Forum: Offtopic Heute war es endlich soweit (Wetterballon)


von Ste N. (steno)


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Seit Jahren hing in unserem Wald, in 20m Höhe, ein kleine Box von einem 
(vermutlich) Wetterballon. Die stürmischen letzten Tage hatten ihr wohl 
arg zugesetzt und die Schwerkraft konnte ihr Werk vollenden. Heute lag 
sie nun endlich unten. Zu Hause angekommen mußte ich sie natürlich 
gleich untersuchen. Dafür das sie 2 Jahre im Baum hing ist die 
Elektronik echt gut erhalten. Anbei ein paar Bilder, soweit nicht weiter 
Spektakulär. Batterie, Spannungsregler, µC, Sensor, GPS-Modul, Sender. 
Der µC ist ein STM32F100C8. Was mich jetzt interessieren würde ist der 
Sensor, die flexible Platine mit den dicken Lötpunkten. Dort scheinen 
schon einige Sachen zu fehlen. Kennt sich hier jemand aus und kann die 
Funktion erklären. Was wurde damit gemessen?

Mich würde es ja echt reizen das Ding nochmals unter Strom zu setzen. 
Allerdings würde ich es auch gerne zurück senden. Die Teile sind ja 
sicher nicht ganz billig und der Wetterdienst freut sich. Ob die aber 
mit einem Modul, welches 2 Jahre Wind und Wetter ausgesetzt war, noch 
was anfangen können? Das müßte auf alle Fälle erst repariert werden. Auf 
welcher Frequenz senden die Module eigentlich und welche Modulation bzw. 
Protokoll?

Gruß Steffen

von Stephan S. (uxdx)


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Die Wetterstationen verzichten schon seit einigen Jahren auf die 
Zurücksendung der Module.

https://de.wikipedia.org/wiki/Radiosonde

von Ste N. (steno)


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Ok, Danke! Aus dem Link.

> Militär
> Im Rahmen von militärischen Übungen und Manövern werden ebenfalls sehr oft
> Radiosondenaufstiege durchgeführt, allerdings kommen hier zumeist 100 g
> Ballone zum Einsatz, die nur etwa 17 bis 18 km Höhe erreichen und Sonden
> vom Hersteller Graw. Üblicherweise wird dazu der Frequenzbereich 403,03…
> 403,89 MHz genutzt. Die Starts erfolgen dabei von mobilen Aufstiegstellen
> auf Standort- bzw. Truppenübungsplätzen. Vereinzelt erfolgen die Starts
> auch in Kasernen bzw. anderen ortsfesten militärischen Dienststellen und
> Einrichtungen.

Auf der Box steht GRAW DFM-09. Dann könnte es auch ein Militärballon 
gewesen sein. In Altengrabow befindet sich sogar ein Truppenübungsplatz, 
also mit Sicherheit ein Militärballon. Was messen die eigentlich so in 
der Atmosphäre? Dann wohl lieber doch nicht unter Strom setzten ;)

: Bearbeitet durch User
von Stephan S. (uxdx)


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von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Schade, sowas will ich auch mal finden. :)

Weiß zwar nicht ob man damit was anfangen kann, aber interessant ist es.

Die messen vor allem die Windrichtungen relativ zur Höhe, die 
Bummsköppe/Haubitzenknaller (Artillerie) freuen sich über sowas.
Luftfeuchte bzw. Luftdichte wäre auch noch nützlich.

von Stephan S. (uxdx)


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Ben B. schrieb:
> Schade, sowas will ich auch mal finden. :)

Dann schau mal bei https://radiosondy.info/

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Interessante Seite, ich hab mal ein Lesezeichen draufgesetzt. Mal sehen 
wie oft sowas in meine Gegend kommt. In den letzten 48h war eine ca. 
25km nördlich... evtl. mal hinfahren und schauen ob die da noch liegt.

Ansonsten, wieviel kostet sowas? Evtl. wäre kaufen einfacher und 
günstiger.

von Ste N. (steno)


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Ben B. schrieb:
> Ansonsten, wieviel kostet sowas? Evtl. wäre kaufen einfacher und
> günstiger.

