Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Einphasenmotor an einem 3 Phasen Frequenzumrichter?


von MoinMoin (Gast)


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Moin,

kann man irgendwie einen 1 Phasen Asynchronen Motor an einem 3 Phasen 
Frequenzumrichter anschliessen?

Gibt ja extra 1 Phasen Frequenzumrichter, aber die sind viel teurer.

Gruß

von Thomas F. (igel)


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MoinMoin schrieb:
> kann man irgendwie einen 1 Phasen Asynchronen Motor an einem 3 Phasen
> Frequenzumrichter anschliessen?

Anschließen kann man schon, der FU wird aber höchstwahrscheinlich nicht 
starten wollen und einen Fehler melden.

> Gibt ja extra 1 Phasen Frequenzumrichter, aber die sind viel teurer.

Nein, die sind viel billiger.

von H. H. (Gast)


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MoinMoin schrieb:
> kann man irgendwie einen 1 Phasen Asynchronen Motor an einem 3 Phasen
> Frequenzumrichter anschliessen?

Wenn er nicht funktionieren muss....

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Kommt auf den Wechselrichter an.

Ich hab das mit einem Siemens Micromaster 420 schon mal gemacht, der 
gibt zwar eine Fehlermeldung Motorstrom, aber der Motor ist dran 
gelaufen.

Wozu brauchst Du das denn? Einphasen-Wechselstrommotoren laufen bei 
geringer Frequenz sehr bescheiden.

von Harald W. (wilhelms)


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Ben B. schrieb:

> Kommt auf den Wechselrichter an.
>
> Ich hab das mit einem Siemens Micromaster 420 schon mal gemacht, der
> gibt zwar eine Fehlermeldung Motorstrom, aber der Motor ist dran
> gelaufen.

Arbeitet der dann auch mit der von Kondensatormotoren benötigten
Phasenverschiebung von 90°?

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Ich hänge den Motor zwischen 2 Phasenausgänge. Wenns ein 
Kondensatormotor ist, kann man dann sehr eingeschränkt steuern. Andere 
Motoren steuert man besser über die Spannung und nicht über die 
Frequenz.
Mein Mitsubishi FU findet das auch ok, ganz ohne Fehlermeldung. Bei dem 
ist auch ein Phasenausgang defekt, arbeitet aber trotzdem.

von Harald W. (wilhelms)


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Matthias S. schrieb:

> Ich hänge den Motor zwischen 2 Phasenausgänge. Wenns ein
> Kondensatormotor ist, kann man dann sehr eingeschränkt steuern.

Vielleicht kommt die eingeschränkte Steuerbarkeit ja von dem falschen
Phasenwinkel.

von Armin X. (werweiswas)


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Im Prinzip kann das man machen, aber

Der Stellbereich ist relativ klein. Insbesondere wenn man die Drehzahl 
reduzieren möchte ist vom Drehmoment schnell nicht mehr viel vorhanden 
da der Strom der Hilfswicklung vom frequenzabhängigen Widerstand des 
Kondensators abhängt. Ein Lüfter sollte aber, aufgrund der quadratischen 
Kennlinie, einigermaßen steuerbar sein.
Ich habe auch schon meinen Hochdruckreiniger mit ca63Hz und 265V 
betrieben. Da konnte man natürlich Klasse damit arbeiten. Auch bei mir 
tut da immer mal wieder ein alter 11kW Mitsubishi Umrichter seinen 
Dienst dafür. Der hat auch noch nicht so viel Überwachungsfirlefanz.

Alledings muss man sich bei solchen Aktionen im Klaren darüber sein, 
dass man die Motortemperatur beobachten muss und der Betriebskondensator 
einem erhöhten Verschleiß unterliegt.
Auch muss die Motorspannung und -nennfrequenz entsprechend am Umrichter 
eingestellt bzw parametriert werden.

MfG

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Harald W. schrieb:
> Vielleicht kommt die eingeschränkte Steuerbarkeit ja von dem falschen
> Phasenwinkel.

