Forum: /dev/null Infrastruktur in USA wirklich so schlecht? [Endet 20.10.]


von sami (Gast)


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Hallo
ist die Infrastruktur in USA wirklich so schlecht? Oder ist das Video 
als Satire zu sehen?
https://www.youtube.com/watch?v=tAq1bgxepQU

: Gesperrt durch Moderator
von pnp (Gast)


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sami schrieb:
> Oder ist das Video als Satire zu sehen?

Satire? Eher die winzige Spitze des Eisberges...

von (prx) A. K. (prx)


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sami schrieb:
> Hallo
> ist die Infrastruktur in USA wirklich so schlecht?

Wenn Politiker um jeden Preis verhindern, dass der politische Gegner aus 
Massnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur politische Vorteile ziehen 
könnte, und ein politisches System hat, das in voller Absicht 
Kompromisse erzwingt, die es aufgrund dieser Einstellung nicht gibt...

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von Andreas B. (bitverdreher)


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Gegenüber NY ist Berlin ja noch modern. So etwas heruntergekommenes habe 
ich vorher selten gesehen (Manhattan mal ausgenommen). Aber wie in den 
Kommentaren schon erwähnt: Wo soll bei diesen Militärausgaben auch das 
Geld dafür herkommen.

von (prx) A. K. (prx)


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Andreas B. schrieb:
> Wo soll bei diesen Militärausgaben auch das Geld dafür herkommen.

Infrastrukturmassnahmen haben einen realen Gegenwert, realen Nutzen. 
Waffen haben nur dann einen Gegenwert, wenn man sie braucht. Macht man 
Schulden zum Fetisch, um der Regierung eins auszuwischen, geht halt nix 
voran.

NB: Gemessen am BIP gibt Russland etwas mehr Geld fürs Militär aus als 
die USA, mit reichlich Abstand hinter Saudi Arabien und Israel.

: Bearbeitet durch User
von Andreas B. (bitverdreher)


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Russland würde ich ja nicht gerade als Referenz für eine gute 
Infrastruktur nehmen. ;-)

von Aleks (Gast)


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Typisches USA-Bashing wieder.
Dafür leiden deutsche Städte am Verkehrsinfarkt weil es alle 500 Meter 
eine unnötige Baustelle gibt. Ist das besser?

von pnp (Gast)


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Aleks schrieb:
> Typisches USA-Bashing wieder.

Nennt man die Wahrheit neuerdings "Bashing"?

von Udo S. (urschmitt)


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Aleks schrieb:
> Dafür leiden deutsche Städte am Verkehrsinfarkt

Dann mach mal rüber und versuche z.B. in Seattle morgens mit dem Auto 
von einer Seite der Stadt auf die andere zu kommen.

Dann weisst du was ein Verkehrsinfarkt ist.

Das Bahnnetz wurde z.T. systematisch kaputt gemacht.
Viele Städte haben keine U-Bahnen, S-Bahnen, Straßenbahnen.
Die Städte die wenigstens ein System davon haben ist das System und die 
Fahrzeuge meist hoffnungslos veraltet.

Berlin, Frankfurt und München sind dagegen quasi Science Fiction

von (prx) A. K. (prx)


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Andreas B. schrieb:
> Russland würde ich ja nicht gerade als Referenz für eine gute
> Infrastruktur nehmen. ;-)

Ich auch nicht. Aber so ist halt das Diagramm von Statista. ;-)

: Bearbeitet durch User
von Andreas B. (bitverdreher)


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Aleks schrieb:
> weil es alle 500 Meter
> eine unnötige Baustelle gibt. Ist das besser?
Ja, das merkst Du dann 5 Jahre später daß das nötig war. Ohne Baustellen 
gibt es eben keine Infrastruktur, das liegt in der Natur der Sache. 
Obwohl das die Japaner erheblich besser machen. Hier (in JP) werden 
Strassenbaustellen über Nacht oder WE gemacht (das geht dann mit vollem 
Einsatz). Es ist ausgesprochen selten daß dafür tagsüber Strassen 
gesperrt werden.

von (prx) A. K. (prx)


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Aleks schrieb:
> weil es alle 500 Meter eine unnötige Baustelle gibt. Ist das besser?

Es ist definitiv besser, es zu machen, bevor jeder merkt, dass sie 
nötig ist. Aber wie hieß das unlängst doch so schön: There is no glory 
in prevention. Infrastruktur aufrechterhalten bringt keinen Ruhm, 
sondern Mäkeleien wegen scheinbar unnötigen Baustellen.