Hallo Ben,
ich hab für diesen Winter so viel Bastelkram auf dem Tisch, das ich 
jetzt schon weiß, das dieser Sender in irgend einer Kiste verschwinden 
wird. Gegen Portoerstattung kannst du ihn gerne haben.

von Cyblord -. (cyblord)


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Ste N. schrieb:
> Hallo Ben,
> ich hab für diesen Winter so viel Bastelkram auf dem Tisch, das ich
> jetzt schon weiß, das dieser Sender in irgend einer Kiste verschwinden
> wird. Gegen Portoerstattung kannst du ihn gerne haben.

Muss man Fundsachen nicht ordnungsgemäß abgeben?
Irgendwie tust du so als gehöre dir das Ding jetzt. So ist es aber 
nicht. Stichwort: Fundunterschlagung.

: Bearbeitet durch User
von Ste N. (steno)


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Cyblord -. schrieb:
> Muss man Fundsachen nicht ordnungsgemäß abgeben?
> Irgendwie tust du so als gehöre dir das Ding jetzt. So ist es aber
> nicht. Stichwort: Fundunterschlagung.

Aus dem ersten Wikipedialink:

> Heute kommen in der Regel Einmal-Radiosonden zum Einsatz, für die kein
> Finderlohn gezahlt wird. Mögliche Finder werden manchmal durch auf die
> Sonden aufgebrachte Aufkleber oder Merkblätter aufgefordert, die
> Radiosonde mit Elektronik und Batterien zu entsorgen. Ein
> Radiosondenaufstieg kostet mit wasserstoffgefülltem Ballon und Radiosonde
> heute ca. 300 € und mit einer 1,8 m³ Heliumfüllung ca. 400 €.

von Cyblord -. (cyblord)


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Ste N. schrieb:
> Cyblord -. schrieb:
>> Muss man Fundsachen nicht ordnungsgemäß abgeben?
>> Irgendwie tust du so als gehöre dir das Ding jetzt. So ist es aber
>> nicht. Stichwort: Fundunterschlagung.
>
> Aus dem ersten Wikipedialink:
>
>> Heute kommen in der Regel Einmal-Radiosonden zum Einsatz, für die kein
>> Finderlohn gezahlt wird. Mögliche Finder werden manchmal durch auf die
>> Sonden aufgebrachte Aufkleber oder Merkblätter aufgefordert, die
>> Radiosonde mit Elektronik und Batterien zu entsorgen. Ein
>> Radiosondenaufstieg kostet mit wasserstoffgefülltem Ballon und Radiosonde
>> heute ca. 300 € und mit einer 1,8 m³ Heliumfüllung ca. 400 €.

Und inwieweit entbindet dieser Artikel von der gesetzlichen Pflicht, 
Fundsachen abzugeben? Wenn die niemand abholt, dann kann man die ja nach 
einiger Zeit behalten. Aber nicht einfach so. Und ein Merkblatt war wohl 
auch nicht dabei.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Cyblord -. schrieb:
> Und inwieweit entbindet dieser Artikel von der gesetzlichen Pflicht,
> Fundsachen abzugeben? Wenn die niemand abholt, dann kann man die ja nach
> einiger Zeit behalten. Aber nicht einfach so. Und ein Merkblatt war wohl
> auch nicht dabei.

Das ist mindestens strittig, denn Fundsachen sind nach BGB nur 
"verlorene Sachen".

Derjenige, der den Ballon hat aufsteigen lassen, hat den Verlust aber 
mehr als billigend in Kauf genommen. Oder anders: er hat die Sache 
weggeworfen.

Es handelt sich damit wohl eher um dieses:

"Herrenlose Sachen sind Gegenstände, an denen der Besitz in der Absicht, 
auf das Eigentum zu verzichten, freiwillig aufgegeben worden ist."

Herrenlose Dinge sind aber keine Fundsachen. Wer sie findet, kann daran 
Eigentum erwerben, sofern gewünscht.

Für Weitergehendes wende man sich an Percy.

