Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Wo Praktikum machen?


von Mans A. (mansmaak)


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Hallo liebe Community,

ich komme dieses Semester schon in fünfte Semester. Ich studiere 
Elektrotechnik. Nur habe ich null Praxiserfahrung. Zwar kann ich 
Netzwerke berechnen etc. aber fühle mich nicht reif für die Industrie. 
Nach aktuellem Stand weiß ich nicht wie ich später einer Firma nützlich 
sein kann.
Könnt ihr mir bitte paar Tipps geben in welchem Bereich ich am Besten 
Sachen lernen kann?

von Dieter (Gast)


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Aus einem solchen Grund ist es sinnvoll vorher eine Elektrikerlehre oder 
Fachinformatikerlehre zu machen, oder zumindest in den Semesterferien 
sich etwas gesucht zu haben. Also hast Du schon mindestens drei Chancen 
verbaselt.

Um mal einen Einblick zu bekommen, was es zum Basteln und praktisches 
KnowHow gibt, schau Dich mal bei elektronik-labor.de um.

von Shorty (Gast)


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Mans A. schrieb:
> Könnt ihr mir bitte paar Tipps geben in welchem Bereich ich am Besten
> Sachen lernen kann?

Telefoniere die nahegelegenen Firmen ab, ob die stellen für 
Werkstudenten anbieten.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Früher waren in den Ingenieursstudiengängen an der Uni zwei Praktika
vorgeschrieben und an der FH ein Industriesemester. Ist das heute nicht
mehr so?

Mans A. schrieb:
> Könnt ihr mir bitte paar Tipps geben in welchem Bereich ich am Besten
> Sachen lernen kann?

In den Bereichen, wo du dich unreif fühlst.

Wenn du bei den einschlägigen Firmen nach einem Praktikum bzw. einem
Studentenjob anfragst, erhältst du sicher vorab auch ein paar grobe
Informationen über das Tätigkeitsfeld.

Es ist auf jeden Fall sehr positiv, dass du dir deiner Defizite selber
bewusst bist. Damit bist du vielen deiner Kommilitonen schon ein ganzes
Stück voraus.

von Mohandes H. (Firma: مهندس) (mohandes)


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Yalu X. schrieb:
> in den Ingenieursstudiengängen an der Uni zwei Praktika
> vorgeschrieben und an der FH ein Industriesemester

Kenne ich auch so, ist aber ein Weilchen her (FH). Während des Studiums 
habe ich erst das vorgeschriebene Praxissemester gemacht. Daraus ergab 
sich eine schöne Diplomarbeit, insgesamt noch mal 8 Monate Werksstudent.

Diese Zeit war in gewisser Weise die beruflich beste Zeit meines Lebens.
1. Weil ich dort ohne Druck (außer dem, die Diplomarbeit gut zu machen, 
aber das lief trotz einiger Probleme) in Ruhe arbeiten konnte.
2. Weil ich echt gute Kollegen und Profs hatte, war eine lehrreiche 
Zeit. Auch interessante Leute abseits meines Fachgebietes kennengelernt.
3. Weil ich in der Grundlagenentwicklung arbeitete. D.h. Geld spielte 
praktisch keine Rolle. Was sowohl Material für meine Arbeit betraf als 
auch die Meßgeräte (war alles vom feinsten und modernsten). Wenn ich 
irgendein Fräs- oder Drehteil brauchte, dann machte das die 
Betriebswerkstatt. Ein IR-Sensor für 1500 DM, kein Problem.

Mans A. schrieb:
> schon in fünfte Semester.
> ... fühle mich nicht reif für die Industrie. Nach aktuellem Stand weiß ich
> nicht wie ich später einer Firma nützlich sein kann.

Schmeiß Dich selber ins kalte Wasser! Wenn nicht im 5. Semester, wann 
dann? Hört sich auch etwas nach Torschlusspanik an. Aber irgendwann mußt 
Du ja beruflich erwachsen werden. Der Beruf ist vielfältig, finde heraus 
was Dich reizt und was Du gut kannst.

