Forum: PC Hard- und Software Hat hier jemand Erfahrungen mit einem "payment terminal"?


von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


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Gemeint ist ein sog. "unattended" (ohne Bedienung) EC-Karten-, 
Apple-Pay-, Google-Pay- uva. - Lesegerät. Sieht aus wie ein 
Unterputz-Lichschalter und wird ausschließlich über Signale an der LAN- 
oder RS232-Schnittstelle gesteuert. Weil nur Beträge von NFC-Karten bzw. 
Geräten (Handy, Watch) bis max. 50,- ohne PIN erfasst werden sollen, 
benötigt das Ding weder Einsteckschlitz noch Tastatur.

Es geht darum, einen Bezahlautomaten für eine Autowaschanlage damit 
auszurüsten (neben dem Waschtunnel auch mit Handwaschplätzen, 
Fußmattenwaschanlage u.v.a), bei dem der Kunde eine ganze Reihe 
spezieller Wünsche hat, die kein fertiges Gerät am Markt zu einem 
vertretbaren Preis bietet.

Sämtliche sicherheits-relevanten Aspekte handelt der Reader quasi als 
Blackbox selbstständig ab, darum braucht man sich keine Gedanken zu 
machen. Er wird vom Steuerrechner per Kommando damit beauftragt, einen 
bestimmten Betrag einzuziehen und liefert anschließend eine 
Statusmeldung an diesen zurück ...

Ich wollte mal fragen, ob hier jemand ist, der schon mal sowas verbaut 
hat und auf welche Besonderheiten bezüglich Schnittstellen und Protokoll 
zu achten ist.

Der geplante Automat soll mit einem Raspi 4 (SSD statt SD-Karte) laufen 
und über einen 8"-Display mit am Rande befindlichen Edelstahltasten 
(also kein Touchscreen) gesteuert werden.

: Bearbeitet durch User
von oszi40 (Gast)


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Frank E. schrieb:
> benötigt das Ding weder Einsteckschlitz noch Tastatur

Klingt interessant und wie werden die Updates zuverlässig eingespielt? 
Sag mir jetzt bloß nicht, dass nie welche nötig sind. Ohne ausreichend 
Info würde ich keinen Finger krumm machen.

von Flo (Gast)


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Manche Banken wollen nach x Nutzungen eine Piniengabe. Blöd wenn das an 
dem Automaten passiert.

von Oliver S. (oliverso)


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Frank E. schrieb:
> Raspi 4

Ach so.
Was spricht gegen die üblichen und erprobten Münzautomaten?

Oliver

von Hans (Gast)


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Flo schrieb:
> Manche Banken wollen nach x Nutzungen eine Piniengabe. Blöd wenn das an
> dem Automaten passiert.

Genau dies. Ist bei meiner Karte auch so. Dann funktioniert 
ausschließlich Einstecken. Eine andere Sache ist das fehlende Display am 
Terminal. Woher weiß ich als Kunde, welcher Betrag mir wirklich 
abgebucht wird? Mit deinem Pi könntest du auf dem Bildschirm irgendetwas 
anzeigen. Ich kenne das hier gezeigte eigentlich nur als Zusatmodul für 
ein vorhandenes, bereits integriertes Terminal, um NFC Fähigkeit 
nachzurüsten.

Ebenfalls wichtig: Wenn das Ding unattended ist, musst du Manipulation 
ausschließen können. Viele Terminals an SB Kassen werden aktuell mit 
Standardpasswörtern betrieben. Eine SB Waschanlage ist nochmal 
unbewachter. Fatal wäre, falls jemand die Terminals heimlich 
manipulieren/austauschen könnte und so Betrag und Ziel der Zahlung 
verändern könnte.

von Einer (Gast)


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Hans schrieb:
> Eine andere Sache ist das fehlende Display am
> Terminal.

Wozu?

Das Handy zeigt an, wieviel abgebucht wird/wurde.

Willkommen 2022 (bald)!

von noiasca (Gast)


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Frank E. schrieb:
> bei dem der Kunde eine ganze Reihe
> spezieller Wünsche hat, die kein fertiges Gerät am Markt zu einem
> vertretbaren Preis bietet.

ich vermute du unterschätzst welcher Aufwand für eine EMVCo 
Zertifizierung anfällt. Je kleiner die Stückzahl desto eher rechnet sich 
ein fertiges Gerät. Hast du schon mit einem 
Zahlungsverkehrsdienstleister gesprochen welche Vorraussetzungen dieser 
hat um deinen Selbstbau ans Netz zu lassen? Vieleicht ergibt sich dann 
eine realistischere Variante.

von Maxe (Gast)


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Einer schrieb:
> Hans schrieb:
>> Eine andere Sache ist das fehlende Display am
>> Terminal.
>
> Wozu?
>
> Das Handy zeigt an, wieviel abgebucht wird/wurde.
>
> Willkommen 2022 (bald)!

Der Kunde will das vielleicht vor der Buchung wissen!?

von Maxe (Gast)


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Nachtrag: Wobei der TE ja ein Display vorsieht, ist also kein Problem.

von Hans (Gast)


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Einer schrieb:
> Wozu?
>
> Das Handy zeigt an, wieviel abgebucht wird/wurde.
>
> Willkommen 2022 (bald)!

