Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Cat 8.2 2000MHz Kabel an Cat. 8.1 RJ-45 Keystone Modul?


von Rüdiger (Gast)


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Hi,

soweit ich korrekt informiert bin, wäre ein Cat 8.2 Verlegekabel nicht 
mit einem Cat 8.1 RJ-45 Keystone Modul kompatibel.

Ich habe allerdings ein Draka UC FUTURE Cat 8.2 Verlegekabel mit Cat 
8.1-Keystone-Modulen bestellt. Und jetzt erst fiel mir auf, dass es zwei 
(angeblich) inkompatible Standards gibt.

Nun stellt sich mir die Frage: Wieso kann das Kabel überhaupt Cat 8.2 
oder Cat 8.1 zertifiziert sein? Für mich sieht es so aus, als ob in 
beiden Fällen Twisted Pair Kabel gebraucht werden, die mit 2 GHz 
Datenbits übertragen können, und ob da nun Cat. 8.2 oder Cat. 8.1 auf 
dem Kabel steht, müsste doch keine Rolle spielen?

Wie seht Ihr das? Gibt es technisch gesehen nur Cat. 8-Kabel mit 
2.000MHz oder ist die Unterteilung zwischen Cat. 8.1 und Cat. 8.2 
gerechtfertigt?

Schöne Grüße,
Rüdiger

von Rüdiger (Gast)


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Hat das noch nie jemand ausprobiert - kein Informationsphysiker, der was 
dazu schreiben kann?

von ich³ (Gast)


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Rüdiger schrieb:
> soweit ich korrekt informiert bin, wäre ein Cat 8.2 Verlegekabel nicht
> mit einem Cat 8.1 RJ-45 Keystone Modul kompatibel.

Du bist falsch informiert.

> und ob da nun Cat. 8.2 oder Cat. 8.1 auf
> dem Kabel steht, müsste doch keine Rolle spielen?

Anpasung an andere Steckgesichter.

> Gibt es technisch gesehen nur Cat. 8-Kabel mit
> 2.000MHz oder ist die Unterteilung zwischen Cat. 8.1 und Cat. 8.2
> gerechtfertigt?

Kabelkategorie 8 ist zwei Unterkategorien Cat 8.1 (Class I, 
RJ45-Steckgesichter) und Cat 8.2 (Class II, ARJ45-, GG45-Steckgesichter) 
unterteilt.

Lesen und verstehen:

https://www.telegaertner.co.uk/infostream/facts-about-category-8-8-1-8-2-2/

ABER: Cat8 ist für Backbones in Rechenzentren (high density deployments, 
40GBASE-T- und 100GBASE-T) und wird im Privatbereich niemals eine Rolle 
spielen. Schon 10GB über Kupfer verbraucht Unmengen Strom und läuft 
selbst über Cat5e zuverlässig.

von ich³ (Gast)


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Schlussfolgerung: Cat8 in jedweder Ausführung ist im privaten völliger 
Unsinn. Cat 6(a)/Cat7(a) in Leerrohre, das reicht auch noch locker für 
10GB, wenn man den Strom bezahlen will. Der nächste Schritt ist 
Glasfaser oder eine exorbitante Stromrechnung.

von Rüdiger (Gast)


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Vielen Dank schonmal für die Antworten.

Ist es somit korrekt, dass ein 8.2-Kabel mit allen Steckertypen 
kompatibel sein muss? Verstehe ich das richtig, dass ein Cat 8(.X) 
2.000MHz-Kabel plus passendem Stecker/Buchsentyp entscheidet, ob das 
Gesamtwerk Cat 8.2 oder 8.1 ist?

Was mich verwirrt ist, dass ich immer wieder lese, dass Cat 
8.1-Komponenten mit Cat 8.2-Komponenten inkompatibel seien - demnach 
wäre ein Kabel, auf dem Cat 8.2 steht, ein Link-Klasse II-Kabel und eine 
Cat 8.2-Komponente und somit mit dem Steckertyp RJ-45 inkompatibel.

Allerdings lese ich auch oberflächlich aus den Texten heraus, dass es 
eigentlich nur um die Stecker und Buchsen - also Verbinder - geht.

Was nun 40 Gbit/s im Heimgebrauch angeht: Der relativ verbreitete und 
bezahlbare Intel X550-Netzwerkchip für 10Gbase-T hat eine TDP von ca. 
8W, ist dabei in 28nm gefertigt. Jetzt müssen wir bedenken, dass wir 
bald 3nm-ICs fertigen können mit einem Bruchteil des Stromverbrauchs und 
einem Vielfachen der Komplexität pro Flächeneinheit.
Ich behaupte somit einfach etwas kühn, dass die Stromrechnung kleiner 
werden wird, wenn es nötig ist, mit 40 Gbit/s zu übertragen. Jetzt 
reichen ja erst einmal 10 Gbit/s für Duplex Punkt-zu-Punkt-Verbindungen 
zwische Routern/Switches (wofür hier konkret auch gute Kabel zum Einsatz 
kommen sollen, weil es nur ein Leerrohr gibt)

von Rüdiger (Gast)


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Achja: Glasfaser verlegen ist mir im Privatbereich zu teuer, weil ich 
kein Spleißgerät o.ä. habe und zugegebenermaßen auch keine Erfahrung.

von ich³ (Gast)


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Rüdiger schrieb:
> Allerdings lese ich auch oberflächlich aus den Texten heraus, dass es
> eigentlich nur um die Stecker und Buchsen - also Verbinder - geht.