Erfahrungen siehe oben.

: Bearbeitet durch User
von klausi (Gast)


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Mohandes H. schrieb:
> Diese Zeit war in gewisser Weise die beruflich beste Zeit meines Lebens.
> 1. Weil ich dort ohne Druck (außer dem, die Diplomarbeit gut zu machen,
> aber das lief trotz einiger Probleme) in Ruhe arbeiten konnte.
> 2. Weil ich echt gute Kollegen und Profs hatte, war eine lehrreiche
> Zeit. Auch interessante Leute abseits meines Fachgebietes kennengelernt.
> 3. Weil ich in der Grundlagenentwicklung arbeitete.

Interessant, bei mir wars ähnlich. Zuerst 4-5 Monate das Praktikum, dann 
Diplomarbeit, alles  in der Automobilindustrie. Die beste Zeit meines 
beruflichen Lebens bis jetzt. Hochkompetente Forschung, Leute, Kollegen, 
sehr interessantes Gebiet.
War bei einem  OEM Automobilzulieferer, schon 12 Jahre her.

Mans A. schrieb:
> Nach aktuellem Stand weiß ich nicht wie ich später einer Firma nützlich
> sein kann.
> Könnt ihr mir bitte paar Tipps geben in welchem Bereich ich am Besten
> Sachen lernen kann?
Wie schon erwähnt wurde:
Dort wo du dich am unreifesten fühlst bzw. und auch was dich am meisten 
interessiert bzw. du Potential siehst.
Nie glauben, du kannst nichts. Tipps eines Consultants:
Etwas ironisch: "Fake it till you make it"  bzw.nicht immer gleich 
sagen: "das kann / weiss ich nicht". Sondern ok, das klingt interessant, 
ich werde mir das nochmal durchdenken und komme bei ggf. Fragen.
Wie mal meine Lehrerin damals gesagt hat: Nicht fragen ich verstehe das 
alles nicht. Sondern spezifische Fragen stellen: was genau verstehst du 
nicht.

Und ganz wichtig: nur ein bezahltes Praktikum annehmen. Niemals 
unbezahlt arbeiten. Nicht bezahlt heisst, deine Arbeit ist auch nichts 
wert.

von Senf D. (senfdazugeber)


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klausi schrieb:
> Tipps eines Consultants:
> Etwas ironisch: "Fake it till you make it"  bzw.nicht immer gleich
> sagen: "das kann / weiss ich nicht". Sondern ok, das klingt interessant,
> ich werde mir das nochmal durchdenken und komme bei ggf. Fragen.

Ich komme mir selbst heute nach mehr als zehn Jahren Berufserfahrung 
noch häufig wie ein Hochstapler im Beruf vor. Das zeige ich aber niemals 
nach außen hin, zumindest versuche ich es. Eventuell handelt es sich um 
das Impostor-Syndrom, aber vielleicht ist es auch einfach die Wahrheit. 
Naja, egal, damit komme ich jetzt schon so lange erfolgreich durchs 
Leben, dass ich mir deswegen keine echten Sorgen mehr mache; das war als 
Student und frischer Absolvent noch anders.

: Bearbeitet durch User
von IGM Cheater (Gast)


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Senf D. schrieb:
> Ich komme mir selbst heute nach mehr als zehn Jahren Berufserfahrung
> noch häufig wie ein Hochstapler im Beruf vor. Das zeige ich aber niemals
> nach außen hin, zumindest versuche ich es. Eventuell handelt es sich um
> das Impostor-Syndrom, aber vielleicht ist es auch einfach die Wahrheit.

Ich konnte nach dem Studium absolut gar nix. War die ersten Wochen nur 
mit Googeln beschäftigt und wurde dann so nach und nach produktiv. Weiß 
gar nicht wofür ich studiert habe, das wäre auch so gegangen

von Senf D. (senfdazugeber)


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IGM Cheater schrieb:
> Ich konnte nach dem Studium absolut gar nix.

