Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Projektleitung - wie werd ich sie wieder los?


von Lastesel (Gast)


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Hallo,

ich bin in meinem Job leider unglücklich geworden und ich würde mich 
über Ratschläge freuen, denn hier tummeln sich ja Entwickler, 
Projektleiter usw. vom Fach.

Aber von vorn:
Ich habe nach meinem Informatik-Studium vor ca. 15 Jahren bei einem 
großen Betrieb als Embedded SW Entwickler angefangen und bin dort immer 
noch. Stellt euch typische automotive Zulieferer wie Bosch, Conti oder 
ZF vor, Tariflohn und 13. Gehalt, 35h Woche, also alles super, oder? 
Leider nicht.

Ich hab dort angefangen als Firmware Entwickler, d.h. 
Treiberprogrammierung, RTOS Betriebssysteme, Mikrocontrollersysteme von 
Klein bis Groß auch mit Kontakt zur Hardwareentwicklung. Am Anfang habe 
ich nur vereinzelte Treiber und  Sensoren programmiert, später dann 
ausgewachsene Mikrocontrollersysteme mit allem Drum-und-Dran.

Nach ungefähr 10 Jahren hatte ich meinen ersten "Durchhänger". Das hatte 
hauptsächlich mit Differenzen zwischen Kollegen und meinem damligen 
Teamleiter zu tun und weniger mit der Materie selbst. Irgendwann gab es 
dann eine größere Umstrukturierung der Teams und ich hatte ein ganz 
neues Team und auch einen neuen Teamleiter (der es bis heute ist). Ihm 
hab ich von Anfang an reinen Wein eingeschenkt und pflege ein 
vertrauensvolles Verhältnis zu ihm. Er führt nach den Prinzipien "teile 
und herrsche" sowie "fordern und fördern". Er gibt wirklich nützliche 
Tipps und hält bisher was er versprochen hat. Er kam dann schon nach 
wenigen Monaten mit einer Idee zu mir und sagte, ich sollte sowas wie 
der Gruppenleiter der Firmware werden. Also für ihn der erste 
Ansprechpartner, der neben fachlichen Themen auch ein bisschen 
Monitoring betreibt und PL-Themen angeht und für ihn Informationen 
konsolidiert und bewertet. Unter der Bedingung, dass ich kein reiner 
Projektleiter werde und weiterhin technische Themen bearbeiten möchte, 
stimmte ich zu. Es gab auch noch einen anderen "Gruppenleiter" der die 
Middleware betreut hat. Zusammen waren wir über mehrere Jahre hinweg ein 
effizientes Duo - jeder in seiner Domäne. Für mich war das ein 
ausgewogenes Verhältnis zwischen Organisation und technischer 
Diskussion.

Dann kam der Tag X und der andere Gruppenleiter wurde von jetzt auf 
gleich Teamleiter und ich hab das Gesamtpaket geerbt aus Firmware und 
Middleware. Und da fängt das Drama nun an: Während ich mit meiner 
Firmware ein überschaubares Feld hatte, muss ich mich jetzt fast 
ausschließlich um die Middleware kümmern, weil da soviele Probleme sind. 
Das sind ausschließlich organisatorische und soziale Themen. Inzwischen 
bin ich also echter Projektleiter von 6+6=12 Mann und das macht mir 
wirklich zu schaffen. Nicht nur, dass wir da ein paar schwierige 
Charaktere im Team haben, sondern hab ich jetzt auch viel Kontakt zum 
Kunden und bin nicht mehr nur für meinen TL Ansprechpartner, sondern 
gleich für die ganze Abteiltung. D.h. alles vom Management schlägt 
ungefiltert bis zu mir durch. Und dieser Job ist sehr stressig, ist mit 
vielen Überraschungen verbunden und man ist sehr sehr oft der 
"Prellbock" für Frust aus allen Richtungen. Und jetzt bin ich genau da, 
wo ich nicht hin wollte: reiner Projektleiter. Und das auch noch ohne 
jede Schulung, einfach ins kalte Wasser geworfen "du kannst das".

Ich mache das jetzt bald ein Jahr so und in mir wächst die 
Unzufriedenheit und ich vermisse die Technik. Mir fehlt oft der Sinn in 
der Aufgabe und ich empfinde die meisten Tätigkeiten als lästig oder 
nervig, z.B. QS, Prozesse, KM, usw. Ich bemerke einerseits diffuse 
Gefühle wie Ablehnung, Resignation, Zynismus, Agression in mir und 
genieße andererseits vielen Freiheiten im Betrieb, ein hohes Maß an 
Anerkennung, vor allem der jungen Kollegen und natürlich auch ein 
besseres Gehalt. Gleichzeitig bemerke ich aber auch einen permanenten 
Druck von seiten des Managements, dass ich jetzt auch "abliefern" muss. 
Die alten Probleme werden inzwischen mehr und mehr als meine Probleme 
wahrgenommen und der alte Gruppenleiter fühlt sich nicht mehr dafür 
zuständig. Für mich sieht es im Nachhinein an vielen Stellen so aus, als 
wurde die hässliche Braut reichlich geschmückt. Auch gibt es immer 
wieder sehr unangenehme Audits, also Behördenvertreter die Nachweise, 
Zertifikate, Vorgehensweisen, usw. sehen möchten und sehr unangenehme 
Fragen stellen. Mein Chef möchte mich unbedingt in dieser Position 
halten und steht hinter mir, weiß aber, dass ich unzufrieden bin. Wenn 
ich hinschmeiße, hat mein Chef ein richtiges Problem, denn wir haben im 
Team eher nur Arbeitsbienen aber keine Projektleiter-Typen mit 
ausreichend Sozialkompetenz.

Wie soll ich mich jetzt verhalten? Wie komme ich ohne Gesichtsverlust 
aus dieser Nummer wieder raus? Ich mag meine Firma und identifiziere 
mich mit ihren Produkten, aber ich mag diesen Job und die Tätigkeit 
nicht. Ich schätze meine Kollegen, kenne mich gut aus und ich möchte 
dort eigentlich nicht weg. Es gibt auch ein paar offene Stellen, die 
teilweise interessant sind, aber ich müsste Abstriche hinnehmen. Das 
hätte so ein Geschmack von "Zurück ins Glied". Was sagt ihr dazu? Wie 
würdet ihr vorgehen? Wart ihr schonmal in so einer Situation?

Gruß,
Lastesel

von kleines Licht (Gast)


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Lastesel schrieb:
> Es gibt auch ein paar offene Stellen, die
> teilweise interessant sind, aber ich müsste Abstriche hinnehmen.

Ich komme von einem Mittelständler der in solchen Dingen recht offen 
ist. Ein früherer Entwicklungsleiter kurz vor der Rente leitet jetzt nur 
noch Hardware und hat einen ganz jungen Entwicklungsleiter über sich 
akzeptiert. Ein "Fleissbienchen" hat mal die Reparaturabteilung 
geleitet. Sagt selbst: 1x und nie wieder. Der ist jetzt der der die 
hoffnungslosen Fälle wieder zusammenflickt, ohne Administrativ- oder 
Führungsfunktion. Unser ehemaliger Softwareleiter hat in die Hardware 
gewechselt und rettet uns jetzt alles was bei Embedded Hardware so vor 
den Baum gehen kann. Administrativ: einfacher Entwickler. Wir haben hier 
noch mehr so Beispiele.

Ja, das ist mit Abstrichen verbunden. Vor allem Geld und 
Entscheidungskompetenz aber wenn es dich glücklich macht kann das 
trotzdem ein sinnvoller Weg sein. Ein "ich bin das nicht", "das macht 
mich nicht glücklich", "ich kämpfe lieber mit technischen Problemen als 
mit Menschen" sollte für alle mehr als genug Erklärung sein.

Was viele nicht einsehen wollen: Ja, auch Führung, Leitung und 
Management das ist echtes und oftmals hartes Arbeiten von dem man völlig 
erschöpft nach Hause kommt. Technische Probleme kann man lösen. 
Menschliche im wesentlichen betreuen oder feuern. Beides kann ziemlich 
viel Kraft kosten.

auf gute Entscheidungen
kleines Licht

von P. S. (namnyef)


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Dieses "Ich kann mich um diese andere Sache gerne kümmern, möchte aber 
weiterhin Entwicklungsaufgaben ausführen" geht über kurz oder lang 
eigentlich IMMER schief :) Aber meiner Erfahrung nach muss ein guter 
Projektleiter sogar möglichst tief in der eigentlichen Technik 
involviert sein. Nur so kann man am besten Probleme und Chancen 
identifizieren.
Nur gibt es in diesem Bereich halt ganz starke Eigendynamiken, die einen 
immer wieder aus der Technik heraus drängen, d. h. man muss da immer 
selbst aktiv gegensteuern.

Vielleicht kannst du ja im ersten Schritt versuchen Tätigkeiten, die 
dich belasten, zu delegieren.

Ansonsten: Bewerbe dich einfach mal bei anderen Firmen. Ist eh nie 
verkehrt CV usw. aktuell zu halten. Wie heißt es so schön: Auch andere 
Mütter haben schöne Töchter. Dass du bereits die eine perfekte Firma für 
dich gefunden hast, ist statistisch schlicht sehr unwahrscheinlich ;)

von Jan H. (j_hansen)


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Lastesel schrieb:
> Mein Chef möchte mich unbedingt in dieser Position halten und steht
> hinter mir, weiß aber, dass ich unzufrieden bin. Wenn ich hinschmeiße,
> hat mein Chef ein richtiges Problem

Wie wär's mit: "Chef, ich weiß du möchtest mich in dieser Position 
halten, aber ich bin darin nicht zufrieden. Bitte suche einen anderen 
Projektleiter für die Middleware, ich möchte wieder mehr entwickeln."

von peer (Gast)


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Hallo Lastesel,
interessanter Bericht - hätte ich vor 10 Jahren fast genau so schreiben 
können. Ich war in der gleichen Situation wie Du, meine Komfort-Zone war 
die Technik, in der ich auch sehr erfolgreich war. Irgendwann wurde der 
Projektleiter wegbefördert, und die GL bat mich, die Aufgabe zu 
übernehmen. Die Frage war vordergründig so gestellt, dass es alleine 
meine Entscheidung wäre, aber tatsächlich wäre eine Absage meinerseits 
so interpretiert worden, als würde ich keine Verantwortung in dieser 
Situation übernehmen und die Firma hängen lassen.

