise 
ist das ein Punktekatalog (Muss/Soll1/Soll2 Kriterien) in Verbindung mit 
dem Angebotspreis.

Sicherlich gibt es auch in der Ausschreibung einen Passus zur 
IT-Sicherheit.

von YussufSeineKusenck (Gast)


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gesichtdergrimmigengottheit schrieb:
> Nun für die Ablösung des Systems wurden  einige branchenbekannte
> Software-Lieferanten ausgeschrieben und Angebote (RFPs etc.) eingeholt
> usw. Aktuell ist es so, dass sich das Management blöderweise für den
> günstigsten & am besten klingenden Software-Lieferanten entschieden hat

Nunja, sie haben sich entschieden das Produkt zu nehmen das sich am 
besten anhört und günstig ist.
Vor allen Dingen mögen Unternehmer günstige Investitionen.

gesichtdergrimmigengottheit schrieb:
> Und es gibt noch viel mehr Probleme (technisch, finanziell, ressourcen),
> aber man will an dem Projekt festhalten - keiner weiss genau warum.
> Wie kann es sein, dass sich ein  Unternehmen für so eine Lösung
> entscheidet?!

Weil es günstig ist. Deshalb.

Du musst dich einfach von dem Gedanken verabschieden, dass Unternehmer 
immer nur gute Entscheidungen treffen.
Auch solltest du respektieren, dass diese die Verantwortung für ihre 
Firma tragen.
Heißt: Wenn sie etwas verbocken, dann verlieren sie Geld.
Wenn sie ein teures System haben wollen müssen deine Chefs viel Cash 
bezahlen.

Also deren Entscheidung und deren Konsequenzen.
Sie können auf die IT hören, oder sie lassen es bleiben.
Das ist auch vollkommen okay, denn sie tragen die Verantwortung.

Ich finde es immer wieder amüsant wie bei Fehlentscheidungen alle aus 
ihren Löchern gekrochen kommen und alles besser wissen.
Wenns gut läuft wird dann gesagt, dass man es auch so gemacht hätte.
Das ist für denjenigen der die Entscheidungen trifft echt nicht gut, 
denn er kann es aus den Augen der Leute nur falsch machen.

Und glaub mir: Um solche mit Risiko verbundenen Entscheidungen zu 
treffen, braucht man Eier!

Ich denke, dass viele Leute für sowas erst Verständnis aufbauen, wenn 
diese selbst solche Entscheidungen treffen und die Konsequenzen tragen 
müssen.

von gesichtdergrimmigengottheit (Gast)


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Hallo Leute,
Danke für euer Feedback.

Ja die heutige Lösung funktioniert stabil und wurde auch in den letzten 
vielen Jahren bzw. zwei Jahrzehnten auch immer weiter entwickelt und 
stabilisiert.
Der jetzige Lieferant würde sogar eine Nachfolgelösung anbieten,  die 
war in der Ausschreibung leider etwas teurer als der neue Anbieter,  mit 
dem man dummerweise den Vertrag abgeschlossen hat. Und der ist jetzt 3x 
so teuer!
Ja anscheinend kommt es wirklich nur auf den Preis an und ja da sind nur 
mehr Anwälte dran am Verhandeln.
Aber der jetzige Lieferant kann ja auch die Kosten viel realistischer 
einschätzen drum ist er etwas teurer, aber langfristig moderner und im 
Betrieb weit günstiger und weniger Risiko.
Nicht mal Hausverstand scheint man bei der Entscheidung eingesetzt zu 
haben.
Könnte sein dass der Betrieb ev. vor die Hunde geht.. bzw. wie 
geschrieben wurde, Millionen draufgehen werden für so eine Krücke..

Klar hat das Mgmt. insgeheim mehr Zeit und Geld eingeplant.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Es kann auch sein, dass es eine ganze Latte an wichtigen 
nicht-technischen Entscheidungskriterien gibt, die Du und Deine Kollegen 
eben nicht überblicken können, weil Ihr die entsprechenden Informationen 
nicht habt. Vielleicht gehört der neue Lieferant zu einem Konzern, den 
Euer Unternehmen selbst als Kunden oder strategischen Geschäftspartner 
gewinnen möchte. Vielleicht spielen Euer Vorstand und der Vorstand des 
Lieferanten in demselben Golfclub, und im Falle der Auftragsvergabe legt 
dann der andere Vorstand ein gutes Wort für Euren Laden gegenüber 
irgendeinem Dritten ein. Oder der Lieferant hat nur deswegen den 
Zuschlag bekommen, weil er als einziger zugesagt hat, das neue 
Klettergerüst für den Spielplatz zu stiften, auf dem die Kinder der 
Nichte Eures Einkaufsleiters so gerne spielen. Oder, oder, oder...

von gesichtdergrimmigengottheit (Gast)


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Andreas S. schrieb:
> Oder, oder, oder...
Ja, ganz genau,  bei der Entscheidung war auch viel Politik im Spiel.
Ja, es gibt tatsächlich sowas wie eine strategische Richtung ..

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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gesichtdergrimmigengottheit schrieb:
> Andreas S. schrieb:
>> Oder, oder, oder...
> Ja, ganz genau,  bei der Entscheidung war auch viel Politik im Spiel.
> Ja, es gibt tatsächlich sowas wie eine strategische Richtung ..

Und warum sollen dann die gefällten Entscheidungen "doof" sein? Nur weil 
sie nicht Deinen technischen Wünschen entsprechen? Es gibt schon Gründe, 
warum Du nur der kleine Techniker bist und jemand anderes der 
Entscheider. Derjenige ist offenbar besser in der Lage, das Gesamtpaket 
aus technischen, kommerziellen, firmenpolitischen und anderen Punkten 
abzuwägen. Die Reduktion auf einen einzigen Aspekt wäre hingegen (um bei 
Deiner Ausdrucksweise zu bleiben) "doof".

Bezüglich des zugrundeliegenden Oracle Tuxedo gibt es auch kaum etwas zu 
beanstanden. Das mag zwar nicht der heißeste Scheiß sein, war es aber 
vermutlich zu dem Zeitpunkt, als die Entwicklung begonnen wurde. Und es 
ist nach wie vor ein von Oracle betreutes Produkt. Die Tatsache, dass 
schon mehrere Jahre lang keine neuen Versionen erschienen sind, muss 
nicht schlecht sein. Es gibt einfach Produkte, die fertigentwickelt 
sind.

Problematischer fände ich hingegen, wenn solch eine 
unternehmenskritische Anwendung auf dem allerneuesten Web-Framework 
basieren würde. Wie viele hochgelobte Frameworks sind plötzlich wie eine 
heiße Kartoffel fallengelassen und eingestampft worden?

von Wühlhase (Gast)


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Andreas S. schrieb:
> gesichtdergrimmigengottheit schrieb:
>> Andreas S. schrieb:
>>> Oder, oder, oder...
>> Ja, ganz genau,  bei der Entscheidung war auch viel Politik im Spiel.
>> Ja, es gibt tatsächlich sowas wie eine strategische Richtung ..
>
> Und warum sollen dann die gefällten Entscheidungen "doof" sein?

Weil das alle politischen Lösungen, die auf Sachprobleme angewandt 
werden, so an sich haben.
Und wer mit den politischen Lösungen dann arbeiten muß, beschwert sich 
m.E. auch zu recht darüber. Sei es besonders fehleranfällige Software, 
bei der man höllisch aufpassen und höchst merkwürdige Macken umschiffen 
muß, oder sei es schlechtes Handwerkszeug, oder Mitarbeiter die nix 
bringen außer Kosten, die dir aber potentiell die Sozialstruktur in der 
Firma zerstören oder anderweitig unnütze Kosten verursachen (siehe das 
Beispiel mit dem Betriebsrat).

Wenn dein Arbeitgeber unbedingt Geld loswerden will, soll er doch lieber 
dein Gehalt saftig erhöhen anstatt eine externe Bande fürs Luftpumpen zu 
entlohnen.

von Jan H. (j_hansen)


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Warum bezeichnest du das Projekt eigentlich als Death March? Hört sich 
für mich an als hättet ihr noch gar nicht richtig losgelegt. Warte mal 
was da noch kommt!

von gesichtdergrimmigengottheit (Gast)


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Andreas S. schrieb:
> Und warum sollen dann die gefällten Entscheidungen "doof" sein? Nur weil
> sie nicht Deinen technischen Wünschen entsprechen?
Nein, nicht wg. "technischen Wünschen"! Du verstehst wohl nicht welche 
Konsequenzen so eine politische Entscheidung hat, die wohl halbbesoffen 
am Golfplatz getroffen wurde. Aber hinsichtlich Time to market, 
Lieferfähigkeit, Marktdynamik, Strategie, Betrieb, Kernsystem scheinst 
du auch noch nichts gehört zu haben!
Naja, sieht man an deiner Webseite: "Neuigkeiten von 2011".
 Es gibt schon Gründe,
> warum Du nur der kleine Techniker bist und jemand anderes der
> Entscheider.
Ja,  Grund ist das Peter Prinzip und gewisse Seilschaften und die eigene 
Unfähigkeit nicht erkennen.  Die Entscheider sind meist Politiker und 
haben von Technik,  Strategie,  Markt wenig Ahnung.
Dafür sehr gut in den A.. kriechen, Politik und vielleicht 
Kommunikation.
Derjenige ist offenbar besser in der Lage, das Gesamtpaket
> aus technischen, kommerziellen, firmenpolitischen und anderen Punkten
> abzuwägen. Die Reduktion auf einen einzigen Aspekt wäre hingegen (um bei
> Deiner Ausdrucksweise zu bleiben) "doof".
Der wägt gar nichts ab, sondern macht brav das, was von  einer 
Hierarchiestufe weiter oben befohlen wird.