Wenn man den Motor zwischen zwei Phasen hängt, dann sieht er normalen 
(übrigens echten, da auf beiden Leitungen) Sinus-Wechselstrom mit der 
Frequenz und Spannung, die am FU eingestellt ist. Ein unmodifizierter 
Kondensatormotor wird dann bei 50Hz/230V so arbeiten wie gewohnt. Ändert 
man die Frequenz, gerät der durch Kondensator und Hilfswicklung 
bestimmte Phasenwinkel aus dem Bereich der 90°. Das geht in einem 
gewissen Bereich. Wie gross der Bereich ist, hängt vom Motor ab.

Aber wir wissen nichts genaues über den Motor des TE und warum er ihn an 
einem FU anschliessen möchte.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> Arbeitet der dann auch mit der von Kondensatormotoren
> benötigten Phasenverschiebung von 90°?
Nein, der Motor braucht weiterhin seinen Kondensator wenn man keinen 
speziellen Frequenzumrichter verwendet.

Die schlechte Steuerbarkeit bei Einphasenmotoren kommt daher, daß die 
eine Phase im Bereich der Nulldurchgänge nur wenig bzw. gar keine 
Leistung liefert. Der Motor beginnt daher bei geringer Frequenz und 
geringer Drehzahl sehr ruppig zu laufen. Daß dazu noch der Strom durch 
den Kondensator für die Hilfsphase sinkt und sich die Phasenlage 
verschiebt, machts nicht besser. Aber wenn der TE den Motor im Bereich 
von vielleicht 40..70Hz regeln möchte, könnte er Glück haben, daß es 
überraschend gut funktioniert, vielleicht auch schon ab 30Hz.

Das Problem haben z.B. auch ältere Elektrolokomotiven mit ihren 
Einphasen-Reihenschlussmaschinen. Wenn die mit hoher Leistung (bzw. 
hohem Drehmoment) aus dem Stand anfahren, vibriert der Bahnsteig wegen 
den 16,7Hz/33,4Hz Leistungsschwankungen, noch bevor sich der Zug 
nennenswert in Bewegung gesetzt hat.

von Harald W. (wilhelms)


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Matthias S. schrieb:

> Ändert
> man die Frequenz, gerät der durch Kondensator und Hilfswicklung
> bestimmte Phasenwinkel aus dem Bereich der 90°.

Normalerweise werden diese Motoren ohne Kondensator
an den FU angeschlossen. Vermutlich wird dann auch ein
wesentlich grösserer Stellbereich möglich sein.

von Armin X. (werweiswas)


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Harald W. schrieb:
> Normalerweise werden diese Motoren ohne Kondensator
> an den FU angeschlossen.

Woher hast Du diese Info?
Mir wurde auf dem Messestand der Firma Peter Electronic glaubhaft 
versichert, dass an deren Spezielle "Kondensator-FUs" die Motoren mit 
Kondensator angeschlossen werden.

von krunde und schwurbelig (Gast)


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Ben B. schrieb:
> Das Problem haben z.B. auch ältere Elektrolokomotiven mit ihren
> Einphasen-Reihenschlussmaschinen. Wenn die mit hoher Leistung (bzw.
> hohem Drehmoment) aus dem Stand anfahren, vibriert der Bahnsteig wegen
> den 16,7Hz/33,4Hz Leistungsschwankungen, noch bevor sich der Zug
> nennenswert in Bewegung gesetzt hat.

Das ist dann ja bei einer Dampflock noch viel schlimmer.
Also irgendwie muss das ja gelöst sein, weil ich bin
mal mit einer gefahren.

von Harald W. (wilhelms)


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krunde und schwurbelig schrieb:

> Das ist dann ja bei einer Dampflock noch viel schlimmer.

Dampfmotoren haben den grossen Vorteil, das sie auch im Stillstand
das volle Drehmoment haben. Ein Problem bei Dampfloks ist eher das 
durchrutschen der Räder beim Anfahren.

von krude und schwurbelig (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Dampfmotoren haben den grossen Vorteil, das sie auch im Stillstand
> das volle Drehmoment haben.

Weil die Schubstangen 90Grad versetzt auf die Achse wirken.
Genau so ist es beim 2P Motor auch.