Das erste Jahr war die Hölle, zum Einen wegen der Koordination von 40 
Mitarbeitern an vier Standorten, zum Anderen wegen der jetzt auch zu 
behandelnden menschlichen Seite mit Problemkollegen und Spannungen im 
Team. Die GL hatte mir verschiedene Fortbildungen für die 
administrativen Werkzeuge (reporting, Budget, Einkauf, Zeitplanung) 
gegeben, aber nichts, was mich auf die menschlichen Aspekte einer 
solchen Aufgabe hätte vorbereiten können.

Ich habe drei Jahre gebraucht, um mich in die Rolle richtig einzufinden 
- mit einer kleinen Krise zwischendrin, die meine Karriere durchaus 
hätte gefährden können. Heute denke ich, dass diese Zeit mich in meiner 
persönlichen Entwicklung enorm weitergebracht hat. Es war auch der 
richtige Zeitpunkt dafür, zehn Jahre später hätte man mir eine solche 
Aufgabe nicht mehr angeboten, und ich wäre in der Technik versackt.

Jeder reagiert in einer solchen Situation anders; ich habe Kollegen, die 
sich innerhalb von 6 Monaten in eine solche Rolle einfinden. Ich gehöre 
nicht dazu, und Du offensichtlich auch nicht. Das heisst aber nicht, 
dass wir schlechter sind für den Job. Ich denke, Du solltest offen über 
Deine "Herausforderung" kommunizieren, vielleicht um ein begleitendes 
Training bitten (das hängt etwas von der Firmenkultur ab), und das Ding 
durchziehen. In 12-24 Monaten wirst Du froh sein, dass durchgezogen zu 
haben, und auch Lust an noch grösseren Aufgaben bekommen. Und selbst 
wenn nicht, bist Du trotzdem der Mann, der sich der Herausforderung 
gestellt hat.

Viel Erfolg!

von Max M. (Gast)


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Lastesel schrieb:
> wo ich nicht hin wollte: reiner Projektleiter

Rede offen mit Deinem Chef.
Wenn der von Dir nichts halten würde, hättest Du diesen Posten nicht.
Wenn Du derzeit mehr verdienst als Deine Kollegen, wirst Du wieder 
Abstriche machen müssen.

Der schwierige Punkt kommt eigentlich erst danach.
Dann, wenn Du Dich wieder zurück ins Entwicklerteam begibts.
Je nachdem wie die so drauf sind wird man Dich trietzen und hinter 
vorgehaltener Hand als Versager der es nicht gepackt hat hinstellen.
Das musst Du dann aushalten können.
Mit den Kollegen zu reden, das du so wie es läuft nicht glücklich bist 
und wieder zurück ins Team willst, könnte helfen, ist aber keine 
Garantie.

Und wer wird der nächste Projektleiter?
Wahrscheinlich der, der Dir schon immer das Leben schwer gemacht hat, 
weil er meinte das alles besser zu können.

Ist schwierig und hängt sehr davon ab wie belastbar Du bist und wie gut 
Du die sozialen Probleme gelöst bekommst.
Aber genau da scheint es ja zu krachen.

Also aus der Ferne betrachtet, ohne Dich und Deine Kollegen zu kennen, 
könnte es sinnvoller sein mit dem geilen Status des Projektleiters eine 
neue Fa zu suchen und gleich klarzustellen das Du wechselst um eben 
NICHT mehr Projektleitung zu machen.
Kann aber auch total schiefgehen.

von A. S. (Gast)


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Nimm den gescheitesten der anderen 6 und übertrage ihm das offene Amt, 
das Du kommissarisch 1 Jahr übernommen hast.

von rbx (Gast)


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Tipp von einem Programmierer: "Lassen sie sich nicht frustrieren" -> man 
wird ineffektiv usw. (Think Like a Programmer, Spraul) Der Hinweis ist 
wirklich gut, und man kann sich den Spruch zumindest irgendwo 
hinschreiben, wo man den noch eine Weile sehen kann, ohne dass der dann 
bald übersehen wird. Ein Imker meinte auf einem Imkerlehrgang mal, dass 
ein Kollege sich den Hinweis darauf, den Honig umzurühren, auf den 
Badezimmerspiegel geschrieben hatte. Das sollte recht brauchbar gewesen 
sein.

Beitrag #6933497 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Falk B. (falk)


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Lastesel schrieb:

>Ich mache das jetzt bald ein Jahr so und in mir wächst die
>Unzufriedenheit und ich vermisse die Technik. Mir fehlt oft der Sinn in
>der Aufgabe und ich empfinde die meisten Tätigkeiten als lästig oder
>nervig, z.B. QS, Prozesse, KM, usw. Ich bemerke einerseits diffuse
>Gefühle wie Ablehnung, Resignation, Zynismus, Agression in mir und
>genieße andererseits vielen Freiheiten im Betrieb,

Welche denn? Freibier? Schöner Parkplatz? Zimmer mit Grünpflanze?

>ein hohes Maß an
>Anerkennung, vor allem der jungen Kollegen

Schön, aber das wiegt nicht die Schattenseiten auf.

>und natürlich auch ein
>besseres Gehalt.

Schmerzensgeld!

>Gleichzeitig bemerke ich aber auch einen permanenten
>Druck von seiten des Managements, dass ich jetzt auch "abliefern" muss.

Das ist dein JOB! Dafür kriegst du dein Geld! Wenn du aber in der 
Situation nicht die richtige Mentalität sowie Fähigkeiten hast, bist du 
dort falsch! So wie ein Veganer im Schlachthof!

>Die alten Probleme werden inzwischen mehr und mehr als meine Probleme
>wahrgenommen

Uuuups!

>und der alte Gruppenleiter fühlt sich nicht mehr dafür
>zuständig. Für mich sieht es im Nachhinein an vielen Stellen so aus, als
>wurde die hässliche Braut reichlich geschmückt.

BINGO! Man hat den Sondermüll weiterverkauft!

> Auch gibt es immer
>wieder sehr unangenehme Audits, also Behördenvertreter die Nachweise,
>Zertifikate, Vorgehensweisen, usw. sehen möchten und sehr unangenehme
>Fragen stellen. Mein Chef möchte mich unbedingt in dieser Position
>halten

Warum? Weil du dumm genug bist, den Job zu machen? Oder weil du ihn zu 
gut machst?

>und steht hinter mir, weiß aber, dass ich unzufrieden bin. Wenn
>ich hinschmeiße, hat mein Chef ein richtiges Problem,

Das ist SEIN Problem, nicht deins!

>denn wir haben im
>Team eher nur Arbeitsbienen aber keine Projektleiter-Typen mit
>ausreichend Sozialkompetenz.

Also muss ein Externer her. Nix ist dämlicher als einen ungeeigneten 
Mitarbeiter in Führungs- und Organisationsfunktionen reinzupressen!

> Es gibt auch ein paar offene Stellen, die
> teilweise interessant sind, aber ich müsste Abstriche hinnehmen.

Welche denn? Weniger Geld? Wieviel? Geld ist nicht das Wichtigste.

> Das
> hätte so ein Geschmack von "Zurück ins Glied".

Nö. Es war ein Versuch, der hat nicht so funktioniert, als daß man von 
Erfolg reden kann, also zurück zu einem funktionierenden Zustand. Das 
ist keine Schande, sondern GRößE!!! Denn ein dauerhafter Selbstbetrug 
macht dich kaputt!

https://de.wikipedia.org/wiki/Peter-Prinzip

Das ist kein Witz, das bitterer Ernst! Schon mal überlegt, wieviel Leute 
sich das Leben zur Hölle machen, weil sie sich durch ihr Umfeld in eine 
Position drängen lassen, die ihnen einfach nicht liegt?

> Was sagt ihr dazu? Wie
> würdet ihr vorgehen? Wart ihr schonmal in so einer Situation?

Jain.

von Senf D. (senfdazugeber)


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Lastesel schrieb:
> Ich mag meine Firma und identifiziere
> mich mit ihren Produkten, aber ich mag diesen Job und die Tätigkeit
> nicht. Ich schätze meine Kollegen, kenne mich gut aus und ich möchte
> dort eigentlich nicht weg. Es gibt auch ein paar offene Stellen, die
> teilweise interessant sind, aber ich müsste Abstriche hinnehmen. Das
> hätte so ein Geschmack von "Zurück ins Glied". Was sagt ihr dazu? Wie
> würdet ihr vorgehen?

Ich würde an deiner Stelle lieber die o.g. Abstriche in Kauf nehmen. 
Diese erscheinen mir sehr viel weniger teuer als deine Zufriedenheit und 
psychische Gesundheit.

Es ist es nicht wert sich selbst so verbiegen zu lassen für den Job, ein 
Arbeitsverhältnis ist eben nicht nur "möglichst viel Geld scheffeln und 
sonst ist alles egal". Du weißt jetzt, dass Projektleitung dir nicht 
liegt - dann werde aktiv und ändere etwas; nichts ist schlimmer als sich 
passiv unter Schmerzen seinem Schicksal zu ergeben, denn in diesem Fall 
hast du noch alle Hebel selbst in der Hand.