Wühlhase schrieb:
> Weil das alle politischen Lösungen, die auf Sachprobleme angewandt
> werden, so an sich haben.
Ganz genau,  ist leider so.
Wühlhase schrieb:
> Wenn dein Arbeitgeber unbedingt Geld loswerden will, soll er doch lieber
> dein Gehalt saftig erhöhen anstatt eine externe Bande fürs Luftpumpen zu
> entlohnen.
Ja, absolute Zustimmung. Wird wohl ein Millionengrab.  Oder wie mein 
Prof. sagte: besser solche Projektbudgets an die Caritas spenden.

von gesichtdergrimmigengottheit (Gast)


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Jan H. schrieb:
> Warum bezeichnest du das Projekt eigentlich als Death March? Hört
> sich für mich an als hättet ihr noch gar nicht richtig losgelegt. Warte
> mal was da noch kommt!
Es läuft eigentlich schon 1,5 Jahre bis jetzt wurde nur Zeit 
verschwendet und geplant.  Architektur ist immer noch nicht fertig. 
Bald sollen die ersten Installationen anfangen.  Aber selbst ein Senior 
consultant sagt, dass sie immer wieder Probleme bei ihren Installationen 
der Software haben.

von Nicki (Gast)


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Andreas B. schrieb:
> Beratungsresistentes Management. Soll öfters vorkommen.
> So what? Ist es Deine Firma?

eher "gut beratenes Management", denn oft sind die Entscheidungen, was 
an IT eingeführt wird, Folge von Zuwendungen an den Entscheider. In 
einem mir bekannten Fall bekommt der GF einer Firma Anteile über 
Tantiemen an einer Software, die der IT-Betrieb ihm verkauft hat und nun 
zurückleast. Damit kann der GF einen schönen satten Gewinn an der Firma 
vorbei schleusen, denn die muss ja die um so teurere SW kaufen.

In einem anderen Fall ist der IT-Entscheider der Cousin vom Lieferanten. 
Total gegen die Compliance-Regeln, aber es wusste ja keiner.

Alles Vetternwirtschaft heute.

Und war es nicht so, dass ausgerechnet die Firma, bei der der Partner 
des Gesundheitsministers arbeitet, die ominösen überteuerten Masken 
geliefert hat?

Das weckt echtes Vertrauen, bei denen, die solches Treiben beobachten.

von A. S. (Gast)


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gesichtdergrimmigengottheit schrieb:
> Andreas S. schrieb:
>>  Es gibt schon Gründe,
>> warum Du nur der kleine Techniker bist und jemand anderes der
>> Entscheider.
> Ja,[...]
>> Derjenige ist offenbar besser in der Lage, das Gesamtpaket
>> aus technischen, kommerziellen, firmenpolitischen und anderen Punkten
>> abzuwägen. Die Reduktion auf einen einzigen Aspekt wäre hingegen (um bei
>> Deiner Ausdrucksweise zu bleiben) "doof".
> Der wägt gar nichts ab, sondern macht brav das, was von  einer
> Hierarchiestufe weiter oben befohlen wird.

Das ist genau die beschriebene Sicht des (kleinen) Technikers. Niemand 
entscheidet, wird alles "von oben" befohlen.

Das Gegenteil ist der Fall. Dass dabei viele Fehler gemacht werden, 
geschenkt. Eben weil vieles ungewiss ist. Und sicher gibt es auch 
unfähige Entscheider. Trotzdem ist bei hinreichender Mitarbeiterzahl die 
Chance 1, dass immer einer was zu meckern hat. Beliebige 
Corona-Maßnahmen (lockern/Lockdown) mal als Beispiel.

von Claus W. (Gast)


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- @ Falk B. : Ich selbst bin schwerbehinderter Informatiker, der wie 
Herr Wissenschaftler Drosten den Wehrdienst verweigert hat. Zivildienst: 
Arsch abwischen, wenn man kein Vitamin B hat. Damit kann ich keine 
Fortbildung in der Bundeswehr anbieten ( siehe 
https://soldata.expo-ip.com/media/fair1/it-weiterbildung-fuer-soldaten-JxVIKUuV2OO2eE3.pdf 
). "Akademiker-Arbeitsmarkt" für mich: immer atypische Beschäftigung; 
Schwierigkeiten des AG mit dem Lohnbüro; Massenkündigungen; 
Arbeitsbescheinigung zu meinen Ungunsten die sogar die Arbeitsagentur 
abweist; Edel-Beschäftigte (gewerkschaftlich organisiert) im 
Entleiher-Betrieb schreien sich untereinander an: "Ich gehe dich 
persönlich an, ich geb's dir richtig fett"; AG bearbeitet meinen AV nach 
3 Monaten nochmal nach; SAP-System klemmt und Zugangschipkarte kann für 
mich nicht freigeschaltet werden; Staatskasse eines Bundeslandes zahlt 
zuwenig KV-Beitrag; Vorgesetzter will mich nicht haben und genau dann 
fängt der Techniker Versuche mit stinkigem Kältespray an (verbraucht 10 
Spraydosen in 3 Wochen); Arbeitsvertrag in 2 Versionen - davon eine für 
die Arbeitsagentur um Lohnzuschlag zu ergaunern. Das sind also meine 
soziologischen Studien, die ich wider Willen an den Firmen durchführen 
muss. Das Schema ist, dass sie im Vorstellungsgespräch sehr streng mit 
mir sind aber am Ende des AV das Arbeitszeugnis nicht in der Lage sind 
ohne Rechtschreibfehler zu Papier zu bringen.

- Problem mit Computersicherheit im 1. Beitrag: Die Kriminalität kommt 
meist durch Insider, welche die Hintertüren einbauen.

von Andreas M. (amesser)


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Mach Dir keinen Kopf. Das ist einfach der heutige Zeitgeist. Egal wo man 
hinkommt werden regelmäßig technisch sinnfreie Entscheidungen getroffen, 
nach einiger Zeit wieder revidiert oder die Projekte still und heimlich 
beerdigt. Und dabei ein Haufen Geld verbraten. Wenn die sogenannten 
Entscheider wenigstens mal  den Sachverstand der Mitarbeiter hören 
würden, statt auf Ihre schöngefärbten Prospekte, Vertreter und Ihr 
Halbwissen... Hauptsache die persönlichen Jahresziele werden erfüllt, 
damit die Kasse stimmt für den Moment. Mal in Zukunft einen Blick wagen? 
Wozu - lange bleibt man sowieso nicht in der Position und dann darf sich 
der nächste mit rumschlagen.

Die neuste Masche sind sogenannte "Teamentscheidungen" . Wenns schief 
läuft wills keiner gewesen sein und jeder zeigt auf den anderen wenn 
nach Verantwortung gerufen wird. Das am Ende die relevanten 
Entscheidungen jedoch fast immer von der selben Person im Team getroffen 
bzw. durchgedrückt werden hat derjenige spätestens dann vergessen, wenn 
dem Kunden die Zornesröte ins Gesicht steigt.

Du solltest nur darauf achten frühzeitig zu Erkennen, wenn das Ganze 
komplett den Bach runtergeht und Dir vorher eine neue Stelle suchen, 
sonst konkurrierst Du dann mit deinen Kollegen wenn es so weit ist. Und 
bis dahin hilft einfach viel Gelassenheit. Investiere Deine Energie 
lieber in Hobbies.

von Andreas M. (amesser)


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YussufSeineKusenck schrieb:
> Und glaub mir: Um solche mit Risiko verbundenen Entscheidungen zu
> treffen, braucht man Eier!
>
> Ich denke, dass viele Leute für sowas erst Verständnis aufbauen, wenn
> diese selbst solche Entscheidungen treffen und die Konsequenzen tragen
> müssen.

