Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik SEPIC erzeugt ungewollte Ausgangsspannung - wie Fehlersuche?


von Steffen H. (steffenh)


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Hallo zusammen,

ich möchte aus einer Eingangsspannung Vin = 3..15V drei 
Ausgangsspannungen generieren:

Vout1 = +5V, max. 120mA

Vout2+ = +17V, max. 20mA

Vout2- = < -2V, max. 20mA

Dazu habe ich die Schaltung im Anhang designt und simuliert. Beim 
Erstellen der PCB habe ich mich ans Referenzdesign im Datenblatt 
gehalten. Als ich nun alles in Betrieb nehmen wollte und an Vin = 9V 
angeschlossen habe, stelle ich leider fest, dass die Spannungen nicht 
passen. Ich messe:

Vout1 = +11V @ 20mA

Vout2+ = +17V @ 0mA

Vout2- = -0,1V @ 0mA

.

Ich habe die Platine auf Lötfehler abgesucht, aber keine gefunden. Auch 
werden der IC und die Spulen kaum handwarm. Die Stromaufnahme beträgt 
rund 20 mA, was ja etwa der Last entspricht und daher für mich plausibel 
ist. Bevor ich nun anfange, wahllos Bauteile wieder auszulöten, 
Leiterbahnen aufzutrennen usw., würde ich den Fehler gerne eingrenzen.

-> Woran kann es liegen, dass mein SEPIC die +5V Rail auf +11V 
hochzieht? Am Feedback Pin liegen 2,2V an (Regelwert sind Vref = 1,0V).

-> Warum bleibt meine negative Rail bei -0,1V? Sollte sie nicht auf 
(-17V +11V) = -6V gehen?


Ich kenne mich mit Schaltwandlern leider sehr, sehr wenig aus. Deshalb 
würde ich mich freuen, wenn mir jemand von Euch einen Rat geben würde, 
wie ich den Fehler eingrenzen kann.

Danke
Steffen

von kow (Gast)


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Nur mal kurz drübergesehen:

Steffen H. schrieb:
> ich möchte aus einer Eingangsspannung Vin = 3..15V drei
> Ausgangsspannungen generieren:

Wozu sollen die denn dienen?

Steffen H. schrieb:
> kenne mich mit Schaltwandlern leider sehr, sehr wenig aus

Und da versuchst Du Dich an einem 1,2Mhz Design mit gleich
zwei getrennten Wandlern in einem Chip (was das Layout ganz
bestimmt nicht einfacher macht - beides meine ich), und Du
willst statt nur zwei gleich drei Rails generieren?

von Bentschie (Gast)


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Bei einem 1,2MHz Schaltregler ist das wichtigste Bauteil gleich nach dem 
Regler-IC selbst die Leiterplatte.

Was ich sagen will, du solltest die echte Schaltung (nicht das Schematic 
der Simulation) und das echte Layout zeigen. Am liebsten ja ein Foto der 
Platine oben drauf.

Hintergrund:
Auch die Größe der Bauelemente ist wichtig. Ein 10µ Kerko in 0603 
verhält sich elektrisch anders als einer in 1206 oder ein Elko.

Da vermutlich die parasitären Eigenschaften das Problem sind, sind die 
ansonsten nur schwer zu erraten.

von Steffen H. (steffenh)


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kow schrieb:
> Wozu sollen die denn dienen?

Die +17V und <-2V dienen als Versorgung für OPV Eingangsstufen. Die +5V 
dient als Versorgung für digitale Logik (wird noch per LDO auf 3,3V 
gewandelt). Die ganze Schaltung ist ein Messwertaufnehmer für 
Analogsignale von 0-15V.

kow schrieb:
> Und da versuchst Du Dich an einem 1,2Mhz Design mit gleich
> zwei getrennten Wandlern in einem Chip...

Die Schwierigkeit war mir vorher gar nicht klar... Dunning Kruger ;-)

Problem war halt, dass ich einerseits +17V mit geringer Last habe und 
andererseits +5V mit hoher. Die Alternative wäre ein Boost Converter auf 
+17V gewesen und dann ein LDO auf +5V (bzw. 3,3V). Der LDO wäre dann 
sehr heiß geworden. Und eine negative Versorgung hätte ich damit immer 
noch nicht gehabt.

Bentschie schrieb:
> Was ich sagen will, du solltest die echte Schaltung (nicht das Schematic
> der Simulation) und das echte Layout zeigen. Am liebsten ja ein Foto der
> Platine oben drauf.

