Forum: Platinen Wie kriegt man diese Transistoren runter?


von Max (Gast)


Lesenswert?

Manchmal (in schaltnetzteilen usw) sieht man, dass Transistoren direkt 
mit der kühlfahne auf die Platine gelötet werden. Wie krieg ich die 
runter wenn ich sie nicht runterschneiden will(wo dann die ganze Platine 
im Arsch ist)? Löten geht sicher nicht weil ich dabei den ganzen 
transistor auf löttemperarur bringen muss. Das hält der doch nicht aus.

: Verschoben durch Moderator
von Rente mit 76 (Gast)


Lesenswert?

> Das hält der doch nicht aus.
Und ob, oder was denkst du, wie der festgemacht wurde?

von Thomas W. (goaty)


Lesenswert?

Heißluftstation. Geht super.

von Michael M. (Firma: Autotronic) (michael_metzer)


Lesenswert?

Max schrieb:
> Das hält der doch nicht aus.

Das muss mit dem Lötkolben nur flott genug gehen.

Thomas W. schrieb:
> Heißluftstation

Das ist das Beste.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


Lesenswert?

In vernünftiger Zeit hoch heizen und sofort abnehmen, wenn locker. Nicht 
ewig mit zu schwachem Kolben drauf herum stochern.

Mfg

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Christian S. schrieb:
> Nicht ewig mit zu schwachem Kolben drauf herum stochern.
Potentes Handstück und dicke, kurze Lötspitze.

Max schrieb:
> Löten geht sicher nicht weil ich dabei den ganzen
> transistor auf löttemperarur bringen muss.
Du kannst die Pins vorsichtig abschneiden und dann den Körper 
wegbrutzeln.

Michael M. schrieb:
> Thomas W. schrieb:
>> Heißluftstation
> Das ist das Beste.
Ein Anfänger und Heißluftation ist so gut wie "gleich wegschmeißen". Ich 
höre schon, wie die Platine Blasen schiebt und delaminiert.

: Bearbeitet durch Moderator
von Wühlhase (Gast)


Lesenswert?

Am besten ist es, erst die dünnen Beinchen abzulöten (da gibt es kleine 
Blechklingen, die kann man unter die Beinchen schieben und damit 
verhindern, daß sich alles beim Abkühlen wieder verbindet, die 
Blechklinge am besten unter den Beinchen lassen).

Dann die Platine auf einem Heizbett vorwärmen, und mit einem ernsthaften 
Lötkolben den Transistor schnellstens so heiß machen daß du ihn mit 
einer Pinzette wegnehmen kannst.

von Max (Gast)


Lesenswert?

Ich denke anlöten geht leichter weil du den Teil der Platine schon mal 
aufheizen kannst und somit der transistor nur ganz kurz heiß werden 
muss. In den datenblättern steht mei st eine maximale Temperatur von 
150°C und löten tust du aber mit >300°C.
Edit: schon wieder dieser seltsame Bug, es steht ich kann 3 Beiträge/h 
absenden, es geht aber nur einer...

von Wolfgang (Gast)


Lesenswert?

Max schrieb:
> In den datenblättern steht mei st eine maximale Temperatur von
> 150°C und löten tust du aber mit >300°C.

... und das bei einem Lötdraht mit einem Schmelzpunkt von um die 183°C 
bzw. 217°C

150°C ist die max. Sperrschichttemperatur, bei der der Transistor noch 
betrieben werden darf und Kenndaten zugesagt werden.
Guck dir mal das Reflow-Profil an. Das geht deutlich höher.

von Wühlhase (Gast)


Lesenswert?

Das Reflowprofil gibt aber nicht umsonst auch eine maximale Zeit vor. 
Lange mag der Transistor diese Temperaturen nämlich nicht ertragen, auch 
ohne Betrieb nicht.

von Manfred (Gast)


Lesenswert?

Max schrieb:
> Löten geht sicher nicht weil ich dabei den ganzen
> Transistor auf Löttemperarur bringen muss. Das hält der doch nicht aus.

Wieso muß der Transistor runter, wenn er nicht sowieso schon kaputt ist?

von Wolfgang (Gast)


Lesenswert?

Wühlhase schrieb:
> Lange mag der Transistor diese Temperaturen nämlich nicht ertragen, auch
> ohne Betrieb nicht.

Der Transistor soll auch nicht dauernd ein- und ausgelötet werden. Es 
reicht, wenn das Lötzinn einmal flüssig wird und man ihn abheben kann. 
Wie lange willst du denn daran rummachen? Wichtig ist das Vorheizen, 
damit die eingebrachte Wärmeenergie primär die Lötstelle heizt und nicht 
erstmal von der Platine "aufgesaugt" wird.

