Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Was unterscheidet AC-Sicherungen von DC-Sicherungen?


von Oktober (Gast)


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Hi, ich kenne Sicherungen nur für Wechselstrom und Automaten, die für 
Gleich- und Wechselstrom geeignet sind.

Meine Frage ist, worin die sich vom Aufbau her unterscheiden könnten?

von Jens M. (schuchkleisser)


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Bei AC verschwindet der Lichtbogen im Nulldurchgang, meistens 
jedenfalls.
Bei DC kann es ab so 30V dazu kommen das der Lichtbogen stehen bleibt, 
bis jemand anders den Strom abstellt. Daher haben viele Relais 250VAC10A 
24VDC10A draufstehen. Oder ähnlich.

von Falk B. (falk)


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Gleichstrom bei höheren Spannungen abzuschalten ist deutlich 
aufwändiger, denn dabei zieht man einen schönen Lichtbogen.

von MaWin (Gast)


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Gleichstrom ist ab 35V ungleich schwerer zu trennen weil der Funken 
nicht in der nächsten Halbwelle von selbst verlischt und neu gezündet 
werden muss. Gleichstromsicherungen fur höhere Spannungen müssen also 
den schmelzenden Draht weit auseinanderziehen oder mit Magneten den 
Lichtbogen in Löschkammern umleiten.

von Oktober (Gast)


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Vielen Dank für die Erklärungen.

Würde der Lichtbogen dazu führen, dass sich der Aufbau "verschweißt" und 
dann z.B. ein Schalter nicht mehr auseinander geht?

von Simpel (Gast)


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..normal nicht, denn der LB entsteht ja erst beim öffnen der Kontakte... 
aber wenn der LB die Kontaktoberfläche anschmilzt und das Relais 
schliesst in dem Moment schon wieder, kann es schon zur Verschweißung 
kommen... die Kontakte werden aber in jedem Fall rau und angefressen 
durch DC-Lichtbögen, die zu lange stehen... das erhöht nach kurzem 
Gebrauch den Übergangswiderstand und führt auf diesem Umweg zu erhöhtem 
Verschleiß bzw. auch wieder zum Zusammenschweißen der Kontakte...

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Oktober schrieb:
> Würde der Lichtbogen dazu führen, dass sich der Aufbau "verschweißt" und
> dann z.B. ein Schalter nicht mehr auseinander geht?

Zum einen führt der Lichtbogen dazu, das die Kontakte beschädigt werden, 
zum anderen trennt der Schalter ja nicht, wenn er einen Lichtbogen 
zieht.

Das 'Verschweissen' von Kontakten passiert meist beim Schliessen eines 
Schalters mit bereits beschädigten Kontakten, wenn er eine hohe Last 
einschaltet. Dabei bildet sich an der schlechten Übergangsstelle eine 
hohe Temperatur, die die Kontakte verschweisst.
Ist die Last viel zu hoch für den Schalter, kann das auch mit neuen 
Kontakten passieren.

von Rainer D. (rainer4x4)


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Wer glaubt das ein AC Lichtbogen im Nulldurchgang von selbst erlischt, 
der irrt:
https://www.youtube.com/watch?v=bXJrPHib6Jw
Knapp 10 Sekunden sind schon ne stolze Zeit! Ist selten, aber nicht 
ungewöhnlich.

von Jemand (Gast)


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Hallo

na ja bleiben wir fair:

Die Spannung im Video dürfte auch "leicht" über den Spannungen liegen wo 
selbst schon größere "normale" Sicherungen ihre Anwendungen finden.

Wobei meinen Empfinden nach die Frage des TO ausser in kleinen Ansätzen 
durch MaWin nicht erklärt wurde.
Er fragr nach den Aufbau (und somit indirekt nach den wie) und nicht den 
Warum und das es so ist.

von Stefan F. (Gast)


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Jemand schrieb:
> Wobei meinen Empfinden nach die Frage des TO ausser in kleinen Ansätzen
> durch MaWin nicht erklärt wurde.

MaWin schrieb:
> Gleichstromsicherungen fur höhere Spannungen müssen also
> den schmelzenden Draht weit auseinanderziehen oder mit Magneten den
> Lichtbogen in Löschkammern umleiten.

Ist das keine Aussage zum Aufbau?

von Gerhard O. (gerhard_)


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Siehe übrigens auch diesen Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/Schmelzsicherung

Da wird auch der Grund erörtert warum man bestimmte Sicherungen mit 
feinen Sand zur Lichtbogenreduzierung bzw. dessen Verhinderung versieht.

von Falk B. (falk)


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von Helge (Gast)


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Leitungsschutzschalter, die auch DC bei höheren Spannungen können, haben 
eine größere stabile Funkenlöschkammer meist mit Keramikplättchen. 
DC-Schmelzsicherungen haben eine bestimmte Sorte Sand als Füllung.

fun fact: Die Straßenbahn in Braunschweig läuft auf 3kV DC. Als 
Schmelzsicherungen sind bzw. waren früher Diazed-Einsätze von Siemens 
drin. Andere Hersteller durften da nicht verwendet werden.

von H. H. (Gast)


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Helge schrieb:
> fun fact: Die Straßenbahn in Braunschweig läuft auf 3kV DC.

Nein, die hat gängige 600VDC.

> Als Schmelzsicherungen sind bzw. waren früher Diazed-Einsätze
> von Siemens drin. Andere Hersteller durften da nicht verwendet werden.

