Hallo! Ich muss für die CE-Konformität eine Risikoanalyse (auch Risikobeurteilung genannt) erstellen, wenn ich mich korrekt informiert habe. Wie schreibt man sowas? Wo/Wie finde ich Beispiele? EMV-Prüfberichte werden von manchen Herstellern veröffentlicht aber Risikoanalysen kann ich irgendwie überhaupt nicht finden. Ist das auch so eine Geheimsache wie die gesetzlichen Normen, die man nur gegen Bezahlung sehen darf?
Das "Problem" ist, dass die EMV-Richtlinie keinerlei Angaben macht, wie eine solche Risikoanalyse aussehen könnte. Es wird lediglich eine solche gefordert. Es ist sicher nicht verkehrt sich zumindest methodisch an Risikoanalysen für z. B. die Maschinensicherheit zu orientieren. Aber bei der EMV-Richtlinie geht es halt ausschließlich um Störaussendung und Störempfindlichkeit. Und eben nicht um die Gefährdung von Personen.
Paule schrieb: > Wie schreibt man sowas? Besteht die Möglichkeit, dass Menschen verletzt oder getötet werden, oder Kleinkinder ein Zeil verschlucken oder zumindest Säugetiere ums Leben kommen ? Ist ein Motor drin ? Wenn es im Haushalt und nicht in der Industrie eingesetzt werden soll ist es damit noch immer keine Maschine, keine Maschinenrichtlinie. Reicht die Energie, damit im Fehlerfall das Haus abbrennt oder man sich einen elektrischen Schlag holt. Ist es doof, wenn das Gerät gestört wird ? Kann es andere stören ? Alles mit Nein beantwortet, oder bei denen mit Ja: wurde in der Bedienungsanleitung drauf hingewiesen, der bestimmungsgemässe Gebrauch definiert, und hat man sich (Niederspannung, EMV) an die aktuellen Regeln gehalten ? Dann gibt es kein Problem
Das Gerät ist eigentlich völlig ungefährlich, im Prinzip ist es nur ein Messgerät. Was ich mir schon gedacht hatte war, dass das Gehäuse nicht beschädigt sein darf oder dass das Gerät nicht bei Nässe genutzt werden darf. Also solche Dinge die in üblichen Anleitungen stehen, Schutzmaßnahmen gegen einen elektrischen Schlag. Ansonsten ist hier keine Gefahr durch hohe Hitze, Laser, offene Zahnräder etc. Wenn es irgendwie gestört wird dann macht es im schlimmsten Fall einfach nichts.
Nochmal: Bei der Risikoanalyse nach EMV-Richtlinie (wir gehen jetzt mal davon aus, dass die EMV-Richtlinie Anwendung findet) geht es NICHT um die Gefährdung von Menschen. Darum geht es z. B. in der Maschinenrichtlinie. Das ist aber eine andere Baustelle. Bei der Risikoanalyse nach EMV-Richtlinie geht es um das Risiko, dass das Gerät durch elektromagnetische Störaussendungen den bestimmungsgemäßen Betrieb von anderen Geräten gefährdet bzw. unter Einfluss von elektromagnetischen Störungen selbst nicht mehr bestimmungsgemäß funktioniert.
Also schreibe was durch elektromagnetische Störungen passieren könnte (Bildschirm geht aus, MCU bleibt hängen) und dass das Gerät dadurch nicht mehr richtig funktioniert aber auch keinen Schaden nach außen anrichten kann. Das Extremszenario wäre ein Strahlungsniveau wie in einer Mikrowelle, wo dünne Leitungen einfach durchglühen. Und gefährlich ausstrahlen darf das Gerät ohnehin nicht, wie bei der EMV-Messung festgestellt werden muss.
Ja, aber bitte löse dich von den Begriffen "gefährlich" und "Schaden". Bei der EMV-Richtlinie geht es lediglich um den schönen Begriff des "bestimmungsgemäßen Betriebs". Beispiel: Du überlegst dir als Teil der Risikoanalyse, dass dein Gerät seine interne Spannung mit einem Schaltregler erzeugt. Und du identifizierst daher ein Risiko, dass dein Gerät durch leitungsgebundene Störaussendungen Einfluss auf den bestimmungsgemäßen Betrieb anderer Geräte haben könnte, die aus dem selben Versorgungsnetz gespeist werden. Eine geeignete Maßnahme um dieses Risiko zu reduzieren könnte dann beispielsweise ein Netzfilter sein. Oder dein Gerät hat berührbare Steckkontakte und du identifizierst ein Risiko, dass ein durch eine Berührung hervorgerufenes ESD-Ereignis Einfluss auf den bestimmungsgemäßen Betrieb deines Geräts haben könnte. Eine Maßnahme könnte sein das Gerät mit Schutzkappen auf diesen Steckkontakten auszuliefern und/oder eine interne Schutzbeschaltung vorzusehen.
