Forum: Offtopic Frage zum Verkauf


von Markus K. (buellsix)


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Hallo zusammen

Ich komme aus dem Bereich Consumer Elektronik und auf der Suche nach 
einer neuen Herausforderung, bin ich auf eine Quereinsteiger 
Verkaufsstelle im Bereich Automatisierungstechnik gestossen.

Es gehört logischerweise mit zu den Aufgaben eines Verkäufers, dass er 
sein Produktportfolio genau kennen muss, um konkrete Angebote machen zu 
können. Er ist auch dafür zuständig, dass er Aufträge für sich gewinnt 
und entsprechend ein Angebot macht.

Nun frage ich mich wie es so im Verkauf eigentlich abläuft, wenn man in 
einer Geschäftsstelle angestellt ist, die nur für den Verkauf zuständig 
ist.

Angenommen man angelt sich ein Projekt, das von Pike auf angeboten 
werden muss. Sagen wir es muss ein Roboter angesteuert werden, der neben 
seiner Stromversorgung auch einige Motoren besitzt, die angesteuert 
werden müssen. Ist es nun die Aufgabe des Verkäufers die Komponenten 
komplett alleine auszuwählen, so zusammen zu setzen wie es ein 
Elektroniker tut, wenn er seine Schaltung entwickelt und daraus dann dem 
Kunden ein Angebot macht oder erarbeitet der Verkäufer doch mit einem 
technischen Team zusammen die Lösung und bietet es dann dem Kunden an? 
Immerhin ist ja ein umgesetzter Schaltplan im Schaltschrank auch etwas 
komplexer aufgebaut und es enthält auch zB Komponenten wie Netzfilter, 
Trafos, Schütze etc. Dies verlangt ebenso eine ordungsgemässe Planung 
nicht nur bezüglich Auswahl der Komponenten, sondern auch deren 
Platzierung.

Klar, dass man als Verkäufer mitreden können und wissen muss was Sache 
ist. Jedoch scheint es mir dann so, als wäre der Verkäufer der 
Entwickler und ich frage mich dann wie er noch 50 weitere Kunden 
bedienen soll, wenn er tatsächlich auch für die Entwicklung zuständig 
sein sollte.

Kann mir da jemand weiterhelfen und sagen wie es da normalerweise im 
Verkauf zugeht?

von DANIEL D. (Gast)


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Markus K. schrieb:
> Angenommen man angelt sich ein Projekt, das von Pike auf angeboten
> werden muss. Sagen wir es muss ein Roboter angesteuert werden, der neben
> seiner Stromversorgung auch einige Motoren besitzt, die angesteuert
> werden müssen. Ist es nun die Aufgabe des Verkäufers die Komponenten
> komplett alleine auszuwählen, so zusammen zu setzen wie es ein
> Elektroniker tut

Ich bezweifle dass man dazu jemals wirklich richtig in der Lage sein 
wird, wenn man nicht in den entsprechenden Bereichen gearbeitet hat oder 
irgendeine Ausbildung.

Ohne irgendeine spezielle Bildung, woher hervorgeht welche Komponenten 
zusammenpassen und was alles benötigt wird, ist mangelhafte Arbeit, 
welche andere korrigieren müssen vorprogrammiert.

von DANIEL D. (Gast)


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Also bei sehr vielen Betrieben werden Unzulänglichkeiten in der Planung, 
Fehler beim Angebot etc immer von den ausführenden Personen kompensiert.

von Bernd G. (Gast)


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> Klar, dass man als Verkäufer mitreden können und wissen muss was Sache
> ist. Jedoch scheint es mir dann so,
Genau deshalb bekommen manche Verkäufer ein Gehalt, dessen Höhe manchem 
Entwickler den gelben Neid ins Gesicht treibt.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Markus K. schrieb:
> Ist es nun die Aufgabe des Verkäufers die Komponenten
> komplett alleine auszuwählen
Nein, der Verkäufer muss die Bedürfnisse des Kunden erfassen und so 
festhalten können, dass die technischen Abteilungen ihren Aufwand für 
dieses Projekt kalkulieren können.
Dann kennt der Verkäufer den nötigen Aufwand und rechnet den nötigen 
Preis dafür aus.

> sagen wie es da normalerweise im Verkauf zugeht?
Es kommt im Grunde ganz arg darauf an, WAS da verkauft werden soll. 
Sollen Artikel aus einem "Katalog" wie z.B. Hutschienenmodule an den 
Mann gebracht werden, oder willst du "kundenspezifische" Sachen wie z.B. 
Atomkraftwerke verkaufen?