Zusätzlich ist da viel bewegte Masse. Gegenüber einem
3P Motor hat der 2P Motor bei gleicher Leistung in der Regel mehr
bewegte Masse die als Schwungmasse dient.

Harald W. schrieb:
> Ein Problem bei Dampfloks ist eher das
> durchrutschen der Räder beim Anfahren.

Das ist entweder Show oder der Lockführer dosiert den Druck nicht 
richtig.
Die höchste Traktion hat die Lock, wenn die Räder gerade noch nicht
durchrutschen. Das ist nicht ganz einfach. Auch weil man bei den
Wagons vom Stillstand ein Losbrechmoment überwinden muss.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Armin X. schrieb:
> dass an deren Spezielle "Kondensator-FUs" die Motoren mit
> Kondensator angeschlossen werden.

Ich habe heute mal bei denen geguckt. Die haben keine speziellen FU für 
Kondensatormotoren, sondern lediglich FU mit 2 Ausgangsphasen (U und V) 
statt 3.
Dabei sagen sie, das man mit denen auch Kondensatormotoren steuern kann, 
was aber sowieso klar war. Über den Steuerbereich hingegen ist weder in 
den Datenblättern noch in der Anleitung zur Inbetriebnahme was zu 
finden, ganz zu scheigen von speziellen FU mit 90° Phase.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Elektromotoren liefern auch aus dem Stand heraus ihr maximales 
Drehmoment. Bei Reihenschlussmaschinen (der beste einfache 
Bahn-Traktionsmotor) muß man nur aufpassen, daß sie binnen ein paar 
Sekunden auch drehen, sonst überhitzt der Kollektor. Lustigerweise führt 
das dazu, daß eine normale Rad/Schiene-Lok aus dem Stand heraus gar 
nicht ihre volle Leistung nutzen kann. Sonst würden zwar die Schienen 
schmelzen, aber der Zug nicht losfahren. Die volle Leistung wird erst 
bei vielleicht 30..50% Höchstgeschwindigkeit erreicht. Darunter bekommt 
man die Kraft einfach nicht auf die Schiene.

Viele Verbrennungskraftmaschinen können aber nicht aus dem Stand heraus 
Leistung liefern. Kolbenmotoren (mit innerer Verbrennung) können es 
nicht, Einwellen-Gasturbinen können es auch nicht. 
Zweiwellen-Gasturbinen können es wieder, da der Gasgenerator mit voller 
Leistung laufen kann während die Arbeitsturbine stillsteht.

von Armin X. (werweiswas)


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Matthias S. schrieb:
> Ich habe heute mal bei denen geguckt. Die haben keine speziellen FU für
> Kondensatormotoren, sondern lediglich FU mit 2 Ausgangsphasen (U und V)
> statt 3.

Welchen anderen Zweck könnte es haben einen FU mit nur 2 Ausgangsphasen 
zu verwenden als einen Kondensatormotor zu steuern?
Glühlampen dimmen oder Heizungen veränderbar zu machen wäre irgendwie 
wie mit Kanonen auf Spatzen zu schießen.
Wobei, in der Industrie könnte so was schon hinkommen. Bei uns werden 
einfache Drehtischantiebe mit zwei Stellungen von einem servotauglichen 
FU gesteuert, nur weil über diese auch die zugehörigen Eingänge mit 
erfasst werden können.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Armin X. schrieb:
> Welchen anderen Zweck könnte es haben einen FU mit nur 2 Ausgangsphasen
> zu verwenden als einen Kondensatormotor zu steuern?

Z.B. Lüfter? Ich will damit nur sagen, mit den Peter FU kann man den 
Kondensator zwar am Motor lassen, aber steuern kann man damit genauso 
wenig oder viel wie mit einem 3-Phasen FU, bei dem man den Motor 
zwischen zwei Ausgangsphasen legt, wie oben schon erwähnt. Man kann mit 
2 Ausgangsphasen eben auch keine 90° Verschiebung machen, dazu bedürfte 
es einer dritten Phase, die an die Z-Wicklung geht (und zwar ohne C).
Sie haben also auf der Messe zwar die Wahrheit gesagt, aber eben nicht 
die ganze.

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