Achja. Na dann erzähl Doch mal von den Konsequenzen! Ein paar tausend 
Euro weniger im Jahr? Als ob die das bei deren Grundgehalt überhaupt 
merken würden. Die meisten bleiben ja gar nicht solange bis der Karren 
im Dreck steckt. Entweder sind sie vorher schon abgesprungen oder sitzen 
dann wenn es soweit ist in höherer Position und können den rannehmen, 
der den von Ihnen verzapften Mist übernommen hat. Die oberen Chefs 
entscheiden schon lange nichts mehr, dafür gibts genug Führungsebenen 
dazwischen, und die sind auch nur angestellt. Wenn der Kahn untergeht, 
gehts halt zum nächsten. Und genauso muss man das als ausführende Kraft 
auch sehen. Gibt genug freie Stellen.

von Jan H. (j_hansen)


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Claus W. schrieb:
> Ich selbst bin schwerbehinderter Informatiker

Da hast du's bestimmt nicht leicht. Während man Informatiker mit 
körperlichen Behinderungen sehr gut integrieren kann, ist das bei 
schweren psychischen Störungen wie "Querulatorischem Wahn" leider kaum 
möglich.

von YussufSeineKusenck (Gast)


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Andreas M. schrieb:
> Achja. Na dann erzähl Doch mal von den Konsequenzen! Ein paar tausend
> Euro weniger im Jahr? Als ob die das bei deren Grundgehalt überhaupt
> merken würden. Die meisten bleiben ja gar nicht solange bis der Karren
> im Dreck steckt. Entweder sind sie vorher schon abgesprungen oder sitzen
> dann wenn es soweit ist in höherer Position und können den rannehmen,
> der den von Ihnen verzapften Mist übernommen hat. Die oberen Chefs
> entscheiden schon lange nichts mehr, dafür gibts genug Führungsebenen
> dazwischen, und die sind auch nur angestellt. Wenn der Kahn untergeht,
> gehts halt zum nächsten. Und genauso muss man das als ausführende Kraft
> auch sehen. Gibt genug freie Stellen.

Naja, wenn was richtig in die Hose geht, dann kanns schonmal mächtig 
Ärger von oben geben.
Wenn in meiner Klitsche eine Entscheidung getroffen wird, wegen der dem 
CEO ein paar tausend Euro durch die Lappen geht, dann wird es 
wahrscheinlich knallen.
Ironisch irgendwie, die Leute die am meisten haben sind am geizigsten. 
Zumindest meiner Erfahrung nach.

Was du beschreibst ereignet sich wahrscheinlich eher in größeren Läden 
mit zig Hierarchiestufen.

von gesichtdergrimmigengottheit (Gast)


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Andreas S. schrieb:
> Teilweise gab es auch Produktionsausfälle, die dem Unternehmen fast das
> Genick brachen. Aber Hauptsache, der Betriebsrat hat sich, wohlgemerkt
> gegen den Widerstand der eigenen Mitarbeiter, durchgesetzt.
Genau,  solche Produktionsausfälle und schlechte Wartbarkeit oder 
überhaupt dass das System funktioniert bis hin zum Totalausfall und 
baldigem Konkurs sind Folgen solcher Entscheidungen. Die Entscheider 
springen dann schon rechtzeitig vom Kahn einfach in den nächsten Job.

Wühlhase schrieb:
> Weil das alle politischen Lösungen, die auf Sachprobleme angewandt
> werden, so an sich haben.
Ja, ausbaden tuts dann die IT, dann heisst es bei denen funktioniert 
überhaupt nichts.
Nicki schrieb:
> eher "gut beratenes Management", denn oft sind die Entscheidungen, was
> an IT eingeführt wird, Folge von Zuwendungen an den Entscheider.
Ganz genau,  Zuwendungen und
Nicki schrieb:
> Alles Vetternwirtschaft heute.
Seilschaften.  Nichts mehr oder weniger.

Der IT Chef eines Kollegen auch in einem Konzern  stellt z. B. bevorzugt 
seine Kumpels als Teamleiter ein, mit denen er schon früher zusammen 
arbeitete.
Völlig inkompetente Vögel, Schleimer und dies führt allgemein zu 0 
Kritik oder Hinterfragen der Führungsmethoden. Quasi alle Mitarbeiter 
sind dort gleichgeschaltet Stasi / SED Methoden. Wenn einer eine andere 
Meinung hat, als der IT Chef oder seine Kumpels  fliegt derjenige raus.
Andreas M. schrieb:
> Mach Dir keinen Kopf. Das ist einfach der heutige Zeitgeist.
Andreas M. schrieb:
> Die neuste Masche sind sogenannte "Teamentscheidungen" . Wenns schief
> läuft wills keiner gewesen sein
Genau
Andreas M. schrieb:
> Du solltest nur darauf achten frühzeitig zu Erkennen, wenn das Ganze
> komplett den Bach runtergeht und Dir vorher eine neue Stelle suchen
Danke ja das werde ich auch tun.
Andreas M. schrieb:
> Die oberen Chefs entscheiden schon lange nichts mehr, dafür gibts genug
> Führungsebenen dazwischen, und die sind auch nur angestellt. Wenn der
> Kahn untergeht, gehts halt zum nächsten.
Ja ganz genau.  Leider ! Warum ist das so. Täglich wird auf LinkedIn 
geprägt von Coach, Leadership,  agile Methoden in Wirklichkeit ist das 
alles heisse Luft.
YussufSeineKusenck schrieb:
> ereignet sich wahrscheinlich eher in größeren Läden mit zig
> Hierarchiestufen.
Ja .. genau in so einem Laden arbeite ich.

von Andreas M. (amesser)


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YussufSeineKusenck schrieb:
> Wenn in meiner Klitsche eine Entscheidung getroffen wird, wegen der dem
> CEO ein paar tausend Euro durch die Lappen geht, dann wird es
> wahrscheinlich knallen.

Ab einer gewissen Firmengröße interessieren solche Beträge niemanden 
mehr. Wir haben regelmäßig Fremdgeräte bei uns (z.B. für Tests oder 
Messeaufbauten) die einfach hier stehenbleiben und nicht mehr 
zurückgeholt werden. Fragen zum zurücksenden werden teilweise nicht mal 
mehr beantwortet. Und es geht hier um Größenordnungen von 20-40k / 
Gerät. Solche Kosten werden bei diesen Firmen einfach auf die Projekte 
gebucht und wenn die erst mal abgerechnet sind interessiert das keinen 
mehr. Ist bei uns nicht anders, was da an Geld in Evaluierungshardware 
verbraten wird...

Edit: Wir haben übrigens gerade mal eine niedrigen dreistelligen 
Mitarbeiterzahl, in unserer Branche gehören wir eher zu den Kleinen.

: Bearbeitet durch User
von Falk B. (falk)


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gesichtdergrimmigengottheit schrieb:
> Der jetzige Lieferant würde sogar eine Nachfolgelösung anbieten,  die
> war in der Ausschreibung leider etwas teurer als der neue Anbieter,  mit
> dem man dummerweise den Vertrag abgeschlossen hat. Und der ist jetzt 3x
> so teuer!
> Ja anscheinend kommt es wirklich nur auf den Preis an und ja da sind nur
> mehr Anwälte dran am Verhandeln.

Wer billig kauft, kauf doppelt (und dreifach).
Erst recht bei IT, Bauvorhaben etc. Alles, was deutlich größer als ein 4 
Wochen Einmannprojekt ist.

von Nator (Gast)


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Falk B. schrieb:
> Wer billig kauft, kauf doppelt (und dreifach).
> Erst recht bei IT, Bauvorhaben etc. Alles, was deutlich größer als ein 4
> Wochen Einmannprojekt ist.

Wer billig kauft, kauft doppelt oder dreifach.
Also werden doppelt und dreifach Steuern gezahlt und das BIP gesteigert.
Also ist die billige Lösung für ein starkes Deutschland und somit gut 
für uns!
TO hat sehr soziale Chefs!

von wendelsberg (Gast)


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Andreas M. schrieb:
> Mach Dir keinen Kopf. Das ist einfach der heutige Zeitgeist.

+1.
LMAA-Stimmung lernen und durchhalten.

wendelsberg

von udok (Gast)


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Als Techniker hat man da doch gar keinen richtigen Einblick,
da sieht man doch nur unwichtige Details...

Der Rest fällt unter Verschwörungstheorie.

Und wie blöd muss man sein, sowas in einem öffentlichen Forum zu 
diskutieren,
wo man keine Namen nennen kann?
Schon in der Kaffeepause ist sowas heikel, aber da kann man wenigstens 
konkrete Problem ansprechen, aber hier?

Dazu Schlagwörter wie "gesichtdergrimmigengottheit" und "Deathmarch"..

Ich würde den Typen sofort kündigen... zum Glück habe ich nix zu sagen 
:-)

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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gesichtdergrimmigengottheit schrieb:
> Nein, nicht wg. "technischen Wünschen"! Du verstehst wohl nicht welche
> Konsequenzen so eine politische Entscheidung hat, die wohl halbbesoffen
> am Golfplatz getroffen wurde. Aber hinsichtlich Time to market,
> Lieferfähigkeit, Marktdynamik, Strategie, Betrieb, Kernsystem scheinst
> du auch noch nichts gehört zu haben!

