Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Wie geeigneten MOSFET finden?


von Bene R. (berait00)


Lesenswert?

Guten Abend,

ich suche dringend einen geeigneten MOSFET für meine Zwecke und kann mit 
den üblichen Filtern bei den gängigen Distributoren (Farnell, AVNET, 
Reichelt,...) diese leider nicht extrahieren, da es meine Kriterien (die 
Leckströme) dort nicht in der Filterauswahl gibt. Jetzt bin ich nach 
Sichtung von gefühlt 100 Datasheets auch schon echt durch....

Meine Anfordeungen wären folgende:

1. Möglichst kleinen IDSS (Zero Gate Voltage Drain Current IDSS)
   und IGSS  (Gate Body Leakage Current) im nA Bereich.
2. Id von 1.5A@2V Vgs, d.h. Vgs(th) müsste dann
   wahrscheinlich so um 1V liegen.
3. RDSon sollte wenn möglich so sein das die max. dauerhafte
   Verlustleistung des FETs bei 1A Drainstrom nicht überschritten wird.
   Angenommen der FET hat eine angegebene max. Verlustleitung von
   0,6W dann sollte RDSon ca. 0,6W/1A^2 = 600 mOhm betragen, kleinere
   Werte wären natürlich besser :-)
4. Typ: N-Kanal oder P-Kanal, hautptsache SMD

Maximale Spannungen die der FET sehen würde lägen bei Vgs(max) und 
Vds(max) = +-12V.

Danke für eure Tipps!
Benedikt

: Verschoben durch Admin
von Stefan (Gast)


Lesenswert?

Hallo,
es gibt hier im Forum eine Übersicht

https://www.mikrocontroller.net/articles/MOSFET-Übersicht

Gruss

von Fan von Yussif (Gast)


Lesenswert?

Der leckärmste Mosfet, den ich kenne, ist der BSP300 und selbst der kann 
im gesperrten Zustand mit 1 uA lecken.

Ganz ehrlich, nimm irgend einen Mosfet und steuer damit ein Reed-Relais 
an.

von Bernd K. (bmk)


Lesenswert?

Schau dir mal diesen Typ an. Könnte was sein:
https://www.ti.com/lit/ds/symlink/csd17484f4.pdf

IDSS = 100nA
IGSS = 50nA
Rdson = 150mOhm @Vgs=2V
Pv = 0,15W @1A

von Toxic (Gast)


Lesenswert?


von Max M. (Gast)


Lesenswert?

Aus Interesse:
Warum meinst Du diesen geringen Leckstrom zu brauchen?

Bei 'möglichst klein' gehen bei mir immer die Warnleuchten an.

von spezialist (Gast)


Lesenswert?

Max M. schrieb:
> Bei 'möglichst klein' gehen bei mir immer die Warnleuchten an.

Ich brauche ein Auto das möglichst schnell und möglichst billig ist.

von Forist (Gast)


Lesenswert?

Bene R. schrieb:
> ich suche dringend einen geeigneten MOSFET für meine Zwecke

Was hat die Suche nach irgendwelchen MOSFETs mit geringen Leckströmen 
mit Fragen rund um Mikrocontroller und sonstige digitale Elektronik zu 
tun?
Auf ein paar µA darf es da nicht ankommen.

von H. H. (Gast)


Lesenswert?

spezialist schrieb:
> Ich brauche ein Auto das möglichst schnell und möglichst billig ist.

Im freien Fall ist das kein Problem...

von Bene R. (berait00)


Lesenswert?

Hallo,

Bernds Empfehlung (CSD17484F4) sieht in der Tat sehr gut aus ;-)
Leider ist bei 0402 nix mit Kabel dran löten und ausprobieren, da müsste 
ich wohl eine PCB schießen. Danke für diesen Tipp, das ist bis jetzt der 
beste Kandidat, so wie ich das sehe.

Grüße

von Bratmaxxe (Gast)


Lesenswert?

