Hallo zusammen, auch auf die Gefahr hin, dass beim Lesen meiner Frage die Meisten den Kopf schütteln oder in schallendes Gelächter ausbrechen werden, weil das vielleicht sonnenklar ist, möchte ich meine Frage trotzdem stellen, weil ich grad voll geflashed bin. Ich bin Amateurfunker, habe aber vor Jahren nur die Ausbildung gemacht. Ich würde jetzt auch mal ein bisschen anfangen wollen, Antennen überall rumzuhängen und zu stellen sowie Strahlung abzugeben und aufzunehmen. Ich glaube, das trifft es ziemlich genau. Genauer weiß ich nämlich selber noch nicht was ich machen möchte. Ich weiß nur, dass ich für den Anfang den Bereich 2 m / 70 cm verwenden möchte. Es ist ja offensichtlich nicht genug, dass es -zig verschiedene Stecker gibt, über die man sich erst mal einen Überblick verschaffen muss, es gibt noch viel mehr verschiedene Kabel, die dann ebenfalls wieder zu den Steckern passen müssen. Den Stecker kann ich aber dann noch aussuchen, wenn ich weiß, welches Kabel ich möchte. Und das ist mein Problem: Welches Koaxialkabel möchte ich denn? Also ich wäre jetzt so weit, dass es auf jeden Fall 50 Ohm sein soll. Aber dann...? RG 58? RG 174? RG 213? RG 214? Aircell 7? Und, und und... Ja, welches nehme ich denn da? Ich kenne noch das gute alte RG58, das damals in den 10Base-2-Koaxialnetzwerken verwendet wurde. Aber da habe ich gelesen, dass es sehr verlustbehaftet sein soll. Ist das so? Ist ein anderes Kabel besser? Welches denn dann? (Mir ist schon klar, dass das auf den Anwendungsfall ankommt. Aber ich weiß ja eben noch gar nicht, was ich damit so alles machen möchte. Vermutlich kann man das teuerste Ultra-Loss-Kabel für jede Anwendung verwenden, das ist mir schon klar, aber ich will ja nur spielen. Ich bräuchte halt so ein Kabel, das man für alles irgendwie nehmen kann und das sich natürlich auch der Sparfuchs in einer vernünftigen Abwägung leisten möchte.) Und kauft man da gleich Stecker mit dran? Aber die macht man wohl selber dran, dann kann man die Kabel ablängen und mehrere Stücke machen... Das kann man doch ohne große Verluste zu kriegen, oder? Wenn ja, welche Stecker nimmt man denn? (RP-)SMA? N? UHF-Stecker? Ich weiß, die kann man ja mit Adaptern "umbauen". Aber was wäre das geschickteste an den Kabeln dran? Crimpt man die? (Dann brauch ich ne Crimpzange bzw. Backen für die Stecker ...) Oder geht da auch Löten oder Schrauben (bei SMA vermutlich nicht Schrauben, aber vielleicht bei N-Steckern?) Ihr seht, ich bin blank. Ich will halt einfach ein Starter-Kit ;-) Gibts da ein Kabel/Stecker, bei dem man nix falsch machen kann? Viele Grüße Tom
Moin Thomas, bevor ich viel schreibe lieber ein Link (bin nicht verwandt oder verschwägert, aber habe dort schon gekauft): https://www.kabel-kusch.de/alt%20index.htm Du findest dort einige Vergleiche. In kurz: RG58 (5 mm Durchmesser) und RG213 (10 mm Durchmesser) haben heute wegen der hohen Verluste kaum noch Bedeutung. Für die Auswahl kommt es drauf an: Welcher Durchmesser, welche Flexibilität, welche maximalen Dämpfungsverluste (längenabhängig und frequenzabhängig, bei KW nicht so bedeutend wie bei 70cm und höher) sind akzeptabel, welcher Preis und ggf. noch welche maximale Leistung müssen sie aushalten. Es gibt dann noch ein paar Sonderkriterien, die bei Dir aber wahrscheinlich erst mal nicht ins Gewicht fallen. Weil Du einen Tipp willst: Für 5 mm Kabel mal H155 angucken, für 10 mm H2000flex oder H2010. Falls Du in der Nähe von dem (oder einem anderen gut sortierten) Händler wohnst, kannst Du Dir das auch alles vor Ort zeigen lassen und mal begrabbeln, um ein Gefühl zu bekommen. Wenn Du hier https://www.kabel-kusch.de/Montagen/montageanleitungen.htm in der zweiten Spalte auf den Steckertyp klickst, bekommst Du Montageanleitungen. Wenn Du unsicher bist montieren lassen