Auf jeden Fall ein interessanter Fund :-)

: Bearbeitet durch Moderator
von Purzel H. (hacky)


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Eigentlich laeuft der Fund unter unsachgemaesses Entsorgen von 
Elektronikschrott ... obwohl das Teil vorher ja noch nicht Schrott war.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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@Ste N: Danke Dir, aber ich weiß nicht ob Deines noch funktionsfähig 
ist, nachdem es so extrem lange ähm... herumgebaumelt hat. ;)

Ansonsten was die Diskussion um das Eigentum angeht - wenn dafür kein 
Finderlohn gezahlt wird bzw. wenn da ein Zettel drin/dran ist, daß man 
das Ding doch bitte entsorgen soll - dann müssten sie mir eigentlich 
noch was für die Entsorgung zahlen. Meine, die schmeißen scheinbar 
kistenweise alte Batterien in die Gegend... wenn ich meine alten 
Batterien oder Elektroschrott einfach so in die Gegend schmeiße, werde 
ich dafür noch verknackt.

Wie sieht das eigentlich mit sowas im Rahmen der Drohnen-Richtlinien für 
unbemannte Fluggeräte aus? Angenommen sowas klatscht mir auf mein Auto, 
ggf. während der Fahrt und verursacht einen Lackschaden - wer zahlt mir 
den? Wenn das so ist wie bei Drohnen - da müsste ja mindestens ein 
brandsicherer Zettel drinliegen, wo draufsteht, wer das Ding gestartet 
hat und wen ich verknacken kann wenn es Schäden verursacht. Wenn ich mit 
meiner Drohne herumfliege, erwartet man das von mir ja auch und 
verknackt mich, wenn meine Drohne nicht gekennzeichnet ist.

Alles nicht so einfach.

von Cyblord -. (cyblord)


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Ben B. schrieb:
> Wenn das so ist wie bei Drohnen - da müsste ja mindestens ein
> brandsicherer Zettel drinliegen, wo draufsteht, wer das Ding gestartet
> hat und wen ich verknacken kann wenn es Schäden verursacht.

Brandsicherer Zettel ist nicht mehr. Neuste EU Drohnen-Richtlinie 
schreibt das Anbringen der eID vor. WIE ist aber nicht geregelt. 
Brandsicher ist keine Vorschrift mehr.
Und ein Ballon ist keine Drohne nach dieser Verordnung.

: Bearbeitet durch User
von Stefan M. (derwisch)


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Die Sonden haben wir früher (frühe 90er Jahre) aktiv gejagt.
So kamen schon einige zusammen.

Damals waren ausnahmslos Batterien verbaut, die man vor dem Start mit 
einem Wasserbad aktivieren musste.
Mich wundert, dass bei der gezeigten Sonde eher umweltschädliche 
Batterien verwendet wurden.
Ein Zeichen dafür, dass es tatsächlich was millitärisches sein könnte.

Wobei Wettersonden im allgemeinen ja nicht gerade kompostierbar sind...

In sofern sollte es mehr Sondenjäger geben, die das Zeug aus der Umwelt 
holen.
Besser sie liegt Jahrelang in der Bastelbude als im Wald zu verotten.

Noch in den 80er Jahren waren die Sonden so schwer (keine SMD Bauteile), 
dass ich mich frage, ob damals die Ballons größer waren um das Zeug zu 
tragen.

: Bearbeitet durch User
von Stefan M. (derwisch)


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Nachtrag zur Erheiterung (hatte ich in einem ähnlichen Thread schonmal 
geschrieben):

Während der aktiven Sondenjagt in den 90ern ist tatsächich eine Sonde 
freiwillig im Garten einer (damals an der Jagt beteiligten) Freundin 
gelandet.
Das war der Tag, an dem man lieber Lotto gespielt hätte...

von Stephan S. (uxdx)


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Stefan M. schrieb:
> Die Sonden haben wir früher (frühe 90er Jahre) aktiv gejagt.
> So kamen schon einige zusammen.

> In sofern sollte es mehr Sondenjäger geben, die das Zeug aus der Umwelt
> holen.

Sondenjäger gibt es auch heute noch, siehe https://radiosondy.info/, die 
sammeln ein, was sie kriegen können, macht ja auch Spass, so wie 
Geocaching.

> Ein Zeichen dafür, dass es tatsächlich was millitärisches sein könnte.

Auch in den zivilen Radiosonden werden ausschliesslich Lithium-Batterien 
verwendet, weil die auch bei tiefen Temperaturen noch Saft liefern.

von Stefan M. (derwisch)


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Stephan S. schrieb:
> Auch in den zivilen Radiosonden werden ausschliesslich Lithium-Batterien
> verwendet, weil die auch bei tiefen Temperaturen noch Saft liefern.

