Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Bias-Drift beim Röhrenverstärker


von Dachs (Gast)


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Hallo zusammen,
komme eher aus dem Digitalelektronikbereich, daher seht mir meine Frage 
nach ;). Ist vllt. auch etwas off-topic.

Ich besitze einen T+A Röhrenverstärker, der den Ruhestrom/Bias permanent 
misst, im Display anzeigt und bei Verlassen des tolerierbaren Bereiches 
das Gerät abschaltet.
Dies ist gerade mal wieder nach etwa 15 Minuten passiert. Beim 
Einschalten ist der Messwert noch etwa in Mittelstellung, dann geht er 
an den äußersten Rand Richtung „zu hoch“ und schaltet das Gerät ab.

Allerdings kommt dies nicht allzu oft und auch nicht jedes Mal vor, 
teilweise kann ich eine Dreiviertelstunde lang hören ohne das was 
passiert und der Balken sich weit nach außen bewegt.

Dass es einen gewissen thermischen drift gibt ist mir klar. Aber dass 
dieser so stark ist, dass bei kalten Gerät bei Mittelstellung anfängt 
und dann außen wandert ist ja sicher nicht der Fall? Betrifft auch nur 
den einen Kanal.

Zudem  verwundert mich zusätzlich, dass es nicht regelmäßig passiert. 
Bei einem thermischen Problem könnte man quasi die Uhr danach stellen?

Gerät steht still und waagerecht.

Vielleicht hat ja einer eine Idee?

Danke schonmal!

von oszi40 (Gast)


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> Betrifft auch nur den einen Kanal.

Dann kannst Du jederzeit vergleichen oder einen Fön zur Fehlersuche 
benutzen. Schaltung=? Koppel-Cs sind ok?

von Erich (Gast)


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Und ich habe einen Rolls-Royce.
Wenn da was stottert, dann Frage ich auch immer im nächsten 
Autobastlerforum nach, was es sein könnte.

https://www.fair-kaeuflich.de/product_info.php/info/p11392_T-A-M-40-HV-Mono-End-stufe-Anniversary-Edition--1-St-ck-.html

von Michael M. (Firma: Autotronic) (michael_metzer)


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Dachs schrieb:
> ...der den Ruhestrom/Bias permanent misst, im Display anzeigt und bei
> Verlassen des tolerierbaren Bereiches das Gerät abschaltet.

Wenn das schon angezeigt werden muss und auch abschalten kann, ist das 
eine Fehlkonstruktion.

Man könnte als erstes die negative Gittervorspannung der beiden 
Gegentaktendröhren erhöhen, danach können die beiden Kathodenwiderstände 
vergrößert werden. Die bleiben ja sowieso weiterhin mit je einem Elko 
überbrückt.

von Einer (Gast)


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Geiler Werbetext "weltweit einmaliges Schaltungskonzept"
Kenne ich unter Hybrid Röhrenverstärker, gibt es etliche.
Naja ist ja auch für audiophile Ansprüche.
Da könnte man lachen wenn es nicht so traurig wäre.

von tomi (Gast)


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Tausche doch mal die Röhren , vom Linken in den Rechten kanal,

 wenn der Fehler von links nach rechts mitwandert, dann ersetze die 
Endröhre beim Fehler für eine neue.

Ansonsten die Kath Resistors überprüfen und wechseln, wenn C an der 
Kathode verbaut sind , dann ebenfals prüfen und erneuern

mehr kann ich dir nicht sagen

lg tomi

von michael_ (Gast)


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Warum nennst du nicht den Typ und einen Link?
Vielleicht sowas:

ebay 174760980204

Das wäre überteuerter Kram.
Muß dem hier zustimmen.

Erich schrieb:
> Und ich habe einen Rolls-Royce.
> Wenn da was stottert, dann Frage ich auch immer im nächsten
> Autobastlerforum nach, was es sein könnte.

Geh zu deinem Service.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Dachs schrieb:
> Vielleicht hat ja einer eine Idee?

Hallo,

wenn das hochwertige Gerät so eine Abschaltvorrichtung bereits eingebaut 
hat, soll sie die Bauteile vor weitergehenden Schäden schützen. Es 
scheint also ein ernsthafter Fehler vorzuliegen, der sich aber immer 
wieder "selbst repariert".

Wie schon oben genannt, kann es ein Kontaktproblem sein, z.B. in einem 
der Sockel, es kann ein Kondensator sein, der unter Spannung anfängt, 
nicht mehr richtig zu isolieren, es kann ein Widerstand beschädigt sein, 
z.B. durch mechanische Beschädigung beim Einbau.