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Danke, die zwei Beispiele machen mir die Sache viel verständlicher.
Eine Risikoanalyse basiert eigentlich immer auf moeglichen Fehlern, welche auftreten koennen. Die zur CE gehoerende Risikoanalyse ist die Produktesicherheit. Du zeigst, dass du alles unternommen hast, um Beschaedigungen von Sachen und Gefaerdung von Personen zu verhindern. Natuerlich hat du kein Netz in deinem Geraet, sondern verwendest ein externes Netzgeraet. Das Geraet faellt runter, weil der Benutzer ueber das Kabel stolpert. Was kann dann geschehen.Nach viele Jahren trocknet der Elko aus, was geschieht dann. Du verwendest ein Metallgehaeuse, welches bei Netzanschluss geerdet sein muss, das Netz muss durchgehend doppelt isoliert sein. Sonst lieber ein Plastikgehaeuse verwenden. Das Plastikgehaeuse sollte dann nicht abstrahlen koennen, und auch nicht empfindlich auf Einstrahlung sein. Ueblicherweise verwenden Industriegeraete ein Metallgehaeuse, und Consumergeraete ein Plastikgehaeuse. Immer ein Plastikgehaeuse zu verwenden loest die Isolationsprobleme, handelt dafuer EMV Probleme ein. Wie geht das mit metallischen Buchsen.. Einfach alles wegzubedingen kann Probleme einhandeln.
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Eine RM-Akte ohne Vorlage zu schreiben, welche die Normkonformität erfüllt geht 100% gegen den Baum. Ich war vor genau einem Jahr auch der Annahme, das mit „gesundem“ Menschenverstand lösen zu können. Erst unter Zuhilfenahme meiner Benannten Stelle konnte das Problem leidlich gelöst werden. Setzte dich also wenn möglich mit ihnen in Verbindung und bespreche die notwendigen Schritte.
Joe G. schrieb: > Eine RM-Akte ohne Vorlage zu schreiben, welche die Normkonformität > erfüllt geht 100% gegen den Baum. Ich war vor genau einem Jahr auch der > Annahme, das mit „gesundem“ Menschenverstand lösen zu können. Erst unter > Zuhilfenahme meiner Benannten Stelle konnte das Problem leidlich gelöst > werden. Setzte dich also wenn möglich mit ihnen in Verbindung und > bespreche die notwendigen Schritte. Du hast ja alles, was du brauchst... In den Basic Publications (61000-2-x) der IEC (bzw Cenelec) hast du alle Phänomene beschrieben. Dann hast du bei den Grenzwerten/Prüfschärfegraden beschrieben, was du wann brauchst/anwenden sollst/musst. Ggf. hast du dann noch einen Produkt/Produktfamilienstandard, der dir noch mehr Anforderungen und/oder genauere Angaben zu Betriebspunkten und Messaufbauten gibt. Da liegt das Problem eher im Geld für die Normen und die Zeit das zu sichten... 73
Purzel H. schrieb: > Eine Risikoanalyse basiert eigentlich immer auf moeglichen Fehlern, > welche auftreten koennen. > Die zur CE gehoerende Risikoanalyse ist die Produktesicherheit. Du > zeigst, dass du alles unternommen hast, um Beschaedigungen von Sachen > und Gefaerdung von Personen zu verhindern. Das ist in der LVD, MD und (für den Safety Teil der) RED so. In der EMCD hast du explizit nur die Störaussendung und Störfestigkeit als grundlegende Anforderung. Das sollte man wirklich nicht vermischen! Schwierig wird's dagegen, wenn du funktionelle Sicherheit betrachten darfst.... dann gebe ich dem Vorposter Recht, dass das ohne benannter Stelle wirklich fast unlösbar wird... Im Extremfall darfst du dann nämlich bewerten, ob der Prüfaufbau bei der Prüfung deines Not-Aus-Eingangs auf deiner "Sicherheits-SPS" auch tatsächlich deiner Einbausituation entspricht... 73 73
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