Stimmt, hat aber damals mit den "Wasserbatterien" auch funktioniert.
Villeicht ist das Preis-Leistungsverhältnis bei Lithium heute günstiger.

Ich hätte schon Lust, mal wieder auf Jagt zu gehen (fahren).
Früher brauchte man nur einen Funk-Scanner, da die Sonden analoge Töne 
(FM) gesendet haben.
Heute ist alles digital, da habe ich mich noch nicht eingearbeitet.
So einfach -mit ´nem Scanner und einer Richtantenne- ist es heute 
vermutlich nicht mehr.

von Stefan M. (derwisch)


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Oh, es heisst Jagd, nicht Jagt...
Ist hiermit korrigiert.

von Stephan S. (uxdx)


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Stefan M. schrieb:
> Heute ist alles digital, da habe ich mich noch nicht eingearbeitet.

mit SSB oder FM-narrow sehr gut zu empfangen, SDR ist natürlich ideal

: Bearbeitet durch User
von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Geht mit GPS auch entsprechend einfacher, wenn man so ein Ding aktiv 
jagt kann man das Signal ja mit einem eigenen Empfänger selbst 
dekodieren und kriegt so evtl. jüngere Positionsangaben als weiter 
entfernte Empfänger.

Schade, daß hier in der Gegend nicht so viel davon ankommt. Bergen bei 
Hannover ist zu weit weg und Lindenberg bei Storkow/Beeskow liegt 
entgegen der Hauptwindrichtung.

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Auf dem Zettel auf dem letzten Bild kann man Dinge wie "... für interne 
Bearbeitung", "Funksondeneingang", "München" und "Sachlich und 
rechnerisch richtige mit" lesen.

Das ist Beamtensprech. In München befindet sich das 
Bundeswehr-Dienstleistungszentrum. Die reden so und sind diejenigen, die 
für die Bundeswehr gefundene Radiosonden einsammeln.

Auf dem Rest des Zettels, den wir nicht lesen können, dürfte vermutlich 
stehen dass man gebeten wird die gefundene Sonde umweltgerecht zu 
entsorgen oder gegen Portoerstattung an eben jenes 
Bundeswehr-Dienstleistungszentrum in München zu senden.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Auf dem Beipackzettel der Graw DFM-09 steht typisches Bundeswehr-Sprech.

Mitteilung an den Finder:

Diese Radiosonde diente zur Messung meteorologischer Daten in der freien 
Atmosphäre. Sie hat ihren Auftrag bereits erfüllt. Eine Wiederverwendung 
ist leider nicht möglich. Sie werden gebeten, zum Schutz der Umwelt 
beizutragen und das aufgefundene aerologische Aufstiegsgespann unter 
Beachtung der gesetzlichen Auflagen zu entsorgen. Sollte Ihnen die 
Entsorgung nicht oder nur teilweise möglich sein, senden Sie bitte alle 
nicht entsorgten Teile an die umseitig angegebene Anschrift zurück. 
Schäden, die durch die Radiosonde verursacht worden sind, können beim 
Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der 
Bundeswehr, Schadensbearbeitung, Fontainengraben 200, 53123 Bonn geltend 
gemacht werden.

Vorsicht!!!
Die Bundesrepublik Deutschland kann keine Haftung für Gefahren 
übernehmen, die anlässlich der Bergung des Aufstiegsgspannes entstehen.

Für den Versand es aerologischen Aufstiegsgespannes werden Ihnen die 
entstandenen Portokosten für ein Standard-Postpaket erstattet. Bei 
unvollständigen Empfängerangaben (Persönliche Daten, Bankverbindung) 
kann leider keine Erstattung erfolgen.

Gestartet durch die Bundeswehr.

Die umseitige Adresse ist das Bundeswehr-Dienstleistungszentrum in 
München (Dachauer Straße 128).

von Uwe B. (uwebre)


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Ste N. schrieb:

> jetzt schon weiß, das dieser Sender in irgend einer Kiste verschwinden
> wird.

Ich habe da auch seit vielen Jahren einen Sender in einer Kiste..

Uwe

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