Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Kurzschlussläufer trocknen


von Manfred S. (Firma: Manfred) (xfred343)


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Hallo,

durch Überschwemmung ist der Motor einer Hebeanlage (Jung WCFix 260V) 
geraume Zeit unter Wasser gestanden, hab jetzt folgendes gemacht:
- mal im Ultraschallreiniger gründlich gereinigt
- getestet über Trenntrafo - funktioniert einwandfrei
- ich lass ihn jetzt bei ca. 80 Volt mal bisserl warmlaufen.

Jetzt meine 2 Fragen:
- wie kann man das Restwasser optimal entfernen
  (zu den Motorwicklungen gibts eine rechteckige 2cm Öffnung)?
- welchen Spray kann man verwenden, ohne dass er gegen Masse leitet 
(WD40?)?

Danke für eure Tipps

: Verschoben durch Moderator
von H. H. (Gast)


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Stator zusammen mit Silicagel in Tüte packen. Die Wicklungen in Reihe 
schalten und mit kleiner DC-Spannung betreiben, dabei langsam auf halben 
Nennstrom hochdrehen. So ein paar Tage liegen lassen.
Anschließend unbedingt eine richtige Isolationsmessung machen!

von Manfred S. (Firma: Manfred) (xfred343)


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Ah, super vielen Dank,
ja genau gegen Masse Gehäuse messe ich nämlich momentan noch:
bei 100V ca. 0,8mA
bei 200V ca. 1,5mA Stromfluss, das muss unbedingt gegen 0,
die Wicklungen in Reihe ist super Idee, danke!
Den Stator bekomm ich nicht raus, aber mal sehen, wie weit das Ganze 
trocknet.

von Jörg K. (joergk)


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Vor dem Trocknen mit VE-Wasser spülen, dann bei guter Durchlüftung 
wärmen (Ofen oder wie oben geschrieben mit Gleichstrom durch die 
Wicklung),

Die Lager werden davon aber auch nicht neu, also besser zerlegen.

Jörg

von Uwe (Gast)


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Hi,
hat der nach dem Fluten schon mal Netz gesehen?
Wenn ja , sehe ich schwarz. Sonst
"Die Lager werden davon aber auch nicht neu, also besser zerlegen."
also neu Lagern und nebenbei den Stator senkrecht stehend erwärmen(GS)
70-100° sind ein sehr guter Wert wenn es schnell gehen soll.
Viel Erfolg, Uwe

von Manfred S. (Firma: Manfred) (xfred343)


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Uwe schrieb:
> Hi,
> hat der nach dem Fluten schon mal Netz gesehen?
> Wenn ja , sehe ich schwarz.

Ja, zumindest beim Eintreffen des Hochwassers ging der FI-Schalter, 
davon hat sich der WCFix auch nicht mehr erholt - also immer beim 
Anstecken ging der FI-Schalter.

Aber am Trenntrafo läuft er mit dem 6uF Kondensator brav.. dennoch werde 
ich aus Sicherheitsgründen einen neuen Motor bestellen, wobei so ein 
Kurzschlussläufer ja eigentlich "unkaputtbar" ist.

von H. H. (Gast)


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Manfred S. schrieb:
> Motor einer Hebeanlage (Jung WCFix 260V)

Ach je, das ist ja gar kein Normmotor, sondern was kundenspezifisches in 
Kondensatormotor.

von Manfred S. (Firma: Manfred) (xfred343)


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Naja, wie jeder Einphasenmotor, bei den (alten noch unverwüstlichen) 
Heizungspumpen ist es die gleiche Bauart ;-)

von Uwe (Gast)


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Hi,
> Ja, zumindest beim Eintreffen des Hochwassers ging der FI-Schalter,
hmm. das mindert den Erfolg auf 50 %. Ein FI ist ja recht schnell.
Kein Grund es nicht zu versuchen.
Wenn du 1K/V erreichst (also min 240K) könnte es klappen.
Wenn du Hilfs und Hauptwicklung trennen kannst tue das
und messe Iso dazwischen (>= 1K/V)
Ansonsten Viel Erfolg, Uwe