Es ist auch besser, eine neue Brücke zu bauen, während die bisherige 
noch lange genug genutzt werden kann. Aber das Geld dafür aufzutreiben 
ist halt einfacher, wenn die alte gesperrt werden muss. Dann merkt es 
jeder. Vorher wirkt das Geld dafür sinnlos verschwendet, denn die alte 
steht ja noch. Nur gibts dann eben einige Jahre keine Brücke sowie 
kosten- und stauträchtigen Umweg. So macht man das auch in D 
gelegentlich.

: Bearbeitet durch User
von Prokrastinator (Gast)


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Aleks schrieb:
> Typisches USA-Bashing wieder.

Mal drüben gewesen?
Das hat teilweise schon was von afrikanischem Town Ship.
Was glaubt Du denn warum ein Tornado in USA ganze Kleinstädte auslöscht 
und hier ein Dach abdeckt und ein paar Scheiben zu bruch gehen, bei 
gleicher Stärke?

Wir bauen aus Stein, die aus Pappmache.
So ein Haus ist nach 20J durch.
Bei uns bekommt es nach 50J neue Fenster und hält noch mal 100J.

Wir legen Stromleitungen in die Erde.
Die tüddeln eben das nächste Kabel an den Überlandmast aus Holz und 
zerren das quer über die Strasse bis zum Haus.
Hält bis zum nächsten Sturm.

Wir haben zertifiziertes Luftfahrtgerät aus USA bezogen.
Mit so einem Sondermüll könnte ich mich hier nicht mal mit 
Kinderspielzeug behaupten.
Wir haben ja selbst in DE zugelassen und es war uns vollkommen 
unvorstellbar wie man bei offiziell gleichen Regeln sich mit so einem 
Schrott überhaupt trauen kann das zulassen zu wollen.
Die hätten uns geteert, gefedert und vom Werksschutz rausprügeln lassen 
bevor die uns den Laden dicht gemacht hätten.
In USA gibt dafür ein Zertifikat und das geht dann so in Flugzeuge.

Nee, ich war ein paarmal drüben aber von der Perle der zivilisierten 
Welt, dem Vorreiter, dem Vorbild für die Welt, habe ich da nicht viel 
gesehen.
IT, Halbleiter, Finanzen. Da sind die wirklich gut und innovativ.
Handwerklich ist das da drüben aber alles die gelebte Katastrophe.

von (prx) A. K. (prx)


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Prokrastinator schrieb:
> Was glaubt Du denn warum ein Tornado in USA ganze Kleinstädte auslöscht
> und hier ein Dach abdeckt und ein paar Scheiben zu bruch gehen, bei
> gleicher Stärke?

Nicht aufgrund maroder Infrastruktur, um die es hier geht, sondern dank 
anderer Bauweise. Die Häuser sind billiger gebaut und schneller kaputt. 
Das muss nicht schlechter sein. Sie sind auch schneller wieder neu 
gebaut, während das hierzulande ob des Aufwands eine Staatsaffäre ist. 
Sieht bloss scheisse aus, wenn der Wind durchfegte.

In den 70ern gab es im direkten Vergleich den Spruch, dass man sich in 
den USA ein Haus bereits leisten konnte, wenn man es für die 
frischgebackene Familie brauchte, während man in D damit aus 
finanziellen Gründen warten musste, bis man dieses Stadium hinter sich 
gelassen hatte. Was ist besser?

> In USA gibt dafür ein Zertifikat und das geht dann so in Flugzeuge.

Wie die Causa Boeing zeigte, hatte mit den Jahren der Schlendrian Einzug 
gehalten und Unternehmen zertifizierten sich effektiv selbst - ein 
Nebeneffekt von "weniger Bürokratie wagen". Das war nicht immer so, die 
FAA (Zulassungsbehörde) hatte früher einen sehr guten Ruf.

: Bearbeitet durch User
von Prokrastinator (Gast)


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(prx) A. K. schrieb:
> Das war nicht immer
> so, die FAA hatte früher einen sehr guten Ruf.

Und als USA die ganze Infrastruktur gebaut hat, war die bestimmt toll.
Seit dem sind aber viele Jahre vergangen und wenn man kaum Öffis hat, 
dafür aber gigantischen vielspurige Straßen, für deren Erhalt man nichts 
tut, dann ist eben das was mal toll war heute nur noch Schrott.
Was ja die Eingangsfrage war.

