Gestern hat meine Mikrowelle nach 20 Jahren ihren Geist aufgegeben. Während des Auftauens einer Portion Tiefkühlspinat gab sie plötzlich einen lauten Brummton von sich, Sekunden später ging das Gerät ganz aus. Heute habe ich das Teil geöffnet, wie erwartet ist die 10A-Sicherung im Eingangsfilterkreis durch. Die Schaltung entspricht dem Standard, es ist sogar noch ein klassisches Eisenschwein als Hochspannungstrafo verbaut. Bei der Ursachensuche prüfte ich zunächsted die Diode und fand, dass sie in beiden Richtungen niederohmig war. Ich dachte schon, den Fehler gefunden zu haben und schraubte die Diode los. Jetzt aber zeigte mein Multimeter in Sperr- und Durchlassrichtung hochohmig an. Es scheint vielmehr das Magnetron defekt zu sein, zwischen Kathode und Gehäuse messe ich nur ca. 17 Ohm. Bei laut Datenblatt 4,2kV Spannung kann das kaum normal sein. Ich frage mich, was ist da wohl passiert ist, wie kann ein Magnetron plötzlich einen Erdschluss zwischen Kathode und Gehäude bekommen? Auch wenn ein Erstazteil nur ca. 30-40€ kostet, lohnt sich ein Austausch nicht, das Gehäuse ist durch über die Entlüftungslöcher diffundiertes Fett innen ziemlich versifft und riecht wie eine Frittenbude. Ich kann die Mikrowelle also guten Gewissens zum Elektroschrott bringen. PS: parallel zum Kondesator ist ein Bauteil, das genauso wie die Diode aussieht (grüne Ellipse). Laut Schaltplan gehört da aber ein Widerstand hin.
Mike schrieb: > Ich frage mich, was ist da wohl passiert ist, wie kann ein Magnetron > plötzlich einen Erdschluss zwischen Kathode und Gehäude bekommen? Kannst du das Teil nicht öffnen und nachschauen?
Sven D. schrieb: > Kannst du das Teil nicht öffnen und nachschauen? ein Magnetron? Ja klar, aber nur aufwändig zerstörend mit Säge oder Fräse oder ähnliche spanabhebende Werkzeuge.
:
Bearbeitet durch User
Nimmst halt Sicherung + Magnetron aus irgendeiner Mikrowelle vom Sperrmüll.
Ist momentan Magnetron-Saison??? in jedem Forum ist irgendwas mit verschmorten oder andersweitig kaputten Magnetronen drin?!?! Reddit, eevblog, mcnet, ... Hab ich nen Sonnensturm o.Ä. verpasst?
Mike schrieb: > Während des Auftauens einer Portion Tiefkühlspinat Du bist nicht Mike, Du bist Popeye, der hier unter falschem Nick unterwegs ist. Pass auf, dass Olivia Dich hier nicht erwischt!
Mike schrieb: > Ich frage mich, was ist da wohl passiert ist, wie kann ein Magnetron > plötzlich einen Erdschluss zwischen Kathode und Gehäude bekommen? Sofern du nicht den Heizer mittels reflektierter Leistung so weichgekocht hast, dass er an den Resonator angestossen ist, kommen dafür eigentlich nur die Durchführungskondensatoren, die direkt auf die Steckkontakte folgen, in Frage. Im Sockel unterhalb des Magnetrons, also in dem Blechkasten unterhalb des eigentlichen Magnetrons, befinden sich, um Verschleppen von HF über die Heizleitungen zu verhindern, nur zwei Drosseln und eben dieser doppelte Durchführungskondensator, der aussen die Steckzungen für die Heizwicklung trägt. Das fragliche Bauteil parallel zum Kondensator wird der Entladewiderstand sein. Meist ca. 6..10 MOhm. Vielfach ist dieser Widerstand auch im Gehäuse des Kondensators eingebaut, aber dann steht das drauf.