Mag ja sein, dass dein Chef dadurch kurzfristig ein Problem mit deiner 
Nachfolge bekommt, wenn du deinen jetzigen Job abgibst, aber da darfst 
du ruhig egoistisch sein und in erster Linie an dich denken. Auf Dauer 
wirst du sonst unglücklich, wenn du einfach so weitermachst, wie man es 
von dir erwartet, aber irgendwann kommt dann vielleicht der große Knall 
(Burnout, Depression). Daher handle lieber jetzt so schnell wie möglich. 
Viel Erfolg!

von Schlaumaier (Gast)


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Frage : Projektleitung - wie werd ich sie wieder los?

Antwort : Kündigen

von Falk B. (falk)


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Schlaumaier schrieb:
> Frage : Projektleitung - wie werd ich sie wieder los?
>
> Antwort : Kündigen

Klasse! So wie man Schuppenflechte, Fußpilz und Kurzsichtigkeit auch 
durch Suizid beseitigen kann . . .

Leute gibt's . . .

von Shorty (Gast)


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Falk B. schrieb:
> Schlaumaier schrieb:
>> Frage : Projektleitung - wie werd ich sie wieder los?
>>
>> Antwort : Kündigen
>
> Klasse! So wie man Schuppenflechte, Fußpilz und Kurzsichtigkeit auch
> durch Suizid beseitigen kann . . .

Love it, leave it or change it, so einfach ist das.

von Falk B. (falk)


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Shorty schrieb:
> Love it, leave it or change it, so einfach ist das.

Nicht in der Reihenfolge.

Love it, change it or leave it.

Wobei man beim change it 2 Varianten unterscheiden muss:

1: Man verändert aktiv das Problem. Geht oft nicht!
2. Man verändert seine Einstellung zum Problem.

Wenn beides nicht funktioniert, leave it.

: Bearbeitet durch User
von Schlaumaier (Gast)


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Falk B. schrieb:
> Klasse! So wie man Schuppenflechte, Fußpilz und Kurzsichtigkeit auch
> durch Suizid beseitigen kann . . .
>
> Leute gibt's . . .

Ist doch ne Lösung.

Man, wenn ich eine Beförderung nicht will, dann sage ich das. Und zwar 
wenn ich sie bekomme, aber spätestens wenn ich damit nicht klar komme. 
Genau so wie es gute Leute gibt, die keine Führungsposition wollen.

Und ich habe in meinen Berufsleben eine Menge Leute mit viel Fachwissen 
kennen gelernt die nie Abteilungsleiter o.ä. werden wollten. Die sind so 
gut, das die auch so die passende Kohle bekommen.

Aber anstatt in seine Laden die Eier in die Hand zu nehmen, und den Chef 
zu sagen. "Sorry Chef aber das ist nix für mich" stellt man es 
öffentlich zu Schau.

Kein Wunder das man alles mit Warnhinweisen voll stopft, nur weil Leute 
ihren Verstand verloren haben.

Was erwartet der TO bei so einer Frage. Einer Frage die in ähnlicher 
Form schon gefühlt 1000x hier vorgekommen ist. ?!?!?

In einen Mikrocontroller-Forum nicht in einen Selbsthilfe-Forum für 
Leute die Hilfe im Leben brauchen. ??!?!!

In einen solchen Forum würde ich den TO mit Sicherheit eine andere 
Antwort geben. Aber hier nervt das Pycho-Gelabere langsam.

Also war meine Antwort klar und deutlich.

Er kündigt.

Ich habe übrigens NICHT geschrieben SEIN JOB. Es reicht auch völlig aus, 
wenn der den Chef an*kündigt*, das er für den Job nicht geeignet ist. 
Aber wie oben schon erwähnt. Man muss den Leuten für alles ne Anleitung 
geben, weil die ein Scheuklappen denken haben.

Falk B. schrieb:
> Leute gibt's . . .

Ja mich. Ein Mensch den sein langes Leben lang, noch nie einer ans 
Händchen nehmen musste um Gesellschafts-Probleme zu lösen.

von Shorty (Gast)


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Falk B. schrieb:
> 2. Man verändert seine Einstellung zum Problem.

Warum sollte man sich das antun wollen?

von Falk B. (falk)


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Shorty schrieb:
>> 2. Man verändert seine Einstellung zum Problem.
>
> Warum sollte man sich das antun wollen?

Weil es manchmal sinnvoll ist und funktioniert.

von Pleitergeier (Gast)


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Schlaumaier schrieb:
> Ja mich. Ein Mensch den sein langes Leben lang, noch nie einer ans
> Händchen nehmen musste um Gesellschafts-Probleme zu lösen.

Ach, DU warst das Kleinkind in meiner Kita, das schon alles konnte. 
MENSCH!

von Shorty (Gast)


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Falk B. schrieb:
> Shorty schrieb:
>>> 2. Man verändert seine Einstellung zum Problem.
>>
>> Warum sollte man sich das antun wollen?
>
> Weil es manchmal sinnvoll ist und funktioniert.

Der Klügere gibt so lange nach, bis er der Dumme ist.

von Schlaumaier (Gast)


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Pleitergeier schrieb:
> Ach, DU warst das Kleinkind in meiner Kita, das schon alles konnte.
> MENSCH!

Jedenfalls konnte ich im Kindergarten mehr als nur herum heulen. Wenn 
mir was nicht passte, habe ich nicht geheult, sondern meiner Erzieherin 
das klar gemacht. Genau wie in der Schule, in der Ausbildung, im Job und 
allen Leuten die mich genervt haben.

Mit einfachen klaren Worten ohne Beleidigungen und Beschimpfungen. So 
hat mich nämlich meine Mutter erzogen.

Ist die Sache mit "Wie man in den Wald ruft, so schalt es ein entgegen" 
o.s.ä.

Was den TO angeht. Wer nicht ruft, der bekommt auch keine Antwort. !!

von Lastesel (Gast)


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Wow, ich bin begeistert wie viele Antworten hier innerhalb kurzer Zeit 
kommen! Vielen Dank, das sind ja super Impulse.

Das Peter-Prinzip hab ich schonmal gehört und ja, es stimmt leider sehr 
oft. Mich hat es innerhalb kürzester Zeit nach oben gesaugt und bei der 
nächsten oder übernächsten Rochade wird bestimmt die Frage kommen, ob 
ich nicht auch Teamleiter kann. Die Abstände zwischen den 
Umstrukturierungen werden immer kürzer. Wenn ich mir den Workload 
unserer TLs ansehe, dann finde ich das aber eher abschreckend als 
attraktiv.

Ich habe für mich diese Möglichkeiten ausgemacht:
1. Augen zu und durch, ich bleibe PL und versuche in Zusammenarbeit mit 
meinem Chef die Situation zu verbessern. Dann lache ich entweder eines 
Tages über mein altes Ich oder ich bin komplett kaputt.
2. Ich schmeiß hin und mach wieder meinen alten Job. Weniger Geld, "Er 
hats nicht hinbekommen", die alten Probleme sind wieder da.
3. Ich mach intern einen Stellenwechsel. Es gibt 1-2 Stellen, die in 
Frage kommen würden. Ähnliches Anforderungsprofil, aber bisschen anderer 
Fokus. Der Chef wäre derselbe ...
4. Ich wechsle die Firma und nutze die PL-Position geschickt im CV aus.

Ich tendiere zu 3 oder 4. Momentan rollen sich mir die Fußnägel hoch, 
wenn ich dran denke, dass Montag wieder der Wahnsinn beginnt und ich mir 
schon seit Tagen Gedanken um die immer gleichen Fragen mache. Und ja, 
ich denke darüber nach mich direkt im Anschluss an den Urlaub erstmal 
krankschreiben zu lassen.

Falls das noch nicht ganz klar gewesen sein sollte: Mein Chef weiß, was 
los ist. Ich hab das klar kommuniziert, dass es so für mich nicht 
weitergehen wird. Es muss sich etwas ändern. Gesagt hab ich es ihm vor 2 
Monaten, nochmal nachgeschärft kurz vor Weihnachten und dann Frist 
gesetzt bis Ende Januar. Die Mühlen mahlen langsam in so großen 
Konzernen und ich tu mich auch schwer mir vorzustellen, wie die 
Veränderung "schnell" gelingen soll.

Ich fand die Idee nicht schlecht, hier im Forum zu schreiben! Ich 
spreche lieber mit Leuten vom selben Fachbereich als mit ... keine 
Ahnung, gescheiterten Lehreren, Buchhaltern, Beamten oder sonst wie 
Beschäftigten, die sicher aus ganz anderen Gründen keine Lust mehr auf 
ihren Job haben als ich. Wem's nicht gefällt, der muss ja nicht 
antworten, oder? :-)

"Einfach kündigen" kann man schon machen, wenn man ungebunden ist und 
nur für sich verantwortlich ist. Bei Haus und Hof, kleinen Kindern und 
aktuell Alleinverdiener, muss man vielleicht eine Sekunde länger darüber 
nachdenken.

Gruß,
Lastesel

von Shorty (Gast)


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Lastesel schrieb:
> Falls das noch nicht ganz klar gewesen sein sollte: Mein Chef weiß, was
> los ist. Ich hab das klar kommuniziert, dass es so für mich nicht
> weitergehen wird. Es muss sich etwas ändern. Gesagt hab ich es ihm vor 2
> Monaten, nochmal nachgeschärft kurz vor Weihnachten und dann Frist
> gesetzt bis Ende Januar.