Auch das stimmt nicht, lange Diazed für höhere Spannungen gabs von 
vielen Herstellern.

von Helge (Gast)


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H. H. schrieb:
> 600VDC
Mir wurde gesagt, 3kV. Aber das ist auch schon einige Zeit her. Die 
Einsätze hatten übliche Größe. Ich hatte damals eine durchgebrannte 
geschenkt bekommen und zerlegt. Der Funken hatte einen ordentlichen 
Stein erschmolzen.

von Thomas K. (ek13)


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Jens M. schrieb:
> Bei AC verschwindet der Lichtbogen im Nulldurchgang, meistens
> jedenfalls.
> Bei DC kann es ab so 30V dazu kommen das der Lichtbogen stehen bleibt,
> bis jemand anders den Strom abstellt. Daher haben viele Relais 250VAC10A
> 24VDC10A draufstehen. Oder ähnlich.

Beispiel

https://youtu.be/eA4vjKYv5oc

von Harald W. (wilhelms)


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von Helge (Gast)


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Sicherung waren 25A. Bei 600V sind das 15kW, bei 3kV 75kW.

von H. H. (Gast)


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von Harald W. (wilhelms)


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Helge schrieb:

> Sicherung waren 25A. Bei 600V sind das 15kW, bei 3kV 75kW.

3kV wird weltweit eigentlich nur bei Fernbahnen verwendet.
Typische Obergrenze für Strassebahnen sind 750V. Da das
noch sog. "Niederspannung" ist, ist dann die gesamte Aus-
legung der Stromversorgung detlich einfacher.

von Helge (Gast)


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Wiki weiß auch nicht alles. Z.B. fehlt die 25kV/50Hz Brennerstrecke.

von Helge (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Obergrenze für Strassebahnen sind 750V

Wie paßt das mit den damals 25A Sicherungen? 15kW für Straßenbahn wäre 
sehr knapp.

von H. H. (Gast)


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Man hat dir einfach einen Bären aufgebunden.

von Thomas D. (tommi_d)


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Helge schrieb:
> Wie paßt das mit den damals 25A Sicherungen? 15kW für Straßenbahn wäre
> sehr knapp.

Das kann schon passen. Diese Sicherung ist aber nicht für die Traktion, 
denn da kommen leicht hunderte A zustande, sondern für die 
Hilfsbetriebe.
Bei einer Strab sind 15 kW pro Wagen schon im Bereich des Normalen.
Und wenn es tatsächlich eine 3 kV Sicherung ist, dann muss man die 
nehmen wegen den in diesen DC-Bahnstromsystem immer vorhandenen hohen 
Induktivitäten der Stromkreise. Die bewirken im Fehlerfall bei 
Kurzschluss einen elend langen Lichtbogen, den die Sicherung abschalten 
muss. Ansonsten kommt dann die Feuerwehr.
Um den zu löschen braucht man Länge. Und da ist dann eine Sicherung aus 
einer anderen höheren Spannungsklasse ein sehr gute Wahl.

von Harald W. (wilhelms)


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Helge schrieb:

> Wiki weiß auch nicht alles. Z.B. fehlt die 25kV/50Hz Brennerstrecke.

Ist das ne Strassenbahn?

von Helge (Gast)


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Thomas D. schrieb:
> nicht für die Traktion (..) sondern für die Hilfsbetriebe

Wie geht das, wenn die Sicherung im Mast für den Fahrdraht sitzt? (außer 
es waren wirklich 3kV, wie mir gesagt wurde) Fix ist jedenfalls, daß pro 
Segment = zwischen 2 Haltestellen immer nur eine der damals 'neuen' 
Straßenbahnen beschleunigen durfte. Sonst war aus.

von Harald W. (wilhelms)


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Helge schrieb:

> eine der damals 'neuen' Straßenbahnen.

Was verstehst Du unter "damals neu"? Strassenbahnen gibts in
Braunschweig seit 1879; elektrische ab 1897.

von Helge (Gast)


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1980 ungefähr.

von Holger L. (73holger)


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Die Straßenbahn in BS ist mit ihrer Spurweite von 1100mm in D einmalig. 
In https://dewiki.de/Lexikon/Stra%C3%9Fenbahn_Braunschweig gibs nen 
Hinweis auf die Betriebsspannung von 600VDC im Zusammenhang mit dem 
nicht realisierten Konzept der RegioStadtBahn, so "sollten wegen der 
gemischt befahrenen Durchfahrtsstrecke Hybrid-Fahrzeuge angeschafft 
(werden), die ihren Fahrstrom sowohl über einen eigenen Dieselgenerator 
als auch aus der Oberleitung (15 kV DB bzw. 600 V Straßenbahn) beziehen. 
"

von H. H. (Gast)


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von Harald W. (wilhelms)


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Helge schrieb:

> 1980 ungefähr.

1980 ungefähr habe ich mal das Strassenbahndepot in BS am Tag der
offenen Tür besichtigt. Auch "damals" wurde die Strassenbahn schon
mit 600V betrieben.

von michael_ (Gast)


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Jens M. schrieb:
> Bei DC kann es ab so 30V dazu kommen das der Lichtbogen stehen bleibt,
> bis jemand anders den Strom abstellt.

Ja, kann.
Aber nur, wenn es eine harte Spannung ist (Wie bei Straßenbahnen :-)).

Wenn man in einem Röhrenradio die Anodenspannung mit 50mA absichert, 
bleibt kein Lichtbogen stehen.

Gut, bei heutigen übermäßigen 1000µF kann es trotzdem vorkommen.

von Karl B. (gustav)


Angehängte Dateien:

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michael_ schrieb:
> Wenn man in einem Röhrenradio die Anodenspannung mit 50mA absichert,
> bleibt kein Lichtbogen stehen.

Hi,
die Absicherung der Anodenspannung erfolgt meistens auf der 
Wechselstromseite.

ciao
gustav

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