Warum wurdest du dann eingestellt? Bist du ein Blender und Hochstapler? 
Es macht nämlich einen großen Unterschied, ob man nur denkt, dass man 
nichts kann, oder ob man wirklich nichts kann. Letzteres führt in der 
Regel zu einer Kündigung innerhalb der Probezeit.

von Dieter H. (kyblord)


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Also wie ich die ersten Arbeitswochen überstanden hab ohne irgend einen 
Plan zu haben: Im Bewerbungsgespräch immer nicken und dem Personaler die 
Worte in den Mund legen. Wenn er von einem total begeistert ist, dann 
ist das schon die halbe Miete. Dann mit der Fachabteilung klug 
daherreden und so tun als ob man das alles in der Art schon mal gemacht 
hat. Dann zu Hause fleißig googlen bis man den Mist halbwegs kann. Ab 
und zu nen Kollegen fragen, aber nicht zu oft sonst hat der kein Bock 
mehr. Wenn jemand böse wird einfach sagen man sei neu. Dann kriegt der 
Kollege den Anschiss.

von IGM Cheater (Gast)


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Senf D. schrieb:
> Warum wurdest du dann eingestellt? Bist du ein Blender und Hochstapler?

Ich bin ein Laberkopp, der von jedem Thema nur so viel weiß, um ein 
bisschen darüber zu fachsimpeln. Wenn es dann ans Eingemachte geht, muss 
ich aber immer googeln und so lange rumprobieren bis ich es kann. Der 
Chef war trotzdem begeistert.

von Dieter H. (kyblord)


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IGM Cheater schrieb:
> Senf D. schrieb:
>> Warum wurdest du dann eingestellt? Bist du ein Blender und Hochstapler?
>
> Ich bin ein Laberkopp, der von jedem Thema nur so viel weiß, um ein
> bisschen darüber zu fachsimpeln. Wenn es dann ans Eingemachte geht, muss
> ich aber immer googeln und so lange rumprobieren bis ich es kann. Der
> Chef war trotzdem begeistert.

Sauber!

von Senf D. (senfdazugeber)


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IGM Cheater schrieb:
> Wenn es dann ans Eingemachte geht, muss ich aber immer googeln und so
> lange rumprobieren bis ich es kann. Der Chef war trotzdem begeistert.

Also wenn es wirklich ans technisch Eingemachte geht, hilft aber ein 
bisschen Googlen nicht weiter.

von Dieter H. (kyblord)


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Senf D. schrieb:
> IGM Cheater schrieb:
>> Wenn es dann ans Eingemachte geht, muss ich aber immer googeln und so
>> lange rumprobieren bis ich es kann. Der Chef war trotzdem begeistert.
>
> Also wenn es wirklich ans technisch Eingemachte geht, hilft aber ein
> bisschen Googlen nicht weiter.

Anfänger!

von klausi (Gast)


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Senf D. schrieb:
> Ich komme mir selbst heute nach mehr als zehn Jahren Berufserfahrung
> noch häufig wie ein Hochstapler im Beruf vor. Das zeige ich aber niemals
> nach außen hin, zumindest versuche ich es. Eventuell handelt es sich um
> das Impostor-Syndrom, aber vielleicht ist es auch einfach die Wahrheit.
> Naja, egal, damit komme ich jetzt schon so lange erfolgreich durchs
> Leben, dass ich mir deswegen keine echten Sorgen mehr mache; das war als
> Student und frischer Absolvent noch anders.
Ja, bei mir sind es auch etwas mehr als zehn Jahre Berufserfahrung.
Da ich 2-3x die Branche gewechselt habe (Industrie, Consulting, Fintech) 
und ich aus der Informationstechnik komme habe ich ein sehr gutes 
technisches Wissen, aber mir mangelt es oft an Domänenwissen. Da gibts 
Leute ohne Studium, die aber 20 Jahre in der gleichen Branche arbeiten, 
die haben dann normalerweise mehr Fachwissen als ich.
Imposter Syndrom kann sein. Ich hab mich nach dem Studium auch nicht so 
gefühlt als könnte ich viel mehr. In Wirklichkeit aber schon, mich hat 
Software Engineering sehr interessiert, so dass ich selbst während des 
Studiums und in Praktika / folgenden Jobs immer mehr die 
herausfordernden Aufgabenstellungen gewählt habe bzw. es mir selbst 
nicht allzu leicht gemacht habe. In der Summe führt das schon zu einem 
sehr guten technischen Wissen normalerweise, womit man viele Bereiche 
abdecken kann und auch in andere Branchen springen ( da man 
Schnittpunkte hat). Bin aber nicht in DE geblieben, bin jetzt im Ausland 
und hab dort auch nochmal ein Masterstudium absolviert (selbst 
finanziert)..
Das Problem war eigentlich immer.. ich hab nicht gewusst was ich 
wirklich kann.. bis ich es wusste.. und was ich wirklich will.. weiss 
ich manchmal auch nicht zu genau. Einer sagte mir mal, die 
interessantesten Menschen sind die die mit 30 oder 40 immer noch nicht 
genau wissen, in welche Richtung sie sich entwickeln wollen.. ob das 
wahr ist?
Manchmal hat man die Angst sich für etwas zu entscheiden, und dafür 
etwas anderes zu versäumen.