Wenn von deinem Chef keine eindeutige Rückmeldung kommt, dass sitzt er 
das aus, da braust du eigentlich nicht bis zum Ende der "Frist" warten. 
Zudem ist eigentlich klar dass du keine Unterstützung bekommen hast und 
bekommen wirst. Dir bleibt nur zu gehen.

von Lastesel (Gast)


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Shorty schrieb:
> sitzt er
> das aus

Der Verdacht steht im Raum, ja. Die Frist ist bewusst gewählt, weil da 
der nächste Release Candidate geplant ist. Ich möchte wenn dann einen 
sauberen Abgang machen.

von Max M. (Gast)


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Shorty schrieb:
> Falk B. schrieb:
>> 2. Man verändert seine Einstellung zum Problem.
>
> Warum sollte man sich das antun wollen?

Weil das oft die schnellste und einfachste Lösung ist.
Sonst muss man ja immer alles hinwerfen wenn vieles passt aber eben 
diese eine Sache nicht, die einen fertig macht.
Wenn man sich darüber aufregt warum sich alle anderen nicht ändern, 
sollte man sich ruhig mal die Frage stellen, warum man sich dann nicht 
einfach selbst ändert.

Um es mit den Worten eines sehr geschätzten Ex-Kollegen zu sagen:
'Ich habe versucht die GF zu beraten. Ich habe festgestellt das sie 
nicht beraten werden möchte. Nun tue ich was man mir sagt.'

Man kann natürlich auch wütend, brüllend, tobend gegen Windmühlen 
kämpfen und sich zum Idioten mit Magengeschwür machen.

von Shorty (Gast)


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Lastesel schrieb:
> Der Verdacht steht im Raum

Nö, sonst hätte er dir Zusagen gemacht, was er aber offenbar nicht will 
oder kann.

Du bist am Zug.

von Shorty (Gast)


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Max M. schrieb:
> Um es mit den Worten eines sehr geschätzten Ex-Kollegen zu sagen:
> 'Ich habe versucht die GF zu beraten. Ich habe festgestellt das sie
> nicht beraten werden möchte. Nun tue ich was man mir sagt.'

Er hat innerlich gekündigt und erfüllt nur noch seinen Arbeitsvertrag. 
Das ist keine Lösung, sonder Schwachsinn.

von Falk B. (falk)


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Shorty schrieb:
>> nicht beraten werden möchte. Nun tue ich was man mir sagt.'
>
> Er hat innerlich gekündigt und erfüllt nur noch seinen Arbeitsvertrag.
> Das ist keine Lösung, sonder Schwachsinn.

Nö. Für viele ist ein Job ein Job. Geld gegen Arbeitsleistung. Keine 
Selbstverwirklichung und Weltrettung. Wer mehr will, kann das tun. Nur 
meist halt in einer anderen Firma oder selbstständig.

Beitrag #6933779 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Max M. (Gast)


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Shorty schrieb:
> Das ist keine Lösung, sonder Schwachsinn.

Na, aber recht gut bezahlter Schwachsinn.
Er hat den Job eben nur noch als Job gesehen der sein Leben finanziert, 
weil bei der GF eine andere Arbeitsweise nichts brachte.
Wer motiviert war und leisten wollte, hat sich jeden Tag die Pest 
geärgert über die idioten in Nadelstreifen. Er konnte das ausblenden und 
hat die Scheisse nicht mehr mit nach Hause genommen.

von Senf D. (senfdazugeber)


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Lastesel schrieb:
> Das Peter-Prinzip hab ich schonmal gehört und ja, es stimmt leider sehr
> oft. Mich hat es innerhalb kürzester Zeit nach oben gesaugt und bei der
> nächsten oder übernächsten Rochade wird bestimmt die Frage kommen, ob
> ich nicht auch Teamleiter kann.

Nur weil eine Beförderung stets wie eine Auszeichnung und gute Sache von 
den Chefs verpackt wird, muss sie das für dich persönlich noch lange 
nicht sein, sogar manchmal ganz im Gegenteil.

Jedoch einmal diesen Weg beschritten, ist ein Zurück meist schwierig bis 
unmöglich, aber in jedem Fall mit einem Loser-Image versehen. Daher 
sollte man sich sowas gut überlegen. Es ist keine Schande, eine 
berufliche Position, die in einem nicht liegt, abzulehnen.

von Shorty (Gast)


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Falk B. schrieb:
> Nö. Für viele ist ein Job ein Job. Geld gegen Arbeitsleistung. Keine
> Selbstverwirklichung und Weltrettung.

Und die Lebenszeit, die man gegen Geld eintauscht sollte man nicht ohne 
Not für irgendwelchen Schwachsinn opfern, sondern etwas tun, was 
einigermaßen Stressarm ist. Es ist einfach Quatsch sich dem "Problem 
anzupassen", statt sich was neues zu suchen.

von Dirk K. (knobikocher)


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Jan H. schrieb:
> Wie wär's mit: "Chef, ich weiß du möchtest mich in dieser Position
> halten, aber ich bin darin nicht zufrieden. Bitte suche einen anderen
> Projektleiter für die Middleware, ich möchte wieder mehr entwickeln."

+1

von Freddy W. (Gast)


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Hallo Lastesel,

so wie Dir ergeht es ganz vielen, aber kaum einer redet drüber.
Die einen schmeißen hin, die anderen packen es und die dritten gehen 
darin kaputt.
Das Du hier suchst ist eine Lösung, das klingt verständlich.
Wenn ich lese, dass Du seit 15 Jahren in dem Konzern bist, dann wäre 
meine Empfehlung erstmal zu reflektieren ob Du wirklich weißt wie der 
Laden funktioniert. Und dann vielleicht auch ob dir klar ist warum Du 
jetzt als PL èrnannt wurdest?
Letzteres ist vielleicht am  einfachsten: persönliche Fähigkeiten in der 
Vergangenheit bewiesen, Vertrauen von Deinem Chef, kein besserer 
Kandidat, keine freie Stelle genehmigt, Kanditat hat abgesagt, 
Betriebsrat hat alles geblockt, Nachwuchsführungskraft, Abteilungsleiter 
hat XX Gruppenleiter stellen die besetzt werden müssen (Statussymbol), 
Zielvereinbarung vom Chef, etc.

Wie so ein Laden funktioniert sollte man nach 15 Jahren wissen, wenn 
nicht war man nie dran interessiert und dann ist der PL auch definitiv 
die falsche Stelle.
Ich habe z.B. in einem inhabergeführten KMU angefangen, bin dann 
irgendwann in einen Konzern gewechselt und darin dann vor ein paar 
Jahren nochmal die Buisness Unit gewechselt. Klassische 
Matrixorganisation und viel Projektarbeit. Abteilungsleiter sind alle 
alt und eingesessen oder jung und ackern sich für AT kaputt. Bei den 
Projektleitern sieht es ähnlich aus, die jungen, motivierten und 
kinderlosen bekommen die kritischen Projekte - die Erfahrenen bekommen 
die gar nicht, weil die sich schon bzgl. Work-Life mit Famile und 
Kindern die Finger verbrannt haben (Scheidung) oder rechtzeitig die 
Balance befunden haben. In meinem letzten Projekt hat der PL 
zwischendrin Kinder bekommen, bei der AT-Verhandung wurde er verarscht 
und jetzt macht er mehr Work-Live und das Nachfolgeprojekt hat ein 
Neuer.
Zielvereinbarungen von Führungskräften führen Regelmäßig zu 
Blindleistungen oder Feuerwehreinsätzen zu den Quartalübergängen.
Ich komme aus der Entwicklung, im letzten Projekt hatte ich eine 
Leitungsrolle. Jung, naiv habe ich sie erstmal angenommen und immer 
gedacht Back to the Roots geht immer. Irgendwann ist diese Tür 
zugeschlagen worden, denn mein alter Abteilungsleiter ist gechasst 
worden und der neue... naja jung, naiv, kinderlos und mit 
Zielvereinbarung.
Ich habe in dem Projekt dann durchgezogen, viele Federn gelassen aber 
irgendwann verstanden worum es geht. Es geht nicht immer um die beste 
techn. Lösung, im Projektgeschäft macht man Risikominimierung, kämpft um 
gute Entwickler (intern, extern), Cost-To-Complete, Begründung von 
Entscheidungen (und wenn es das X.te mal ist - manchmal waren sie auch 
auf wagen Vermutungen), Diskussion mit der Q-Abteilung um Stage-Gates, 
Meilensteine, Quality-Gates (wie es auch immer heißt) und Dokumente die 
vorliegen müssen,  unklare Prozesse, unklare Verantwortlichkeiten, etc.
Ob ich die Erfahrung nochmal machen möchte, keine Ahnung. Es war 
lehrreich und drei Dinge habe ich mitgenommen:
1. mache Dein Hausaufgaben (arbeite nicht schlampig, triff keine 
Entscheidungen aus dem Bauchgefühl oder wenn dann steh dazu und merke 
Dir warum aus dem Bauchgefühl diese Entscheidung getroffen wurde, sammel 
Deine eMails, habe schlüssige Argumentationsketten, etc.)
2. Halte Deinen Entwickler den Rücken frei (lass sie arbeiten, kümmer 
Dich um die Organisation wie Mitarbeiter, Kostenträger, Meilensteine, 
Dokumente, kenne die Prozesse oder kenne jemanden der sie kennt)
3. habe ein Netzwerk in der Firma (Leute die Deine Arbeit kennen, Leute 
die dir helfen - auch ohne Kostenträger)

Und ja, auch ich bin technisch ein wenig abgehängt worden. Aber meine 
Entwickler wissen dass ich die Grundtechniken beherrsche und notfalls 
auch den Schraubendreher oder das Layoutprogramm  selber bediene oder 
den Code selber schreibe (auch wenn ich mich da wieder einarbeiten 
müsste) und auf Architekturebene können wir gut zusammenarbeiten. 
Manchmal haben junge Kollegen auch sehr gute Ideen, aber dann muss man 
auch mal abblocken und sagen wonach es geht, Erfahrungen bei der 
Wartung, Erfahrungen durch zu viele Variante, Programmiersprachen, immer 
die neueste Entwicklungsumgebung, Fremdbibliotheken (ja, nein, siehe 
Log4J) Servicefälle, Hardwareausfälle, Einschreibung ins ERP System, 
etc...
Da gibt es vieles was man, frisch von der Uni, nicht berücksichtigt.