Jeder Distributer hat eine Suchmaske für genau diesen Zweck.

z.B. Mouser, DigiKey usw.

von Bene R. (berait00)


Lesenswert?

Suchmasken gibt es zwar schon, aber keine dieser Suchmasken beinhaltet 
die Leckströme..

von michael_ (Gast)


Lesenswert?

Gibt es da nichts zum nachdenken?
Als Marsraketenkonstrukteur solltest du dich mit den Herstellern in 
Verbindung setzen.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Bene R. schrieb:
> Meine Anfordeungen wären folgende:
> 1. ... 4.

Bene R. schrieb:
> Leider ist bei 0402 nix mit Kabel
Sonst noch eine "Anforderung" übersehen? Das mit dem Anstieg des 
Leckstrom bei höheren Temperaturen hast du im Blickfeld? Und auch das 
mit dem hygroskopischen Effekt von üblichen Leiterplatten?

Max M. schrieb:
> Warum meinst Du diesen geringen Leckstrom zu brauchen?
Das interessiert mich auch.

von Bene R. (berait00)


Lesenswert?

Hallo Lothar,

>> Leider ist bei 0402 nix mit Kabel
> Sonst noch eine "Anforderung" übersehen?

Ich habe mich sehr über den Tipp von Bernd gefreut und ihm auch dafür 
gedankt!
Das mit 0402 habe ich daher überhaupt nicht beanstandet, nur laut 
gedacht falls diesen Typ noch jemand benutzen will ist die Bauform 
gerade bez. Testing auch nicht immer ganz uninteressant.

Wozu ich den benötige?
-> Ich habe für meine Schaltung nur sehr begrenzte Energiereserven, 
lange Tiefschlafphasen und recht viele "kleinen Verbraucher" die ich 
sporadisch zuschalten will, somit auch viele Leckströme die sich 
aufaddieren und wenn ich meinen ganzen µC in den unteren nA Bereich 
bekomme, dann ist ein einziger "blöder" FET der z.B. 4µA Leckstrom hat 
schon das vielfache und das dann auch noch mehrmals gerechnet ist mir 
einfach zu viel. Ich weiß das die allermeisten Anwendungen hier 
überhaupt keinen Wert darauf legen und sich mit der Thematik nicht 
auseinandersetzen, ich unterscheide mich hier halt, und möchte damit zum 
einen die Verfügbarkeit meiner Funktion erhöhen als auch die Kosten der 
Schaltung minimieren. Ich habe als Ingenieur einfach den Anspruch die 
Sachen 100%ig zu machen, wenn es dann am Ende nur 80% werden ist es 
vermutlich genau richtig ;-).
Das die Leckströme mit der Temperatur steigen ist mir klar (verdoppelung 
der Temperatur hat bei den meisten Typen ca. 4-5 fachen Leckstrom zur 
folge..)

Der Hygroskopische Effekt von Leiterplatten ist mir jedoch noch nicht 
geläufig? Du meinst die Leiterplatte saugt Feuchtigkeit und dann habe 
ich Stromfluss in der PCB zw. den Spannungsführenden Leitungen (und 
somit auch Korrosion)? Ok, das ist sicher so, aber über welche 
Größenordnung reden wir hier, hast du das mal Beobachtet/gemessen?

: Bearbeitet durch User
von Max M. (Gast)


Lesenswert?

Du hast die Selbstentladung der Energiequelle auch im Blick?
https://de.wikipedia.org/wiki/Selbstentladung#Batterien
Bringt nämlich wenig wenn die mit 5%/Monat entlädt, Du aber wochenlang 
halbe nA optimiert hast.

Du bekommst die MCU inkl. Aufwachlogig und Taktgeber auf nA?