IGM Cheater schrieb:
> Ich konnte nach dem Studium absolut gar nix. War die ersten Wochen nur
> mit Googeln beschäftigt und wurde dann so nach und nach produktiv. Weiß
> gar nicht wofür ich studiert habe, das wäre auch so gegangen
Das klingt aber ziemlich selbstabwertend. Was und wo (Uni, FH, dual) 
hast du studiert? Hast du nicht während des Studiums auch Kontakt zu 
Praxisprojekten oder Praktika und konntest selbst Wissen erarbeiten?
Hast du für Prüfungen auswendig gelernt und dann wieder vergessen? Hat 
dich das Studium überhaupt interessiert? Interessiert dich dein jetziger 
Beruf?

IGM Cheater schrieb:
> Ich bin ein Laberkopp, der von jedem Thema nur so viel weiß, um ein
> bisschen darüber zu fachsimpeln. Wenn es dann ans Eingemachte geht, muss
> ich aber immer googeln und so lange rumprobieren bis ich es kann. Der
> Chef war trotzdem begeistert.
Das ist auch ein Talent. Ich kann z.B. nicht fachsimpeln bzw. labern 
wenn ich das Thema noch nicht so gut verstehe, da muss ich mich schon 
ziemlich einarbeiten.

von Mohandes H. (Firma: مهندس) (mohandes)


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klausi schrieb:
> Das ist auch ein Talent.

Fragwürdiges Talent. Gibt Leute, die unbedarfte Naturen ziemlich 
beeindrucken können obwohl sie selber kaum wissen wovon sie reden. Wenn 
man selber Ahnung von der Materie hat merkt man das schnell. Da sind mir 
Leute lieber, die etwas bescheidener auftreten aber wissen wovon sie 
reden.

von Mans A. (mansmaak)


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Dieter schrieb:
> Aus einem solchen Grund ist es sinnvoll vorher eine Elektrikerlehre oder
> Fachinformatikerlehre zu machen, oder zumindest in den Semesterferien
> sich etwas gesucht zu haben. Also hast Du schon mindestens drei Chancen
> verbaselt.

Natürlich wäre das gut gewesen erst eine Ausbildung zu machen. Die 
dauert aber im Schnitt drei Jahre! Das ist schon viel
> Um mal einen Einblick zu bekommen, was es zum Basteln und praktisches
> KnowHow gibt, schau Dich mal bei elektronik-labor.de um.
 Danke für deinen Tipp!

von Mans A. (mansmaak)


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Yalu X. schrieb:
> Früher waren in den Ingenieursstudiengängen an der Uni zwei Praktika
> vorgeschrieben und an der FH ein Industriesemester. Ist das heute nicht
> mehr so?