So jetzt habe ich viel geschrieben und wenig Inhalt präsentiert.
Aber ich wollte nur sagen, auch anderen geht es so.

Ich habe mich im übrigen nach dem Projekt viel mit 
Anforderungsmanagement auseinandersetzen müssen. U.a. auch weil es auf 
Grund des Zeitrahmens in dem Projekt doch einiges in den Spezifikationen 
nachzuarbeiten gab, aber auch weil es mich persönlich gefragt habe ob 
Anforderungsmanagement wirklich der Teufel ist (wie viele hier 
behaupten) oder es einen Mehrwert bringt.
Eine zufriedenstellende Antwort habe ich da aber nicht.
Mit einem Unterauftragnehmer haben wir aber eine Spezifikation nach 
Req-Eng. Methoden mehrfach angefasst, diskutiert und teilweise 
umgeschrieben und dann die Testfälle dazu spezifiziert. Es ist schon 
interessant wieviel Aufwand das ist, aber auch wieviel Verständnis in 
der Diskussion entsteht.
Anforderungsdokumente, Modelle, SysML vielen graut es davor, weil die 
Q-Abteilung es will oder das ganze Mega-Akademisch aufgezogen wird.
Alles nur Methoden um sich zu fragen:
WIE ESSE ICH EINEN ELEFANTEN

Also was will ich Dir mitgeben:
Lerne die Probleme aus anderen Perspektiven zu sehen, spreche mit den 
anderen Stakeholdern (Kunde, Abteilungsleiter, Entwickler, Q-Abteilung, 
Vertrieb) und prüfe wo es Diskrepanzen gibt. Kläre ab wie die Aufgaben 
aussehen und wie das Definition of Done aussieht, oder wie das Ergebnis 
getestet wird.
Beispiel:
Wenn Dein Chef eine CTC (Cost-To-CompletE) will, dann kann das heißen er 
die Stunden auf die 0,25h genau will oder in 100er Stunden oder in 10er 
Stunden. Vielleicht will er auch nur seine PEP 
(Personal-Einsatz-Planung) abgleichen und da kommt es auf 20h nicht an.
Wenn ich das aber nicht weiß, dann schätze ich was (vielleicht sogar 
nach Vier-Augen-Prinzip, Delphi-Methode, Cocomo-Methode) und verballere 
vielleicht sogar Resource. Vielleicht wollte Dein Chef auch Infos für 
seine Quartaulsmeldung-PPT: Best-Case: 2-Sprints a 10 Teamleute inkl. 
interner Tests für Quality-Gate XY / Worst-Case: 10-Sprints a 3 
Teamleute + 2-Sprints externes Testen nach Requirement-Verification-TI / 
Risiko: ich bekomme keine externen Tester
Das gilt allgemein, entwickel Methoden um Probleme anzugehen. Und da hab 
ich über das Einarbeiten in das Anforderungsmanagement einiges gelernt. 
(Was nicht heißt, dass es nicht woanders steht bzw. anders erlernbar 
ist. Bei mir war es halt Zufall und ich mir auf Grund meiner Historie 
als Entwickler häufig die Frage gestellt habe, hätte ich diese 
Spezifikation genauso implementiert und auch so getestet? )

Zuviel für diese Uhrzeit?
Viele Grüße

von Dirk K. (knobikocher)


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Falk B. schrieb:
>> Das
>> hätte so ein Geschmack von "Zurück ins Glied".
>
> Nö. Es war ein Versuch, der hat nicht so funktioniert, als daß man von
> Erfolg reden kann, also zurück zu einem funktionierenden Zustand. Das
> ist keine Schande, sondern GRößE!!! Denn ein dauerhafter Selbstbetrug
> macht dich kaputt!
>
> https://de.wikipedia.org/wiki/Peter-Prinzip
>
> Das ist kein Witz, das bitterer Ernst! Schon mal überlegt, wieviel Leute
> sich das Leben zur Hölle machen, weil sie sich durch ihr Umfeld in eine
> Position drängen lassen, die ihnen einfach nicht liegt?

+1

>> Was sagt ihr dazu? Wie
>> würdet ihr vorgehen? Wart ihr schonmal in so einer Situation?

Ja, aktuell. Ich habe es klar dem Vorgesetztem kommuniziert: dieses 
Projekt leite ich bis zum Ende, danach wieder meine alte Tätigkeit.

von H. (Gast)


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Ein Kollege von mir hat die Situation Mal mit Timeslotting gelöst: 3 
Tage Projektleitung, 2 Tage Technik. Wenn es tageweise nicht selbst 
selbst mit einer App die Zeit getrackt. Wenn der Chef verstanden hat, 
dass man sonst weg ist, ist das möglich.

Ich selbst betrachte die Leitungsaufgaben eher als Herausforderungen und 
versuche ein Set an Methoden zu entwickeln und durch diese Haltung es 
aktuell OK für mich weniger technisch unterwegs zu sein. Aber ich bin 
auch sehr frei in meiner Arbeitsweise und kann auch Ziele selbst 
definieren. Ich merke aber, dass, je mehr sich Dinge wiederholen, desto 
stärker habe ich den Drang wieder mehr technisch zu arbeiten.

von Lastesel (Gast)


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Timeslotting funktioniert für mich leider nicht, das hab ich als erstes 
versucht. Es sind dermaßen viele Abhängigkeiten zu anderen da, dass 
eigentlich nur 2 halbe Nachmittage übrig bleiben, die nicht mit Meetings 
vollgeballert sind. Und wenn ich mir Zeitbereiche rausgeschnitten hab, 
hat das früher oder später für Ärger oder Nachteile gesorgt. Ich hab die 
Vermutung, dass bei uns die Führungsebene zu aufgebläht ist, das 
Zuständigkeiten unklar sind und man einfach keine Entscheidungen mehr 
hinbekommt.

@Freddy
Respekt, wieviel du geschrieben hast. In deinem Laden scheint es ganz 
ähnlich wie bei uns zu laufen. Matrix-Orga, Quality-Gates, CTC, usw. 
kommt mir alles sehr bekannt vor. Und weißt du was? Es langweilt mich... 
vor einem Jahr wusste ich das noch nicht und war noch neugierig, 
inzwischen bin ich ernüchtert. Vor allem braucht man einen unendlich 
langen Atem, um kaum messbare Veränderungen herbeizuführen. Mir kommt 
mein ganzes Tun oft wie eine Farce vor. Es geht immer nur darum die 20 
Minuten im Managementcall unbeschadet zu überstehen und ein Bild von 
"die anderen sind schuld" zu zeichnen oder "eine Story zu erzählen" und 
zwischendurch die Entwickler mit ihren Eigenarten irgendwie bei Laune zu 
halten. Gleichzeitig fühlt man sich oft fremd im eigenen Team, weil man 
kein echter Entwickler mehr ist und sich die meisten über die Technik 
definieren.

Die paar alten Hasen im Projektgeschäft beherrschen das Spiel aus 
Politik, Meinungsmache, gezielte Manipulation im Kampf um Budgets und 
Ressourcen ziemlich gut. Ich hab oft das Gefühl, die lachen über mich. 
Wie der Pate im Hinterzimmer, der mit dem Finger schnippt und schon darf 
ich im nächsten Managementausschuss tanzen und mich erklären. Ich finde 
es nicht erstrebenswert so zu werden und denke auch, das solchen 
Spielchen langfristig einem Unternehmen schaden.

von René H. (mumpel)


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Lastesel schrieb:
> Wie soll ich mich jetzt verhalten? Wie komme ich ohne Gesichtsverlust
> aus dieser Nummer wieder raus?

Such Dir einen Arbeitgeber bei dem Du glücklich wirst. Auch wenn Du da 
vielleicht weniger verdienst. Aber Geld allein macht nicht glücklich. 
"Gesichtsverlust"? Sowas ist doch in DE sowas von unwichtig.

: Bearbeitet durch User
von oszi40 (Gast)


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René H. schrieb:
> Such Dir einen Arbeitgeber bei dem Du glücklich wirst.

Ganz so einfach ist es oft nicht. Frei sind oft Stellen, die schlecht 
bezahlt sind oder das Klima nicht stimmt. Für eine bessere Stelle 
braucht man Geduld oder Vitamin B.

von René H. (mumpel)


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Ja wenn man 120k+ beansprucht findet man sicher nichts. ;-)

von Maxe (Gast)


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Lastesel schrieb:
> Und jetzt bin ich genau da,
> wo ich nicht hin wollte: reiner Projektleiter.
> [...]
> Ich mache das jetzt bald ein Jahr so und in mir wächst die
> Unzufriedenheit und ich vermisse die Technik.