Doch, das verstehe ich sehr wohl. Wieso gehst Du denn überhaupt davon 
aus, dass die erfolgreiche Einführung des neuen Systems überhaupt das 
gewünschte Ziel ist? Oft stecken hinter vermeintlich dummen 
Entscheidungen ganz andere Ziele, bei denen ein großer Schaden sogar 
gewünscht ist oder in Kauf genommen wird. Ich habe schon mehrere solche 
Fälle erlebt; im extremsten Fall wurden nicht nur Menschenleben 
gefährdet, sondern gezielt deren Tod in Kauf genommen, um bei einem sehr 
großen Projekt ein anderes Unternehmen diskreditieren zu können, so dass 
sich bei Folgeprojekten die eigene Verhandlungsposition verbessert. In 
einem anderen Projekt ging es darum, dass der Stellvertreter seinen 
Chef, der kurz zuvor zum konzerninternen "Produktmanager des Jahres" 
gekührt wurde, eiskalt sabotierte, um dessen Position übernehmen zu 
können.

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass in hier diskutierten Projekt 
beabsichtigt wird, die eigene IT-Abteilung schlecht aussehen zu lassen, 
egal wie die IT-Fachleute vor der ausgewählten Software gewarnt haben. 
Wenn das Projekt den Bach hinunter gegangen ist, wird der zuständige 
Vorstand endlich mal Führungsstärke zeigen und den unschuldigen 
IT-Leiter hochkant hinauswerfen. Und damit kann er dann das schon seit 
langem hinter vorgehaltener Hand geplante Outsourcing an irgendeinen 
windigen IT-Dienstleister durchsetzen. So profitiert auch gleich sein 
Schwager davon, der bei den IT-Dienstleister in der Geschäftsführung 
sitzt. Und der Vorstand wechselt dann auch zu dem IT-Dienstleistung und 
erfüllt damit die Einstellungsvoraussetzung, nämlich einen wichtigen 
Kunden mitzubringen.

> Naja, sieht man an deiner Webseite: "Neuigkeiten von 2011".

Eigentlich könnte ich die Webseiten sogar abschalten, denn unser 
Geschäft basiert fast vollständig auf Empfehlungen.

>  Es gibt schon Gründe,
>> warum Du nur der kleine Techniker bist und jemand anderes der
>> Entscheider.
> Ja,  Grund ist das Peter Prinzip und gewisse Seilschaften und die eigene
> Unfähigkeit nicht erkennen.  Die Entscheider sind meist Politiker und
> haben von Technik,  Strategie,  Markt wenig Ahnung.

Exakt. Um so einfacher fallen dann auch Entscheidungen in fachfremden 
Bereichen.

> Dafür sehr gut in den A.. kriechen, Politik und vielleicht
> Kommunikation.

Genau finden heute die Machtspielchen statt. Das Kerngeschäft 
interessiert nicht mehr, aber Hauptsache die Krawatte sitzt, die Pomade 
tropft aus der Frisur und die Protzkarre ist frisch poliert.

> Derjenige ist offenbar besser in der Lage, das Gesamtpaket
>> aus technischen, kommerziellen, firmenpolitischen und anderen Punkten
>> abzuwägen. Die Reduktion auf einen einzigen Aspekt wäre hingegen (um bei
>> Deiner Ausdrucksweise zu bleiben) "doof".
> Der wägt gar nichts ab, sondern macht brav das, was von  einer
> Hierarchiestufe weiter oben befohlen wird.

Exakt. Derjenige macht aus seiner Position genau das, was jeder andere 
(erfolgreiche Mitarbeiter) in solchen Konzernstrukturen auch macht: 
seine eigene Position sichern und sich rücksichtslos die eigenen Taschen 
vollstopfen. So etwas ist doch nicht blöd, sondern eben ausgesprochen 
gerissen. Dass dabei ggf. das ganze Unternehmen in den Abgrund gerissen 
wird, nimmt man eben schulterzuckend zur Kenntnis. Ggf. schließt man 
vorher noch entsprechende Wetten auf fallende Aktienkurse ab und 
verdient damit gleich doppelt und dreifach. Und falls einem das 
nachgewiesen werden kann, zahlt man eben eine kleine "anonyme" 
Parteispende, und der Innenminister pfeift den ermittelnden Staatsanwalt 
gleich wieder zurück. Sache geklärt.

von Wühlhase (Gast)


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Das sind zwar, zugegeben, alles Dinge die kein normaler AN, der nix 
Böses will und nur ordentliche Arbeitsergebnisse abliefern will, sieht.

Aber ich sehe keinen Grund, sich als AN nicht laut zu beschweren und 
über diese Entscheidungen zu schimpfen. Wahrscheinlich findet das 
Management das in solchen Fällen sogar noch gut, weil es die verkappten 
destruktiven Ziele am Ende gar unterstützt.
Man kann es natürlich auch lassen, wobei ich mir lieber eine andere 
Firma suchen würde.

von gesichtdergrimmigengottheit (Gast)


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Falk B. schrieb:
> Wer billig kauft, kauf doppelt (und dreifach).
Ganz genau!
wendelsberg schrieb:
> +1.
> LMAA-Stimmung lernen und durchhalten.
Korrekt.
udok schrieb:
> Und wie blöd muss man sein, sowas in einem öffentlichen Forum zu
> diskutieren,
> wo man keine Namen nennen kann?
Wieso? Eben, es wurden ja keine Namen genannt und die Geschichte ist 
anonymisiert.
> Schon in der Kaffeepause ist sowas heikel, aber da kann man wenigstens
> konkrete Problem ansprechen, aber hier?
Warum nicht?
> Dazu Schlagwörter wie "gesichtdergrimmigengottheit" und "Deathmarch"..
> Ich würde den Typen sofort kündigen... zum
> Glück habe ich nix zu sagen
Ja das hat schon seinen Grund warum du nix zum sagen hast. Wenn dich 
schon Schlagwörter stören..

Andreas S. schrieb:
> Wieso gehst Du denn überhaupt davon aus, dass die erfolgreiche
> Einführung des neuen Systems überhaupt das gewünschte Ziel ist? Oft
> stecken hinter vermeintlich dummen Entscheidungen ganz andere Ziele, bei
> denen ein großer Schaden sogar gewünscht ist oder in Kauf genommen wird.
Stimmt schon..  genau.. aber eigentlich irre, wenn da wirklich sogar so 
ein Schaden in Kauf genommen wird. Das wäre ja nicht rational bzw. im 
Sinne des Unternehmens.  Da müssten ja die Alarmglocken beim 
Aufsichtsrat läuten?!

Andreas S. schrieb:
> Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass in hier diskutierten Projekt
> beabsichtigt wird, die eigene IT-Abteilung schlecht aussehen zu lassen,
> egal wie die IT-Fachleute vor der ausgewählten Software gewarnt haben.
Könnte durchaus sein,  aber auch das wäre wahnsinnig.  Warum so einen 
Aufwand treiben um die IT Abteilung schlecht aussehen zu lassen? Da 
profitiert ja die eigene Firma auch nicht davon.
> Wenn das Projekt den Bach hinunter gegangen ist, wird der zuständige
> Vorstand endlich mal Führungsstärke zeigen und den unschuldigen
> IT-Leiter hochkant hinauswerfen. Und damit kann er dann das schon seit
> langem hinter vorgehaltener Hand geplante Outsourcing an irgendeinen
> windigen IT-Dienstleister durchsetzen.
Könnte vielleicht tatsächlich so sein.
Aber auch da: gibt es nicht viel billigere und einfachere Möglichkeiten 
einen IT Leiter loszuwerden?

Andreas S. schrieb:
> Eigentlich könnte ich die Webseiten sogar abschalten, denn unser
> Geschäft basiert fast vollständig auf Empfehlungen.
Glaub ich dir, dann würde ich es zumindest kürzen / bereinigen, auf eine 
moderne Website mit kurzem Profil, Geschichte und ein paar Fakten zur 
Firma .
Andreas S. schrieb:
> Das Kerngeschäft interessiert nicht mehr, aber Hauptsache die Krawatte
> sitzt, die Pomade tropft aus der Frisur und die Protzkarre ist frisch
> poliert.
Ja.. aber wie kann so ein Unternehmen dann noch wirtschaftlich 
überleben?!
Andreas S. schrieb:
> So etwas ist doch nicht blöd, sondern eben ausgesprochen gerissen. Dass
> dabei ggf. das ganze Unternehmen in den Abgrund gerissen wird, nimmt man
> eben schulterzuckend zur Kenntnis.
Ja solche Parasiten an Manager gibt es einige.  Und die werden nachher 
nicht mal zur Rechenschaft gezogen. Derweil hört man immer von so 
grosser Verantwortung und Leadership im Management.
Andreas S. schrieb:
> zahlt man eben eine kleine "anonyme" Parteispende, und der Innenminister
> pfeift den ermittelnden Staatsanwalt gleich wieder zurück. Sache
> geklärt.
Irre ja, klingt aber sehr plausibel.

von gesichtdergrimmigengottheit (Gast)


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Wühlhase schrieb:
> Wahrscheinlich findet das Management das in solchen Fällen sogar noch
> gut, weil es die verkappten destruktiven Ziele am Ende gar unterstützt.
Interessant.  Inwiefern kann das unterstützen?

von DoS (Gast)


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gesichtdergrimmigengottheit schrieb:
> Wie kann es sein, dass sich ein  Unternehmen für so eine Lösung
> entscheidet?!

