Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Bedienung Digitaloszilloskop Siglent SDS1104


von Holger T. (holgert)


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Hallo. Nach 30 Jahren Benutzung eines Hameg 1005 (analog) habe ich mir 
nun ein Digital-Oszi gegönnt. Gestern kam das Siglent SDS1104X-E 
(100MHz, 4 Kanal) an. Nach den ersten Probemessungen bin ich enttäuscht, 
ja fast schon genervt von der Bedienung. Bei nur kurzem Antippen der 
Tasten reagieren diese nicht. Der Finger muß (geschätzt) mindestens 0,3 
Sekunden auf der Taste verbleiben, damit der Tastendruck erkannt wird. 
Danach kann es trotzdem noch (geschätzt) 1 Sekunde dauern, bis man das 
Ergebnis (die Änderung) sieht. Besonders auffällig die Navigationsknöpfe 
(siehe Bild). Die Stopp-Taste reagiert nach gefühlten 3 Sekunden!

Meine Frage(n): Ist das so üblich bei modernen DSOs? Sind andere 
Hersteller (bei gleicher Preisklasse) besser? -- Wenn "nein": Gibt es 
Tricks, sich damit zu arrangieren?

von Cartman (Gast)


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Vermutlich hat es der dortige Azubi in Javascript brogrammiert.

Nein, im Ersnt die Chinesen waren wieder zu geizig^Wsparsam
und haben das Teil untermotorisiert.
Der Prozessor eines DSO verschwendet einen nicht geringen Teil
seiner Leistung damit, das Bild zu aktualisieren.
Wenn du bei deinem DSO die Groesse des benutzten Capture-RAMs
einstellen kasst, solltest du den mal drastisch kleiner
einstellen, und nur bei wirklichem Bedarf auf mehrere MPoints
ausdehnen.
Aendert das nichts, wuerde ich das Teil einfach zurueckschicken.
Mit einigen Sekunden Totzeit bei der Bedienung muss sich keiner
herumaergern. Das ist unakzaptabel.

von Bernd N (Gast)


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Holger T. schrieb:
> Meine Frage(n): Ist das so üblich bei modernen DSOs?

Klares NEIN.

von Werner R. (wt_r)


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Holger T. schrieb:
> Hallo. Nach 30 Jahren Benutzung eines Hameg 1005 (analog) habe ich
> mir
> nun ein Digital-Oszi gegönnt. Gestern kam das Siglent SDS1104X-E
> (100MHz, 4 Kanal) an. Nach den ersten Probemessungen bin ich enttäuscht,
> ja fast schon genervt von der Bedienung. Bei nur kurzem Antippen der
> Tasten reagieren diese nicht. Der Finger muß (geschätzt) mindestens 0,3
> Sekunden auf der Taste verbleiben, damit der Tastendruck erkannt wird.
> Danach kann es trotzdem noch (geschätzt) 1 Sekunde dauern, bis man das
> Ergebnis (die Änderung) sieht. Besonders auffällig die Navigationsknöpfe
> (siehe Bild). Die Stopp-Taste reagiert nach gefühlten 3 Sekunden!
>

Hallo Torsten,
ich habe das Siglent SDS1102X-E, die Tasten reagieren perfekt auf den 
Tastendruck.

Gruß  Werner

von Holger T. (holgert)


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Danke für die Rückmeldungen. Sie sind ja eindeutig. Gerade das 
SDS1102X-E ist ja nicht "so weit entfernt". Werde nun den Händler 
kontaktieren und überlegen wie ich weitermache (SW-Update, Ersatzgerät, 
anderes Modell, anderer Hersteller). Gruß Holger

von Daniel B. (daniel_3d)


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Hallo,
ich habe auch das SDS 1104X-E und bei mir ist die Bedienung der Tasten 
so wie man es erwartet - direkt und unverzüglich.
ich habe folgende Versionen:
Software: 6.1.35R2
Uboot-OS: 8.1
FPGA: 2019-11-15
Hardware: 01-04

Gruß Daniel

von user (Gast)


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auch teuere Oszis wie Tektronix MSO4000 haben auch so eine schlechte 
Reaktionszeit von über 1 sec und sind unbenutzbar

von DoS (Gast)


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Ich habe auch das Siglent-Oszi und bisher nur zwei negative Sachen 
feststellen können:
1. Die abgespeicherten Dateien haben kein Datum/Zeit, d.h sie haben 
keine RTC eingebaut.
2. Einmal hatte ich den Effekt, dass das Oszi beim Speichern nur so 
getan hat, als ob es speichert, in Wirklichkeit hat es alte, gelöschte 
Files wieder auf dem USB-Stick zurück geholt. das war sehr ärgerlich, 
weil meine Arbeit dadurch zerstört wurde.
Sonst finde ich das Oszi gut (für den Preis). Ein 50Ohm Eingang wäre 
schön gewesen.