Das kann ich nicht nachvollziehen, die Abteilungsleiter die ich erlebt 
habe, haben immer die interessanten Sachen auf den Tisch bekommen. 
Konnten dann über technische Lösungen entscheiden, die dann der 
Entwickler umsetzen musste. Genauso Projektleiter (habe ich selber 
einige Zeit gemacht), die alle Facetten vom Produkt sehen und immer die 
Themen auf den Tisch bekommen, bei denen es gerade klemmt. Je nach 
eigenen Fähigkeiten kniet sich dann der Projektleiter in das Thema rein 
und begleitet es aktiv oder überlässt es komplett der Fachabteilung/den 
Entwicklern und lässt sich quasi nur absegnen, dass das Problem gelöst 
ist. Der Projektleiter ist aber eben nicht nur für letzteres da, gerade 
die technische Überwachung der Aufgaben ist für die Firma wertvoll, weil 
sonst keiner einen so großen Überblick über das Gesamte hat.

Außerdem viele Reisen zu Niederlassungen, auf Baustellen usw. Nach 
meinem Eindruck eine ziemlich freie Aufgabeneinteilung. Dann übernimmt 
halt der Stellvertreter mal das Wochenmeeting und vieles wird deligiert. 
Natürlich gibt es auch Lästiges und Pflichtaufgaben.
Aber ich denke, wenn die Technik außen vor ist, stimmt etwas an der 
Zeiteinteilung nicht, das Thema hat ja weiter oben schon jemand 
angesprochen.

Also an was liegt es, dass du zu den interessanten Themen nicht kommst? 
Überforderung mit den Pflichtaufgaben? Oder machst du dir einfach selber 
zu viel Stress, setzt die Erwartungen höher, als dein Vorgesetzter? 
Ziehst die Arbeit an, anstatt auch mal zu sagen, dass das zeitlich nicht 
mehr rein passt? (Brauchst nicht antworten, ist nur zum drüber 
nachdenken). Je nachdem wie die Antworten auf die Fragen sind, heißt 
das, dass du was an deiner Herangehensweise ändern musst/kannst oder 
andere Konzequenzen ziehen.

> Und dieser Job ist sehr stressig, ist mit
> vielen Überraschungen verbunden und man ist sehr sehr oft der
> "Prellbock" für Frust aus allen Richtungen.
Auch da gilt wieder das gleiche. Vielleicht bist du mit der Aufgabe 
tatsächlich überfordert, oder hast den normalen Wahnsinn einfach noch 
nicht akzeptiert, bist noch zu perfektionistisch unterwegs. Oder misst 
der einzelnen Aufgabe einen zu großen Stellenwert bei. Treibst 
Zahnrädchen an, die auch von alleine drehen. Usw.

von Falk B. (falk)


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Lastesel schrieb:
> Vermutung, dass bei uns die Führungsebene zu aufgebläht ist, das
> Zuständigkeiten unklar sind und man einfach keine Entscheidungen mehr
> hinbekommt.

Typisches VEB-Problem.

> inzwischen bin ich ernüchtert. Vor allem braucht man einen unendlich
> langen Atem, um kaum messbare Veränderungen herbeizuführen. Mir kommt
> mein ganzes Tun oft wie eine Farce vor. Es geht immer nur darum die 20
> Minuten im Managementcall unbeschadet zu überstehen und ein Bild von
> "die anderen sind schuld" zu zeichnen oder "eine Story zu erzählen" und
> zwischendurch die Entwickler mit ihren Eigenarten irgendwie bei Laune zu
> halten. Gleichzeitig fühlt man sich oft fremd im eigenen Team, weil man
> kein echter Entwickler mehr ist und sich die meisten über die Technik
> definieren.

Wilkommen im Dilbert-Universum!

> Die paar alten Hasen im Projektgeschäft beherrschen das Spiel aus
> Politik, Meinungsmache, gezielte Manipulation im Kampf um Budgets und
> Ressourcen ziemlich gut. Ich hab oft das Gefühl, die lachen über mich.

Zu Recht. Naive Fische wie du werden zum Frühstück gefressen. Und alle 
sehen amüsiert zu.

von Max M. (Gast)


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Lastesel schrieb:
> kommt mir alles sehr bekannt vor

Hey, willkommen in der mittleren Führungsebene eines 
Managementverseuchten Ladens.
Nichts bewegen können, aber für alles verantwortlich sein.
Der Prellbock zwischen dem Unmut der Kollegen und den Fantastereien der 
GF.
Nur eine Sprosse auf der Kariereleiter eines anderen.

Wenn Du das erkannt hast, bist Du doch schon recht weit.
Du hast den Job, weil Du Dich von allen treten lässt, ohne das Spiel gut 
genug zu spielen das Du dem über Dir gefährlich werden könntest.
Dir mag es um den laden gehen, denen über Dir geht es aber im wesentlich 
um Machterhalt und Ausbau ihrer Machtfülle

Also wenn das absolut nicht Dein Ding ist, dann rede mit Deinem Chef.
Klare Ansagen. Du willst zurück in die Entwicklung und gibst ihm Zeit 
bis ... einen Ersatz für Dich zu finden.
Will oder kann er das nicht, dann wirst Du Dich nach einem anderen Job 
umsehen.
Klare Vorstellungen äussern was Du tun willst und wo Du hinwillst.
Quatscht er Dich tot, droht oder hält Dich hin weißt Du auch woran Du 
bist und verfolgst eben Plan B.
Ist Dein Leben aber nicht Dein Laden.
Also übernehme Verantowrtung für Dich und plane Deinen Weg.
Unmutsäußerungen, Rückzugsgefechte und abwarten ob was besser wird, wird 
Dir nicht helfen.

Mit dem Wissen was Du jetzt hast, kannst Du ein sehr verständnissvoller 
MA einer neuen Projektleitung sein.
Du weißt welchem Druck der ausgesetzt ist, weil Du das schon durch hast.
Trete ganz offiziell von der projektleitung zurück, begrüße die neue 
projektleitung mit offenen Armen und biete Deine Unterstützung an, wenn 
sie gewünscht ist.
Mit ein wenig Glück weiß die das zu schätzen und Du hast einen schöneren 
Job und einen Stein im Brett bei der neuen Projektleitung.
Oder eben einen neuen Job bei dem Du ganz neu anfangen kannst ohne 
irgendwelche Altlasten mit Dir rumzuschleppen.

Du kannst den Laden nicht verändern.
Die GF hält sich für die Lösung und alle anderen für das Problem.
Jede konstruktive Kritik wird ohnehin nur als Gemecker und Renitenz 
wahrgenommen.

von Falk B. (falk)


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Max M. schrieb:
> Du kannst den Laden nicht verändern.

Eben. Womit die Option 1 des change it entfällt.

> Jede konstruktive Kritik wird ohnehin nur als Gemecker und Renitenz
> wahrgenommen.

Naja. An der Einstellung sind schon ganze Staaten und Ideologien 
gescheitert, siehe ex. Ostblock.

von Max M. (Gast)


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Falk B. schrieb:
> An der Einstellung sind schon ganze Staaten und Ideologien
> gescheitert

Das ist ja das Tolle wenn die GF erstmal so um sich selber kreist.
Wächst der Laden, ist das ein Zeichen das man alles richtig macht.
Schrumpft der Laden, dann findet man eben heraus das alles noch viel 
schlimmer wäre, wenn man es nicht so machen würde.
Kündigen die Leute in Scharen, dann sind das eben MA die die notwendigen 
Veränderungen für eine goldene Zukunft nicht mitgehen wollten und man 
kann froh sein das die gehen.
Findet man keine Neuen, weil Laden und Bezahlung eben einfach Scheisse 
ist, dann liegt das an dem Fachkräftemangel unter dem ja alle leiden.
Lässt man sich aufkaufen weil man alleine nicht mehr zurecht kommt, hat 
ein verantwortungsvolles Management Synergieffekte gesehen und eine 
Entscheidung zum Wohle der Belegschaft und der Eigentümer getroffen.
Fährt man den Laden komplett an die Wand, dann war es eben trotz 
überragendem Management in diesem herausforderndem Umfeld nicht möglich 
weiter verantwortungsvoll wirtschaften zu können und man musste die 
Verluste begrenzen.

Die GF sieht immer nur was sie an Umsätzen macht.
Sie sieht aber nie was sie für Umsätze machen könnte, wenn sie ihren Job 
mal gut machen würde.
Die GF entscheidet was gut ist und da sie das alles selbst entschieden 
haben ist es eben auch gut.
Ein Bauer hört auch nicht auf den Ochsen der den Flug zieht, obwohl der 
ganz vorne unter dem Joch Dinge sehen kann, die der Bauer an den Zügeln 
nicht erkennt, weil er sich nie in die Position des Ochsen begibt.
Der prügelt lieber den faulen Ochsen bis er zusammenbricht und sagt sich 
dann das der eh schon alt war und andere Ochsen das ja auch schaffen.
Also braucht er ständig neue Ochsen, statt mal den Flug zu reparieren 
oder seine Arbeitsweise zu ändern.

Ist erstmal die Struktur etabliert worden in der nur noch Leute 
befördert werden die einem sagen was man hören will und einem die 
Kennzahlen liefern die man haben will, unabhängig davon ob das alles nur 
erlogen und ertrickst ist, dann ist der Laden rettungslos verloren.
Man hat sich von allem abgeschottet das noch eine strukturelle 
Veränderung bewirken könnte.
Ein renomiertes Beratungsunternehmen das man für eine Fantastillion 
beauftragt, könnte einem vielleicht noch sagen was alles falsch ist, 
aber aus den eigenen Reihen wird das nicht mehr passieren.
Jeder der das versucht bekommt so lange Druck bis er innerlich gekündigt 
hat oder den Laden verlässt.
Die einen sind eben low performer und die anderen Verräter.
Aber die GF wird sich nie die Frage stellen warum die Leute unmotiviert 
sind und warum die Abläufe so langsam und fehlerträchtig sind.

von Falk B. (falk)


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Max M. schrieb:
> Man hat sich von allem abgeschottet das noch eine strukturelle
> Veränderung bewirken könnte.