Die Entscheider sind Menschen, deshalb passiert das.
Ich habe vor vielen Jahrzehnten folgendes "Requirement" gehabt: 
Beliebiger Datenaustausch zwischen beliebigen Warenwirtschaftssystemen. 
(zu DOS-Zeiten, noch vor xtml geschweige denn Json). Jedes System war 
eine Insellösung, Datentausch hieß damals Datenfernübertragung DFÜ.

Zwei Fimen bewarben sich, die eine realistisch und sagte, was geht, was 
nicht geht und wo die Schwierigkeiten liegen.
Die andere Firma stellte sich dem Vorstand mit dem Satz "Alles ist 
möglich" vor.
Rate einmal, wer den Zuschlag bekam. Was die zweite Firma verschwieg, 
war, ist dass Alles  möglich ist, wenn man unendlich viel Geld und Zeit 
investiert. Aber das hat der Kunde ja selbst gemerkt, nachdem man den 
Vertrag unterschrieben hatte.

von DoS (Gast)


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XML, nicht xtml :-)))))

von Jan H. (j_hansen)


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DoS schrieb:
> Alles ist möglich" vor.
> Rate einmal, wer den Zuschlag bekam. Was die zweite Firma verschwieg,
> war, ist dass Alles  möglich ist, wenn man unendlich viel Geld und Zeit
> investiert. Aber das hat der Kunde ja selbst gemerkt, nachdem man den
> Vertrag unterschrieben hatte.

Naja, als Manager sollte man das schon vorher wissen.

Erinnert mich aber an den naiven Versuch eines Kunden, den potentiellen 
Lieferanten eine Liste an Anforderungen zukommen zu lassen und diese 
sollten bewerten wie gut ihre Lösung diese erfüllt. Jeder Lieferant 
meldete die volle Punktzahl zurück. Also wertlos, aber der Ehrliche wäre 
gleich draußen gewesen.

von Wühlhase (Gast)


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gesichtdergrimmigengottheit schrieb:
> Wühlhase schrieb:
>> Wahrscheinlich findet das Management das in solchen Fällen sogar noch
>> gut, weil es die verkappten destruktiven Ziele am Ende gar unterstützt.
> Interessant.  Inwiefern kann das unterstützen?

Na, nimm doch mal das Szenario von Andreas: Jemand will euren IT-Leiter 
rauswerfen lassen und bastelt dazu an einer Katastrophe, damit sie auf 
das Konto des Rauszuwerfenden geht.

Da ist jeder, der laut über das Mißmanagement rumkotzt, Gewinn und 
Gehilfe.
Selbst wenn die richtigen Leute wissen daß er das nicht zu verantworten 
hat - es reicht, wenn die Firmenöffentlichkeit ihn für den Schuldigen 
hält, wenn er entsprechend präsentiert wurde. Dann noch ein paar 
Gerüchte gestreut, und dann zählt die Meinung von den ca. 10% 
Vernünftigen unter den Menschen einfach nicht mehr.

von gesichtdergrimmigengottheit (Gast)


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Jan H. schrieb:
> Erinnert mich aber an den naiven Versuch eines Kunden, den potentiellen
> Lieferanten eine Liste an Anforderungen zukommen zu lassen und diese
> sollten bewerten wie gut ihre Lösung diese erfüllt. Jeder Lieferant
> meldete die volle Punktzahl zurück.
Ja so in etwa lief es in der Ausschreibung auch.

Wühlhase schrieb:
> Na, nimm doch mal das Szenario von Andreas: Jemand will euren IT-Leiter
> rauswerfen lassen und bastelt dazu an einer Katastrophe, damit sie auf
> das Konto des Rauszuwerfenden geht.
Interessant.  Aber warum soviel Aufwand deswegen und dann auch noch 
wirtschaftlichen Verlust für das Unternehmen verursachen?

Was ich meine: da gibt's ja von ganz oben, GL etc.  viel einfachere und 
günstigere Möglichkeiten, einen IT Leiter loszuwerden,  oder doch nicht?

Wühlhase schrieb:
> Selbst wenn die richtigen Leute wissen daß er das nicht zu verantworten
> hat
Klar weiss ich das der nicht schuld daran hat, das klingt ja fast  nach 
einer Verschwörung, die ev. politische Gründe hat oder vom ganz oberen 
Mgmt. initiert wurde, ... aber nur um den IT Leiter loszuwerden?
Ev. auch diesen Systemlieferanten, mit dem bestehen bereits grössere 
Verträge viell. will man den auch gleich elegant loswerden um 2 Fliegen 
mit ner Klappe zu schlagen.  Und dann auch noch Kosten sparen und zum 
Schluss die ganze IT outsourcen (auch da hatte ich Gerüchte gehört). Das 
wäre etwas im größeren Rahmen, ja soetwas könnte ev.  theoretisch ein 
Plan sein. Aber das wär fies, da gibt's dann sicher ein Aufschrei und 
viel Proteste, und viele Kunden würden abwandern.
Der Konzern würde sich ja ins eigene Fleisch schneiden?!

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Was genau dahintersteckt, wissen wir natürlich auch nicht. Ich habe nur 
einige(!) mögliche Szenarien dargestellt, aber es gibt natürlich noch 
Unmengen anderer. Letztendlich geht es aber darum, dass sich in 
typischen Unternehmen außer ein paar "Nerds" in technischen Bereichen 
wirklich niemand für die technische Realisierung irgendwelche (auch 
unternehmenskritischer) Applikationen interessiert. Technik wird von den 
meisten Menschen als bedrohlich angesehen, und wenn ein technisches 
System nicht eingeführt werden kann, freuen sie sich insgeheim.

"Der Konzern" hat keinen eigenen Willen.

: Bearbeitet durch User
von gesichtdergrimmigengottheit (Gast)


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Andreas S. schrieb:
> Was genau dahintersteckt, wissen wir natürlich auch nicht. Ich habe nur
> einige(!) mögliche Szenarien dargestellt, aber es gibt natürlich noch
> Unmengen anderer.
Das glaube ich. Ja .. die Szenarien klingen interessant. Genau.. mein 
Ziel war ev. auch ein Brainstorming dieser Unmengen an möglichen 
Szenarien zu provozieren. Vor allem da ich etwas besser die 
"Unternehmenspolitik" und Intrigen verstehen und lernen möchte, was in 
solchen Szenarien, Verschwörungen, Intrigen, Politik etc. vor sich 
geht.. so etwas lernt man auf der Uni leider anscheinend nicht..

Andreas S. schrieb:
> Letztendlich geht es aber darum, dass sich in
> typischen Unternehmen außer ein paar "Nerds" in technischen Bereichen
> wirklich niemand für die technische Realisierung irgendwelche (auch
> unternehmenskritischer) Applikationen interessiert. Technik wird von den
> meisten Menschen als bedrohlich angesehen, und wenn ein technisches
> System nicht eingeführt werden kann, freuen sie sich insgeheim.
Das ist schade. Das ist eben genau das Problem, was solchen 
technikfeindlichen Konzernen in naher Zukunft in den  Untergang führt 
und sie somit restlos auslöscht. Ich verstehe nicht, warum wenn das 
wirklich wahr ist, von sovielen Menschen die Technik als bedrohlich 
angesehen wird?
Und interessant, dass man nicht mal bei unternehmenskritischen 
Applikationen mal wenigstens zum Nachdenken anfängt. Aber wie ich die 
bürokratischen Konzerne so kenne, kann das ggf. schon zutreffen.
 Wieder ein Punkt wo die US IT Giganten GAFAM gnadenlos zuschlagen 
werden und sich über die Dummheit dieser Oldschool Konzerne freuen 
werden.

von Wühlhase (Gast)


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Erinnerst du dich noch an die - ziemlich große - 
Containerschiffreederei, die vor ein paar Jahren einen vollständigen 
Absturz ihrer IT-Systeme hatte? Und voll beladene Containerschiffe 
deshalb nicht einlaufen und entladen werden konnten?

Da haben sich bei der Aufarbeitung viele Experten die Haare gerauft, wie 
man ein solches System so blöde aufziehen kann. Unsichere Anwendungen 
mit Godmode-Berechtigungen auch in Bereichen, die sie überhaupt nicht 
brauchen und sowas alles.

Kann einem egal sein, kann man schlecht finden, oder man kann sich auch 
eine sicherere Firma suchen.

von wendelsberg (Gast)


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gesichtdergrimmigengottheit schrieb:
> Das ist schade. Das ist eben genau das Problem, was solchen
> technikfeindlichen Konzernen in naher Zukunft in den  Untergang führt
> und sie somit restlos auslöscht. Ich verstehe nicht, warum wenn das
> wirklich wahr ist, von sovielen Menschen die Technik als bedrohlich
> angesehen wird?

Ganz einfach. Schlechte Erfahrungen. Mit jeder neuen 
Superduperallesperfektloesung wurde vorher schon Schlechtes noch 
schlechter gemacht.

wendelsberg

von Matumba (Gast)


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Ein Hauptproblem von solchen Projekten ist finde ich immer eine 
schlechte Aufgabendefinition.

Beispiel BOX Einführung in unserer Firma.

