Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Wirklich alte Kunststoffblende Reparieren


von Jan K. (keksstein)


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Hallo,

das Kunststoffteil im Anhang gehört zu einer Kabelfernbedienung.

https://www.radiomuseum.org/r/saba_fernsteuerung_rs125rs_12.html

Das blöde ist, die sind super selten und werden teuer gehandelt, Ersatz 
für "nur" die Blende lässt sich nicht finden.

Das Gehäuse meiner Fernbedienung sieht gut aus, die Front löst sich aber 
einfach auf.

Ihr seht die vielen kleinen Risse? Fahre ich mit dem Fingernagel darüber 
löse ich kleine Stückchen ab. Die Seiten sind schon beschädigt, es gibt 
3 mehr oder weniger sichtbare Risse im Kunststoff. Vermutlich Jahrzehnte 
lang UV Licht.

Ich Frage mich, kann man sowas reparieren? Die gerissenen Stellen könnte 
man mit einem Dremel "öffnen" und Kunststoffspachtel verwenden, die 
Seite ebenso. Die feinen Risse vielleicht mit Schleifpapier, 
anschließend Altweiß lackieren?

Ich habe die Hoffnung das jemand eine deutlich bessere Idee hat.

Danke!

Gruß,
Jan

von 1q2w3e4r5t6z7u8i9o0pßü (Gast)


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Mit 3D-Druck neue Frontblende anfertigen, danach die Oberfläche 
irgendwie glätten. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten.
Oder bei einem 3D-Druck-Dienstleister anfertigen lassen.

von DoS (Gast)


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Epoxydharz und eine 20g Glasgewebematte wäre wohl das einfachste.

von Patrick L. (Firma: S-C-I DATA GbR) (pali64)


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Wie groß ist das Teil und aus was für einem Kunststoff sollte es sein?
(Temperatur, Haltbarkeit, UV-Belastung)

Wie einige ja wissen, (Vor allem die schon bei mir auf Besuch waren), 
habe ich ja 12 3D-Drucker im Einsatz,
Also könnte, (Falls sich niemand anders meldet)ich dir mal solch ein 
Teil ausdrucken. Dazu müsste ich aber genaue Maße oder grad das Teil zum 
Kopieren Haben.
Der AIO-Robotics A10B kann tatsächlich grobe teile gut Kopieren.
Da müsste ich nur die Schriften und Skalen manuell machen.

Alternativ kann man es Natürlich Restaurieren (Heiß ausgießen)
Aber das ändert dann nichts am Zerfall des Restes.

: Bearbeitet durch User
von MaWin (Gast)


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Ich wurde die Front mit Epoxy-Spachtelmasse kleben, verschleifen und aus 
der Sprühdose lackieren.
Wird doch sowieso nicht mehr benutzt, der Lack wird wohl kaum abgewetzt.

3d-Druck ergibt immer eine Scheiss-Oberfläche, du musst also auch dort 
spachteln, verschleifen und lackieren. Da kannst du dir die Anfertigung 
und vor allem vorherige Digitalisierung inklusive Berücksichtigung der 
Schrumpfungsrate und des Verzugs des Teils sparen. Im 3d-Druck hat man 
mit der Front nach unten das Problem der erhabenen Schriftzüge und 
Ränder, also praktisch die ganze Frontplatte mit Stützen untermauern die 
man nachher abpulen muss und eine raue Oberfläche bekommt, und fertigt 
man es mit den Befestigungslasche nach unten muss man zentimeterhoch 
Stützen bauen und bekommt massiven Verzug.

von Patrick L. (Firma: S-C-I DATA GbR) (pali64)


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MaWin schrieb:
> also praktisch die ganze Frontplatte mit Stützen untermauern die
> man nachher abpulen muss und eine raue Oberfläche bekommt,

Wen man nur die Standard Drucker hat, ja.
Aber als Profi macht man die Platte mit den Vertiefungen für die Schrift 
aus Wasserlöslichem Filament.
Danach wäscht man das "Gerüst" einfach weg, und hat ne Professionelle 
Oberfläche (Hat der Letzte Besucher mit staunen Festgestellt)
3D-Druck ist lange nicht mehr so in den Kinderschuhen wie damals.
Heute kann man Professionelle Teile herstellen, die keine 
(Schleifspuren) mehr an der Oberfläche aufweisen.
Zumindest macht man den Polier-Aufwand bei sichtbaren Teilen.

: Bearbeitet durch User
von Michael (Gast)


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Jan K. schrieb:
> das Kunststoffteil im Anhang gehört zu einer Kabelfernbedienung.

Gibt es auch Fotos vom Innenleben dieses Teils?

Mich würde einmal interessieren, wieso das so ein großes Gehäuse ist, 
sicherlich ist das voll mit Zeug und wieso man 17 Pole (wenn ich mich 
nicht verzählt habe) im Stecker braucht um diese paar Funktionen zu 
realisieren.

von Einer (Gast)


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Neu machen. Aber nicht drucken. Das kommt ja nicht an das Original ran.