Führerbunkermentalität und Realitätsverweigerung. Sieht man ja aktuell 
sehr deutlich . . .

von Max M. (Gast)


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Man geht eben einen einmal eingeschlagenen Weg einfach weiter, weil man 
es für eine Schwäche hält eine vor langer Zeit getroffene Entscheidung 
immer wieder auf den Prüfstand zu stellen.
Dazu der innere Zwang alles kontrollieren zu müssen, auch die Dinge die 
man nicht kontrollieren kann, führt dann eben dazu das man sich 
innerlich immer mehr verhärtet und Gegner bekämpft, statt sich mit ihren 
Argumenten auseinanderzusetzen und sich von einem guten Argument auch 
mal umstimmen zu lassen.
Auch wenn ich jemanden nicht mag und seine Schlussfolgerungen nicht 
teile, kann es ja trotzdem sein das der ein Argument hat, das meine 
Sichtweise auf meine eigenen Entscheidungen verändert und ich nicht 
unbedingt B sagen muss nur weil ich irgendwann man A gesagt habe.

Aber das ist die hohe Kunst und unser Ego lässt das oft nicht zu.
Da das Ego aber umso ausgeprögter ist, je höcher man in die Zirkel der 
macht aufsteigt, ist eben der Mächtigste odt auch der verbohrteste.
Nüchterne Strategen gibt es nicht so viele.

Ist meist auf beiden Seiten einer verhärteten Front zu sehen.

von Schlaumaier (Gast)


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Max M. schrieb:
> Jede konstruktive Kritik wird ohnehin nur als Gemecker und Renitenz
> wahrgenommen.

Das wäre noch was feines.

I.d.R. wird es als Besserwisser eingestuft oder noch schlimmer als 
Bedrohung des eigenen Posten. Und so Leute muss man klein halten, sonst 
kosten die ein den eigenen Job.

Die einzige Chance die man hat ist, eine Stufe höher mal anzuklopfen. 
Und hoffen das der Abteilungsleiter mit seinen Vorgesetzten nicht 
kuschelt.

Gehört halt viel Psychologie und Beobachtung des Menschlichen Verhalten 
in der Firma dazu. Und manchmal hat dann nicht der Abteilungsleiter das 
sagen sondern seine Sekretärin. ;)

von Prof. DR. ING. NICHTSKÖNNER (Gast)


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Zitat: "Neu lässt Alt vermissen"

von klausi (Gast)


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Die Geschichte klingt irgendwie nach "Die ich rief, die Geister
werd ich nun nicht los."

Du willst dich selbst noch nicht für/gegen PL Stelle entscheiden und 
hoffst, dass jemand anders die Entscheidung trifft bzw. dir hilft.

Analog dem Meister, der wenn es schief geht, dann dem Zauberlehrling 
hilft.

von Lastesel (Gast)


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In erster Linie möchte ich Argumente Für und Wieder und Erfahrungen von 
anderen hören. Mir ist schon klar, dass mir die Entscheidung keiner 
abnimmt.

Was auch immer in den nächsten Wochen rauskommt, ich hab diese Tage 
meinen CV auf Vordermann gebracht und ein paar Ingenieure im 
Privatnetzwerk aktiviert, "hör dich mal um". Ich gehe davon aus, dass da 
schon die eine oder andere Reaktion kommt und dann höre ich mir das 
einfach mal an. Wenn man seinen Marktwert kennt, kann man im eigenen 
Laden eventuell auch anders auftreten.

Weiterhin gibt's aktuell ein Abfindungsprogramm, das könnte vielleicht 
auch noch interessant sein.

von Tobi B. (Gast)


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Evtl. nochmal ein weiterer Blickwinkel:
Soweit ich verstanden habe, hat man den PL Middleware eingespart - zu 
Deinen Lasten.
Das sollte man (Dein Chef und aufwärts) hinterfragen, ob da tatsächlich 
so wenig zu tun war, dass es unternehmerisch vertretbar ist, das mit 
Deinem Bereich zu mergen.

von Götz (Gast)


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"Typisches VEB-Problem."
Hübsch, wie das nach dreißig Jahren so langsam ankommt. Hätt ich damals 
nicht gedacht!
Ansonsten: Euch allen geht's gerade noch verdammt gut, Sorgen könnt ihr 
haben!
Stellt euch mal mit vierzigplus vor den Eingangstresen des örtlichen 
Jobcenters und zählt die Sekunden, bis ihr hört: "Überqualifiziert, 
Bewerbungstraining!"

duckunwech

von Mensch321 (Gast)


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Lastesel schrieb:
> Was auch immer in den nächsten Wochen rauskommt, ich hab diese Tage
> meinen CV auf Vordermann gebracht und ein paar Ingenieure im
> Privatnetzwerk aktiviert, "hör dich mal um". Ich gehe davon aus, dass da
> schon die eine oder andere Reaktion kommt und dann höre ich mir das
> einfach mal an. Wenn man seinen Marktwert kennt, kann man im eigenen
> Laden eventuell auch anders auftreten.

Ich denke ein Unternehmenswechsel ist für dich die beste Option. Dafür 
gibt es zwei Gründe:

a) Generell ist es ganz gut hin und wieder das Unternehmen zu wechseln, 
da gerade Arbeitszeiten > 10 Jahre in einem Unternehmen und/oder wenig 
Erfahrungen in anderen Firmen von Personalern als "unflexibel" 
wahrgenommen werden kann. Das kann dann problematisch sein, wenn man 
gezwungenermaßen einen neuen Job finden muss [Link a]. Wenn du seit ~15 
Jahren dort arbeitest und seit dem Berufseinstieg noch nie woanders 
warst, wäre es generell gar nicht so schlecht mal woanders zu arbeiten.

b) Deine Position als Projektleiter zusammen mit der (sogar wahren) 
Geschichte von der Zwangsbeförderung macht denke ich grundsätzlich einen 
guten Eindruck bei anderen Arbeitgebern - zumindest keinen schlechten. 
Schlechter wäre es z. B., wenn du dich jetzt selber wieder 
"zurückstufen" lässt auf eine Position mit weniger Verantwortung. Das 
kann dann bei einer externen Bewerbung schnell so interpretiert werden, 
dass dein Chef aus massiver Unzufriedenheit mit deinen Leistungen dich 
schnell wieder zurückgezogen hat. Im Grunde musst du im 
Bewerbungsgespräch ja nur die Wahrheit erzählen und du machst trotzdem 
einen passenden Eindruck für eine Entwicklerposition - das ist nicht bei 
allen so.

[a]: 
https://www.ingenieur.de/karriere/arbeitsleben/heiko-mell/notizen-praxis/berufswegplanung-alter-schuetzt-vor-rauswurf-nicht/

von Senf D. (senfdazugeber)


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Lastesel schrieb:
> Weiterhin gibt's aktuell ein Abfindungsprogramm, das könnte vielleicht
> auch noch interessant sein.

Das klingt doch super, nimm diese Option!

von Lastesel (Gast)


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Die erste Bewerbung ist gerade raus :-)
Abfindung hat halt immer den Haken mit der "doppelten Freiwilligkeit". 
Mal abwarten...

von Fernsprecher86 (Gast)


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Hi, ging mir vor 10 Jahren genau so. Ich habe mich entschieden die 
Abteilung zu wechseln und in einem anderen Projekt wieder als Entwickler 
zu arbeiten. Ist auch eine interessante Erfahrung sich als Entwickler 
wieder noch oben zu arbeiten. Den neuen Kollegen bist Du dann völlig 
unbekannt und musst oder kannst Dich erneut zum Experten hocharbeiten. 
Als Projektleiter wirst Du nicht mehr angefragt. Fuer mich eine sehr 
gute Entscheidung

von Daniel (Gast)


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Hi, ich hatte mal vor ein paar Jahren bei einer IT Firma das Angebot als 
PL zu arbeiten.
Gesagt, getan, ich arbeitete 2 J.  in der Position. Da in dem Laden viel 
über "Mikropolitik" läuft und viel über Beziehung und wenig über 
technische Kompetenz oder langfristige Planung habe ich intern 
gewechselt in eine Stelle als "Senior Software Engineer" in eine andere 
Abteilung. Da arbeite ich heute noch, oft nervt es mich, dass ich 
gewissen Leuten nicht mehr sagen kann, wie sie am besten effizienter 
arbeiten sollen, da ich einen guten Job erledige und es viele Faulpelze 
in der Abteilung gibt. Da wäre ich am liebsten wieder Chef oder in einer 
Führungsposition.
Auf der anderen Seite, bin ich jetzt ganz froh, dass ich auch wieder 
meine Ruhe hab.

von Senf D. (senfdazugeber)


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Daniel schrieb:
> Da arbeite ich heute noch, oft nervt es mich, dass ich gewissen Leuten
> nicht mehr sagen kann, wie sie am besten effizienter arbeiten sollen, da
> ich einen guten Job erledige und es viele Faulpelze in der Abteilung
> gibt.

Was kümmert dich das denn? Lass sie doch ruhig faul sein; solche 
Kollegen habe ich auch, das ist ganz normal. Es ist im Gegenteil sogar 
vorteilhaft für dich, denn so kannst du easy als ein Leistungsträger in 
deiner Abteilung hervorstechen, ohne dich großartig anstrengen zu 
müssen.

von Lastesel (Gast)


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Inzwischen gibt es interessante Neuigkeiten. Das erste externe Gespräch 
hat stattgefunden und ja, die sind sehr interessiert an mir und ich auch 
an denen. Als etwas kleinerer Betrieb werden die sich aber ganz schön 
strecken müssen, um mit IGM Tarif auch nur annähernd mithalten zu 
können. Wir werden sehen.