Genau das, und nur das. Google nach ARJ45 und GG45, dann siehst du die 
Unterschiede.

von Rüdiger (Gast)


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Vielen Dank für die Bestätigung. Dann bin ich jetzt sehr beruhigt. :)

von usuru (Gast)


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Rüdiger schrieb:
> Achja: Glasfaser verlegen ist mir im Privatbereich zu teuer

Wenn Dir Glasfaser zu teuer ist, dann frage ich mich, warum Du 8.x 
verlegen willst, das noch viel teurer ist.

von Rüdiger (Gast)


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Nach meinen Infos sind an Glasfaserwanddosen bereits LWL-Kabel dran, die 
letztlich perfekt in der Buchse enden und die man mit dem Kabel aus dem 
Leerrohr spleißen muss, um die Verbindung herzustellen. Und ein solches 
Spleißgerät gibt es ab 4.000 bis ca. 10.000€. Mehr Infos finde ich 
leider im Netz nicht, weil sämtliche Suchergebnisse inhaltlich über die 
Telekom und Deutsche Glasfaser sind. De Facto finde ich nirgends 
irgendwelche Erfahrungsberichte von Privatpersonen, die je Glasfaser 
verlegt haben.

Wenn man bedenkt, dass so ein Cat 8-Verlegekabel bis 30m unter 100€ 
kostet und die Keystone-Module einen auch ein paar Euro kosten, ist das 
doch offensichtlich günstiger, als LWL zu verlegen.

von Gerd E. (robberknight)


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Ich denke CAT.8 wird sich nicht durchsetzen. Die Stecker sind zu anders 
als bisher, deutlich teuer und aufwendiger zu montieren. Gleichzeitig 
sind die Netzwerkkarten die das dann nutzen könnten auch zu aufwendig, 
zu fehleranfällig und zu energiehungrig.

2,5 GBit über CAT.5e oder CAT.6a funktioniert gut und günstig.

Wer mehr braucht steigt dann auf Glasfaser um. Das ist mittlerweile auch 
ziemlich günstig geworden. Vor allem im Rechenzentrumseinsatz ist es 
sehr verbreitet. Dort ist es dann auch viel einfacher nach Bedarf 
hochzuskalieren, also 10 GBit, 25 GBit, 40 GBit, 100 GBit, ...

von Rüdiger (Gast)


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Sehe ich nicht so klar. Wenn man nichts spleißen muss, sprich: Ein 
gekauftes Kabel im Rechenzentrum einfach einsteckt, ist Glasfaser sicher 
eine gute Option, sofern man kein SFP Direct Attach Kabel nehmen kann 
(aufgrund der Länge).

Aber zum Verlegen im Privathaushalt halte ich es für nicht geeignet. Man 
braucht immer Adapter oder spezielle Geräte mit SFP-Modulen und 
natürlich die Module selbst, wenn man etwas anschließen möchte. Außerdem 
sind Glasfaserkabel anfällig zu brechen, und somit im normalen Gebrauch 
eingeschränkt. Zudem werden auch da stetig neue Kabeltypen erfunden - 
genau wie bei Twisted Pair. (OM1 - OM5 etc.) Somit sind die Kabel auch 
nicht länger aktuell und irgendwann hat man auch da ein altes Kabel in 
der Wand, womit die neueste Geschwindigkeit nicht mehr geht.

Um Internet ins Haus zu legen finde ich es OK - dann hat man einmalig 
das Modem oder Modul, was exotisch ist, und dahinter ist alles wie 
gehabt mit jedem Laptop etc. sofort verbindbar, aber in der 
Privathaushaltvernetzung halte ich Kupfer für weiterhin für günstiger 
und deutlich einfacher zu handhaben.

In meinem speziellen Fall hätte ich auch zwei Switches mit fertigem 
Glasfaserkabel verbinden können, was nicht zum Verlegen geschaffen 
wurde. Das wäre technisch vielleicht sinnvoll gewesen, dann würde 
irgendwo ein teilweise aufgerolltes Kabel herumhängen und ich müsste ein 
Loch in eine Dosenabdeckung bohren - also eigentlich auch irgendwie eine 
hässliche Lösung im Vergleich dazu, dass die RJ-45-Dose mit 
Keystone-Modul in der Wand ist.