> Sagen wir es muss ein Roboter angesteuert werden, der neben
> seiner Stromversorgung auch einige Motoren besitzt, die angesteuert
> werden müssen.
Du bist also ein Verkäufer bei ABB oder beim Kuka. Und da ist es im 
Grunde anfangs auch nur ein "Kataloggeschäft": du gehst zum Kunden und 
der sagt dir, was er machen will. Dann weißt du Gewichte, 
Geschwindigkeiten und Reichweiten. Die versuchst du mit den Daten im 
Katalog abzugleichen und einen passenden Roboter samt NC-Steuerung zu 
finden. Und wenn der Listenpreis dann noch halbwegs in der 
Preisvorstellung des Kunden liegt, und es konkreter wird, kommt da noch 
eine technische Prüfung und die passende kundenspezifische Anpassung 
dazu.

: Bearbeitet durch Moderator
von Cyblord -. (cyblord)


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Bernd G. schrieb:
>> Klar, dass man als Verkäufer mitreden können und wissen muss was Sache
>> ist. Jedoch scheint es mir dann so,
> Genau deshalb bekommen manche Verkäufer ein Gehalt, dessen Höhe manchem
> Entwickler den gelben Neid ins Gesicht treibt.

Habe noch keinen Verkäufer erlebt, der derart Kompetent wäre und auch 
noch keinen bei dessen Gehalt ich neidisch geworden wäre.
Könnte aber auch daran liegen dass Verkäufer so ungefähr der schlimmste 
vorstellbare Job für mich wäre.
Und falls der ein paar Euro mehr bekommt, und dafür aber die ganze Zeit 
im Konfirmandenanzug rumlaufen muss, dem Kunden quatsch erzählen muss 
und ständig aus dem Koffer lebend in irgendwelchen Hotels wohnen muss. 
Ja dann sei es ihm gegönnt. Und den Dienstwagen mit dazu. Ich habe für 
den trotzdem nur Mitleid übrig.

: Bearbeitet durch User
von H. L. (hans_la)


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Pauschal läßt sich die Frage nach dem Arbeitsumfang nicht beantworten.
Bei meiner Tätigkeit ist es so, daß ich von der Aquise bis zur Abnahme 
involviert bin, d.h. ich erstelle das Konzept, wähle die geeigneten 
Komponenten aus, (welche zusätzlich zu unserem eigenen Produkt 
erforderlich sind), kalkuliere und verhandle das Projekt. Natürlich holt 
man sich bei Details auch die Unterstützung der Technik.
Der Job ist stressig, aber interessant, Katalogware würde ich nicht 
verkaufen wollen.
Dazu gehört dann natürlich die komplette Kommunikation mit dem Kunden, 
es gibt kein delegieren an irgendwelche Kollegen im Backoffice, die 
machen bestenfalls die Mittler zwischen Betrieb und mir.
Ich möchte diesen Job nicht mehr missen und weine meinen früheren 
Tätigkeiten nicht nach.
Achja, dazu brauchst natürlich eine umfassende Kenntnis Deiner Produkte, 
und was noch wichtiger ist, du musst auch die Probleme Deiner Kunden 
kennen, und zwar teilweise besser, als die selber, das zu vermitteln ist 
oft nicht infach, da diese ja meist von ihrer Tätigkeit sehr überzeugt 
sind und meist glauben, daß ihre ausgedachte Lösung die Beste ist, da 
ist also Fingerspitzengefühl erforderlich. Du darfst ihnen ja nicht 
erzählen, dass ihr Mitbewerber es so und so macht, und damit sehr 
erfolgreich ist.
Die Kunst besteht also darin, sie dahin zu bringen, dass sie glauben, 
selbst auf die Lösung gekommen zu sein.
Wenn Du das schaffst, steckst Du Deine Kollegen finanziell alle in die 
Tasche (zu Recht, da Du Ihnen ja den Job verschaffst und erhältst.)
Leider wird das ja oft vergessen, dass der Vertrieb die Bude am Laufen 
hält.

von (prx) A. K. (prx)


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Markus K. schrieb:
> und sagen wie es da normalerweise im Verkauf zugeht?

Aus Kundensicht im IT Bereich: Wenn es um größere Beträge und sehr 
technischen Bezug geht, kommen oft 2-3 Personen zum ersten 
Verkaufsgespräch. Ein Verkäufer für Koordination und Geld im weitesten 
Sinn, ein Fachmann zur Technik aus dem verkaufenden Unternehmen und ggf 
noch ein Experte des Herstellers.

: Bearbeitet durch User
Beitrag #6912077 wurde vom Autor gelöscht.
von Dirk L. (garagenwirt)


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Ein Guter Verkäufer verkauft dem Bauern mit 1x Kuh im Stall eine 
Melkmaschine und nimmt die Kuh als Anzahlung mit...