Wenn der Staat sich zurückzieht und nur noch den Kommerz walten lässt, 
Lobyisten und Konzerne Politik betreiben, mit willfährigen 
Erfüllungsgehilfen die den Strohmann geben, der staatsmännisch vom 
Plakat heruntergrient, dann kommt es eben so.
Wenn Politiker sich anmaßen alle anderen Fremdzubeglücken, sich nur noch 
in die eigene Tasche wirtschaften, auf alles scheissen was nicht ihrer 
karriere dient, dann kommt es eben so.
Wenn ein Volk das Maul hält und desinteressiert ist, weil es ja noch 
nicht schlimm genug ist, dann kommt es eben so.

von (prx) A. K. (prx)


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Prokrastinator schrieb:
> Wenn der Staat sich zurückzieht und nur noch den Kommerz walten lässt,

Im Prinzip ging das in der Reagan-Ära los, aber auch Clinton half 
kräftig dabei. Die Wirtschaft von staatlichen Regeln lösen, die als zu 
starr betrachtet wurden. Das war wirtschaftlich auch durchaus 
erfolgreich. Die Slogans dazu sind in Teilen der Bevölkerung bis heute 
en vogue.

Mit der Bankenkrise lief das ähnlich, aber schneller. Ab den 30ern gab 
es als Lehre aus der vorherigen Depression in den USA eine klare 
Trennung von langweiligem konventionellem Banking und spannendem 
Investmentbanking. Gegen Ende der Clinton-Ära wurde das aufgehoben, und 
ein Jahrzehnt später krachte es.

Man muss kein Lobbyist sein, um Bürokratie als Übel zu betrachten. Das 
wird auch vom Volk oft so gesehen - und mitunter ist sie es auch. Die 
Balance zwischen Freiheit und erstickender Gängelung zu halten ist der 
schwierige Part. Die USA neigen dabei zu deutlich stärkeren 
Pendelschwüngen als die meisten Europäer.

: Bearbeitet durch User
von oldtimerbesitzer (Gast)


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(prx) A. K. schrieb:
> Es ist auch besser, eine neue Brücke zu bauen, während die bisherige
> noch lange genug genutzt werden kann.

Na, das erzähl' doch 'mal den Hamburgern. Frei nach Gottschalk wette 
ich, daß die es nicht schaffen werden einen Ersatz für die 
Köhlbrandbrücke zu bauen bevor diese unbrauchbar wird. 🙄

Selbst die südliche Querung, einst "Hafenquerspange" genannt, die heute 
Teil der A26 ist, werden sie nicht rechtzeitig fertig bekommen, obwohl 
der Bund bereits die Gelder bewilligt hat.

Und dann wird man sich wundern, daß der Umschlag im Hafen zurückgeht, 
weil keiner mehr die Container weg bekommt...

Fazit: Wer im Glashaus sitzt... 🙄

von (prx) A. K. (prx)


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oldtimerbesitzer schrieb:
> Frei nach Gottschalk wette
> ich, daß die es nicht schaffen werden einen Ersatz für die
> Köhlbrandbrücke zu bauen bevor diese unbrauchbar wird.

Am schönen Bodensee macht man das anders. Man baut die Brücke, aber 
lässt es dabei bewenden. Konkret fängt man 1975 an, die neue 
Schänzlebrücke zu bauen und ist 1980 damit fertig. Allerdings als 
Soda-Brücke.
https://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/konstanz/der-streit-um-den-weg-zur-schaenzlebruecke-wie-konstanz-erster-buergerentscheid-festlegte-dass-der-b33-verkehr-ueber-die-reichenaustrasse-fliessen-soll;art372448,10605481

Nun sagt man ja den Schweizern nach, sie seien etwas langsam. Aber das 
ist ungerecht, denn die hatten die Anschlussinfrastruktur wesentlich 
schneller fertig. Auf deutscher Seite dauerte es bis 2007, bis die 
Brücke überhaupt eine voll ausgebaute Rampe hatte, und an der weiteren 
Infrastruktur ins Land wird heute noch gebaut, 4 Jahrzehnte später.

