Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik OpAmp Single Supply Frage


von Markus M. (adrock)



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Ich möchte eine kleine Eingangs-Wechselspannung auf einen höheren Pegel 
für den ADC des STM32F405 (3,3V Vdda) verstärken.

Dazu hätte ich jetzt mal einen R2R Operationsverstärker mit einfacher 
Versorgungsspannung (3,3V) genommen, also sowas wie z.B. den TS 912.

Ich habe allerdings ein Verständnisproblem. In der Literatur (z.B. hier 
im Wiki oder auch Art of Electronics) findet man die oben gezeigte 
Schaltung für einen nicht-invertierenden Verstärker mit einfacher 
Versorgung, im AoE ohne C3 und Brücke anstelle von R1, aber ansontsen 
identisch.

Grundsätzlich ist mir schon klar wie die Schaltung funktioniert, aber 
eines will mir nicht in den Kopf:

Da der negative OP-Eingang über C4 gegen Masse geschaltet ist, ruft das 
nicht eine Unsymmetrie im Ausgangssignal hervor? Schließlich ist doch 
die "virtuelle Masse" (Vref) der Schaltung bei 1/2 Vcc. Müsste nicht der 
Rückkopplungszweig anstelle gegen Masse gegen Vref gehen?

Nehmen wir mal an ich habe am Eingang der Schaltung 0,1V Vpp Sinus, dann 
habe ich am (+) des OPs 6V mit diesen 0,1V überlagert.

Wenn man C4 bei Wechselspannung als Brücke betrachtet, müsstze sich die 
Spannung am (-) des OPs errechnen aus:
U(-) = (Ua / (R2+R4)) * R4

Somit wäre die Ausgangsspannung: Ua = U(-) / R4 * (R2+R4)

Also für die positive/negative Eingangsspitze wenn U(-) == U(+):

Uap = 6,05 / 2200 * 24200 = 66,55V
Uan = 5,95 / 2200 * 24200 = 65,45V

Uap - Uan = 1,1V

D.h. die Verstärkung selbst stimmt (11), aber der OP könnte ja niemals 
diese (absolute) Spannung am Ausgang aufbringen. Wie kann diese 
Schaltung also funktionieren?

Ich hoffe mein Verständnisproblem ist klar geworden, sicher habe ich 
irgendeinen Fakt nicht bedacht.

: Bearbeitet durch User
von Günter Lenz (Gast)


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von Markus M. schrieb:
>Da der negative OP-Eingang über C4 gegen Masse geschaltet ist, ruft das
>nicht eine Unsymmetrie im Ausgangssignal hervor? Schließlich ist doch
>die "virtuelle Masse" (Vref) der Schaltung bei 1/2 Vcc. Müsste nicht der
>Rückkopplungszweig anstelle gegen Masse gegen Vref gehen?

Ist völlig egal, Wechselspannungsmäßig betrachtet ist daß
alles Masse, sogar die +Betriebsspannung.
Durch einen Kondensator kann kein Gleichstrom fließen,
also kann die Gleichspannung wo der Kondensator hingeht
den Arbeitspunkt des OP nicht beeinflussen.

von Dieter (Gast)


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Markus M. schrieb:
> Wenn man C4 bei Wechselspannung als Brücke betrachtet,

Nein, hier nicht so einfach. Im Ersatzschaltbild ersetzt Du den durch 
eine ideale Spannungsquelle mit 6V.

von HildeK (Gast)


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Markus M. schrieb:
> Da der negative OP-Eingang über C4 gegen Masse geschaltet ist, ruft das
> nicht eine Unsymmetrie im Ausgangssignal hervor? Schließlich ist doch
> die "virtuelle Masse" (Vref) der Schaltung bei 1/2 Vcc. Müsste nicht der
> Rückkopplungszweig anstelle gegen Masse gegen Vref gehen?

Keine Unsymmetrie, C4 sorgt dafür, dass der DC-Pegel von Vref am +E nur 
um Faktor 1 verstärkt wird und deshalb ein Ruhepegel von Vref am Ausgang 
anliegt. Für DC wirkt R4 nicht!

Und der Wechselanteil wird mit v=11 verstärkt. Am Ausgang hast du also 
6VDC+1.1VAC überlagert. Passt doch!

von Hans B. (Gast)


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Markus M. schrieb:
> Uap = 6,05 / 2200 * 24200 = 66,55V

Ich denke, es ist so, dass ja nur der Wechselspannungsanteil verstärkt 
wird!
Also so:
6 + (0,05 /2200 * 24200) = 6 + 0,55 ....und nach C2 bleibt nur 0,55 als 
verstärkte Wechselspannung übrig.

Die 6 V Gleichspannung wird NICHT verstärkt weil über R2 vollkommen 
gegengekoppelt wird. Für Gleichspannung hat C4 unendlichen Widerstand 
und daher findet keine Spannungsteilung durch R4 u. C4 statt.

von HildeK (Gast)


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Hans B. schrieb:
> Ich denke, es ist so, dass ja nur der Wechselspannungsanteil verstärkt
> wird!
Richtig.

> Also so:
> 6 + (0,05 /2200 * 24200) = 6 + 0,55 ....und nach C2 bleibt nur 0,55 als
> verstärkte Wechselspannung übrig.
Was rechnest du da? Mit 0.1Vss AC am Eingang hast du 1.1Vss AC + 6V 
DC-Offset am Ausgang.
Und wenn du statt Vss Veff oder Vs schreibst, ist es genauso richtig.

von Markus M. (adrock)


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Danke Dieter und HildeK,

Dieter schrieb:
> Markus M. schrieb:
>> Wenn man C4 bei Wechselspannung als Brücke betrachtet,
>
> Nein, hier nicht so einfach. Im Ersatzschaltbild ersetzt Du den durch
> eine ideale Spannungsquelle mit 6V.

Ah ok, das kann ich nachvollziehen. Es scheint ich hatte den Zweck von 
C4 nicht ganz verstanden. Er verhält sich tatsächlich nur 
wechselspannungsmäßig wie ein Kurzschluss, der Gleichspannungsanteil 
bleibt natürlich bestehen, das war mein Denkfehler. Und da stellen sich 
dann genau die 6V ein, so wie an C3 der ja auch als "Puffer" dient.

Danke & Gruß
Markus

von Hans B. (Gast)


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HildeK schrieb:
> Was rechnest du da?

Damit wollte ich nur auf den Rechen- bzw. Denkfehler aufmerksam machen - 
in der Erwartung, dass dann alles klar wird.
Vorgegeben war der falsche Rechenansatz:
Uap = 6,05 / 2200 * 24200 = 66,55V
Mit meiner Rechnung:
6 + (0,05 /2200 * 24200) = 6 + 0,55 soll aufgezeigt werden wo der 
Rechenfehler liegt. Das Ergebnis ist dann die resultierende 
Ausgangsspannung bei einem Spannungssprung um +0,05 V am Eingang.

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