Doch das ist immer noch so!

von Mans A. (mansmaak)


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Mohandes H. schrieb:


> Diese Zeit war in gewisser Weise die beruflich beste Zeit meines Lebens.
> 1. Weil ich dort ohne Druck (außer dem, die Diplomarbeit gut zu machen,
> aber das lief trotz einiger Probleme) in Ruhe arbeiten konnte.
> 2. Weil ich echt gute Kollegen und Profs hatte, war eine lehrreiche
> Zeit. Auch interessante Leute abseits meines Fachgebietes kennengelernt.
> 3. Weil ich in der Grundlagenentwicklung arbeitete. D.h. Geld spielte
> praktisch keine Rolle. Was sowohl Material für meine Arbeit betraf als
> auch die Meßgeräte (war alles vom feinsten und modernsten). Wenn ich
> irgendein Fräs- oder Drehteil brauchte, dann machte das die
> Betriebswerkstatt. Ein IR-Sensor für 1500 DM, kein Problem.

Was musstest du in der Grundlagenentwicklung konkret machen. Ich traue 
mir das irgendwie nicht zu irgendwas zu entwickeln dafür fehlt mir noch 
das Wissen.

von Mans A. (mansmaak)


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> Nie glauben, du kannst nichts. Tipps eines Consultants:
> Etwas ironisch: "Fake it till you make it"  bzw.nicht immer gleich
> sagen: "das kann / weiss ich nicht". Sondern ok, das klingt interessant,
> ich werde mir das nochmal durchdenken und komme bei ggf. Fragen.
> Wie mal meine Lehrerin damals gesagt hat: Nicht fragen ich verstehe das
> alles nicht. Sondern spezifische Fragen stellen: was genau verstehst du
> nicht.

Danke. Diesen Rat nehme ich mir ans Herz!

von Mans A. (mansmaak)


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> Ich komme mir selbst heute nach mehr als zehn Jahren Berufserfahrung
> noch häufig wie ein Hochstapler im Beruf vor. Das zeige ich aber niemals
> nach außen hin, zumindest versuche ich es. Eventuell handelt es sich um
> das Impostor-Syndrom, aber vielleicht ist es auch einfach die Wahrheit.
> Naja, egal, damit komme ich jetzt schon so lange erfolgreich durchs
> Leben, dass ich mir deswegen keine echten Sorgen mehr mache; das war als
> Student und frischer Absolvent noch anders.

Das ist richtig cooool😂!
Du hast aber dann bestimmt immer dieses komische Gefühl das es 
auffliegen kann.
Und das ist ja der Punkt. Mir geht es später nicht nur darum gutes Geld 
zu verdienen, sondern, dass ich richtig Fachkompetent bin.
Es darf dir in deinem Bereich keiner was vormachen.

von Mans A. (mansmaak)


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IGM Cheater schrieb:
> Senf D. schrieb:
>> Ich komme mir selbst heute nach mehr als zehn Jahren Berufserfahrung
>> noch häufig wie ein Hochstapler im Beruf vor. Das zeige ich aber niemals
>> nach außen hin, zumindest versuche ich es. Eventuell handelt es sich um
>> das Impostor-Syndrom, aber vielleicht ist es auch einfach die Wahrheit.
>
> Ich konnte nach dem Studium absolut gar nix. War die ersten Wochen nur
> mit Googeln beschäftigt und wurde dann so nach und nach produktiv. Weiß
> gar nicht wofür ich studiert habe, das wäre auch so gegangen

Was man im Studium lernt, braucht man sowieso nur zu 5%.
Die Firma erwartet nämlich von einem der studiert hat, dass er sich 
Sachen selbstständig beibringen kann. Und du kannst das ja.
Google hilft auch nicht weiter, wenn du gewisse Grundlagen nicht 
mitbringst.

von Mans A. (mansmaak)


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Dieter H. schrieb:
> Also wie ich die ersten Arbeitswochen überstanden hab ohne irgend einen
> Plan zu haben: Im Bewerbungsgespräch immer nicken und dem Personaler die
> Worte in den Mund legen. Wenn er von einem total begeistert ist, dann
> ist das schon die halbe Miete. Dann mit der Fachabteilung klug
> daherreden und so tun als ob man das alles in der Art schon mal gemacht
> hat. Dann zu Hause fleißig googlen bis man den Mist halbwegs kann. Ab
> und zu nen Kollegen fragen, aber nicht zu oft sonst hat der kein Bock
> mehr. Wenn jemand böse wird einfach sagen man sei neu. Dann kriegt der
> Kollege den Anschiss.