Wenn der Transistor defekt ist, dürfte es sowieso ziemlich egal sein, ob 
er das übersteht. Der TO will primär, dass seine Platine überlebt.

von Christian B. (luckyfu)


Lesenswert?

Wühlhase schrieb:
> Das Reflowprofil gibt aber nicht umsonst auch eine maximale Zeit vor.
> Lange mag der Transistor diese Temperaturen nämlich nicht ertragen, auch
> ohne Betrieb nicht.

Der Transistor kann noch viel höhere Temperaturen ertragen, solange er 
nicht bestromt wird. Die Dotierprozesse laufen bei um die 900°C. Nur 
wenn du ihn bestromst bei einer Temperatur über der, in der die 
intrinsische Leitfähigkeit komplett einsetzt (bei Silizium ca. 125°C, 
kommt einem vielleicht bekannt vor), dann zerlegst du durch 
Elektromigration irreversibel das Dotierprofil. Danach kann der 
Transistor alles sein, vom Isolator bis zum Leiter nur nicht mehr 
funktionsfähig.
Der Grund, weshalb man nicht so hoch gehen darf ist, dass sich dann das 
Gehäuse zerlegt. und wenn das passiert, nimmt es zumeisst die Bonddrähte 
mit ins Grab, die reißen dann ab. Je mehr und je feiner diese sind, 
desto gefährlicher ist das. Deshalb halten ICs weniger Temperatur aus 
als Transistoren und deshalb sollte das Lötprofil halbwegs eingehalten 
werden, damit man eben keine zu großen Spannungen wegen der 
unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten generiert.

: Bearbeitet durch User
von Keiler (Gast)


Lesenswert?

Für solche Transistoren nehme ich einen 80W Lötkolben, wie schon 
geschrieben wurde: mit dicker+kurzer Spitze sowie einen 2000W 
Heissluftfön.

Vorher ordentlich Flussmittel drauf oder zumindest einiges an Zinn auf 
die Spitze (wegen dem Flussmittel, zeitlich direkt davor).

Der 80W Kolben reicht manchmal, je nach Platine, aber ist eigentlich zu 
schwach für solche Geschichten.
Der Fön allein geht ganz gut, mit viel Übung, sonst verbrutzelt alles.

von Christian B. (luckyfu)


Lesenswert?

Achso, zum Entlöten: Es gibt da imho 2 sinnvolle Wege, in denen Platine 
und Transistor überleben.
Einmal die Heißluft. Da kann man ruhig 350°C einstellen und dann langsam 
kreisend über dem Gehäuse beginnend nach außen bewegen, so spiralförmig. 
30 Sekunden sollte man da auf jeden Fall einplanen, Der Abstand sollte 
so 1-2cm betragen, je nach Luftdurchsatz. Wenn daneben empfindliche 
Bauteile (Steckverbinder sind hier prädestiniert) vorhanden sind: Diese 
mit Grillfolie (eine dicke Alu-Folien Variante) abschirmen. Wenn das 
nicht geht kann man auch mit dem Lötkolben entlöten, das dauert aber 
länger und ist daher mehr Stress für das Bauteil.
Wie das geht wurde hier ja auch schon beschrieben: Eine dünne Klinge 
(Ich hab mir dazu mal eine Rolle Fühlerlehrenblech in 0,15mm Dicke 
beschafft) organisieren (Cutterklingen sind zu dick, die bekommt man 
kaum drunter). Dieses kann man, geschickt angesetzt unter die Beinchen 
schieben, wenn die Lötstelle dazu mit dem Lötkolben aufgeschmolzen wird. 
Dann einfach zwischen Gehäuse und Beinchen "Einhaken" und in Richtung 
Lötstelle drehen. Dabei schiebt sich das Blech direkt unter das 
Beinchen. Ist es komplett drunter: Lötkolben weg. Nun Beim 2. Beinchen 
das gleiche Vorgehen: Lötstelle erwärmen und das Blech unter dieses 
schieben. Sind beide so gelöst kann man mit Zugabe von etwas Lot das 
Kühlfähnchen entlöten. Das zusätzliche Lot hilft hierbei die Temperatur 
schnell an die Lötstelle zu bringen. Mit einer Pinzette den Transistor 
abnehmen, fertig.

Es bedarf schon etwas Geschick und gefühlt 4 Händen aber wenn die 
Platine sicher gehalten wird sollte das mit ein klein wenig Übung sicher 
funktionieren. Schwierig wird diese Nummer, wenn unter der Kühlfahne 
Thermal Vias sind. Dann muss man die Platine vorheizen, sonst hat man 
kaum eine Chance das Teil da herunterzubekommen, da auch 80W dann 
schnell zu wenig sind.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.