Ich habe das Layout angehängt. Ein Foto kann ich heute Abend 
nachreichen. (Aber reicht das Layout nicht aus?)

von Steffen H. (steffenh)


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Ich bemerke gerade, dass die Bauteilbezeichnungen fehlen. Zur Info: Die 
rechteckigen Bauteile sind 0603 und immer Kondensatoren, mit Ausnahme 
von 2x 2 Widerständen unter dem Schaltregler-IC und einer Sicherung an 
Vin oben rechts.

: Bearbeitet durch User
von Bert 0. (maschinist)


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Ich verstehe die Funktion von D3, deren Kathode wieder an Vout1 liegt, 
nicht: Der 2. Schaltregler ist doch auf Deine +17V eingestellt, über D3 
überlagern die pos. Halbwellen aus SW2 die Vout1, also Rückspeisung?

Gruß... Bert

von Andreas M. (amesser)


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Das Layout ist ja gruselig. Der C1 gehört so nah wie es geht an den 
Wandler ran. Die Masseverbindung von C1 und allen anderen 
Ausgangskondensatoren muss so kurz wie möglich sein. Warum hast Du die 
Schaltungswerte für den 5V Sepic nicht so aus dem Datenblatt übernommen 
wie sie dort sind? Die Spulenwerte und der Hochpasskondensator wurden 
nicht zum Spaß so gewählt.

Der Zweck von Diode D3 ist, 17V Halbwellen in Deine 5V Spannung 
einzuspeisen? Logisch dass die Spannung dann nicht passt. ( Vorposter 
schon geschrieben)

von W.S. (Gast)


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Steffen H. schrieb:
> Vout2- = < -2V, max. 20mA

man kann so etwas machen, also mit der 'Vorderflanke' des Schaltsignals 
eine eher schwach zu belastende negative Hilfsspannung erzeugen.
Aber:
Diese zusätzliche Belastung des Schaltausganges sollte klein sein 
relativ zur Hauptbelastung, die eine etwa gleichgroße positive Spannung 
erzeugt. Der Grund ist leicht einzusehen: das, was die negative Spannung 
erzeugt, findet während der Aufladungsphase der Induktivitäten des 
Hauptzweiges statt und wenn man wie du den Schaltausgang über C7 und D3 
direkt an C2 legt, dann ergibt das erhebliche Stromspitzen, die 
vermutlich irgendwelche icinterne Strombegrenzungen aktivieren, was dann 
im Hauptzweig zu deutlichen Änderungen im Ergebnis führt.
Obendrein: wozu legst du D3 überhaupt an C2 ? Zum einen benötigst du für 
nur -2 Volt keine derart hohe Impulshöhe wie du bei Schaltausgang 2 bei 
korrekter Funktion haben wirst und zum anderen störst du nur den ersten 
Wandler damit. Schalte lieber in Reihe mit L3 eine kleinere Drossel von 
so etwa 1µH und zwar auf der Eingangsseite. Von dort aus greifst du den 
Spannungshub für deine negative Hilfasspannung ab, und zwar mit einem 
kleinen Widerstand (geschätzt 330 R) in Reihe mit C7. Und D3 gehört auf 
GND. Und nun braucht es nur noch eine Grundlast an Vout2+, wozu der 
Spannungsteiler R3+R4 dienen kann. Also mache den einfach deutlich 
niederohmiger. Und 237k+14k7 kann man ohne allzuviel Fehler zu machen 
durch 27k+1k5 ersetzen. Bei Ami-Schaltungen ärgert mich das immerzu, daß 
diese Leute ohne jeglichen technischen Grund am liebsten die 
exotischsten Werte aus der E48 benutzen.

W.S.

von Steffen H. (steffenh)


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Andreas M. schrieb:
> Der C1 gehört so nah wie es geht an den
> Wandler ran. Die Masseverbindung von C1 und allen anderen
> Ausgangskondensatoren muss so kurz wie möglich sein.

Aus zwei Gründen: Einmal war es schwer, alles unter einen Hut zu 
bekommen. Und dann hielt ich C1 für einen Standard-Kondensator, den man 
automatisch einbaut, um die "schmutzige" Spannungsversorgung zu glätten. 
Dass er für die Funktion des Schaltregler so entscheidend ist, war mir 
unbekannt. Danke für den Tipp.

Andreas M. schrieb:
> Warum hast Du die
> Schaltungswerte für den 5V Sepic nicht so aus dem Datenblatt übernommen
> wie sie dort sind? Die Spulenwerte und der Hochpasskondensator wurden
> nicht zum Spaß so gewählt.

