Hi, ich kenne Sicherungen nur für Wechselstrom und Automaten, die für Gleich- und Wechselstrom geeignet sind. Meine Frage ist, worin die sich vom Aufbau her unterscheiden könnten?
Bei AC verschwindet der Lichtbogen im Nulldurchgang, meistens jedenfalls. Bei DC kann es ab so 30V dazu kommen das der Lichtbogen stehen bleibt, bis jemand anders den Strom abstellt. Daher haben viele Relais 250VAC10A 24VDC10A draufstehen. Oder ähnlich.
Gleichstrom bei höheren Spannungen abzuschalten ist deutlich aufwändiger, denn dabei zieht man einen schönen Lichtbogen.
Gleichstrom ist ab 35V ungleich schwerer zu trennen weil der Funken nicht in der nächsten Halbwelle von selbst verlischt und neu gezündet werden muss. Gleichstromsicherungen fur höhere Spannungen müssen also den schmelzenden Draht weit auseinanderziehen oder mit Magneten den Lichtbogen in Löschkammern umleiten.
Vielen Dank für die Erklärungen. Würde der Lichtbogen dazu führen, dass sich der Aufbau "verschweißt" und dann z.B. ein Schalter nicht mehr auseinander geht?
..normal nicht, denn der LB entsteht ja erst beim öffnen der Kontakte... aber wenn der LB die Kontaktoberfläche anschmilzt und das Relais schliesst in dem Moment schon wieder, kann es schon zur Verschweißung kommen... die Kontakte werden aber in jedem Fall rau und angefressen durch DC-Lichtbögen, die zu lange stehen... das erhöht nach kurzem Gebrauch den Übergangswiderstand und führt auf diesem Umweg zu erhöhtem Verschleiß bzw. auch wieder zum Zusammenschweißen der Kontakte...
Oktober schrieb: > Würde der Lichtbogen dazu führen, dass sich der Aufbau "verschweißt" und > dann z.B. ein Schalter nicht mehr auseinander geht? Zum einen führt der Lichtbogen dazu, das die Kontakte beschädigt werden, zum anderen trennt der Schalter ja nicht, wenn er einen Lichtbogen zieht. Das 'Verschweissen' von Kontakten passiert meist beim Schliessen eines Schalters mit bereits beschädigten Kontakten, wenn er eine hohe Last einschaltet. Dabei bildet sich an der schlechten Übergangsstelle eine hohe Temperatur, die die Kontakte verschweisst. Ist die Last viel zu hoch für den Schalter, kann das auch mit neuen Kontakten passieren.
Wer glaubt das ein AC Lichtbogen im Nulldurchgang von selbst erlischt, der irrt: https://www.youtube.com/watch?v=bXJrPHib6Jw Knapp 10 Sekunden sind schon ne stolze Zeit! Ist selten, aber nicht ungewöhnlich.
Hallo na ja bleiben wir fair: Die Spannung im Video dürfte auch "leicht" über den Spannungen liegen wo selbst schon größere "normale" Sicherungen ihre Anwendungen finden. Wobei meinen Empfinden nach die Frage des TO ausser in kleinen Ansätzen durch MaWin nicht erklärt wurde. Er fragr nach den Aufbau (und somit indirekt nach den wie) und nicht den Warum und das es so ist.
Jemand schrieb: > Wobei meinen Empfinden nach die Frage des TO ausser in kleinen Ansätzen > durch MaWin nicht erklärt wurde. MaWin schrieb: > Gleichstromsicherungen fur höhere Spannungen müssen also > den schmelzenden Draht weit auseinanderziehen oder mit Magneten den > Lichtbogen in Löschkammern umleiten. Ist das keine Aussage zum Aufbau?
Siehe übrigens auch diesen Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Schmelzsicherung Da wird auch der Grund erörtert warum man bestimmte Sicherungen mit feinen Sand zur Lichtbogenreduzierung bzw. dessen Verhinderung versieht.
Leitungsschutzschalter, die auch DC bei höheren Spannungen können, haben eine größere stabile Funkenlöschkammer meist mit Keramikplättchen. DC-Schmelzsicherungen haben eine bestimmte Sorte Sand als Füllung. fun fact: Die Straßenbahn in Braunschweig läuft auf 3kV DC. Als Schmelzsicherungen sind bzw. waren früher Diazed-Einsätze von Siemens drin. Andere Hersteller durften da nicht verwendet werden.
Helge schrieb: > fun fact: Die Straßenbahn in Braunschweig läuft auf 3kV DC. Nein, die hat gängige 600VDC. > Als Schmelzsicherungen sind bzw. waren früher Diazed-Einsätze > von Siemens drin. Andere Hersteller durften da nicht verwendet werden. Auch das stimmt nicht, lange Diazed für höhere Spannungen gabs von vielen Herstellern.