"Box soll das bestehende Dokumentenverwaltungssystem ersetzen"

Arbeitsablauf jetzt:
Vorlage herunterladen
Auf interner Webseite Dokumenten Typ auswählen Titel und Nummer ziehen, 
Ersteller Namen eingeben
Nummer, Titel und Ersteller in Dokument eintragen
Dokument ausfüllen

Wenn jetzt das Dokument unterschrieben werden soll:
Interne Webseite öffnen
Neuen Task starten,
Dokumentennummer, Titel und Revision eingeben
Task speichern und schließen
Dokument öffnen
Tasknummer in Dokument eingeben
(Revision eintragen)
Dokument speichern
Ordner mit Tasknummererstellen und Dokument in Dokumentenverwaltung 
hochladen.
Rechtsklick auf Dokument => Link senden an
Link aus E Mail kopieren
Link in Unterschriften Task einfügen
Ersteller eingeben
Unterschriften Task abschließen
Fertig

Im neuen System wird eben in BOX hochgeladen.

Meiner Meinung nach sollte die Aufgabe lauten:
"Erstelle optimierte Arbeitsabläufe und setze sie mit BOX um"

Zb:
Gehe auf interne Webseite
Wähle Dokumententyp
Gib Titel ein
Klicke erzeugen #Dokument wird in Box erstellt#
Dokument ausfüllen
Speichern

Dokument unterschreiben:
Interne Webseite öffnen
Task erstellen
Rechtsklick auf Dokument in Box
Unterschriften Task auswählen (nur meine Tasks werden vorgeschlagen- 
suche nach tasks anderer ersteller aber möglich)
Task starten #Box aktualisiert Kopf und Fußzeile

Klar ist das mehr Aufwand, aber bei 60k Dokumenten und 5k Unterschriften 
pro Jahr ist das schnell herinnen.

Zudem muss dann niemand mehr die dutzenden Fehler ausbessern die durch 
die händische Mehrfacheingabe passieren.

Um dem noch die Kroneaufzusetzen haben wir noch ein eigenes Zählsystem 
erfunden.

start ist
0.1
0.2
1.0
2.1
2.2
2.0
3.1
3.0

Usw bring das mal externen Personen oder einer Verwaltungssoftware bei.

Sg

von bashooka (Gast)


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Denkt denn niemand an die Kinder äh Endanwender?
Warum geile Technik alleine nicht reicht:

Da fragt einer angepisst Jobs warum er damals Technik XY hat fallen 
lassen,
worum es da konkret geht ist egal aber die Antwort von Jobs ist 
allgemeingültig.
https://www.youtube.com/watch?v=oeqPrUmVz-o

Kurz: Super Technologie zu haben um diese zu vermarkten ist der falsche 
Weg. Man braucht ein Produkt auf das der Endanwender abfährt, was da 
unter der Haube werkelt interessiert niemanden. Wenn mit der Super 
Technologie kein gutes Produkt umsetzbar ist das sich verkaufen lässt 
dann ist die Technologie (für Apple) uninteressant. Die verkaufen 
Produkte für Endanwender, nicht für Technikexperten.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Ich habe auch noch zwei Beispiele für vermeintliche Rückständigkeit, die 
sich aber bei genauerem Hinschauen ganz anders zeigt:

1. Die Bedienung vieler SAP R/3-Module erinnert zunächst an die 
IT-Steinzeit und ist ziemlich inkompatibel zu dem, was ein typischer 
PC-Anwender (auch Entwickler!) heutzutage als sinnvoll erachtet. ABER: 
Solche Module werden üblicherweise von Leuten bedient, die den ganzen 
Tag lang nichts anderes machen als z.B. meterdicke Stapel von 
Lieferscheinen, Rechnungen oder sonstige Papierbelegen zu erfassen. 
Daher haben sie genau verinnerlicht, wann sie wo per Tabulatortaste zum 
nächsten Eingabefeld springen müssen, und schauen bei der Belegerfassung 
gar nicht mehr auf den Bildschirm. Wenn jetzt irgendwelche Hipster mit 
einer tollen Wischgestenbedienung usw. ankommen, kotzt die ganze 
Abteilung, weil damit auch nach Einarbeitung die Produktivität plötzlich 
halbiert oder gedrittelt ist.

Für den Gelegenheitsanwender sind schicke, selbsterklärende GUIs 
natürlich sehr sinnvoll, aber nicht für Hardcorebediener.

2. IKEA verwendet ein ähnliches, selbst zusammengeklöppeltes 
Warenwirtschaftssystem, das auf irgendwelchen Mainframes gehostet wird, 
ebenfalls mit solch einer vermeintlich antiquierten Oberfläche. Es gab 
auch hier vor etlichen Jahren mal einen kleinen Versuch, das zu 
modernisieren, aber auch hier stellte sich heraus, die die 
Bedienphilosophie der Blockterminals genau richtig war. Folglich wurde 
sie beibehalten.

In gewisser Weise stehen diese Beispiele im Gegensatz zu meinem weiter 
oben aufgeführten Beispiel, bei dem erfolglos versucht wurde, eine 
Blockterminalbedienung auf eine hierfür nicht vorbereitete und geeignete 
Windows-Anwendung draufzubasteln. Der Unterschied bestand aber darin, 
dass in diesem Fall eine Oberfläche mit grafischen Darstellungen für 
viele, nicht alle, Geschäftsvorfälle erhebliche Vorteile gehabt hätte.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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gesichtdergrimmigengottheit schrieb:
> Stimmt schon..  genau.. aber eigentlich irre, wenn da wirklich sogar so
> ein Schaden in Kauf genommen wird. Das wäre ja nicht rational bzw. im
> Sinne des Unternehmens.

Bei vielen Großunternehmen bzw. Konzernen sind der Vorstand und 
Aufsichtsrat doch überhaupt nicht am Unternehmen beteiligt. Auch die 
Familien der ursprünglichen Unternehmensgründer sind gar nicht mehr in 
das operative Geschäft involviert oder untereinander so zerstritten, 
dass es hierdurch zum Machtvakuum kommt. Und dann werden eben 
vermeintlich neutrale Dritte, die überhaupt keinen Bezug zum Unternehmen 
haben, auf die Entscheiderposten gesetzt. Und wenn sie dann merken, dass 
der Laden den Bach abkackt, wird mit dem eigenem Geld dann eben auf 
fallende Aktienkurse gewettet.

Teilweise hat ja auch der Vorstand direkt die Aufgabe, hervorragende 
Unternehmen zu zerstören. Vor ein paar Jährchen war ja Nokia der große 
Platzhirsch bei Mobiltelefonen. Und dann gab es den unsäglichen Stephen 
Elop, der von Microsoft geschmiert zunächst die Umstellung der 
Symbian-Plattform auf das völlig schrottige Windows Mobile durchdrückte 
und bis zum bitteren Ende Nokias beibehielt. Anschließend kehrte er zu 
Microsoft zurück und wurde dort gefeiert, weil er im Alleingang die 
Symbian-Plattform quasi komplett vom Markt entfernt hatt4e.

> Da müssten ja die Alarmglocken beim Aufsichtsrat läuten?!

Als vor einigen Jahren irgendein großer Skandal aufgedeckt wurde, den 
der Aufsichtsrat eines Großunternehmens hätte bemerken müssen, sagte der 
Vorsitzende: "Ich bin in über zwanzig Unternehmen im Aufsichtsrat und 
Vorstand! Da kann ich mich doch nicht um jedes einzelne kümmern."

Wir sehen es doch gerade bei den ganz großen Organisationen, dass die 
Aufsichtsratposten nicht nach fachlicher Eignung, sondern nur über 
Seilschaften und Parteibücher vergeben werden.

Und Du glaubst wirklich, dass sich solch ein Aufsichtsratmitglied für 
die technischen Details irgendeiner Software interessiert, die in dem 
Unternehmen eingeführt werden soll? Er trifft sich höchstens auf dem 
Golfplatz mit dem Vorstand des liefernden Unternehmen und plaudert dort 
über das Wetter und ein paar "Zuwendungen".

von Wühlhase (Gast)


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Andreas S. schrieb:
> Für den Gelegenheitsanwender sind schicke, selbsterklärende GUIs
> natürlich sehr sinnvoll, aber nicht für Hardcorebediener.

Das muß sich aber beides nicht ausschließen.
Gute Benutzeroberflächen sind sowohl intuitiv als auch gut und schnell 
bedienbar.
Zeiten als Double vollständig mit 12 Nachkommastellen eingeben zu müssen 
(SAP) ist einfach vergurkt, ganz egal wie sehr ein paar Tippsen auf 
diesen Müll trainiert sind.

Oder Teamcenter (wird bei einem großen deutschen 
Antriebsmaschinenkonzern eingesetzt): Wenn du da ein Worddokument 
hochlädst, dann macht das Teamcenter automatisch eine PDF-Kopie davon. 
Aber wehe, man vergißt die alte PDF-Kopie zu löschen wenn man das 
Dokument aktualisiert - u.a. muß man sich dabei Dokumentennummern mit, 
ich weiß nicht mehr, 10 Stellen oder so, merken - dann muß man den 
ganzen Hochladeprozeß von vorn beginnen.
Die Firma, die Teamcenter verkauft, wird am Wartungsvertrag und dem 
Helpdesk sicher fürstlich verdienen, aber eigentlich dürfte es für so 
eine Scheißsoftware weder einen Markt geben, noch dürfte sie für die 
Luftfahrtbranche überhaupt zertifizierbar sein.