Im Datenblatt steht zur Spule: "4.7μH or 10μH will usually suffice." In 
der Schaltung weiter hinten wurden dann 10µH genommen. Die sind aber auf 
Vin = 2,6...6,5V ausgelegt. Mein Vin geht aber hoch bis 15V und ich 
hatte, wenn ich mich recht erinnere, in der Simulation mit 4,7µH bessere 
Werte.

Wenn es hilft, das anzupassen, schwenke ich auf 10µH / 10µF um. Kein 
Problem!


Andreas M. schrieb:
> Der Zweck von Diode D3 ist, 17V Halbwellen in Deine 5V Spannung
> einzuspeisen? Logisch dass die Spannung dann nicht passt.

Dass die Höhe nicht passt, verstehe ich. Nur dass sie so weit daneben 
liegt verstehe ich nicht. Ich komme ja nur auf -0,1V.

W.S. schrieb:
> Schalte lieber in Reihe mit L3 eine kleinere Drossel von
> so etwa 1µH und zwar auf der Eingangsseite. Von dort aus greifst du den
> Spannungshub für deine negative Hilfasspannung ab, und zwar mit einem
> kleinen Widerstand (geschätzt 330 R) in Reihe mit C7. Und D3 gehört auf
> GND. Und nun braucht es nur noch eine Grundlast an Vout2+, wozu der
> Spannungsteiler R3+R4 dienen kann.

Danke für den Tipp. Werde ich damit voraussichtlich ins Ziel kommen? 
Momentan habe ich eher den Eindruck, dass ich die Schaltung versemmelt 
habe und da gar nicht mehr raus komme.

: Bearbeitet durch User
von Bert 0. (maschinist)


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Steffen H. schrieb:

> Momentan habe ich eher den Eindruck, dass ich die Schaltung versemmelt
> habe und da gar nicht mehr raus komme.

Ich bin ich solchen Fällen immer so vorgegangen, daß ich dem Distri oder 
dem Einkäufer ein entsprechendes Evalboard abgeschwätzt habe und damit 
bereits in der Konzeptphase meine Experimente gemacht oder 
Modifikationen getestet habe.

Da hat man die Zeit, wenn Du nämlich nun bereits ein Layout und erste 
Muster hast und diese nicht laufen, stehst Du jetzt unter Druck, das 
gesamte Projekt auszubremsen.

Die Hersteller bieten die Evalboards auch nicht nur zum Spielen an, 
sondern oft ist das auch gleichzeitig das Referenzdesign für den 
jeweiligen Chip. Muß man dann bei Problemen mit dem FAE sprechen, wird 
der irgendwann auch fragen, ob man das Referenzdesign kennt und sich 
daran gehalten hat.

Gruß... Bert

von kow (Gast)


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Steffen H. schrieb:
> kow schrieb:
>> Und da versuchst Du Dich an einem 1,2Mhz Design mit gleich
>> zwei getrennten Wandlern in einem Chip...
>
> Die Schwierigkeit war mir vorher gar nicht klar... Dunning Kruger ;-)
>
> Problem war halt, dass ich einerseits +17V mit geringer Last habe und
> andererseits +5V mit hoher. Die Alternative wäre ein Boost Converter auf
> +17V gewesen und dann ein LDO auf +5V (bzw. 3,3V). Der LDO wäre dann
> sehr heiß geworden. Und eine negative Versorgung hätte ich damit immer
> noch nicht gehabt.

Es gäbe noch andere Optionen. (Vor allem topologisch.)

Welche genau aber am passendsten sind, ist von der Natur
des Projekts (Hobby oder Beruf, falls letzteres, evtl.
Zeitdruck) und anderen Randbedingungen (Quelle der 3-15V,
Zweck und GND Referenzierung der ganzen übrigen Schaltung)
abhängig.

Da Du wenige Angaben machtest, teile ich Berts Verdacht,
es handle sich um ein prof. Projekt.

Seine Ratschläge sind gut, wenn Zeitdruck ein Thema ist
und völlige topologische Um- also Neu-Gestaltung weniger
in Frage käme (und Ein- wie Ausgangs-Parameter praktisch
felsenfest stehen - Dir ist sicher klar, daß Switcher
mit begrenzterem U_ein Bereich leichter auslegbar sind).

Für einen Hobbyisten wären sie nicht mal durchführbar
(da gibt es ziemlich selten kostenlose Eval-Boards einer
ganz bestimmten, zu etwas komplexeren Vorgaben passender
Funktion - höchstens mal "Zufallsgeschenke" von Profis).