oder einem OM aus der Gegend um Hilfe bitten. Falls Du niemanden kennst, würde es helfen hier Deinen Locator zu nennen, vielleicht findet sich ja jemand aus der Nachbarschaft. Amateure löten, gute Crimpzangen sind teuer und passen meist nur für eine Stecker-Kabel-Kombination. Zu den Steckern: Handfunkgeräte hatten früher BNC, heute SMA oder reverses SMA. Vorsicht, ein zu steifes Kabel bricht Dir die Buchse ab. Ansonsten ist für KW leider immer noch der mechanisch recht robuste aber nicht wasserdichte und elektrisch fragwürdige abgeschirmte Bananenstecker (PL / UHF) verbreitet, für höhere Frequenzen ist aber klar dem elektrisch deutlich besseren N-Stecher der Vorzug zu geben. Wenn ich was übersehen haben sollte oder Du noch mehr Fragen hast, einfach nochmal schreiben. 73
Hallo ZF, danke für die super Antwort. Jetzt hätte ich nur noch eine Frage: Wieso sollte ich ein 10 mm Kabel haben wollen? Wegen der zu übertragenden Leistung oder wegen der geringeren Verluste? Den Shop schaue ich mir morgen an! Wg. Funkamateuren in meiner Gegend: ich war letzten Freitag auf meinem ersten OV-Abend und kenne die Leute noch nicht so gut. Ich will aber nicht so lange warten, weil ich jetzt gerade Urlaub und damit Zeit habe :-) 73 Tom
Fuer die kurze Welle ist RG58 und RG213 auch heute noch gut tauglich. Auch die Stecksysteme BNC/PL. Aussen verbaute PL-Verbindungen spruehe ich immer mit Silikonoel ein. Selbst eine Lage die nur ein paar Atome dick ist, verhindert das Gammeln. Mit 500 W PEP hat RG-213 auch noch nie Probleme gehabt. Da ist es dann auch egal ob die Kabeldaempfung von wesentlich teureren Kabeln 1 dB besser ist. Ein paar Meter RG-58 sollten also nie fehlen. So ab VHF/UHF und hoeher verwende ich RG-316 und dazu am liebsten MMCX. Damit kommt man bis zu einigen (6) GHz ganz gut klar. MMCX hat keine Gewinde und braucht keinen Drehmomentschluessel um das richtig "anzuziehen". Wenn es dir zu klein ist, waere MCX eine Alternative. Crimpzangen fuer die Verinder wirst du mit Sicherheit mehrere brauchen... Vor der Verwendung von selbst gefertigten Kabeln mache ich ueblicherweise eine einfache Daempfungsmessung im vorgesehen Frequenzbereich. Das verhindert "teure" Folgeschaeden.
Hallo Thomas, ich halte mich kurz und knapp: Für deinen avisierten Frequenzbereich, 2m und 70cm empfehle ich dir Aircell7 oder Hiflexx7 zu nehmen, dazu nimmst du N-Stecker und Buchsen. Kabel Kusch ist eine gute Adresse zum Bezug dieser Teile. Eine Crimpzange brauchst du nicht unbedingt, die Stecker und Buchsen können auch gelötet werden. Als Antenne für diese Frequenzen empfehle ich dir eine LPDA zu bauen. Dabei kannst du viel lernen und die Materialien kosten nicht viel. vy 73
Mit dem Aircell 7 habe ich im LTE Bereich sehr gute Erfahrungen gemacht, ist teuer aber bei wenig Leistung (in meinem Fall) ist eine niedrige Dämpfung wichtig. Bei Kurz und Mittelwelle Empfang, irgendein RG58. Hast du lange Leitungen würde ich RG213 nehmen. In meinem Fall waren es vom Keller bis zur Antenne 15m, da nur RG213. Dieses Kabel, oder besser vier davon, haben übrigens unser Haus geschützt als vor vielen Jahren der Blitz einschlug. Vom Dach durch den Heizungsluftschacht in den Keller. Eine Antenne war weg, das Kabel aber noch da. Das viele Kupfer im RG213 hat auch Vorteile, vorausgesetzt es ist gut Geerdet ;-)