Dann gibt es noch die großen Strippenzieher, ala Boeing.
Wenn du mir einen Jumbo baust, kaufe ich ihn dir ab.
Wenn du ihn mir abkaufst, dann baue ich ihn dir

Only the Sky is the Limit
Geht nicht, gibst nicht
Kunde ist König!

von A. S. (Gast)


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Markus K. schrieb:
> wie es da normalerweise im Verkauf zugeht?

Der Verkäufer verspricht das blaue vom Himmel und hat die notwendigen 
Arbeiten mit 3 MT sehr konservativ abgeschätzt und auf eine ganze Woche 
aufgrundet. Da er selber im Studium mehrere Hallo-Welt-Programme 
erstellt hat und auch ein Modellflugset in Betrieb genommen hat, kann er 
das auf wenige MM genau abschätzen.

von Unbekannt U. (Gast)


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Markus K. schrieb:
> Es gehört logischerweise mit zu den Aufgaben eines Verkäufers, dass er
> sein Produktportfolio genau kennen muss,

Bei uns zeichnet sich der Vertrieb durch völlige Ahnungslosigkeit aus. 
Übrigens genau so, wie ca. 90% der Lieferanten-Vertreter die so ins Haus 
platzen.

Als Vertriebler muss man ziemlich merkbefreit sein, ansonsten würde man 
ständig mit knallroter Birne durch die Landschaft stolpern vor Scham, da 
man sich vor Fachleuten bis auf die Knochen blamiert.


A. S. schrieb:
> Da er selber im Studium mehrere Hallo-Welt-Programme
> erstellt hat und auch ein Modellflugset in Betrieb genommen hat,

Exakt das ist die Realität. Haben wir den gleichen Arbeitgeber?

von Kara B. (Firma: ...) (karabenemsi)


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Mal eine Frage an die ach so genialen Superentwickler hier im Forum: Wer 
vertickt eingentlich den Ramsch, den ihr so Differentialgleichungen 
lösend zusammenfrickelt?

Ihr doch offenbar nicht, da ihr selbst offenbar vor lauter Hochnäsigkeit 
euch zu fein dafür seid...

von H. L. (hans_la)


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A. S. schrieb:
> Der Verkäufer verspricht das blaue vom Himmel

Mit solchem Verhalten kann man kurzfristig im Consumer-Markt Staubsauger 
verkaufen, aber nichts im Industrieumfeld, da ist schon etwas mehr 
gefordert, da bestehen Beziehungen oft über viele Jahre (teils 
Jahrzehnte) die wissen genau, was sie an einem verlässlichen und 
kompetenten Vertriebler haben.
Da bekommst auch oftmals mehr Geld als der Wettbewerb, weil sie eben 
auch den größeren Nutzen daraus ziehen.
Manchmal frage ich mich, in welchen Firmen ein Teil der Poster hier wohl 
arbeiten.
Vielleicht sind es auch solche, welche einmal im Jahr etwas 
brauchen/kaufen und deren erste Frage (vor der Begrüßung) dem Rabatt 
gilt.

von (prx) A. K. (prx)


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A. S. schrieb:
> Der Verkäufer verspricht das blaue vom Himmel

Wenn man dem Kunden später noch einmal etwas verkaufen will, ist diese 
Strategie ungünstig. Ausser, natürlich, man hat ein Monopol, dann spielt 
das keine wesentliche Rolle.

Das kann auch sofort ein Schuss ins Knie werden, wenn man das Pech hat, 
an einen kompetenten Kunden zu geraten,

: Bearbeitet durch User
von H. L. (hans_la)


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Irrtum, dann zieht der Kunde sich ganz schnell einen neuen Lieferanten 
und hilft dem mit allem was er hat (Deine Unterlagen, Deine Produkte) 
aufs Pferd.
Dann hast Du ganz schnell einen Wettbewerber, der dann dort verkauft.

von (prx) A. K. (prx)


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H. L. schrieb:
> Manchmal frage ich mich, in welchen Firmen ein Teil der Poster hier wohl
> arbeiten.

Das klingt nach billigen Reflexantworten, entsprechend dem Vorurteil 
vieler Techniker gegenüber Leuten, die offiziell gelernt haben, mit Geld 
umzugehen.