Wir kennen genannte Umstände allesamt (noch?) nicht. :)

von Andreas M. (amesser)


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Steffen H. schrieb:
> Dass die Höhe nicht passt, verstehe ich. Nur dass sie so weit daneben
> liegt verstehe ich nicht. Ich komme ja nur auf -0,1V.

Sobald an Vout2- mehr Strom gezogen wird als an Vout1+ bekommst Du ein 
Problem mit der Schaltung, da der 5V Regler dass nicht kompensieren 
kann. Erschwerend wird hinzukommen, das bei dem Chip die beiden Switcher 
vermutlich synchron takten.

Dann befürchte ich, dass die ZHCS400  nicht unbedingt für ne 2mA 
Ladungspunpe bei 1 Mhz geeignet ist. Zu den Recovery-Zeiten schweigt 
sich das Datenblatt leider aus. Du könntest testweise mal ne einfache 
1N4148 für D3 und evtl D4 reinsetzen, die sitzt bei vielen Switchern im 
Bootstrapzweig. Die hat auch nur ein Viertel der Sperrschichtkapazität.

Probier doch mal aus, was passiert wenn du Vout1 und Vout2- in der 
Simulation jeweils und auch mal beide nicht belastest.

von MiWi (Gast)


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Bert 0. schrieb:
> Steffen H. schrieb:
>
>> Momentan habe ich eher den Eindruck, dass ich die Schaltung versemmelt
>> habe und da gar nicht mehr raus komme.
>
> Ich bin ich solchen Fällen immer so vorgegangen, daß ich dem Distri oder
> dem Einkäufer ein entsprechendes Evalboard abgeschwätzt habe und damit
> bereits in der Konzeptphase meine Experimente gemacht oder
> Modifikationen getestet habe.
>
> Die Hersteller bieten die Evalboards auch nicht nur zum Spielen an,
> sondern oft ist das auch gleichzeitig das Referenzdesign für den
> jeweiligen Chip. Muß man dann bei Problemen mit dem FAE sprechen, wird
> der irgendwann auch fragen, ob man das Referenzdesign kennt und sich
> daran gehalten hat.

Wobei.... wir gerade bei Schaltreglern von TI schon mehrmals ziemlich 
eingefahren sind... es wirkte als hätten die Schaltplaner das Datenblatt 
bei den Max Ratings nicht ausreichend gründlich gelesen und lustig 
drauflosgezeichnet... und der Layouter dann nach Schönheit und nicht 
nach Notwendigkeit Platziert und Layoutiert hat.

Das ganze ist nicht nur einmal sondern mehrmals bei unterschiedlichen 
Biards von denen vorgekommen. (Synchronwandler mit ext. FETs und abs. 
max. Rating vom Switching Node -0,3V gegenüber GND... sehr witzig wenn 
die FET-Reverse-Dioden dann mindestens 0,8V, eher 1V Vf haben und in der 
Deadtime aktiv werden [müssen]...)

Andrerseits - unsere Frischlinge haben sehr sehr schnell gelernt 
Datenblätter peinlichst genau zu lesen, nachzufragen wenn was unklar war 
und dann, wenn man ihnen am Oszi gezeigt hat was Sache ist zu verstehen 
:-)

von Soul E. (Gast)


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MiWi schrieb:

> Wobei.... wir gerade bei Schaltreglern von TI schon mehrmals ziemlich
> eingefahren sind... es wirkte als hätten die Schaltplaner das Datenblatt
> bei den Max Ratings nicht ausreichend gründlich gelesen und lustig
> drauflosgezeichnet... und der Layouter dann nach Schönheit und nicht
> nach Notwendigkeit Platziert und Layoutiert hat.

TI weist regelmäßig darauf hin, dass deren Evalboards nur als Anregung 
gedacht sind und nicht in Bezug auf EMV optimiert wurden. Ein Layouter 
sollte die nicht als "Musterlösung" übernehmen.

von Steffen H. (steffenh)


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Bert 0. schrieb:
> Da hat man die Zeit, wenn Du nämlich nun bereits ein Layout und erste
> Muster hast und diese nicht laufen, stehst Du jetzt unter Druck, das
> gesamte Projekt auszubremsen.

kow schrieb:
> Da Du wenige Angaben machtest, teile ich Berts Verdacht,
> es handle sich um ein prof. Projekt.

Es ist ein privates Projekt. Ich teile gerne mehr Angaben mit. Brauchst 
Du / braucht ihr etwas Bestimmtes? Oder sind inzwischen alle Infos da?

Andreas M. schrieb:
> Sobald an Vout2- mehr Strom gezogen wird als an Vout1+ bekommst Du ein
> Problem mit der Schaltung, da der 5V Regler dass nicht kompensieren
> kann.