H. H. schrieb: > 600VDC Mir wurde gesagt, 3kV. Aber das ist auch schon einige Zeit her. Die Einsätze hatten übliche Größe. Ich hatte damals eine durchgebrannte geschenkt bekommen und zerlegt. Der Funken hatte einen ordentlichen Stein erschmolzen.
Jens M. schrieb: > Bei AC verschwindet der Lichtbogen im Nulldurchgang, meistens > jedenfalls. > Bei DC kann es ab so 30V dazu kommen das der Lichtbogen stehen bleibt, > bis jemand anders den Strom abstellt. Daher haben viele Relais 250VAC10A > 24VDC10A draufstehen. Oder ähnlich. Beispiel https://youtu.be/eA4vjKYv5oc
Helge schrieb: >> 600VDC > Mir wurde gesagt, 3kV. https://de.wikipedia.org/wiki/Straßenbahn_Braunschweig
Sicherung waren 25A. Bei 600V sind das 15kW, bei 3kV 75kW.
Helge schrieb: > Sicherung waren 25A. Bei 600V sind das 15kW, bei 3kV 75kW. 3kV wird weltweit eigentlich nur bei Fernbahnen verwendet. Typische Obergrenze für Strassebahnen sind 750V. Da das noch sog. "Niederspannung" ist, ist dann die gesamte Aus- legung der Stromversorgung detlich einfacher.
Wiki weiß auch nicht alles. Z.B. fehlt die 25kV/50Hz Brennerstrecke.
Harald W. schrieb: > Obergrenze für Strassebahnen sind 750V Wie paßt das mit den damals 25A Sicherungen? 15kW für Straßenbahn wäre sehr knapp.
Man hat dir einfach einen Bären aufgebunden.
Helge schrieb: > Wie paßt das mit den damals 25A Sicherungen? 15kW für Straßenbahn wäre > sehr knapp. Das kann schon passen. Diese Sicherung ist aber nicht für die Traktion, denn da kommen leicht hunderte A zustande, sondern für die Hilfsbetriebe. Bei einer Strab sind 15 kW pro Wagen schon im Bereich des Normalen. Und wenn es tatsächlich eine 3 kV Sicherung ist, dann muss man die nehmen wegen den in diesen DC-Bahnstromsystem immer vorhandenen hohen Induktivitäten der Stromkreise. Die bewirken im Fehlerfall bei Kurzschluss einen elend langen Lichtbogen, den die Sicherung abschalten muss. Ansonsten kommt dann die Feuerwehr. Um den zu löschen braucht man Länge. Und da ist dann eine Sicherung aus einer anderen höheren Spannungsklasse ein sehr gute Wahl.
Helge schrieb: > Wiki weiß auch nicht alles. Z.B. fehlt die 25kV/50Hz Brennerstrecke. Ist das ne Strassenbahn?
Thomas D. schrieb: > nicht für die Traktion (..) sondern für die Hilfsbetriebe Wie geht das, wenn die Sicherung im Mast für den Fahrdraht sitzt? (außer es waren wirklich 3kV, wie mir gesagt wurde) Fix ist jedenfalls, daß pro Segment = zwischen 2 Haltestellen immer nur eine der damals 'neuen' Straßenbahnen beschleunigen durfte. Sonst war aus.
Helge schrieb: > eine der damals 'neuen' Straßenbahnen. Was verstehst Du unter "damals neu"? Strassenbahnen gibts in Braunschweig seit 1879; elektrische ab 1897.
Die Straßenbahn in BS ist mit ihrer Spurweite von 1100mm in D einmalig. In https://dewiki.de/Lexikon/Stra%C3%9Fenbahn_Braunschweig gibs nen Hinweis auf die Betriebsspannung von 600VDC im Zusammenhang mit dem nicht realisierten Konzept der RegioStadtBahn, so "sollten wegen der gemischt befahrenen Durchfahrtsstrecke Hybrid-Fahrzeuge angeschafft (werden), die ihren Fahrstrom sowohl über einen eigenen Dieselgenerator als auch aus der Oberleitung (15 kV DB bzw. 600 V Straßenbahn) beziehen. "
Helge schrieb: > 1980 ungefähr. 1980 ungefähr habe ich mal das Strassenbahndepot in BS am Tag der offenen Tür besichtigt. Auch "damals" wurde die Strassenbahn schon mit 600V betrieben.
Jens M. schrieb: > Bei DC kann es ab so 30V dazu kommen das der Lichtbogen stehen bleibt, > bis jemand anders den Strom abstellt. Ja, kann. Aber nur, wenn es eine harte Spannung ist (Wie bei Straßenbahnen :-)). Wenn man in einem Röhrenradio die Anodenspannung mit 50mA absichert, bleibt kein Lichtbogen stehen. Gut, bei heutigen übermäßigen 1000µF kann es trotzdem vorkommen.
michael_ schrieb: > Wenn man in einem Röhrenradio die Anodenspannung mit 50mA absichert, > bleibt kein Lichtbogen stehen. Hi, die Absicherung der Anodenspannung erfolgt meistens auf der Wechselstromseite. ciao gustav
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