von DoS (Gast)


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Nachtrag: habe das 1204.

von Holger T. (holgert)


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Nachtrag Versionsstand des Problemgerätes:
 * Software: 6.1.37R6
 * Uboot-OS: 8.2
 * FPGA: 201-07-12
 * Hardware: 01-05

Meinen Eingangspost muß ich präzisieren: Ich habe noch etwas weiter 
getestet und festgestellt, das die Verzögerungen nennenswert nur 
auftreten, wenn die Modi "Cursor", "Measure" und/oder "Decode" 
zugeschaltet sind. Der Effekt ist bei "Cursor" und "Measure" etwas 
weniger ausgeprägt, als bei "Decode". Allerdings summieren sich die 
Verzögerungszeiten offenbar - je mehr Modi zugeschaltet, desto länger 
die Verzögerung. Ich habe da in Summe Zeiten im 2-stelligen 
Sekundenbereich pro Tastendruck erreichen können. Werden während der 
Verzögerungs weitere Tasten gedrückt, gehen diese offenbar in einen 
First-In-First-Out Puffer und werden später nacheinander abgearbeitet - 
Gesamtverzögerung bis zur Ausführung der letzten Taste in den 
einstelligen Minutenbereich. Nach Zuschalten des "Roger-Piep" erscheint 
dieser nicht wie erwartet beim Drücken der Taste, sondern erst, wenn die 
entsprechende Tastenfunktion ausgeführt wird. Sieht etwas gespenstisch 
aus.
Nun bin ich verunsichert wegen der Rückgabe. Es betrifft ja 
hauptsächlich "nur" diese Sonderfunktionen... Trotzdem ist es ärgerlich, 
wenn dann nach ein paar Tastendrücken gar nichts mehr geht. Nicht mal 
der Aus-Knopf.

Zum angehängten Video: Obwohl die Stopp-Taste bei Sekunde 6 gedrückt 
wurde, kommt der dazugehörige Piep etwa bei Sekunde 13 und die Funktion 
ist erst bei Minute 1:05 abgeschlossen.

Kann mir jemand das Verhalten beim Zuschalten der o.g. Modi bestätigen?

Danke und Gruß
Holger

von Cartman (Gast)


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Was an untermotorisiert hast du jetzt genau nicht verstanden?

Wenn dann die (Anzeige-)Tasks auch noch blockierend arbeiten,
ist das Verhalten so vorprogrammiert.
Erinnert mich an das ach so "kooperative Multitasking" von
steinzeitlichen Windowsversionen.

Hast du schon, wie ich dir vorgeschlagen hatte, mal den Capturespeicher
versucht zu verkleinern? Oder geht das bei diesem Haufen Elend nicht?
Das koennte Punkte bringen...

von Holger T. (holgert)


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Cartman schrieb:
> .. den Capturespeicher versucht zu verkleinern?

Habe ich nichts dazu im Handbuch gefunden. Wäre für mich auch nicht die 
Lösung, denn der Vorteil eines Digital-Oszilloskopes ist ja grade einen 
(langen) Signalverlauf aufzuzeichnen und diesen später dann bequem 
anzusehen und auszuwerten.

von Lars R. (larsr)


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Holger T. schrieb:
> denn der Vorteil eines Digital-Oszilloskopes ist ja grade einen
> (langen) Signalverlauf aufzuzeichnen und diesen später dann bequem
> anzusehen und auszuwerten.

Das stimmt schon, aber für Cursor, Measure und solche Späßchen braucht 
man keinen ellenlangen Signalverlauf.

Passe daher deine Einstellung der jeweiligen Messung an und fokussiere 
dich auf das wesentliche, dann klappt das auch.

Man sich mit dem Thema DSO schon etwas auseinander setzen und "wild" 
darauf losmessen wollen. Wenn man ein paar Grundregeln einhält, kommt 
man auch mit den "billigen" Geräten (Rigol usw.) gut zu einem 
brauchbaren Ergebnis!

von Achim S. (Gast)


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Holger T. schrieb:
> Habe ich nichts dazu im Handbuch gefunden. Wäre für mich auch nicht die
> Lösung, denn der Vorteil eines Digital-Oszilloskopes ist ja grade einen
> (langen) Signalverlauf aufzuzeichnen und diesen später dann bequem
> anzusehen und auszuwerten.