Einziges Argument, was ich gegen Cat. 8 (aber nicht pro LWL) sehe, ist 
die halbierte Anzahl an Schnittstellen pro Verbindung, wenn man z.b. 
25Gbit/s und mehr übertragen möchte. Da kann man nur hoffen, dass 
Reserven da sind, dass es mit 40Gbit/s in der Praxis auch über vier 
Punkte klappt.

von Gerd E. (robberknight)


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Rüdiger schrieb:
> Der relativ verbreitete und
> bezahlbare Intel X550-Netzwerkchip für 10Gbase-T hat eine TDP von ca.
> 8W, ist dabei in 28nm gefertigt. Jetzt müssen wir bedenken, dass wir
> bald 3nm-ICs fertigen können

Die fertigen das nicht in 28nm weil das so billig ist oder sie zu faul 
sind das auf feinere Prozesse umzustellen, sondern weil das gar nicht so 
einfach ist. Bei einem PHY brauchst Du nämlich nicht nur digitale Logik, 
sondern hast einen großen Anteil an analogen Elementen auf dem IC: 
Signalaufbereitung, Filterung, ADC, DAC, PLL,...

Diese analogen Elemente benötigen eine deutlich präzisere und 
gleichmäßgere Fertigung der Strukturen als es für rein digitale Logik 
nötig ist. Daher werden solche ICs in speziellen, dafür angepassten 
Prozessen gefertigt. Es vergehen viele Jahre zwischen der Verfügbarkeit 
einer Strukturgröße für Logik und Speicher und der Verfügbarkeit für 
diese Analogstrukturen. Und dann muss natürlich auch noch ein 
entsprechender Markt dafür vorhanden sein. Allein für Twisted Pair 
Netzwerkchips lohnt es sich nicht so einen Prozess zu entwickeln und 
Fabs auszurüsten.

von Gerd E. (robberknight)


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Rüdiger schrieb:
> Aber zum Verlegen im Privathaushalt halte ich es für nicht geeignet. Man
> braucht immer Adapter oder spezielle Geräte mit SFP-Modulen und
> natürlich die Module selbst, wenn man etwas anschließen möchte.

Dein Webradio in der Küche wird keine 40 GBit-Verbindung brauchen. Und 
die Rolladen- oder Lichtsteuerung auch nicht. Für solche Geräte würde 
ich bei ganz normalem CAT.7-Kabel mit CAT.6a-Buchsen bleiben.

Wo es in Frage kommt wären dagegen vor allem die PCs. Und für die 
bekommst Du problemlos Netzwerkkarten mit SFP+, SFP28, QSFP+ oder was 
das Herz begehrt.

Und wenn Du Dich ein wenig informierst so gar ziemlich günstig. Ich habe 
z.B. in meinem Rechner ne 40 GBit-Karte mit QSFP+-Modulen. Die Karte + 
der nötige Kartenadapter kosten zusammen keine 30 EUR:
https://www.ebay.de/itm/163771693991
https://www.ebay.de/itm/194284210061

Ich kann für Informationen zu solcher Technik vor allem das 
ServeTheHome-Forum empfehlen: https://forums.servethehome.com

Da finden sich z.B. auch Informationen zu günstigen Switchen im Bereich 
40 GBit und 100 GBit.

> Außerdem
> sind Glasfaserkabel anfällig zu brechen, und somit im normalen Gebrauch
> eingeschränkt.

Hast Du das mal konkret ausprobiert und geschaut wann es wirklich 
bricht? Ich habe es. Du musst Dir ziemlich Mühe geben einen wirklich 
scharfen Knick reinzubringen. Spielt in der Praxis keine Rolle.

> Zudem werden auch da stetig neue Kabeltypen erfunden -
> genau wie bei Twisted Pair. (OM1 - OM5 etc.) Somit sind die Kabel auch
> nicht länger aktuell und irgendwann hat man auch da ein altes Kabel in
> der Wand, womit die neueste Geschwindigkeit nicht mehr geht.

Bei kürzeren Strecken gehen auch die älteren Kabeltypen weiter. 
Irgendwann ist natürlich mal Schluss. Und da kommt dann ein weitere 
Vorteil von Glasfaser zum tragen: Sie sind sehr dünn. Das meiste Volumen 
von den Kabeln nehmen die ganzen Schutzhüllen außenrum weg. Daher kann 
man sie viel besser in Leerrohren verlegen als Kupfer-Netzwerkkabel. 
Auch die Einblastechnik, die schon seit vielen Jahren für 
Glasfaserverlegung im Außenbereich verwendet wird, ist im Innenbereich 
verfügbar. Wobei ich zugeben muss daß ich die Einblastechnik im 
Innenbereich in der Praxis bisher noch nicht gesehen habe.

: Bearbeitet durch User
von Rüdiger (Gast)


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Vielen Dank für die Rückmeldung - das sind einige sehr interessante 
Infos, die ich so nicht hatte. Schaue mir das auf jeden Fall nochmal an.

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