Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Schaltvermögen Feinsicherung


von Dirk L. (garagenwirt)


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Wie hoch ist das sichere Schaltvermögen einer Feinsicherung?
Kann man damit 230 Volt im Steuerstromkreis (Taster, Relais) sicher 
abschalten?
Oder kann da etwas durchschlagen?

von Sebastian R. (sebastian_r569)


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Kommt drauf an.

Die Antwort darauf findet sich im Datenblatt der entsprechendne 
Sicherung.

von DoS (Gast)


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Schaltet sicher ab. Ein Anhaltswert dafür ist der I^2t-Wert. Wenn du die 
Sicherung um Faktoren überfähhrst, geht es sogar schneller. Seit den 
60ern gibt es Doktorarbeiten und Bücher, die sich ausschließlich mit dem 
Schmelzen von Schmelzsicherungen beschäftigen. Die Spannung sollte 
eingehalten werden, damit der Lichtbogen aus geht, also eine nomale 
Feinsicherung bei 2kV DC ist keine gute Idee.

von Bauform B. (bauformb)


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Dirk L. schrieb:
> Wie hoch ist das sichere Schaltvermögen einer Feinsicherung?

Ganz grob über den Daumen:
5x20mm im Glasrohr, ohne Sand: viel zu niedrig
5x20mm im Glasrohr, mit Sand: zu niedrig
5x20mm im Keramikrohr: für 230V aus der Schukosteckdose ausreichend
größer als 5x20mm: das weiß nur das Datenblatt

> Kann man damit 230 Volt im Steuerstromkreis (Taster, Relais) sicher
> abschalten?

Es kommt nämlich auch darauf an, wo im 230V-Netz die Sicherung sitzt. 
Direkt hinter den Zähler rechnet man mit mindestens 6000A 
Kurzschlußstrom. Auch eine Keramiksicherung kann nur 1500A abschalten. 
Man hofft, dass die Leitungen vom Zähler bis zur Sicherung den Strom 
soweit begrenzen (tun sie normal auch).

> Oder kann da etwas durchschlagen?
1
Die korrekte Funktion der Lichtbogenlöschung ist im Wesentlichen
2
abhängig von der Körnung, der Reinheit und der Packungsdichte des
3
verwendeten Quarzsandes. Das Löschmittel muss absolut frei von
4
organischen Verbindungen sein. Die den Quarzsand oft begleitenden
5
Feldspat-Bestandteile müssen vollständig entfernt werden, da
6
Feldspat den Glasfluss des Sandes fördert. Glasfluss im Inneren
7
eines Sicherungseinsatzes darf nicht eintreten, weil Glas im
8
glühenden Zustand elektrisch leitend ist.
https://de.wikipedia.org/wiki/Schmelzsicherung#GerC3%A4teschutzsicherungen_(Feinsicherungen)

: Bearbeitet durch User
von Armin X. (werweiswas)


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Was können Feinsicherungen schalten...

Links 6 x 30mm Keramikrohr sandgefüllt
Mitte 5 x 20mm Sandgefüllt
Rechts ohne alles mit robustem Shunt

Alle an knapp 700VDC...
https://www.youtube.com/watch?v=YyCtz7Ow0dI

von MaWin (Gast)


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Dirk L. schrieb:
> Wie hoch ist das sichere Schaltvermögen einer Feinsicherung

Unterschiedlich, steht im Datenblatt.

Die billigen Gerätesicherungen aka Sekundärsicherungen nur 35A, die 
Netzsicherungen oft 1500A und die teuren Messgerätesicherungen auch mal 
10000A.

DoS schrieb:
> Schaltet sicher ab.

Blödsinn.

von Dieter W. (dds5)


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Seit vielen Jahren wird das Schaltvermögen der handelsüblichen Größen 
5x20 und 6,3x32mm mit einem Buchstaben gekennzeichnet.

L: niedrig, 10-facher Nennstrom, mindestens 35 A
E: erhöht, mindestens 100 A
H: hoch, mindestens 1500 A

Diese Werte gelten bis zur Nennspannung - meistens 250V.

von Dirk L. (garagenwirt)


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Dieter W. schrieb:
> Seit vielen Jahren wird das Schaltvermögen der handelsüblichen Größen
> 5x20 und 6,3x32mm mit einem Buchstaben gekennzeichnet.
>
> L: niedrig, 10-facher Nennstrom, mindestens 35 A
> E: erhöht, mindestens 100 A
> H: hoch, mindestens 1500 A
>
> Diese Werte gelten bis zur Nennspannung - meistens 250V.