Ich habe die Last an Vout2- gerade entfernt. Er läuft jetzt frei, bleibt 
aber bei -0,1V. Die +5V Schiene belaste ich dabei weiterhin mit ca. 20 
mA.

Andreas M. schrieb:
> Erschwerend wird hinzukommen, das bei dem Chip die beiden Switcher
> vermutlich synchron takten.

Ja, das stimmt: "Each  switcher  functions  independently  but  they 
share the same oscillator and thus the switchers are always in phase." 
(Datenblatt).

.

Ich möchte Euch gerne einmal umgekehrt fragen. Angenommen, ich wollte 
Analogsignale von 0..15V mit einem 10 bit ADC samplen und verarbeiten. 
Als Eingang würden mir Vin = 3..15V zur Verfügung stehen und ich sollte 
daraus nun meine drei Spannungen erzeugen:

(1) +17V
- Verwendet als obere Versorgung für den notwendigen OPV
- Strom rund 20 mA
- Ripple "egal", da PSRR des OPV >= 84 dB

(2) -2V
- Verwendet als untere Versorgung für den OPV, damit er Signale bis 
runter auf echte 0V verarbeiten kann -> Spannungshöhe also "egal" - 
Hauptsache negativ.
- Strom und Ripple s.o.

(3) +3,3V
- Verwendet als Versorgung für digitale Logik (µC, CAN Treiber) aber 
auch als Referenz für den ADC
- Strom max. 120 mA
- Ripple max. 7mV ((15V / 1024) * 0,5 LSB)

Wie würdet ihr da vorgehen?

von kow (Gast)


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Steffen H. schrieb:
> privates Projekt. Ich teile gerne mehr Angaben mit.

Ohne Informationsbeschränkung könnte es einfach gehen,
am allereinfachsten und zuverlässigsten durch die
Beantwortung folgender Fragen:

Steffen H. schrieb:
> Analogsignale von 0..15V

Welche? Was soll erfaßt, und wozu verarbeitet werden?

Steffen H. schrieb:
> Vin = 3..15V

Woher? Welche genaue(n) Versorgungs-Quelle(n)?

Muß eigentlich (wie oben zu sehen) alles auf ein PCB?
Und wie sieht die Einbausituation ganz konkret aus?

Also alles nur denkbare damit zu tun habende eben.

Daraus würden sich diverse bisher unbekannte Umstände
ableiten lassen, allg.: Nützliches bis nötiges Wissen.

von kow (Gast)


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Beispiele:

U_ein(min) um ein, zwei V anhebbar:

- Einsparung Wandlungsstufe/Erzeugung 3,3V über LDO.

U_ein(min) anhebbar u./o. U_ein(max) verringerbar:

- Einfachere (da etwas größere) Auswahl / ICs.

Nicht zwingend all-on-one-PCB (evtl. 2. PCB darüber):
- Größen- und Platzierungseinschränkungen verringert,
vielleicht eine deutliche Frequenzabsenkung möglich
(Schaltwandler grundsätzlich einfacher realisierbar mit
niedrigerer Taktfrequenz).

kow schrieb:
> Nützliches bis nötiges Wissen.

Gemeint waren auch unbekannte GND Bezüge und ob diese
feststehen oder vielleicht irgendetwas völlig anders
(einfacher/praktischer) umsetzbar sein könnte.

Inwieweit möglich, ist jetzt natürlich noch offen.

Für ähnliche Anforderungen hat ein Kollege mal einen
Synchronen Buck Konverter IC (aka Mosfets integriert)
als Buck-Boost (Inverswandler) incl. Speichertrafo also
Flyback genutzt, aber da war die U_ein(max) geringer
denn die Quelle sollten entweder 1S oder 2S LiIon oder
LiPo sein (bzgl. U_ein(min) hätte es gepaßt).

Das würde in der Form hier wohl nicht gehen, 3...15V
klingt kaum nach Akku (aber für Inverswandler war eben
nötig, daß der GND Bezug der Versorgung egal sein darf).


Damit sollte klar sein, daß kaum zu viele Informationen
vorhanden sein können, zu wenige aber sehr leicht.

Falls Du vollst. Projektpläne hättest, und diese teilen
wollen würdest, hülfe das erst Dir, und künftigen Lesern
eben gleich mit.

Natürlich zwingt Dich niemand dazu, es wäre allerdings
auf diverse Weise von Vorteil. (Viele Augen entdecken
leichter Fehler, viele Gehirne haben mehr gute Ideen.)

von jo (Gast)


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Steffen H. schrieb:
> - Ripple "egal", da PSRR des OPV >= 84 dB

Die PSRR ist i.A. frequenzabhängig...