Das der Leckstrom bei relativ hohen Spannungen angegeben wird und 
dramatisch kleiner ist, wenn Du den Fet weit unterhalb dieser Spannung 
betreibst, hast Du beachtet?
Also das ein Spannungsfesterer, überdimensionierter Typ da weit mehr für 
Dich tun kann, als der eine superspezielle low voltage Typ?

>CSD17484F4

Ja, den FP habe ich auch mal verwendet.
War ziemlich ätzend. Wir hatten oft Probleme an genau der Stelle weil 
der auf Nadelspitzengröße drei Anschlüsse hat.
Viel Spaß beim Bestücken Deiner Prototypen.
Hol Dir schon mal ne Lupenbrille und lass den Kaffee weg.
Und feine Nadeln für die Paste und ne Heißluftstation.
Aber bei mehr als einem lauen Lüftchen fliegt der weg und kleben kann 
man den auch nicht.
Du kommst an keines der Pads ran, kannst nichts optisch prüfen 
eigentlich sollte man sich das garnicht erst antun und alles zum 
Bestücker geben und wegwerfen was an der Stelle zickt.
Oh, wie ich das Teil gehasst habe ...

Bene R. schrieb:
> den Anspruch die
> Sachen 100%ig zu machen
100%tig im Budget ist meist besser als 300% Budgetüberschreitung und 
100% Schaltung wo 70% gelangt hätten.

von Axel S. (a-za-z0-9)


Lesenswert?

Bene R. schrieb:
> Suchmasken gibt es zwar schon, aber keine dieser Suchmasken beinhaltet
> die Leckströme..

Und jetzt überleg mal, warum das so ist.

Tip: Temperaturabhängigkeit der Leckströme. Leckströme außerhalb des 
MOSFET (vulgo: auf der Platine). etc. pp.

Bene R. schrieb:
> Wozu ich den benötige?
> -> Ich habe für meine Schaltung nur sehr begrenzte Energiereserven,
> lange Tiefschlafphasen und recht viele "kleinen Verbraucher" die ich
> sporadisch zuschalten will, somit auch viele Leckströme die sich
> aufaddieren

Also hast du gar kein Problem. Bzw. nur ein imaginiertes.

> wenn ich meinen ganzen µC in den unteren nA Bereich
> bekomme, dann ist ein einziger "blöder" FET der z.B. 4µA Leckstrom hat
> schon das vielfache

Du vergleichst Äpfel mit Birnen. Bei 120°C sieht das auch beim µC ganz 
anders aus. Der MOSFET ist aber an dieser Stelle spezifiziert!

von Bene R. (berait00)


Lesenswert?

Axel S. schrieb:
> Und jetzt überleg mal, warum das so ist.
>
> Tip: Temperaturabhängigkeit der Leckströme. Leckströme außerhalb des
> MOSFET (vulgo: auf der Platine). etc. pp.

Versteh deinen Tip erhlich gesagt nicht, Temperaturabhängig sind quasi 
fast alle Parameter im Datasheet. Leckströme auserhalb des FETs sind für 
das Datenblatt nicht relevant, hier geht es ja um den Leckstrom einmal 
von der D-S Strecke wenn VGS=0V und der Strom der ins Gate fließt, diese 
Leckagen sind beide innerhalb des FETs und somit Bestandteil der 
technischen Bauteilparameter und hängen unter den vorgegeben Parametern 
im Datasheet nicht von der äußeren Beschaltung ab.

> Also hast du gar kein Problem. Bzw. nur ein imaginiertes.

Wie kommst du darauf?
Dann machen wir mal ein Beispiel:

Gängige Typen haben im Datenblatt einen Leckstrom IDSS von max. 5µA bei 
25°. Wenn ich davon 10 FETs als LSS habe sind das schon 50µA. Wenn ich 
den Typ von Bernd nehme habe ich unter gleichen Bedingungen 10 * 100nA= 
1µA -> Also Faktor 50!! schlechter. Natürlich kann man jetzt immer sagen 
ist doch nicht schlimm die paar µA. Ich hole (nur) mit der richtigen 
Wahl einen Faktor 50 raus, und mir bringt das was.

von H. H. (Gast)


Lesenswert?