Weißt du noch was deine ersten Aufgaben waren?

von Senf D. (senfdazugeber)


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Mans A. schrieb:
> Das ist richtig cooool😂!

Cool? Naja, eher nicht.

> Du hast aber dann bestimmt immer dieses komische Gefühl das es
> auffliegen kann.

Manchmal noch, aber wie beschrieben macht es mir dann nicht mehr viel 
aus. Unsicherheiten lassen sich zudem nach außen hin gut überspielen.

> Und das ist ja der Punkt. Mir geht es später nicht nur darum gutes Geld
> zu verdienen, sondern, dass ich richtig Fachkompetent bin.
> Es darf dir in deinem Bereich keiner was vormachen.

Den Anspruch hatte ich nie. Ich möchte ehrlich gesagt auch gar kein Guru 
sein, normale Fachkompetenz reicht vollkommen aus. Da ist mir im 
Zweifelsfall das Geld schon deutlich wichtiger.

von Einer (Gast)


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Dieter H. schrieb:
> Dann mit der Fachabteilung klug
> daherreden und so tun als ob man das alles in der Art schon mal gemacht
> hat.

Das geht nur so lange gut, solange man nicht auf einen trifft, der sich 
wirklich auskennt. Der entlarvt Dich innerhalb von ein paar Minuten, 
lässt sich aber nichts anmerken. Ein großer Anteil seiner beruflichen 
Interaktionen besteht nämlich mit Menschen, die ihm was vormachen 
wollen.

Nichts ist so erniedrigend und erbärmlich, wie einem waren Experten was 
vormachen zu wollen.

von Mohandes H. (Firma: مهندس) (mohandes)


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Mans A. schrieb:
> Was musstest du in der Grundlagenentwicklung konkret machen. Ich traue
> mir das irgendwie nicht zu irgendwas zu entwickeln dafür fehlt mir noch
> das Wissen.

Da wächst man rein. Und man macht es auch nicht alleine. Gerade das war 
auch Teil des Lernprozesses.

Das Wissen hat niemand, der noch studiert. Ich habe aber auch nicht groß 
an mir gezweifelt, was ja Dein großes Problem zu sein scheint.

Konkret ging es darum, ein neues Prinzip für einen Sensor auf optischer 
Basis auszuloten. Dadurch daß ich schon 6 Monate Praktikum in dieser 
Abteilung gemacht hatte, kannte ich die Kollegen und die Technik. Mir 
hat das ganze Projekt viel Spaß gemacht. Es gab auch keinen 
Erfolgsdruck, in der Grundlagenentwicklung wurden einfach alles mögliche 
und unmögliche probiert (was dann aber häufig zu konkreten Produkten 
führte). Druck hatte ich nur in dem Sinne eine gute Diplomarbeit zu 
schaffen.

Am Ende hat der Sensor funktioniert, aber war nicht praktikabel (zu 
hohes Rauschen). Was sich als Mißerfolg anhört, war letztlich ein Erfolg 
denn es gab neue Erkenntnisse.

Wie gesagt, das war eine gute und lehrreiche Zeit. Kosten spielten kaum 
eine Rolle, die besten Geräte. Und einem Praktikanten bzw Diplomanten 
werden Fehler verziehen. Und man hat einen Prof als Betreuer und einen 
in der Firma. Zu beiden hatte ich guten Draht und beide haben mir sehr 
geholfen.

Also der Punkt an dem Du jetzt stehst ist normal. Niemand der sein 
Studium beendet hat, kann direkt komplexe Geräte entwickeln. Man lernt 
immer weiter, das ist das berufliche Leben. Auch daß man nur einen 
(kleinen) Teil der Technik im Detail versteht.

von Mans A. (mansmaak)


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Danke für deine Antwort

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