Kuck Dir beispielsweise mal 
https://www.analog.com/media/en/training-seminars/tutorials/MT-043.pdf 
an. Am Beispiels-OPA (OP1177) wird gezeigt, dass die PSRR schon ab ca. 
200Hz abfällt.

Was sagt hier das Datenblatt deines OPAs?
Bei welcher Frequenz erwartest Du Störungen auf den Betriebsspannungen?

von Andreas M. (amesser)


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Für Deinen Zweck würde ich so vorgehen:

Für die Eingangssignale Spannungsteiler 7:1. Am Mittenabgriff können 
dann auch gleich die Schutzdioden und eventuell ein Tiefpassfilter ( 
Kondensator) angebracht werden. OPV dann einfach als Puffer dahinter 
oder ganz weglassen, wenn der Tiefpasskondensator groß genug werden 
kann, reicht der um den ADC Eingang zu puffern.

Ich würde in jedem Fall eine eigene Referenz nehmen, die 3.3V vom DC/DC 
Wandler haben mehr als 1mV Ripple, insbsondere da es SEPIC/Boost ist. 
Für 7:1 passt 2.5V Referenz. Analogversorgung am ADC gut filtern.

OPV: Da reicht ein einfacher LM358A oder LM358B, der braucht dazu 
nichtmal eine negative Spannung. Der Commonmodeinput reicht bei dem von 
V-  bis V+ - 2V. Bedeutet bei 5V Betriebsspannung: von 0-3V passt also 
zu den 2.5V Referenz oben.

Bei 3.3V Betriebsspannung wirds mit dem OPV etwas eng, da bleiben nur 0 
bis 1.3V als Eingangsbereich für den übrig. Könnte man mit anderer 
Referenz und anderem Eingangsteiler aber auch in den Griff bekommen. 
(z.B 1.2V Referenz, Teiler 13:1)

von Gert P. (gertp)


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Bentschie schrieb:
> Hintergrund:
> Auch die Größe der Bauelemente ist wichtig. Ein 10µ Kerko in 0603
> verhält sich elektrisch anders als einer in 1206 oder ein Elko.

Warum?
Das einzige, was mir dazu einfaellt, ist das Derating der Kapazitaet mit 
der anliegenden Spannung. Gibbs noch was zu beachten?

Gruesse Gert

von Dieter (Gast)


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Steffen H. schrieb:
> Vout1 = +5V, max. 120mA
> Vout2+ = +17V, max. 20mA
> Vout2- = < -2V, max. 20mA

Soll zu Ist:

> Vout1 = +11V @ 20mA
> Vout2+ = +17V @ 0mA
> Vout2- = -0,1V @ 0mA

Die Schaltung funktioniert nicht, weil der erste Sepic-Wandler durch den 
zweiten Wandler gestört wird. Es gibt im IC eine Besonderheit, die 
nirgends dokumentiert wird, die verhindert, dass die Spikes zu sehr die 
Ausgangsspannung beeinflussen. Hierzu werden intern hinter dem 
FB-Eingang kurze Unterbrechungen durchgeführt. Die Querverbindung des 
anderen Wandlers pfuscht mit Spikes zum falschen Zeitpunkt dazwischen. 
Das kann die Simulation nicht nachbilden.

Nachdem die Drosseln eh zu klein sind, dann nimm an einer Stelle zwei 
davon in Reihe. Das ergibt dann schon fast 10µH. Als Abgriff zur 
Erzeugung der negativen Spannung verwendest Du dann den Abgriff zwischen 
den beiden Drosseln.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Gert P. schrieb:
>> Auch die Größe der Bauelemente ist wichtig.
> Warum?
Wie sagt der Angelsachse so schön: Each mm has its nH!

Je größer also das Gehäuse, desto länger die Verbindungen, umso mehr 
parasitäre Induktivität entsteht. Und die gewinnt mit höherer Frequenz 
gegenüber dem eigentlichen "idealen" Kondensator immer mehr die 
Überhand.

Beachte: wenn man mit Hochfrequenz bastelt (und in 1MHz Rechteck sind 
wegen der steilen Schaltflanken auch deutlich höhere Frequenzen 
enthalten), dann muss man sich über das HF-Verhalten seiner Bauteile 
Gedanken machen (im Besonderen natürlich auch dem "eigenen Bauteil" 
Leiterplatte).

: Bearbeitet durch Moderator
von Steffen H. (steffenh)


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kow schrieb:
> Welche? Was soll erfaßt, und wozu verarbeitet werden?