Also, Original retten/stabilisieren, Farbe ist egal, es muss nur die 
Form/Struktur erhalten bleiben. Dann mit Silikon abformen, anschließend 
Ersatzteil aus PU gießen.

Risiko dabei, dass das Original beim Entformen aus dem Silikonabguss 
eben endgültig zerstört wird. Daher jemand machen lassen der das kann, 
oder vorher einige male üben, bis der Prozess sitzt.

Die Gießmassen musst Du halt im Ausland bestellen, dank der deutschen 
Nanny-Politiker in DE.

von Irgendjemand (Gast)


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Hallo

Michael schrieb:
> Mich würde einmal interessieren, wieso das so ein großes Gehäuse ist,
> sicherlich ist das voll mit Zeug und wieso man 17 Pole (wenn ich mich
> nicht verzählt habe) im Stecker braucht um diese paar Funktionen zu
> realisieren.

1960 bis 1965 produziert für ein Consumer Radio - das dann auch noch von 
Saba also (der) Schwarzwälder Apparate-Bau-Anstalt August Schwer Söhne 
GmbH.

Das sollte es schon erklären ;-)

Wenn nicht:
Halt eine vom Grundsatz (denken und handeln) Mittelständige Firma, wohl 
mehr oder weniger rein "deutsche" (österreichische, schweizer) 
Belegschaft -natürlich und vor allem auch in der Entwicklungsabteilung - 
das ganze dann auch noch in Südwestdeutschland:

Konservativ bis zum Vollanschlag, auch von der Bildung und den 
technischen Lösungen her,  alles nach Lehrbuch und natürlich eben auch 
die frühen 1960er Jahre.
Ein Grund warum dann nochmal 10 bis 15 Jahre später alle deutschen 
Radiohersteller Geschichte waren - das stark zu vermutende SABA denken 
war kein Einzelfall.

Weil eben auch Technisch Stockkonservativ und bloß nichts neues 
ausprobierend:
Keine gemeinsame Masseleitungen, alle Regelungen über Potentiometer 
-sprich mindestens 3 Leitungen eventuell sogar 4 wenn die jeweiligen 3 
Potileitungen separat abgeschirmt wurden.
Das macht schon mindesten 6 Leitungen (Steckkontakte) nur für die 2 
Potis - eventuell aber auch schon 7 bis 8 mit Schirmungen.
Dann noch 4 Drucktaster (?) die wohl auch keinerlei gemeinsame 
Leistungen genutzt haben werden macht nochmal 8 Leitungen 
(Steckkontakte) und schon sind 17 Pole gar nicht mal so viel.
Irgendwelche (Tonfrequenz) Protokolle?
Zu modern, bzw. tatsächlich noch nicht vorhanden (Und selbst entwickeln 
?
 "Wir bauen Radios"...).

Schöne Gehäuse, möglichst klein, eventuell irgendwie ergonomisch?
Friss Kunde oder stirb - und da es nichts anderes gab (1960 - 1965) tja 
hat Kunde es nun mal genommen bzw. war oft noch verstockter und 
Konservativer als der Hersteller selbst.

Übrigens:
56DM (Deutsche Mark) und das 1960 bis 1965 war wohl recht viel Geld - 
über echte Zahlen (Aber bitte kein "Ach was ging es mir damals schlecht 
Gejammer und was musste ich malochen" und Verzählchen -Opa erzählt von 
Krieg- wie der "arme" Lehrling mit den Fahrrad ins die 15 km entfernte 
Stadt geradelt ist  aber auch nicht die rosarote Brille was man alles 
für eine Mark bekommen hatte und wie billig die mieten waren...) aus den 
persönlichen Umfeld würde ich mich freuen.

Irgendjemand

von Uli S. (uli12us)


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Damals gabs halt für jede Funktion nen eigenen Schalter und eigene 
Leitung.
Nicht wie heute, dass man alles mit 2-4 Drähten über die man hunderte 
Funktionen schickt erschlägt.

Ich seh im übrigen keinen Grund, warum das Original beim Abformen 
zerstört werden sollte. Ein Trennmittel vorher drauf, eventuell 
mehrmals, dann bleibt da nix pappen. Das Profizeugs ist zwar besser, 
aber recht teuer, bei mir hat sich Bohnerwachs mit Äthylacetat auf eine 
verarbeitbare Konsistenz eingestellt, recht gut bewährt. Mit Knetgummi 
kann man das Silicon dran hindern, an unerwünschte Stellen zu gelangen.

von Vancouver (Gast)


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Irgendjemand schrieb:
> Schwarzwälder Apparate-Bau-Anstalt August Schwer Söhne GmbH.