Wegstaben V. schrieb: > Sven D. schrieb: >> Kannst du das Teil nicht öffnen und nachschauen? > > ein Magnetron? > > Ja klar, aber nur aufwändig zerstörend mit Säge oder Fräse oder ähnliche > spanabhebende Werkzeuge. Und dabei darf man sich dann über das freigesetzte Berylliumoxid freuen: https://de.wikipedia.org/wiki/Berylliumoxid
Hp M. schrieb: > Im Sockel unterhalb des Magnetrons, also in dem Blechkasten unterhalb > des eigentlichen Magnetrons, befinden sich, um Verschleppen von HF über > die Heizleitungen zu verhindern, nur zwei Drosseln und eben dieser > doppelte Durchführungskondensator, der aussen die Steckzungen für die > Heizwicklung trägt. > > Das fragliche Bauteil parallel zum Kondensator wird der > Entladewiderstand sein. Meist ca. 6..10 MOhm. > Vielfach ist dieser Widerstand auch im Gehäuse des Kondensators > eingebaut, aber dann steht das drauf. Das Bauteil am Kondensator ist tatsächlich eine Diode, das Datenblatt sagt "bi-directional diode". Ich vermute eine Art TVS-Diode gegen Überspannung. Der Widerstand scheint im Kondensator selbst zu stecken, ich messe zwischen den Anschlüssen nach Stabilisierung 10 MOhm. Ich habe den Blechdeckel der Anschlussbox des Magnetrons geöffnet, innen ist alles sauber und ohne Überschlagsspuren. Interessanterweise hat auch der Hochfrequenzausgang niederohmig Gehäuseschluss. Auch hier keine Überschlagsspuren. Aufsägen möchte ich das Teil wegen der möglichem Freisetzung von Berylliumoxid nicht. In der heutigen Zeit gibt es schon genug Bedrohungen für die Lunge.
Mich würde auch interessieren, was da drin passiert ist. Wenn man die Ringmagnete und Kühlrippen entfernt und nur die äußere Wand des dicken Kupfergehäuses auf der Strahlungsaustrittsseite schneidet, sollte eigentlich keine Keramik im Weg sein. Die sollte nur im dünneren Teil als Isolationsmaterial verbaut sein. https://www.ostron.de/sonstiges/Magnetron.html
In den Magnetrons von Haushaltsmikrowellen wird schon lange kein Berylliumoxid mehr verwendet. Die Bestimmungen zur Verwendung von BeO sind streng und erfordern in jedem Fall Warnhinweise am bzw. im Gerät und auch am Bauteil, sofern es groß genug ist, daß so ein Warnhinweis angebracht werden kann. Magnetrons sind auf jeden Fall groß genug dafür. Meist stehen ja sogar Warnungen vor Hochspannung und Mikrowellenstrahlung drauf, wie beim Exemplar des TO. Enthielte dieses Magnetron BeO, dann stünde das sehr prominent mit auf dem Typenschild.
Mike schrieb: > Interessanterweise hat auch > der Hochfrequenzausgang niederohmig Gehäuseschluss. Das ist normal. Die Antenne ist einfach an einer der Resonatorkammern angelötet. https://en.wikipedia.org/wiki/File:Resonant_Cavity_Magnetron_Diagram.svg
Hp M. schrieb: > Sofern du nicht den Heizer mittels reflektierter Leistung so > weichgekocht hast, dass er an den Resonator angestossen ist, kommen > dafür eigentlich nur die Durchführungskondensatoren, die direkt auf die > Steckkontakte folgen, in Frage. Ich habe mir das Teil noch mal genauer angesehen. Erst jetzt ist mir der kleine schwarze Punkt am Steckergehäuse aufgefallen. Dort ist der Funke zum Blechgehäuse übergesprungen. Beim Zerknacken machte sich der typische Geruch nach verbranntem Epoxid bemerkbar. Das eigentliche Magnetron ist vermutlich in Ordnung. Nichtsdestotrotz, das Gerät hat sein EODL (end of design life) längst überschritten und das Ding kommt jetzt guten Gewissens zum Recyclinghof. ich³ schrieb: > Mike schrieb: >> Tiefkühlspinat > > Örks. Wäre ich eine Mikrowelle, würde ich dabei auch streiken. Ja die Superkräfte des Gemüses waren wohl zu stark. Hätte ich wissen müssen, dass Eisenhaltiges nicht in die Mikrowelle darf. Steht sogar in der Anleitung.
Mike schrieb: > das Ding kommt > jetzt guten Gewissens zum Recyclinghof. Vergiss nicht die beiden Ringmagnete auszubauen. Damit kann man z.B. unter Putz verborgene Eisenträger gefühlsmäßig orten.
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.