Es soll ein Messgerät für Analogspannungen im Bereich 0..15V werden. 10 
Kanäle, Genauigkeit 0,2% und Abtastrate 1 kHz. Es sollen auch hochohmige 
Spannungsteiler (bis 100 kOhm) gemessen werden können. Deshalb habe ich 
als Eingangsstufe keinen Spannungsteiler gewählt, sondern leite das 
Signal direkt auf den OPV.

kow schrieb:
> Woher? Welche genaue(n) Versorgungs-Quelle(n)?

Das Messgerät soll zur Fehlersuche verwendet werden. Es soll sich aus 
der Schaltung versorgen, die es auch untersucht. Das können +3,3V 
Digitalschaltungen sein oder +12V Leistungsteile.

kow schrieb:
> Muß eigentlich (wie oben zu sehen) alles auf ein PCB?
> Und wie sieht die Einbausituation ganz konkret aus?

Eine Stapelung zweier Platinen wäre auch möglich. Die Schaltung wird 
"fliegend" verbaut. Immer dort, wo gerade gemessen werden soll. 
Normalerweise findet sich dort Platz für zwei Streichholzschachteln.



kow schrieb:
> U_ein(min) um ein, zwei V anhebbar:
> - Einsparung Wandlungsstufe/Erzeugung 3,3V über LDO.

Ich weiß, da habe ich mich bei der Auslegung auch schon schwer getan. Es 
ist aber entscheidend, dass die Schaltung von +3,3V versorgt werden 
kann.

Alternativ hatte ich überlegt, den Wandler weg zu lassen und die +3,3V 
direkt zu verwenden. Das hätte aber einen Jumper o.ä. benötigt, den man 
dann meist vergisst, umzustecken. Deshalb hatte ich es wieder verworfen. 
Und einen LDO, der es bis runter Vout = Vin schafft, gibt es nach meiner 
Kenntnis leider nicht.

kow schrieb:
> U_ein(min) anhebbar u./o. U_ein(max) verringerbar:
> - Einfachere (da etwas größere) Auswahl / ICs.

Mit U_ein(max) könnte ich auch auf +5V runter gehen. Ist nicht schön, 
aber auch nicht schlimm. Irgendwo würde ich immer +3,3V oder +5V zur 
Versorgung finden.

Hast Du da vielleicht einen bestimmten IC im Sinn?

kow schrieb:
> Gemeint waren auch unbekannte GND Bezüge und ob diese
> feststehen oder vielleicht irgendetwas völlig anders
> (einfacher/praktischer) umsetzbar sein könnte.

Das Messgerät muss sich leider aus der zu messenden Schaltung versorgen. 
Insofern gilt: GND Versorgung = 0V Messsignal.

kow schrieb:
> Falls Du vollst. Projektpläne hättest, und diese teilen
> wollen würdest, hülfe das erst Dir, und künftigen Lesern
> eben gleich mit.

Es ist Hobby. Anforderungen und Spezifikationen sind verhältnismäßig 
deutlich in meinem Kopf, Test und Absicherung finden am Basteltisch 
statt. Dokumentation, Versionierung, Change Management, ... Na wie 
gesagt: Hobby :-)

kow schrieb:
> Natürlich zwingt Dich niemand dazu, es wäre allerdings
> auf diverse Weise von Vorteil. (Viele Augen entdecken
> leichter Fehler, viele Gehirne haben mehr gute Ideen.)

Ich freue mich sehr über Deine und Eure Hilfe!!

von Steffen H. (steffenh)


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jo schrieb:
> Die PSRR ist i.A. frequenzabhängig...

Au weia, stimmt! Danke für den Hinweis!

jo schrieb:
> Was sagt hier das Datenblatt deines OPAs?
> Bei welcher Frequenz erwartest Du Störungen auf den Betriebsspannungen?

Das Datenblatt sagt, dass es ein Problem werden könnte. Bei 100 kHz 
erreicht er 0dB bei der negativen Versorgung.

Andererseits ist mein Signal, das ich mit dem OPV verstärke, auf 1 kHz 
gefiltert (R/C). Dort lande ich dann wieder bei ca. 50dB.

Der OPV ist übrigens ein LT1490.

Andreas M. schrieb:
> Für Deinen Zweck würde ich so vorgehen:
> Für die Eingangssignale Spannungsteiler 7:1.

Ich möchte halt bis 100 kOhm Innenwiderstand messen können. Das heißt, 
der Spannungsteiler müsste ca. 3-10x größer ausfallen. Das war mir zu 
heikel. Oder bin ich da zu empfindlich?