Moin Tom, Thomas S. schrieb: > Jetzt hätte ich nur noch eine Frage: Wieso sollte ich ein 10 mm Kabel > haben wollen? > Wegen der zu übertragenden Leistung oder wegen der geringeren Verluste? Bei der Leistung weiß ich nicht, was Du so vor hast ;-), aber für den Anfang sollte 5 mm Kabel da nicht der Flaschenhals sein. Es geht tatsächlich um die Verluste. Nehmen wir mal an Du brauchst 20 Meter Leitung von der Antenne bis zum Gerät¹, dann hast Du auf 70 cm bei RG58 rund 7 dB Dämpfung, bei den modernen 5 mm Kabeln rund 4 dB Dämpfung, bei modernen 10 mm Kabeln sind es unter 2 dB. 7 mm Kabel liegt dazwischen. Bei längeren Kabeln sind die Verluste entsprechend höher, bei höheren Frequenzen ebenso. Zur Erinnerung: Bei 3 dB Dämpfung kommt nur noch die Hälfte der Sendeleistung an der Antenne an (und die Hälfte der Empfangsleistung an der Antenne schafft es bis zum Empfänger). Bei 6 dB ist es nur noch ein Viertel, bei 7 dB ein Fünftel, bei 10 dB ein Zehntel. Ist immer eine Abwägung, wo man den Kompromiss findet. > Ich will aber > nicht so lange warten, weil ich jetzt gerade Urlaub und damit Zeit habe > :-) Prima, dann mal los! 73 ¹ Die benötigte Länge wird gerne unterschätzt, weil man oft nicht den direkten Weg gehen kann, sondern die 3 Raumdimensionen trennen muss
Ich würde als erstes die Kriterien sortieren: 1. Welche Betriebsfrequenz (hier bis 70cm, das entspricht 400-470 MHz) 2. Welche Kabellänge ist nötig? 3. Welche Dämpfung ist zulässig? 4. Wird auch Sendeleistung übertragen, wenn ja, wie viel? 5. Welche Stecker müssen an das Kabel passen? https://de.wikipedia.org/wiki/Koaxialstecker 6. Gibt es besondere Anforderungen, wie z.B. Außenbereich (UV-Beständigkeit), Brandschutz (halogenfrei) oder Vakuum (Ausgasen)? Solange, wie Du unterhalb von 1 GHz bleibst, ist BNC die preiswerteste Lösung. Platzsparender (aber auch fummliger) wird SMA, was man bis zu 4 GHz verwenden kann. Dort schränkt sich die Kabelauswahl schon ein. Dafür gibt es für den Labortisch (kurze Strecken, wo die Dämpfung nicht so ins Gewicht fällt) auch relativ flexible Kabel. Zur Information finde ich koax24.de übersichtlicher als Kabel-Kusch.
kleiner Nachtrag: Hier gibt es eine Vergleichstabelle sortiert nach verschiedenen Kriterien: https://www.ame-hft.de/pdf/tech_info/vergleichstabelle.pdf
RG58 ist auch nicht immer gleich RG58. Da wird viel Mist verkauft. Nicht selten findet man bei vorkonfektionierten Kabeln Alukern und ein Schirm das dem Namen nicht gerecht wird. RG58 Verwende ich nicht mal mehr für das 160m-Band. Wenns ein 5mm Kabel sein muss würde ich H 155 nehmen. Oder etwas flexibler (Biegeradius) Aircell 5 oder Hyperflex 5.
Hallo Wobei 6dB Leistungsverlust viel ist wenn man nur auf die Watt welche an die Antenne ankommen - bei 100W bedeutet dies das nur noch etwas mehr als 25W an die Antenne ankommen- Aber gleichzeitig sind diese 6dB gerade mal eben eine S Stufe - auf KW ist das in der Praxis meistens "Gar nichts" und auf >30MHz oft auch nur ein Ausschlag auf den S Meter der aber erst bei geringen Feldstärken ("S-Werte") einen nennswerten Unterschied macht. Aber ja natürlich: Teure HF Leistung möchte man natürlich nur ungern zum heizen verwenden und es ist sicherlich sinnvoller wenn es auf eine S-Stufe nicht ankommt lieber die Leistung zu reduzieren als Verluste einfach hinzunehmen. Aber auch: Spätestens ab 10mm (für mich aber schon ab 7mm) werden die Kabel störrisch schwer und Platzhungerig (min. Biegeradius) - zumindest für mich wird es ab so 20m dann auch zur Preisfrage. Und zumindest zu Anfang ihrer "Karriere" hatten Koaxialkabel mit geschäumten Dielektrikum öfter mal Probleme wenn sie über Monate der Witterung ausgesetzt waren - wobei das aber auch schon mindestens 2 Jahrzehnte her ist diese Kabel auch für den Privatanwender bezahlbar (was nicht unbedingt Preiswert ist) und leicht beschaffbar wurden. Letztendlich muss du selbst abwägen was die wichtig ist - auf jeden Fall empfehle ich aber mal die Kabel mal selbst in der Hand zu haben - 10mm (oder 15mm) hört sich wenig an sind aber dann doch ziemliche fette und auch nicht leichte (trotz geschäumten Dielektrikum) Trümmer... Ham
Ham schrieb: > Wobei 6dB Leistungsverlust viel ist wenn man nur auf die Watt welche an > die Antenne ankommen schaut - ...