Das Gerät arbeitet mit hoher Spannung. Wer da als Hobby-Reparateur etwas 
messen möchte, sollte aufpassen wo er was anschließt und beim 
Einschalten die Hände weg lassen. Erster Anlaufpunkt wäre, das 
Schaltbild zu besorgen und dann die Spannung über den 
Kathodenwiderständen zu messen. Bauteile, die mit Erwärmung durch die 
Röhren beaufschlagt wären, fallen unter näheren Verdacht auf Schäden.

z.B. Tube-Amp-Doctor kennt sich mit Röhrengeräten in form von 
Gitarrenverstärkern aus.

mfg

von Willi (Gast)


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Dachs schrieb:
> Vielleicht hat ja einer eine Idee?
Schon, aber der genaue Typ des Verstärkers scheint ja Geheime 
Verschlußsache zu sein.
Daher ganz allgemein: Röhren der Kanäle austauschen, schauen ob der 
Fehler mitwandert.

von Dachs (Gast)


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Guten Morgen allerseits Und danke schon einmal Für die zahlreichen 
Antworten.

Den Typ hatte ich gestern zur abendlichen Stunde ganz vergessen zu 
nennen, es ist ein V10.

Hier sieht man auch mal ein Bild vom Innenleben:
https://www.avguide.ch/testbericht/roehren-und-vinyl-ta-v-10-ta-g-10

Ein Schaltbild habe ich nicht, könnte aber mal beim Support anfragen ob 
sie eines herausgeben.


Schaut für einen Röhrenverstärker für mich schon relativ komplex aus. 
Wie gesagt, komme eher aus der FPGA-Ecke ;).

Dachte auch erst einmal an einfache Dinge, wie besagtes Röhren hin- und 
her tauschen. Die Röhren selber sind laut der Betriebsstundenanzeige 
noch dreiviertel neu, was natürlich einen zufälligen Defekt oder ein 
Kontaktproblem an  einer solchen nicht ausschlösse. Auch solche Dinge 
wie eine Überprüfung der Widerstände/C‘s läge noch im Rahmen, sofern man 
drankommt.

Aber bevor ich mich in komplexeren Dingen an den Innereien zu schaffen 
machen, gebe ich es vielleicht doch lieber zum Service, Zumal das Teil 
auch sehr schwer und nur unten zu öffnen ist und damit nicht wirklich 
gut erreichbar ist.

Danke und Gruß,
der Dachs

von Willi (Gast)


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Finde nur erst einmal heraus, ob der Fehler möglicherweise mit einer 
Röhre mitwandert.

Das skizzierte Schaltungsprinzip ist etwas abweichend zu üblichen 
Gegentaktverstärkern. Philips hatte einige Verstärker mit 
Reihengegentakt gemacht, es gab auch Radios damit (z.B. Erfurt 4). Das 
hat man getan, um mit billigeren Ausgangsübertragern auszukommen (oder 
gänzlich ohne, dafür mit hochohmigen Lautsprechern).

von Pille (Gast)


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Wenn ich das Richtig sehe ist das Mopped eine Eigenentwicklung und eine 
Simple Push Pull Endstufe wie die üblichen Transistor-Gegentaktendstufen 
in Halbleiterverstärkern auch, man hat nur um die Röhren nicht ganz so 
durch den niedrigen Arbeitswiderstand zu quälen wie es bei Eisenlosen 
Röhrenendstufen der Fall ist, einen Übertrager vor die LSP geschaltet um 
den Arbeitswiderstand hoch zu transformieren. Die Endröhren sind 
"aufgehübschte" russische 6P45S Zeilenendpentoden wie im Raduga, etwas 
robuster als die EL519 und der Anodenanschluß wurde aus optischen 
Gründen für die "Audiphilen" in den Röhrensockel verlegt. So weit, so 
gut.
Feine Sache das der Hersteller den Ruhestrom überwacht und ggf. den 
Stecker zieht wenn die Röhren anfangen durch zu gehen, intelligenter 
wäre es aber gewesen die Vorspannung an den Gittern gegen zu steuern um 
den Ruhestrom konstant zu halten...