Ich sage ausdrücklich nicht, daß neu auch besser ist, auch mit neuen 
GUI-Frameworks läßt sich leicht grauenhafter Müll produzieren. Eine gute 
GUI zu bauen ist eine Kunst für sich, da braucht es Leute die das 
können. Da muß man nicht nur den technischen Kram sowie zusätzlich die 
Domäne besonders gut verstehen, sondern tatsächlich auch das Sozialzeug, 
wie tickt der Benutzer, was wissen die, was erwarten die, welche 
Aufgaben erledigen die besonders oft und wie geht das am 
komfortabelsten, usw. Und dann gehören da auch mal ein paar Testläufe 
dazu.

Das funktioniert aber nicht mit der 
Hammer-Nagel-Blinder-Bediener-Methode, wo ein paar Softwareheinis ein 
Problem nicht nur branchen- sondern am besten industrieübergreifend 
lösen wollen, vor dem sie selber noch nie standen.

von A. S. (Gast)


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Matumba schrieb:
> Ein Hauptproblem von solchen Projekten ist finde ich immer eine
> schlechte Aufgabendefinition.

Das ist zwar richtig, aber kaum verhinderbar.

Außer bei komplexen, genau definierten Operationen, wirst Du kein System 
irgendwie spezifizieren können ohne das es vom Aufwand her einer 
Realisierung gleich kommt oder die Spezifikation iterativ angepasst 
wird.

Du kannst von einem Dienstleister eine sinus-Funktion bestellen, mit 
einer Seite Spezifikation. Weil sinus mathematisch relativ genau 
definiert ist, eine Realisierung relativ komplex und ein 
(stichpunktartiger) Test relativ einfach.

Du kannst auch Glück haben: Mit 100 Seiten Spec ein System, wo 100.000 
Leute mit arbeiten und was auf Anhieb zur Zufriedenheit aller 
funktioniert. Doch kannst Du sicher sein, dass der nächste Anbieter mit 
der gleichen Spec eine totale Katastrophe, wenn auch Spec-konform, 
liefert.

von Egon D. (Gast)


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Matumba schrieb:

> Ein Hauptproblem von solchen Projekten ist finde
> ich immer eine schlechte Aufgabendefinition.

Erarbeitung und Präzisierung der Zieldefinition ist
Bestandteil des Entwicklungsprojektes. Das weiss nur
niemand -- oder es will niemand hören...


Wie sagte hier jemand so treffend?

"Der erste je gemachte Fehler besteht in einer falschen
Annahme."

von Egon D. (Gast)


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A. S. schrieb:

> Außer bei komplexen, genau definierten Operationen,
> wirst Du kein System irgendwie spezifizieren können
> ohne das es vom Aufwand her einer Realisierung gleich
> kommt oder die Spezifikation iterativ angepasst wird.

Merkwürdigerweise wird auch sprachlich nicht zwischen
dem Finden innovativer Lösungen und dem Ausarbeiten
bewährter Lösungsprinzipen nach den anerkannten Regeln
der Technik unterschieden -- beides heisst "entwickeln".

von Reinhard S. (rezz)


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Andreas S. schrieb:
> Und dann gab es den unsäglichen Stephen
> Elop, der von Microsoft geschmiert zunächst die Umstellung der
> Symbian-Plattform auf das völlig schrottige Windows Mobile durchdrückte
> und bis zum bitteren Ende Nokias beibehielt.

Ich vermisse mein Lumia 735. Schöne Größe, tolle Oberfläche, leichte 
Bedienung. Da war Symbian schrottiger. Und man konnte Apps besser 
(optisch) individualisieren als unter Android.

: Bearbeitet durch User
von Dipl.-Ing. (Gast)


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YussufSeineKusenck schrieb:
> Und glaub mir: Um solche mit Risiko verbundenen Entscheidungen zu
> treffen, braucht man Eier!
> Ich denke, dass viele Leute für sowas erst Verständnis aufbauen, wenn
> diese selbst solche Entscheidungen treffen und die Konsequenzen tragen
> müssen.

Dummes Gelaber! Habe genug Pfeifen als Entscheidungsträger erlebt. Die 
brauchen nur zwei Dinge:
1. Die Position
2. Unverfrorenheit

Um Scheiße zu verzapfen und sich parallel nach was besserem umzusehen 
reicht das völlig aus. Eier würden solche Schaben nur dabei behindern 
durch den nächsten Türschlitz zu kriechen.

von MaWin (Gast)


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gesichtdergrimmigengottheit schrieb:
> Wie kann es sein, dass sich ein  Unternehmen für so eine Lösung
> entscheidet

Die Erfahrung, dass andere Softwarebuden auch nicht besser sind, nur 
anders schlecht ?

Nicht-funktionierender Schrott ist seit Microsoft doch kundentauglich 
und seit Scrum Stand der Technik.

von gesichtdergrimmigengottheit (Gast)


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MaWin schrieb:
> Die Erfahrung, dass andere Softwarebuden auch nicht besser sind, nur
> anders schlecht ?
Jede Softwarebude ist anders aber nicht zwingend schlecht.
Gibt viele Beispiele wo Qualität, Automatisierung (CI/CD) nicht nur ein 
Schlagwort sind.

> Nicht-funktionierender Schrott ist seit Microsoft doch kundentauglich
> und seit Scrum Stand der Technik.

Die Methode ist nicht zwangsläufig ein Schluss auf die Qualität der 
Software.
Wasserfall kann genauso (wenn nicht noch schlimmer) in die Hose gehen. 
Und damit mein ich richtigen Durchfall.

von MaWin (Gast)


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gesichtdergrimmigengottheit schrieb:
> Wasserfall kann genauso (wenn nicht noch schlimmer) in die Hose gehen.

Bloss dann gibt es das Produkt halt nicht. Entwicklung gescheitert, 
Firma pleite, Leute entlassen, Kunde kauft woanders.

Bei Scrum wird dann noch jahrelang mit einem unfähigen Team 
nachgebessert, und der Kunde für die Versorgung der überforderten Truppe 
gemolken, mit immer neuen Versprechungen in 2 Jahren doch endlich das zu 
bekommen was schon vor 2 Jahren drin sein sollte.

von gesichtdergrimmigengottheit (Gast)


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MaWin schrieb:
> Bloss dann gibt es das Produkt halt nicht. Entwicklung gescheitert,
> Firma pleite, Leute entlassen, Kunde kauft woanders.
Macht Sinn.

> Bei Scrum wird dann noch jahrelang mit einem unfähigen Team
> nachgebessert, und der Kunde für die Versorgung der überforderten Truppe
> gemolken, mit immer neuen Versprechungen in 2 Jahren doch endlich das zu
> bekommen was schon vor 2 Jahren drin sein sollte.
Verstehe, das ist schlecht. Auch in diesem Bsp. (ob agile oder nicht) 
sollte der Kunde hier den Stecker ziehen. Wird er halt aber eben auch 
nicht, da er schon einiges an Geld reingesteckt hat.

Im agilen vs. nicht agilen Paradigma gibt es bekanntlich das 
Kosten-Scope-Schedule Dreieck. Im Wasserfall Kontext ist Scope fixed, 
Kosten & Schedule variabel.
Im Agile Kontext ist wiederum Scope variabel, Kosten & Schedule fixed.

https://www.visual-paradigm.com/servlet/editor-content/scrum/what-is-agile-project-management/sites/7/2018/12/agile-vs-waterfall-quality.png

Das Dilemma hier ist: bei Wasserfall sollte der Scope (Ziel) klar sein. 
Bei Agile kann  sich der Scope verändern, das tut er auch, auch aufgr. 
äusserer Einflüsse, da man heutzutage in der schieren Komplexität schwer 
zu 100% alles abschätzen kann, Markt ändert sich etc. (Stichwort VUCA). 
So ist Agilität eigentlich näher an der Realität, man versucht mit den 
verfügbaren Ressourcen das bestmöglichste (Scope=variabel) zu erreichen.
Das wird natürlich nicht immer erreicht. Während sich während des 
Wasserfall Projekts bereits schon einiges am Scope geändert hat, 
reagiert die agile Methodik darauf. Sie ist besser geeignet um auf 
Komplexität, Chaos etc. zu reagieren.
Wasserfall geht halt davon aus, dass genau das Ziel erreicht werden wird 
und das dies auch in ferner Zukunft nicht ändert.
Klar, ist nicht jede Methode auch für jedes Vorhaben geeignet.
Aber auch NASA etc. wendet sogar agile Methoden an:
https://www.federaltimes.com/it-networks/2019/11/26/how-nasa-upended-internal-processes-to-prepare-for-its-next-lunar-mission/
“Agile is all about small, manageable pieces of work,” Smith said.