: Bearbeitet durch User
Beitrag #6912587 wurde vom Autor gelöscht.
von H. L. (hans_la)


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Möglich, dass es Bereiche gibt, wo das schwer oder gar nicht 
funktioniert, aber im industriellen Umfeld wahrscheinlich eher selten, 
die Kunden wollen fast alle einen zusätzlichen B-Lieferanten um 
einseitige Abhängigkeiten zu vermeiden.
Um beide bei der Stange zu halten, tauscht man ab und zu mal A mit B.
Der geringfügig höhere Preis durch das Splitten des Volumens wird 
akzeptiert, dafür hat man eine Liefersicherheit, es kann ja auch mal 
einer hopps gehen.

von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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H. L. schrieb:
> Mit solchem Verhalten kann man kurzfristig im Consumer-Markt Staubsauger
> verkaufen, aber nichts im Industrieumfeld

Naja, wenn das "Industrieumfeld" ein hippes, fördermittelfinanziertes 
StartUp mit Kickertisch ist, dann schon.

von (prx) A. K. (prx)


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Dirk L. schrieb:
> Ein Guter Verkäufer verkauft dem Bauern mit 1x Kuh im Stall eine
> Melkmaschine und nimmt die Kuh als Anzahlung mit...

Und der Verkäufer schreibt später die ausbleibende Restzahlung aufgrund 
Pleite ab? Besser kann es funktionieren, wenn der Verkäufer auch der 
Kreditgeber ist und daraufhin der Hof in den Besitz des Verkäufers 
übergeht. Das Belt and Road Verfahren.

Ein anderer Verkäufer sorgt statt dessen dafür, die die Melkmaschine 
regelmässig teure Ersatzteile benötigt, die es nur bei ihm gibt. Das 
Tintenstrahldrucker Verfahren.

: Bearbeitet durch User
von H. L. (hans_la)


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fördermittelfinanzierte eher nicht, da schaut doch immer noch eine 
Uni/Prof drauf, außerdem will die DFG auch noch beruhigt werden.
Eher Startup`s mit redegewandten CEO`S, CFO`s, usw, welche irgendwelchen 
Risikokapitalgebern die Kohle aus den Taschen ziehen und auch nach 3 
Jahren noch keinen Cent Gewinn erwirtschaftet haben. Bei denen muss man 
besonders scharf hinter dem Geld her sein, sonst guckt man evt. in die 
Röhre.

von Unbekannt U. (Gast)


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Markus K. schrieb:
> Sagen wir es muss ein Roboter angesteuert werden, der neben
> seiner Stromversorgung auch einige Motoren besitzt, die angesteuert
> werden müssen. Ist es nun die Aufgabe des Verkäufers die Komponenten
> komplett alleine auszuwählen,

Hier geht's schon los. Könnte live aus unserem Laden sein.

Die infantile Vorstellung, man können irgendwelche Teile einfach 
zusammenstecken und das Kundenproblem sei gelöst.

Der überwiegende Teil der Vertriebler denkt nur in Stückzahlen und 
Lieferumfang. Ob die auserkorene "Lösung" dem Kunden hilft, interessiert 
kaum. Der Kunde denkt, er sei gut beraten und die dargebotene "Lösung" 
sei auf ihm zugeschnitten.

Aber Pustekuchen.

Es fand überhaupt keine Analyse des Problems statt. Stattdessen war der 
Fokus nur auf Umsatz, VK und HK. Jede Position des Angebots ist nach den 
Kriterien ausgesucht worden, was wurde schon mal gemacht, was bringt den 
meisten Umsatz und Ertrag, und wie kann die Zielvereinbarung möglichst 
schnell und bequem erreicht werden.

Der Kunde ist der gelackmeierte. Und nein, er wechselt nicht einfach den 
Lieferant. Dass er nur eine 50% Lösung bekommen hat, merkt er ist viel 
später, wenn die Anlage/Maschine bei ihm steht. Dann aber muss die 
Produktion irgendwie laufen und das Budget ist ausgegeben. So schnell 
ist kein neues Geld da. Und terminlich ist es eh eine Illusion, jetzt 
nochmals was zu ändern.

Der Kunde ist nun in der Abhängigkeit. Die Anlage/Maschine muss die 
nächsten 10 bis 15 Jahre laufen. Der unbeliebte Lieferant muss das Ding 
regelmäßig warten. Ein Produktionsausfall wäre unbezahlbar. So wird das 
Projekt nach de Inbetriebnahme irgendwie in einen Zustand geführt, dass 
es für beide Seiten akzeptabel ist. Die faktische Abhängigkeit zwischen 
Kunde und Lieferant ist das Fundament der Hassliebe.

In ein paar Jahren muss die nächste Investition her. Die 
verantwortlichen Personen sind weiter gezogen. Der Abteilungsleiter beim 
Kunden hat Karriere gemacht. Ein neuer ist da, und sonst einige neue 
Köpfe.

