Forum: HF, Funk und Felder ZF-Filter mit 450 kHz Bandbreite


von Richard (Gast)


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Für ein impulsmoduliertes Signal muss ich ein ZF-Filter auslegen. Die 
Übertragungsfunktion sollte ungefähr so aussehen:

-3 dB bei etwa +/- 225 kHz
mindestens -12 dB bei +/- 1 MHz
mindestens -60 dB bei +/- 5 MHz

Bei der ZF-Frequenz bin ich noch flexibel - 45 MHz wäre so die unterste 
sinnvolle Grenze, bis 200 Mhz wären locker möglich.

Was wäre eine geeignete Technologie für dieses Filter?

von Dirk W. (Firma: FEP) (dirkwi)


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Richard schrieb:
> Für ein impulsmoduliertes Signal muss ich ein ZF-Filter auslegen. Die
> Übertragungsfunktion sollte ungefähr so aussehen:
>
> -3 dB bei etwa +/- 225 kHz
> mindestens -12 dB bei +/- 1 MHz
> mindestens -60 dB bei +/- 5 MHz
>
> Bei der ZF-Frequenz bin ich noch flexibel - 45 MHz wäre so die unterste
> sinnvolle Grenze, bis 200 Mhz wären locker möglich.
>
> Was wäre eine geeignete Technologie für dieses Filter?


Da kommen m.E. nur SAW Filter in Frage.
Gruß
D.W.

von HST (Gast)


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LC-Filter kommen bei diesen Anforderungen nicht in Frage.
Man könnte es noch mit Helix-Filtern probieren. Sind aber bei z.B. 
100MHz mechanisch schon recht groß.

Lade dir einfach mal das Programm "Helical" von 
https://tonnesoftware.com herunter und spiele damit herum (Freeware).

von Josef L. (Gast)


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Wenn man bei Mouser
https://www.mouser.de/c/passive-components/signal-conditioning/
bei Bandbreite Werte zwischen 455 und 950 kHz (alle zusammen) anklickt, 
bekommt man für die Mittenfrequenz nur Werte ab etwa 315 MHz angezeigt, 
es sind alles SAW-Filter. Die meisten 2-polig, und für die gewünschte 
Weitabdämpfung müsste man 3 hintereinanderschalten. Ergibt etwa 
Durchlassdämpfung 7-8dB, Preis zusammen max. einige €, die meisten aber 
nicht vorrätig, und man müsste Bandbreiten um 600-700 kHz wählen, um bei 
3 Filtern auf etwa 450 kHz zu kommen, schätze ich. Die haben ne Menge 
Nebenresonanzen, ansonsten würde ein 4-pol bzw. 2x 2-pol reichen.

von Josef L. (Gast)


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@HST
https://tonnesoftware.com ist grade nicht erreichbar!
Ich habe es auf 
https://www.changpuak.ch/electronics/Helical_Bandpass_Filter_Designer.php
probiert - selbst für 45 MHz wird das ein ziemlicher Eumel: 7 cm breit, 
14cm hoch, 18 cm lang! Das ist ja ein Kinderschuhkarton! Und für höhere 
Frequenzen noch größer - liegt wohl daran, dass f/B größer ist. Über die 
Bandbreite bei 20/40/60dB Dämpfung finde ich da aber nichts.

von HST (Gast)



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@Josef L
Bei der Eingabe von www.tonnesoftware.com meckert der Firefox bei mir 
auch: "Sichere Website nicht erreichbar". Einfach unten auf "Weiter zur 
http-Seite" klicken, dann hat's bei mir geklappt. Dort gibt's auch noch 
mehr hübsche Programme wie z.B. "Elsie".

Siehe Screenshots als Beipiel für 100MHz. Man braucht 3 Kreise, um die 
max. +/-5MHz/60db zu erreichen. Hier wären die Abmessungen ca. 
7,5x5x15cm. Sie hängen sehr stark von der gewünschten Güte ab (im 
Programm über die Helix-Impedanz). Der Bau und Abgleich ist natürlich 
auch nicht gerade einfach, aber machbar.

100MHz nur als Beispiel, liegt ja mitten im UKW-BC-Band. SAW-Filter sind 
natürlich wesentlich kleiner, wenn man sie denn mit den oben gewünschten 
Daten bekommt.

P.S. In der Filterbibel von A.Zverev findet sich eine umfangreiche 
Abhandlung über Helix-Filter (Kap.9, S.499-521)

von Jochen (Gast)


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Der wahrscheinlich eh vorhandene Quadratur-Detektor wird manchmal 
genutzt, um die nötige Trennschärfe im ZF-Kreis zu erreichen. Wenn man 
den einmal mit dem ZF-Signal direkt, und einmal mit einem 180° 
verschobenen Signal (über ein passives Netzwerk) füttert, ergibt sich 
eine starke Frequenzabhängigkeit der Amplitude.

Zusammen mit einem abgestimmten Bandpass vor dem Mischer, der die weit 
abliegenden Signale ausreichend dämpft, sollte das die geforderten Werte 
erreichen.

von Josef L. (Gast)


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@HST
Ich kenne die Dinger schon aus "Harry Koch, Transistorsender, 5. Aufl., 
Franzis 1976". Da sind knapp 8 Seiten drüber drin.

Mit den dortigen Formeln komme ich auf QL=220, Qo=1390, Abmessungen 
eines Filters 5.8cm x 9.3cm, Helix 3.8cm x 5.8cm, 7 Windungen 4.2mm 
CuAg, Impedanz 345 Ohm. Die Formel für die Länge der Trennwand fehlt.