Will nicht sagen, dass Agile "besser" ist aber evtl. zeitgemässer um auf 
heutige gewisse Dynamik und Komplexität zu reagieren. Wasserfall ist 
dennoch immer noch wichtig im Projektmanagement und wird es auch 
bleiben:

https://www.plutora.com/blog/waterfall-methodology

Fazit: beides wird gebraucht und ist notwendig

Beitrag #6860383 wurde vom Autor gelöscht.
von MaWin (Gast)


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gesichtdergrimmigengottheit schrieb:
> Im Agile Kontext ist wiederum Scope variabel, Kosten & Schedule fixed.

Auf gut Deutsch:

Es wird voll kassiert und der Scope so lange zusammengestrichen bis nur 
noch 10% vom ursprünglich angedachten Umfang umgesetzt wurden.

Der Elefant kreist und gebiert eine Maus.

Ja, viele IT Projekte laufen genau so.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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MaWin schrieb:
> Es wird voll kassiert und der Scope so lange zusammengestrichen bis nur
> noch 10% vom ursprünglich angedachten Umfang umgesetzt wurden.

Bei so manchem reinen Wasserfallprojekt wird festgestellt, dass es exakt 
der vorgegeneben Spezifikation entspricht. Leider wurden einige 
Fehlannahmen getroffen, da zum Beginn des Projekts eben auch das Wissen 
darüber minimal ist. Das Ergebnis ist formal korrekt, aber nicht oder 
nur mit großen Verrenkungen einsetzbar. Der Aufwand für Korrekturen ist 
wiederum immens, da er sich über alle Ebenen hinzieht.

von Jan H. (j_hansen)


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MaWin schrieb:
> Nicht-funktionierender Schrott ist seit Microsoft doch kundentauglich
> und seit Scrum Stand der Technik.

Nach jedem Sprint muss das Product Increment in einem nutzbaren Zustand 
sein. Wie kann es bei Scrum also zu "nichtfunktionierendem Schrott" 
kommen?
In der Praxis meist dadurch, dass auf das existierende Chaos "Scrum" 
geschrieben und sonst nichts geändert wird. Also nicht Scrum sondern 
"kopflos" die Methode ist.

MaWin schrieb:
> Bei Scrum wird dann noch jahrelang mit einem unfähigen Team
> nachgebessert, und der Kunde für die Versorgung der überforderten Truppe
> gemolken, mit immer neuen Versprechungen in 2 Jahren doch endlich das zu
> bekommen was schon vor 2 Jahren drin sein sollte.

Der Kunde bekommt alle paar Wochen eine testbare Version wo Features 
wirklich "fertig" (Definition of Done) sind. Er hat einen transparenten 
Fortschritt. Wenn er ignoriert, dass nichts fertig wird, und auch keinen 
Projektplan hat, dann wird er halt gemolken werden. Methode egal.

von MaWin (Gast)


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Jan H. schrieb:
> Wie kann es bei Scrum also zu "nichtfunktionierendem Schrott" kommen?

Schau dir halt aktuelle Software an, beginnend mit der Paradeanwendung 
von Scrum, WebFesign.

Es gibt doch quasi keine 'moderne' WebSeite mehr, die einfach 
funktioniert. Druckbar und durchsuchbar sind nur noch die wenigsten. 
Zentrale kritische Funktionen  wie PayPal innerhalb eBay, haken seit 
Jahren, mit Abbruch am kritischsten aller Punkte, nach Eingabe des 
Passworts bis zur Bestätigung.

Aber auch Apps, altmodisch Programme genannt, mögen im Test des Kunden 
bei seinen 3 Ausprobierversuchen erfolgreich gewesen sein, sind aber im 
Praktischen Einsatz ein Quell der überraschenden Dysfunktionalität.

Sogar in modernen Autos versagt die Bananensoftware in kritischen 
Momenten, so blockiert die Servounterstützung der Lenkung wenn das 
Fahrzeug nach einem OTA Update den Versionswechsel durchführt.

Sorry, aber Softwareentwicklung ist seit agilen Methoden einfach nur 
noch kaputt, dazu muss gar keine Boeing 737Max abstürzen.

Meine Digitaluhr, mein Taschenrechner, meine Solarsteuerung, mein Radio, 
sind zwar schon Jahrzehnte alt und vor Scrum entwickelt worden, 
funktionieren aber einfach tagein tagaus. Sie mögen weniger komplex 
sein, aber das zeigt ja nur die Überforderung aktueller Programmierer.

von Jan H. (j_hansen)


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MaWin schrieb:
> Sorry, aber Softwareentwicklung ist seit agilen Methoden einfach nur
> noch kaputt, dazu muss gar keine Boeing 737Max abstürzen.

Und doch hat das wenig mit den agilen Methoden zu tun, sondern mit:
- Man kann ja einfach einen Patch nachschieben
- First to market macht das Geschäft, der Kunde ist ja nicht so streng
- Die Komplexität ist so hoch, das bekommt man mit vertretbarem Aufwand 
nicht (nahezu) fehlerfrei. Der Kunde priorisiert Features über 
Stabilität.

Das sind die heutigen Rahmenbedingungen, unabhängig von der konkreten 
Methodik.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Hinzu kommt noch etwas:
Wenn ein Produkt völlig reibungslos über Jahre funktioniert, benötigt 
man als Kunde keinen Wartungs- oder Updatevertrag. Bei Bananensoftware 
ist man jedoch auf ewig darauf angewiesen. Ein Paradebeispiel für diese 
Vorgehensweise ist Altium Designer. Statt etliche der Unmengen an 
Fehlern zu beheben, schickt man dort lieber die Vertriebler los, die 
dann behaupten, all diese Fehler würden natürlich im nächsten 
kostenpflichtigen Wartungsinterval behoben werden. Ich hatte einmal die 
Wartung für AD ausschließlich unter der Bedingung beauftragt, dass ein 
bestimmter Bug behoben würde. Dies wurde mir von dem Vertriebler auch so 
bestätigt. Wenn ich dort bezüglich der Behebung nachfrage, kommt nicht 
einmal mehr eine Reaktion. Stattdessen hatte ich nach einiger Zeit 
natürlich den nächsten Vertriebler an der Backe, der die Thematik 
genauso ignorierte, aber wieder "KAUFEN! KAUFEN KAUFEN!" schrie. 
Offenbar scheint diese Taktik bei Altium aufzugehen.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Jan H. schrieb:
> Und doch hat das wenig mit den agilen Methoden zu tun, sondern mit:
> - Man kann ja einfach einen Patch nachschieben

Genau. Früher wäre ein mittelschwerer Softwarebug für den Lieferanten 
sehr teuer geworden, d.h. ein Totalschaden, eine aufwändige 
Rückrufaktion oder eine Horde Techniker, die zum (E)PROM-Tauschen 
ausrücken müssen.

von Udo S. (urschmitt)


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Andreas S. schrieb:
> Wenn ein Produkt völlig reibungslos über Jahre funktioniert, benötigt
> man als Kunde keinen Wartungs- oder Updatevertrag.

Das gabs aber schon immer. Schon für IBM oder Siemens Hosts gab es für 
Hard und Software Wartungsverträge, nur waren die so teuer dass man 
davon heute eine neuen Rack mit Servern jedes Jahr kaufen könnte.
Auch die in 80gern bis in die 00er Jahre beliebten HP oder SUN 
Unixworkstations gabs praktisch nur mit Wartung, genau wie die IBM AS 
400 oder Vax MVS Systeme von DEC.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Diese Wartungsverträge wurden aber nicht primär angeboten, weil das 
Produkt wirklich so schlecht war, sondern weil es sich häufig um 
Einsatzgebiete mit hohen Verfügbarkeitsanforderungen handelte. Wenn ein 
Fehler auftrat, wurde er dann durch den Techniker umgehend behoben und 
nicht wahrheitswidrig behauptet, im darauffolgenden Wartungszeitraum 
gäbe es eine wohl eine Korrektur.

Damals(tm) am Rechenzentrum der Kieler Uni saßen dauerhaft zwei 
Techniker, d.h. einer von Siemens und einer von DEC. Den 
Siemens-Menschen habe ich nie kennengelernt, aber den DEC-Techniker 
konnte man auch für viele Themen in den Instituten konsultieren. Die 
beiden reparierten nicht nur, sondern waren auch für die 
Netzwerkanbindungen usw. zuständig. Über den DEC-Techniker weiß ich aber 
auch, dass er damals auch noch für die (in fußläufiger Entfernung vom 
Uni-RZ entfernte) Vielzahl von DEC-Rechnern bei Hagenuk zuständig war.

Ach, und es gab im Physikzentrum der Uni sogar einen Techniker von 
Tektronix mit einem eigenen Büro, der die ganzen Messgeräte auch anderer 
Institute wartete. Als irgendwann seine Stelle gestrichen wurde, machte 
er sich selbstständig, indem er den Scopeshop Wolfgang Weiß in Hamburg 
gründete. Das war ein ganz ausgezeichneter Händler. Seit Herr Weiß in 
Rente ist und der Laden an Calplus verkauft wurde, hat der Laden aber 
deutlich nachgelassen.

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