Das Spiel beginnt von vorne: Eine Fachabteilung formuliert intern die 
Anforderungen. Irgendwelche Texte werden zusammen kopiert. Das geht zum 
Einkauf, der fummelt auch rum. Die lustige Anbieterauswahl beginnt, es 
gibt ein Bieterverfahren. Irgend ein Lieferant gewinnt. Bis jetzt waren 
nur Technik-Pappnasen beteiligt. Einkäufer und Vertriebler. Es wurde bis 
aufs Messer verhandelt, der Einkäufer hat alles gefordert, der 
Vertriebler alles versprochen.

Dann kommt das Projekt in die Fachabteilungen, und das ganze Chaos aus 
sich widersprechenden Anforderungen und unsinnigen Kombinationen wird 
das erste mal sichtbar. Doch es ist zu spät. Die Verträge stehen, die 
Terminpläne auch. Der Wahnsinn nimmt seinen Lauf....

Für mich grenzt es inzwischen an ein Wunder, dass überhaupt irgendwas 
produziert wird das halbwegs funktioniert. Und das Schlimme daran: Im 
Medizin- und Pharma-Bereich ist es genau so und noch schlimmer. Der 
Unterschied ist nur, Tonnen von Papier. Und das ist geduldig.

Mein Fazit: Bitte auf keinem Fall krank werden. Wenn man das sieht, an 
welch seidenem, technischen Faden der ganze Pharma- und Medizin-Mist 
hängt, dann will man nicht mal ein Pflaster verwenden. Ein Wunder 
unserer Zeit, dass die Patienten nicht reihenweise tot umfallen, 
Kraftwerke explodieren, Brücken einstürzen, Flugzeuge abstürzen, usw.

Darum bin auch strikt gegen Kernenergie. Die Technik ist nicht das 
Problem. Es sind die wirtschaftlichen Prozesse. Jede einzelne Schraube 
ist so billig wie es nur geht, und die Vertragsstrafen so hoch wie nur 
irgendwie möglich. Termine werden um jeden Preis gehalten, und wenn der 
Programmierer am Ende 30 Stunden am Stück wach ist. Spielt keine Rolle.

Wirklich ein Wunder. Ich staune jeden Tag auf's Neue.

Amen!

von H. L. (hans_la)


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@Unbekannter,
Deine beschriebenen Abläufe und Vorgehensweisen kenne ich auch, das 
liegt dann aber nicht am Vertriebler sondern an eurer GF,
In den Vertrieb solcher Produkte gehören nur Leute mit einer profunden 
Sachkenntnis und einem guten Überlick über den Markt.
Ein guter Vertriebler füttert auch seine Kollegen in der 
Projektierung/Konstruktion mit dem was am Markt läuft, d.h. er macht 
auch frühzeitig auf Innovationen aufmerksam, welche u.U. den Weg ins 
eigene Unternehmen noch nicht gefunden haben, oder dort falsch 
ringeschätzt werden.
Weil Du gerade Motoren ansprichst, da nehme ich doch mal glatt das 
Beispiel der Reluktanzmotoren, deren Potenzial wurde von etlichen 
verschlafen, die waren dann unangenehm überrascht, als sie Aufträge 
verloren, weil sie diese nicht in  Ihren Produkten anboten.
(Ich weiß, sie sind nicht immer das Mittel der Wahl)
Ähnlich ist es mit anderen Entwicklungen, nimm Feldbussysteme, heute 
kein Thema mehr, hängt mittlerweile überall dran, aber am Anfang wurden 
auch hier etliche überrolt, das ist zu teuer, das setzt sich nicht 
durch, usw.
Gerade hier ist der Vertriebler gefordert, das Ohr am Markt/Kunden zu 
haben, der Konstruktuer/Entwickler kann das nicht, dem fehlt dieses 
Feedback.
Und noch etwas, ich saß früher auch mehr als 10 Jahre auf der anderen 
Seite des Schreibtisches, ich kenne die geschäftsschädigenden Vorurteile 
auf beiden Seiten.(Die Techniker sind die Kamele, auf denen die 
Vertriebler von Erfolg zu Erfolg reiten)
Leute, kapiert mal, dass ihr den Vertrieb braucht, wer holt die 
Aufträge? Wer schafft das Geld ran?
Und ein guter Vertriebler weiß auch, dass an jedem seiner Aufträge 
Arbeitsplätze hängen, und er ist auch nicht glücklich, wenn er er 
Projekte verliert und diese damit gefährdet.
Und wenn eine Firma nur unfähige Vertriebler hätte (glaube ich nicht) 
dann würde sie sehr schnell verschwinden.

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