Bei 4-5 mm Drähten lässt sich das sicher mechanisch recht stabil bauen, 
man sollte dann aber aus dem Vollen fräsen und noch Keramikstützpunkte 
einbauen (oder Teflon, oder was man heute halt so nimmt), aber das Ding 
hat dann sein Gewicht und seinen Preis. Ich würde mir heute wohl eher 
eine Tüte SAW-Filter bestellen, vielleicht gibt es ja welche mit 
Frequenzen unter 300 MHz. Oder mit Doppelüberlagerung runter auf 10.7 
MHz. Was ist mit den TV-SAW Filtern 38.9 MHz?

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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>nur Werte ab etwa 315 MHz
Da kommt auch eines um 70 MHz "Nicht auf Lager" 11,21 €
https://www.mouser.de/ProductDetail/RFMi/SF2229A?qs=zW32dvEIR3toJ%2FQNn%2FG34w%3D%3D
https://www.mouser.de/datasheet/2/1100/sf2229a-1917561.pdf

mit den 60 dB weitab wird es etwas knapp, 50 dB bezogen auf den Eingang, 
40 auf den Ausgang wegen 10 dB Durchbgangsdämpfung.

: Bearbeitet durch User
von B e r n d W. (smiley46)


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von GHz N. (ghz-nerd)


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kannst du etwas mehr Details über die verwendete "Impulsmodulation" 
verraten?
Wie hoch ist die Toleranz gegenüber Laufzeitverzerrungen?

SAW Filter können in dieser Hinsicht recht tückisch sein... Extreme 
phase delay Variationen an den Bandgrenzen sowie SAW spezifische Effekte 
wie mehrfach-Reflexionen müssen hier eventuell berücksichtigt werden. 
Ich bin da selbst schon mal darauf reingefallen...

von B e r n d W. (smiley46)


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> Und für höhere Frequenzen noch größer
Für höhere Frequenzen wirds natürlich kleiner.

von HST (Gast)


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B e r n d W. schrieb:
>> Und für höhere Frequenzen noch größer
> Für höhere Frequenzen wirds natürlich kleiner.
....bei gleicher Güte ;-)

Wegen der Impulsübertragung hatte ich im obigen Beispiel Butterworth 
(w=0db) als Kompromisslösung für die GLZ-Verzerrung gewählt.

von KaiUwe Miller (Gast)


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Richard schrieb:
> Was wäre eine geeignete Technologie für dieses Filter?

So eine ähnliche Anforderung hatte ich auch mal.
Das war für GSM.

Ich habe damals SAW Filter von Epcos eingesetzt.
Die ZF war bei 71 MHz.

Vielleicht findest zu so was noch, eventl auch bei Murata.

von HF-Techniker (Gast)


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Dirk W. schrieb:
> Da kommen m.E. nur SAW Filter in Frage.
+1

Wegen der Bandbreite: Dir schon bewusst, das es einen Unterschied macht, 
ob man für 100 oder 200MHz baut, - bei gleicher Q?

von Richard (Gast)


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> kannst du etwas mehr Details über die verwendete
> "Impulsmodulation"
> verraten?

Ja, die Anwendung ist DME - Distance Measuring Equipment. Es sind 
Impulse mit 3,5µS Dauer und einer gaußverteilungs-förmigen Hüllkurve.

Siehe hier (auf der Seite bis zur Überschrift DME scrollen):
https://www.skyradar.com/blog/navaids-a-technical-introduction-into-architecture-and-signals-of-ilsdme-and-vor

Es geht nicht um die Entwicklung von kommerziellen Geräten, sondern um 
ein Demo-Empfänger für ein universitäres Forschungsprojekt.

> Wie hoch ist die Toleranz gegenüber Laufzeitverzerrungen?

Eher gering, da der entscheidende Parameter die Laufzeitmessung zwischen 
Stationen ist. Der Zeitpunkt, an dem die Impulse eintreffen (50%-Punkt 
der Amplitude) muss genau bestimmt werden können. Da aber der Empfänger 
auch die ausgehenden Impulse "hört" und erst dann seine Zeitmessung 
startet, sollte eine konstante Laufzeitverzerrung am ZF-Filter keine 
Rolle spielen.

von Hp M. (nachtmix)


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Richard schrieb:
> die Anwendung ist DME - Distance Measuring Equipment. Es sind
> Impulse mit 3,5µS Dauer und einer gaußverteilungs-förmigen Hüllkurve.
>
> Siehe hier (auf der Seite bis zur Überschrift DME scrollen):
> 
https://www.skyradar.com/blog/navaids-a-technical-introduction-into-architecture-and-signals-of-ilsdme-and-vor
>
> Es geht nicht um die Entwicklung von kommerziellen Geräten, sondern um
> ein Demo-Empfänger für ein universitäres Forschungsprojekt.

Dann hol dir doch einfach einen ausgemusterten DME- oder 
TACAN-Transponder vom Surplus.

P.S.:
Die vielen ADS-B Empfänger für 1090MHz haben ja ganz ähnliche 
Anforderungen.
Vermutlich gibt es dafür  längst passernde SAW-Filter.

: Bearbeitet durch User
von Dirk W. (Firma: FEP) (dirkwi)


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HF-Techniker schrieb:
> Dirk W. schrieb:
>> Da kommen m.E. nur SAW Filter in Frage.
> +1
>
> Wegen der Bandbreite: Dir schon bewusst, das es einen Unterschied macht,
> ob man für 100 oder 200MHz baut, - bei gleicher Q?


Was bauen, LC oder Helixkreise?
SAW Filter gibts für nahezu jede Frequenz mit allen möglichen
Parametern, da wird sich was fertiges finden.
Gruß
D.W.

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