Wenn also die Netzseitige Sicherung ein B10 Automat ist, sollte das wohl 
in Ordnung gehen?

von Klaus B. (butzo)


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Dirk L. schrieb:
> Wie hoch ist das sichere Schaltvermögen einer Feinsicherung?
> Kann man damit 230 Volt im Steuerstromkreis (Taster, Relais) sicher
> abschalten?
Der Begriff Messkategorie hilft weiter:
https://de.wikipedia.org/wiki/Messkategorie

Hinter der Steckdose die mit einem Leitungsschutzschalter abgesichert 
ist ist der maximale Kurzschlussstrom niedriger als vor der 
"Hauptsicherung" oder am Abgang eines Ortsnetztrafos.

> Oder kann da etwas durchschlagen?
Sicherung mit passendem Abschaltvermögen auswählen, DC ist noch 
diffiziler.

Steuerstromkreise in Schaltschränken sollten normalerweise eine 
Sicherung haben, dann sind die nachgeschalteten Feinsicherungen 
normalerweise ausreichend.

Der Youtube Link eines Vorposters ist super.
Messe gelegentlich an 750 VDC, nehme kein 20 Euro Multimeter dafür und 
prüfe eher dreimal ob die Messleitungen in den richtigen Buchsen 
stecken.


Butzo*aussen

von Stefan F. (Gast)


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Armin X. schrieb:
> Was können Feinsicherungen schalten...
> Alle an knapp 700VDC...
> https://www.youtube.com/watch?v=YyCtz7Ow0dI

Holla, das kracht ja richtig. Wenn einem das in der Hand passiert ...

von Andrew T. (marsufant)


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Dirk L. schrieb:
> Wenn also die Netzseitige Sicherung ein B10 Automat ist, sollte das wohl
> in Ordnung gehen?

Es ist beim B10A LSS dann in Ordnung. Ebenfalls bei einem B16  LSS

von oszi40 (Gast)


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> in Ordnung gehen?
Ganz so einfach ist die Frage nicht zu beantworten. Bei einem totalen 
Kurzschluss 5x20 können die auch die Glassplitter noch bis ins Auge 
fliegen. Es kommt auch etwas auf den jeweiligen Aufbau und die Leistung 
an.
5x20T 400mA tropenfest haben schon 10A-Automaten ausgelöst.

Deswegen sollte man möglichst die richtigen Sicherungen benutzen. Die 
Hersteller haben Datenblätter dazu. z.B. 
https://www.eska-fuses.de/sicherungen-passive-bauelemente/sicherungen/feinsicherungen/5x20mm

von Peter L. (oe6loe)


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bei der Sicherungswahl (>10A) berücksichtigen, dass diese bei 
Impulsbelastung teilweise extrem schnell altern und vorzeitig auslösen 
können.
Der Strom erwärmt den Sicherungsdraht, dieser dehnt sich dadurch aus , 
ohne Stromfluss verkürzt er sich wieder.
Weil aber gerade die hochabschaltenden Sicherungen mit Quarzsand gefüllt 
sind, geht das nicht lange gut.
In diesem Fall ist es besser, sich auf die bauseitige Sicherung zu 
verlassen.

von Andrew T. (marsufant)


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oszi40 schrieb:
> 5x20T 400mA tropenfest haben schon 10A-Automaten ausgelöst.

Nö, schon wegen der Selektivität nicht.
Es sei denn die 10A waren schon mit 12A eines anderen Verbrauchers 
vorbelastet.

somit: urban legend.

von Name: (Gast)


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Dirk L. schrieb:
> Wie hoch ist das sichere Schaltvermögen einer Feinsicherung?
> Kann man damit 230 Volt im Steuerstromkreis (Taster, Relais) sicher
> abschalten?
> Oder kann da etwas durchschlagen?

ja, es kann.

Man kuckt hier:
https://www.eska-fuses.de/sicherungen-passive-bauelemente/sicherungen/feinsicherungen/5x20mm

"Bemessungsschaltvermögen: 250A". Mehr kann sie nicht garantiert 
abschalten.

Das wofür man sie verwendet, also Gerätesicherungen für Netzspannung ist 
ok. Dass da bei einem internen Fehler gleich so hohe Ströme fließen ist 
selten, und in dem Fall greift dann aber der LS-Schalter einigermaßen 
zeitnahe.

Der Zweck ist ja eher, Folgeschäden im Gerät zu vermeiden und 
Brandschutz.

Wenn das dann aber sicherheitskritisch wird, reicht sowas nicht mehr. 
Sicherheitskritisch wäre, wenn eine Schutzfunktion davon abhängt.

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