Die Gittervorspannung der Endröhren wir hier (automatische 
Gittervorspannungserzeugung) durch den Spannungsabfall an den 
Kathodenwiderständen erzeugt (die Prinzipschaltung behauptet das), damit 
müssen die Röhren mit relativ hoher Ruheverlustleistung im Gegentakt A 
Betrieb arbeiten, d.h. die werden heiß! Üblich Auslegung dieses 
Arbeitspunktes ist nahe der zulässigen Anodenverlustleistung die bei 
einer EL519 35W beträgt..mal 4 Röhren ergibt eine 140W Heizung. Das bei 
der Belastung der Röhren der Ruhestrom hoch geht, ist nicht 
verwunderlich, damit sollte der Spannungsabfall über den 
Kathodenwiderständen ansteigen und damit den Anodenstrom drosseln. Da 
das hier offenbar nicht funktioniert, zeigt das die Widerstände falsch 
ausgelegt sind und die Röhren zum durchgehen neigen.

Ändern kannst Du daran wenig, machst Du die Widerstände größer, sinkt 
die erreichbare Ausgangsleitung und die Röhren kommen  aus de A-Betrieb 
herunter Richtung AB bzw. B Betrieb, das bedeutet das nicht mehr beide 
Röhren einer Endstufe in einer Sinuswelle (0..360°) ständig leiten, 
sodnern das eine jeweils beginnt zu sperren. Damit hast Du 
Gleichrichtereffekte und der Arbeitspunkt wandert bei Aussteuerung.


Ergo: Sieht schick aus, kann man evtl. versuchen zu verkaufen.

In der Zwischenzeit besorge neue Endröhren und wechsele, evtl. hast Du 
Exemplare dabei die nicht zum Durchgehen neigen.

Endröhren gehen durch, weil sich bei hoher Belastung Kathodenmaterial 
absputtert und auf dem Gitter niederschlägt. (dem versucht man teilweise 
durch vergoldete Gitter vorzubeugen)
Erwärmt sich wegen hoher Temperaturen der Röhre das Gitter, beginnt es 
Strom zu emittieren weil es i.A. negativer als die Kathode ist, dadurch 
erwärmt es sich noch mehr was zu einer weiteren Erhöhung der Emission 
führt -> Teufelskreis, die Röhre geht durch.

Man kann versuchen die Röhre zu reparieren in dem man die 
Gitteremsission gezielt "überlastet", d.h. damit die Beschichtung weg 
brennt..man sollte sich aber da mit Röhren gut auskennen und wissen was 
man tut. Kaputt ist eine Röhre mit Gitteremission bereits, man kann sie 
also nur noch kaputter machen.

Die EL519 / 6P45S war nie für diese Betiebsart konstruiert, sie erzeugt 
zusammen mit dem Zeilentrafo in ihrer eigentlichen Anwendung als 
Schaltstufe die Hochspannung von 25KV in einem Röhrenbestückten 
Fernsehgerät (siehe Raduga oder Telefunken Palcolor). Die Röhre ist dort 
ständig gesperrt (weit im negativen Bereich am Gitter, ohne Ruhestrom) 
und wird nur mit kurzen Impulsen geöffnet, das Problem des Durchgehens 
gibt es da nicht.

HTH,
Pille

von Guest (Gast)


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Also wenn ich bei einem Röhrenverstärker lese

Ein zentral angebrachter, mikroprozessor- gesteuerter und sehr leiser 
Lüfter verhindert, dass die hochwertigen Innereien einen Hitzekollaps 
erleiden.

Zudem nimmt ein Mikroprozessor dem Besitzer des V 10 das Nachpegeln des 
Röhrenarbeitspunktes ab.

Kommt mir das Mittagessen wieder hoch

von Praxis (Gast)


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Guest schrieb:
> Kommt mir das Mittagessen wieder hoch

Geht mir genau so. Und die Lügen oder Fehler aus dem Webetext ...

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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>Zudem nimmt ein Mikroprozessor dem Besitzer des V 10 das Nachpegeln des 
Röhrenarbeitspunktes ab.

Gib das komplizierte und teuere Teil am besten zum Fach-Service. Das 
dürfte weitere Schäden minimieren. Das Gerät dürfte als Bastelprojekt 
ungeeignet sein.

Da dürften Optokoppler beteiligt sein.


mfG

: Bearbeitet durch User
von Praxis (Gast)


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Christian S. schrieb:
> Gib das komplizierte und teuere Teil am besten zum Fach-Service.

Wenn es keine Schaltung als Reparaturhelfer gibt,
neu aufbauen. Futterman Schaltungen gibt es genügend.
Den Halbleiterkram mit Lüfter ausbauen. Dann bekommt
einem auch das Mittagessen.

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