Gleichzeitig hat sich mein Chef bewegt und ich bin die Middleware in 
Kürze los. Die Situation verändert sich also. Ob hinterher wieder alles 
"gut" ist, muss ich noch rausfinden.

Und als drittes hab ich Kontakt mit dem Betriebsrat aufgenommen wegen 
dem Freiwilligenprogramm.

Jetzt gibt es zumindest wieder Perspektiven.

von Reinhard S. (rezz)


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Lastesel schrieb:
> Inzwischen gibt es interessante Neuigkeiten. Das erste externe Gespräch
> hat stattgefunden und ja, die sind sehr interessiert an mir und ich auch
> an denen. Als etwas kleinerer Betrieb werden die sich aber ganz schön
> strecken müssen, um mit IGM Tarif auch nur annähernd mithalten zu
> können. Wir werden sehen.

Wenn du interessiert bist ist doch schonmal etwas jenseits vom Geld 
vorhanden, was dich dort reizt. Das ist doch positiv und klingt besser 
als bei deinem jetzigen Arbeitgeber ;)

> Und als drittes hab ich Kontakt mit dem Betriebsrat aufgenommen wegen
> dem Freiwilligenprogramm.

Kombiniert das mit dem Externen ;)

> Jetzt gibt es zumindest wieder Perspektiven.

Die gibt es immer.

Beitrag #6949859 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #6949863 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #6949870 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #6949888 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #6949903 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #6949930 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #6949947 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Reinhard S. (rezz)


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Senf D. schrieb im Beitrag #6949930:
> Ich wollte damit auch nur andeuten, dass es einfach auch Situationen
> gibt, die schlicht ausweglos sind und niemals mehr gut enden können.

Bin ich bei dir. Das Thema "Wahl des Arbeitsplatzes" fällt für mich aber 
nicht darunter.

Beitrag #6949981 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #6950252 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #6950253 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #6950736 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Lastesel (Gast)


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Und hier endet die Geschichte nach 4 Monaten:
Ich habe gestern meinen neuen Arbeitsvertrag unterschrieben. Ich kann 
wieder das machen, was mir Spaß macht - und das ist nicht die 
Projektleitung. Man hat mir angeboten, als "Senior Expert Engineer" 
tätig zu sein und mich optional in Richtung Teamleitung oder als 
Systemingenieur weiterzuentwickeln.

Eine Abfindung gibts leider nicht, da in meinem Bereich zu viele Stellen 
offen sind. Schade. Aber dafür wechsle ich nahtlos ohne jeden 
finanziellen Verlust die Stelle, inklusive Sonderzahlungen ab dem 1. 
Tag.

Was hab ich gelernt?
Es schadet überhaupt nichts, wenn man mal über den Tellerrand blickt, 
denn man entwickelt eine gesunde Distanz zu den Problemen der alten 
Firma. Probleme die man lange Zeit als seine eigenen Probleme betrachtet 
hat. Man ermittelt seinen Marktwert und vielleicht erkennt man eine 
gewisse Diskrepanz zwischen dem, was man bisher verdient hat und das was 
der neue Arbeitgeber bereit ist zu bezahlen - nach oben wie nach unten 
offen.

von Zocker_60 (Gast)


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> von Schlaumaier (Gast)
> 06.01.2022 14:01

> Frage : Projektleitung - wie werd ich sie wieder los?

> Antwort : Kündigen

Dem Chef eine kleben !

von Dieter (Gast)


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Die Stuhlbeine absaegen.

von Tim G. (gerbil)


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Ach Du scheisse!! Jammern auf höchsten Niveau!
Ich habe 4 Jahre Werkstattleitung und Anlagenprüfung parallel hinter 
mir, habe micht jahrzehntelang auf den Posten gekämpft und durch 
betrieblichen Umzug mußte ich jetzt wieder ganz von unten in einer 
anderen Firma anfangen.
Ich will wieder dahin wo Du bist. Fang an zu delegieren und hör auf 
alles bewusst oder unbewusst an Dich zu reißen.
Das hat Dein Teamleiter ja mit Dir auch Jahrelang gemacht. Er hat Dir 
ein Stück Feld überlassen. So solltest Du das auch machen.

von x90 (Gast)


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Lastesel schrieb:
> Und hier endet die Geschichte nach 4 Monaten:
> Ich habe gestern meinen neuen Arbeitsvertrag unterschrieben. Ich kann
> wieder das machen, was mir Spaß macht - und das ist nicht die
> Projektleitung. Man hat mir angeboten, als "Senior Expert Engineer"
> tätig zu sein und mich optional in Richtung Teamleitung oder als
> Systemingenieur weiterzuentwickeln.

Glückwunsch! Danke für die Rückmeldung

von Zocker_60 (Gast)


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> Lastesel schrieb:
> "Senior Expert Engineer"

Ist das mehr als Stabsfeldwebel ?

von den Besten der Besten (Gast)


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Zocker_60 schrieb:
> Stabsfeldwebel

mit Auszeichnung Sir!

von Zocker_60 (Gast)


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> von den Besten der Besten (Gast)
> 02.04.2022 15:18

> mit Auszeichnung Sir!

Kein Quatsch schreiben. Hier wird genug Quatsch geschrieben.
Einfach nur Ja / Nein !

von rbx (Gast)


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Lastesel schrieb:
> denn man entwickelt eine gesunde Distanz zu den Problemen der alten
> Firma. Probleme die man lange Zeit als seine eigenen Probleme betrachtet
> hat.

Vielen Dank für die Rückmeldung.

Ich hatte bei der Situationsbetrachtung vor allem 3 Dimensionen im 
Hinterkopf:

- die kognitive

- die saisonale

- die personale

Der Beitrag zum saisonalen Teil wurde gelöscht, so kam ich nicht mehr 
zur personalen Seite.

Die Unerschrockenheit dem gegenüber hatte ich schon vor vielen Jahren am 
Anfang der großen Internetzeit lernen müssen.

von Einer (Gast)


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War in einer anderen, aber vergleichbaren Situation:

Lastesel schrieb:
> Mein Chef möchte mich unbedingt in dieser Position
> halten und steht hinter mir, weiß aber, dass ich unzufrieden bin. Wenn
> ich hinschmeiße, hat mein Chef ein richtiges Problem

Es hat mich über 15 Jahre Arbeitsleben gekostet um zu verstehen, dass 
das unterm Strich sch*ss egal ist.

Für ein Unternehmen, und für ausnahmslos jedes Unternehmen, bist Du 
einfach nur ein Vertragspartner. Darüber hinaus wird Dir Dein 
Vorgesetzter (fast) immer sagen, wie wichtig Du bist und wenn er gut 
ist, Dir auch noch Wertschätzung entgegen bringen, und wenn er eine 
ehrliche Haut ist, sogar echte Wertschätzung zeigen.
Das ist sein Job, das wird ihm auf jeder Weiterbildung und Schulung in 
den Kopf gehämmert und bei einigen Vorgesetzten kommt eine solche 
Anerkennung auch aus ihrer tiefsten Persönlichkeit und ist nichts als 
pure Ehrlichkeit. Das eine schließt das andere nicht aus.

Aber Dein Vorgesetzter ist nicht das Unternehmen. Das Unternehmen ist 
das Konstrukt aus Vorstand, Geschäftsleitung, Anteilseigner etc. Da geht 
es nur um eins: Kohle scheffeln. Gewiss, die Strategien sind 
unterschiedlich. Aber unterm Strich interessiert nur das Geld.
Deine persönliches Wohlbefinden spielt nur insofern eine Rolle, dass Du 
möglichst viel Leistung bei geringst möglichen (Lohn-) Kosten erbringst.
Dieser Ansatz schließt auch nicht aus, dass Du umgarnt und gepflegt 
wirst.

Ein Kobe-Rind lebt viel besser als Massentierhaltungsvieh. Aber am Ende 
werden beide einfach geschlachtet.


> Wie soll ich mich jetzt verhalten? Wie komme ich ohne Gesichtsverlust
> aus dieser Nummer wieder raus?

Auch hier: Sch*ss egal.

Überlege in aller Ruhe, wie viele Kollegen gekommen und gegangen sind, 
und was da alles so dabei war, und ob man jemals länger als ein paar 
Monate über einen Ex-Kollegen signifikant gesprochen hat. Nach 
spätestens 2 Jahren sind so viel Neue da, für die sind die Vorgänger 
einfach nur abstrakte Namen.

D.h. Angst vor Gesichtsverlust ist völlig unbegründet, weil es in der 
Arbeitswelt keine Erinnerungskultur gibt, weder im Positiven noch im 
Negativen.

Wann Du gehst, wie Du gehst, was Du hinterlässt, spielt kaum eine Rolle. 
Wenn Du mit Pauken und Trompeten gehst, bleibst Du 50% länger in 
Erinnerung, das ist alles.

> Ich schätze meine Kollegen, kenne mich gut aus und ich möchte
> dort eigentlich nicht weg.

Kollegen sind meiner Meinung nach das aller wichtigste am Job, noch vor 
der Kohle.

Allerdings sind Kollegen genau das, nämlich Kollegen. Ist man Kollegen 
so verbunden, dass man mehr als Kollege ist, überdauert das einen 
Jobwechsel. Wenn nicht, waren es eben einfach gut oder sehr gute 
Kollegen.

Das ist nicht schlimm. Leben ist Veränderung. Fremde Menschen treten ins 
persönliche Umfeld ein, und geschätzte Menschen verlassen das 
persönlichen Umfeld wieder.

Genieße jede Sekunde, solange Du mit netten und geschätzten Kollegen 
zusammen bist. Aber wo anders gibt es auch spannende Menschen die man 
kennenlernen und schätzen lernt.

von manfred (Gast)


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