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Manfred S. schrieb:
> Danke für eure Tipps
Deine Frage hat mit Digitaltechnik im Grunde nicht viel zu tun. Ich 
schätze das Problem als ein Mechanisches ein.

von Peter R. (pnu)


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Gleichstrom würde ich an nasser Elektronik vermeiden. Da werden 
irgendwelche  Poren oder Risse durch Elektrolyse zur Ausgangsstelle von 
Korrosion, auch das Heizen mit "selbststrom" lieber nicht, auch wenn  da 
die Wicklung von innen geheizt wird.

Besser: "fremdheizen", zum Beispiel mit Föhn. Der liefert zusätzlich 
durch das Erwärmen besonders trockne Luft.

Auf 70 Grad oder mehr erhitzen,für schnelleres Trocknen.

Ein extra Patient ist der (Hilfs)Phasenkondensator. Der sollte genau 
durchgemessen werden, evtl. ersetzt werden. Wenn der Wasser gezogen hat 
könnte die Isolierung rissig werden oder er könnte sogar platzen.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Also wenn da bereits 1,5mA bei 200V gen Masse abhauen, such Dir schon 
mal einen neuen Motor oder guten Motorenwickler. Das Ding übersteht nie 
wieder einen Isolationstest, ich wüsste nicht wieso eine nasse defekte 
Isolation trocken wieder in Ordnung sein sollte.

Mit etwas Glück ist es nicht die Wicklung selbst, dann besteht evtl. 
noch eine Chance.

Ich würde den Motor so auf 110°C erhitzen, aber ohne große Hotspots und 
nur wenn das Ding keine Temperatursicherung in der Wicklung hat. Die 
lösen meist so bei 130°C aus und dann wirds eine größere Reparatur. Aber 
dabei würde ziemlich sicher alles Wasser verdampfen.

von Pille (Gast)


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Ich habe mit Hochwasser und Motoren auch so meine einschlägigen 
Erfahrungen.
Ich habe die Motoren demontiert, die Wicklung mit dem Hochdruckreiniger 
gewaschen und gespült, im Trockenschrank 2h bei 80°C, danach die 
Wicklung mit WD40 durchtränkt und nochmals mehrere Stunden bei 80° und 
mehrmaligem lüften getrocknet.

Die Motoren die diese Prozedur durch hatten, haben bis heute überlebt, 
Lager waren freilich neu..

Pille

von Manfred S. (Firma: Manfred) (xfred343)


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Uwe schrieb:
> Wenn du 1K/V erreichst (also min 240K) könnte es klappen.
> Wenn du Hilfs und Hauptwicklung trennen kannst tue das
> und messe Iso dazwischen (>= 1K/V)
> Ansonsten Viel Erfolg, Uwe

Wie mach ich so eine Messung? Möcht ich noch dazulernen ;-)

Ansonst vielen Dank für eure Antworten, ich hab jetzt folgende 
Experimente gemacht und Schlüsse gezogen:

1. beide Wicklungen parallel geschaltet und bei ca. 50 Volt AC trocknen 
lassen (über Regel-Trenntrafo).

2. Immer wieder Strom gegen Gehäusemasse gemessen, wird schon niedriger 
und geht gegen null.

3. Einmal (versehentlich) bei der Wicklung-Serienschaltung 200V 
aufgedreht, da hat die Theromsicherung ausgelöst, allerdings dürfte die 
sogar selbstrückstellend sein, denn: 4 Stunden später ging wieder alles.

4. Der extern angeschlossene Phasenverschiebungskondensator hat von den 
angezeigten 6 uF laut Messgerät noch 5,9 uF und ist komplett gekapselt, 
der dürft das Alles überstanden haben.