Ja, mein Handy kann Apple Pay. Ja, meine Bank schickt mir bei 
Abbuchungen eine Pushmitteilung. Trotzdem wüsste ich gerne vor der 
Abbuchung, was abgebucht wird. Ich nutze aber auch immer noch sehr gerne 
meine kontaktlose Kreditkarte. Zurzeit entfällt damit das lästige 
Entsperren der Face ID mit Maske. Außerdem kann ein Handy auch schlicht 
mal leer sein.

Maxe schrieb:
> Nachtrag: Wobei der TE ja ein Display vorsieht, ist also kein Problem.

Und dann kann er (oder ein Angreifer) irgendwelche Phantsasiewerte auf 
dem Display anzeigen und etwas ganz anderes abbuchen. Im Worst-Case 
bastelt jemand auf der RS232 Leitung zwischen Pi und Terminal ein 
Device, dass die Anfragen an das Terminal umschreibt. Ziemlich dumme 
Idee sowas zu bauen. Noch dümmer wäre es, wenn PCI dies zulassen würde.

Werfen wir doch mal einen Blick in die PTS POISecurityRequirements FAQs: 
https://www.pcisecuritystandards.org/documents/PTS_POI_Technical_FAQs_v5_May_2018.pdf

Darin heißt es z.B.
1
The firmware and application version numbers,and optionally the hardware version number,must be shown on the display or printed during startup or on request.
Ich leite daraus einfach mal ab, dass zur Erfüllung der PCI Kriterien 
ein irgendwie geartetes Display notwendig ist. Nun könnte man natürlich 
argumentieren, dass das nicht so schlimm ist, denn er will ja eins 
verbauen.

Aber: PCI sieht eine Tamper Detection vor
1
[...] it is a requirement that all devices implement active tamper detection mechanisms to meet the physical security requirements of PCI PTS.SCR and Non-PIN devices must have permanently active tamper detection mechanisms that monitor for intrusion and respond to such events with the immediate erasure of sensitive information within the device, rendering the device inoperative.

Heißt also, dass die gesamte Einheit einschließlich des Pis und des 
Displays in einer Tamper Detection eingebunden werden müsste. Darüber 
hinaus gibt die PCI Anforderungen an Potting vor. Am Ende muss dann noch 
die gesamte Elektronik vergossen werden.

Bedeutet aber auch, dass das gesamte Gebilde zertifiziert werden müsste. 
Das erschwert nachträgliche Änderungen ganz massiv. Ob ein nackter Pi 
überhaupt zertifizierungsfähig ist wage ich mal stark zu bezweifeln. 
Denn ohne zusätzliche Hardware wird er die Integrität seiner Firmware 
nicht prüfen können. Ich halte es für zielführender ein komplettes 
Terminal zu verwenden und an den Pi anzubinden.

So wie ich das sehe, ist das hier gezeigte Modul für PCI 
vorzertifiziert. Da dem Kunden aber ein großer Teil der Entwicklung 
überlassen wird, gehe ich davon aus, dass hier eine zusätzliche 
Zertifizierung nötig wäre.

von bluppdidupp (Gast)


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Man könnte ggf. alternativ auch einen QR-Code für die Transaktion 
anzeigen der auf eine Paygate-Seite verlinkt (wie z.B. 
https://stripe.com/docs/payments/payment-links) und dann darüber den 
Kunden bezahlen lassen. Für Kunden ohne eingerichtetes Apple Pay / 
Google Pay allerdings vllt. etwas unbequem...

von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


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@Hans:

Ok, ich hatte ja nach Erfahrungen gefragt, weil ich diesbezüglich keine 
habe. Allerdings haben mich die teilweise unbequemen Antworten doch 
etwas irritiert ... natürlich ohne dass ich sie in Frage stelle.

Vlt. sollte ich nochmal einige Fakten präzisieren und hoffen, dass die 
darauf folgenden Antworten evtl. etwas erfreulicher ausfallen:

- der Automat wird ein wasserdichtes Gehäuse aus 4mm V2A bekommen und 
fest mit einer Betonwand verschraubt sein. Ein physischer Angriff ist 
zwar theoretisch möglich, aber kaum realistisch. Es wird auch keine 
Öffnungen geben, durch die man Knallgas einleiten könnte

- soweit ich die Dokumentation von Feig verstanden habe, bildet der 
Reader ein vollkommen insich geschlossenes autarkes System, so dass eben 
genau eine erneute Zertifizierung des "Hostsystems" nicht erforderlich 
ist

- Feig selber tritt als Zahlungsdienstleister auf, der für seine eigenen 
Reader natürlich alle Zulassungen hat

- ich werde (diese Idee ist nachträglich gekommen) in den Automaten 
einen Router mit Firewall einbauen, so dass kein direkter Durchgriff von 
Außen auf die interne Elektronik möglich ist. Der Reader baut für 
Transaktionen sowieso seine eigene VPN-Verbindung "von Innen" auf ...

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