Großer Gott... das klingt ja eher nach 19. Jahrhundert.
Ich habe noch einen SABA-Verstärker aus den frühen 80ern im Betrieb 
(https://www.hifiengine.com/manual_library/saba/mi355.shtml), der wirkt 
zumindest von außen gar nicht mal so konservativ. Ist sogar in Englisch 
beschriftet :-) Reingeschaut habe ich noch nicht, aber anscheinend hat 
der August zumindest seine Designabteilung mal irgendwann 
ausgewechselt...

von Einer (Gast)


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Patrick L. schrieb:
> Aber als Profi macht man die Platte mit den Vertiefungen für die Schrift
> aus Wasserlöslichem Filament.
> Danach wäscht man das "Gerüst" einfach weg, und hat ne Professionelle
> Oberfläche (Hat der Letzte Besucher mit staunen Festgestellt)

Ist zwar Offtopic, aber welchen 3D- Drucker kauft man da so heute, wenn 
man mit zwei Filamenten arbeiten will? Das wegwaschbare ist ja PVA, 
oder?

von Patrick L. (Firma: S-C-I DATA GbR) (pali64)


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Einer schrieb:
> Das wegwaschbare ist ja PVA,
> oder?

Ja das ist richtig.
Und ideal um solches material zu verarbeiten, ohne dass es 
"Verwaschungen" gibt, muss man schon mindestens einen Twin Extruder 
haben mit einem IDEX System.

Sonst riskiert man, dass sich Mischübergänge von bspw. PLA un PVA usw. 
gibt

Dies gibt dann wieder unschöne Oberflächen.

Auch ist natürlich Fachwissen und Erfahrung gefragt.
Wenn man das im Griff hat, kann man mit den heutigen Mitteln teile 
drucken die von den Originalen kaum mehr zu unterscheiden sind

Auch ist für die Verarbeitung von Filamenten ein Direkt-Misch-Extruder 
von Vorteil , dan braucht man nicht 1000 verschiedene Filamente für die 
Farben, sondern kann sie direkt im Extruder mischen, und so analog dem 
Color-Tintenstrahl oder Color-Laserdrucker mischen und so praktisch 
jeden Farbton produzieren.

Aber auch hier braucht es Erfahrung.

PS der TO möge mir den OT Verzeihen, aber die Frage wollte beantwortet 
werden.

: Bearbeitet durch User
von Rudi Ratlos (Gast)


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Jan K. schrieb:
 > Ich habe die Hoffnung das jemand eine deutlich bessere Idee hat.

Wenn du den WERT erhalten willst, darfst 'an Rissen' auch nichts 
herumspachteln. Da die Rückseite unsichtbar ist, kannst NUR an diesen 
Stellen gefahrlos "Versuche" durchführen.

Ich würde einen HARTEN  kratzfesten Überzug nehmen. zB. 
Nitrocellulose-Lack (Fußboden-/Möbelbeschichtung) , stinkt wie Sau ist 
aber 'wasserklar'. Die Frage ist, ob er darauf hält. Mehrere Lagen 
dürften das Zerbröseln zum Erliegen bringen. Schöne glänzende (oder bis 
sehr sandmatte) Oberfläche, der Originalcharakter bleibt erhalten. Das 
wäre wohl das Wichtigste.

Farbloser Nagellack (NC-Lack mit Pigmenten und Vitaminen ) wäre auch 
eine denkbare Möglichkeit. Trocknet auch sehr rasch. Verwende ich oft 
als Rostschutz bei frischen kleinen Metallflächen.

Nachdem das jetzt schon zerbröselt - Finger WEG vom Schleifpapier .
Größere Risse kannst zuerst mit Lack 'auffüllen'.

von Rudi Ratlos (Gast)


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Die "Risse" sind auch NUR auf der Vorderseite, also nur 'alte Optik'.
Bei Lack solltest diesen anfänglich gut verdünnen -> mehrfache 
Grundierung. Dringt in feinste Ritzen und klebt diese zusammen . 
Vielleicht auch schon ausreichend.

Probier mal (Haftungsprobe) auf der Rückseite an weißen Stellen mit 
farblosem Nagellack.

von Johannes R. (oa625)


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Hallo,

Nur zur Info: die Hersteller von Stereolithograpie- Teilen fertigen aus 
Kostengründen nur ein Muster an. Dieses Muster wird in Silikon 
abgegossen, und mit dieser Silikon-Form können mehrere Kopien erstellt 
werden.

Vielleicht hast Du die Möglichkeit, auf diese Weise mittels eines 
Abgusses aus dem Original eine/mehrere Kopien zu erstellen.

Gruß
Johannes R.

von Rudi Ratlos (Gast)


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Rudi Ratlos schrieb:
> Nitrocellulose-Lack

Ich hab gestern noch ein Hartplastik-Baßreflexrohr kurz mit 180er 
angeschliffen für eine rauhere größere Oberfläche und
" ADLER Soloplast STQ " (NC-Lack ) drübergepinselt.
Hält Bombenfest. 'Glasharter' Überzug .
Läßt sich mit dem Fingernagel nicht mehr abkratzen.

Der Vorteil von NC-Lack ist auch, daß er bereits in der Dose  -dünn wie 
Wasser- ist. Kostet zwar, aber kann man sonstwo oft brauchen.

Die empfohlene Verdünnung wie bei Nagellack (oder anderen Lacken) kann 
entfallen.

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