Last but not least: ich hab einen neuen WCFix260 bestellt, zwar ein 
anderes Modell, weil meine Hebeanlage nicht mehr lieferbar war, aber 
laut Stücklisten ist der Motor, Kondensator etc. baugleich - hab nämlich 
keine Lust, dass irgendwer beim Duschen mit ein paar mA Lichtstrom eine 
unfreiwillige Massage bekommt...  wenn der Motor irgendwo in einem 
unkritischen Bereich eingesetzt wird, dann ja - aber bei der 
Abwasser-Hebeanlage im Keller, die direkt mit Dusche und Waschbecken 
verbunden ist, lieber auf Nummer sicher..
aber spannend ist es schon irgendwie und hätte wahrscheinlich auch 
funktioniert.

von michael_ (Gast)


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Manfred S. schrieb:
> hab nämlich
> keine Lust, dass irgendwer beim Duschen mit ein paar mA Lichtstrom eine
> unfreiwillige Massage bekommt...  wenn der Motor irgendwo in einem
> unkritischen Bereich eingesetzt wird, dann ja - aber bei der
> Abwasser-Hebeanlage im Keller, die direkt mit Dusche und Waschbecken
> verbunden ist, lieber auf Nummer sicher.

Was soll da passieren?
An den Gehäuseteilen ist doch sicher der Schutzleiter dran.

Pille schrieb:
> Die Motoren die diese Prozedur durch hatten, haben bis heute überlebt,
> Lager waren freilich neu..

Nach Hochwasser hatte ich das ähnlich.
Strauchhäcksler, Waschmaschine, Hammerbohrer, usw. saubergemacht, neue 
Lager und danach ein paar Tage in die Sommersonne.
Ich behaupte sogar, vorher hat Dreck und Mulm für schlechtere Werte 
gesorgt.

von Helge (Gast)


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Eine feucht gewordene Wicklung hat natürlich einen höheren Ableitstrom 
bei Wechselspannung. Die Kapazität zwischen Wicklung und Gehäuse ist 
dann viel höher. Das ist aber unkritisch, wenn der Motor getrocknet ist, 
sollte das meist wieder passen.

von Sebastian S. (amateur)


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Du wirst wohl nicht drum herum kommen das Teil auszubauen!

Ist es kein Riesenmotor, so kannst Du ihn im Backofen langsam erwärmen.
Vorher mal mit Druckluft ran – falls vorhanden.
Bei größeren Motoren hilft wohl nur eine wohl dosierte Behandlung mit 
einem Heißluftfön oder einem Heizlüfter.
In beiden Fällen: Nimm Dir Zeit, nicht alles kann hohe Temperaturen ab. 
Auch braucht z.B. das Wasser, tief in den Wicklungen, seine Zeit um den 
Wohnort zu wechseln. Auch haben Heizgeräte, die mit Warmluft werkeln, 
die Angewohnheit schnell mal hohe Oberflächentemperaturen zu erzeugen 
(zu heiß), während es im Untergrund noch kühl ist. Hängt stark von der 
Wärmeleitfähigkeit, der jeweiligen Komponenten, ab.
Ist das Teil erst mal richtig trocken, solltest Du Dir mal ein 
eventuelles Getriebe und die Lager vornehmen. Ich unterstelle hierbei 
mal, dass das Teil nicht in destilliertem Wasser abgesoffen ist, sondern 
auch noch das eine oder andere Leckerli abbekommen hat.
Selbst wenn das Teil mit Regenwasser gewaschen wurde, wurde der Schmutz 
der letzten Jahre, der sich auf dem Teil angesammelt hat, in die Ecken 
gespült.

von Ralf X. (ralf0815)


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Sebastian S. schrieb:
> Du wirst wohl nicht drum herum kommen das Teil auszubauen!
> [....]

Du solltest Dir angewöhnen, vor einer Antwort mehr als die Überschrift 
und den ersten Halbsatz zu lesen.

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