Andreas M. schrieb:
> Ich würde in jedem Fall eine eigene Referenz nehmen, die 3.3V vom DC/DC
> Wandler haben mehr als 1mV Ripple, insbsondere da es SEPIC/Boost ist.

Ja, das hatte ich mir auch überlegt. Deshalb hatte ich den DC/DC auf +5V 
dimensioniert und einen LDO auf +3,3V spendiert.

Andreas M. schrieb:
> OPV: Da reicht ein einfacher LM358A oder LM358B, der braucht dazu
> nichtmal eine negative Spannung.

Laut Datenblatt kommt er bis auf 20mV an GND ran. Das ist richtig gut, 
aber am Ende werde ich bei Vref = 2,5V dann ((15V / 2,5V) * 20mV) = 120 
mV angezeigt bekommen, wo 0 mV sind. Mein Ziel waren ja 0,2% Genauigkeit 
auf 15V = 30 mV.

Mir ist andererseits schon klar, dass das ein Kompromiss ist, der sehr 
viel vereinfachen würde...

von Steffen H. (steffenh)


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Dieter schrieb:
> Nachdem die Drosseln eh zu klein sind, dann nimm an einer Stelle zwei
> davon in Reihe. Das ergibt dann schon fast 10µH. Als Abgriff zur
> Erzeugung der negativen Spannung verwendest Du dann den Abgriff zwischen
> den beiden Drosseln.

Danke für die Erklärung.

Sprichst Du von Drossel L3? Und von dort dann in der Mitte mit D4 ran?

von Andreas M. (amesser)


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Steffen H. schrieb:
> Laut Datenblatt kommt er bis auf 20mV an GND ran. Das ist richtig gut,
> aber am Ende werde ich bei Vref = 2,5V dann ((15V / 2,5V) * 20mV) = 120
> mV angezeigt bekommen, wo 0 mV sind. Mein Ziel waren ja 0,2% Genauigkeit
> auf 15V = 30 mV.

Wenn Du nicht unbedingt einen Push-Pull Ausgang am OPV brauchst: (Müsste 
bei einem ADC eigentlich gehen, Diode oder Emitterfolger plus Widerstand 
am Ausgang des OPVs , dann braucht er nur bis auf 0.5V runter.

von Andreas M. (amesser)


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von MiWi (Gast)


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Soul E. schrieb:
> MiWi schrieb:
>
>> Wobei.... wir gerade bei Schaltreglern von TI schon mehrmals ziemlich
>> eingefahren sind... es wirkte als hätten die Schaltplaner das Datenblatt
>> bei den Max Ratings nicht ausreichend gründlich gelesen und lustig
>> drauflosgezeichnet... und der Layouter dann nach Schönheit und nicht
>> nach Notwendigkeit Platziert und Layoutiert hat.
>
> TI weist regelmäßig darauf hin, dass deren Evalboards nur als Anregung
> gedacht sind und nicht in Bezug auf EMV optimiert wurden. Ein Layouter
> sollte die nicht als "Musterlösung" übernehmen.

Ach? Wirklich? Wer hätte das gedacht.

Natürlich wissen wir das...

Das sich die Wandlerchips gelegentlich in Rauch und schwarze Brösel 
auflösen weil der Evalboardkonstrukteur vergessen hat lebenswichtige 
Dioden vorzusehen war dann doch nicht Sinn eines Evalboards. TI war not 
amused als wir ihnen das nachgewiesen haben.

von Dieter (Gast)


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Steffen H. schrieb:
> Sprichst Du von Drossel L3?

Zum Beispiel bei dieser wäre das möglich.

von Steffen H. (steffenh)


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Andreas M. schrieb:
> Wenn Du nicht unbedingt einen Push-Pull Ausgang am OPV brauchst: (Müsste
> bei einem ADC eigentlich gehen, Diode oder Emitterfolger plus Widerstand
> am Ausgang des OPVs , dann braucht er nur bis auf 0.5V runter.

Ich hab es gerade im fliegenden Aufbau ausprobiert. Es schaut 
vielversprechend aus, vielen Dank für den Tipp!



Dieter schrieb:
> Zum Beispiel bei dieser wäre das möglich.

Danke, das probiere ich gleich aus!

.

Vielen Dank an alle für Eure Hilfe!
Steffen

von Dieter (Gast)


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Steffen H. schrieb:
> Danke, das probiere ich gleich aus!

Ob bei Deiner bereits aufgebauten Schaltung noch zusätzliches versemmelt 
sein könnte, könntest Du testen in dem Du C7 entfernst.

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