Bene R. schrieb:
> Gängige Typen haben im Datenblatt einen Leckstrom IDSS von max. 5µA bei
> 25°.

Das sind dann aber schon ziemlich dicke Dinger.

von Jens G. (jensig)


Lesenswert?

Das ist ja auch meistens bei Uds_max angegeben, bzw Uds_max ist mit 
diesem IDs als Kriterium angegeben - muß er ja nicht auskosten ...

: Bearbeitet durch User
von ths (Gast)


Lesenswert?

Hallo Bene, die Lösung ist ganz einfach. Wenn du einen N-Kanal-Fet mit 
negativer Spannung ansteuerst, liegen die Leckströme im pA-Bereich.Das 
habe ich für FET bis 20 A ausprobiert. Funktioniert seit vielen Jahren 
in sehr vielen Geräten, wo es drauf ankommt.

von Bene R. (berait00)


Lesenswert?

Ok, negative Spannungen schnüren den Kanal richtig zu, das ist eine 
intressante Möglichkeit und leuchtet auch ein. Leider habe ich keine 
neg. Spannungen zur verfügung aber schon wieder was gelernt und 
vielleicht kann ich es ja mal anwenden. Danke auf jeden Fall für den 
Tipp!

von ths (Gast)


Lesenswert?

Hast du keine, mach dir eine. Ein simpler kapazitiver Wandler reicht 
völlig.

von Max M. (Gast)


Lesenswert?

ths schrieb:
> Hast du keine, mach dir eine. Ein simpler kapazitiver Wandler reicht
> völlig.

Also einen permanent taktenden Inverter und eine komplexere Fet 
Ansteuerung. uA verbrauchen um nA zu sparen.

Mir fehlt noch immer die Betrachtung welche Selbstentladung die 
Energiequelle hat, wie stark der Leckstrom der Fets in die 
Ruhestromaufname des Gesammtsystems eingeht und was das tatsächlich 
prozentual für das Wechselinterval der Energiequelle bedeutet.

von Axel S. (a-za-z0-9)


Lesenswert?

Sag ich doch. Das ist ein eingebildetes oder Scheinproblem. Abgesehen 
davon gibt es neben dem Leckstrom des Kanals auch noch den Sperrstrom 
der Bodydiode. Den kriegt man nicht weg. Muß man aber auch nicht. Real 
ist das deutlich weniger bei der niedrigen Spannung und (vermutlich) 
auch niedriger Temperatur.

Die Spezifikationen sind abenteuerlich. 1.5A @ 2V eingeschaltet. Das ist 
also ein 3W Verbraucher. Selbst bei einem Einschaltverhältnis von 
1:1.000.000 (31 Sekunden pro Jahr!) ist die mittlere Leistung mit 3µW 
ungefähr auf dem Level der Ruheleistung. Und davon will er gar mehrere 
haben. Und eine Batterie/Akku die 1.5A liefern kann hat auch eine 
Selbstentladung, die ein mehrfaches davon ist.

von Jens G. (jensig)


Lesenswert?

Axel S. schrieb:
> Die Spezifikationen sind abenteuerlich. 1.5A @ 2V eingeschaltet. Das ist
> also ein 3W Verbraucher. Selbst bei einem Einschaltverhältnis von

Muddu genauer lesen, dann kommt nicht so ein Quatsch wie 3W raus:

Bene R. schrieb:
> 2. Id von 1.5A@2V Vgs, d.h. Vgs(th) müsste dann
>    wahrscheinlich so um 1V liegen.

von ths (Gast)


Lesenswert?

Max: Wieso permanent. Alle paar h ein V aufladen reicht. Da fließt doch 
fast nix ab.

von ths (Gast)


Lesenswert?

Sollte heißen ein C aufladen.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.