Aber fairerweise muss man sagen, dass dieser ungeplante Ablauf längst zu 
Realität passt. Zum Einkaufen müssen die Schweizer ja nur nach Konstanz, 
nicht tiefer ins Land. Die auf Schweizer Seite gebaute Autobahn reicht 
dafür aus. Auf Deutscher Seite braucht man keine. ;-)

: Bearbeitet durch User
von Timo (Gast)


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Auch in Mainz, Wiesbaden, marode Brücke wird ständig notdürftig 
geflickt, dadurch immer Stau. Jetzt ein größerer Schaden und monatelange 
Totalsperrung für Autos und Bahn. Hätte man das Ding einfach gesprengt, 
den Schrotthaufen abtransportiert und neu aufgebaut. Wär billiger und 
ging schneller.
https://mainzund.de/neuer-brueckengau-fuer-mainz-wiesbaden-salzbachtalbruecke-abgesackt-pfeiler-schief-sperrung-wird-wohl-wochen-dauern/
https://www.fr.de/frankfurt/salzbachtalbruecke-infos-ueber-wiesbaden-90820590.html
Anderorts werden vielbefahrene mehrspurige Straßen, also mehrere Straßen 
gleichzeitig erneuert und dazu die halbe Stadt lahmgelegt, wo es gar 
nicht nötig ist, siehe Rüsselsheim.

von wendelsberg (Gast)


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Aleks schrieb:
> Dafür leiden deutsche Städte am Verkehrsinfarkt weil es alle 500 Meter
> eine unnötige Baustelle gibt. Ist das besser?

Haha, Dauerstau kriegen die Amis auch ohne jede Baustelle hin.

Timo schrieb:
> Hätte man das Ding einfach gesprengt,
> den Schrotthaufen abtransportiert und neu aufgebaut. Wär billiger und
> ging schneller.

Noch billiger waere die italienische Methode.

Udo S. schrieb:
> Das Bahnnetz wurde z.T. systematisch kaputt gemacht.
> Viele Städte haben keine U-Bahnen, S-Bahnen, Straßenbahnen.
> Die Städte die wenigstens ein System davon haben ist das System und die
> Fahrzeuge meist hoffnungslos veraltet.

In New Orleans wurde eine Bruecke extra niedrig gebaut, damit darunter 
keine Busse durchpassen. So konnten die Reichen die Busanbindung ihres 
Viertels verhindern. Habe ich damals dort in der Zeitung gelesen, finde 
es aber online nicht wieder.

Prokrastinator schrieb:
> Handwerklich ist das da drüben aber alles die gelebte Katastrophe.

Als Ossi sagt man: das sind die Russen des Westens.

wendelsberg

von (prx) A. K. (prx)


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wendelsberg schrieb:
> Habe ich damals dort in der Zeitung gelesen, finde
> es aber online nicht wieder.

Siehe auch "General Motors streetcar conspiracy"
https://en.wikipedia.org/wiki/General_Motors_streetcar_conspiracy

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von Wurzelsepp (Gast)


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Wos i sogn wui ---
 oiso bei uns dahoam in Niderbayern fehlts si da gar nix auf die strassn 
und Brückn, wei dafür ham mir den Andi:
https://www.tagesspiegel.de/politik/schamlose-bayern-first-politik-bund-investiert-auffaellig-viel-in-strassen-in-scheuers-wahlkreis/27299618.html

wum Restdeutschland sich vonder CSU auf der Nase rumtanzen lässt
is mir immer noch ein Rätsel, nee aber passt scho, der Andi der ist gut 
für Niederbayerns Strassen+Brücken !


Timo schrieb:
> Auch in Mainz, Wiesbaden, marode Brücke wird ständig notdürftig
> geflickt, dadurch immer Stau. Jetzt ein größerer Schaden und monatelange

Timo schrieb:
> gleichzeitig erneuert und dazu die halbe Stadt lahmgelegt, wo es gar
> nicht nötig ist, siehe Rüsselsheim.

von Norbert (Gast)


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Wurzelsepp schrieb:
> Wos i sogn wui ---
>  oiso …

Manchmal lohnt es sich die heiße Kartoffel aus dem Gesicht zu nehmen 
bevor man anfängt zu reden!

von Dirk (Gast)


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In unserer Kleinstadt haben sie die Hauptstraße verschmälert. War über 
ein halbes Jahr gesperrt und der ganze Verkehr ging durch Seitengassen. 
Aber damit nicht genug: Durch die Verschälerung der Hauptstraße und 
Aufstellung von Blumenkübeln wurde der Stau noch schlimmer. Auch die 
Lärmbelästigung wurde schlimmer. Die Autos müssen vor den Blumenkübeln 
abbremsen und wieder anfahren. Für solchen Blödsinn ist also immer Geld 
da. Aber die Sanierung von einsturzgefährdeten Brücken schafft man 
nicht.

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