Die Speichertiefe lässt sich zwischen 14k und 14M variieren - lockere 
drei Größenordnungen Unterschied (siehe S. 40 in 
https://www.siglent.eu/_downloads/a9e79078f6fd5e3eca34e5e2e0241a37)

Klar ist es nett, wenn man in der gespeicherten Messung etwas reinzoomen 
kann ohne dass es gleich "grobkörnig" wird. Aber wenn man es übertreibt 
und z.B. 100 mal mehr Punkte aufnimmt als eigentlich nötig, dann wird 
die Rechenzeit für die Measure- und Decode-Berechnungen natürlich in die 
Höhe gehen.

von Holger T. (holgert)


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Also das Stichwort ist Mem Depth. Ich hatte nach capture, sample count, 
sample time, u.ä. gesucht. Das zeigt mir, daß ich mich ausgiebig mit den 
Fachbegriffen und Eigenschaften eines DSO auseinandersetzen muß.
Danke für das Stichwort und die ausgiebigen Gedankenstubser von allen 
beteiligten. Gruß Holger

von Bernd (Gast)


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Holger T. schrieb:
> Ich habe noch etwas weiter
> getestet und festgestellt, das die Verzögerungen nennenswert nur
> auftreten, wenn die Modi "Cursor", "Measure" und/oder "Decode"
> zugeschaltet sind.
Wenn man bei Keysight solche Funktionen aktiviert, geht erstmal die 
Updaterate (wfm/s) runter.

Wenn dann noch der Erfassungszeitraum bzw. die Speichertiefe erhöht 
wird, leidet auch die Bedienreaktion.

Aktiviert man dann noch die FFT mit einer sehr schmalen Binbreite (<10 
Hz) ist das gute Stück nur noch am Rechnen und man wartet auf das Bild 
deutlich länger als 10 Sekunden.

Also wie schon geschrieben wurde, man sollte die Sonderfunktionen nur 
bei Bedarf einsetzen.

von Sebastian S. (dsebastian)


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Ich habe auch das SDS1104X-E und bei meinen ersten Gehversuchen die 
teilweise lange Reaktionszeit ebenfalls beobachtet.

Allerdings, wie schon teilweise erwähnt, wenn man eben alle möglichen 
Rechenfunktionen bei gleichzeitiger Messung auf allen vier Kanälen 
aktiviert. Auch schien mir eine Kombination aus hoher Speichertiefe bei 
gleichzeitig geringer "Ablenkgeschwindigkeit" (heisst das noch immer 
so?) das Gerät eher einzubremsen - Reduktion der Speichertiefe hilft.

Nachdem ich den "Spiele-und-Kennenlern"-Modus verlassen habe, ist mir 
eine lange Reaktionszeit nicht mehr aufgefallen.

von Tobias (. (Gast)


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Sebastian S. schrieb:
> Nachdem ich den "Spiele-und-Kennenlern"-Modus verlassen habe, ist mir
> eine lange Reaktionszeit nicht mehr aufgefallen.

Der Mensch gewöhnt sich an alles. Die persönliche Einschätzung verändert 
sich erst wieder, wenn man einmal mit etwas Gutem gearbeitet hat, dann 
nach Hause kommt und mit seinem eigenen Kram in der Hobbywerkstatt 
arbeiten muss. Ging mir so: Ich bin siet Januar in einer anderen 
Abteilung, wo ich wieder mehr Elektronikmessungen mache und wir haben 
einen Gerätepark, wo sich manch einer die Finger lecken würde.

Zur Frage nach dem Siglent: Sind die höherpreisigen Serien auch so 
schneckig ausgestattet?

von Sebastian S. (dsebastian)


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Tobias N. schrieb:
> Der Mensch gewöhnt sich an alles

Nee, so war das nicht gemeint. Ein neuer PC wird vielleicht in der 
Anfangsphase ausgiebig an seiner Leistungsgrenze getestet - und danach 
im Normalbetrieb einfach seinen Job zu machen. Mit einem 300PS Auto 
fahre ich auch nicht ständig Vollgas, auf dem Herd sind nur selten alle 
vier Platten und der Ofen an, die Musikanlage selten voll aufgedreht ... 
und so muss eben ein Scope eben nicht ständig auf allen vier Kanälen 
alles gleichzeitig machen. Wer es dennoch braucht, soll sich was 
Größeres kaufen oder eben berücksichtigen, dass das Ding unter 500€ 
kostet.

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