Highflexx7, ein guter Kompromiss was preis und Leistung angeht. Für Kurzwelle halte ich das in etwa so: Bis 10m RG58, Bis 20m RG213, >20m Highflexx7,ab 35m Länge würde ich mich dann auch nach besseren Kabeln umsehen. Für 2m/70cm: Bis 10m H155/Aircell5, bis 25m Highflexx7, darüber hinaus nach besseren Kabeln suchen. Thema stecker: für 2m/70cm SMA oder N, für KW BNC oder PL.
ZF schrieb: > dann hast Du auf 70 cm bei > RG58 rund 7 dB Dämpfung, bei den modernen 5 mm Kabeln rund 4 dB > Dämpfung, bei modernen 10 mm Kabeln sind es unter 2 dB. Wobei die geringere Dämpfung der "modernen" Kabel oft durch ein geschäumtes Dielektrikum erreicht wird. Das kann u.U. aus mechanischen Gründen ausscheiden.
Hp M. schrieb: > Wobei die geringere Dämpfung der "modernen" Kabel oft durch ein > geschäumtes Dielektrikum erreicht wird. > Das kann u.U. aus mechanischen Gründen ausscheiden. Das interessiert mich, bitte mal begründen! Warum die Frage? - ich setze Aircell7 seit 8 Jahren aussen ein und habe noch keine Probleme festgestellt - für den Anschluss an den Balun eines Dipols musste ich RG213 verwefen, weil das zu schwer war für die Dipolaufhängung (gut, hätte man besser machen können). Mit Aircell7 kein Problem Meinst Du vielleicht Biegeradien? 73 OM
OM schrieb: > Hp M. schrieb: >> Wobei die geringere Dämpfung der "modernen" Kabel oft durch ein >> geschäumtes Dielektrikum erreicht wird. >> Das kann u.U. aus mechanischen Gründen ausscheiden. > > Das interessiert mich, bitte mal begründen! Ich bin zwar nicht "Hp M." aber meine Erfahrung mit geschäumtem Dielektrikum ist, dass sie sich leicht quetschen lassen; die mechanische Belastbarkeit bei radialer Krafteinwirkung ist reduziert. Bei fest verlegtem Kabel ist das kein Problem, aber wenn man mal auf ein auf dem Boden liegendes Kabel tritt, ist das ungünstig.
Je weniger Dielektrikum drin ist, desto geringer werden auch die Verluste. Im Idealfall legst du wie die Rundfunkstationen 50Ohm-Rohrleitungen oder HCA 400. Besteht quasi innen nur aus Luft. Überleg mal wo du das Kabel verlegst. Spielen Biegeradien oder Löcher in der Mauer eine Rolle? Es kommt immer auf die Anwendung an: Gaaanz dünnes Koax (diese typischen Käbelchen an WLAN-Antennen zum Beispiel) kann man sogar im Fenster einklemmen. Speisekabel bis zum Balun oder unteren Antennende kann dick und schwer sein, dafür aber verlustärmer und schelchter biegbar. RG214 willst du gewichtsmäßig nicht quer durch den Garten aufhängen. RG58 (das Standard-Bastelkabel) schon eher. Dämpfungen kannst du dem Anhang entnehmen. Ist aus dem Taschenkalender der Zeitschrift Funkamateur. Stecker: Nimm N. Halten viel Leistung, sind Standard an allen Messgeräten, Adapter sind gängig, funktioniert von DC bis mehrere GHz. Gibt es lötbar/crimpbar für quasi alle Kabel. Selber anlöten spart größere Löcher in Wänden und Gehäusen. Crimpen ist bei Massenware sinnvoller. Basteln mit Kabel muss man meistens erst wenn man eine feste Station hat. 2m/70cm kann man sehr gut als portabel-Setup mit Handfunke aufbauen. Ist auch ein billiger Einstieg.
Ich kann H2000Flex empfehlen, ein gutes Mittelding. Dafür gibt es Stecker die man verlöten kann, da braucht man kein Crimpwerkzeug. Stecker ganz klar, N. UHF sollte nicht existieren, SMA ist zu filigran. mfG
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Bearbeitet durch User
Thomas S. schrieb: > Hallo zusammen, > auch auf die Gefahr hin, dass beim Lesen meiner Frage die Meisten den > Kopf schütteln oder in schallendes Gelächter ausbrechen werden, weil das > vielleicht sonnenklar ist, möchte ich meine Frage trotzdem stellen, weil > ich grad voll geflashed bin. Schön - dafür aber falsches Forum - Techniker basteln und bewundern nicht.
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